Jahresbericht 2000 - Deutsche Alpenvereinssektion Berchtesgaden
Jahresbericht 2000 - Deutsche Alpenvereinssektion Berchtesgaden
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Frühaufsteher können einem gesungenen orthodoxen Gottesdienst beiwohnen<br />
– Frühstück gibt es in den Restaurants so zeitig ohnehin nicht. Ein Bus<br />
um 9 Uhr fährt durch viele Bergdörfer mit üppigen Gemüse- und Blumengärten<br />
nach Westen bis in die nun sehr staubige Ebene, in der gerade die<br />
Straße zwischen Sofia und Blagoevgrad verbreitert wird. In Dubniza hat man<br />
Anschluß nach Sofia, wo der Bus das Witoscha-Massiv umrundet und am Busbahnhof<br />
Ost endet, von dem aus mehrere Straßenbahnlinien ins Zentrum<br />
führen. Die beschriebene 5-tägige Wanderung kann um einen Tag verkürzt<br />
werden, indem man nach der Maljovica direkt zur Ivan Vasov Hütte abzweigt.<br />
Die kürzeste Überschreitung des Rila-Gebirges dauert sogar nur drei Tage –<br />
hierbei steigt man von der Maljovica gleich zum Rila-Kloster ab. Allerdings ist<br />
der Kontrast zwischen den recht quirligen “Sieben Seen” und den riesigen<br />
weltverlorenen Hochflächen so reizvoll, daß sich die zusätzlichen Wandertage<br />
sehr lohnen. Die hinreichend genaue Wanderkarte “Verila – Rila 2; Goljam<br />
Debelec – Marinkovica” (1: 50.000) ist zum Beispiel in Sofia bei der Reiseagentur<br />
“Odysseia” erhältlich (Boulevard Alexander Stambouliski 20W; odysseia@omega.bg).<br />
Die Mitarbeiter von Odysseia beraten kompetent und stellen<br />
gegen eine geringe Gebühr auch persönliche Wunschtouren zusammen.<br />
Nur auf der Rilski Ezera Hütte und am Rila-Kloster kann man sich mit Englisch<br />
verständlich machen, ansonsten ist man auf ein paar bulgarische Sätze<br />
angewiesen, die man etwa im “Kauderwelsch-Sprachführer Bulgarisch” (rund<br />
15 DM, Peter Rumpp Verlag) findet. Die Hauptwege sind mit farbigen Balken<br />
ausreichend markiert, alle Richtungsschilder sind jedoch ausschließlich kyrillisch<br />
beschriftet und oft bis zur Unleserlichkeit verblichen. Neuschnee oder<br />
Nebel machen viele Wegstrecken unauffindbar, man kann dann aber den<br />
schwarz-gelben Markierungsstangen der Winterwege folgen. Alpenüblicher<br />
Hüttenkomfort fehlt weitgehend, das Essen ist sehr einfach, und die sanitären<br />
Einrichtungen beschränken sich oft auf Stehklo und Kaltwasser.<br />
Für nicht sonderlich komfortbedüftige Wanderer ist das Rila-Gebirge überaus<br />
empfehlenswert. Die Hauptwege sind technisch problemlos, was man bereits<br />
an den vielen Roßäpfeln erkennt. Wer sich unterfordert fühlt, findet zahlreiche<br />
lohnende Ziele, die noch einsamer sind als die beschriebenen Wegstrecken.<br />
Im Herbst ist das Wetter vergleichsweise stabil, es kann allerdings<br />
Wetterstürze geben (eine Woche vor meiner Wanderung gab es mehrere Zentimeter<br />
Neuschnee, der allerdings – Bulgarien ist ein sehr südliches Land ! –<br />
nur zwei Tage liegenblieb). Das Hauptproblem der Gegend ist die große<br />
Trockenheit, daher sollte man abseits der Seen bei den Überschreitungen genug<br />
Wasser mitnehmen. Im Sommer <strong>2000</strong> verursachten mehrere Hitzewellen<br />
umfangreiche Waldbrände, die sogar das Rila-Kloster gefährdeten.<br />
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