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1897 bis 1945 – Ein Blick in die Geschichte

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<strong>1897</strong> <strong>bis</strong> <strong>1945</strong> <strong>–</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong> blick <strong>in</strong> diE GEschichtE 64 65<br />

auf spurEnsuchE <strong>in</strong> lEipziG <strong>–</strong> dEr EwiGE (untEr)miEtEr!<br />

Festschrift zur Eröffnung<br />

des neuen Gebäudes<br />

der Handelshochschule<br />

Etwa ab Ende 1907 kam <strong>die</strong> Sache dann offensichtlich<br />

<strong>in</strong>s Rollen, denn der Senat der Handelshochschule<br />

beriet im November Bauangelegenheiten. Der<br />

Platz, östlich der Nikolaikirche und <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe der Universität gelegen, war günstig gewählt.<br />

Offenbar verliefen <strong>die</strong> vorbereitenden Planungen etwas<br />

zögerlich, denn am 1. April 1908 wendete sich der<br />

Vorsitzende des Senats der Handelshochschule, Professor<br />

Bücher, mit e<strong>in</strong>er Denkschrift wegen der nach<br />

se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung zu lang veranschlagten Bauzeit an<br />

das zuständige Königliche Sächsische M<strong>in</strong>isterium<br />

des Inneren. Etwa ab Mitte 1908 begannen dann <strong>die</strong><br />

Bautätigkeiten; der Architekt und Baumeister Hermann<br />

Schmidt führte den Auftrag nach Schumachers<br />

Entwürfen aus.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal trübte sich <strong>die</strong> Freude, als das Rentamt<br />

der Universität im März 1908 dem Senat der<br />

Handelshochschule mitteilte, der Senat der Universität<br />

hege Bedenken wegen der zu langen Vertragsb<strong>in</strong>dung<br />

(Handelskammer und Senat der Handelshochschule<br />

hatten e<strong>in</strong>en Vertrag für 35 Jahre <strong>in</strong>s Auge<br />

gefasst), weil er bei e<strong>in</strong>er so langen Laufzeit möglicherweise<br />

auftretenden Eigenbedarf der Universität<br />

nicht gebührend berücksich tigt sehe und offeriere<br />

deshalb e<strong>in</strong>e 3­jährige Kündigungsfrist.<br />

Der Senat der Handelshochschule und <strong>die</strong> Handelskammer<br />

hielten <strong>die</strong>s wegen der damit für <strong>die</strong><br />

Handelshochschule verbundenen Unwägbarkeiten für<br />

unannehmbar und konnten sich schließlich mit dem<br />

Rentamt auf e<strong>in</strong>e Dauer von 15 Jahren mit Option<br />

zur Verlängerung e<strong>in</strong>igen (<strong>in</strong> der Tat hat später <strong>die</strong><br />

Universität mehrfach versucht, <strong>die</strong>se Vertragslage,<br />

vor allem <strong>in</strong> Zeiten, da Unstimmigkeiten zwischen<br />

ihr und der Handelshochschule auftraten, als Druck­<br />

Gedenktafel für im Ersten Weltkrieg gefallene Studenten<br />

im Foyer des Gebäudes Ritterstraße 8/10<br />

Albert<strong>in</strong>um, <strong>Blick</strong> <strong>in</strong> den Universitätshof Augusteum vor dem Ersten Weltkrieg<br />

mittel auszunutzen, <strong>in</strong>dem plötzlich dr<strong>in</strong>gender Eigenbedarf<br />

angemeldet wurde).<br />

Aber schließlich war der Bau, den man heute noch<br />

als Universitätsgebäude unter der Bezeichnung Geschwister­Scholl­Haus,<br />

östlich der Nikolai­Kirche gelegen,<br />

<strong>in</strong> alter Schönheit bewundern kann, fertig gestellt.<br />

Auf dem Schild l<strong>in</strong>ks neben dem <strong>E<strong>in</strong></strong>gang ist zu lesen<br />

»Erbaut 1908/10 nach Entwürfen von Professor<br />

Schumacher«. Den Bezug zur Handelshochschule<br />

stellen <strong>die</strong> rechts und l<strong>in</strong>ks über der Tore<strong>in</strong>fassung<br />

<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gemeißelten Inschriften »Handel verb<strong>in</strong>det<br />

<strong>die</strong> Völker« und »Handel schafft Wandel« her.<br />

Die bildlichen Elemente im und am Gebäude stammen<br />

von dem Dresdner Bildhauer Georg Wrba, der<br />

auch den Brunnen h<strong>in</strong>ter dem am 7. Oktober 1905<br />

eröffneten Neuen Rathaus figürlich gestaltet hat.<br />

Dem Architekten ist es meisterhaft gelungen, dem<br />

damaligen Raumbedürfnis der Handelshochschule<br />

auf dem verfügbaren sehr engen und allseitig begrenzten<br />

Platz gerecht zu werden. Das Gebäude<br />

gleicht sich den angrenzenden Häuserreihen <strong>in</strong> angemessener<br />

Weise an, e<strong>in</strong>e Hervorhebung aus der<br />

Häuserfront bildet lediglich der runde, <strong>bis</strong> zum Dach<br />

geführte Vorbau, der sich aus den Pfeilern des Portals<br />

heraus entwickelt. Herausgestellte Architekturteile<br />

aus rotem Rochlitzer Porphyr und mit grauem<br />

Terranovaputz gestaltete Flächen steigern <strong>die</strong> Außenwirkung.<br />

Die Inbesitznahme des Gebäudes am 23. April 1910<br />

geschah im Rahmen e<strong>in</strong>es Festaktes. 3<br />

Am 18. Januar 1926 fand e<strong>in</strong>e Feier anlässlich der<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>weihung e<strong>in</strong>er von dem Leipziger Bildhauer Professor<br />

Pfeifer geschaffenen Gedenktafel für <strong>die</strong> im<br />

Ersten Weltkrieg gefallenen Stu<strong>die</strong>renden der Handelshochschule<br />

statt. Die Tafel war im Foyer der Handelshochschule<br />

angebracht, muss aber bereits kurz<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entfernt<br />

worden se<strong>in</strong>; über ihren weiteren Verbleib ist nichts<br />

bekannt. Die gezeigte Abbildung stammt aus den<br />

e<strong>in</strong>schlägigen Rektoratsakten von 1926.<br />

So entwickelte sich ab 1910 <strong>die</strong> Ritterstraße zum<br />

Zentrum für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden der Handelshochschule,<br />

von dem aus sie alle anderen für ihr Studium wichtigen<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>richtungen <strong>in</strong> kürzester Zeit und zu Fuß<br />

erreichen konnten. Das bezog sich auf <strong>die</strong> Hörsäle<br />

der Universität am Augustusplatz, <strong>die</strong> Bibliothek der<br />

Handelskammer im Gebäude der Neuen Börse, <strong>die</strong><br />

Univer sitätsbibliothek <strong>in</strong> der Beethovenstraße (Albert<strong>in</strong>a),<br />

aber auch auf <strong>die</strong> akademische Lesehalle der<br />

Universität <strong>in</strong> der Universitätsstraße 7/9.

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