Niedersächsisches Kultusministerium Einheitliche ...
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<strong>Niedersächsisches</strong> <strong>Kultusministerium</strong><br />
<strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen<br />
in der Abiturprüfung<br />
im Lande Niedersachsen<br />
für die Unterrichtsfächer<br />
Betriebswirtschaft mit<br />
Rechnungswesen/Controlling<br />
Informationsverarbeitung<br />
Volkswirtschaft<br />
im<br />
Fachgymnasium – Wirtschaft –<br />
Stand: Juni 2003
Herausgeber: <strong>Niedersächsisches</strong> <strong>Kultusministerium</strong><br />
Schiffgraben 12, 30159 Hannover<br />
Postfach 1 61, 30001 Hannover<br />
Hannover, Juni 2003<br />
Nachdruck zulässig<br />
Bezugsadresse: http://www.bbs.nibis.de
An der Erarbeitung dieser <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen haben mitgewirkt:<br />
Beckermann, Stefan, StD, BBS Salzgitter (Berater)<br />
Bittner, Antje, OStR´n, BBS I Emden<br />
Boomgaarden, Hero Georg, OStD, BBS I Emden (Berater)<br />
Dembski, Dagmar, StD´n, BBS Uelzen<br />
Diegel-Barkela, Claudia, StD´n, BBS I Leer (Beraterin)<br />
Geers, Werner, OStR, BBS Papenburg<br />
Dr. Getsch, Ulrich, StD, Universität Göttingen (Berater)<br />
Korbes, Thomas, OStR, BBS II Celle (Berater)<br />
Roggenbrodt, Gerd, StD, BBS I Celle (Berater)<br />
Ronsdorf, Klaus, LRSD, Bez. Reg. Hannover (Berater)<br />
Samusch, Reinhard, StR, BBS Norden<br />
Seemann-Weymar, Heiko, StD, BBS I Göttingen (Kommissionsleiter)<br />
Wendeburg, Christoph, StD, BBS Soltau<br />
Redaktion:<br />
Rotraud Diestelhorst<br />
<strong>Niedersächsisches</strong> Landesinstitut für Schulentwicklung und Bildung (NLI)<br />
Keßlerstraße 52<br />
31134 Hildesheim<br />
Fachbereich 1, –Ständige Arbeitsgruppe für die Entwicklung und Erprobung beruflicher<br />
Curricula und Materialien (STAG für CUM)–
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Fächerübergreifende Aspekte 1<br />
1.1 Vorbemerkungen 1<br />
1.2 Kompetenzen 1<br />
1.3 Anforderungsbereiche 2<br />
1.3.1 Allgemeine Hinweise 2<br />
1.3.2 Fächerübergreifende Beschreibung der Anforderungsbereiche 2<br />
1.4 Schriftliche Prüfung 3<br />
1.4.1 Einzureichende Unterlagen im Rahmen der schriftlichen<br />
Prüfung 4<br />
1.4.2 Bewertung der schriftlichen Prüfungsleistungen 4<br />
2 <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in den Unterrichtsfächern 6<br />
2.1 Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling 6<br />
2.1.1 Kompetenzen 6<br />
2.1.2 Schriftliche Prüfung 6<br />
2.1.2.1 Grundsätze zur Aufgabenerstellung 6<br />
2.1.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 8<br />
2.1.3 Mündliche Prüfung 43<br />
2.1.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 43<br />
2.1.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />
Prüfung 43<br />
2.1.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung 46<br />
2.2 Informationsverarbeitung 59<br />
2.2.1 Kompetenzen 59<br />
2.2.2 Schriftliche Prüfung 59<br />
2.2.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung 59<br />
2.2.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 61<br />
2.2.3 Mündliche Prüfung 77<br />
2.2.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 77<br />
2.2.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />
Prüfung 78<br />
2.2.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung 79<br />
2.3 Volkswirtschaft 82<br />
2.3.1 Kompetenzen 82<br />
2.3.2 Schriftliche Prüfung 82<br />
2.3.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung 82<br />
2.3.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 84<br />
2.3.3 Mündliche Prüfung 112<br />
2.3.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 112<br />
2.3.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />
Prüfung 113<br />
2.3.3.3 Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung 116
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1 Fächerübergreifende Aspekte 1<br />
1.1 Vorbemerkungen<br />
Die <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung im Lande Niedersachsen<br />
dienen dazu, die Vergleichbarkeit der Aufgaben, Anforderungen und Verfahren<br />
in der Abiturprüfung zu gewährleisten.<br />
Die <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung im Lande Niedersachsen<br />
für die Unterrichtsfächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/<br />
Controlling, Informationsverarbeitung und Volkswirtschaft folgen der Vereinbarung<br />
über <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (Beschluss der<br />
Kultusministerkonferenz vom 01.06.1979 i. d. F. vom 01.12.1989) und den <strong>Einheitliche</strong>n<br />
Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Wirtschaft (Beschluss der<br />
Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989).<br />
Sie regeln in Verbindung mit den jeweils gültigen Niedersächsischen Rahmenrichtlinien<br />
und der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im<br />
Fachgymnasium, im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) die Anforderungen<br />
in der Abiturprüfung für die Fächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling,<br />
Informationsverarbeitung und Volkswirtschaft.<br />
Sie enthalten<br />
eine Beschreibung von Kompetenzen, die in diesen Unterrichtsfächern nachzuweisen<br />
sind sowie Hinweise auf mögliche Inhalte und Methoden<br />
eine Unterscheidung und Beschreibung der verschiedenen Anforderungsniveaus<br />
in den Prüfungsaufgaben<br />
Kriterien, mit deren Hilfe beurteilt werden kann, ob Prüfungsaufgaben das<br />
anzustrebende Anspruchsniveau erreichen<br />
Angaben über die Art der Aufgabenstellung und fächerübergreifenden Aspekte<br />
Hinweise zur Erstellung von schriftlichen und mündlichen Prüfungsaufgaben<br />
einschließlich formaler Anforderungen<br />
Hinweise zur Bewertung von Prüfungsleistungen<br />
Aufgabenbeispiele für die schriftlichen Prüfungen mit einer Beschreibung der<br />
Schwerpunktsetzungen, der unterrichtlichen Voraussetzungen, des Erwartungshorizontes<br />
und einer Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung.<br />
1.2 Kompetenzen<br />
Im Unterricht der Fächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling, Informationsverarbeitung<br />
und Volkswirtschaft wird neben der beruflichen auch eine<br />
umfassende Handlungskompetenz sowie die allgemeine Studierfähigkeit vermittelt.<br />
Diese Kompetenzen sollen in der Abiturprüfung festgestellt und bewertet werden.<br />
Zentrale Bezugspunkte der Abiturprüfung stellen die Zielsetzungen der Rahmenrichtlinien<br />
für den Unterricht in den fachrichtungsbezogenen Unterrichtsfächern<br />
des Fachgymnasiums – Wirtschaft – dar.<br />
1 Neben diesen für alle drei Fächer geltenden Bestimmungen werden im Kapitel 2 fachspezifische<br />
Prüfungsanforderungen und Hinweise formuliert.<br />
1
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1.3 Anforderungsbereiche<br />
1.3.1 Allgemeine Hinweise<br />
Die Anforderungen in der Abiturprüfung unterscheiden sich nach der Art, der<br />
Komplexität und dem Grad der Selbstständigkeit der geforderten Leistung. Durch<br />
Zusammenfassen ähnlicher Anforderungen werden drei Anforderungsbereiche gebildet.<br />
Sie dienen als Hilfsmittel für die Aufgabenstellung, die Beschreibung der<br />
erwarteten Leistungen und deren Bewertung. Sie sollen Einseitigkeit in der Aufgabenstellung<br />
vermeiden helfen, die Anforderungen transparenter machen und zu<br />
einer differenzierten Leistungsbewertung beitragen. Die drei Anforderungsbereiche<br />
sind in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu sehen und nicht klar zu trennen. Daher<br />
ergeben sich in der Praxis der Aufgabenstellung bei der Zuordnung der Teilaufgaben<br />
zu Anforderungsbereichen Überschneidungen. Teilaufgaben müssen und<br />
können nicht immer nur jeweils einem Anforderungsbereich zugeordnet werden;<br />
vielfach lässt sich die geforderte Leistung jedoch überwiegend einem Anforderungsbereich<br />
zuordnen.<br />
Die Reihenfolge der Anforderungsbereiche entspricht der zunehmenden Selbstständigkeit<br />
der geforderten Prüfungsleistung. Dabei ist der Grad der Selbstständigkeit<br />
der geforderten Prüfungsleistung abhängig von den jeweiligen Unterrichtsvoraussetzungen.<br />
Methodische Kompetenzen, wie z. B. Materialaufbereitung und -auswertung, Ergebnisdarstellung<br />
und -beurteilung müssen so einbezogen werden, dass unterschiedliche<br />
Anforderungsbereiche angesprochen werden.<br />
1.3.2 Fächerübergreifende Beschreibung der Anforderungsbereiche<br />
Jeder Aufgabenvorschlag für die schriftliche Abiturprüfung muss sich auf alle im<br />
Folgenden beschriebenen Anforderungsbereiche erstrecken. Das Schwergewicht<br />
der zu erbringenden Prüfungsleistungen liegt im Anforderungsbereich II. Daneben<br />
sind die Anforderungsbereiche I und III angemessen zu berücksichtigen, und zwar<br />
Anforderungsbereich I in höherem Maße als Anforderungsbereich III.<br />
Anforderungsbereich I<br />
Der Anforderungsbereich I umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten aus einem<br />
abgegrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang und die Beschreibung, Darstellung<br />
und Anwendung gelernter und geübter Arbeitstechniken in einem begrenzten<br />
Gebiet und in einem wiederholenden Zusammenhang.<br />
Anforderungsbereich II<br />
Der Anforderungsbereich II umfasst selbstständiges Erklären, Ordnen und Verarbeiten<br />
mehrerer bekannter Sachverhalte unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einer<br />
zusammenhängenden Darstellung, selbstständiges Übertragen des Gelernten auf<br />
vergleichbare neue Situationen. Dabei kann es entweder um veränderte Fragestellungen<br />
oder um veränderte Sachzusammenhänge oder um abgewandelte Verfahrensweisen<br />
gehen.<br />
Anforderungsbereich III<br />
Der Anforderungsbereich III umfasst planmäßiges Verarbeiten komplexer Gegebenheiten<br />
mit dem Ziel, zu selbstständigen Gestaltungen bzw. Deutungen, Folgerungen,<br />
Begründungen, Wertungen zu gelangen. Dabei werden aus den gelernten<br />
Denkmethoden bzw. Lösungsverfahren die zur Bewältigung der Aufgabe geeigneten<br />
selbstständig ausgewählt und einer neuen Problemstellung angepasst.<br />
2
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1.4 Schriftliche Prüfung<br />
Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen<br />
sind, ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im<br />
Fachgymnasium, im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils<br />
geltenden Fassung geregelt.<br />
Genauere Angaben zu den inhaltlichen Schwerpunktbildungen in den jeweiligen<br />
Aufgabenvorschlägen, den Rahmenrichtlinienbezügen und den Grundsätzen zur<br />
Aufgabenerstellung befinden sich bei fachspezifischen Ausführungen zu den einzelnen<br />
Unterrichtsfächern (siehe Kapitel 2).<br />
Für alle drei Fächer werden im Rahmen dieser <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen<br />
folgende Grundsätze formuliert:<br />
Aufgabenstellungen, die im Unterricht bereits so eingehend behandelt worden<br />
sind oder die einer bearbeiteten Aufgabenstellung so nahe stehen, dass ihre<br />
Lösung keine selbstständige Leistung erfordert, dürfen nicht vorgeschlagen<br />
werden. Jedoch muss für alle Aufgabenstellungen der Bezug zum vorausgegangenen<br />
Unterricht vorhanden und erkennbar sein.<br />
Die Übernahme von Aufgabenstellungen aus allgemein zugänglichen Quellen<br />
ist unzulässig.<br />
Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen („Binnenpunkte“)<br />
eine Orientierung bei der Bearbeitung der schriftlichen Prüfungsaufgabe<br />
geboten werden.<br />
Der Umfang der Materialvorlage muss in einem angemessenen Verhältnis zur<br />
Bearbeitungszeit und zur Aufgabenstellung stehen. Erläuterungen können beigefügt<br />
werden, soweit sie zum Verständnis der Materialien und zur Lösung der<br />
Aufgabenstellung notwendig sind. Quellen sind grundsätzlich anzugeben;<br />
Textkürzungen sind kenntlich zu machen.<br />
Für die Bearbeitung der Aufgabenstellungen ist die Verwendung eines Wörterbuches<br />
der deutschen Rechtschreibung gestattet. Die Benutzung eines Taschenrechners<br />
und eines Arbeitsplatzcomputers ist gestattet, wenn alle Prüflinge<br />
der gleichen Gruppe gleichwertige Geräte bzw. Programme benutzen können.<br />
Weitere Hilfsmittel bedürfen der Genehmigung.<br />
Zur Erleichterung des Verfahrens der Auswahl und Genehmigung der Prüfungsaufgaben<br />
sind alle Aufgabenvorschläge mit Hilfe einer aktuell gebräuchlichen<br />
Software zu erstellen. Dabei ist die Geheimhaltung u. a. durch Sicherheitsmaßnahmen<br />
bei der Datenspeicherung und beim Datentransfer zu gewährleisten.<br />
Bei der Verwendung von Arbeitsplatzcomputern ist sicherzustellen, dass während<br />
der Prüfung Informationen und Ergebnisse nicht aufgrund technischer<br />
Möglichkeiten beschafft bzw. ausgetauscht werden können. Um bei technischen<br />
Problemen angemessen reagieren zu können, ist die Anwesenheit von<br />
zwei Aufsichtspersonen erforderlich. Die dauerhafte Sicherung und Archivierung<br />
der Prüfungsergebnisse ist zu gewährleisten.<br />
3
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1.4.1 Einzureichende Unterlagen im Rahmen der<br />
schriftlichen Prüfung<br />
Für jeden Aufgabenvorschlag sind einzureichen:<br />
1. das Thema einschließlich der Teilaufgaben,<br />
2. eine Materialvorlage mit Angabe der Fundstellen (evtl. mit Disketten, CD-<br />
ROM o. Ä.),<br />
3. eine kurze Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Thema bzw. Aufgaben<br />
und vorausgegangenem Unterricht (inklusive einer Angabe der<br />
Kursthemen und Lerngebiete),<br />
4. eine knappe Darstellung der erwarteten Prüfungsleistung zu allen Teilaufgaben,<br />
aus der die Anforderungen hinsichtlich Umfang und Komplexität<br />
erkennbar werden (eine Wiederholung der Aufgabenstellungen in anderer<br />
Form ist nicht zulässig),<br />
5. eine Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen sowie<br />
ein Ausweis der Anteile der Anforderungsbereiche im Rahmen der Gesamtpunktzahl,<br />
6. eine Angabe der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, die der Genehmigung<br />
durch die Schulbehörde bedürfen,<br />
7. die Versicherung der Geheimhaltung.<br />
1.4.2 Bewertung der schriftlichen Prüfungsleistungen<br />
Die Bewertung unterliegt der besonderen pädagogischen Verantwortung des Beurteilenden.<br />
Dabei ist die Prüfungsleistung grundsätzlich als Ganzes zu sehen.<br />
Grundlage für die Bewertung der Leistung sind die Anforderungen, die in der Aufgabenstellung<br />
und in der Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung enthalten<br />
sind. Von den Erwartungen abweichende Leistungen sind in die Bewertung<br />
einzubeziehen, sofern sie im Rahmen der Aufgabenstellung auch sinnvolle<br />
Lösungen darstellen. Berücksichtigt wird die Art der Bearbeitung in den<br />
verschiedenen Anforderungsbereichen unter den Aspekten der Qualität, der<br />
Quantität und der Darstellungsweise.<br />
Zum Aspekt der Qualität gehören u. a.<br />
Erfassung der Aufgabe<br />
Genauigkeit der Kenntnisse und Einsichten<br />
Stimmigkeit und Differenziertheit der Aussage<br />
Herausarbeitung des Wesentlichen<br />
Anspruchsniveau der Problemerfassung<br />
Sicherheit in der Beherrschung der Methoden und der Fachsprache.<br />
Zum Aspekt der Quantität gehören u. a.<br />
Umfang der Kenntnisse und Einsichten<br />
Breite der Argumentationsbasis<br />
Vielfalt der Aspekte und Bezüge.<br />
Zum Aspekt der Darstellungsweise gehören u. a.<br />
Klarheit und Eindeutigkeit der Aussage<br />
Angemessenheit der Darstellung<br />
Übersichtlichkeit der Stoffanordnung.<br />
4
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Die Note „ausreichend“ (05 Punkte) kann erteilt werden, wenn<br />
zentrale Aussagen und bestimmende Merkmale eines Textes (Materials) in<br />
Grundzügen erfasst sind<br />
die Aussagen auf die Aufgabenstellung bezogen sind<br />
dabei grundlegende fachspezifische Verfahren und Begriffe angewendet werden<br />
die Darstellung im Wesentlichen verständlich ausgeführt und erkennbar geordnet<br />
ist.<br />
Ein mit „gut“ oder „sehr gut“ beurteiltes Prüfungsergebnis setzt Leistungen im Anforderungsbereich<br />
III voraus.<br />
Bei der Bewertung der gesamten Prüfungsleistung werden die Teilaufgaben zunächst<br />
für sich bewertet; aus der Bewertung der Teilaufgaben wird entsprechend<br />
des vorgesehenen Anteils innerhalb der Gesamtpunktzahl eine Note und eine<br />
Punktzahl für die gesamte Prüfungsleistung ermittelt. Wesentliche Abweichungen<br />
von der vorgesehenen Gewichtung sind zu begründen.<br />
Sprachliche Richtigkeit und äußere Form sind bei der Korrektur und Beurteilung einer<br />
Arbeit zu beachten. Schwerwiegende und gehäufte Verstöße gegen die<br />
sprachliche Richtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) in der deutschen<br />
Sprache oder gegen die äußere Form führen zu einem Abzug von ein bis<br />
zwei Punkten der einfachen Wertung.<br />
Für die Umrechnung der „Binnenpunkte“ in KMK-Punkte ist folgende Tabelle anzuwenden:<br />
Binnenpunkte (in %) KMK-Punkte<br />
>=97 15<br />
>=93 14<br />
>=89 13<br />
>=84 12<br />
>=79 11<br />
>=74 10<br />
>=69 09<br />
>=64 08<br />
>=59 07<br />
>=54 06<br />
>=47 05<br />
>=40 04<br />
>=33 03<br />
>=26 02<br />
>=20 01<br />
>=00 00<br />
Auf der Grundlage der genannten Anforderungen wird die Prüfungsleistung in einem<br />
zusammenfassenden Gutachten beurteilt. Das Gutachten muss so abgefasst<br />
sein, dass die Bewertungskriterien erkennbar werden. Besondere Vorzüge oder<br />
Mängel einer Arbeit sind bei der Korrektur kenntlich zu machen, im Gutachten zu<br />
vermerken und bei der Bewertung zu berücksichtigen.<br />
5
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2 <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in den<br />
Unterrichtsfächern<br />
2.1 Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling 2<br />
2.1.1 Kompetenzen<br />
Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />
erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />
Kompetenzen nachzuweisen sind:<br />
Wirtschaft wird als ein existenzieller Bereich gesellschaftlichen Lebens in seiner<br />
Notwendigkeit, seinen Verknüpfungen mit anderen Bereichen (z. B. Umwelt)<br />
und seiner Gestaltungsfähigkeit analysiert.<br />
Die Fähigkeit zu systemischer Betrachtungsweise vor allem einzel- aber auch<br />
gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge in modellhaften Darstellungen sowie<br />
Ansätzen ökonomischer Theoriebildung wird unter Beweis gestellt.<br />
Die ökonomische Realität wird nicht nur monokausal, sondern auch prozesshaft,<br />
vernetzt, funktional wandelbar, Ideologien ausgesetzt und interessenbestimmt<br />
begriffen.<br />
Die Entscheidungsträger wirtschaftlichen Geschehens mit ihren oftmals widerstreitenden<br />
Zielsetzungen werden dargestellt und beurteilt.<br />
Vorhandenes ökonomisches Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden<br />
Handlungskompetenz sowie einer Generalisierungs- und Transferfähigkeit<br />
angewandt.<br />
Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />
zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />
kommen zur Anwendung.<br />
Methoden werden plan- und zielgerichtet eingesetzt.<br />
Die Fähigkeiten zur Analyse, Aufbereitung und Präsentation von Informationen<br />
sind nachzuweisen.<br />
2.1.2 Schriftliche Prüfung<br />
2.1.2.1 Grundsätze zur Aufgabenerstellung<br />
Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen ist,<br />
ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />
im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />
Fassung geregelt.<br />
Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />
Rahmenrichtlinien und darf sich nicht nur auf einen Schuljahrgang beziehen.<br />
Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge müssen in ihrer Gesamtheit<br />
mindestens drei Lerngebiete der entsprechenden Niedersächsischen Rahmenrichtlinien<br />
berücksichtigen.<br />
Jeder Aufgabenvorschlag unterliegt ferner folgenden Grundsätzen:<br />
Komplexe und konkrete Ausgangssituation für die Aufgabenstellung<br />
Die Aufgabenvorschläge sind in Teilaufgaben zu untergliedern; eine durchgängige<br />
Fallbezogenheit ist herzustellen.<br />
Komplexe Ausgangssituationen sind als Ausgangspunkt von Problemanalysen<br />
und von konkreten, begründeten Lösungsvorschlägen auszuwählen.<br />
2 Für das Unterrichtsfach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling gelten auch die fächerübergreifenden<br />
Ausführungen im Kapitel 1<br />
6
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Grundsätzlich dürfen die Teilaufgaben nicht ohne die Ausgangssituation und<br />
die beigefügten Materialien lösbar sein (z. B. Zeitungsmeldungen, -berichte,<br />
Statistiken, Datenkränze, Controllingberichte). Die jeweiligen Quellen sind anzugeben.<br />
Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />
und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />
vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler.<br />
Die einzelnen Teilaufgaben sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig<br />
voneinander bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht<br />
vorzeichnen.<br />
System- und prozessorientierte Betrachtung ökonomischer Sachverhalte<br />
Die Ausgangssituationen müssen sich auf die betriebliche Praxis beziehen.<br />
Die Aufgabenstellungen sind nicht auf eine rein funktionsorientierte, sondern<br />
auf eine prozessorientierte Unternehmensbetrachtung auszurichten.<br />
Die Ausgangssituation und die darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />
mehrperspektivisch anzulegen (Unternehmen - Mitarbeiter, Unternehmen 1 -<br />
Unternehmen 2, Zulieferer - Endfertiger, Unternehmen - Gesellschaft u. Ä.).<br />
In der Ausgangssituation und den darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />
Bezüge zu verschiedenen thematischen Schichten herzustellen (gesellschaftliche,<br />
ökologische, soziale, technische, rechtliche Bezüge).<br />
Die Aufgabenstellungen und Ausgangssituation müssen auf eine Integration<br />
fachwissenschaftlicher Inhalte in ganzheitliche Strukturen wirtschaftlichen<br />
Handelns abzielen (Nutzung von Fachwissen zur Lösung von betriebswirtschaftlichen<br />
Problemen, zur Begründung von Maßnahmen usw.).<br />
Rechnungswesen als Steuerungsinstrument für wirtschaftliche<br />
Entscheidungsprozesse<br />
Entweder sind konkrete Datenkonstellationen Ausgangspunkt betriebswirtschaftlicher<br />
Analysen und Lösungsabwägungen oder konkret vorgegebene betriebswirtschaftliche<br />
Problemstellungen werden mit Hilfe von vorgegebenen<br />
bzw. aufzubereitenden Zahlen des Rechnungswesens und Controllings analysiert<br />
und ein Lösungsvorschlag begründet.<br />
Analyseergebnisse und Lösungsvorschläge sind auf unternehmerische Zielsetzungen<br />
zu beziehen.<br />
In jedem Aufgabenvorschlag müssen betriebswirtschaftliche und rechnungswesenbezogene<br />
Aspekte behandelt werden – unbeschadet einer Schwerpunktbildung.<br />
Aufgabenvorschläge, in denen betriebswirtschaftliche Aspekte und Informationen<br />
aus dem Rechnungswesen/Controlling unabhängig voneinander behandelt<br />
werden, sind nicht zulässig.<br />
Fächerübergreifende Aspekte<br />
Inhalte aus dem Lerngebiet „Fächerübergreifendes Lernen“ sind in jedem Aufgabenvorschlag<br />
zu berücksichtigen; d. h. mindestens eine dort angesprochene<br />
Methode oder Arbeitstechnik ist pro Aufgabenvorschlag von den Prüflingen<br />
anzuwenden (als Strukturierungsmethode, z. B. Mind Map, Netzwerk und als<br />
Analysemethode, z. B. Stärken-Schwächen-Analyse, Kosten-Nutzen-Analyse).<br />
Im Sinne des fächerübergreifenden Ansatzes der hier relevanten Rahmenrichtlinien<br />
sollten neben einzelwirtschaftlichen auch gesamtwirtschaftliche Aspekte<br />
angesprochen werden.<br />
Gleiches gilt für Inhalte und Methoden aus dem Fach Informationsverarbeitung.<br />
Zum Beispiel können Anwendungssoftware zur Lösung, Strukturierung<br />
und Visualisierung ökonomischer Problemstellungen herangezogen werden.<br />
7
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.1.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />
In den nachfolgenden drei Prüfungsvorschlägen soll die Umsetzung der vorangestellten<br />
Anforderungen an die Erstellung von Abiturprüfungsaufgaben beispielhaft<br />
dargestellt werden, ohne den Anspruch zu erheben, das Spektrum der möglichen<br />
Inhalte und Methoden des Unterrichtsfaches Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />
erschöpfend darzustellen. Die Beispiele sind nicht als verbindliche<br />
Muster, sondern als Anregungen für eigene Aufgabenkonstruktionen zu verstehen.<br />
Eine einheitliche Norm für die schriftliche Prüfung soll hierdurch nicht festgelegt<br />
werden.<br />
Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />
den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />
Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />
können sich andere Einstufungen ergeben.<br />
Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />
B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />
C. Erwartungshorizont<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Das erste Abiturvorschlagsbeispiel ist im Fach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />
zusätzlich mit einer Musterlösung versehen.<br />
8
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabenbeispiel 1:<br />
Unternehmensstrategische Positionierung des Automobilzulieferers<br />
„AUTOLUX AG“<br />
A. Problem und Aufgabenstellung<br />
1. Problemstellung<br />
Die ökonomische Situation des Automobilzulieferers AUTOLUX AG lässt sich folgendermaßen<br />
beschreiben (unter Verwendung der Quellen „Handelsblatt“,<br />
15.01.2002 und „Die Zeit“, 06.12.2001):<br />
Knecht und König zugleich – die Rolle der Autozulieferer wächst.<br />
Die AUTOLUX AG sieht sich mit ihrem Industriebetrieb als „der Lichttechnikspezialist“ unter den Zulieferern<br />
der Automobilindustrie. Wichtigstes Unternehmensziel der nächsten Jahre ist – lt. Vorstandsmitglied<br />
Axel Burckhardt – die weitere Verbesserung der Ertragssituation. Seine Zuversicht basiert auf einer<br />
neuen Generation von Scheinwerfern, die künftig verstärkt an die Kunden aus der Automobilindustrie<br />
ausgeliefert werden. Die AUTOLUX AG konzentriert sich auf die Fertigung neuartiger Scheinwerfer, die<br />
etwa in Kurven die Bewegungen des Lenkrades mitmachen. Bei künftigen Automobilgenerationen werden<br />
diese Scheinwerfer zum Standard. Auf jeden Fall sieht Burckhardt die Autolux AG bzgl. des Marktanteiles<br />
in Europa auf der Überholspur (derzeit ca. 20 Prozent; nur ein gleichwertiger französischer<br />
Wettbewerber).<br />
Spektakulären Zukäufen steht die AUTOLUX AG allerdings grundsätzlich skeptisch gegenüber. Burckhardt<br />
sieht allerdings auch den Trend, „dass es immer größere Zulieferer geben wird“. Auslöser dafür ist<br />
die veränderte Politik der Automobilhersteller, die umfangreiche Fertigungsprozesse zu den Zulieferern<br />
verlagern. „Die mittelständischen Zulieferer stehen unter einem enormen Wachstumsdruck“, sagt Ferdinand<br />
Mittendorf, Professor an der Fachhochschule Gießen. Häufig können sie nicht allein das Kapital<br />
aufbringen, das sie für die von den Herstellern gestellten Aufgaben benötigen.<br />
Alle Direktlieferanten müssen sich in eine weltumspannende Kette eingliedern lassen. „Ob sie wollen<br />
oder nicht, die müssen“, befürchtet Professor Mittendorf. Dadurch geraten „vor allem die Mittelständler<br />
in die Abhängigkeit“.<br />
Wer sich diesem Supply Chain Management genannten Diktat beugt, hat andererseits gute Aussichten,<br />
im Verdrängungswettbewerb zu bestehen und noch kräftig zu wachsen. Das zeigt die Studie der Fachhochschule<br />
Gießen zu Chancen und Risiken der Automobilzulieferer. Dieser kann danach selbst stark<br />
genug werden und seinerseits kleinere Zulieferer gängeln und den Preisdruck an sie weitergeben. Doch<br />
dazwischen liegt ein gutes Stück Weg. Existentiell gefährdet sind vor allem die Mittelständler – sie müssen<br />
künftig den Automanagern ihre Wünsche von den Augen ablesen.<br />
Der fränkische Beleuchtungsspezialist AUTOLUX hat dies offenbar schon getan und rückt nun seine Fabriken<br />
näher an die seiner Auftraggeber heran. Zum Beispiel die Fertigung so genannter „Frontends“.<br />
Das ist der komplette vordere Fahrzeugteil mit Scheinwerfern, Motorkühlung, Geräteträger und Stoßfänger.<br />
Diese müssen im Umkreis von nur 30 bis 50 Kilometern zur Endmontage gefertigt werden. Die<br />
Großkunden wollen „das genau passende Frontend innerhalb von 180 Minuten am Band haben“, berichtet<br />
Autolux Vertriebschef Bernhard Warneke. Da diese Komponenten in tausend verschiedenen Varianten<br />
gewünscht und nur 360 Minuten vor der Montage abgerufen werden, „ist das eine logistische<br />
Meisterleistung“, freut sich Warneke.<br />
„Die Erwartung der Hersteller, dass die Lieferanten Innovationen in großem Umfang vorfinanzieren,<br />
übersteigt allerdings zunehmend die Finanzierungskraft der Zulieferer“, hält Axel Burckhardt fest. „Auch<br />
die Kapitalausstattung der Zulieferer spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle“.<br />
Die IKB Deutsche Industriebank AG hat die Konsequenzen für die Zulieferer in einer Branchenstudie untersucht.<br />
„Kooperationen und strategische Allianzen mit komplementären Technologieträgern im In-<br />
und Ausland bieten sich als sinnvolle Lösungen an“, schlägt die IKB-Expertin Cynthia Sarantilis den mittelständischen<br />
Unternehmen vor.<br />
AUTOLUX-Vorstandsmitglied Burckhardt sieht mit diesem strategischen Ansatz recht gute Chancen,<br />
trotz aller Fusionsbestrebungen in der Branche die Unabhängigkeit seines mittelständischen Unternehmens<br />
zu wahren. Er weiß sich dabei in guter Gesellschaft: 80 Prozent der rund tausend Kernlieferanten<br />
wollen selbstständig bleiben. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass sich zur Zeit die Aktien<br />
der AUTOLUX AG weitgehend im Streubesitz befinden; nur die Hausbank „Commerzbank AG“ besitzt<br />
ca. 30 Prozent des gezeichneten Kapitals. Diese Aussage muss allerdings für die Zukunft mit einem<br />
Fragezeichen versehen werden, da die Commerzbank AG bzgl. ihrer Marktposition auf Konsolidierungskurs<br />
läuft und derzeit in verstärktem Maße Aktienpakete abstößt. Die Selbstständigkeitsbestrebungen<br />
der AUTOLUX AG könnten dadurch einen entscheidenden Dämpfer erhalten.<br />
Überleben werden vor dem Hintergrund der geschilderten Fakten- und Entwicklungslage im Automobilzulieferbereich<br />
laut Professor Mittendorf bis 2010 nur rund 300 Spezialisten. Der Ausleseprozess ist<br />
knallhart. Wer in den nächsten 8 Jahren nicht um mindestens 60 Prozent wächst, muss weichen!<br />
9
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2. Aufgabenstellung<br />
2.1 Geben Sie die wesentlichen Aussagen in dem Zeitungsartikel (s. Problemstellung)<br />
in einer von Ihnen selbst gewählten, übersichtlichen Darstellungsform<br />
wieder. Problematisieren Sie in diesem Zusammenhang die Unternehmenssituation<br />
und die marktstrategische Positionierung der AUTOLUX AG, wie sie<br />
in dem Zeitungsartikel beschrieben wird. Gehen Sie dabei insbesondere auf<br />
die Aspekte „Marktsituation, Tendenzen der Unternehmenskonzentration<br />
und Supply Chain Management“ ein. (7 Punkte)<br />
2.2 Die Unternehmenssituation der AUTOLUX AG wird ergänzend dargestellt<br />
durch die Bilanz und GuV-Rechnung in einer Excel-Tabelle.<br />
2.2.1 Ermitteln Sie die Kenngrößen L I, L II und EK-Rentabilität unter Angabe der<br />
entsprechenden Formeln/Rechenwege (wenn möglich auch im Jahresvergleich).<br />
Stellen Sie die Berechnungsweise des Cash flow tabellarisch in einer allgemeinen<br />
Form dar und ermitteln Sie den Cash flow der AUTOLUX AG anhand<br />
der konkreten Zahlen aus den vorgegebenen Excel-Tabellen.<br />
(6 Punkte)<br />
2.2.2 Erörtern Sie die Liquiditätslage der AUTOLUX AG vor dem Hintergrund der<br />
marktstrategischen Position. Belegen Sie Ihre Argumentationskette durch die<br />
Liquiditätskennzahlen L I und L II - auch vor dem Hintergrund der angegebenen<br />
Branchenkennzahlen (vgl. Anlage).<br />
Problematisieren Sie in diesem Zusammenhang die Kennzahlen in ihrer Aussagekraft<br />
und verdeutlichen Sie auf welche Informationen im Rahmen einer<br />
unternehmensinternen Liquiditätsbeurteilung zurückgegriffen würde.<br />
(7 Punkte)<br />
2.3 Zeigen Sie konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der tatsächlichen Liquiditätslage<br />
auf und beschreiben Sie die Auswirkungen auf die Liquiditätskennzahlen<br />
L I und L II. (7 Punkte)<br />
2.4 Beurteilen Sie die Aussagekraft der Kenngröße „Cash flow“ vor dem Hintergrund<br />
unternehmerischer Entscheidungen (u. a. auch Bewertungsentscheidungen)<br />
und der unter 2.2.1 berechneten Liquiditätskennziffern. Zeigen Sie<br />
aber auch mit Hilfe eines Beispiels, dass unterschiedliche Bewertungsentscheidungen<br />
im Rahmen des Jahresabschlusses auch beim Cash flow zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen führen können. (8 Punkte)<br />
2.5 Im zweitletzten Absatz des Zeitungsartikels heißt es: „Die Selbstständigkeitsbestrebungen<br />
der AUTOLUX AG könnten dadurch einen entscheidenden<br />
Dämpfer erhalten.“<br />
Begründen Sie unter Einbeziehung der ökonomischen Zahlen und der ökonomischen<br />
Gesamtsituation (s. Zeitungsartikel), dass die AUTOLUX AG ein<br />
interessanter Übernahmekandidat ist. (9 Punkte)<br />
2.6 Die Entscheidungsträger in der AUTOLUX AG befassen sich im Rahmen einer<br />
strategischen Unternehmenssitzung mit verschiedenen Vorschlägen zur Abwendung<br />
des Verlustes der Selbstständigkeit.<br />
2.6.1 Beschreiben Sie, wie die AUTOLUX AG durch das Eingehen strategischer Allianzen<br />
dem drohenden Selbstständigkeitsverlust entgegentreten könnte<br />
und welche Unternehmen/Branchen dabei einzubinden wären, um komplette<br />
Frontends an die Automobilindustrie zu liefern. (7 Punkte)<br />
2.6.2 Nennen Sie verschiedene Formen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />
und unterbreiten Sie der AUTOLUX AG einen begründeten Vorschlag für eine<br />
Unternehmensverbindung. Gehen Sie dabei auch auf ausgewählte Ziele<br />
der Unternehmensverbindungen - insbesondere aus den Bereichen Beschaffung,<br />
Produktion, Absatz - ein. (8 Punkte)<br />
2.6.3 Diskutieren Sie Chancen und Risiken der von Ihnen in Aufgabe 2.6.2 gewählten<br />
Unternehmensverbindung. (7 Punkte)<br />
10
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.7 Es ist beschlossene Sache! Vier Zulieferer werden das Frontend (siehe Zeitungsartikel)<br />
zusammen für die Automobilindustrie fertigen, wobei die AU-<br />
TOLUX AG als letzter beteiligter Partner auch für den Zusammenbau des<br />
Frontends und für die Organisation der Anlieferung bei der Automobilindustrie<br />
zuständig ist. In einem Gespräch der Entscheidungsträger wird behauptet,<br />
dass zur Realisierung solcher strategischer Allianzen die Berücksichtigung<br />
des Supply Chain Management (SCM) notwendig wäre und eine<br />
E–Commerce–Lösung eine dafür notwendige Voraussetzung bilden könnte.<br />
2.7.1 Definieren Sie den Begriff E–Commerce und grenzen Sie die verschiedenen<br />
Varianten von E–Commerce–Lösungen gegeneinander ab. Beschreiben Sie,<br />
wie man sich eine Lösung unter der Annahme von mehreren beteiligten<br />
Partnern (von der Komponentenfertigung über die Auslieferung bis zum Autohersteller)<br />
im Rahmen des Supply Chain Management vorstellen müsste.<br />
(8 Punkte)<br />
2.7.2 Erläutern Sie, warum dieses Konzept für die AUTOLUX AG attraktiv bzw. erforderlich<br />
sein könnte. (9 Punkte)<br />
2.7.3 Beschreiben Sie, welche Effekte beim erfolgreichen Einsatz des Supply Chain<br />
Management für die AUTOLUX AG erzielt werden könnten und wie sich diese<br />
Fakten auf die Unternehmensdaten und auf die marktstrategische Position<br />
auswirken könnten. (9 Punkte)<br />
2.7.4 Erklären Sie den Aufbau und die Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen.<br />
Verdeutlichen Sie hierbei auch die Chancen und Risiken aus Hersteller–<br />
und Kundensicht. (8 Punkte)<br />
11
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage zu Aufgabenstellung 2.2<br />
Gewinn- und Verlustrechnung<br />
2001 2000<br />
€ Ct. T€<br />
Umsatzerlöse 15.970.200 00 16.498,8<br />
Bestandsveränd. fert. u. unfert. Erz. 351.000 00 0,0<br />
Betriebliche Gesamtleistung 16.321.200 00 16.498,8<br />
Materialaufwand 9.995.600 00 10.416,5<br />
Rohergebnis 6.325.600 00 6.082,3<br />
Personalaufwand 5.986.560 00 5.760,0<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 143.150 00 98,2<br />
195.890 00 224,1<br />
270 00 0,4<br />
Zinsaufwendungen 96.160 00 24,5<br />
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 100.000 00 200,0<br />
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 25.000 00 50,0<br />
Jahresüberschuss 75.000 00 150,0<br />
Zuführung zu den Gewinnrücklagen 25.000 00 100,0<br />
Bilanzgewinn 50.000 00 50,0<br />
Aktiva 2001<br />
Passiva<br />
12<br />
2001 2000 2001 2000<br />
Anlagevermögen T Eigenkapital T<br />
Sachanlagen Gezeichnetes Kapital 600.000 600,0<br />
Grundstücke mit Bauten 2.364.405 632,2 Gewinnrücklage 125.000 100,0<br />
Technische Anlagen und Maschinen 383.680 296,0 Bilanzgewinn 50.000 50,0<br />
Betriebs- und Geschäftsausstattung 84.760 107,8 Rückstellungen<br />
Rückstellungen für Pensionen 400.000 300,0<br />
Umlaufvermögen Steuerrückstellungen 25.000 50,0<br />
Vorräte Verbindlichkeiten<br />
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 189.170 67,6 Langfristige Bankverbindlichkeiten 1.442.000 294,0<br />
Unfertige Erzeugnisse 169.728 36,1 Verbindlichk. aus Lieferungen und Leistungen 1.261.672 626,4<br />
Fertige Erzeugnisse und Handelswaren 358.875 117,0 Sonstige Verbindlichkeiten aus Steuern 208.464 0,0<br />
Forderungen u. sonst. Vermögensgegenstände<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 551.201 668,7<br />
Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinst. 10.317 95,1<br />
Kennzahlen<br />
Insgesamt<br />
vergleichbarer<br />
Größe<br />
1998 1998<br />
Eigenkapitalrentabilität % %<br />
Gesamtkapitalrentabilität % %<br />
Umsatzrentabilität 1,0 % 4,8 %<br />
Liquidität 1. Grades % %<br />
Liquidität 2. Grades 135,5 % 85,8 %<br />
Liquidität 3. Grades 183,0 % 151,3 %<br />
Eigenkapitalquote 27,9 % 19,6 %<br />
Langfrist. Verbindlichk. 2,4 % 13,7 %<br />
Kurzfrist. Verbindlichk. 35,3 % 51,4 %<br />
Sachanlagenquote 11,1 % 16,5 %<br />
Vorratsquote 16,8 % 33,7 %<br />
Forderungsquote 31,8 % 36,0 %<br />
Eigenkapital in Sachanlagen 251,5 % 119,0 %<br />
Quelle: Deutsche<br />
Bundesbank<br />
AUTOLUX AG Bilanz zum 31. Deb<br />
4.112.136 2.020,4 4.112.136 2.020,4<br />
Kapitalgesellschaften in der<br />
Elektrotechnik
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterricht-<br />
liche Voraussetzungen<br />
Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />
Lerngebiet 4 „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Investition und Finanzierung“<br />
(Finanzcontrolling),<br />
Lerngebiet 5 „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“<br />
(Marktsituation und –entwicklung, Distributionspolitik),<br />
Lerngebiet 6 „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“<br />
(Ausgewählte Konzepte des Wandels und der Organisationsentwicklung,<br />
Aktuelle Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb) und<br />
Lerngebiet 7 „Controlling und Unternehmenssteuerung“<br />
der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit<br />
Rechnungswesen/Controlling“ behandelt.<br />
Fächerübergreifende Verknüpfungen ergeben sich hier über den Inhaltsbereich<br />
„E–Commerce“. Folgende Lerngebiete und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />
Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“, Lerngebiet<br />
6 (Lerninhalt: Aktuelle Unternehmensstrategien; E-Business) und<br />
Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“, Optionales Lerngebiet 8 (Lerninhalt:<br />
Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft; E–Commerce).<br />
Zur Lösung der Aufgabenstellungen werden neben den inhaltlichen Dimensionen<br />
der o. a. Lerngebiete methodische Elemente des fächerübergreifenden Lernens<br />
vorausgesetzt. Hier vor allem die Aufbereitung, Auswertung und Systematisierung<br />
von Informationen sowie in geringerem Maße Entscheidungstechniken.<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 2.1<br />
Die Prüflinge sollen die wesentlichen Aussagen des Zeitungsartikels in übersichtlicher<br />
Form darstellen. Weiterhin sind Zusammenhänge zwischen den verschiedenen<br />
Problemkonstellationen in der Automobil– und entsprechenden Zulieferindustrie<br />
aufzuzeigen (u. a. Innovations- und Wachstumsdruck in der Zulieferindustrie, Unternehmenszusammenschlüsse,<br />
strategische Allianzen, Supply Chain Management).<br />
Darüber hinaus sind von den Prüflingen die Chancen und Risiken der beschriebenen<br />
Entwicklungen und Marktkonstellationen herauszuarbeiten.<br />
Aufgabe 2.2<br />
Aufgabe 2.2.1<br />
Die Prüflinge müssen die geforderten Kennzahlen inkl. der Formeln bzw. Rechenwege<br />
ermitteln.<br />
Aufgabe 2.2.2<br />
Die schwierige Liquiditätslage muss erkannt und entsprechend problematisiert<br />
werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Aussagekraft der Kennziffern<br />
L I und L II zu diskutieren (Stichtagsbezug, fehlende Zahlungsterminierung bei<br />
Kreditoren und Debitoren, keine Zahlungsterminierung von Investitionen). Alternativen<br />
aufgrund von internen Informationen sind aufzuzeigen (Zahlungszeitpunkte<br />
im Rahmen der Debitoren- und Kreditorenrechnung sowie Investitionsplanung,<br />
Zahlen aus der kurzfristigen und langfristigen Liquiditätsplanung).<br />
Aufgabe 2.3<br />
Konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der Liquiditätslage und deren Auswirkungen<br />
auf die Kennzahlen L I und L II sind darzustellen. Zu erörtern wären hier<br />
z. B. einige der folgenden Punkte:<br />
Zahlungszieländerung bei den Kreditoren und Debitoren<br />
Anzahlung/Teilzahlung auf der Debitorenseite vereinbaren<br />
13
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Ausstehende Forderungen z. B. durch Factoring–Unternehmen hereinholen<br />
Forderungen an ein Kredit–/Finanzierungsinstitut abtreten<br />
Verkauf von nicht benötigtem Betriebsvermögen; ggf. mit „sale und lease<br />
back“<br />
Nichtausschüttung von Gewinnbilanzen (Bilanzgewinn als kurzfristige Verbindlichkeit)<br />
Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung).<br />
Aufgabe 2.4<br />
Die Prüflinge müssen den Cash flow als tatsächlichen Finanzmittelüberschuss eines<br />
Unternehmens erkennen und dessen Aussagekraft auch im Vergleich zu L I und L II<br />
bewerten. Eingegangen werden soll hier auf die Stichtagsproblematik und die fehlende<br />
Berücksichtigung von Ein– und Auszahlungsterminplänen. Ein entsprechendes<br />
Beispiel bezüglich der Bewertungsproblematik ist auszuführen. Dies kann z. B.<br />
anhand der Bewertung von fertigen/unfertigen Erzeugnissen sowie der Forderungen<br />
erfolgen.<br />
Aufgabe 2.5<br />
Über entsprechende Belege muss herausgearbeitet werden, dass die AUTOLUX AG<br />
ein interessanter Übernahmekandidat ist. Es wird erwartet, dass die Ertrags- und<br />
Liquiditätssituation, das Innovationspotenzial und der Investitionsdruck in der<br />
Branche angemessen diskutiert wird.<br />
Aufgabe 2.6<br />
Aufgabe 2.6.1<br />
Unter der Verwendung des Zeitungsartikels ist die Bildung von strategischen<br />
Partnerschaften und die Positionierung der AUTOLUX AG zu beschreiben. Es<br />
muss von den Prüflingen beschrieben werden, dass dieses Konzept für das<br />
Überleben des Unternehmens zwingend erforderlich ist. Weiterhin muss erkannt<br />
werden, dass für den Erhalt der Unternehmensselbstständigkeit die Liquiditätslage<br />
unbedingt zu verbessern ist.<br />
Aufgabe 2.6.2<br />
Alternative Formen von Unternehmenszusammenschlüssen sind zu nennen und<br />
daraus muss ein begründeter Vorschlag für die konkrete Situation der AUTO-<br />
LUX AG erfolgen. In diesem Zusammenhang sind auch die unterschiedlichen<br />
Ziele inklusive ihrer Hierarchisierung aus den betrieblichen Funktionsbereichen<br />
zu bearbeiten (Oberziel auf Unternehmensebene, Unterziele aus den betrieblichen<br />
Funktionsbereichen).<br />
Aufgabe 2.6.3<br />
Die Prüflinge müssen Chancen und Risiken einer Unternehmensverbindung im<br />
konkreten Fall ausführen. Erwartet werden dabei folgende Aspekte: starke Abhängigkeiten<br />
auf der Absatz- und Beschaffungsseite, Datensicherheit, Verlust<br />
von Produktions– und Vertriebsgeheimnissen, Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Aufgabe 2.7<br />
Aufgabe 2.7.1<br />
Von den Prüflingen wird eine allgemeingültige Definition von E–Commerce und<br />
die Nennung der vier Varianten (B to B, B to C, G to C, G to B) erwartet. Weiterhin<br />
sind die Voraussetzungen zur Realisierung der beteiligten Partner auszuführen.<br />
Folgende Aspekte müssen genannt werden: externe Vernetzung, Führerschaft<br />
innerhalb der Supply Chain, Einbeziehung der Logistikpartner mit justin-time-Anlieferung,<br />
Notwendigkeit des Abschlusses von Rahmenverträgen, automatische<br />
elektronische Rechnungserstellung und Zahlungsabwicklung, Datenstandards.<br />
Aufgabe 2.7.2<br />
Die Bedeutung von Supply Chain Management (SCM) und E–Commerce ist anhand<br />
der Prozesskettenverknüpfung logistisch hintereinanderliegender Unternehmen<br />
herauszuarbeiten (inklusive einer genauen Beschreibung). Aus den<br />
Darstellungen sollen die Prüflinge die besondere Attraktivität dieser Maßnahme<br />
14
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
vor dem Hintergrund des Zieles „Erhaltung der Selbstständigkeit“ und der angespannten<br />
Liquiditätslage der AUTOLUX AG herausarbeiten.<br />
Aufgabe 2.7.3<br />
Folgende Punkte müssen von den Prüflingen herausgearbeitet und Zusammenhänge<br />
aufgezeigt werden: Kosten- und Zeitersparnis, verbesserte Kundenzufriedenheit,<br />
Reaktionsfähigkeit.<br />
Aufgabe 2.7.4<br />
Funktions- und Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen sind kurz zu erläutern.<br />
Die verschiedenen Varianten (horizontale, vertikale und E–Procurement)<br />
sind kurz zu skizzieren. Chancen und Risiken elektronischer Marktplätze sind<br />
unter Absatz-, Kosten- und Preisgesichtspunkten auszuführen.<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
2.1 4 2 1 7<br />
2.2.1 4 2 0 6<br />
2.2.2 1 4 2 7<br />
2.3 3 3 1 7<br />
2.4 2 3 3 8<br />
2.5 0 4 5 9<br />
2.6.1 3 4 0 7<br />
2.6.2 3 3 2 8<br />
2.6.3 1 3 3 7<br />
2.7.1 3 3 2 8<br />
2.7.2 2 3 4 9<br />
2.7.3 3 4 2 9<br />
2.7.4 3 4 1 8<br />
Summe 32 43 25 100<br />
E. Musterlösung 3<br />
Aufgabe 2.1<br />
Gefordert wird eine übersichtliche, treffende Darstellung der wesentlichen Aussagen<br />
des Zeitungsartikels (Anforderungsbereich I). Als sinnvolle Darstellungsform ist<br />
z. B. eine Matrix, ein Thesenpapier, eine Netzwerkdarstellung denkbar.<br />
Inhaltlich müssen Zusammenhänge zwischen folgenden Punkten dargestellt werden:<br />
Innovations- und Wachstumsdruck in der Zulieferindustrie<br />
zunehmende Nachfrage der Automobilhersteller nach vorgefertigten Fremdbauteilmodulen<br />
mit entsprechenden Reaktionsnotwendigkeiten auf der Seite<br />
der Zulieferer (vgl.: „Knecht und König zugleich“)<br />
Notwendige Konsequenzen zur Sicherung des Unternehmensbestandes: Zum<br />
einen der Aufkauf von vertikal vor- oder nachgelagerten Lieferanten, was vor<br />
dem Hintergrund der Liquiditätslage der AUTOLUX AG und des benötigten Finanzbedarfs<br />
nur eine theoretische Variante darstellt. Zum anderen besteht die<br />
Möglichkeit strategischer Allianzen in verschiedenen Ausprägungsformen.<br />
Vor diesem Hintergrund erlangt das Supply Chain Management zunehmende<br />
Bedeutung.<br />
Chancen und Risiken dieser Entwicklungen und Marktkonstellationen sind herauszuarbeiten<br />
und zu gewichten.<br />
3 Vor dem Hintergrund der Aufgabenkomplexität und des neuen Rahmenrichtlinienansatzes wird im<br />
Fach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling bei dem ersten Abiturvorschlagsbeispiel zusätzlich<br />
zum Erwartungshorizont auch eine komplette Musterlösung dargestellt (Gesamtorientierung<br />
der Aufgabe aufzeigen, Aufgabenzusammenhänge darstellen). Grundsätzlich ist die Erstellung einer<br />
Musterlösung vor der Formulierung des Erwartungshorizontes sinnvoll, da die Schwerpunktsetzungen,<br />
Umfänge, Anforderungsniveaus usw. der gestellten Aufgabenkomplexe noch einmal konkret überprüft<br />
werden können.<br />
15
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.2<br />
Aufgabe 2.2.1<br />
Die in der Anlage befindlichen Exceltabellen (Bilanz und GuV-Rechnung) müssen<br />
über die Verwendung von Formeln genutzt werden, um die geforderten<br />
Kenngrößen zu ermitteln. Dabei wird folgende Lösung erwartet (vgl. Excel-<br />
Tabelle im Anhang).<br />
Aufgabe 2.2.2<br />
Sowohl die Kennzahlen von L I und von L II als auch der Branchenvergleich<br />
weisen auf eine angespannte bzw. bedrohliche Liquiditätslage hin; die Zahlungsfähigkeit<br />
ist als sehr schlecht einzuschätzen. Als zusätzliches Beurteilungskriterium<br />
können z. B. die Empfehlungen des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
herangezogen werden (L II größer als 100 %).<br />
Die Problematik der AUTOLUX AG besteht nun zusätzlich darin, dass es für das<br />
Verhindern einer Übernahme z. B. durch Konkurrenten notwendig wäre, in erheblichem<br />
Maße zu investieren. Hierdurch würde ein weiterer Liquiditätsbedarf<br />
in erheblichem Umfang entstehen. Wenn keine Eigenfinanzierungsmöglichkeiten<br />
bestehen sollten, würden sich durch die Aufnahme von zusätzlichem<br />
Fremdkapital die Kennzahlen L I und L II weiterhin verschlechtern; auch hervorgerufen<br />
durch zusätzlichen laufenden Liquiditätsbedarf für die Zinszahlungen.<br />
Bezüglich der Kennzahlenaussagekraft wären als Punkte zu nennen:<br />
- Stichtagsbezug<br />
- fehlende konkrete Zahlungsgrößen mit Terminangaben aus Kreditoren, Debitoren<br />
- fehlende konkrete Zahlungsgrößen bzgl. geplanter Auszahlungen für Investitionen.<br />
Im Rahmen einer aussagekräftigen unternehmensinternen Liquiditätsbeurteilung<br />
wäre auf folgende Punkte hinzuweisen:<br />
- Zahlungszeitpunkte im Rahmen der Debitoren- und Kreditorenrechnung<br />
- Zahlen aus der kurzfristigen und langfristigen Liquiditätsplanung (einschließlich<br />
geplanter Investitionen).<br />
Aufgabe 2.3<br />
Wichtig ist, dass die Prüflinge darlegen, dass die folgenden Maßnahmen zu einer<br />
Verbesserung der tatsächlichen Liquiditätslage führen, es aber gleichzeitig nicht in<br />
jedem Falle zu einer Verbesserung der Kennzahlen L I und L II kommt.<br />
Möglichkeiten zur Verbesserung der Liquiditätslage:<br />
Verlängerung von Zahlungszielen bei den Kreditoren<br />
Verkürzung der Zahlungsziele bei den Debitoren, z. B. durch Skontogewährung<br />
Anzahlung/Teilzahlung auf der Debitorenseite vereinbaren<br />
Ausstehende Forderungen, z. B. durch Factoring–Unternehmen hereinholen<br />
Forderungen an ein Kredit-/Finanzierungsinstitut abtreten<br />
Verkauf von nicht benötigtem Betriebsvermögen<br />
Verkauf von AV (z. B. Fuhrpark und Maschinen, ggf. Gebäude) unter gleichzeitiger<br />
Nutzung von Leasingverträgen („sale and lease back“)<br />
Nichtausschüttung von Bilanzgewinnen (Bilanzgewinn als kurzfristige Verbindlichkeit)<br />
Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung).<br />
Aufgabe 2.4<br />
Die Prüflinge müssen zunächst darlegen, dass es sich beim Cash flow um den tatsächlichen<br />
Finanzmittelüberschuss eines Unternehmens handelt, der die Zahlungswirksamkeit<br />
von Erträgen und Aufwendungen mit einbezieht. Dadurch ist er bzgl.<br />
der „Kapitaldienstfähigkeit“ aussagekräftiger als die Kennzahlen L I und L II. Bei der<br />
Berechnung wird das Jahresergebnis nämlich um die zahlungsunwirksamen Positionen<br />
bereinigt, so dass der Cash flow tatsächlich z. B. für Tilgungsleistungen, Investitionen<br />
und Gewinnausschüttungen verwendet werden kann.<br />
Wie bei den Kennzahlen L I und L II ist auch beim Cash flow die eingeschränkte<br />
Aussagekraft hinsichtlich der Stichtagsproblematik und des Problems der fehlen-<br />
16
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
den Ein- und Auszahlungsterminpläne (Kreditoren, Debitoren, Investitionen, Obligobuchungen)<br />
zu erläutern.<br />
Bzgl. der Bewertungsproblematik müssen die Prüflinge ausführen, dass bei der<br />
Cash flow–Berechnung über das Herausrechnen der Ab- und Zuschreibungen bei<br />
den Sachanlagen sowie der Rückstellungsbildung und -auflösung zwar bereits Bewertungsprobleme<br />
berücksichtigt werden (Höhe der Abschreibungen und Rückstellungen),<br />
es jedoch über die unterschiedlichen Ansätze bei der Bewertung der<br />
fertigen und unfertigen Erzeugnisse sowie der Forderungen (Abschreibungen auf<br />
Forderungen) zu unterschiedlichen Cash flow–Ergebnissen kommen kann. Eines<br />
dieser Beispiele ist näher auszuführen.<br />
Aufgabe 2.5<br />
Über entsprechende Belege (Zeitungsartikel, Unternehmenskennzahlen) muss herausgearbeitet<br />
werden, dass die AUTOLUX AG ein interessanter Übernahmekandidat<br />
ist:<br />
Ertragsstarkes Unternehmen (siehe oben: EK-Rentabilität auch im Unternehmensvergleich)<br />
Sehr schlechte Liquiditätslage; keine eigenen Aktionen auf dem „Übernahmemarkt“<br />
möglich (siehe oben: L I und L II)<br />
Hohes Innovationspotenzial bei der AUTOLUX AG<br />
Andere Unternehmen wollen Innovationen an sich binden (sowohl Konkurrenz<br />
als auch Unternehmen anderer Branchen, die in der Zuliefererkette stehen)<br />
Hoher Innovations- und damit Investitionsdruck in der Branche (Automobilindustrie<br />
verlangt umfangreiche und komplexe Fertigungsprozesse), dem die<br />
AUTOLUX AG und andere Mittelständler kaum alleine gerecht werden können.<br />
Durch den dadurch steigenden Fusionsdruck und die schlechte Aktionsposition<br />
der AUTOLUX AG (siehe oben: schlechte Liquidität) ist diese übernahmegefährdet.<br />
Die Hausbank „Commerzbank AG“ verfügt über 30 Prozent des gezeichneten<br />
Kapitals. Aufgrund eines eingeschlagenen Konsolidierungskurses will die<br />
Commerzbank AG einige Aktienpakete abstoßen. Sollte dies die AUTOLUX AG<br />
treffen, hätten sie aufgrund der schlechten Liquiditätslage kaum Chancen eigene<br />
Aktien zurückzuerwerben. Eine Übernahme wäre durch ein anderes Unternehmen<br />
leicht zu realisieren.<br />
Aufgabe 2.6<br />
Aufgabe 2.6.1<br />
Die Beantwortung dieser Frage bezieht sich auf den 5. Absatz im Zeitungsartikel.<br />
Durch das Bilden von strategischen Partnerschaften mit den Herstellern von<br />
Motorkühlungsaggregaten, Geräteträgern und Stoßfängern wurden offensichtlich<br />
Allianzen gebildet, wobei die AUTOLUX AG als Beleuchtungsspezialist<br />
für den Zusammenbau der Frontends und für die Anlieferung an die Automobilindustrie<br />
zuständig ist. Wenn es der AUTOLUX AG nicht gelungen wäre, solche<br />
Partnerschaften zu schließen, könnte sie als Zulieferer für die Automobilindustrie<br />
nicht mehr berücksichtigt werden. Mit dieser erfolgreichen Geschäftspolitik<br />
ist der drohende Selbstständigkeitsdruck aber noch keinesfalls abgewendet.<br />
Dazu wäre es notwendig, dass die AUTOLUX AG mittel- und langfristig<br />
die eigene Liquiditätslage verbessert.<br />
Aufgabe 2.6.2<br />
Die Bandbreite der verschiedenen Formen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />
reicht von losen Absprachen bis zum vollständigen Erwerb eines Unternehmens,<br />
wobei die rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit verloren<br />
gehen würde.<br />
Als mögliche Formen wären zu nennen:<br />
- Horizontale Unternehmenszusammenschlüsse: Zusammenschluss auf gleicher<br />
Produktionsstufe<br />
- Vertikale Unternehmensverbindung: Schaffung von Konglomeraten, durch<br />
Zusammenfassung von Teilen, die keinerlei leistungswirtschaftlichen Zusammenhang<br />
besitzen<br />
17
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
- Kooperation: ziel-/zweckorientierte Zusammenarbeit, auch zeitlich befristet;<br />
rechtliche Selbstständigkeit bleibt erhalten, wirtschaftliche Selbstständigkeit<br />
wird teilweise eingeschränkt<br />
- Konzentration: Schaffung verbundener Unternehmen, Aufgabe der wirtschaftlichen<br />
Selbstständigkeit durch einheitliche Leitung (Beteiligungsübernahme,<br />
Konzernbildung)<br />
- Fusion: Aufgabe der rechtlichen Selbstständigkeit durch Verschmelzung<br />
- Nach der Bindungsintensität kann unterschieden werden: Kartell, Konsortium,<br />
Joint Venture, Strategische Allianz, Konzern, Fusion.<br />
Das Oberziel von Unternehmenszusammenschlüssen ist die Sicherung der Lebensfähigkeit<br />
der beteiligten Unternehmen durch Gewinnerhöhung oder Verlustvermeidung.<br />
Die Verfolgung dieser Ziele betrifft in Industrieunternehmen<br />
alle Organisationsbereiche: Beschaffung, Produktion, Absatz, Finanzierung,<br />
Personalwirtschaft. Aus diesem Oberziel ergeben sich alternative Unterziele; in<br />
diesem konkreten Fall u. a.: Kostensenkung und Sicherung des Absatzmarktes,<br />
gemeinsame Finanzierung größerer Investitionsprojekte, Verbesserung der<br />
wirtschaftlichen Position, Synergieeffekte, Risikoverteilung.<br />
Es wird erwartet, dass die Prüflinge einen begründeten Vorschlag für eine Unternehmensverbindung<br />
vorlegen. Dabei ist die Stringenz und Begründetheit<br />
der Argumentation zu beurteilen. Die im konkreten Fall naheliegendste Lösung<br />
wäre eine Unternehmensverbindung in Form einer Kooperation, bei der die<br />
rechtliche Selbstständigkeit der beteiligten Partner beibehalten und die wirtschaftliche<br />
Selbstständigkeit innerhalb gewisser Grenzen eingeschränkt wird.<br />
Aufgabe 2.6.3<br />
Bei den Chancen, die sich im Rahmen von Unternehmensverbindungen ergeben,<br />
sind die unter Punkt 2.6.2 genannten konkreten Ziele kurz aufzugreifen.<br />
Als mögliche Risiken können im konkreten Fall folgende Punkte aufgeführt<br />
werden:<br />
- Starke Abhängigkeit gegenüber dem Abnehmer (hier: Automobilindustrie)<br />
und Übernahme der Risiken in den Bereichen Lager- und Transportwesen,<br />
Mengensteuerung, Einhaltung der vorgegebenen Qualitätsstandards u. Ä.<br />
- Diese Risiken auf der Absatzseite verstärken sich durch die gleichzeitig vorhandene<br />
starke Abhängigkeit und Risikoübernahme im Rahmen der eigenen<br />
Beschaffungsaktivitäten mit den Kooperationspartnern.<br />
- Der im Zuge der Kooperation notwendige Datenaustausch macht Unternehmensabläufe<br />
und -daten für den Kreis der Kooperationspartner transparent.<br />
- Dadurch kann ggf. ein Verlust von Betriebs- und Produktgeheimnissen entstehen,<br />
der die Wettbewerbsfähigkeit der AUTOLUX AG gefährden könnte.<br />
Aufgabe 2.7<br />
Aufgabe 2.7.1<br />
Die Prüflinge sollen im Wesentlichen folgende Fragen beantworten:<br />
a) Was ist Electronic–Commerce?<br />
Im engeren Sinne ist E–Commerce „Handel“, d. h. die Abwicklung von Beschaffungs-<br />
bzw. Vertriebstransaktionen über Datenkommunikationsnetze, die<br />
einen einheitlichen Datenstandard, z. B. Electronic Data Interchange (EDI) voraussetzen.<br />
Im allgemeinen Sinne ist E–Commerce „Geschäftsverkehr“, d. h. alle Geschäftstätigkeiten<br />
von Unternehmen, die über ein Datenkommunikationsnetz abgewickelt<br />
werden. Beispiele hierfür sind der Austausch von technischen Produktspezifikationen<br />
oder das Bereitstellen eines elektronischen Katalogs.<br />
b) Welche Varianten unterscheidet man beim Electronic Commerce?<br />
- Business to consumer: an Endkunden gerichtet<br />
- Business to business: für zwischenbetriebliche Geschäftsprozesse<br />
- Government to consumer: Von Behörden und Verwaltungen zum Endkunden<br />
(consumer)<br />
- Business to government: Von Betrieben zu Behörden und Verwaltungen.<br />
18
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Definition (Prof. Thome):<br />
E–Commerce ermöglicht die umfassende, digitale Abwicklung der Geschäftsprozesse<br />
zwischen Unternehmen und deren Kunden über öffentliche und private<br />
Netze (Internet).<br />
c) Wie hat man sich eine Lösung der beteiligten Partner vorzustellen?<br />
Voraussetzung zur Realisierung ist eine externe Vernetzung der beteiligten<br />
Partner untereinander und eine Vernetzung zu dem Kunden der Automobilindustrie.<br />
In diese Vernetzung sollten auch die Speditionen eingebunden sein. Da<br />
die AUTOLUX AG als so genannter Endlieferer gilt, wird auch dieses Unternehmen<br />
die Führerschaft übernehmen, weil nur die AUTOLUX AG eine Rechtsbeziehung<br />
(Kaufvertrag) zu der Automobilindustrie unterhält. Eine fortschrittliche<br />
Lösung könnte so aussehen, dass die AUTOLUX AG einen Zugriff auf die<br />
Produktionspläne der Automobilindustrie erhält (z. B. Wochen- bzw. konkrete<br />
Tagesmengen), um eine Just-in-time-Anlieferung zu gewährleisten. Aufgrund<br />
dieser Produktionszahlen müssten wiederum die benötigten Mengen und Zeiten<br />
bei den anderen beteiligten Partnern vereinbart werden. Auch hierfür würde<br />
sich eine Vernetzung mit der AUTOLUX AG anbieten, damit die Partner die<br />
geplanten Mengen und Zeiten aus dem System der AUTOLUX AG abrufen<br />
können. Die Unternehmen könnten auch ihrerseits mit SCM solch eine Netzverbindung<br />
zu ihren eigenen Lieferanten aufbauen, um die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
zu erhöhen.<br />
Grundlage für solche strategischen Allianzen bilden besondere Formen des<br />
Kaufvertrages, die als Rahmenverträge bezeichnet werden. Sie bilden die<br />
Grundlage für die Abrufmengen zu den vorgegebenen Zeiten.<br />
Die Vernetzung könnte auch auf die Rechnungsstellung und Zahlung ausgeweitet<br />
werden, um eine manuelle Datenerfassung über Rechnungspapierbelege<br />
auszuschließen.<br />
Voraussetzung für die beschriebenen Vorgänge zur Übertragung von Daten<br />
zwischen den vier Unternehmen bildet ein einheitlicher Datenstandard; das<br />
könnte z. B. EDI sein. Wichtig ist, dass diese Daten sich dann auch in bestehende<br />
EDV–Systeme integrieren bzw. weiterverarbeiten lassen. Aus diesem<br />
Grund bieten große Softwarehäuser, wie z. B. die SAP® AG besondere Produkte<br />
an, die das gesamte Verfahren der internen und externen Vernetzung vereinfachen<br />
(Lösung aus einer Hand).<br />
Aufgabe 2.7.2<br />
Eine bedeutende Ausprägung des E–Commerce im Rahmen von B to B Anwendungen<br />
bildet das Supply Chain Management (SCM). Das bedeutet die<br />
Verknüpfung von Prozessketten logistisch hintereinanderliegender Unternehmen.<br />
Alle Elemente eines Geschäftsprozesses können mit Hilfe des elektronischen<br />
Systems zu einer homogenen Logistikkette vom Rohstofflieferer über die<br />
Spediteure bis zum Endkunden verknüpft werden. Das SCM umfasst die Koordination<br />
der Auftragsaquisition, Bestellabwicklung und Produktauslieferung<br />
von Gütern, Dienstleistungen und Informationen.<br />
Attraktiv ist die angestrebte Lösung deshalb, weil der zu beschreibende Weg<br />
(2.7.3 - 2.7.4) die einzige Lösung darstellt, um einerseits weiterhin als Partner<br />
der Automobilindustrie am Markt bestehen zu können. Andererseits kann mit<br />
diesen strategischen Partnerschaften das Ziel „Erhaltung der Selbstständigkeit“<br />
realisiert werden, weil keine eigenen Unternehmensübernahmen, für die aufgrund<br />
der angespannten Liquiditätslage sowieso keine Realisierungsmöglichkeiten<br />
bestehen würden, notwendig wären.<br />
Aufgabe 2.7.3<br />
Folgende Effekte könnten erzielt werden und wären vom Prüfling auszuführen<br />
(Auf Überschneidungen z. B. Beziehung zwischen Zeitersparnis und möglicher<br />
Kostenersparnis wäre hinzuweisen):<br />
- Kosteneinsparung<br />
- Zeitersparnis<br />
- Verbesserte Kundenzufriedenheit<br />
- Schnelle Reaktionsfähigkeit.<br />
19
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.7.4<br />
Bezüglich des Aufbaus und der Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen<br />
sind folgende Aspekte zu nennen:<br />
- Elektronische Markplätze dienen allgemein dem Handel mit Waren und<br />
Dienstleistungen.<br />
- Angebot und Nachfrage werden über eine digitale Plattform zusammengebracht,<br />
um so die Geschäftsbeziehungen zu vereinfachen.<br />
Man unterscheidet:<br />
- Horizontale Marktplätze: Allgemeiner Handel mit Waren und Dienstleistungen<br />
ohne Fokussierung auf die Branche. Viele Anbieter stehen vielen Kunden<br />
gegenüber.<br />
- Vertikale Marktplätze: Der vertikale Marktplatz bringt Unternehmen einer<br />
Branche zusammen: auf der einen Seite Lieferanten und auf der anderen<br />
Seite weiterverarbeitende Betriebe.<br />
- E–Procurement: Marktplätze für E–Procurement bringen ausgewählte Zulieferer<br />
mit dem Marktplatzbetreiber zusammen. Das Ziel ist es, die Supply<br />
Chain zu optimieren und die Beschaffungskosten zu reduzieren.<br />
Die Chancen von elektronischen Marktplätzen bestehen auf der einen Seite in der<br />
Vermarktung von insbesondere komplementären Gütern/Produkten; sie bestehen<br />
weiterhin (vgl. oben) in der Reduzierung von Beschaffungskosten für den Kunden,<br />
was ggf. auch zu einer Preisermäßigung bei Produkten führen kann, die über den<br />
Marktplatz beschafft werden. Es würden auch die Kosten der Informationsbearbeitung<br />
(nur einmalige Dateneingabe des Kunden mit automatischer Weiterverarbeitung:<br />
Auftragsbestätigung, Disposition, Rechnungsschreibung, -übermittlung,<br />
-buchung etc.) gesenkt werden können.<br />
Als Risiken sind zu nennen die Unsicherheit für eine erfolgreiche Präsentation des<br />
Marktplatzes im Netz über eine relativ anonyme Kundengruppe in der Startphase.<br />
Weiterhin ist mit relativ hohen Kosten für eine gemeinsame Internetpräsentation in<br />
Form eines Marktplatzes zu rechnen. Von Bedeutung sind auch die Kosten, die mit<br />
dem „Hosting“ entstehen. Ein besonders hohes Risiko besteht in der Präsentation<br />
aller beteiligter Partner auf dem Marktplatz darin, dass man als Betrieb 1 auch automatisch<br />
mit den Produkten und der Präsentation des Betriebs 2 bis n in Verbindung<br />
gebracht wird.<br />
MYSAPdotcom als Software für elektronische Marktplätze schafft Lösungen für<br />
vertikale Marktplätze und für E–Procurement. Hier besteht nicht nur das Risiko,<br />
sondern es ist ausdrücklich gewünscht, dass auf den abzubildenden Marktplätzen<br />
möglichst viele Mitbewerber vertreten sind. Hier muss das Unternehmen, das sich<br />
für einen Marktplatz interessiert, darüber im Klaren sein, dass an Internetpräsentationen,<br />
Preisgestaltung, Zahlungs- und Lieferbedingungen erhöhte Anforderungen<br />
zu stellen sind, weil für interessierte Kunden auf schnellstem Wege Angebotsvergleiche<br />
bei homogenen Produkten möglich sind.<br />
20
Musterlösung<br />
Anlage zu 2.2.1<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
21
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabenbeispiel 2:<br />
MESCHALL GmbH Unternehmenspositionierung und Kostenrechnungsprobleme<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung<br />
1. Problemstellung<br />
1. Die MESCHALL Problemstellung<br />
GmbH in Hannover ist ein mittelständisches Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden<br />
Industrie mit insgesamt 86 Mitarbeitern im Jahr 2001 (davon 61 unmittelbar in der Produktion) und<br />
insgesamt 87 Mitarbeitern im Jahr 2002 (davon 57 unmittelbar in der Produktion). Das Unternehmen<br />
Die verfügt ökonomische über eine jahrzehntelange Situation Erfahrung der Meschall in der Entwicklung GmbH und in Hannover Herstellung hochwertiger wird wie Kunst- folgt<br />
beschrieben:<br />
stoffprodukte und hat sich mit folgenden Produktschwerpunkten erfolgreich auf den Märkten in Europa<br />
und den USA etabliert:<br />
Fixier- und Transportwalzen für Hochleistungsdrucker<br />
Dichtungen für die Automobilindustrie und den Maschinenbau (z. B. Zylinderkopfdichtungen,<br />
Gasrückführungen an Tankstellen)<br />
Schläuche für die chemische Industrie und die Medizintechnik (z. B. Dialysegeräte für Patienten mit<br />
eingeschränkter Nierenfunktion)<br />
Die Produkte der Meschall GmbH werden überwiegend aus dem Kunststoff PTFE gefertigt, obwohl<br />
seine Anschaffungskosten vergleichsweise hoch sind. Der Hauptgrund dafür liegt in seinem breiten<br />
Anwendungsspektrum – immer wenn es um schwierige Umgebungsbedingungen, hohe Temperaturbeständigkeit<br />
und hohe Hygieneanforderungen geht, ist PTFE als Rohstoff konkurrenzlos. Hinzu kommt,<br />
dass er in Verbindung mit anderen Stoffen ganz auf die jeweiligen Anforderungen des Kunden und den<br />
von ihm gewünschten Produkteigenschaften abgestimmt werden kann.<br />
1.2 Ausgangssituation<br />
Somit sieht sich die Meschall GmbH nicht nur als Hersteller, sondern als Problemlöser für ihre Kunden –<br />
sie bietet individuelle Lösungen an. Auch wenn sie nicht immer sofort eine fertige Lösung für den Kunden<br />
parat haben, helfen die im Unternehmen beschäftigten Spezialisten (Chemiker und Konstrukteure<br />
der Abteilung Forschung und Entwicklung), selbst komplexe Kundenwünsche zu realisieren. Das Ergebnis<br />
sind Produkte, die individuell an die jeweilige Anforderung angepasst sind. Die in diesem Zusammenhang<br />
entstehenden Kosten stehen hier neben den technischen Parametern im Vordergrund. Das<br />
Problem muss kostengünstig gelöst werden und dennoch den Qualitätsanforderungen der Kunden<br />
entsprechen.<br />
Die Fertigung erfolgt auf CNC Anlagen. Die Bewegungen der Werkzeuge werden vorher programmiert.<br />
Maschinen mit CNC-Steuerung müssen deshalb nicht mehr mit Handhebeln oder Handrädern eingestellt<br />
werden. In der Regel werden alle Funktionen über die Tastatur eines Computers mit Bildschirm<br />
oder Display aktiviert. CNC-Maschinen führen alle Arbeitsgänge ohne weitere Eingriffe des Maschinenbedieners<br />
aus. Sie haben eine hohe Fertigungsgenauigkeit und Fertigungsgeschwindigkeit. Die für den<br />
Fertigungsprozess notwendige CNC-Software wird von dem Unternehmen in der Abteilung DV von<br />
eigenen Informatikern entwickelt.<br />
Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1962 zu einem Marktführer mit hohem technischen<br />
Know-how und zum Trendsetter für innovative Produktideen und Produkte entwickelt.<br />
Die Hauptaufgabe wird auch in Zukunft in der Realisierung der individuellen Kundenwünsche gesehen.<br />
Dabei muss dem Kunden deutlich gemacht werden, dass die von der Meschall GmbH entwickelten<br />
Ideen häufig eine bessere Lösung gegenüber den anfänglichen Vorstellungen des Kunden darstellen.<br />
Eine Stärke des Unternehmens liegt also in der Entwicklung von Fertigungs- und Produktalternativen.<br />
Für den Werkstoff PTFE entwickelt man zur Zeit ein Vakuumziehverfahren, um den Kunststoff zu formen,<br />
weil sich bei diesem Verfahren die Bauteile noch besser auf den jeweiligen Einsatz abstimmen<br />
lassen.<br />
Dennoch beurteilt die Unternehmensleitung die langfristige Entwicklung eher kritisch. Die<br />
ausgeprägte Globalisierung und Neustrukturierung der Märkte hat zu einer enormen Erhöhung<br />
der Wettbewerbsintensität geführt.<br />
Herr Harms, Leiter der Abteilung Kostenrechnung/Controlling erläutert auf der letzten<br />
Abteilungsleitersitzung die Kostenentwicklung der vergangenen zwei Geschäftsjahre.<br />
Die Kostenrechnung wird auf der Basis der Vollkostenrechnung vorgenommen.<br />
Herr Harms legt die für die Sitzung aufbereiteten Betriebsabrechnungsbogen (Ist-<br />
Kosten) für die Geschäftsjahre 2001 und 2002 vor (siehe Anlagen 1 und 2).<br />
Er erläutert, dass die Kalkulation und somit die Ermittlung der Produktkosten zunehmend<br />
erschwert wird durch<br />
22
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
eine starke Differenzierung der Produkte, welche zu einer unterschiedlichen<br />
Belastung der Kostenstellen führt<br />
die Zunahme des Dienstleistungsanteils vor allem in den Abteilungen Forschung<br />
und Entwicklung (F & E) sowie DV.<br />
Ein Ausgleich von steigenden Kosten über höhere Verkaufspreise ist in der Branche,<br />
vor allem bei Produkten mit niedrigem Innovationsgrad, nicht möglich, denn die<br />
Kunden üben unablässig Druck auf die Preise aus. Einen etwas größeren Spielraum<br />
bieten die innovativen Spezialprodukte. Aber auch in diesem Marktsegment wird<br />
sich der Wettbewerb durch die zunehmende Globalisierung verstärken.<br />
Besonders Herr Kübler, Leiter der Abteilung F & E, und Frau Lange, Leiterin der Abteilung<br />
DV, müssen sich aufgrund der Kostenentwicklung dem Druck zur Überprüfung<br />
ihrer Wirtschaftlichkeit stellen. Umstrukturierungsmaßnahmen, die ihre Abteilungen<br />
betreffen, sind nicht auszuschließen.<br />
Mitarbeiter Abteilung DV Mitarbeiter Abteilung F & E<br />
2001<br />
2001<br />
3 Informatiker<br />
2 Netzwerktechniker<br />
1 Abteilungsleiterin: Frau Lange<br />
(Dipl. Informatikerin)<br />
2002<br />
5 Informatiker<br />
2 Netzwerktechniker<br />
1 Abteilungsleiterin: Frau Lange<br />
(Dipl. Informatikerin)<br />
23<br />
2 Dipl. Chemiker<br />
2 Ingenieure<br />
1 Abteilungsleiter: Herr Kübler<br />
(Dipl. Ingenieur)<br />
2002<br />
2 Dipl. Chemiker<br />
1 Chemielaborantin<br />
2 Ingenieure (Verfahrenstechnik)<br />
1 Ingenieur (Projektmanagement)<br />
1 Technische Assistentin<br />
1 Abteilungsleiter: Herr Kübler<br />
(Dipl. Ingenieur)<br />
Um langfristig den Unternehmenserfolg zu sichern, fordert die Unternehmensleitung<br />
eine detaillierte Analyse der Kostenstruktur.<br />
2. Aufgabenstellung<br />
2.1 Skizzieren Sie die Ausgangslage mit Hilfe einer Mind-Map in übersichtlicher<br />
Form und formulieren Sie mindestens 5 Kernaussagen zur Unternehmenssituation!<br />
(7 Punkte)<br />
2.2 Übernehmen Sie die Rolle von Herrn Harms. Erklären Sie den Abteilungsleitern<br />
das Prinzip der Vollkostenrechnung und die Aufgaben der Kostenstellenrechnung<br />
anhand der vorgelegten aufbereiteten Betriebsabrechnungsbogen.<br />
Gehen Sie auch auf die Probleme der Vollkostenrechnung ein.<br />
(12 Punkte)<br />
2.3 Zur Weiterentwicklung der Kosten- und Leistungsrechnung in der Meschall<br />
GmbH schlägt Herr Harms den Abteilungsleitern die Einführung der Prozesskostenrechnung<br />
in der Fertigungshilfskostenstelle „Arbeitsvorbereitung“<br />
vor.<br />
2.3.1 Bereiten Sie die Ausführungen von Herrn Harms vor. Erläutern Sie dabei kurz<br />
die Aufgaben und Ziele der Prozesskostenrechnung in der Meschall GmbH.<br />
(4 Punkte)<br />
2.3.2 Beschreiben Sie die 5 Schritte, die bei der Einführung der Prozesskostenrechnung<br />
in dem Unternehmen notwendig sind. (5 Punkte)
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.3 Herr Harms hat für das Jahr 2002 eine Prozessanalyse durchgeführt. Daraus<br />
ergeben sich für die Fertigungshilfskostenstelle „Arbeitsvorbereitung“ folgende<br />
Ergebnisse:<br />
Teilprozess Std./Jahr Prozesstyp Kostentreiber Anzahl/Jahr<br />
Aufträge annehmen 500 Imi Anzahl<br />
Kundenaufträge<br />
2000<br />
Termine planen 2400 Imi Anzahl<br />
Werksaufträge<br />
1800<br />
Maschinenbelegung 2000 Imi Anzahl 1800<br />
planen<br />
Werksaufträge<br />
Ablaufstörungen 600 Imi Anzahl 1500<br />
regeln<br />
Störungen<br />
PPS-System pflegen 200 Imn<br />
Abteilung leiten 300 Imn<br />
2.3.3.1 Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem Prozesstyp „lmi“ und „lmn“<br />
anhand der vorliegenden Prozessanalyse für die Meschall GmbH.<br />
(4 Punkte)<br />
2.3.3.2 Berechnen Sie die Prozesskostensätze für die Teilprozesse und ermitteln Sie<br />
den Prozesskostensatz für den Hauptprozess (Darstellungen in Tabellen).<br />
(12 Punkte)<br />
2.3.4 Herr Harms plant, auch andere Kostenstellen auf die Prozesskostenrechnung<br />
umzustellen. Erläutern Sie die Vorteile der Prozesskostenrechnung<br />
gegenüber der traditionellen Vollkostenrechnung für die Meschall GmbH.<br />
Entscheiden Sie, ob dieser Ansatz auf alle Kostenstellen dieses Unternehmens<br />
angewendet werden kann. Erläutern und begründen Sie Ihre Entscheidung<br />
unter Verwendung der beschriebenen Ausgangssituation der<br />
Meschall GmbH! (5 Punkte)<br />
2.4 Aufgrund der Kostenentwicklung in den Abteilungen F & E und DV verweist<br />
Herr Harms auf die Notwendigkeit Kosten einzusparen.<br />
- Analysieren Sie die Kosten in den Kostenstellen F & E und DV.<br />
- Legen Sie dabei die beiden Betriebsabrechnungsbogen, die ökonomische<br />
Situation und die Ausgangssituation zu Grunde.<br />
- Unterbreiten Sie mindestens 3 Vorschläge zur Kosteneinsparung. Diskutieren<br />
Sie die Chancen und Risiken dieser Vorschläge für das Unternehmen.<br />
(9 Punkte)<br />
2.5 Aufgrund der Kostenentwicklung und eines daraus resultierenden Rückgangs<br />
des Betriebsergebnisses steht die Geschäftsleitung unter einem<br />
enormen Druck der Anspruchsgruppen des Unternehmens.<br />
Erläutern Sie, welche Anspruchsgruppen des Unternehmens Einfluss auf<br />
den Ziel- und Planungsprozess nehmen und analysieren Sie deren Interessen.<br />
(6 Punkte)<br />
2.6 Vor dem Hintergrund des hohen Technisierungs- und Spezialisierungsgrades<br />
und der Kostensituation der Meschall GmbH wird von Seiten der Geschäftsführung<br />
erwogen, die Abteilung DV entweder als „Profitcenter“ zu<br />
betreiben oder sogar auszugliedern (Outsourcing).<br />
24
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.6.1 Die Geschäftsleitung möchte den Abteilungsleitern die beiden Konzepte<br />
vorstellen. Bereiten Sie als Assistentin/Assistent der Geschäftsleitung die<br />
Sitzung vor, erläutern Sie kurz die Konzepte und führen Sie eine Stärken-<br />
Schwächen-Analyse für die Meschall GmbH durch. (10 Punkte)<br />
2.6.2 Ein Abteilungsleiter äußert während der Sitzung die Bitte zu prüfen, ob<br />
sich eines der beiden Konzepte auch für die Abteilung F & E der Meschall<br />
GmbH eignet! Treffen Sie eine begründete Entscheidung!<br />
(7 Punkte)<br />
2.6.3 Im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat legt<br />
die Geschäftsleitung die zur Disposition stehenden Umstrukturierungskonzepte<br />
vor. Formulieren Sie eine Stellungnahme des Betriebsrats.<br />
(4 Punkte)<br />
2.7 Frau Lange wird beauftragt, ihre Abteilung DV zu einem erfolgsorientierten<br />
Dienstleistungsanbieter zu wandeln. Sie sieht darin für sich eine neue<br />
berufliche Herausforderung, der sie sich gerne stellen möchte. Auf der<br />
nächsten Abteilungsleitersitzung soll die endgültige Entscheidung fallen.<br />
Sie hat nun folgende Grundsatzfragen zu klären:<br />
Welche Dienstleistungen sollen angeboten werden?<br />
Wo liegen die Kernkompetenzen?<br />
Welche Märkte sollen bedient werden?<br />
Welche Personalentscheidungen müssen getroffen werden?<br />
Welche Motivations- und Anreizsysteme sollen den Erfolg sichern?<br />
Bereiten Sie die Argumentation für Frau Lange in Form eines Thesenpapiers<br />
vor und machen Sie einen begründeten Entscheidungsvorschlag<br />
(Profitcenter oder Outsourcing). (15 Punkte)<br />
25
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und<br />
unterrichtliche Voraussetzungen<br />
Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />
Lerngebiet 3: „Erfassung, Verteilung, Analyse und Zurechnung von Kosten“<br />
(Aufgaben und Durchführung der Kostenstellenrechnung; Grenzen der Vollkostenrechnung;<br />
Prozesskostenrechnung),<br />
Lerngebiet 5: „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“<br />
(Marktsituation und –entwicklung),<br />
Lerngebiet 6: „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“<br />
(Gestaltung von Veränderungen in Organisationen; Ausgewählte<br />
Konzepte des Wandels und Organisationsentwicklung)<br />
der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit<br />
Rechnungswesen/Controlling“ behandelt.<br />
Zur Lösung der Aufgabenstellungen werden neben den inhaltlichen Dimensionen<br />
der o. a. Lerngebiete methodische Elemente des fächerübergreifenden Lernens<br />
vorausgesetzt. Hier vor allem die Systematisierung von Informationen sowie Entscheidungs-<br />
und Problemlösetechniken.<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 2.1<br />
Aus der Beschreibung der ökonomischen Situation der Meschall GmbH und der<br />
Ausgangssituation ist ein Zielkonflikt des Unternehmens herauszuarbeiten. Zu diesem<br />
Zweck soll ein Mind-map angefertigt werden, fünf Kernaussagen sollen formuliert<br />
werden. Diese könnten wie folgt lauten:<br />
Die Meschall GmbH ist ein Marktführer im Bereich der kunststoffverarbeitenden<br />
Industrie mit hohem technischen Know-how und Innovationsgrad im Bereich der<br />
verwendeten Werkstoffe und der Fertigungstechnologie.<br />
Die Hauptaufgabe wird jetzt und in Zukunft in der Realisierung von individuellen<br />
Kundenwünschen gesehen.<br />
Steigende Personalkosten in den „Kernbereichen“ des Unternehmens, Forschung<br />
und Entwicklung und DV durch Neueinstellungen von Fachpersonal, einerseits und<br />
eine sich verschärfende Wettbewerbssituation auf den globalen Märkten (Wandel<br />
vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt) andererseits zwingen zur Kosteneinsparung.<br />
Zielkonflikt: Verbesserung der Ertragslage durch Kosteneinsparung, vor allem im<br />
Bereich der Personalkosten F & E und DV – Personalabbau und weniger „Spezialisten“<br />
im Bereich F & E und DV führen zu einem geringeren Innovationsgrad und<br />
damit zum Verlust von Marktanteilen.<br />
Die starke Produktdifferenzierung und die Zunahme des Dienstleistungsanteils bei<br />
der Entwicklung und Fertigung der Produkte erschweren eine verursachungsgerechte<br />
Kostenzurechnung und damit die Kalkulation.<br />
Aufgabe 2.2<br />
Auf der Basis der Ausgangssituation und der aufbereiteten BAB soll das Prinzip der<br />
Vollkostenrechnung erläutert werden. Dabei soll der BAB als Werkzeug der innerbetrieblichen<br />
Leistungsverrechnung dargestellt werden, dessen Hauptzweck es ist,<br />
die Zuschlagssätze für die Kalkulation (Gemeinkosten zu den Einzelkosten) zu ermitteln<br />
und eine Kosten- bzw. Wirtschaftlichkeitskontrolle durchzuführen. Es sollen<br />
Hauptkostenstellen, Hilfskostenstellen sowie die Maschinenkostenstellen erläutert<br />
und unterschieden werden. Auf die Problematik der verursachungsgerechten Zurechnung<br />
der Kosten soll am Beispiel der Umrechnungsschlüssel für die Gemeinkosten<br />
und ihrer Proportionalisierung mit der wertmäßigen Bezugsgröße eingegangen<br />
werden.<br />
26
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.3<br />
Aufgabe 2.3.1<br />
Es sollen die Ziele und Aufgaben der Prozesskostenrechnung kurz und übersichtlich<br />
dargestellt werden. Bezugsgröße für die Kostenverrechnung sind Prozesse,<br />
d. h. vor allem repetitive Tätigkeiten, die in den verschiedenen Kostenstellen<br />
oder Abteilungen bei der Ausführung übertragener Aufgaben anfallen.<br />
Ziel ist es, eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung auf die Leistungen<br />
(Produkte und betriebliche Leistungen) vorzunehmen.<br />
Aufgaben der Prozesskostenrechnung sollen dargestellt werden:<br />
- Kalkulationsaufgaben<br />
(strategische Ausrichtung; Verursachungsgerechtigkeit der Gemein- und Fixkostenverteilung<br />
in der Selbstkostenermittlung; Vielfältigkeit der Kalkulationsobjekte;<br />
Kalkulation von Produkt- und Verfahrensänderungen; Optimierung<br />
des Produktions- und Absatzprogramms; Unterstützung in der Preispolitik).<br />
- Managementaufgaben<br />
(Wirtschaftlichkeitskontrolle im Hinblick auf Stellen, Prozesse und Verhaltensweisen;<br />
Aufdeckung von Rationalisierungspotenzialen; Gestaltung der Verrechnung<br />
für interne Dienstleistungen ‚Marktbezug’; Harmonisierung von<br />
Schnittstellen).<br />
Aufgabe 2.3.2<br />
Es sollen die 5 notwendigen Schritte zur Einführung der Prozesskostenrechnung<br />
anhand des Beispiels der Meschall GmbH beschrieben werden:<br />
1. Tätigkeitsanalyse und Aufstellung einer Prozesshierarchie<br />
2. Bestimmung der prozessbezogenen Kostentreiber<br />
3. Kostenzuordnung zu Prozessen<br />
4. Berechnung der Prozesskostensätze<br />
5. Aggregation von Teilprozessen zu Hauptprozessen.<br />
Aufgabe 2.3.3.1<br />
Es sollen die Prozesstypen lmi = leistungsmengenindiziert und lmn = leistungsmengenneutral<br />
anhand der vorliegenden Prozessanalyse der Meschall<br />
GmbH erläutert werden.<br />
Aufgabe 2.3.3.2<br />
Es sollen die notwendigen Rechnungen durchgeführt und in Tabellenform dargestellt<br />
werden.<br />
Aufgabe 2.3.4<br />
Es sollen der Allokationseffekt und der Komplexitätseffekt als Hauptvorteile der<br />
Prozesskostenrechnung gegenüber der traditionellen Vollkostenrechnung herausgearbeitet<br />
werden. Beide Effekte sollen anhand von Beispielen aus der Meschall<br />
GmbH erläutert werden.<br />
Des Weiteren gilt es zu untersuchen, in welchen Abteilungen der Meschall<br />
GmbH repetitive Tätigkeiten anfallen, die durch die Prozesskostenrechnung erfasst<br />
werden. Als geeignet erscheinen die Kostenstellen Material sowie Vertrieb,<br />
weniger geeignet die Kostenstellen F & E und DV.<br />
Aufgabe 2.4<br />
Die Kostenentwicklung in den Kostenstellen F & E und DV ist anhand der BAB zu<br />
analysieren. Hier soll vor allem die Steigerung der Kosten im Personalbereich herausgearbeitet<br />
werden, die auf Neueinstellungen von „Spezialisten“ im Jahr 2002<br />
zurückzuführen ist. Auf die Bedeutung der Zuschlagssätze für die Kalkulation soll<br />
verwiesen werden. Trotz Personalabbau im Fertigungsbereich, erkennbar an den<br />
sinkenden Fertigungseinzelkosten, ist durch die Umlage der Hilfskostenstellen F & E<br />
und DV der Gemeinkostenzuschlagssatz für die Restgemeinkosten in der Kostenstelle<br />
Fertigung angestiegen, was letztlich zu einer Erhöhung der Selbstkosten für<br />
die hergestellten Produkte führt. Es sollen 3 Vorschläge (z. B. Personalabbau, Beauftragung<br />
externer Labors für Rohstoffanalysen, Softwareerstellung durch externe<br />
Anbieter) zur Kosteneinsparung gemacht und durch die ökonomische Situation<br />
und die Ausgangslage begründet werden. Risiken und Chancen sind abzuwägen.<br />
27
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.5<br />
Es sollen die wesentlichen Anspruchsgruppen des Unternehmens (Sharehoder/Stakeholder)<br />
und ihre jeweiligen Interessen erläutert und analysiert werden.<br />
Aufgabe 2.6<br />
Aufgabe 2.6.1<br />
Die beiden Konzepte „Profitcenter“ und „Outsourcing“ sollen als alternative Lösungen<br />
für die geplante Umstrukturierung der DV-Abteilung in Form einer Kurzpräsentation<br />
erläutert werden. Dabei sind die grundlegenden Unterschiede herauszuarbeiten.<br />
Profitcenter sind organisatorische Einheiten innerhalb des Unternehmens, die<br />
mittels Kosten- und Leistungsvorgaben gesteuert werden. Sie sind Verantwortungs-<br />
und Abrechnungseinheiten, deren Beitrag zum Gesamtergebnis durch<br />
eine Kosten-Leistungs-Gegenüberstellung aufgezeigt wird. Grundvoraussetzung<br />
ist, dass sowohl die Kosten als auch die Leistungen von den Verantwortungsträgern<br />
der Profit-Center beeinflussbar sind. Nur so kann die Basis für unternehmerisches<br />
Handeln der Verantwortlichen und die Motivation zur Eigeninitiative<br />
gesichert werden. Die Centerausrichtung des Unternehmens bietet<br />
zum einen die Chance, sich selbst steuernde organisatorische Strukturen zu<br />
bilden, zum anderen die Formen der Zusammenarbeit zwischen den betrieblichen<br />
Teileinheiten neu anzulegen. Längerfristig stellt der Centeransatz die neuen<br />
Formen der Zusammenarbeit auf eine markt- und kundenbezogene sowie<br />
für die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter motivierende Erfolgsbasis. Außerdem wird<br />
das Kostenbewusstsein der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter verstärkt und die Unternehmensleitung<br />
entlastet von Koordinierungsaufgaben. Kritisch zu betrachten<br />
ist die sich in der Unternehmenspraxis oft einstellende Situation des „jeder<br />
gegen jeden“ aufgrund der Form des Erfolgsausweises.<br />
Weitere typische Widerstände und Handlungsbarrieren für die Umsetzung des<br />
Centerkonzeptes können gesehen werden in einem zu stark ausgeprägten<br />
Konkurrenzdenken der Bereiche, der Furcht vor Kompetenzverlust und Ablehnung<br />
der Verantwortung. Ob das Centerprinzip Gewähr für ein effizienteres<br />
Wirtschaften ist, ist auch eine Frage der individuellen Eignung des jeweiligen<br />
Center-Managements.<br />
Outsourcing: dauerhafte Auslagerung von bisher intern wahrgenommenen<br />
Unternehmenstätigkeiten und anschließender Bezug dieser Dienstleistungen<br />
von externen Zulieferern, die für die ausgelagerten Tätigkeiten eine Kernkompetenz<br />
besitzen; Leitidee: langfristig beiderseitiger Erfolg (Win-Win-Strategie);<br />
Beschränkung auf Unternehmensbereiche mit der höchsten Wertschöpfung<br />
(Kernkompetenzen); ausgelagerte Unternehmensbereiche (DV) werden rechtlich<br />
selbstständig und müssen sich am Markt behaupten; auslagerndes Unternehmen<br />
ist nicht automatisch Kunde.<br />
In der Stärken-Schwächen-Analyse ist z. B. darauf einzugehen, dass beim Outsourcing<br />
einerseits Kostensenkungen erwartet werden können, da externe<br />
Dienstleister in der Regel ein überlegenes Erfahrungs- und Prozesswissen haben,<br />
Kostenbelastungen für einen Ausgleich von Kapazitätsschwankungen<br />
übernehmen und schließlich nur die real erbrachten Leistungen in Rechnung<br />
stellen (Variabilisierung der Kosten). Andererseits gehen mit dem Outsourcing<br />
nicht automatisch Kostensenkungen einher; im Gegenteil, nicht wenige Unternehmen<br />
sehen sich nach einer Auslagerung sogar mit höheren Kosten konfrontiert.<br />
Zum einen lassen sich Kosten der Eigenerstellung selten exakt mit denen<br />
der Fremderstellung vergleichen, außerdem sind langfristige Kostenentwicklungen<br />
häufig schwer planbar, und die Kosten für das Outsourcing selbst<br />
werden unterschätzt.<br />
Weiterhin wird das Outsourcing als attraktiver Weg hin zu einer Konzentration<br />
auf Kernkompetenzen gesehen. Idealerweise bringt in einer solchen Konstellation<br />
jeder eine Leistung ein, die sonst kein anderer besser beherrscht. Die Meschall<br />
GmbH könnte sich auf die unternehmenseigenen Wissens- und Ressourcenpotenziale<br />
konzentrieren und trotzdem – über die Nutzung der externen<br />
Kernkompetenz – weiterhin ein breites Leistungsspektrum anbieten und die Innovationsbedürfnisse<br />
ihrer Kunden erfüllen. Gleichzeitig entstehen auf der an-<br />
28
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
deren Seite enorme Risiken durch eine mögliche Auslagerung der „falschen“<br />
Leistungen. Eine strategische Fehlerquelle besteht darin, dass Schlüsselaktivitäten<br />
oder Kernkompetenzen outgesourct werden und damit ein irreversibler<br />
Know-how-Verlust verbunden ist. Für die Meschall GmbH könnte dies unter<br />
Umständen eine große unfreiwillige Abhängigkeit von den outgesourcten Abteilungen<br />
bedeuten.<br />
Aufgabe 2.6.2<br />
Für die Abteilung Forschung und Entwicklung eignet sich nur das „Profitcenter“<br />
- Konzept mit klarer Kompetenzabgrenzung und Kosten- und Leistungsvorgabe.<br />
Der Beitrag zum Gesamtergebnis wird durch eine Kosten-Leistungs-<br />
Gegenüberstellung aufgezeigt. Grundvoraussetzung: Herr Kübler als Abteilungsleiter<br />
erhält Einfluss sowohl auf die Kosten als auch auf die Leistungen<br />
der Abteilung. (siehe 2.6.1)<br />
Ein Outsourcing der Abteilung Forschung und Entwicklung ist nicht ratsam, da<br />
dies ein klassischer strategischer Fehler wäre: bei den Aufgaben dieser Abteilung<br />
handelt es sich um ganz wesentliche Kernaktivitäten der Meschall GmbH.<br />
Die Existenz des gesamten Unternehmens hängt an der Leistungsfähigkeit dieser<br />
Abteilung (Realisierung der individuellen Kundenwünsche; Entwicklung von<br />
Fertigungs- und Produktalternativen speziell für jeden Kunden). Ein Outsourcing<br />
dieser Abteilung wäre mit einem irreversiblen Know-how-Verlust verbunden<br />
– die Meschall GmbH würde sich in eine große unfreiwillige Abhängigkeit<br />
begeben, was möglicherweise das Ende der Unternehmung bedeuten könnte.<br />
Aufgabe 2.6.3<br />
Der Betriebsrat kann sich mit dem Vorschlag, die Abteilung Forschung und<br />
Entwicklung in ein Profitcenter umzugestalten einverstanden erklären unter der<br />
Bedingung, dass es in einem Zeitraum von x Jahren nicht zu betriebsbedingten<br />
Kündigungen kommt, und die abgeschlossenen Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen<br />
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung weiterhin<br />
Gültigkeit behalten.<br />
Bei einer Umwandlung der DV – Abteilung in ein selbstständiges Unternehmen<br />
könnten u. a. folgende Bedenken aufgeführt werden: Gültigkeit der Tarifverträge<br />
in dem neuen Unternehmen oder Lohndumping; Kündigungsschutz in<br />
Kleinbetrieben; erworbene Betriebszugehörigkeit und daraus sich ergebene<br />
Rechte könnten verloren gehen; Übernahme von sozialen Errungenschaften<br />
wie z. B. Kantine, Betriebsrente, Prämien durch das neue Unternehmen; Fragen<br />
der Existenzsicherheit eines kleinen Unternehmens in einem zur Zeit schwer<br />
umkämpften Markt.<br />
Bei einer Gegenüberstellung mit den von der Unternehmensleitung dargestellten<br />
Vorteilen des Outsourcing kommen die Schülerinnen und Schüler zu einer<br />
eigenen abschließenden Bewertung.<br />
Aufgabe 2.7<br />
Die Grundsatzfragen sollen auf der Basis der ökonomischen Situation und der<br />
Ausgangslage erörtert werden. Dabei reicht die Palette der DV-Dienstleistungen<br />
von den traditionellen Infrastrukturdiensten (z. B. Betrieb und Wartung von Anwendungssystem,<br />
Bereitstellung von Arbeitsplatzhardware- und Software) über<br />
auftragsgebundene Projektdienste (z. B. Entwicklung von Anwendungssystemen)<br />
bis zu aktuellen Dienstleistungsfeldern der Kundenberatung (z. B. spezifische Problemlösungen,<br />
Hotline- und Helpdeskdienste, Hardware- und Software-Vorführzentren<br />
und Schulungen).<br />
Für ein erfolgsorientiertes Eingrenzen der Dienstleistungspalette liefert die Frage<br />
nach den Kernkompetenzen eine Orientierung. Als solche gelten i. d. R. Kompetenzen,<br />
die für den Kunden erkennbar und wertvoll erscheinen und sich im Vergleich<br />
mit konkurrierenden Anbietern signifikant unterscheiden. Die Kernkompetenzen<br />
sind unternehmensspezifisch, d. h. bei der Beantwortung dieser Frage spielt<br />
die Einbeziehung der Ausgangslage und der Unternehmensbeschreibung der Meschall<br />
GmbH eine große Rolle.<br />
29
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Bei der Frage nach den zu bedienenden Märkten sind sowohl interne (Meschall<br />
GmbH) als auch externe Märkte zu unterscheiden, und es soll auf die spezifischen<br />
Anforderungen dieser Märkte eingegangen werden (Marktsegmentbildung).<br />
Die Personalentscheidungen sind auf der Basis des in der Abteilung DV vorhandenen<br />
Personals zu treffen. Personalveränderungen sind zu begründen.<br />
Bei der Frage nach den Motivations- und Anreizsystemen sollen neben monetären<br />
Größen auch Überlegungen in die Richtung „Verantwortung statt Hierarchie“ angestellt<br />
werden, denn in der betrieblichen Realität hat sich in den letzten Jahren<br />
gezeigt, dass Beschäftigte effizienter und kreativer arbeiten, wenn man ihnen Verantwortung<br />
überträgt. Konzepte der Organisationsentwicklung und Personalführung<br />
sollen begründet dargestellt werden.<br />
Die Entscheidung soll auf der Basis der dargestellten Ausführungen und unter Abwägung<br />
der Risiken und Chancen für die Meschall GmbH getroffen werden. Weiterhin<br />
wird die Form der Darstellung als Tischvorlage in die Bewertung mit einbezogen.<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
2.1 4 3 -- 7<br />
2.2 3 7 2 12<br />
2.3.1 2 2 -- 4<br />
2.3.2 5 -- -- 5<br />
2.3.3.1 2 2 -- 4<br />
2.3.3.2 4 6 2 12<br />
2.3.4 -- 3 2 5<br />
2.4 3 3 3 9<br />
2.5 2 2 2 6<br />
2.6.1 4 4 2 10<br />
2.6.2 1 2 4 7<br />
2.6.3 -- 2 2 4<br />
2.7 -- 8 7 15<br />
Summe 30 44 26 100<br />
30
ANLAGE 1<br />
Aufbereiteter Betriebsabrechnungsbogen der MESCHALL GmbH für das Jahr 2001 in TEUR<br />
Fertigungshauptkostenstellen Hauptkostenstelle<br />
Allg. Hilfskostenstellen Hauptkostenstelle Fertigungshilfskostenstelle <br />
Kostenstelle<br />
Restgemeinkosten Verwaltung und Vertrieb<br />
Maschinen<br />
Fertigung I<br />
(fix u. variabel)<br />
Maschinen Fertigung<br />
I<br />
(fix u. variabel)<br />
Kosten<br />
Arbeitsvorb.<br />
Material<br />
DV<br />
F & E<br />
Kosten-<br />
Arten<br />
Umlage primärer<br />
Gemeinkosten<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Personalkosten<br />
1500<br />
350<br />
380<br />
100<br />
200<br />
100<br />
370<br />
Zinsen<br />
800<br />
60<br />
80<br />
60<br />
20<br />
200<br />
220<br />
60<br />
100<br />
Abschreibungen<br />
1300<br />
100<br />
130<br />
200<br />
40<br />
300<br />
310<br />
100<br />
120<br />
Übriger Betriebsaufwand<br />
500<br />
38<br />
50<br />
20<br />
10<br />
90<br />
150<br />
42<br />
100<br />
SUMME 4100 548 640 380 270 590 680 302 690<br />
Umlage sekundäre<br />
Gemeinkosten<br />
Umlage F & E nach<br />
Arbeitsstunden<br />
- 548<br />
6<br />
186<br />
44<br />
82<br />
109<br />
110<br />
11<br />
SUMME 0 646 566 314 672 789 412 701<br />
Umlage DV<br />
nach Arbeitsstunden<br />
- 646<br />
84<br />
78<br />
194<br />
226<br />
52<br />
12<br />
SUMME 0 650 392 866 1015 464 713<br />
Umlage AV<br />
nach Arbeitsstunden<br />
-392<br />
196<br />
157<br />
39<br />
SUMME 0 1062 1172 503<br />
31<br />
713<br />
503<br />
1172<br />
1062<br />
650<br />
4100<br />
Summe Gemeinkosten<br />
Bezugsgrößen f. d.<br />
Materialeinzel-<br />
Maschinenstunden Fertigungslöhne Herstellkosten des<br />
GK-Zuschläge in<br />
kosten<br />
Umsatzes<br />
TEUR<br />
3700<br />
1960<br />
8647<br />
in Maschinenstd. 37400 54400<br />
IST-Zuschlagssätze 17,5 % 28,40 /Std. 21,54 /Std. 25,6 % 8,3 %
ANLAGE 2<br />
Aufbereiteter Betriebsabrechnungsbogen der MESCHALL GmbH für das Jahr 2002 in TEUR<br />
Fertigungshauptkostenstellen Hauptkostenstelle<br />
Allg. Hilfskostenstellen Hauptkostenstelle Fertigungshilfskostenstelle <br />
Kostenstelle<br />
Restgemeinkosten Verwaltung und Vertrieb<br />
Maschinen Fertigung<br />
II<br />
(fix u. variabel)<br />
Maschinen Fertigung<br />
I<br />
(fix u. variabel)<br />
Kosten<br />
Arbeitsvorb.<br />
Material<br />
DV<br />
F & E<br />
Kosten-<br />
Arten<br />
Umlage primärer<br />
Gemeinkosten<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Personalkosten<br />
1817<br />
490<br />
526<br />
104<br />
208<br />
104<br />
385<br />
Zinsen<br />
795<br />
70<br />
90<br />
50<br />
15<br />
210<br />
225<br />
40<br />
95<br />
Abschreibungen<br />
1290<br />
110<br />
142<br />
180<br />
38<br />
302<br />
315<br />
95<br />
108<br />
Übriger Betriebs-<br />
Aufwand<br />
508<br />
43<br />
58<br />
18<br />
12<br />
91<br />
147<br />
44<br />
95<br />
SUMME 4410 713 816 352 273 603 687 283 683<br />
Umlage sekundärer<br />
Gemeinkosten<br />
Umlage F & E<br />
nach Arbeitsstunden<br />
- 713<br />
7<br />
242<br />
57<br />
127<br />
142<br />
128<br />
10<br />
SUMME 0 823 594 330 730 829 411 693<br />
Umlage DV<br />
nach Arbeitsstunden<br />
- 823<br />
99<br />
123<br />
206<br />
247<br />
42<br />
106<br />
SUMME 0 693 453 936 1076 453 799<br />
Umlage AV<br />
nach Arbeitsstunden<br />
- 453<br />
182<br />
227<br />
44<br />
SUMME 693 0 1118 1303 497 799<br />
32<br />
799<br />
497<br />
1303<br />
1118<br />
693<br />
4410<br />
Summe Gemeinkosten<br />
Bezugsgrößen f. d.<br />
Materialeinzel-<br />
Maschinenstunden Fertigungslöhne Herstellkosten des<br />
GK-Zuschläge in<br />
kosten<br />
1800 Umsatzes<br />
TEUR<br />
3750<br />
9161<br />
in Maschinenstd. 38500 55100<br />
IST-Zuschlagssätze 18,5 % 29,00 /Std. 23,60 /Std. 27,6 % 8,7 %
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabenbeispiel 3:<br />
Opel Restrukturierungsprogramm „Olympia“<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung<br />
1. Problemstellung<br />
In den vergangenen Jahren ist der deutsche Ableger des GM-Konzerns die ADAM<br />
OPEL AG in Rüsselsheim vom einstigen „Geld-“ immer mehr zum „Verlustbringer“<br />
des Konzerns geworden. Diese Entwicklung wird der schlechten Führung der europäischen<br />
Tochter durch den amerikanischen Mutterkonzern angelastet, die auf europäische<br />
Besonderheiten keine Rücksicht genommen hat. So ist der Marktanteil<br />
von Opel in Deutschland auf rund 11 % gesunken, vor zehn Jahren waren es 17 %.<br />
Der neue OPEL-Chef Forster hat nun die Aufgabe übernommen, das Unternehmen<br />
und die Marke wieder nach vorn zu bringen.<br />
In den Anlagen 1 und 2 wird die Situation der ADAM OPEL AG umfassend beschrieben.<br />
Textgrundlagen:<br />
Anlage 1: „Financial Times Deutschland“ vom 07.08.2001: „Opel: Fit durch<br />
Olympia“ (spiegelstrichartige Zusammenfassung des Inhaltes),<br />
Anlage 2: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 11.01.2002: „Opel streicht Gehalt<br />
und zieht Personalabbau vor“,<br />
Anlage 3: „Pressemitteilung der ADAM OPEL AG“, Nr. 27 vom 21.06.2001.<br />
2. Aufgabenstellung<br />
2.1 Arbeiten Sie die als Anlagen 1 und 2 beigefügten Texte durch, strukturieren<br />
Sie die allgemeine Unternehmenssituation der ADAM OPEL AG, wie sie sich<br />
gegenwärtig darstellt, mit Hilfe einer Mind Map und formulieren Sie mindestens<br />
sechs Kernthesen. (6 Punkte)<br />
2.2 Erläutern Sie die Marktsituation von OPEL und arbeiten Sie wesentliche<br />
Probleme in der Positionierung der Marke OPEL heraus. (7 Punkte)<br />
2.3 Beschreiben Sie die bisherige Produkt- und Programmpolitik der ADAM<br />
OPEL AG und erörtern Sie die Schwierigkeiten der geplanten Neuausrichtung<br />
unter den Bedingungen des enormen Wettbewerbsdrucks auf dem<br />
angesprochenen Markt. (7 Punkte)<br />
2.4 „Wir verbrennen in rasender Geschwindigkeit Deckungsbeitrag. Das müssen<br />
wir eindämmen, und zwar schnell“, heißt es im Text. Diese Problematik ist in<br />
den folgenden Aufgabenstellungen an fiktiven Zahlen für den Autohersteller<br />
zu untersuchen.<br />
Unterstellen Sie, das Unternehmen fertige vier Produkte: Modell A, Modell<br />
C, Modell O und Modell V, für die die folgenden Daten gelten:<br />
Modell A Modell C Modell O Modell V<br />
Stückerlös in € 15.000,00 10.5000,00 25.000,00 20.000,00<br />
Variable Kosten je<br />
Stück in €<br />
13.500,00 9.500,00 24.000,00 17.000,00<br />
Produzierte und<br />
abgesetzte Stückzahl<br />
14.000 15.000 4.000 13.000<br />
Erzeugnisfixkosten<br />
in €<br />
17.000.000,00 13.000.000,00 12.000.000,00 24.000.000,00<br />
Unternehmensfixkosten<br />
in €<br />
25.000.000,00<br />
33
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.4.1 Ermitteln Sie das Betriebsergebnis für den betrachteten Zeitraum.<br />
(5 Punkte)<br />
2.4.2 Erläutern Sie das von Ihnen in 2.4.1 errechnete Ergebnis, ziehen Sie geeignete<br />
Schlussfolgerungen für die ADAM OPEL AG und erläutern Sie diese.<br />
(6 Punkte)<br />
2.4.3 Es ist beabsichtigt, die Produktion des Modells O in der kommenden Abrechnungsperiode<br />
einzustellen. Auf den frei werdenden Produktionsanlagen,<br />
deren Fixkosten auf kurze Sicht nicht abgebaut werden können,<br />
könnten 10.000 Stück vom Modell V gefertigt werden, das am Markt gerade<br />
erst eingeführt wurde. Diese zusätzliche Stückzahl könnte ins Ausland<br />
verkauft werden. Dort ist aber nur ein Stückerlös von 18.000,00 zu<br />
erwirtschaften. Um diese Maßnahme umzusetzen, müssten aber zusätzlich<br />
20 Mio. für die Umrüstung der Anlagen investiert werden. Die Investition<br />
wird in fünf gleichen Jahresraten kalkulatorisch abgeschrieben.<br />
Prüfen Sie, ob diese Maßnahmen das Betriebsergebnis verbessern würden.<br />
(6 Punkte)<br />
2.4.4 Aus dem Marketing kommen Überlegungen, durch eine Preissenkung bei<br />
den Modellen A und C in Höhe von 5 % die Absatzmengen dauerhaft zu<br />
steigern.<br />
Prüfen Sie diesen Vorschlag, wenn bei Modell A eine Absatzsteigerung um<br />
2.000 Stück und bei Modell C eine Steigerung von 3.000 Stück prognostiziert<br />
wird. (6 Punkte)<br />
2.4.5 Machen Sie geeignete Vorschläge, wie die insgesamt unbefriedigende Situation<br />
des Unternehmens zu verbessern wäre. Gehen Sie in diesem Zusammenhang<br />
auch auf die Problematik des Deckungsbeitrags ein, wie sie<br />
im Text geschildert wird. (7 Punkte)<br />
2.5 Um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, plant OPEL<br />
neben der Umsetzung von Sparmaßnahmen in verschiedenen Geschäftsbereichen<br />
sogar die Stilllegung eines europäischen Werkes.<br />
2.5.1 Beurteilen Sie die Besonderheiten dieser Anpassungsmaßnahme an Beschäftigungsänderungen<br />
und zeigen Sie weitere Anpassungsmöglichkeiten<br />
begründet auf. (6 Punkte)<br />
2.5.2 Geben Sie eine Analyse zur Situation der ADAM OPEL AG ab, indem Sie<br />
die von Ihnen angesprochenen Problemstellungen grundlegend zusammenfassen.<br />
(7 Punkte)<br />
2.6 Bisher haben Sie sich mit der Krise der ADAM OPEL AG beschäftigt.<br />
In der Anlage 3 ist eine Pressemitteilung des Unternehmens beigefügt, die<br />
das Restrukturierungsprogramm „Olympia“ in den Grundzügen beschreibt<br />
und die Rückkehr der ADAM OPEL AG zu besseren Zeiten herbeiführen<br />
soll. Die im Text der Anlage 3 genannten fünf Kerninitiativen lassen sich<br />
unter der Überschrift „Konzept des Wandels“ für die ADAM OPEL AG betrachten.<br />
Die angesprochenen Initiativen sind sowohl auf das Unternehmen<br />
als auch auf die Produkte gerichtet.<br />
2.6.1 Erläutern Sie umfassend die Initiativen, die eher auf die Restrukturierung<br />
des Unternehmens wirken sollen und stellen Sie ein geeignetes Paket von<br />
Maßnahmen vor. (9 Punkte)<br />
2.6.2 Erläutern Sie geeignete Projekte, die auf eine Erneuerung der Marke und<br />
den Absatz der Produkte zielen. (9 Punkte)<br />
2.6.3 Beschreiben Sie das Konzept der Kundenorientierung und prüfen Sie, ob<br />
die Initiativen der ADAM OPEL AG diesem Ansatz entsprechen.<br />
(5 Punkte)<br />
34
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.6.4 Erörtern Sie, welche Personalführungskonzepte Forster einsetzen muss,<br />
um mit der Unterstützung der Mitarbeiter und ihrer Vertreter die Chancen<br />
des Projekts „Olympia“ für die Zukunft nutzen zu können.<br />
(6 Punkte)<br />
2.6.5 Schreiben Sie einen Artikel für die Mitarbeiterzeitung der ADAM OPEL AG.<br />
Definieren Sie zunächst Ihre Position, kommentieren Sie die Initiativen im<br />
Rahmen des Projekts „Olympia“ und beleuchten Sie die Probleme aus Sicht<br />
der von Ihnen bezogenen Position. (8 Punkte)<br />
35
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 1:<br />
Opel: Fit durch „Olympia“ 4<br />
Von Guido Reinking und Oliver Fischer, Hamburg<br />
In dem o. g. Artikel aus dem Jahre 2001 wird das Umstrukturierungsprogramm<br />
„Olympia“ bei OPEL in Rüsselsheim beschrieben, welches von Carl-Peter Forster,<br />
dem 49-jährigen Opel-Chef, vorangetrieben wird.<br />
Die Autoren berichten in ihrer Problemanalyse bzgl. OPEL Deutschland über folgende<br />
Aspekte:<br />
Der Verlust im Jahre 2000 liegt bei 982 Mio. DM.<br />
Im Jahre 2001 droht erneut ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe.<br />
Produktionskapazitäten in Europa: 2,1 Millionen Autos pro Jahr – tatsächliche<br />
Produktion und Verkauf jedoch nur 1,7 Millionen Autos.<br />
Seit 10 Jahren schwinden die Marktanteile.<br />
Um den Absatz kurzfristig anzukurbeln, muss Opel das Image verbessern.<br />
Die Marke leidet noch immer an den Qualitätsmängeln der vergangenen Jahre.<br />
Laut Analystenstudien ist die Qualität der Opel-Produkte nicht mehr schlechter<br />
als die vieler Konkurrenten – nur der Ruf ist es noch.<br />
Branchenbeobachter halten es für möglich, dass General Motors eines seiner<br />
europäischen Werke ganz schließt. Ford hat dies vorgemacht und trennte sich<br />
von 3 Standorten, um im Jahre 2001 in die Gewinnzone zurückzukehren.<br />
Neue erfolgreiche Produkte, die die Werke auslasten, sind nicht vorhanden<br />
und aufgrund der Produktzyklen in der Autoindustrie von rund fünf Jahren erst<br />
in drei bis vier Jahren zu erwarten.<br />
Die Kosten müssen schleunigst gesenkt werden, um Opel zurück in die Gewinnzone<br />
zu bringen. Forster: „Wir verbrennen zu viel Cash – das nimmt uns<br />
die Luft zum Atmen.“<br />
Der erfolgversprechendste Einsparbereich, der Einkauf, ist bei Opel kaum noch<br />
zu optimieren. Er liegt in den Händen eines Joint Ventures mit Fiat.<br />
Für die Lösung der beschriebenen Probleme gibt es, laut FTD-Artikel von Reinking/Fischer,<br />
bei Opel Deutschland folgende Bestrebungen:<br />
Das viel zu große Vertriebsnetz beschneiden.<br />
Die Bürokratie in der Rüsselsheimer Zentrale abbauen.<br />
Die Werbung neu ausrichten, um das biedere Marktimage aufzupolieren.<br />
Entwicklung, Einkauf und Produktion runderneuern.<br />
Notwendige Entlassungen tatsächlich vornehmen. 2003 läuft der Standortsicherungsvertrag<br />
aus, der betriebsbedingte Kündigungen bei Opel verbietet.<br />
Die Überkapazitäten durch intelligente Lösungen abbauen; z. B. durch die<br />
Globalisierung der Marke Opel. Modelle wie Astra oder Zafira könnten in die<br />
USA exportiert und unter dem Namen Opel vermarktet werden. Allerdings ist<br />
General Motors –Chef Wagoner von der Idee nicht begeistert, da GM in den<br />
USA eher zu viele Marken hat.<br />
4 Aus Kostengründen kann der Artikel nicht abgedruckt, sondern lediglich in einer Zusammenfassung<br />
wiedergegeben werden. Er ist unter der Internetadresse http://www.ftd.de/ubin1075945.htm zu beziehen.<br />
36
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
© 2001 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD<br />
URL des Artikels: http:://www.ftd.de/ub/in/1075945.html<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 2:<br />
Opel streicht Gehalt und zieht Personalabbau vor<br />
Gehaltsstreichungen und schnellerer Personalabbau / Verlust weitet sich<br />
rasend schnell aus<br />
hap. FRANKFURT, 10. Januar. Der Automobilhersteller Opel gerät in immer größere Schwierigkeiten.<br />
2001 hat sich ein Verlust aus dem Automobilgeschäft von rund 680 Millionen Euro angehäuft. Das ist<br />
deutlich mehr als geplant. Die abermalige Verschlechterung der Lage wird zu einer Reihe von zusätzlichen<br />
Einschnitten führen, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen. Wie aus Informationen, die<br />
dieser Zeitung vorliegen, hervorgeht, stehen die Mitarbeiter vor einer Gehalts-Nullrunde. Das dreizehnte<br />
Monatsgehalt wird gestrichen. Sonstige finanzielle Zuwendungen werden mit den - bei Opel im Industrievergleich<br />
hohen - übertariflichen Leistungen verrechnet, also auch gestrichen. Überstunden werden<br />
abgebaut und nicht mehr bezahlt. Die bis 2003 vorgesehene Streichung von 1600 der 36 000 Stellen in<br />
Deutschland wird auf dieses Jahr vorgezogen. Mindestens weitere 400 Stellen sollen jedes Jahr durch<br />
natürliche Fluktuation wegfallen. Alle Investitionen, die nicht unmittelbar mit Autos zu tun haben (wie<br />
Gebäude und Computer), werden drastisch gekürzt.<br />
Vorgesehen war, den Verlust 2001 unter das Vorjahresniveau von rund 500 Millionen Euro (982 Millionen<br />
DM) zu drücken. Dramatisch ist, dass sich der Verlust trotz eines in Europa etwa gleich gebliebenen<br />
Marktanteils rasch ausweitet. „Wir verbrennen in rasender Geschwindigkeit Deckungsbeitrag. Das müssen<br />
wir eindämmen, und zwar schnell“, heißt es aus dem Vorstand. Opel ist derzeit nicht in der Lage,<br />
trotz der eingeleiteten Sparmaßnahmen die Erosion der Erträge aufzufangen. ...<br />
„Unser Problem ist, dass viele Maßnahmen, die jetzt Geld kosten, erst 2003 oder später ihre Wirkung<br />
entfalten werden“, heißt es bei Opel. Man erwarte daher eine weitere Durststrecke von drei bis fünf<br />
Jahren. Das schlägt sich auch in der Beschäftigung nieder. Zählt man alle Einschnitte zusammen, baut<br />
die amerikanische Muttergesellschaft General Motors in Europa in den kommenden zwei Jahren bei seinen<br />
Marken Opel, Vauxhall und Saab von 70 000 rund 17 000 Stellen ab. Von General Motors ist keine<br />
zusätzliche Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil, GM hat angesichts der eigenen angespannten Lage das<br />
Jahresbudget für Opel von 1,4 auf 1,2 Milliarden Dollar gekürzt. Forster plant trotz aller Widrigkeiten,<br />
den Verlust aus dem Autogeschäft 2002 unter den des Vorjahres zu drücken und 2003 eine „schwarze<br />
Null“ zu erreichen. Dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass die schwache Konjunktur nicht noch<br />
stärker auf das Geschäft durchschlägt. ...<br />
Das Händlernetz wird radikal umgebaut, rund 500 der 900 Betriebe erhalten die Kündigung. Ein interner<br />
Untersuchungsbericht beurteilt die Verfassung des Händlernetzes als in weiten Teilen desaströs:<br />
„Der Marke nicht angemessenes Erscheinungsbild, unmotiviertes Verkaufspersonal, schwache Marge“<br />
heißt es da.<br />
Die ganze Kraft gilt nach Forsters Vorgabe nun der Auffrischung des Modellprogramms. Hier will der<br />
Vorstandsvorsitzende kräftig zulegen. Zwei Entscheidungen von Tragweite sind schon gefallen. Der<br />
Nachfolger des Astra ist im Design auf Wunsch von Forster komplett überarbeitet und trotzdem im Erscheinungsdatum<br />
auf 2003 vorgezogen worden. Außerdem wird Opel wieder mit einem Modell in der<br />
Oberklasse antreten. Weil dies von Forsters Vorgänger eingestellt wurde, fängt man fast bei Null an.<br />
Geplanter Marktstart ist dennoch spätestens 2004.<br />
(Kürzungen vom Aufgabensteller)<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2002, Nr. 9, Seite 11<br />
38
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 3:<br />
Restrukturierungsprogramm „Olympia“: Opel und GM-<br />
Europa planen Rückkehr zu Profitabilität und Wachstum<br />
Maßnahmenpaket soll Ende September vorgestellt werden<br />
Rüsselsheim. Unter dem Projektnamen „Olympia“ entwickeln die Adam Opel AG und GM-Europa derzeit<br />
mit hoher Intensität ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Dabei steht die Rückkehr des<br />
nach Zulassungsstatistik zweitgrößten deutschen Automobilunternehmens in die Profitabilität sowie die<br />
Dynamisierung der Marke im Mittelpunkt. Der Projektname macht historische Anleihen an das Erfolgsmodell<br />
Opel Olympia.<br />
Unter der Leitung seines neuen Vorstandsvorsitzenden Carl-Peter Forster mobilisiert das Projekt Olympia<br />
seit Mai vor allem die inneren Kräfte der Organisationen von Opel- und GM Europa. Verschiedene,<br />
hochqualifizierte Arbeitsgruppen, die sich aus Opel und GME Führungskräften aller bedeutenden Bereiche<br />
zusammensetzen, entwickeln offensive Pläne und Szenarien zur Erreichung der Ziele des Projekts.<br />
Innerhalb weniger Wochen sollen diese Arbeitsgruppen entsprechende Maßnahmenkataloge und Entscheidungsvorlagen<br />
präsentieren. Da das Projekt Olympia über den deutschen Markt hinaus auch europäische<br />
Bedeutung hat, erhält es die uneingeschränkte Unterstützung der europäischen Zentrale des<br />
weltgrößten Automobilkonzerns GM.<br />
Zudem wurde die international erfahrene Unternehmensberatung Booz-Allen & Hamilton in einer ersten<br />
Phase mit einer Bestandsanalyse beauftragt. Dazu führte das Berater-Team detaillierte Gespräche mit<br />
den Führungskräften der Adam Opel AG und GM-Europa, aber auch mit zahlreichen Händlern und Zulieferern.<br />
Ein speziell geschaffenes „Turnaround-Board“ unter der Leitung von Carl-Peter Forster und Pat Campbell,<br />
GM-Europe Vice Präsident für Finanzen, koordiniert die Aktivitäten. Weitere Mitglieder sind GM-<br />
Europa-Präsident Mike Burns, Vauxhall-Vorsitzender Nick Reilly, Saab-Chef Peter Augustsson sowie andere<br />
Entscheidungsträger von Opel und GME Führungsgremien. In einem ersten Schritt wurden fünf<br />
Kern-Initiativen definiert:<br />
Schaffung einer profitablen und soliden Geschäftssituation<br />
Stärkung und Optimierung der Vertriebsstruktur<br />
Revitalisierung und Dynamisierung der Marke Opel<br />
Erschließung von Wachstumspotenzialen<br />
Entwicklung dauerhafter Erneuerungsprozesse.<br />
Zur Erreichung dieser Ziele folgt das Projekt „Olympia“ einem straffen Zeitplan: Bis Ende September<br />
möchte das Unternehmen mit dem Aufsichtsrat konkrete Maßnahmen beschließen und notwendige,<br />
tiefgreifende Änderungen in den Strukturen und Prozessen einleiten, die anschließend systematisch<br />
umgesetzt werden sollen.<br />
Dazu Carl-Peter Forster: „Opel hat bereits entscheidende Schritte bei der Produkt-Qualität und seiner<br />
Modellpalette gemacht. Aber unser Unternehmen wie auch GM-Europa stehen vor massiven strukturellen<br />
wie finanziellen Herausforderungen, die wir zügig lösen müssen. Ich weiß, dass unsere Beschäftigten<br />
und ihre Vertreter die Notwendigkeit zur Veränderung für unser Unternehmen erkannt haben. Mit<br />
ihrer Unterstützung werden wir die Chancen, die uns das Projekt „Olympia“ in Zukunft eröffnet, nutzen<br />
können“.<br />
Nr. 27, Pressemitteilung der ADAM OPEL AG<br />
Kategorie Opel/GM<br />
39
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />
Voraussetzungen<br />
Der Aufgabenvorschlag hat seine Schwerpunkte in den drei folgenden Lerngebieten<br />
der niedersächsischen Rahmenrichtlinien für das Fach Betriebswirtschaft mit<br />
Rechnungswesen/Controlling:<br />
Lerngebiet 5: „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“,<br />
Lerngebiet 6: „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“,<br />
Lerngebiet 7: „Controlling und Unternehmenssteuerung“.<br />
Zur Lösung der Aufgabenstellungen sind nicht nur die inhaltlichen Dimensionen<br />
der o. a. Lerngebiete Voraussetzung, sondern auch die methodischen Elemente<br />
des fächerübergreifenden Lernens. Hier vor allem die Aufbereitung und Auswertung<br />
von komplexen wirtschaftswissenschaftlichen Texten und Grafiken.<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 2.1<br />
Aus den beiden Texten ist die dramatische Situation bei der ADAM OPEL AG herauszuarbeiten.<br />
Zu diesem Zweck soll eine Mind Map angefertigt werden, sechs<br />
Kernthesen sind zu formulieren. Diese könnten etwa lauten:<br />
Dramatische Ergebnissituation wegen ungünstiger Kostenstruktur und schlechter<br />
Ertragslage;<br />
Hilfe der Muttergesellschaft ist nicht zu erwarten;<br />
Marktakzeptanz und Image der Produkte ist miserabel,<br />
Kapazitäten sind nicht ausgelastet, der Personalbestand ist zu hoch;<br />
Produktentwicklung dauert zu lange;<br />
Die allgemeine Marktschwäche führt zu Ertragseinbußen.<br />
Aufgabe 2.2<br />
Die miserable Marktposition von OPEL ist aus den Texten zu erkennen und entsprechend<br />
der Aufgabenstellung zu erläutern. In diesem Zusammenhang sind die Aussagen<br />
der Grafik heranzuziehen, die die dramatische Verschlechterung des Image<br />
von OPEL verdeutlicht. Die Erosion des Marktanteils bei zunehmendem Wettbewerb<br />
im unteren und mittleren Marktsegment ist zu problematisieren.<br />
Aufgabe 2.3<br />
Aus der Situationsanalyse unter 2.2 geht die kritische Situation der Modellpolitik<br />
und der Programmpolitik unmittelbar hervor. Dies ist unter den Bedingungen des<br />
Wettbewerbsdrucks zu erörtern. Dabei ist zu erkennen, dass die Konkurrenz attraktive<br />
Modelle bereits auf dem Markt positioniert hat und sich andere Anbieter in<br />
immer neue Segmente begeben haben. OPEL hat stattdessen die Oberklasse aufgegeben,<br />
obwohl gerade in diesem Segment entsprechende Deckungsbeiträge zu<br />
erwirtschaften sind. Auf die lange Zeit einer Produktneuentwicklung in diesem<br />
Markt ist einzugehen.<br />
Aufgabe 2.4<br />
Aufgabe 2.4.1<br />
Das Betriebsergebnis ist auf der Basis der stufenweisen Teilkostenrechnung in<br />
einer übersichtlichen Darstellung zu ermitteln.<br />
Aufgabe 2.4.2<br />
Das negative Betriebsergebnis ist zu erläutern, Schlussfolgerungen sind zu ziehen.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu erkennen, dass nur das Modell V die Erzeugnisfixkosten<br />
nachhaltig decken kann, um wesentliche Beiträge zur Deckung<br />
der Unternehmensfixkosten zu erbringen. Das Modell O deckt seine fixen<br />
Kosten nicht. Die Überlegungen sollten sich darauf konzentrieren, Fixkos-<br />
40
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
ten der Produkte zu reduzieren, die Stückdeckungsbeiträge zu steigern, die<br />
Produktionsmenge zu verbessern und das Modell O aus dem Programm zu<br />
nehmen, wenn Teile der Fixkosten abzubauen sind.<br />
Aufgabe 2.4.3<br />
Die veränderte Situation ist rechnerisch und inhaltlich zu prüfen. Das Betriebsergebnis<br />
verbessert sich in geringem Umfang, weil die Anlagen besser ausgelastet<br />
werden. Die hohen Fixkosten verhindern eine nachhaltige positive Entwicklung.<br />
Aufgabe 2.4.4<br />
Die Vorschläge des Marketings sind rechnerisch und inhaltlich zu prüfen. Die<br />
relativ hohen Preisnachlässe führen bei der geringen Ausweitung der Mengen<br />
dazu, dass ein wesentlich schlechteres Ergebnis entsteht. So verteilen sich die<br />
Fixkosten zwar auf eine höhere Stückzahl, der Stückdeckungsbeitrag geht aber<br />
für alle Produkte zurück. Die Vorschläge des Marketing sind deshalb begründet<br />
abzulehnen.<br />
Aufgabe 2.4.5<br />
Aus der Analyse der schlechten Ergebnissituation, die sich aus den vorliegenden<br />
Werten ergibt, sind geeignete Vorschläge auszuarbeiten. Besonders die<br />
niedrigen Stückdeckungsbeiträge sollten als wesentliche Schwachstellen herausgestellt<br />
werden. Für eine Verbesserung müssten die variablen und die fixen<br />
Kosten gesenkt bzw. die Erlöse verbessert werden. Da Letzteres nicht möglich<br />
ist, bleiben nur Kostensenkungen und die Ausweitung der Absatzzahlen der<br />
Modelle A und V. Das Modell O sollte eingestellt werden, wenn zumindest ein<br />
Teil der Fixkosten abgebaut werden könnte. Sinnvoll wäre auch ein Relaunch<br />
des Modells O, wenn anschließend bessere Erlöse und größere Stückzahlen<br />
möglich wären.<br />
Aufgabe 2.5<br />
Die in der Aufgabe angesprochene quantitative Anpassung ist umfassend mit ihren<br />
Wirkungen für die ADAM OPEL AG auszuarbeiten. In diesem Zusammenhang ist<br />
besonders auf die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter und die Abbaubarkeit von Fixkosten<br />
einzugehen. Die intensitätsmäßige, zeitliche und selektive Anpassung sind auf den<br />
Fall bezogen in ihren Wirkungen aufzuzeigen.<br />
Aufgabe 2.6<br />
In der zusammenfassenden Betrachtung sind die von den Prüflingen angesprochenen<br />
Problembereiche, z. B. ungünstige Kostenstruktur, geringe Marktakzeptanz,<br />
schlechtes Image der Produkte oder die geringe Kapazitätsauslastung zu analysieren.<br />
Die verschiedenen Dimensionen der Krise, z. B. innerbetriebliche Kosten- und<br />
Kapazitätssituation oder die Marktpositionierung der ADAM OPEL AG sind eindeutig<br />
darzustellen, die Notwendigkeit entsprechender Entscheidungen muss deutlich<br />
werden.<br />
Aufgabe 2.7<br />
Aufgabe 2.7.1<br />
Die Prüflinge sollen die drei Kern-Initiativen erkennen, die zunächst im Inneren<br />
des Unternehmens ansetzen und mit entsprechenden Maßnahmen verknüpfen.<br />
Dazu gehört vor allem die Durchforstung der Kostenstruktur des Unternehmens,<br />
die dazu führen muss, dass die variablen Kosten nachhaltig gesenkt<br />
werden. Entsprechend geeignete Überlegungen sind auszuführen, z. B. Auslagerung<br />
der Teileentwicklung und Teileproduktion, frühzeitige Beteiligung von<br />
Lieferanten, Vereinfachung von Produktionsprozessen, Verbesserung der Produktionsplanung,<br />
Kapazitätsoptimierung oder Verbesserung der Wertschöpfungsprozesse<br />
und Schaffung effizienterer Strukturen. Entsprechende Maßnahmen<br />
sind beispielhaft darzulegen. Die Verbesserung der Vertriebsstruktur<br />
muss zu besserer Abstimmung der Händler mit Produktion und Entwicklung<br />
führen. Erste Schritte wurden schon eingeleitet. Eine Implementierung von<br />
ständigen Erneuerungsprozessen dürfte wohl die schwierigste Maßnahme sein.<br />
41
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.7.2<br />
Die hier zu erläuternden Maßnahmen müssen auf eine verbesserte Absatzstruktur<br />
des Unternehmens hinwirken. Dazu gehören die Elemente eines verbesserten<br />
Marketing-Mix ebenso wie die Verbesserung oder Stabilisierung der<br />
Kundenposition. Zum ersten Punkt rechnen insbesondere Maßnahmen der<br />
Produktpolitik, die als ein besonderer Schwachpunkt erkannt worden sind. Dazu<br />
muss eine intensivere Kommunikation mit Händlern und Kunden erfolgen,<br />
um rechtzeitig Trends und Veränderungen in der Akzeptanz erkennen und in<br />
geeignete Produkte umsetzen zu können. Auch eine Stabilisierung der Ertragspotenziale<br />
ist anzusprechen. Nach einer nachhaltigen Erneuerung des Produktportfolios<br />
und einer Verbesserung des Image kann auch mit größerem<br />
Wachstumspotenzial gerechnet werden. Ziel muss eine umfassende Erneuerung<br />
der Marke OPEL sein, dann lässt sich auch eine profitablere Position des<br />
Unternehmens aufbauen.<br />
Aufgabe 2.7.3<br />
Das Konzept der Kundenorientierung ist von den Prüflingen zu beschreiben<br />
und mit den Maßnahmen der ADAM OPEL AG zu vergleichen. Dabei muss<br />
deutlich werden, dass viele der geplanten Prozesse grundsätzlich auf einer<br />
Verbesserung der Kundenbeziehung aufbauen und nur erfolgreich sind, wenn<br />
dies gelingt. Das gilt vor allem auch für die Erneuerung der Händlerstruktur,<br />
die eine Nahtstelle zwischen Kunden und Unternehmen darstellen.<br />
Aufgabe 2.8<br />
Durch die zum Teil einschneidenden Veränderungen bei OPEL durch das Konzept<br />
„Olympia“ sind die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter besonders gefordert. Nicht nur<br />
weil sie zum Teil große Opfer bringen müssen, sondern weil sie auch die Umsetzung<br />
des Konzepts bewerkstelligen müssen. Von ihnen hängt im Innenverhältnis<br />
der Erfolg der Strategie ab. Um die Ziele zu erreichen, müssen die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />
die Strategien mittragen, das bedeutet, es muss Offenheit, Kommunikation,<br />
Konsens, Teamorientierung und Partizipation nicht nur implementiert,<br />
sondern auch gelebt werden. Diese Maßnahmen müssen beschrieben und in ihrer<br />
Tragweite erkannt werden.<br />
Aufgabe 2.9<br />
Die Prüflinge müssen zunächst eine Rolle mit einer eindeutigen Haltung entwickeln<br />
und einen Kommentar für die Mitarbeiterzeitung schreiben, in dem sie diese Haltung<br />
konsequent darlegen und die Problematik aus der eigenen Position beleuchten.<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
2.1 4 2 -- 6<br />
2.2 2 3 2 7<br />
2.3 2 3 2 7<br />
2.4.1 3 2 -- 5<br />
2.4.2 1 3 2 6<br />
2.4.3 2 3 1 6<br />
2.4.4 2 3 1 6<br />
2.4.5 2 3 2 7<br />
2.5 2 4 -- 6<br />
2.6 1 3 3 7<br />
2.7.1 2 4 3 9<br />
2.7.2 2 4 3 9<br />
2.7.3 1 2 2 5<br />
2.8 2 2 2 6<br />
2.9 2 3 3 8<br />
Summe 30 44 26 100<br />
42
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.1.3 Mündliche Prüfung<br />
Die Gestaltung einer mündlichen Abiturprüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />
über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im<br />
Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />
geregelt.<br />
2.1.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />
Prüfungszeit<br />
In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />
Inhalte und Methoden des Faches Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />
sowie fächerübergreifende Kompetenzen zeigen.<br />
Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene prüfungsmethodische<br />
Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />
Freier Vortrag<br />
Rollenspiel<br />
Zwiegespräch, Diskussion<br />
Pro - Kontra - Darstellung<br />
Geeignete Medien sollen diese Prüfungsformen unterstützen. Nach der vom Prüfling<br />
bzw. von den Prüflingen selbstständig gestalteten Prüfungsphase werden in<br />
einem anschließenden Prüfungsgespräch die Ausgangsproblemstellungen vertieft;<br />
die Prüflinge müssen dabei zu betriebswirtschaftlich ausgerichteten Fragen begründet<br />
Stellung nehmen. Dabei müssen u. a. einzelne Sachverhalte oder Probleme<br />
fachsprachlich angemessen in übergeordnete Zusammenhänge eingeordnet<br />
sowie Lösungswege unter Rückgriff auf fachspezifische Denk- und Arbeitsweisen<br />
artikuliert werden.<br />
Grundlage für die mündliche Prüfung ist eine konkrete Problemstellung, die zu Beginn<br />
der Vorbereitungszeit mit Hinweisen auf eine zu verwendende Prüfungsmethode<br />
schriftlich vorgelegt wird. Das Problem soll unter Vorgabe von geeignetem<br />
Arbeitsmaterial so formuliert werden, dass bei der Lösung alle drei Anforderungsbereiche<br />
erreicht werden können. Sie soll verschiedenartige Kompetenzen (vgl.<br />
Kap. 2.1.1) ansprechen und sich nicht ausschließlich auf Lerngebiete eines Kurshalbjahres<br />
beschränken.<br />
Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorangegangenen Unterrichts sowie in<br />
der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />
der mündlichen Prüfung sein.<br />
Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />
ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />
Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgesprächs<br />
ergeben.<br />
Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen eine Orientierung<br />
für die Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />
Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Die mündliche<br />
Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern. Bei Gruppenprüfungen<br />
ist die Prüfungszeit in angemessenem Umfang zu verlängern.<br />
43
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.1.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />
mündlichen Prüfung<br />
Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sollen neben den beschriebenen<br />
Kompetenzen (vgl. Kap. 2.1.1) vor allem folgende Kriterien berücksichtigt werden:<br />
sachliche Richtigkeit und Umfang des beim Vortrag, Rollenspiels o. Ä. und<br />
beim anschließenden Prüfungsgespräch geforderten Fachwissens; dabei sind<br />
die Komplexität der Inhalte und der Grad an Selbstständigkeit der Prüfungsleistung<br />
zu beachten.<br />
Beherrschung der für die Lösung der gestellten Problemstellung angemessenen<br />
Methoden; dabei sind die Schwierigkeiten der angewandten Methode und das<br />
Maß der Selbstständigkeit zu beachten.<br />
Fähigkeit, einen betriebswirtschaftlichen Sachverhalt sprachlich verständlich<br />
darzulegen, über ihn in logischem Zusammenhang zu referieren und das Wesentliche<br />
herauszustellen.<br />
Fähigkeit, beim Prüfungsgespräch sachgerecht zu argumentieren, auf Fragen<br />
und Einwände einzugehen und gegebene Hilfen aufzugreifen.<br />
Inhalte des Lerngebietes „Fächerübergreifendes Lernen“ sind im Rahmen der<br />
mündlichen Prüfungen anzuwenden. Dabei soll bei der Gewichtung von Fach- und<br />
Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70 Prozent zu 30 Prozent zugrunde gelegt<br />
werden.<br />
Es wird empfohlen, zur Einschätzung der Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />
mit entsprechenden Kriterien zu verwenden.<br />
Ein Beispiel hierfür ist im Folgenden dargestellt. Ein weiterer Beurteilungsbogen<br />
findet sich im Kapitel 2.3.2.2 im Rahmen der fachspezifischen Ausführungen zum<br />
Unterrichtsfach Volkswirtschaft.<br />
44
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Mündliche Abiturprüfung<br />
Beispiel für einen Beurteilungsbogen<br />
A Fachkompetenz 70 %<br />
Kompetenzen Lösung der Aufga-<br />
Sachkenntnisse<br />
- Quantität<br />
- Qualität<br />
Problemstrukturierung<br />
- Gliederung<br />
- Darstellung der Sachzusammenhänge<br />
- ggf. angemessene Verwendung von<br />
Visualisierungs- und Strukturierungsmethoden<br />
Einordnen und Bewerten<br />
- Einschätzung fachlicher Zusammenhänge<br />
im Kontext<br />
- selbstständige Auswahl der Beurteilungskriterien;<br />
schlüssige Argumentation<br />
- Denken in fächerübergreifenden Zusammenhängen <br />
benstellung<br />
- vollständig<br />
- umfangreich<br />
- teilweise lückenhaft<br />
- oberflächlich<br />
- sehr lückenhaft<br />
- nicht vorhanden<br />
- vollständig<br />
- umfangreich<br />
- teilweise lückenhaft<br />
- oberflächlich<br />
- sehr lückenhaft<br />
- nicht vorhanden<br />
- vollständig<br />
- umfangreich<br />
- teilweise lückenhaft<br />
- oberflächlich<br />
- sehr lückenhaft<br />
- nicht vorhanden<br />
B Methodenkompetenz 30 %<br />
Qualifikation Lösung der Aufga-<br />
- Präsentationsfähigkeit<br />
- Veranschaulichung der fachlichen Zusammenhänge<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Zielgruppen<br />
- Ablauf und Strukturierung der Präsentation<br />
- Zeitmanagement<br />
- Kommunikationsfähigkeit<br />
- Wahl einer adressatenbezogenen<br />
Sprachebene<br />
- Darstellung eines Sachzusammenhangs<br />
auf fachsprachlicher und allgemein verständlicher<br />
Ebene<br />
- Verbales Verhalten (Rhetorik: Verständlichkeit,<br />
Wortwahl, Satzbau, Tempo,<br />
freies Sprechen)<br />
- Nonverbales Verhalten (Blickkontakt,<br />
Gestik, Mimik, Haltung)<br />
Gesamtpunktzahl<br />
benstellung<br />
- optimal<br />
- angemessen<br />
- gelegentlich unangemessen<br />
- häufig unangemessen<br />
- sehr stark eingeschränkt<br />
- optimal<br />
- angemessen<br />
- gelegentlich unangemessen<br />
- häufig unangemessen<br />
- sehr stark eingeschränkt<br />
45<br />
Maximale<br />
Punktzahl<br />
30<br />
20<br />
20<br />
Maximale<br />
Punktzahl<br />
15<br />
15<br />
100<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.1.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung<br />
Beispiel 1 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung (Einzelprüfung, freier Vortrag)<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Unternehmensberaterin/-berater und sollen der Designermöbel<br />
GmbH neuere Formen der Finanzierung vorschlagen. Sie sind zu einer Sitzung<br />
der Geschäftsführung mit den Abteilungsleiterinnen/-leitern eingeladen.<br />
Bereiten Sie einen Vortrag vor.<br />
46
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung<br />
1. Erläutern Sie kurz das schwierige Marktumfeld für die Designermöbel GmbH,<br />
vor dessen Hintergrund über alternative Finanzierungsinstrumente nachgedacht<br />
werden muss. (10 Punkte)<br />
2. Erläutern Sie die im Text (Anlage) angesprochenen neueren Finanzierungsalternativen<br />
in geeigneter Form. (10 Punkte)<br />
3. Arbeiten Sie die jeweiligen Chancen der Nutzung von Factoring und Leasing<br />
für die Designermöbel GmbH heraus und stellen Sie diese anschaulich gegenüber.<br />
(20 Punkte)<br />
4. Arbeiten Sie die bilanziellen Wirkungen für die Designermöbel GmbH bei der<br />
Nutzung von Factoring und Leasing heraus und stellen Sie diese vergleichend<br />
dar. (10 Punkte)<br />
5. Geben Sie eine begründete Empfehlung für den Einsatz einer der beiden Finanzierungsformen<br />
bei der Designermöbel GmbH ab, beschreiben Sie auch<br />
entsprechende Voraussetzungen. (20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
47
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel 2 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung<br />
(Gruppenprüfung, zwei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Expertengespräch)<br />
Prüfling 1<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Expertin/Experte bei einer Factoringgesellschaft und wollen der<br />
Geschäftsführung und den Abteilungsleiterinnen/-leitern der Designermöbel<br />
GmbH die von Ihrer Gesellschaft entwickelten Finanzierungslösungen<br />
vermitteln. Beachten Sie bei Ihrer Vorbereitung, dass zur gleichen<br />
Zeit eine Expertin/ein Experte einer Leasinggesellschaft bei der Designermöbel<br />
GmbH zu Gast ist.<br />
48
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung<br />
1. Stellen Sie auf einem Poster mit Hilfe von Kernaussagen der Geschäftsführung<br />
der Designermöbel GmbH das schwierige Marktumfeld aus der Sicht der von<br />
Ihnen vertretenen Factoringgesellschaft kurz dar. (15 Punkte)<br />
2. Stellen Sie in einer kurzen Präsentation die besonderen Leistungen der von Ihnen<br />
vertretenen Factoringgesellschaft für die Geschäftsführung der Designermöbel<br />
GmbH vor. (20 Punkte)<br />
3. Nehmen Sie zu den Argumenten des Vertreters/der Vertreterin der Leasinggesellschaft<br />
aus Ihrer Sicht begründet Stellung. (15 Punkte)<br />
4. Bereiten Sie eine Kompromissposition vor, bei der Sie argumentieren, dass die<br />
von Ihrer Unternehmung vertretene Finanzierungsalternative für die Designermöbel<br />
GmbH auch neben Leasing auf jeden Fall sinnvoll ist. Stellen Sie diese<br />
Position überzeugend dar. (20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
49
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel 2 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung<br />
(Gruppenprüfung, zwei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Expertengespräch)<br />
Prüfling 2<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Expertin/Experte bei einer Leasinggesellschaft und wollen der<br />
Geschäftsführung und den Abteilungsleiterinnen/-leitern der Designermöbel<br />
GmbH die von Ihrer Gesellschaft entwickelten Finanzierungslösungen<br />
vermitteln. Beachten Sie bei Ihrer Vorbereitung, dass zur gleichen<br />
Zeit eine Expertin/ein Experte einer Factoringgesellschaft bei der Designermöbel<br />
GmbH zu Gast ist.<br />
50
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung<br />
1. Stellen Sie auf einem Poster mit Hilfe von Kernaussagen der Geschäftsführung<br />
der Designermöbel GmbH das schwierige Marktumfeld aus der Sicht der von<br />
Ihnen vertretenen Leasinggesellschaft kurz dar. (15 Punkte)<br />
2. Stellen Sie in einer kurzen Präsentation die besonderen Leistungen der von Ihnen<br />
vertretenen Leasinggesellschaft für die Geschäftsführung der Designermöbel<br />
GmbH vor. (20 Punkte)<br />
3. Nehmen Sie zu den Argumenten des Vertreters/der Vertreterin der<br />
Factoringgesellschaft aus Ihrer Sicht begründet Stellung. (15 Punkte)<br />
4. Bereiten Sie eine Kompromissposition vor, bei der Sie argumentieren, dass die<br />
von Ihrer Unternehmung vertretene Finanzierungsalternative für die Designermöbel<br />
GmbH auch neben Factoring auf jeden Fall sinnvoll ist. Stellen Sie diese<br />
Position überzeugend dar. (20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
51
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung<br />
(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Herr Muhle senior, der Geschäftsführer der Designermöbel<br />
GmbH. Sie diskutieren mit Frau Keil, Prokuristin und Leiterin der kaufmännischen<br />
Abteilung und Herrn Muhle junior, Prokurist und verantwortlich<br />
für die Produktentwicklung und die Produktion, über moderne Finanzierungswege,<br />
insbesondere Leasing und Factoring.<br />
Frau Keil favorisiert die Finanzierungsalternative des Leasing, Herr Muhle<br />
junior die des Factoring. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung zu kommen.<br />
52
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung 5<br />
1. Sie beginnen das Gespräch. Erläutern Sie kurz die ökonomische Situation der<br />
Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />
GmbH.<br />
Sie bitten zunächst Frau Keil, das Konzept des Leasing und Herrn Muhle junior<br />
das Konzept des Factoring und insbesondere die Vorteile gegenüber den bisher<br />
gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen zu erläutern.<br />
(10 Punkte)<br />
2. Sie sind neuen Finanzierungswegen gegenüber offen. Sie sind jedoch an einer<br />
Fortführung des Unternehmensleitbildes interessiert. Sie stehen für das Leitbild<br />
des Unternehmens, nämlich Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit.<br />
a) Erläutern Sie vor diesem Hintergrund begründet Ihre Bedenken zunächst<br />
gegenüber dem Leasing. (10 Punkte)<br />
(Geben Sie anschließend Frau Keil Gelegenheit, Ihre Bedenken zu entkräften.)<br />
b) Frau Keil ist an einer langfristigen Kostensenkung für das Unternehmen<br />
interessiert und ist für das Leasingkonzept. Nehmen Sie zu den Gegenargumenten<br />
von Frau Keil aus Ihrer Sicht begründet Stellung.<br />
(10 Punkte)<br />
3. Setzen Sie sich mit der Argumentation von Herrn Muhle junior auseinander.<br />
a) Erläutern Sie nun (vor dem Hintergrund der oben geschilderten Fortführung<br />
des Unternehmensleitbildes) begründet Ihre Bedenken gegenüber<br />
dem Factoring. (10 Punkte)<br />
(Geben Sie anschließend Herrn Muhle junior Gelegenheit, Ihre Bedenken<br />
zu entkräften.)<br />
b) Herr Muhle junior sieht die Zukunftschancen für das Unternehmen in der<br />
Ausweitung des Marktsegments „Mitnahmemöbel zur Selbstmontage“<br />
und einer Erhöhung der Lagerhaltung. Er möchte deshalb das Factoringkonzept<br />
nutzen.<br />
Nehmen Sie zu den Gegenargumenten von Herrn Muhle junior aus Ihrer<br />
Sicht begründet Stellung. (10 Punkte)<br />
4. Bereiten Sie eine Kompromisslösung vor. Stellen Sie dar, in welchem Fall für Sie<br />
Leasing und in welchem Fall für Sie Factoring eine Finanzierungsalternative<br />
darstellt. (20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
5 Bei der Planung derartiger Prüfungsgespräche muss bei der Zuweisung der Rollen an die Prüflinge deren<br />
individuelle Leistungsfähigkeit beachtet werden. Im diesem Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag<br />
für die mündliche Prüfung ist die Aufgabenstellung für Herrn Muhle senior im Vergleich zu den<br />
beiden anderen Rollen sehr komplex und eher für leistungsstärkere Prüflinge zu empfehlen. Der<br />
Grundsatz, dass die Prüfungsaufgabe so angelegt sein muss, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />
ist, muss allerdings unberührt bleiben.<br />
53
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung<br />
(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher: „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Frau Keil, Prokuristin und Leiterin der kaufmännischen Abteilung<br />
der Designermöbel GmbH. Sie diskutieren mit Herrn Muhle senior, Geschäftsführer<br />
und Herrn Muhle junior, Prokurist und verantwortlich für<br />
die Produktentwicklung und die Produktion, über moderne Finanzierungswege,<br />
insbesondere Leasing und Factoring.<br />
Sie favorisieren die Finanzierungsalternative des Leasing, Herr Muhle junior<br />
die des Factoring. Herr Muhle senior ist zwar offen für Finanzierungsalternativen,<br />
er äußert jedoch Bedenken. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung<br />
zu kommen.<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung<br />
1. Herr Muhle senior beginnt das Gespräch. Er wird dabei auf die ökonomische<br />
Situation der Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />
GmbH eingehen. Kommen Sie der Aufforderung von Herrn Muhle<br />
senior nach,<br />
a) das Konzept des Leasing und insbesondere<br />
b) die Vorteile gegenüber den bisher gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen<br />
zu erläutern.<br />
Beziehen Sie in Ihre Erläuterungen die ökonomische Situation der Möbelbranche<br />
und der Designermöbel GmbH mit ein. (30 Punkte)<br />
(Herr Muhle junior wird nach Ihnen aufgefordert werden, das Konzept des<br />
Factoring zu erläutern.)<br />
2. Herr Muhle äußert Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit des von Ihnen vorgestellten<br />
Konzepts des Leasing mit dem Unternehmensleitbild, nämlich<br />
Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit. Bereiten Sie eine begründete<br />
Gegenargumentation vor. Gehen Sie dabei insbesondere darauf ein, dass Sie<br />
als Leiterin der kaufmännischen Abteilung an einer langfristigen Kostensenkung<br />
für das Unternehmen interessiert sind. (20 Punkte)<br />
3. Herr Muhle senior wird eine Kompromisslösung vorschlagen. Akzeptieren,<br />
modifizieren oder lehnen Sie diese ab. Begründen Sie Ihre Argumentation!<br />
(20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
55
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />
Prüfung<br />
(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />
A. Problemstellung<br />
Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />
der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />
„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />
23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />
Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />
meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />
werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />
in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />
Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />
Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />
Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />
Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />
Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />
„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />
befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />
Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />
eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />
Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />
Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />
Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher: „weg von No-Name und hin<br />
zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />
der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />
hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />
Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />
es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />
zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />
das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />
einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />
Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />
GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />
können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />
Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />
vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />
Sie sind Herr Muhle junior, Prokurist und verantwortlich für die Produktentwicklung<br />
und die Produktion bei der Designermöbel GmbH. Sie diskutieren<br />
mit Herrn Muhle senior, Geschäftsführer und Frau Keil, Prokuristin<br />
und Leiterin der kaufmännischen Abteilung der Designermöbel GmbH,<br />
über moderne Finanzierungswege, insbesondere Leasing und Factoring.<br />
Sie favorisieren die Finanzierungsalternative des Factoring, Frau Keil die<br />
des Leasing. Herr Muhle senior ist zwar offen für Finanzierungsalternativen,<br />
er äußert jedoch Bedenken. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung<br />
zu kommen.<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Aufgabenstellung<br />
1. Herr Muhle senior beginnt das Gespräch. Er wird dabei auf die ökonomische<br />
Situation der Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />
GmbH eingehen. Kommen Sie der Aufforderung von Herrn Muhle<br />
senior nach,<br />
a) das Konzept des Factoring und insbesondere<br />
b) die Vorteile gegenüber den bisher gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen<br />
zu erläutern.<br />
Beziehen Sie in Ihre Erläuterungen die ökonomische Situation der Möbelbranche<br />
und der Designermöbel GmbH mit ein. (30 Punkte)<br />
(Frau Keil wird vor Ihnen aufgefordert werden, das Konzept des Leasing zu erläutern.)<br />
2. Herr Muhle äußert Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit des von Ihnen<br />
vorgestellten Konzepts des Factoring mit dem Unternehmensleitbild, nämlich<br />
Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit. Bereiten Sie eine begründete<br />
Gegenargumentation vor. Gehen Sie dabei insbesondere darauf ein, dass Sie<br />
die Zukunftschancen für das Unternehmen in der Ausweitung des Marktsegments<br />
„Mitnahmemöbel zur Selbstmontage“ und einer Erhöhung der Lagerhaltung<br />
sehen. (20 Punkte)<br />
3. Herr Muhle senior wird eine Kompromisslösung vorschlagen. Akzeptieren,<br />
modifizieren oder lehnen Sie diese ab. Begründen Sie Ihre Argumentation!<br />
(20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
57
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
ANLAGE<br />
Strategie für die Zukunft: Factoring könnte für Unternehmen zur lohnenden<br />
Finanzierungsvariante werden Von Katja Gollnick<br />
Um langfristigen Erfolg zu sichern, müssen Unternehmer bei der Unternehmensfinanzierung<br />
umdenken. Innovative Finanzstrategien sind gefragt. Denn Basel II,<br />
die Internationalisierung der europäischen Finanzmärkte sowie neue Bilanzierungsvorschriften<br />
und Ratings stellen mittelständische Unternehmen vor neue,<br />
große Herausforderungen. Zudem erschwert mangelnde Liquidität das Unternehmenswachstum<br />
- schlechte Zahlungsmoral der Abnehmer oder Ausfälle von<br />
Forderungen gefährden gar den Bestand des eigenen Unternehmens. Die steigende<br />
Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in einem weiter schwachen konjunkturellen<br />
Umfeld führt zu einer zunehmend restriktiven Kreditpolitik der Banken.<br />
Eine Eigenfinanzierung ist meist aufgrund der schwachen Eigenkapitalausstattung,<br />
die im Durchschnitt unter 20 Prozent liegt, nicht möglich.<br />
Ergänzung zum Bankkredit<br />
Alternative Finanzierungsformen wie Factoring und Leasing gewinnen daher bei<br />
der Unternehmensfinanzierung stark an Bedeutung. Während sich Leasing als Finanzierungsinstrument<br />
längst durchgesetzt hat, ist Factoring mit seinen Möglichkeiten<br />
bisher wenig bekannt oder hat häufig noch das Image einer Finanzierungsvariante<br />
für bonitätsmäßig schwache Unternehmen. Dabei ist das Gegenteil<br />
der Fall: Factoring stärkt die Bonität und Stabilität von Unternehmen ...<br />
Jeder Unternehmer ist mit der permanenten Neuorientierung auf potenzielle<br />
Kunden im In- und Ausland konfrontiert. Das Ziel ist es, möglichst zahlungskräftige<br />
Kunden zu gewinnen und damit langfristige Geschäftsverbindungen aufzubauen,<br />
die kein Risiko für das eigene Unternehmen bedeuten. Banken, die als<br />
Factor arbeiten, helfen den Unternehmen dabei. Durch regelmäßige, präzise Informationen<br />
über die Abnehmer wird der Unternehmer in die Lage versetzt, sein<br />
Kundenportfolio aktiv zu steuern und den Geschäftserfolg auf sichere Vertriebsstrukturen<br />
zu stützen. Im Unterschied zu einer Warenkreditversicherung sind die<br />
durch den Factor angekauften Forderungen zu 100 Prozent vor Ausfällen geschützt.<br />
Das Unternehmen muss keinen Nachweis über den Ausfall der Forderung<br />
führen und keinen Selbstbehalt wie bei einer Kreditversicherung bezahlen.<br />
Kunde ist König<br />
Ein weiterer Vorteil liegt auf der Hand: Das Forderungsmanagement ist ein Bereich,<br />
der bei vielen mittelständischen Unternehmen erhebliche Kapazitäten bindet.<br />
Factoring bietet eine Entlastung von diesen administrativen Aufgaben an,<br />
die Firmen können sich mehr um ihre Kernkompetenzen kümmern. Je nach Unternehmensstruktur<br />
und Wunsch des Unternehmers wird die optimal passende<br />
Form von Factoring angeboten. Neben der Bonitätsüberwachung der Abnehmer<br />
kann dabei das komplette Debitorenmanagement auf den Factor ausgelagert<br />
werden ...<br />
Natürlich hat der Leistungsumfang seinen Preis. Zwei Komponenten gilt es beim<br />
Factoring zu beachten: einmal den Zins für die Inanspruchnahme, der vergleichbar<br />
ist mit den Kreditzinsen, die der Unternehmer bei seiner Hausbank bezahlt; zweitens<br />
die Factoringgebühr für Handling und Delkredere (Gewährleistung für den<br />
Eingang einer Forderung), die sich auf das Factoringvolumen bezieht und unter<br />
anderem abhängig von der Nutzung der angebotenen Leistungen ist.<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />
Nr. 210, vom 10. Sep. 2002, S. B 6<br />
(Kürzungen vom Aufgabensteller)<br />
58
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.2 Informationsverarbeitung 6<br />
2.2.1 Kompetenzen<br />
Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />
erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />
Kompetenzen nachzuweisen sind:<br />
Die Verarbeitung von Informationen wird als wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Lebens begriffen.<br />
Bei der Lösung wirtschaftlicher Aufgabenstellungen werden Instrumente der<br />
Informationsverarbeitung genutzt und gezielt eingesetzt.<br />
Komplexe wirtschaftliche Aufgabenstellungen werden analysiert und mit Hilfe<br />
einer geeigneten Methode wird ein Konzept für die Lösung der Aufgabe entwickelt.<br />
Für die Aufgabenstellung wird eine Problemlösung mit Hilfe der dafür zur Verfügung<br />
stehenden Instrumente (Anwendungssoftware, Tools usw.) entwickelt<br />
und getestet.<br />
Die Ergebnisse werden mit den Möglichkeiten der Datenverarbeitung zielgerichtet<br />
dokumentiert und präsentiert.<br />
Systemnutzung, aber auch Systemgestaltung werden als wesentliche Elemente<br />
begriffen, um komplexe wirtschaftliche Problemstellungen zu bearbeiten.<br />
Chancen und Risiken der Informationstechnologien werden aus unterschiedlicher<br />
Sicht kritisch beurteilt.<br />
Vorhandenes Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden Handlungskompetenz<br />
sowie einer Generalisierungs- und Transferfähigkeit angewandt.<br />
Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />
zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />
kommen zur Anwendung.<br />
2.2.2 Schriftliche Prüfung<br />
2.2.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung<br />
Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen ist,<br />
ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />
im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />
Fassung geregelt.<br />
Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />
Rahmenrichtlinien. Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge<br />
müssen in ihrer Gesamtheit mindestens drei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />
Rahmenrichtlinien berücksichtigen.<br />
Der Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags muss die Bearbeitung einer komplexen<br />
kaufmännischen Problemstellung am Computer sein. Teilaufgaben, deren Lösungen<br />
handschriftlich möglich sind, können auch unter Einsatz eines Textverarbeitungsprogramms<br />
bearbeitet werden.<br />
In den Aufgabenstellungen ist darauf hinzuweisen, dass eine permanente Abspeicherung<br />
von Ergebnissen erfolgen muss. Dies sollte in Form einer konkreten Aufforderung<br />
(z. B. „Speichern Sie das Ergebnis der Aufgabe 1.1 unter dem Namen<br />
XY ab“) geschehen.<br />
6 Für das Unterrichtsfach Informationsverarbeitung gelten auch die fächerübergreifenden Ausführungen<br />
im Kapitel 1.<br />
59
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Jeder Aufgabenvorschlag unterliegt ferner folgenden Grundsätzen:<br />
Komplexe und konkrete Ausgangssituation für die Aufgabenstellung<br />
Die Aufgabenvorschläge sind in Teilaufgaben zu untergliedern; eine durchgängige<br />
Fallbezogenheit ist herzustellen.<br />
Komplexe Ausgangssituationen sind als Ausgangspunkt von Problemanalysen<br />
und von konkreten, begründeten Lösungsvorschlägen auszuwählen.<br />
Grundsätzlich dürfen die Teilaufgaben nicht ohne die Ausgangssituation und<br />
die beigefügten Materialien lösbar sein (z. B. Zeitungsmeldungen, -berichte,<br />
Statistiken, Datenkränze, Controllingberichte). Die jeweiligen Quellen sind anzugeben.<br />
Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />
und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />
vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler.<br />
Die einzelnen Teilaufgaben sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig<br />
voneinander bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht<br />
vorzeichnen.<br />
System- und prozessorientierte Betrachtung ökonomischer Sachverhalte<br />
Die Ausgangssituationen müssen sich auf die betriebliche Praxis beziehen.<br />
Die Aufgabenstellungen sind nicht auf eine rein funktionsorientierte, sondern<br />
auf eine prozessorientierte Unternehmensbetrachtung auszurichten.<br />
In der Ausgangssituation und den darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />
Bezüge zu verschiedenen thematischen Schichten herzustellen (gesellschaftliche,<br />
ökologische, soziale, technische, rechtliche Bezüge).<br />
Die Aufgabenstellungen und Ausgangssituation müssen auf eine Integration<br />
fachwissenschaftlicher Inhalte in ganzheitliche Strukturen wirtschaftlichen<br />
Handelns abzielen (Nutzung von Fachwissen zur Lösung von betriebswirtschaftlichen<br />
Problemen, zur Begründung von Maßnahmen usw.).<br />
60
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.2.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />
In den nachfolgenden zwei Prüfungsvorschlägen soll die Umsetzung der vorangestellten<br />
Anforderungen an die Erstellung von Abiturprüfungsaufgaben beispielhaft<br />
dargestellt werden, ohne den Anspruch zu erheben, das Spektrum der möglichen<br />
Inhalte und Methoden des Unterrichtsfaches Informationsverarbeitung erschöpfend<br />
darzustellen. Die Beispiele sind nicht als verbindliche Muster, sondern als Anregungen<br />
für eigene Aufgabenkonstruktionen zu verstehen. Eine einheitliche Norm<br />
für die schriftliche Prüfung soll hierdurch nicht festgelegt werden.<br />
Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />
den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />
Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />
- insbesondere in Abhängigkeit von der verwendeten Software oder Software-<br />
version - können sich andere Einstufungen ergeben.<br />
Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />
B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />
C. Erwartungshorizont<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Aufgabenbeispiel 1<br />
Multimedia-Anwendungen und E-Commerce in der Designermöbel<br />
GmbH<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung<br />
1. Problemstellung<br />
Die Designermöbel GmbH mit Firmensitz in Wildeshausen produziert Büromöbel.<br />
Das Sortiment (Stühle, Tische, Regale) richtet sich unter der Bezeichnung „Professional“<br />
an Firmenkunden, mit der Gruppe „Home“ sollen vor allem Kunden, die einen<br />
Heimarbeitsplatz einrichten wollen, angesprochen werden. Dieses Sortiment<br />
wird unter dem Slogan/Motto: „Working: Leben und Arbeiten sind keine Gegensätze<br />
mehr“ vermarktet.<br />
Auf der „Buero-Aktuell“-Messe in Köln präsentiert die Designermöbel GmbH ihr<br />
Sortiment. Der Prokurist Herr Muhle, der für die Produktentwicklung und Produktion<br />
zuständig ist, protokolliert die Kundengespräche auf der Messe in Form von<br />
Messenotizen auf seinem Laptop.<br />
Zurück von der Messe überprüft Herr Muhle diese Messenotizen und stellt fest,<br />
dass mehrere Notizen im Kern den gleichen Inhalt haben. Als Beispiel ist die angefügte<br />
Notiz anzusehen.<br />
Messenotiz „Buero-Aktuell“ 2002 - Köln<br />
Datum: Uhrzeit:<br />
Gesprächspartner: Firma:<br />
Inhalt:<br />
Kritik/Anregungen:<br />
Internetseite zu „altbacken“<br />
Spricht die jüngeren Käuferinnen/Käufer der Gruppe „Home“ nicht an<br />
Keine Information für Allergiker<br />
Keine Möglichkeit Möbel online zu ordern<br />
61
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
In der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung bringt er die Probleme zur Sprache.<br />
Es stellt sich heraus, dass die Homepage tatsächlich seit drei Jahren fast unverändert<br />
ist. Herr Michalski, Frau Keil und Herr Muhle beschließen, die Homepage der<br />
Designermöbel GmbH vollständig neu gestalten zu lassen.<br />
Die Geschäftsleitung überlegt auch, die Internetseiten der Designermöbel GmbH<br />
dahingehend zu erweitern, dass sich Kunden nicht nur über die Produkte auf der<br />
Homepage informieren sondern auch Produkte direkt bestellen können. Die Möglichkeit<br />
der Einbindung eines Online-Shops auf den Internetseiten wird in dieser<br />
Gruppe sehr kontrovers diskutiert. Vor allem Herr Michalski ist sehr skeptisch. „Wie<br />
wollen wir denn beweisen, dass Firma XY geordert hat? Wir haben dann ja keinen<br />
unterschriebenen Auftrag mehr?“ Frau Keil und Herr Muhle sehen in dem Online-<br />
Shop-Angebot auch Vorteile für die Designermöbel GmbH, haben sich aber noch<br />
keine abschließende Meinung gebildet.<br />
2. Aufgabenstellung<br />
2.1 Entwickeln Sie eine neue Konzeption für den Webauftritt der Designermöbel<br />
GmbH. Erstellen Sie dazu zunächst ein Storyboard mit zugehöriger Verlinkung<br />
für einen 6-seitigen Webauftritt (ohne Online-Shop!).<br />
Es müssen neben drei frei wählbaren Seiten die Startseite, eine Produktseite<br />
und eine Seite mit der Anfahrtsskizze enthalten sein. Die im Unternehmen<br />
dafür zur Verfügung stehenden Text- und Bilddaten befinden sich auf dem<br />
beigefügten Datenträger. Begründen Sie Ihre Auswahl und Konzeption!<br />
verwenden Sie für das Storyboard das im Anhang beigefügte Formular.<br />
(16 Punkte)<br />
2.2 Erstellen Sie die Startseite Ihrer geplanten Webpräsenz und begründen Sie<br />
die Gestaltung. Berücksichtigen Sie dabei folgende Punkte:<br />
Farbe/Design,<br />
Typografie (z. B. Schriftwahl, Raumaufteilung, Lesbarkeit),<br />
Bilder (z. B. Auswahlkriterien, Anordnung, Bildausschnitt, Dateityp, Dateigröße<br />
(24 Punkte)<br />
2.3 Die Designermöbel GmbH verfügt über einen Ausstellungsraum, in dem sich<br />
Kunden über die Produktpalette informieren können. Gestalten Sie eine Anfahrtsbeschreibung<br />
für Besucher, die mit PKW oder Bahn (Der Bahnhof befindet<br />
sich an der Bahnhofstraße, Ecke Westerstraße) anreisen wollen.<br />
(20 Punkte)<br />
Folgende Dateien stehen Ihnen zur Bearbeitung der Aufgabenstellungen 2.1 bis<br />
2.3 auf dem beigefügten Datenträger im Zipformat zur Verfügung:<br />
Unternehmensdaten (Unternehmensdaten.doc)<br />
Unternehmensphilosophie (Unternehmensphilosophie.doc)<br />
Fotos: Produkte (Stuhl1.* – Stuhl13.*), Betrieb (Fabrik1.* – Fabrik4.*)<br />
Straßenkarte Wildeshausen (Wildeshausen1.* – Wildeshausen8.*)<br />
2.4 Herr Michalski tritt an Sie heran und erklärt Ihnen, welche rechtliche Bedenken<br />
er bei dem Abschluss eines Kaufvertrages über das Internet hat. Dabei<br />
sieht er besondere Schwierigkeiten in den Bereichen Zustandekommen eines<br />
Vertrages (zeitlicher Ablauf), Abschluss eines Kaufvertrags mit Unterschriften<br />
der Vertragspartner sowie die möglichen rechtlichen Einschränkungen/Erweiterungen<br />
beim Verkauf von Produkten in das Ausland.<br />
2.4.1 Verdeutlichen Sie den zeitlichen Ablauf beim Internetkauf anhand einer<br />
graphischen Darstellung. (7 Punkte)<br />
2.4.2 Erklären Sie der Geschäftsleitung, wie im Online-Handel ein Vertrag zwischen<br />
zwei Vertragspartnern rechtsgültig abgeschlossen wird. Beschreiben<br />
Sie dabei insbesondere das Vorgehen zur rechtsgültigen Authentifizierung<br />
der Vertragspartner mittels digitaler Signatur. (10 Punkte)<br />
62
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.4.3 Erstellen Sie für Herrn Michalski eine Tischvorlage für die nächste Sitzung<br />
der Geschäftsleitung, aus der hervorgeht, welche rechtlichen Regelungen<br />
beim Verkauf von Waren ins Ausland gelten. Ergänzen Sie diese Tischvorlage<br />
um ihre eigene Stellungnahme, hinsichtlich der Einschätzung der Gefahren<br />
bzw. der Chancen beim Verkauf ins Ausland. (11 Punkte)<br />
2.5 Durch eine hausinterne Mitteilung werden Sie aufgefordert, als Experte für<br />
E-Commerce an der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung teilzunehmen.<br />
Auf dieser Sitzung sollen Sie gegenüber der Geschäftsleitung zu folgenden<br />
Fragestellungen (Originalwortlaut der hausinternen Mitteilung) Stellung<br />
nehmen:<br />
2.5.1 „Welche technische Infrastruktur ist notwendig, um einen Online-Shop in<br />
unsere bestehende Homepage zu integrieren?“ (6 Punkte)<br />
2.5.2 „Auf welche Sicherheitsprobleme müssen wir uns beim Online-Handel einstellen?<br />
Gibt es für diese Fälle Sicherungsmaßnahmen?“ (6 Punkte)<br />
63
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage zu Aufgabe 2.1<br />
Vordruck: Storyboard<br />
Seite: Text:<br />
64<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt<br />
Seite: Text:<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Vordruck: Storyboard<br />
Seite: Text:<br />
65<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt<br />
Seite: Text:<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Vordruck: Storyboard<br />
Seite: Text:<br />
66<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt<br />
Seite: Text:<br />
Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />
Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />
Funktionen:<br />
Effekte/Animationen:<br />
Übergänge:<br />
Hinweise:<br />
entfällt<br />
Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />
entfällt
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />
Voraussetzungen<br />
Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />
Lerngebiet 6 „Multimedia-Anwendungen“ und<br />
Optionalen Lerngebiet 8 „Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft<br />
– E-Commerce“<br />
der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“<br />
behandelt.<br />
Fächerübergreifende Verknüpfungen ergeben sich hier über den Inhaltsbereich<br />
„Produktwerbung“. Folgende Lerngebiete und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />
Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“: Lerngebiet 6 (Lerninhalt: Multimediadesign,<br />
Medienwirkung – Zielgruppenwirkung)<br />
Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“: Lerngebiet<br />
5 (Lerninhalt: Kommunikationspolitik: Produktwerbung, Sales Promotion,<br />
Marketing im Internet und E-Commerce, Entwicklungstendenzen im Marketing).<br />
Ferner ergeben sich auch fächerübergreifende Verknüpfungen über den Inhaltsbereich<br />
„Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb“. Folgende Lerngebiete<br />
und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />
Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“: Optionales Lerngebiet 8 (Lerninhalt:<br />
Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft – E-Commerce)<br />
Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“: Lerngebiet<br />
6 (Lerninhalt: Aktuelle Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb;<br />
E-Business)<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 2.1<br />
Die Prüflinge sollen in Form eines Storyboards den Internetauftritt der Designermöbel<br />
GmbH bzgl. der Verlinkungen, ausgewählten Texten und Grafiken ggf.<br />
Effekte und Animationen strukturiert darstellen und begründen. Entscheidend bei<br />
der Lösung der Aufgabe ist dabei der Begründungszusammenhang zwischen ausgewählten<br />
Elementen der Gestaltung und der Unternehmensphilosophie. Das einheitliche<br />
Erscheinungsbild im Sinne von Corporate Identity muss auf allen Seiten<br />
erkennbar sein und entsprechend begründet werden.<br />
Aufgabe 2.2<br />
Die Prüflinge erstellen die Startseite des Internetauftritts. Die Startseite muss dabei<br />
folgende Kriterien erfüllen:<br />
Sinnvolle Benutzerführung<br />
Technisch einwandfreie Ausführung (z. B. Verlinkung, Lesbarkeit, Browsertauglichkeit)<br />
Sachliche Richtigkeit der Darstellung<br />
Grafische Originalität und Werbewirksamkeit<br />
Berücksichtigung von Grundsätzen der Farbauswahl und Typographie<br />
Sinnvolle Anordnung von Text-, Graphik- und Bildelementen.<br />
Die Prüflinge müssen die von ihnen vorgenommene Gestaltung begründen.<br />
Aufgabe 2.3<br />
Die Prüflinge gestalten auf der Basis der vorgegebenen Dateien eine Anfahrtsbeschreibung.<br />
Hierbei können sie die vorgegebenen Grafikdateien auswählen bzw.<br />
67
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
kombinieren. Eine gute bzw. sehr gute Beurteilung der Anfahrtsbeschreibung setzt<br />
eine sinnvolle Bearbeitung der Grafikdateien voraus. Eine rein verbale Beschreibung<br />
der Anfahrt widerspricht den Grundsätzen der Visualisierung und führt zu erheblichem<br />
Punktabzug.<br />
Aufgabe 2.4<br />
Aufgabe 2.4.1<br />
Die Prüflinge stellen mit Hilfe einer Ablaufskizze den Internetkauf grafisch dar. Dabei<br />
sind die folgenden Elemente des Ablaufs in richtiger zeitlicher Reihenfolge zu<br />
verdeutlichen:<br />
Warenpräsentation im Internet<br />
Auswahl per E-Mail (Bestellung vom Kunden) = Angebot<br />
Bestätigung des Verkäufers, z. B. per E-Mail = Annahme<br />
Warenzusendung vom Verkäufer<br />
Bezahlung der Ware vom Kunden (z. B. Überweisung).<br />
Die Prüflinge sollen dabei auch auf Besonderheiten beim Internetkauf eingehen.<br />
Hierbei ist insbesondere herauszustellen, dass die Bestätigungsanzeige als Annahme<br />
des Antrags auch per Fax, per Telefon bzw. durch direkte Warenzusendung<br />
(konkludentes Handeln) erfolgen kann. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die<br />
Warenzusendung und die Bezahlung der Ware je nach interner Verkaufsorganisation<br />
in der umgekehrten Reihenfolge ablaufen kann.<br />
Aufgabe 2.4.2<br />
Die Prüflinge beschreiben den Abschluss eines Kaufvertrages im Internet. Dazu<br />
müssen sie die entsprechenden Rechtsgrundlagen nennen. Ferner erläutern die<br />
Prüflinge, dass auch im Online-Handel eine eindeutige Zuordnung des Dokuments<br />
und des Inhalts auf eine Person mit Hilfe der digitalen Signatur (Signaturgesetz<br />
vom 22. Mai 2001) erreicht werden kann. Bei der Erklärung muss eine Unterscheidung<br />
in eine fortgeschrittene elektronische Signatur und die qualifizierte elektronische<br />
Signatur vorgenommen werden. Bei der Beschreibung der Vorgehensweise<br />
zur Authentifizierung eines Dokuments mittels digitaler Signatur müssen die Begriffe<br />
private key, public key und Hashcode erklärt werden.<br />
Aufgabe 2.4.3<br />
Die Prüflinge stellen die Rechtsgrundlagen, die für den Internetverkauf ins Ausland<br />
gelten, dar. Hierbei sind das Teledienstegesetz (TDG) sowie die Regelungen des Internationalen<br />
Privatrechts (IPR, sog. Kollisionsrecht) zu erwähnen. Weiterhin weisen<br />
die Prüflinge auf die Übereinstimmung beider Rechtsnormen, dass bei Verbraucherverträge<br />
dem Käufer durch keine Regelung der Verbraucherschutz des Staates<br />
entzogen werden kann, in dem er seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, hin.<br />
In der Formulierung ihrer eigenen Meinung stellen die Prüflinge ihre Haltung zum<br />
Internetverkauf ins Ausland dar.<br />
Aufgabe 2.5<br />
Aufgabe 2.5.1<br />
Die Prüflinge erstellen eine kurze Übersicht mit wesentlichen technischen Bestandteilen,<br />
die für die Integration eines Online-Shops in eine bestehende Internetpräsenz<br />
notwendig sind. Hierbei sind u. a. die Shop-Software, die Anbindungsmöglichkeit<br />
(Kompatibilität) der am Verkauf beteiligten Bereiche innerhalb und außerhalb<br />
der eigenen Unternehmung (Supply Chain) sowie die Entscheidung für unterschiedliche<br />
Zahlungsweisen zu nennen.<br />
Aufgabe 2.5.2<br />
Die Prüflinge stellen Sicherheitsprobleme und deren Sicherungsmaßnahmen im<br />
Online-Handel dar. Hierbei müssen von den Prüflingen neben rein technischen Sicherheitsproblemen,<br />
die mit entsprechenden Hardwareausstattungen gelöst werden<br />
können, auch die Sicherheitsprobleme bei der Datenübertragung mit den entsprechenden<br />
Möglichkeiten der Sicherung (z. B. Secure Electronic Transaction TM ,<br />
Secure Socket Layer) genannt werden.<br />
68
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
2.1 3 8 5 16<br />
2.2 6 12 6 24<br />
2.3 6 8 6 20<br />
2.4.1 3 3 1 7<br />
2.4.2 4 4 2 10<br />
2.4.3 2 5 4 11<br />
2.5.1 2 3 1 6<br />
2.5.2 3 2 1 6<br />
Summe 29 45 26 100<br />
69
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabenbeispiel 2: Datenbanken<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung<br />
1. Problemstellung<br />
Die Maschinenfabrik Metallwaren AG, Heintzestr. 12, 30519 Hannover, möchte ihren<br />
Datenbestand nach verschiedenen Kriterien ordnen, analysieren und auswerten.<br />
Ein Projektteam soll die Aufgabe übernehmen und Vorschläge unterbreiten,<br />
wie die Arbeit mit dem Datenbestand vereinfacht und verbessert werden kann.<br />
Sie gehören zu den Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern, die Lösungen zu den einzelnen<br />
Problembereichen entwickeln sollen. Die sinnvollsten Lösungen sollen dann im Betrieb<br />
umgesetzt werden.<br />
Nach der ersten Analyse ergeben sich drei Aufgabenbereiche. Daten über<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen müssen über entsprechende Abfragen<br />
ausgewertet werden. Artikel- und Kundendaten sind nicht vernünftig geordnet<br />
und müssen daher neu strukturiert werden. Außerdem sollen einzelne Ergebnisse,<br />
Berichte usw. in Zukunft von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über eine<br />
Benutzeroberfläche abgerufen werden können.<br />
Die erarbeiteten Lösungen sollen es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen,<br />
bei ähnlichen Aufgabenstellungen die entsprechenden Auswertungen<br />
selbstständig vorzunehmen und benötigte Dokumente selbst zu erstellen.<br />
Hinweise:<br />
Die zur Lösung der Aufgaben benötigten Daten befinden sich auf dem beiliegenden<br />
Datenträger (Datenbank Metallwaren AG).<br />
Die einzelnen Aufgabenbereiche (Aufgabe 2.1 Auswertungen der Mitarbeiterinnen-<br />
und Mitarbeiterdaten, Aufgabe 1.2 Strukturierung der Artikel- und<br />
Kundendaten, Aufgabe 1.3 Auswertungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterdaten)<br />
können vollständig unabhängig voneinander gelöst werden. Daher<br />
ist die Reihenfolge der Lösung der einzelnen Aufgabenbereiche beliebig.<br />
Speichern Sie die Arbeitsergebnisse in regelmäßigen Abständen ab. Damit<br />
kann es nicht zu größeren Datenverlusten kommen.<br />
70
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2. Aufgabenstellung<br />
2.1 Auswertung der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterdaten<br />
Die Daten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Metallwaren AG wurden in der<br />
Tabelle Mitarbeiter erfasst. Der Ausdruck der Tabelle gibt die einzelnen Datensätze<br />
wieder.<br />
Außerdem sind Daten über die einzelnen Krankenkassen in einer anderen Tabelle<br />
gespeichert.<br />
2.1.1 Stellen Sie durch eine Abfrage fest, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in Celle wohnen. Speichern Sie die Abfrage unter dem Namen Celle.<br />
(4 Punkte)<br />
2.1.2 Ermitteln Sie durch eine Abfrage, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in einem Ort wohnen, der mit dem Buchstaben H beginnt. Speichern Sie<br />
die Abfrage unter dem Namen Orte mit H. (4 Punkte)<br />
2.1.3 Geben Sie durch eine Abfrage aus, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
bei der Vereinigten Krankenkasse versichert sind. Geben Sie den Namen<br />
der Krankenkasse und die Arbeitnehmer mit PersonalNr, Name, Vorname<br />
und Ort aus. Stellen Sie zuvor die entsprechenden Beziehungen zwischen<br />
den Tabellen her. Speichern Sie die Abfrage unter dem Namen Vereinigte<br />
Krankenkasse. (6 Punkte)<br />
2.1.4 Ermitteln Sie die Gesamtsumme des Gehalts aller Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />
und speichern Sie das Ergebnis unter dem Namen Gesamtsumme<br />
des Gehalts. (4 Punkte)<br />
2.1.5 Ermitteln Sie die Gesamtsumme des Gehalts aller Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />
in einer Abteilung und speichern Sie das Ergebnis unter<br />
dem Namen Gesamtsumme des Gehalts (Abteilung). (4 Punkte)<br />
71
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.1.6 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Abteilungen Verkauf, Einkauf<br />
und Buchhaltung erhalten eine Gehaltserhöhung um 4 %, die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />
in der Abteilung Lager 5 %. Ermitteln Sie das jeweilige<br />
neue Gehalt durch zwei Abfragen. Das Ergebnis soll in der Tabelle in ein<br />
neues Datenfeld mit dem Namen Neues_Gehalt gespeichert werden. Speichern<br />
Sie die Abfragen unter dem Namen Gehaltserhöhung_Lager und<br />
Gehaltserhöhung_Abteilungen. (6 Punkte)<br />
2.1.7 Berechnen Sie durch eine Abfrage die entsprechenden Krankenkassenbeiträge<br />
(Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) nach dem alten Gehalt! Beachten<br />
Sie die Beitragsbemessungsgrenzen (siehe Anlage). Ergänzen Sie<br />
die entsprechende Tabelle um die benötigten Datenfelder. Speichern Sie<br />
die benötigte Abfrage unter dem Namen Krankenkassenbeitrag1 ab.<br />
Wenn Sie die Aufgabe durch mehrere Abfragen lösen, speichern Sie die<br />
Abfragen unter den Namen Krankenkassenbeitrag1a und<br />
Krankenkassenbeitrag1b ab. (6 Punkte)<br />
2.1.8 Stellen Sie die Beitragssätze der einzelnen Krankenkassen in einem Säulendiagramm<br />
dar. Nutzen Sie dafür die Möglichkeit des Datenaustauschs und<br />
das Tabellenkalkulationsprogramm. Speichern Sie die Tabelle unter dem<br />
Namen Beitragssätze. (4 Punkte)<br />
2.1.9 Teilen Sie durch einen kurzen Serienbrief allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
das neue Gehalt mit. Entwerfen Sie einen entsprechenden Serienbrief<br />
und fügen Sie die benötigten Serienbrieffelder ein. Speichern Sie<br />
den Serienbrief unter dem Namen Mitteilung_Serienbrief1 ab. Erstellen Sie<br />
einen Seriendruck in ein neues Dokument. Speichern Sie diese Datei unter<br />
dem Namen Mitteilung_Serienbrief2. (6 Punkte)<br />
2.2 Strukturierung der Artikel- und Kundendaten<br />
Verschiedene Mitarbeiter des Betriebes bemängeln, dass die Dateneingabe durch<br />
die mehrfache Erfassung desselben Sachverhalts erschwert wird und es dadurch<br />
vermehrt zu Fehlern kommt. Außerdem werden eventuelle Änderungen, wie z. B.<br />
die Änderung einer Firmenbezeichnung, nicht konsequent in allen Datensätzen berichtigt.<br />
Verschiedene ausgedruckte Bildschirmmasken bestätigen diese These:<br />
72
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Die Datenstruktur der zugrunde liegenden Tabelle Artikel sieht folgendermaßen<br />
aus:<br />
2.2.1 Führen Sie eine Normalisierung der Daten durch. Erstellen Sie die Tabellen<br />
mit der entsprechenden Datenstruktur. Dabei ist zu beachten, dass nach<br />
Abschluss der Normalisierung eine M:N-Beziehung zwischen den erstellten<br />
Tabellen aufgebaut werden soll. Bauen Sie die entsprechenden Beziehungen<br />
zwischen den Tabellen in der Datenbank auf. (8 Punkte)<br />
Hinweis:<br />
Die benötigten Daten der abgebildeten Datensätze sind in Tabellen zu übertragen.<br />
Die Angaben zu den Kunden stimmen im ersten Datensatz.<br />
2.2.2 Erklären Sie die erste bis dritte Normalform. Dabei können Sie sich auf die<br />
erstellten Tabellen beziehen. Begründen Sie, weswegen Sie die Tabellen in<br />
der von Ihnen erarbeiteten Form normalisiert haben. Die Erklärungen können<br />
handschriftlich oder mit Hilfe einer Textverarbeitung erfolgen. Speichern<br />
Sie den Text bei Benutzung einer Textverarbeitung unter dem Namen<br />
Erklärungen. (8 Punkte)<br />
2.2.3 Erklären Sie die Begriffe Datenredundanz, Dateninkonsistenz und Datenintegrität.<br />
Verbinden Sie Ihre Erklärungen mit dem konkreten Fall. Speichern<br />
Sie den Text bei Benutzung einer Textverarbeitung in dem Dokument Erklärungen.<br />
(6 Punkte)<br />
2.2.4 Erklären Sie die möglichen Beziehungstypen in einer relationalen Datenbank.<br />
Geben Sie an, welche Möglichkeiten sich durch die jeweiligen Beziehungen<br />
ergeben. Verbinden Sie Ihre Erklärungen mit dem konkreten Beispiel<br />
und begründen Sie, weswegen Sie die Beziehungen in der von Ihnen<br />
vorgenommen Form erstellt haben. Speichern Sie den Text bei Benutzung<br />
einer Textverarbeitung in dem Dokument Erklärungen. (6 Punkte)<br />
2.3 Auswertungen der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterdaten<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Metallwaren AG geben benötigte<br />
Daten bisher direkt in die einzelnen Tabellen ein. Eine gute Datenbank<br />
wird jedoch über eine Benutzeroberfläche gesteuert. Die Daten sollen in<br />
Zukunft über Formulare, die über eine Benutzeroberfläche aufgerufen<br />
werden, eingegeben werden. Auswertungen, wie beispielsweise Abfragen,<br />
sollen ebenfalls von der Benutzeroberfläche gestartet werden. Die einzelnen<br />
Tabellen sollen über die Benutzeroberfläche nicht aufgerufen, jedoch<br />
die Daten in Form von Berichten ausgegeben werden.<br />
Sie werden beauftragt, eine erste einfache Benutzeroberfläche mit den<br />
entsprechenden Schaltflächen zu entwerfen. Über Makros sollen Formulare,<br />
Abfragen und Berichte aufgerufen werden.<br />
73
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.1 Erstellen Sie die benötigten Formulare für die Dateneingabe, eine Parameterabfrage<br />
für die Ausgabe von Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern und einen<br />
Bericht, der eine Mitarbeiterinnen-/Mitarbeiterliste ausgibt.(10 Punkte)<br />
2.3.2 Erarbeiten Sie das vorstehend abgebildete Formular. Über Makros und<br />
Schaltflächen sollen die entsprechen Formulare usw. aufgerufen werden.<br />
(12 Punkte)<br />
2.3.3 Erstellen Sie ein Makro, welches automatisch alle Mitarbeiterinnen/<br />
Mitarbeiter in Form eines Berichts ausgibt, die vor dem Jahr 1977 geboren<br />
sind und weniger als 2000,00 verdienen. Beschreiben Sie kurz Ihre Vorgehensweise.<br />
Bei Benutzung einer Textverarbeitung schreiben Sie den Text<br />
bitte in die Datei Erklärungen. (6 Punkte)<br />
Anlage zu Aufgabe 2.1.7<br />
Beitragsbemessungsgrenzen 2002<br />
Wert lt. Bundesministerium für Arbeit<br />
Beitragsbemessungsgrenzen<br />
Krankenversicherung jährlich<br />
alte Bundesländer<br />
40.500<br />
74<br />
monatlich 3.375<br />
Renten- und Arbeitslosenversicherung jährlich 54.000<br />
monatlich 4.500<br />
Geringverdienergrenze monatlich 325<br />
Beitragssätze<br />
Rentenversicherung 19,1 %<br />
Arbeitslosenversicherung 6,5 %<br />
Pflegeversicherung 1,7 %<br />
Krankenversicherung durchschn.<br />
http://www.concept96.de/lexikon/beitragsbemessungsgrenzen.htm<br />
13,5 %
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />
Voraussetzungen<br />
Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />
Lerngebiet 5: „Datenbanken I – Betriebliche Praxis“<br />
Lerngebiet 9 (optional): „Datenbanken II – Programmierung“<br />
der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach "Informationsverarbeitung"<br />
behandelt.<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 2.1<br />
Aufgabe 2.1.1<br />
Die Prüflinge selektieren in einer Tabelle Daten nach vorgegebenen Kriterien<br />
unter Anwendung einer Auswahlabfrage.<br />
Aufgabe 2.1.2<br />
Die Prüflinge selektieren in einer Tabelle Daten mit Hilfe einer Auswahlabfrage<br />
unter Verwendung von Platzhaltern.<br />
Aufgabe 2.1.3<br />
Die Prüflinge erstellen eine 1:N-Beziehung zwischen zwei Tabellen. Sie selektieren<br />
außerdem durch eine Auswahlabfrage Daten aus verschiedenen Tabellen.<br />
Aufgabe 2.1.4<br />
Die Prüflinge nehmen durch eine Abfrage unter Verwendung der Summenfunktion<br />
Berechnungen von Gesamtsummen vor.<br />
Aufgabe 2.1.5<br />
Die Prüflinge berechnen durch eine Abfrage unter Verwendung einer Gruppierung<br />
und der Summenfunktion Teilsummen.<br />
Aufgabe 2.1.6<br />
Die Prüflinge verändern die Struktur einer Tabelle, in dem sie in einer Tabelle<br />
ein neues Datenfeld anlegen. Sie führen mit Hilfe von Aktualisierungsabfragen<br />
unter Nutzung von Kriterien Berechnungen durch und erkennen, dass das Ergebnis<br />
der Aktualisierungsabfragen in einer Tabelle gespeichert wird.<br />
Aufgabe 2.1.7<br />
Die Prüflinge entwickeln eine Methode, um Alternativrechnungen mit oder ohne<br />
Nutzung einer vom Programm zur Verfügung gestellten Funktion durchzuführen.<br />
Sie nehmen mit Hilfe einer oder mehrerer Aktualisierungsabfragen die<br />
entsprechenden Berechnungen vor.<br />
Aufgabe 2.1.8<br />
Die Prüflinge übertragen Daten in eine Tabellenkalkulation und werten sie danach<br />
grafisch aus.<br />
Aufgabe 2.1.9<br />
Die Prüflinge nutzen Daten aus einer Datenbank zur Erstellung von Serienbriefen<br />
mit einer Textverarbeitung. Sie fügen die Datenfelder entsprechend den Erfordernissen<br />
in das Textverarbeitungsdokument ein.<br />
Aufgabe 2.2<br />
Aufgabe 2.2.1<br />
Die Prüflinge erstellen aus der unnormalisierten Tabelle Artikel drei normalisierte<br />
Tabellen und bauen zwischen diesen Tabellen Beziehungen auf. Sie entwickeln<br />
eine Datenstruktur, die die mehrfache Erfassung von Daten ausschließt<br />
und damit Datenredundanzen und Dateninkonsistenzen vermeidet.<br />
75
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2.2.2<br />
Die Prüflinge erklären die einzelnen Schritte der Normalisierung theoretisch<br />
und begründen, weswegen Sie die Normalisierung der Tabelle in der von Ihnen<br />
gewählten Weise vorgenommen haben.<br />
Aufgabe 2.2.3<br />
Die Prüflinge erklären die Begriffe Datenredundanzen, Dateninkonsistenzen<br />
und Datenintegrität. Sie erläutern anhand eines konkreten Falls, wie Datenredundanzen<br />
und Dateninkonsistenzen vermieden werden und die Datenintegrität<br />
gewährleistet wird.<br />
Aufgabe 2.2.4<br />
Die Prüflinge erklären die einzelnen Beziehungstypen (1:1-Beziehung, 1:N-<br />
Beziehung, M:N-Beziehung). Außerdem erläutern sie die sich aus dem Beziehungen<br />
ergebenen Möglichkeiten der Auswertung von Daten aus verschiedenen<br />
Tabellen (z. B. über Abfragen, über Formulare mit Unterformularen oder<br />
über Berichte). Sie stellen den Sachverhalt anhand des konkreten Beispiels dar.<br />
Aufgabe 2.3<br />
Aufgabe 2.3.1<br />
Die Prüflinge erstellen Formulare für die Dateneingabe, eine Abfrage zur Ausgabe<br />
der Daten einer bestimmten Mitarbeiterin oder eines bestimmten Mitarbeiters<br />
und verschiedene Berichte mit und ohne Hilfe von entsprechenden Assistenten.<br />
Aufgabe 2.3.2<br />
Die Prüflinge erstellen einfache Makros. Sie entwerfen außerdem Formulare in<br />
der Entwurfsansicht und Schaltflächen, die in die Formulare einfügt werden.<br />
Sie rufen über einfache Makros ohne Verzweigungen Abfragen, Berichte usw.<br />
über das erstellte Formular auf.<br />
Aufgabe 2.3.3<br />
Die Prüflinge planen mehrere Arbeitsschritte (Erstellung einer entsprechenden<br />
Abfrage, Erstellen eines entsprechenden Berichts, Aufrufen der Abfrage über<br />
ein Makro) und geben das Ergebnis über ein zu erstellendes Makro aus.<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
2.1.1 4 -- -- 4<br />
2.1.2 4 -- -- 4<br />
2.1.3 2 4 -- 6<br />
2.1.4 6 -- -- 6<br />
2.1.5 4 -- -- 4<br />
2.1.6 -- 6 -- 6<br />
2.1.7 -- 6 -- 6<br />
2.1.8 -- 4 -- 4<br />
2.1.9 -- 6 -- 6<br />
2.2.1 -- -- 8 8<br />
2.2.2 -- -- 8 8<br />
2.2.3 -- 6 -- 6<br />
2.3.4 -- 6 -- 6<br />
2.3.1 8 -- -- 8<br />
2.3.2 -- 8 4 12<br />
2.3.3 -- -- 6 6<br />
Summe 28 46 26 100<br />
76
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.2.3 Mündliche Prüfung<br />
Die Gestaltung einer mündlichen Abiturprüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />
über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im<br />
Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />
geregelt.<br />
2.2.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />
Prüfungszeit<br />
In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />
Inhalte des Faches Informationsverarbeitung sowie fächerübergreifende Kompetenzen<br />
zeigen können.<br />
Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene prüfungsmethodische<br />
Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />
Freier Vortrag<br />
Zwiegespräch, Diskussion<br />
Pro–Kontra–Darstellung.<br />
Dem Prüfling bzw. den Prüflingen sollte während der Vorbereitungszeit ein Computer<br />
und während der Prüfung ein Computer mit Beamer zur Verfügung stehen,<br />
um die Lösung der Aufgabenstellung veranschaulichen zu können.<br />
Aufgabenstellung und Prüfungsgestaltung müssen den besonderen Zielen und Bedingungen<br />
einer mündlichen Prüfung gerecht werden.<br />
Als Ausgangspunkt für die mündliche Prüfung dient eine gegliederte Aufgabe, die<br />
zu Beginn der Vorbereitungszeit schriftlich vorgelegt wird. Das erforderliche Arbeitsmaterial<br />
in Form von Dateien u. Ä. kann auf einem Computer zur Verfügung<br />
gestellt werden. Die Aufgabe soll so gestellt werden, dass bei der Lösung alle drei<br />
Anforderungsbereiche erfasst werden können. Sie soll verschiedenartige Kompetenzen<br />
(siehe oben) ansprechen und sich nicht ausschließlich auf Lerngebiete eines<br />
Kurshalbjahres beschränken.<br />
Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorausgegangenen Unterrichts sowie in<br />
der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />
der mündlichen Prüfung sein.<br />
Den Prüflingen muss anhand von Aufgabengewichtungen eine Orientierung für die<br />
Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />
Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />
ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />
Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgesprächs<br />
ergeben.<br />
Nach der vom Prüfling bzw. von den Prüflingen selbst gestalteten Prüfungsphase<br />
ist ein Anknüpfen bzw. eine Vertiefung der Ausgangsaufgabenstellung sinnvoll.<br />
Dabei ist die Fähigkeit nachzuweisen, das vorhandene Wissen in einem Fachgespräch<br />
darzustellen und die eigene Meinung sachgerecht und sprachlich angemessen<br />
zu vertreten.<br />
Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Sollte die<br />
Prüfungsaufgabe nur mithilfe eines Computers gelöst werden können, ist die Vorbereitungszeit<br />
für die mündliche Prüfung auf eine Dauer von bis zu 60 Minuten zu<br />
verlängern.<br />
Die mündliche Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern. Bei<br />
Gruppenprüfungen ist die Prüfungszeit in angemessenem Umfang zu verlängern.<br />
77
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.2.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />
mündlichen Prüfung<br />
Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sollen neben den beschriebenen<br />
Kompetenzen (vgl. Kap. 2.2.1) vor allem folgende Kriterien berücksichtigt werden:<br />
sachliche Richtigkeit und Umfang des beim Vortrag o. Ä. und beim anschließenden<br />
Prüfungsgespräch geforderten Fachwissens; dabei sind die Komplexität<br />
der Inhalte und der Grad an Selbstständigkeit der Prüfungsleistung zu beachten<br />
Beherrschung der für die Lösung der gestellten Problemstellung zur Verfügung<br />
gestellten Medien (Computer, Beamer, Software)<br />
Fähigkeit, einen Sachverhalt sprachlich verständlich darzulegen, über ihn in logischem<br />
Zusammenhang zu referieren und das Wesentliche herauszustellen<br />
Fähigkeit, beim Prüfungsgespräch sachgerecht zu argumentieren, auf Fragen<br />
und Einwände einzugehen und gegebene Hilfen aufzugreifen.<br />
Inhalte des Lerngebietes „Fächerübergreifendes Lernen“ sind im Rahmen der<br />
mündlichen Prüfungen anzuwenden. Dabei soll bei der Gewichtung von Fach- und<br />
Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70 Prozent zu 30 Prozent zugrunde gelegt<br />
werden.<br />
Es wird empfohlen, zur Einschätzung der mündlichen Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />
mit entsprechenden Beurteilungskriterien zu verwenden.<br />
Beispiele hierfür sind in den Kapiteln 2.1.2.2 und 2.3.2.2 im Rahmen der fachspezifischen<br />
Ausführungen zu den Unterrichtsfächern Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />
und Volkswirtschaft dargestellt.<br />
78
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.2.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung<br />
1. Beispiel: Thema „E-Commerce“<br />
A. Problemstellung<br />
Als Experte für den Bereich E-Commerce in der Designermöbel GmbH erhalten Sie<br />
von der Geschäftsleitung folgende hausinterne Mitteilung:<br />
Hausinterne Mitteilung<br />
Auf der letzten Sitzung der Geschäftsleitung wurde entschieden, dass wir in naher<br />
Zukunft unsere bereits bestehende Internetpräsenz um einen Online-Shop<br />
erweitern wollen.<br />
Wir bitten Sie, uns während der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung über die<br />
möglichen Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten des Online-Shops zu informieren.<br />
Keil<br />
Geschäftsleitung<br />
B. Aufgabenstellung<br />
Zur Vorbereitung der nächsten Sitzung der Geschäftleitung entschließen Sie sich,<br />
mögliche Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten anhand der vorhandenen Shop-<br />
Software zu veranschaulichen. Sie setzen dabei die folgenden drei Schwerpunkte:<br />
1. Inhaltliche Komponenten des Online-Shops<br />
Inhalt der Startseite des Online-Shops<br />
Herstellung des Kundenkontakts im Online-Shop<br />
Angebotene Produkte im Online-Shop<br />
Zahlungsmöglichkeiten im Online-Shop (40 Punkte)<br />
2. Gestaltungsmöglichkeiten des Online-Shops (20 Punkte)<br />
3. Chancen und Risiken der Einbindung des Online-Shops<br />
in das hausinterne EDV-System. (10 Punkte)<br />
Demonstrieren Sie anhand der Shop-Software grundsätzliche Überlegungen zu<br />
den unter 1. bis 3. genannten Punkten der Aufgabenstellung, die bei der Einrichtung<br />
eines Online-Shops beachtet werden müssen. Stellen Sie auch begründete<br />
Vorschläge zur Einrichtung eines Online-Shops für die Designer-Möbel GmbH dar.<br />
Arbeitsmaterial auf dem Computer: Internetpräsenz der Designermöbel<br />
GmbH<br />
Shop-Software<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
79
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2. Beispiel: Thema „Datenbanken“<br />
A. Problemstellung<br />
Als Mitarbeiter in der Abteilung Datenverarbeitung in der Metallwaren AG erhalten<br />
Sie von der Geschäftsleitung folgende Mitteilung:<br />
Mitteilung<br />
Die bisherige Erfassung der Leistungen unserer Außendienstmitarbeiter ist unbefriedigend,<br />
die dafür zuständige Abteilung beklagt sich über einen zu hohen Erfassungsaufwand.<br />
Teilweise sind die Daten fehlerhaft.<br />
Wir bitten Sie um Überprüfung der bisherigen Lösung und erwarten Ihren Verbesserungsvorschlag.<br />
Kaiser<br />
Geschäftsleitung<br />
Sie stellen fest, dass die Daten der Vertreter bisher in einer Tabelle mit folgenden<br />
Datenfeldern und Datenfeldtypen erfasst worden sind:<br />
Es bietet sich an, Tabellen nach sachlogischen Kriterien aufzubauen und benötigte<br />
Beziehungen (auch über Schlüssel) herzustellen. Außerdem sollten die<br />
Datenfeldtypen kritisch überprüft werden.<br />
B. Aufgabenstellung<br />
Entwickeln Sie einen begründeten Verbesserungsvorschlag, den Sie der Geschäftsleitung<br />
in seinen Grundzügen über PC und Beamer präsentieren!<br />
1. Erstellen Sie mithilfe eines Datenbankprogramms die Struktur der erforderlichen<br />
Tabellen. Stellen Sie die benötigten Beziehungen her! Stellen Sie dabei<br />
die Vorzüge Ihres Modells gegenüber dem ursprünglichen Datenmodell dar.<br />
(30 Punkte)<br />
2. In Tabellen werden Primärschlüssel und Fremdschlüssel benutzt. Erklären Sie<br />
die Bedeutung der einzelnen Schlüssel und begründen Sie, warum Sie bestimmte<br />
Schlüssel in den von Ihnen erstellten Tabellen benutzt haben. Gehen<br />
Sie außerdem kurz auf einzelne Unterarten von Schlüsseln ein.<br />
(15 Punkte)<br />
3. Erläutern Sie Möglichkeiten, die Dateneingabe zu erleichtern, sie komfortabler<br />
zu gestalten und unlogische Eingaben zu vermeiden. Demonstrieren Sie diese<br />
Möglichkeiten an je einem Beispiel. (10 Punkte)<br />
80
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
4. 4.Erläutern Sie den Begriff “Referentielle Integrität”. Stellen Sie den Aufbau,<br />
die Wirkungen und eventuellen Gefahren dar. Veranschaulichen Sie, indem<br />
Sie geeignete Datensätze löschen bzw. ergänzen. (15 Punkte)<br />
Arbeitsmaterial auf dem Computer: Datenbankprogramm, Tabelle „Vertreter_alt“<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
81
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3 Unterrichtsfach: Volkswirtschaft 7<br />
2.3.1 Kompetenzen<br />
Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />
erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />
Kompetenzen nachzuweisen sind.<br />
Wirtschaft wird als existenzieller Bereich gesellschaftlichen Lebens in seiner<br />
Notwendigkeit, seinen Verknüpfungen mit anderen Bereichen (z. B. Umwelt)<br />
und in seiner Gestaltungsfähigkeit analysiert.<br />
Die Fähigkeit zu systematischer Betrachtungsweise wirtschaftlicher Zusammenhänge<br />
in modellhaften Darstellungen sowie Ansätzen ökonomischer Theoriebildungen<br />
wird unter Beweis gestellt.<br />
Die ökonomische Realität wird nicht monokausal, sondern prozesshaft, vernetzt,<br />
funktional wandelbar, Ideologien ausgesetzt und interessenbestimmt<br />
begriffen.<br />
Vorhandenes ökonomisches Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden<br />
Handlungskompetenz sowie einer Generalisierungs- und Transferkompetenz<br />
angewandt.<br />
Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />
zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />
kommen zur Anwendung.<br />
Methoden werden plan- und zielgerichtet eingesetzt.<br />
Die Analyse von Informationen einschließlich Dokumentation und Präsentation<br />
sind nachzuweisen.<br />
2.3.2 Schriftliche Prüfung<br />
2.3.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung<br />
Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für die Prüfungsgruppe einzureichen sind,<br />
ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />
in Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />
Fassung geregelt.<br />
Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />
Rahmenrichtlinien und darf sich nicht nur auf ein Schulhalbjahr<br />
beziehen. Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge müssen in ihrer<br />
Gesamtheit mindestens drei Lerngebiete der Rahmenrichtlinien berücksichtigen.<br />
Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />
und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />
vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler. Die einzelnen Teilaufgaben<br />
sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig voneinander<br />
bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht vorzeichnen.<br />
Die Aufgabenstellung besteht aus einem in sich geschlossenen komplexen<br />
Thema, das in Teilaufgaben zu gliedern ist. Der Aufgabenvorschlag ist materialbezogen<br />
zu konzipieren. Die Materialien müssen eine deutlich erkennbare<br />
Funktion für die Bearbeitung der entsprechenden Aufgabenstellung haben.<br />
Die Prüfungsgegenstände orientieren sich an den Kompetenzen und Lerninhalten<br />
der Rahmenrichtlinien. In den Aufgaben ist theoretisches Grundlagenwis-<br />
7 Für das Unterrichtsfach Volkswirtschaft gelten auch die fächerübergreifenden Ausführungen im<br />
Kapitel 1.<br />
82
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
sen mit konkreten, aktuellen Sachverhalten bzw. Problemstellungen zu verknüpfen.<br />
Ein Praxis- und Realitätsbezug muss auf jeden Fall gegeben sein.<br />
Bei den Aufgabenstellungen sind Bezüge zu mehreren verschiedenen thematischen<br />
Dimensionen herzustellen (z. B. gesellschaftliche, ökologische, soziale,<br />
technische, rechtliche Bezüge).<br />
Mit der Bearbeitung der Aufgabenstellungen sind insbesondere folgende Qualifikationen<br />
nachzuweisen:<br />
- Analysefähigkeit,<br />
- vernetztes Denken in komplexen Zusammenhängen,<br />
- Argumentationsfähigkeit sowie<br />
- ökonomische Urteilsfähigkeit.<br />
Die Prüflinge sollen zudem in der Lage sein, fächerübergreifende und fachspezifische<br />
Methoden für die Lösung ökonomischer Frage- und Problemstellungen<br />
anzuwenden. In den Aufgabenvorschlägen ist deshalb immer sicherzustellen,<br />
dass die Schülerinnen und Schüler auch methodische Kompetenzen nachweisen<br />
müssen.<br />
Der PC kann als Hilfsmittel zur Bearbeitung der Aufgabenstellung vorgesehen<br />
werden.<br />
83
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />
In den nachfolgenden beiden Prüfungsvorschlägen wird die Umsetzung der vorangestellten<br />
Anforderungen beispielhaft dargestellt. Dabei wird nicht der Anspruch<br />
erhoben, das Spektrum der möglichen Inhalte und Methoden des Faches Volkswirtschaft<br />
erschöpfend darzustellen.<br />
Die Beispiele sind nicht als verbindliche Muster, sondern als Anregungen für eigene<br />
Aufgabenkonstruktionen zu verstehen. Sie beschreiben jedoch exemplarisch das<br />
erwartete Anspruchsniveau, für das sie einen Orientierungsrahmen darstellen.<br />
Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />
den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />
Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />
können sich andere Einstufungen ergeben.<br />
Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />
A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />
B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />
C. Erwartungshorizont<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Aufgabenbeispiel 1:<br />
Analyse der Geldpolitik der EZB im Jahre 2001/Ausblick auf<br />
das Jahr 2002<br />
Aufgabenstellung<br />
Aufgabe 1<br />
1.1 Nennen Sie wichtige historische Etappen bzw. Meilensteine in der Entwicklung<br />
des Handels und der Globalisierung der Märkte seit dem Ende des II.<br />
Weltkrieges bis heute! (10 Punkte)<br />
1.2 Zeigen Sie zentrale Merkmale der Globalisierung anhand der Materialien in<br />
der Anlage 1 auf! (10 Punkte)<br />
1.3 (s. 1.3.1 – 1.3.2) (15 Punkte)<br />
1.3.1 Strukturieren Sie die von Ihnen in 1.2 genannten sowie weitere relevante<br />
(auch nicht-ökonomische) Aspekte der Globalisierung in Form eines Mind-<br />
Map! Gliedern Sie Ihr Mind-Map bitte nur bis zur 2. Ebene!<br />
1.3.2 In Aufgabe 1.3.1 sollen Sie ein Mind-Map erstellen.<br />
Reflektieren Sie die Eignung dieser Arbeitstechnik zur Darstellung volkswirtschaftlicher<br />
Wirkungszusammenhänge!<br />
Aufgabe 2<br />
2.1 Geben Sie anhand des Spiegel-Artikels (vgl. Anlage 2) wichtige Kritikpunkte<br />
am Prozess der Globalisierung wieder! (10 Punkte)<br />
2.2 Viele Befürworter des Globalisierungsprozesses orientieren sich an der ordnungspolitischen<br />
Konzeption des Neo-Liberalismus.<br />
Erläutern Sie wesentliche Argumentationslinien dieses Konzepts!<br />
(10 Punkte)<br />
Aufgabe 3<br />
Ein Vorschlag zur Regulierung der Finanzmärkte stellt die nach dem amerikanischen<br />
Nobelpreisträger genannte „Tobin-Steuer“ dar. Lesen Sie hierzu die<br />
Anlage 3.<br />
84
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1.1 Erläutern Sie auf der Grundlage der Anlage 3 den ursprünglichen Vorschlag<br />
Tobins einer Devisenumsatzsteuer!<br />
Prüfen Sie, inwiefern eine derartige Steuer marktkonform ist!<br />
(15 Punkte)<br />
1.2 Der Vorschlag Tobins zur Besteuerung von Devisentransaktionen wird heute<br />
– vor dem Hintergrund der Diskussion über die Gestaltung des Globalisierungsprozesses<br />
– verstärkt unter dem Aspekt der Verwendung der Steuereinnahmen<br />
erörtert.<br />
Stellen Sie alternative Verwendungsmöglichkeiten einer solchen Devisenumsatzsteuer<br />
aus Sicht verschiedener Interessengruppen/Akteure gegenüber!<br />
(10 Punkte)<br />
1.3 Erörtern Sie das Für und Wider der Einführung der „Tobin-Steuer“ und nehmen<br />
Sie abschließend zur Einführung einer solchen Transaktionssteuer<br />
Stellung! (15 Punkte)<br />
Aufgabe 4<br />
Der Globalisierungsprozess hat u. a. Auswirkungen auf unterschiedliche gesellschaftliche<br />
Bereiche (vgl. hierzu die Anlagen 4 und 5!).<br />
4.1 Arbeiten Sie die Hauptthese aus der Anlage 5 heraus, und setzen Sie diese<br />
in Beziehung zu der Aussage der Karikatur. (10 Punkte)<br />
4.2 Nehmen Sie begründet zu der Hauptthese der Anlage 4 Stellung!<br />
(10 Punkte)<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />
Voraussetzungen<br />
Den Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags bilden die Lern- und Handlungsziele<br />
des 13. Jahrgangs, insbesondere die des Lerngebietes „Einfluss der Globalisierung<br />
auf Märkte und nationale Wirtschaftspolitik“.<br />
Der Aufgabenvorschlag bezieht sich auf folgende Lerngebiete:<br />
Lerngebiet 3: „Arbeitsmarkt – Strukturen und Entwicklung“<br />
Lerngebiet 5: „Finanzpolitik“<br />
Lerngebiet 10: „Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Währungspolitik“<br />
Lerngebiet 11: „Einfluss der Globalisierung auf Märkte und nationale Wirtschaftspolitik“<br />
Folgende Inhalte werden vorausgesetzt:<br />
Kenntnis über den Begriff Globalisierung sowie Ursachen und Erscheinungsformen<br />
des Globalisierungsprozesses<br />
Grundkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der internationalen<br />
Arbeitsteilung seit dem II. Weltkrieg bis heute<br />
Fähigkeit, die Rolle, Bedeutung und Politik der internationalen Organisationen/Akteure<br />
zu beurteilen<br />
Fähigkeit, die Positionen und Argumentationslinien der Globalisierungskritiker<br />
zu beurteilen<br />
Kenntnis über Grundkonzeptionen der (internationalen) Wirtschaftspolitik<br />
Fähigkeit, Ziele und Instrumente der Wirtschaftspolitik, insbesondere fiskalischer<br />
Maßnahmen im Rahmen der Globalisierungsdiskussion zu beurteilen<br />
Fähigkeit, Entwicklungstendenzen des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung<br />
diverser nationaler und globaler Einflussfaktoren begründet aufzuzeigen<br />
Folgende Methoden und Arbeitstechniken werden vorausgesetzt:<br />
Fertigkeit, Mind-Maps regelgerecht zu erstellen<br />
Fertigkeit, aus Textvorlagen die wichtigsten Aussagen mit eigenen Worten<br />
wiederzugeben<br />
85
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Fähigkeit und Fertigkeit, Wirkungszusammenhänge zwischen verschiedenen<br />
Parametern in einem Vernetzungsdiagramm abzubilden und zu erläutern<br />
Fertigkeit, Karikaturen zu analysieren und zu interpretieren<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 1<br />
Aufgabe 1.1<br />
Es sollen Hauptentwicklungslinien der Entwicklung dargestellt werden:<br />
Das System von Bretton Woods, Gründung nach dem zweiten Weltkrieg, System<br />
gebundener Wechselkurse, Leitwährung, Ende in der ersten Hälfte der<br />
70er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
Das GATT als Instrument zunehmender Liberalisierung des Welthandels, Uruguay-Runde,<br />
Ablösung durch WTO<br />
weltweite Dominanz des marktwirtschaftlichen Systems, Ende des „Sozialismus“,<br />
Mauerfall<br />
Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft (EWG, EG, EU-Binnenmarkt, Euro)<br />
Aufgabe 1.2<br />
Aus den Materialien sollen Trends erarbeitet werden, wie<br />
wachsende Bedeutung des internationalen Warenhandels<br />
relativ geringe Beteilung der „Entwicklungsländer“ und der osteuropäischen<br />
Reformländer am Welthandel<br />
Lösung des Kapitalverkehrs von realwirtschaftlichen Vorgängen (Bedeutung<br />
der Finanzmärkte)<br />
Beschleunigung, Auflösung von Zeit-Raumbeziehungen<br />
Zunahme der Fusionen<br />
hohe Beweglichkeit des Kapitals (Direktinvestitionen)<br />
Unternehmen als „internationale Netzwerke“, Synergieeffekte, Strategie des<br />
Shareholder-Value<br />
Aufgabe 1.3.1<br />
Muster für ein mögliches Mind-Map<br />
Internationale Arbeitsteilung<br />
Weltbinnenmarkt<br />
Mobilität des Kapitals<br />
Sinkende Transportkosten<br />
Kurze Produktzyklen<br />
Megafusionen<br />
Direktinvestitionen<br />
Transnationale Konzerne: Weltweite Vernetzung<br />
Weltweites Angebot<br />
Migration<br />
Erhöhte Qualifikationsanforderungen<br />
Mobilität - Green Card<br />
Standortkonkurrenz<br />
Globale Umweltprobleme<br />
Ressourcenknappheiten<br />
Klimawandel<br />
86<br />
Unternehmen<br />
Arbeit<br />
Umwelt<br />
Globalisierung<br />
Kommunikation<br />
Gesellschaft<br />
Inform.technologische Vernetzung<br />
Internet<br />
Logisitik<br />
Souveränitätsverlust des Nationalstaates<br />
Annäherung des Lebensstandards<br />
Verlust räumlicher/zeitlicher Distanz<br />
Demographische Probleme<br />
Wissensgesellschaft<br />
Verunsicherung<br />
Wertewandel<br />
Aufgabe 1.3.2<br />
Eignung des Mind-Mapping zur Darstellung von Strukturen, Gliederungen<br />
Wirkungszusammenhänge lassen sich z. B. im Vernetzungsdiagramm besser<br />
darstellen<br />
Mischformen sind denkbar, wie ein Mind-Map, dessen (Haupt)äste durch Linien<br />
verbunden sind
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 2<br />
Aufgabe 2.1<br />
Kritik an internationalen (Finanz)-Institutionen wie IWF, Weltbank, WTO und<br />
G 7/8<br />
Undemokratische Entscheidungen ohne Mitwirkung der Dritte-Welt-Länder<br />
Diktat des Kapitals, der transnationalen Konzerne und der USA (z. B. Veto im<br />
IWF aufgrund der Stimmenanteile)<br />
Auflagenpolitik des IWF und der Weltbank mit unsozialen Folgen für die Bevölkerung<br />
und zugunsten von transnationalen Konzernen<br />
Fehlende internationale soziale und arbeitsrechtliche Standards<br />
Ausbeutung von z. B. Kindern in Fabriken der Dritte-Welt-Staaten<br />
Globalisierungsverlierer sind die ärmeren Bevölkerungsschichten<br />
Rolle der transnationalen Konzerne<br />
Drohung mit Standortverlagerungen<br />
Ausnutzen von Steuerschlupflöchern<br />
Fehlende internationale gewerkschaftliche Gegenmacht<br />
Ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung zwischen reichen und ärmeren<br />
Ländern mit wachsender Tendenz; unfaire Verteilung der Wohlstandsgewinne<br />
Aufgabe 2.2<br />
Grundlegende Elemente des Neo-Liberalismus sollen dargestellt werden, wie<br />
Prinzipien/Ideen des Liberalismus<br />
Vertrauen auf den Marktmechanismus, freie Allokation durch ungehinderte<br />
Marktkräfte<br />
Prinzip des Freihandels, Freiheit des ungehinderten Waren-, Dienstleistungs-<br />
und Kapitalverkehrs, Marktöffnung<br />
Entfaltung der Marktkräfte durch weitere Liberalisierung und Deregulierung<br />
der Märkte (z. B. Abbau von tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen,<br />
Arbeitsmarkt usw.)<br />
Umbau der sozialen Sicherungssysteme zu stärkerer Eigenverantwortung und<br />
Selbstvorsorge, Rückführung des Sozialstaats auf eine Grundsicherung<br />
Freie Wechselkurse<br />
Internationale Wettbewerbskontrolle<br />
Aufgabe 3<br />
Aufgabe 3.1<br />
Die ursprüngliche Intention Tobins soll erläutert werden:<br />
Besteuerung von Devisentransaktionen<br />
Eindämmung der kurzfristigen spekulativen Geldanlage ohne güterwirtschaftliche<br />
Grundlage<br />
Stabilisierung der Finanzmärkte, Milderung der Kursschwankungen<br />
Eine Devisenumsatzsteuer entspricht eher den Kriterien der Marktkonformität als<br />
Eingriffe durch gesetzliche Ver- und Gebote oder Zwangsmaßnahmen wie Devisenbewirtschaftung<br />
u. Ä. Der Marktmechanismus wird nicht aufgehoben, aber in<br />
wirtschaftspolitisch erwünschter Weise korrigiert. Als Keynesianer ist Tobin kein<br />
Gegner des marktwirtschaftlichen Systems.<br />
Aufgabe 3.2<br />
Denkbare Varianten der Verwendung sind:<br />
Variante 1:<br />
Die (reichen) Industrieländer (G 7/8) behalten die Einnahmen überwiegend für<br />
sich mit der Begründung, dass ihre Finanzplätze finanziell geschädigt werden<br />
(durch die Einführung der Tobin-Steuer). Die Mittel werden für Industrieförderung<br />
und Subventionierung gebraucht; die Handelsvorteile der G 7/8-Gruppe<br />
erhöhen sich weiter.<br />
Variante 2:<br />
Die Mittel der Tobin-Steuer werden für Entwicklungsprojekte, Umweltschutz,<br />
Entwicklung regenerativer Energien usw. vor allem in den sog. Entwicklungs-<br />
87
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
ländern verwandt, idealerweise durch Institutionen der UN, um ein „Versickern“<br />
oder eine Zweckentfremdung der Mittel zu verhindern. Die Welt wird in<br />
diesem Szenario als globales Dorf gesehen, das auch ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
vermittelt.<br />
Variante 3:<br />
Aufgrund des Zwangs zur Einigung und zur Überwindung der politischen Widerstände<br />
gegenüber Tobin-Steuer wird es zu einem Kompromiss kommen,<br />
der sowohl den Nationalstaaten als auch internationalen Institutionen Mittel<br />
aus der Tobin-Steuer zukommen lässt.<br />
88
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 3.3<br />
Pro Contra<br />
sinnvolles Instrument zur Eindämmung<br />
von Wechselkursschwankungen<br />
Vergrößerung des geldpolitischen<br />
Handlungsspielraums von Staaten<br />
Stabilisierung der nationalen Finanzmärkte<br />
Vergrößerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
Technische Realisierbarkeit ist gegeben<br />
Fiskalische Lenkungswirkung möglich,<br />
wenn Einführung an den wichtigsten<br />
Finanzplätzen der Welt gelingen<br />
würde<br />
89<br />
Steuer führt zu Verzerrungen auf<br />
dem Devisenmarkt<br />
Behinderung des internationalen<br />
Finanzverkehrs<br />
Fehlleitung von Kapital<br />
Ursachen vorheriger Krisen (z. B.<br />
Asienkrise) waren nicht Devisenspekulationen,<br />
sondern wirtschaftliche<br />
Fehlentwicklungen<br />
Kurzfristige Kapitalbewegungen<br />
erfüllen auch wichtige nichtspekulative<br />
Funktionen, z. B. Finanzierung<br />
von Handelsgeschäften<br />
Ausgleich von Preisunterschieden<br />
Spekulationen werden bei einem<br />
marginalen Steuersatz von ca.<br />
1 % nicht ernsthaft behindert<br />
Einführung weltweit illusorisch,<br />
da politisch nicht durchsetzbar,<br />
isolierte Einführung führt aber zu<br />
Verlagerung des Devisenhandels<br />
Aufgabe 4<br />
Aufgabe 4.1<br />
Die Karikatur zeigt den Zusammenhang zwischen Wachstum der (großen)<br />
Unternehmen auf der einen Seite und gleichzeitiger Reduktion der Beschäftigung<br />
durch Entlassungen auf der anderen Seite. Dieser nur scheinbare Widerspruch in<br />
Zeiten der Globalisierung ist deutlich herauszuarbeiten.<br />
Die Kostensenkungsprogramme der Konzerne, die enorm gestiegene Produktivität,<br />
das Unternehmenskonzept des Shareholder-Value, die Synergieeffekte durch Fusionen,<br />
der verschärfte Wettbewerb könnten – neben anderen - als mögliche Faktoren<br />
dargelegt werden, die zu der in der Karikatur beschriebenen Entwicklung beigetragen<br />
hat.<br />
Aufgabe 4.2<br />
Die These mag auf den ersten Blick durch ihre Schlichtheit bestechen, in der<br />
zugleich aber auch ihre Schwäche liegt. Es sollte herausgearbeitet werden, dass in<br />
der Hauptthese zwar möglicherweise richtige Tendenzen für die entwickelten Staaten<br />
zum Ausdruck kommen, indem im Zuge der Entwicklung zur Wissensgesellschaft<br />
ein immer größerer Teil vor allem der ungelernten und gering qualifizierten<br />
Personen aus Beschäftigungssektor herausgedrängt werden. Insgesamt sollte aber<br />
betont werden, dass die These zu einfach, unbegründet und undifferenziert ist.<br />
Mögliche gegenläufige Tendenzen zu der beschriebenen Entwicklung werden von<br />
den Verfassern nicht diskutiert und könnten kurz erwähnt werden, z. B. demographische<br />
Entwicklung, Ausbau einfacher Beschäftigungsverhältnisse im tertiären<br />
Sektor, Segmentierung des Arbeitsmarktes, Ausbau der Teilzeitbeschäftigung usw.
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
1.1 10 -- -- 10<br />
1.2 7 3 -- 10<br />
1.3 -- 10 5 15<br />
2.1 7 3 -- 10<br />
2.2 -- 10 -- 10<br />
3.1 5 10 -- 15<br />
3.2 -- 10 -- 10<br />
3.3 -- -- 15 15<br />
4.1 5 5 -- 10<br />
4.2 -- -- 10 10<br />
Summe 34 51 30 115<br />
90
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlagen zum Aufgabenvorschlag „Globalisierung der Märkte“<br />
Anlage 1<br />
91
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
92
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 2<br />
Quelle: Der Spiegel, Nr. 30/2001<br />
„Der Massenprotest gegen den Globalkapitalismus scheint die Regierenden so zu<br />
verblüffen wie weiland der Aufstand der DDR-Bürger die SED-Größen. Die Bewegung<br />
habe „nichts Demokratisches an sich“, beklagte der britische Premier Tony<br />
Blair und hielt den Demonstranten entgegen, dass „die Globalisierung doch keine<br />
Bedrohung“ sei. Vielmehr mehre der internationale Handel den Wohlstand und<br />
trage zur Lösung vieler Probleme bei. Er verstehe nicht, so Blair, „warum diese<br />
Ideen von der Straße angegriffen würden“.<br />
Die Erklärung ist einfach: Die Demonstranten glauben Blair und seinen Kollegen<br />
nicht mehr. Denn seit Jahren kommen die Regenten der führenden Industrieländer<br />
in zentralen Zukunftsfragen der Menschheit nicht voran:<br />
Beispiel Finanzmärkte: Nach „der schlimmsten Finanzkrise seit Ende des zweiten<br />
Weltkrieges“ (Bill Clinton), die 1997/98 in den betroffenen Staaten Asiens<br />
und Südamerikas viele Millionen Menschen zurück in die absolute Armut stieß,<br />
versprachen die politischen Führer der Industrieländer beinahe unisono eine<br />
grundlegende Reform zur Stabilisierung der Kapitalflüsse und Devisenkurse.<br />
Doch alle wirksamen Vorschläge scheiterten an der Furcht der Regierungen vor<br />
dem gut organisierten Widerstand der Finanzindustrie.<br />
Beispiel Steuerflucht: Steueroasen wie die britischen Cayman-Inseln, die Niederländischen<br />
Antillen oder Liechtenstein geraten zusehends zu einem schwarzen<br />
Loch der Weltwirtschaft, in dem nach Schätzungen des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) private Vermögen im Umfang von über fünf Billionen<br />
Dollar gebucht sind, um die Erträge steuerfrei kassieren zu können. Allein dem<br />
deutschen Fiskus entgehen so mindestens zwölf Milliarden Mark jährlich. Doch<br />
alle Initiativen, die so genannten Off-Shore-Finanzplätze stillzulegen, scheiterten,<br />
weil die Regierungen nicht die Kraft aufbringen, dieses Privileg der Reichen<br />
anzutasten.<br />
Beispiel Armutsbekämpfung: Seit Jahrzehnten steht die Minderung der Armut<br />
in Entwicklungsländern ganz oben auf der Agenda der G-7-Staaten und der<br />
von ihnen gelenkten Finanzinstitutionen Weltbank und IWF. Aber bis heute<br />
verfehlt die Mehrzahl aller Weltbank- und IWF-Programme dieses Ziel, weil sie<br />
auf die Interessen der Exporteure und der Finanzindustrie in den Industrieländern<br />
zugeschnitten sind und vielfach undemokratische Regime stützen.<br />
Folgerichtig entzündet sich der Widerstand primär an internationalen Institutionen<br />
wie Welthandelsorganisation (WTO), IWF oder dem Weltwirtschaftsforum in Davos,<br />
wo Konzernchefs und Politiker hinter verschlossenen Türen Entscheidungen<br />
von globaler Reichweite treffen.<br />
Das Urmotiv des Protests, der daraus erwächst, brachte vergangenen September<br />
die tschechische Studentin Katerina Liksova zum Ausdruck, als Präsident Václav Havel<br />
sie und andere Mitstreiter bei der Konferenz von Währungsfonds und Weltbank<br />
zum Dialog in die Prager Burg lud. „Ihr entscheidet über uns und ohne uns“,<br />
schleuderte sie dem anwesenden Weltbank-Chef James Wolfensohn entgegen.<br />
Genau dieser demokratische Impuls ist es, der die sonst gänzlich heterogene Bewegung<br />
antreibt. Dabei führt die Charakterisierung der Gipfel-Demonstranten als<br />
„Globalisierungsgegner“ jedoch in die Irre. Die meisten nutzen nicht nur die globale<br />
elektronische Vernetzung und die Warenwelt, die es ohne die weltweite Arbeitsteilung<br />
gar nicht gäbe. Sie planen und denken auch in globalen Kategorien: Ohne<br />
weltweit geltende Abkommen und Organisationen zu deren Überwachung wäre es<br />
unmöglich, die globalisierte Ökonomie in geregelte Bahnen zu lenken. Darum plädiert<br />
die Mehrzahl der beteiligten Organisationen nicht für die Abschaffung der<br />
globalen Institutionen, sondern für deren grundlegende demokratische Reform.<br />
Dafür allerdings gibt es gute Gründe. Vor allem der IWF und die Weltbank stehen<br />
nicht im Dienst der Menschheit, sondern der USA und ihrer Alliierten. Weil sich die<br />
Stimmen in den Vorständen seit Gründung der Institute vor 57 Jahren nach den<br />
Kräfteverhältnissen bemessen, verfügt die US-Regierung bis heute über die entscheidende<br />
Veto-Macht.<br />
Diese Vorherrschaft haben Amerikas Regenten vielfach skrupellos missbraucht. So<br />
setzte etwa der damalige US-Finanzminister Bob Rubin während der Asienkrise<br />
durch, dass ein Überbrückungskredit für Südkorea mit einem Programm verknüpft<br />
wurde, das die Gläubiger aus den G-7-Staaten aus jeder Mitverantwortung entließ.<br />
93
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Obwohl das Land keineswegs überschuldet war, sondern lediglich zu viele kurzfristige<br />
und in der Krise kündbare Darlehen aufgenommen hatte, erzwang der IWF ein<br />
Sparprogramm, das die Rezession drastisch verschärfte. In deren Verlauf konnten<br />
sich transnationale Konzerne aus den USA, Japan und Europa zu Ausverkaufspreisen<br />
in Südkorea einkaufen.<br />
Diese Kritik teilt mittlerweile sogar der frühere Chefökonom der Weltbank, Joseph<br />
Stiglitz. Die globalen Finanzinstitute, so schrieb Stiglitz in der Zeitschrift „The New<br />
Republic“, hätten die Asienkrise auf Kosten der Bevölkerung verschärft. Zugleich<br />
bestätigte er den Vorwurf, das Finanzregime untergrabe demokratische Prinzipien.<br />
„Wir sind nicht Gegner, sondern Kritiker der Globalisierung“, stellt Barbara Unmüßig<br />
klar, Aktivistin der ersten Stunde in der Organisation „Weltwirtschaft, Ökologie<br />
und Entwicklung“ (Weed). Unmüßig und viele ihrer Mitstreiter können präzise benennen,<br />
wo die globale Integration schief läuft.<br />
So sind etwa gewerkschaftliche Rechte bis heute keineswegs globalisiert. Anders<br />
als die Handelsregeln der WTO werden Verstöße gegen die geltenden UNO-<br />
Konventionen zur Gewerkschaftsfreiheit oder zum Verbot von Kinderarbeit nicht<br />
mit Sanktionen geahndet. Darum beteiligen sich in den USA viele tausend Aktivisten<br />
an Kampagnen gegen die schrankenlose Ausbeutung in den Textilfabriken Mexikos,<br />
Nicaraguas und Indonesiens, wo Näherinnen für ein paar Cent pro Stunde<br />
teure Markenjeans produzieren, aber jeder Versuch der Selbstorganisation mit Gewalt<br />
unterdrückt wird.<br />
Nicht die globale Verschmelzung ruft den Protest hervor, sondern deren einseitige<br />
Gestaltung zu Gunsten der Stärkeren. Nicht die globale Freiheit des Kapitals, sondern<br />
die globale Unfreiheit der Opfer dieses Prozesses erzürnt die neuen Protestler.<br />
Darum verfängt auch die stete Beschwörung von Marktgläubigen wie Tony Blair<br />
nicht, der wachsende Welthandel mehre aber doch insgesamt den Wohlstand.<br />
Denn unbestreitbar ist eben auch, dass diese Zuwächse immer ungleicher verteilt<br />
werden, weil die Erwerbsarbeit immer weniger als Medium zur Verteilung dient.<br />
Im harten globalen Standortwettbewerb schrumpft die Macht der Gewerkschaften,<br />
auf Löhne und Gehälter entfällt ein immer kleinerer Anteil am Ertrag. Selbst in der<br />
Bundesrepublik mit ihren egalitären Traditionen sank ihr Anteil am gesamten<br />
Volkseinkommen binnen sieben Jahren von 52 auf knapp 42 Prozent.<br />
Zugleich können die nationalen Regierungen die Steuerpolitik nicht mehr nutzen<br />
um dagegenzuhalten. Längst sind sie in einen weltweiten Steuersenkungswettbewerb<br />
für Unternehmen und Kapitalbesitzer verstrickt. Schon 1995 zahlten Kapitalgesellschaften<br />
in der EU 40 Prozent weniger Steuern als ein Jahrzehnt zuvor.<br />
Wirklich bedrohlich ist jedoch der Abgrund, der sich zwischen den Wohlstandsländern<br />
und dem Rest der Welt auftut. Im Jahr 1960 erzielte das reiche Wohlstandsfünftel<br />
der Weltbevölkerung ein Pro-Kopf-Einkommen, das 30-mal höher lag als<br />
die Wirtschaftskraft der ärmsten 20 Prozent; 1999 erreichte die Differenz das<br />
78fache.<br />
Längst kann sich die Protestbewegung auch auf Kronzeugen aus genau jener Elite<br />
berufen, die sie bekämpft. So bekannte jüngst der deutsche IWF-Chef Horst Köhler,<br />
„die extremen Ungleichgewichte in der Verteilung der Wohlfahrtsgewinne werden<br />
mehr und mehr zu einer Bedrohung der politischen und sozialen Stabilität“. Ein<br />
weiterer prominenter Sympathisant der Globalisierungskritiker ist ausgerechnet<br />
George Soros, der wohl berühmteste aller Spekulanten. Er macht sich für eine<br />
strenge Regulierung der Finanzmärkte stark.<br />
Dieser wachsende Reigen der Dissidenten aus der internationalen Politik- und Finanzelite<br />
illustriert jedoch zugleich, wie ratlos auch viele derjenigen sind, die den<br />
Demonstranten als die Lenker der Globalisierung erscheinen. Selbst die scheinbar<br />
übermächtigen Konzernbosse beklagen, sie seien mit den Anliegen ihrer Kritiker<br />
überfordert. „Wo Menschen früher die Lösung politischer und ökologischer Probleme<br />
von der Regierung erwarteten, fordern sie jetzt Unternehmen direkt dazu auf,<br />
die Rolle zu übernehmen“, beobachtete der Präsident des Ölgiganten Royal<br />
Dutch/Shell, Cornelius Herkströter. Doch „wir haben gar nicht die Befugnis, diese<br />
Aufgaben zu übernehmen“, weist er die Verantwortung von sich, „wir haben kein<br />
Mandat“.<br />
Gleichzeitig machen die Mandatsträger jedoch die Erfahrung, dass sie sich besser<br />
den Forderungen der Multis beugen, weil sie sonst mit Kapitalflucht und Investitionsstopp<br />
bestraft werden. Der milliardenschwere Subventionssegen für Chip- und<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Autofabriken in Ostdeutschland steht darum politisch gar nicht mehr zur Debatte.<br />
So erweist sich bei näherem Hinsehen der massenhafte Widerstand gegen die ungleiche<br />
Globalisierung keineswegs als Sturm auf vermeintliche Machtzentralen. Viel<br />
eher handelt es sich um einen Protest gegen die Ohnmacht der scheinbar Mächtigen.<br />
Blockiert durch die jeweils im Heimatland dominierenden Lobbys der Konzerne,<br />
gelingt es ihnen im Wettbewerb um das freie Investitionskapital nicht, das global<br />
entfesselte Marktsystem wieder einer demokratischen Kontrolle zu unterwerfen.<br />
(Carolin Emcke, Harald Schumann)<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 3 Spiegel-Interview mit Tobin<br />
...<br />
SPIEGEL: Herr Tobin, Sie sitzen hier in Wisconsin seelenruhig am See, während<br />
Globalisierungskritiker in Europa unter Ihrem Namen die Revolte proben. Reißt Sie<br />
das nicht von der Gartenbank?<br />
Tobin: Ganz bestimmt nicht. Ich habe nicht das Geringste gemein mit diesen Anti-<br />
Globalisierungs-Revoluzzern.<br />
SPIEGEL: Die Protestorganisation Attac hat sich ursprünglich nach Ihnen benannt,<br />
Demonstranten fordern lautstark die Tobin-Tax. Freut es Sie gar nicht, dass Ihre vor<br />
30 Jahren vorgestellte Idee einer Spekulationssteuer auf Devisengeschäfte endlich<br />
Anhänger findet?<br />
Tobin: Natürlich freut mich das, aber der meiste Applaus kommt von der falschen<br />
Seite. Sehen Sie, ich bin Ökonom und wie die meisten Ökonomen ein Anhänger<br />
des Freihandels. Ich befürworte außerdem den Internationalen Währungsfonds,<br />
die Weltbank, die Welthandelsorganisation - all das, wogegen diese Bewegung anrennt.<br />
Die missbrauchen meinen Namen.<br />
SPIEGEL: Diese Bewegung will die Einführung einer Steuer auf Devisengeschäfte.<br />
Damit sollen die Kapitalmärkte gebändigt und mit den zusätzlichen Einnahmen die<br />
Entwicklungshilfe verstärkt werden. Klingt das nicht wie Ihr Vorschlag?<br />
Tobin: Ich hatte vorgeschlagen, die Einnahmen der Weltbank zur Verfügung zu<br />
stellen. Aber darum ging es mir gar nicht. Die Devisenumsatzsteuer war dafür gedacht,<br />
Wechselkursschwankungen einzudämmen. Die Idee ist ganz simpel: Bei jedem<br />
Umtausch von einer Währung in die andere würde eine kleine Steuer fällig,<br />
sagen wir von einem halben Prozent des Umsatzes. So schreckt man Spekulanten<br />
ab. Denn viele Investoren legen ihr Geld sehr kurzfristig in Währungen an. Wird<br />
dieses Geld plötzlich zurückgezogen, müssen die Länder die Zinsen drastisch anheben,<br />
damit die Währung attraktiv bleibt. Hohe Zinsen aber sind oft desaströs für<br />
die heimische Wirtschaft, wie die Krisen in Mexiko, Südostasien und Russland während<br />
der neunziger Jahre gezeigt haben. Meine Steuer würde Notenbanken kleiner<br />
Länder Handlungsspielraum zurückgeben und dem Diktat der Finanzmärkte etwas<br />
entgegensetzen.<br />
SPIEGEL: Spekulanten abschrecken, Diktat der Finanzmärkte - ist das nicht die<br />
Sprache der Globalisierungskritiker?<br />
Tobin: Denen geht es, glaube ich, hauptsächlich um die Einnahmen aus der Steuer,<br />
mit denen sie ihre Projekte zur Weltverbesserung finanzieren wollen. Für mich aber<br />
ist das Geldeintreiben gerade nicht der Schwerpunkt. Ich wollte den Devisenhandel<br />
bremsen, Steuereinnahmen sind für mich nur ein Nebenprodukt.<br />
SPIEGEL: Was spricht denn dagegen, dieses Nebenprodukt für gute Zwecke zu nutzen?<br />
Tobin: Nichts, ich wäre froh, wenn die Einnahmen den Armen der Welt zukämen.<br />
Darüber allerdings hätten die teilnehmenden Regierungen zu bestimmen.<br />
SPIEGEL: Was hat Sie 1972 getrieben, die Tobin-Tax zu entwickeln?<br />
Tobin: Ich bin ein Jünger von Keynes, und der schlug schon im berühmten Kapitel<br />
12 seiner "Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" eine<br />
solche Umsatzsteuer vor, um Investoren dauerhafter an ihre Aktien zu binden. Diese<br />
Idee übertrug ich 1971 auf Devisenmärkte. Damals verabschiedeten sich die<br />
USA vom Bretton-Woods-System fester Wechselkurse, gleichzeitig versprachen die<br />
ersten elektronischen Geldtransaktionen an Computern eine enorme Steigerung<br />
der Zahl von Transaktionen. Ich wollte diesen Prozess verlangsamen, damit weniger<br />
spekuliert wird und die Umtauschkurse nicht so schwanken. Heute, wo jeder<br />
Mensch zu jeder Zeit per Heim-PC an der Börse handeln kann, ist dieses Problem<br />
um ein Vielfaches größer geworden.<br />
SPIEGEL: Müsste die Einführung dieser Spekulationsteuer nicht überall zeitgleich<br />
erfolgen, um Schlupflöcher und Steueroasen zu vermeiden? Wer soll das steuern?<br />
Eine internationale Tobin-Steuer-Behörde?<br />
Tobin: Das könnte doch der Internationale Währungsfonds (IWF) machen. Der hat<br />
Erfahrung mit dem weltweiten Währungssystem. Fast alle Länder sind dort Mitglied.<br />
(...)<br />
SPIEGEL: Herr Tobin, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />
Das Gespräch führten die Redakteure Christian Reiermann und Michaela Schießl.<br />
96
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 4<br />
Quelle: Informationen zur politischen Bildung Nr. 263/1999; Seite 31<br />
Anlage 5<br />
Eine Konferenz von Topmanagern und Wissenschaftlern kam 1995 zu folgendem<br />
Ergebnis:<br />
„Im 21. Jahrhundert werden weltweit 20 % der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen,<br />
um die Weltwirtschaft In Schwung zu halten. 80 % der Arbeitswilligen bleiben<br />
ohne Job. Es wird eine 20 : 80-Gesellschaft entstehen. Ein wohlhabendes<br />
Fünftel wird aktiv am Leben, am Verdienen und Konsumieren teilnehmen - egal, in<br />
welchen Land. Der Rest ist zum Müßiggang verdammt. Die Frage ist künftig, „to<br />
have lunch or be lunch“, zu essen haben oder gefressen werden. Im Zusammenhang<br />
mit der Frage, wie das wohlhabende Fünftel den überflüssigen Rest beschäftigen<br />
und bei Laune halten könne, wird der Begriff „tittytainment“ geprägt. Das ist<br />
eine Kombination von „entertainment“ und „tits“, dem englischen Slang für Busen.<br />
Dabei Ist aber weniger an Sex als an die Milch, die aus der Brust einer stillenden<br />
Mutter strömt, gedacht. Mit einer Mischung aus betäubender Unterhaltung<br />
und ausreichender Ernährung könne die frustrierende Bevölkerung der Welt bei<br />
Laune gehalten werden.“<br />
Quelle: Vgl. Martin, H. P., Schumann, H., Die Globalisierungsfalle, Hamburg 1996,<br />
S. 12 f.<br />
97
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabenbeispiel 2:<br />
Analyse der Geldpolitik der EZB im Jahre 2001/Ausblick auf<br />
das Jahr 2002<br />
Aufgabenstellung<br />
Aufgabe 1<br />
In seiner letzten Sitzung des Jahres 2001 traf der EZB-Rat geldpolitische Beschlüsse,<br />
die als Pressemitteilung (Anlage 1) veröffentlicht wurden und auf einer Pressekonferenz<br />
(Anlage 2) vom Präsidenten der EZB, Wim Duisenberg, näher erläutert<br />
wurden.<br />
1.1 Erklären Sie die drei in der Anlage 1 genannten geldpolitischen Instrumente.<br />
(6 Punkte)<br />
1.2 Geben Sie die Bestimmungsfaktoren an, die die EZB der Ermittlung des Referenzwertes<br />
für das Geldmengenwachstum zugrunde legt.<br />
(6 Punkte)<br />
1.3 Fassen Sie die Begründung für die zinspolitischen Beschlüsse vom 6. Dezember<br />
2001 zusammen und stellen Sie dabei die grundsätzliche geldpolitische<br />
Strategie der EZB, die diesen Beschlüssen zugrunde liegt, dar.<br />
(10 Punkte)<br />
Aufgabe 2<br />
Zwischen der Zinspolitik der EZB und der konjunkturellen Situation in Deutschland<br />
bestehen wechselseitige Zusammenhänge.<br />
2.1 Analysieren Sie die konjunkturelle Situation in der Bundesrepublik Deutschland<br />
im Jahr 2001 anhand der Daten aus der Anlage 3.<br />
(9 Punkte)<br />
2.2 Die Anlage 4 enthält Informationen zur Zinspolitik der EZB im Jahre 2001.<br />
Stellen Sie jeweils mit Hilfe einer Kausalkette die idealtypischen Wirkungen<br />
der vorgenommenen Leitzinsveränderungen<br />
- auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage der privaten Haushalte nach<br />
Konsumgütern sowie<br />
- auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage der Unternehmen nach Investitionsgütern<br />
dar. (9 Punkte)<br />
2.3 Zwischen der Nachfrage nach Gütern und dem Preisniveau besteht ein Beziehungszusammenhang,<br />
auf den auch weitere volkswirtschaftliche Größen<br />
Einfluss haben.<br />
2.3.1 Stellen Sie diese Zusammenhänge in einem Vernetzungsdiagramm dar. Ein<br />
Lösungsraster finden Sie in der Anlage zu dieser Klausur. Verwenden Sie die<br />
angegebenen Elemente und machen Sie die Konsumgüternachfrage der privaten<br />
Haushalte zum Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen.<br />
(5 Punkte)<br />
2.3.2 Beschreiben Sie die im Vernetzungsdiagramm dargestellten Wirkungszusammenhänge<br />
einschließlich möglicher Rückkoppelungskreisläufe.<br />
(10 Punkte)<br />
Bearbeitungshinweis:<br />
Auch wenn Sie das Vernetzungsdiagramm nicht erstellt haben, ist es möglich, die<br />
Wirkungszusammenhänge zwischen den aufgeführten Elementen verbal darzustellen.<br />
98
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.4 „Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selbst.“<br />
(Schiller, Karl, *1911, †1994, dt. Nationalökonom und Politiker (SPD). 1966-<br />
71 Bundesminister für Wirtschaft, 1971-72 Bundesminister für Wirtschaft<br />
und Finanzen)<br />
Skizzieren Sie das in diesem Zitat angesprochene Problem praktischer Wirtschaftspolitik.<br />
Stellen Sie dabei einen Zusammenhang zu den in den vorangegangenen<br />
Aufgabenteilen 2.1 bis 2.3 angesprochenen Sachverhalten her.<br />
(7 Punkte)<br />
Aufgabe 3<br />
Am Ende des Jahres 2001 äußern Wirtschaftsexperten ihre Erwartungen zur zukünftigen<br />
Geldpolitik der EZB (Anlage 5).<br />
Stellen Sie die verschiedenen Expertenmeinungen gegenüber. (10 Punkte)<br />
Aufgabe 4<br />
Die Anlage 6 beinhaltet einen Vergleich der Leitzinsen in den USA und der<br />
„Eurozone“.<br />
4.1 Leiten Sie aus dem Vergleich dieser Daten Auswirkungen auf den Außenwert<br />
des Euro zu Beginn des Jahres 2002 ab. (4 Punkte)<br />
4.2 Beschreiben Sie, wie sich grundsätzlich eine Veränderung des Außenwertes<br />
des Euro im Vergleich zum US-Dollar auf den Außenhandel von Ländern der<br />
„Eurozone“ mit den USA auswirken kann. (4 Punkte)<br />
Aufgabe 5<br />
Interpretieren Sie die Aussage von Herrn Duisenberg auf der Pressekonferenz vom<br />
6. Dezember 2001 zu den Lohnabschlüssen des folgenden Jahres (Anlage 2), indem<br />
Sie den Zusammenhang zwischen der Lohnpolitik der Tarifparteien und der<br />
Geldpolitik der EZB aufzeigen.<br />
Stellen Sie in Ihrer Antwort auch eine Verbindung zu der Karikatur in der Anlage 7<br />
her. (10 Punkte)<br />
Aufgabe 6<br />
Auf der Pressekonferenz vom 6. Dezember 2001 fordert der Präsident der EZB<br />
bzw. der EZB-Rat strukturelle Reformen auf den Arbeits- und Gütermärkten sowie<br />
in der staatlichen Finanzpolitik (Anlage 2).<br />
Erörtern Sie exemplarisch ein Reformprojekt, das Ihnen aus der wirtschaftspolitischen<br />
Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland bekannt ist. Beschreiben Sie<br />
die bei einer Umsetzung zu erwartenden Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft.<br />
(10 Punkte)<br />
99
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage zur Aufgabe 2.3.1 (Vernetzungsdiagramm)<br />
Auslastung der<br />
Kapazitäten<br />
Beschäftigungsstand<br />
(Arbeitsmarkt)<br />
Preisniveau<br />
B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />
Voraussetzungen<br />
Den Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags bilden die Lern- und Handlungsziele<br />
des 12. Jahrganges, insbesondere die des Lerngebietes „Geldpolitik“.<br />
Der Aufgabenvorschlag bezieht sich auf folgende Lerngebiete:<br />
Lerngebiet 3: „Arbeitsmarkt – Strukturen und Entwicklungen“<br />
Lerngebiet 4: „Grundlagen der Wirtschafspolitik“<br />
Lerngebiet 5: „Geldpolitik“<br />
Lerngebiet 10: „Internationale Wirtschaftsbeziehungen und<br />
Währungspolitik“.<br />
Folgende Inhalte werden vorausgesetzt:<br />
Geldpolitische Konzeptionen<br />
Aufgaben der EZB<br />
Ziele, Instrumente und Wirkungen der Geldpolitik<br />
Inflation und Deflation<br />
Instrumente der Außenhandelspolitik<br />
Träger und Ziele der Wirtschaftspolitik<br />
Einflussnahme von Interessengruppen auf wirtschaftspolitische<br />
Entscheidungsprozesse<br />
Wirtschaftswachstum und Konjunkturpolitik Lohnfindung<br />
Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.<br />
Folgende Methoden und Arbeitstechniken werden vorausgesetzt:<br />
Textanalyse<br />
Anwendung eines Vernetzungsdiagramms<br />
Analyse von Karikaturen<br />
grafische Darstellung von Kausalketten.<br />
100<br />
Konsumgüternachfrage<br />
der privaten Haushalte<br />
Finanzlage des Staates<br />
(Einnahmen-/Aus<br />
gabensituation)<br />
Güternachfrage<br />
des Staates
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
C. Erwartungshorizont<br />
Aufgabe 1<br />
1.1 Die Prüflinge sollen die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Spitzenrefinanzierungsfazilität<br />
und die Einlagefazilität jeweils in ihrer Ausgestaltung<br />
beschreiben.<br />
1.2 Die Lösung muss folgende Bestimmungsfaktoren enthalten:<br />
Prognose zum realen Wirtschaftswachstum (Wachstumsrate BIP)<br />
Prognose zur Umlaufgeschwindigkeit des Geldes<br />
Zielsetzung Preisniveaustabilität (Inflationsrate max. 2 %)<br />
1.3 In der Zusammenfassung müssen sich die Prüflinge auf die „2-Säulen-<br />
Strategie“ als geldpolitische Strategie der EZB beziehen.<br />
Dabei stellen die Analyse des Geldmengenwachstums und eine Analyse unterschiedlicher<br />
Konjunkturindikatoren die beiden Säulen dar, auf deren<br />
Grundlage die EZB geldpolitische Beschlüsse zur Erreichung ihrer Zielsetzung<br />
(Preisniveaustabilität) trifft.<br />
Begründung für die zinspolitischen Beschlüsse vom 6. Dezember 2001:<br />
Geldmengenwachstum: Wachstumsrate der Geldmenge M3 liegt über dem<br />
Referenzwert von 4,5 %; EZB sieht dennoch keinen Handlungsbedarf, da<br />
das Verhalten der Anleger (Umschichtung langfristiger Geldanlagen in kurzfristige<br />
Anlageformen, die in M3 enthalten sind) als vorübergehend angesehen<br />
wird und keine langfristigen Auswirkungen auf M3 erwartet werden.<br />
Konjunkturindikatoren: EZB sieht Konjunktur bzw. Wirtschaftswachstum am<br />
Ende des Jahres 2001 auf niedrigem Niveau; weder von der Auslands- noch<br />
der Inlandnachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern werden negative<br />
Auswirkungen auf die Preisniveaustabilität befürchtet, sodass auch an dieser<br />
Stelle kein Handlungsbedarf gesehen wird.<br />
Aufgabe 2<br />
2.1 Kernaussagen einer Beschreibung der konjunkturellen Situation der Bundesrepublik<br />
im Jahre 2001 anhand der in der Anlage 4 genannten Konjunkturindikatoren<br />
sind:<br />
Die Arbeitslosenquote verharrt auf hohem Niveau; sie schwankt saisonbedingt,<br />
nahm während der ersten 8 Monate des Jahres (im Vergleich<br />
zum Vorjahr) zunehmend schwächer ab, um dann im letzten Quartal<br />
des Jahres 2001 im Vergleich zum Vorjahr zu steigen.<br />
Die Steigerung des BIP (im Vergleich zum Vorjahr) ging in den ersten<br />
drei Quartalen des Jahres 2001 kontinuierlich zurück, während das BIP<br />
im 4. Quartal 2001 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht sank.<br />
Die Inflationsrate bewegte sich im Jahre 2001 zwischen 1,7 und 3,5 %,<br />
mit zunächst bis Mai zunehmender und zum Jahresende hin abnehmender<br />
Tendenz.<br />
Die Indikatoren weisen in der Tendenz auf den Beginn einer Rezession mit<br />
sinkenden Inflationsraten bei anhaltend hoher bis steigender Arbeitslosigkeit<br />
hin.<br />
2.2 Die Prüflinge müssen in der Lage sein, eine Kausalkette als lineare Abfolge<br />
von Wirkungszusammenhängen zu entwickeln. Aus der Darstellung muss<br />
eine Erhöhung der Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern als Folge<br />
von Leitzinssenkungen im Jahr 2001 hervorgehen. Denkbar wäre z. B.<br />
folgende Darstellung:<br />
101
-<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Leitzinsen <br />
<br />
Refinanzierungskosten der KI <br />
<br />
Zinssätze im Einlagen- und<br />
Kreditgeschäft der KI <br />
Haushalte Unternehmen<br />
Kredite / Sparen Belastung mit<br />
Fremdkapitalzinsen <br />
<br />
Verfügbares Einkommen Aufwendungen <br />
<br />
Nachfrage nach Finanzmittel für<br />
Konsumgütern Investitionen <br />
<br />
Nachfrage nach<br />
Investitionsgütern <br />
Auslastung der<br />
Kapazitäten<br />
Beschäftigungs-<br />
stand<br />
(Arbeitsmarkt)<br />
Preisniveau<br />
2.3.1 Die Prüflinge müssen in der Lage sein, ein Vernetzungsdiagramm für die<br />
Darstellung komplexer Sachzusammenhänge zu entwickeln. Denkbar wäre z. B.<br />
folgende Lösung:<br />
+<br />
Legende<br />
+ gleichgerichteter Wirkungszusammenhang (z. B. je höher – desto höher)<br />
– entgegengesetzter Wirkungszusammenhang (z. B. je höher – desto niedriger)<br />
102<br />
Konsumgüternachfrage<br />
der<br />
privaten Haushalte<br />
+ +<br />
+<br />
+<br />
-<br />
+<br />
+<br />
Finanzlage Staat<br />
(Einnahmen-/Aus-<br />
gabensituation)<br />
+<br />
Güternachfrage<br />
des Staates<br />
+
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.2 Die Lösung muss folgende, als wesentlich anzusehende Wirkungszusammenhänge<br />
umfassen:<br />
Eine Erhöhung der Konsumgüternachfrage führt zu einer besseren Auslastung<br />
der Kapazitäten von Unternehmen. Als Folge kann sich die<br />
Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen. Die daraus resultierende Erhöhung<br />
der Einkommen von privaten Haushalten kann zu einer weiteren<br />
Erhöhung der Nachfrage nach Konsumgütern führen (Rückkoppelungseffekt).<br />
Sowohl durch eine erhöhte Konsumgüternachfrage als auch durch einen<br />
höheren Beschäftigungsstand entstehen für den Staat zusätzliche<br />
Einnahmen in Form von Umsatz- und Einkommensteuer. Die verbesserte<br />
Situation auf dem Arbeitsmarkt führt zudem zu einem Rückgang der<br />
staatlichen Ausgaben in Form von Arbeitslosengeld und -hilfe. Die beschriebenen<br />
positiven Effekte auf den Staatshaushalt können dazu führen,<br />
dass der Staat verstärkt als Nachfrager am Markt auftritt. Eine daraus<br />
resultierende verbesserte Auslastung der Kapazitäten von Unternehmen<br />
kann den oben beschriebenen Kreislauf verstärken und damit<br />
auch Rückkoppelungseffekte auf den Staatshaushalt bewirken.<br />
Im Marktpreismodell führt eine Erhöhung der Güternachfrage (hier:<br />
durch Staat und private Haushalte) zu einer Erhöhung des Preisniveaus.<br />
Eine Erhöhung des Preisniveaus führt wiederum zu einer Steigerung der<br />
Güternachfrage.<br />
(Weitere plausible Lösungsansätze sind in die Bewertung einzubeziehen.)<br />
2.4 Die Prüflinge müssen aus dem Zitat ableiten, dass wirtschaftspolitische<br />
Maßnahmen nur dann zum angestrebten Ziel führen, wenn die Wirtschaftssubjekte<br />
in der gewünschten (idealtypischen) Weise reagieren. Staat und<br />
EZB können wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern bzw. verbessern<br />
(„zur Tränke führen“), aber die Banken, Unternehmen und privaten Haushalte<br />
nicht zum gewünschten Handeln („zum Saufen“) zwingen.<br />
In der für das Jahr 2001 beschriebenen konjunkturellen Situation wird eine<br />
Zinssatzsenkung beispielsweise nicht zu einer Konjunkturbelebung führen,<br />
wenn die Haushalte und Unternehmen aufgrund pessimistischer Zukunftserwartungen<br />
(z. B. Terroranschlag in den USA) die niedrigen Zinssätze nicht<br />
als Anreiz für eine Erhöhung ihrer Nachfrage nach Gütern ansehen.<br />
Aufgabe 3<br />
Durch eine Textanalyse müssen die Prüflinge Pro und Contra Argumente für Leitzinssenkungen<br />
der EZB im Jahr 2002 erarbeiten.<br />
Pro: Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, ohne dass die Preisniveaustabilität<br />
gefährdet ist.<br />
Contra: time-lag-Problematik (Experten erwarten Aufschwung im 2. Quartal<br />
des Jahres 2002).<br />
Aufgabe 4<br />
4.1 Die Prüflinge müssen der Anlage entnehmen, dass das Zinsniveau in der<br />
„Eurozone“ höher ist als in den USA. Daraus kann gefolgert werden, dass<br />
vergleichsweise attraktivere Kapitalanlagen in Euro zu einer erhöhten<br />
Nachfrage nach Euro und damit zu einem steigenden Außenwert der<br />
Währung führen.<br />
4.2 Der Antwort der Prüflinge muss zu entnehmen sein, dass ein sinkender Außenwert<br />
des Euro Exporte verbilligt und Importe verteuert (bzw. gegenläufiger<br />
Effekt bei steigendem Außenwert).<br />
103
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Aufgabe 5<br />
Die Prüflinge müssen der Anlage entnehmen, dass der EZB-Präsident maßvolle<br />
Lohnabschlüsse fordert, um sowohl Beschäftigungswachstum als auch Preisniveaustabilität<br />
zu erzielen. Der Zusammenhang zwischen der Lohnpolitik der Tarifparteien<br />
und der Geldpolitik der EZB lässt sich mit einem Rückgriff auf die Ursachen von<br />
inflatorischen Entwicklungen (nachfrageinduzierte Inflation; angebotsinduzierte Inflation/Kosteninflation)<br />
herstellen. Als Kernaussage der Karikatur ist die Lohn-Preis-<br />
Spirale bzw. die Preis-Lohn-Spirale herauszuarbeiten.<br />
Aufgabe 6<br />
Von den Prüflingen können beispielsweise folgende Reformprojekte erörtert werden:<br />
Reform der Unternehmensbesteuerung<br />
Flexibilisierung der arbeitsmarktrechtlichen Regelungen<br />
Reform der Sozialversicherungssysteme<br />
(Weitere plausible Lösungsansätze sind in die Bewertung einzubeziehen. Die Lösung<br />
ist im hohen Maß abhängig von den unterrichtlichen Voraussetzungen, d. h.<br />
insbesondere von im Jahrgang 12 fakultativ behandelten Lerngebieten.)<br />
D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />
Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />
I II III<br />
1.1 6 -- -- 6<br />
1.2 6 -- -- 6<br />
1.3 6 4 -- 10<br />
2.1 -- 9 -- 9<br />
2.2 3 6 -- 9<br />
2.3.1 -- 5 -- 5<br />
2.3.2 -- 5 5 10<br />
2.4 -- 3 4 7<br />
3 3 7 -- 10<br />
4.1 2 2 -- 4<br />
4.2 4 -- -- 4<br />
5 -- 3 7 10<br />
6 -- -- 10 10<br />
Summe 30 44 26 100<br />
104
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlagen zum Aufgabenvorschlag „Analyse der Geldpolitik der EZB im<br />
Jahr 2001/Ausblick auf das Jahr 2002“<br />
Anlage 1<br />
EZB PRESSEMITTEILUNG (6. Dezember 2001)<br />
Geldpolitische Beschlüsse<br />
Auf der heutigen Sitzung hat der EZB-Rat die folgenden geldpolitischen Beschlüsse<br />
gefasst:<br />
1. Der Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die<br />
Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden<br />
unverändert bei 3,25 %, 4,25 % bzw. 2,25 % belassen.<br />
2. Der Referenzwert für die Jahreswachstumsrate des weit gefassten Geldmengenaggregats<br />
M3 wird bei 4 ½ % belassen.<br />
Der Präsident der EZB wird die Überlegungen, die diesen Beschlüssen zugrunde<br />
liegen, heute um 14:30 Uhr auf einer Pressekonferenz erläutern.<br />
105<br />
***<br />
Europäische Zentralbank:<br />
Presseabteilung<br />
Kaiserstraße 29, D-60311 Frankfurt am Main<br />
Tel.: +49 69 1344 7455, Fax: +49 69 1344 7404<br />
Internet: http://www.ecb.int<br />
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 2<br />
Einleitende Bemerkungen von Dr. Willem Duisenberg, Präsident der Europäischen<br />
Zentralbank, anlässlich der Pressekonferenz der EZB in Frankfurt<br />
am Main, am 6. Dezember 2001<br />
Der EZB-Rat hat eine umfassende Beurteilung der jüngsten monetären und wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen vorgenommen, um die Aussichten für die Gewährleistung<br />
der Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet auf mittlere Sicht zu analysieren.<br />
Er kam zu dem Ergebnis, dass die Informationen, die seit der letzten Sitzung des<br />
EZB-Rats am 8. November verfügbar geworden sind, unsere Erwartungen und damit<br />
auch die zukunftsorientierten Beschlüsse des EZB-Rats der vergangenen Monate<br />
bestätigen. Vor diesem Hintergrund hat der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen<br />
der europäischen Zentralbank unverändert zu belassen. Der EZB-Rat erachtet das<br />
aktuelle Niveau der EZB-Leitzinsen weiterhin als angemessen.<br />
Was die Analyse im Rahmen der ersten Säule der geldpolitischen Strategie der EZB<br />
betrifft, so stieg der Dreimonatsdurchschnitt der Jahreswachstumsraten von M3 im<br />
Zeitraum August bis Oktober 2002 auf 6,8 % an. Dieser Wert lag deutlich über<br />
dem mittelfristigen Referenzwert für das jährliche M3-Wachstum in Höhe von<br />
4,5 %.<br />
Wir haben diesen Wert von 4,5 % heute in unserer jährlichen Überprüfung des<br />
Referenzwerts bestätigt. Der Beschluss beruht auf der Tatsache, dass die<br />
verfügbaren Angaben die der Ableitung des Referenzwerts zugrunde liegenden<br />
mittelfristigen Annahmen auch weiterhin stützen. Dies sind zum einen das<br />
trendmäßige Potenzialwachstum von 2 – 2,5 % pro Jahr und zum anderen der<br />
trendmäßige Rückgang der Einkommensumlaufgeschwindigkeit von M3 im Euro-<br />
Währungsgebiet von 0,5 – 1 % jährlich. Wir werden heute eine gesonderte<br />
Pressemitteilung veröffentlichen, die weitere Informationen zur Beibehaltung des<br />
Referenzwerts liefert.<br />
Bei einem Vergleich der derzeitigen Trends mit dem Referenzwert ist zu berücksichtigen,<br />
dass der Referenzwert auf die mittelfristige Entwicklung abstellt. Kurzfristige<br />
Schwankungen von M3 können auf einige temporäre Faktoren zurückzuführen<br />
sein und müssen sich nicht zwangsläufig auf die künftige Preisentwicklung auswirken.<br />
Daher hob der EZB-Rat bereits im Jahr 1998 hervor, dass mit der Einführung<br />
des Referenzwerts keine Verpflichtung der EZB einhergehe, Abweichungen des<br />
Geldmengenwachstums vom Referenzwert mechanistisch zu korrigieren. Vielmehr<br />
führt die EZB eine eingehende Analyse des M3-Wachstums unter Berücksichtigung<br />
anderer monetärer Indikatoren und Angaben im Rahmen der zweiten Säule durch,<br />
um dessen Bedeutung für die Risiken für die mittelfristige Preisstabilität zu beurteilen.<br />
Das zuletzt kräftige M3-Wachstum bestätigt unsere zuvor geäußerte Einschätzung,<br />
dass die Anleger unter dem Eindruck der nach den Terroranschlägen in den Vereinigten<br />
Staaten relativ hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten Portfolioumschichtungen<br />
zugunsten liquider und relativ sicherer kurzfristiger Anlageformen,<br />
die in M3 enthalten sind, vorgenommen haben. Diese Umschichtungen dürften<br />
vorübergehender Natur sein und sollten nicht als Anzeichen für einen künftigen<br />
Preisdruck gewertet werden. Diese Beurteilung der derzeitigen monetären Entwicklung<br />
wird auch von der Tatsache untermauert, dass die Kreditvergabe an den privaten<br />
Sektor in den letzten Monaten kontinuierlich zurückgegangen ist. Wir müssen<br />
das Wachstum der Geldmenge M3 jedoch weiterhin genau im Auge behalten.<br />
Wenn die momentane Unsicherheit in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten<br />
nachlässt, sollte ein fortbestehender gesamtwirtschaftlicher Liquiditätsüberschuss<br />
erneut sorgfältig daraufhin geprüft werden, ob er Risiken für die Preisstabilität signalisiert.<br />
(...)<br />
Was die zweite Säule angeht, so haben die jüngsten Informationen unsere frühere<br />
Einschätzung bestätigt, das die Wirtschaftsaktivität im Eurogebiet in der zweiten<br />
Hälfte dieses Jahres schwach ausgefallen ist und wahrscheinlich bis Anfang nächs-<br />
106
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
ten Jahres auf niedrigem Niveau bleiben wird. Dies spiegelt die geringere Exportnachfrage<br />
infolge der gegenwärtigen weltweiten Konjunkturabschwächung und<br />
die Tatsache wider, dass sowohl der private Verbrauch als auch Investitionsentscheidungen<br />
vom derzeit vorherrschenden Klima der wirtschaftlichen Unsicherheit<br />
in Mitleidenschaft gezogen werden. Allerdings sind die Bedingungen dafür vorhanden,<br />
dass sich das Wirtschaftswachstum im Laufe des nächsten Jahres wieder<br />
verstärken könnte. Im Euro-Währungsgebiet gibt es keine größeren Ungleichgewichte,<br />
die einen langwierigen Korrekturprozess erforderlich machen würden.<br />
Gleichzeitig sind die Finanzierungsbedingungen im Eurogebiet sehr günstig. Darüber<br />
hinaus wird der jüngste Ölpreisrückgang und – ganz allgemein – der erwartete<br />
weitere Rückgang der Verbraucherpreisinflation einen größeren Zuwachs des<br />
verfügbaren realen Einkommens mit sich bringen, und dies dürfte sich stützend<br />
auf die Binnennachfrage auswirken. Die Entwicklung an den Finanzmärkten in den<br />
vergangenen Wochen signalisiert, dass die Marktteilnehmer zu einer optimistischeren<br />
Einschätzung der wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven für das Eurogebiet<br />
gelangt sind. Alle verfügbaren Prognosen sprechen dafür, dass sich die Wirtschaft<br />
des Eurogebiets im Laufe des nächsten Jahres erholen wird.<br />
Angesichts des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfelds dürfte nicht mit einem<br />
mittelfristigen Aufwärtsdruck auf die Preise zu rechnen sein. Die Notwendigkeit,<br />
das Beschäftigungswachstum in einem Umfeld der Preisstabilität dauerhaft zu gewährleisten,<br />
verlangt es, dass der Prozess maßvoller Lohnabschlüsse fortgesetzt<br />
wird.<br />
In den kommenden Monaten ist wohl damit zu rechnen, dass die Jahresinflationsraten<br />
aufgrund der Basiseffekte im Zusammenhang mit dem vergleichsweise volatilen<br />
Verlauf der Preissteigerungen Ende 2000 und Anfang 2001 größere Schwankungen<br />
aufweisen werden. Allerdings tendieren die jährlichen Inflationsraten eindeutig<br />
nach unten, und schließt man unvorhersehbare Schwankungen der HVPI-<br />
Komponenten aus, dürften sie im kommenden Jahr deutlich unter die Marke von<br />
2 % fallen.<br />
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es wichtig, dass die Finanzpolitiken mittelfristig<br />
ausgerichtet bleiben, um die Glaubwürdigkeit des Stabilitäts- und Wachstumspakts<br />
zu untermauern und somit das Vertrauen der Verbraucher und Anleger zu stärken.<br />
(...)<br />
Eine dringende Herausforderung, die das Euro-Währungsgebiet noch zu bewältigen<br />
hat, ist die Stärkung der Produktivkräfte der Wirtschaft durch Schaffung angemessener<br />
Anreize für die Akteure. Der EZB-Rat ist der Ansicht, dass strukturelle<br />
Reformen und technologische Innovationen potenziell eine erhebliche Steigerung<br />
des Trendwachstums der Produktion herbeiführen können. Zwar sind bei den<br />
strukturellen Reformen einige Fortschritte erzielt worden, doch müssen noch weitere<br />
bedeutsame Maßnahmen – insbesondere an den Arbeits- und Gütermärkten –<br />
ergriffen werden, um eine dauerhafte und signifikante Erhöhung des Potenzialwachstums<br />
im Eurogebiet zu erreichen. Darüber hinaus sollten die Regierungen im<br />
Bereich der Finanzpolitik entschlossenere strukturelle Ausgabenreformen durchführen,<br />
um Raum für weitere Steuerreformen zu schaffen und die mit der Alterung<br />
der Bevölkerung verbundenen fiskalischen Belastungen auffangen zu können. Solche<br />
Reformen würden die Wirksamkeit der Finanzpolitik im Hinblick auf Beschäftigung,<br />
Investitionstätigkeit und Wirtschaftsdynamik erhöhen. (...)<br />
Deutsche Bundesbank, Auszüge aus Presseartikeln Nr. 54, Frankfurt, 12. Dezember<br />
2001, S. 17 f<br />
107
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 3<br />
1. Arbeitslosenquote gemessen an allen zivilen Erwerbspersonen<br />
Werte<br />
(in %)<br />
108<br />
Veränderung<br />
zum<br />
Vorjahr in %<br />
Veränderung<br />
zur<br />
Vorperiode in<br />
%<br />
2001 Dez 9,6 3,2 4,3<br />
2001 Nov 9,2 3,4 2,2<br />
2001 Okt 9,0 1,1 0,0<br />
2001 Sep 9,0 0,0 - 2,2<br />
2001 Aug 9,2 - 1,1 0,0<br />
2001 Jul 9,2 - 1,1 3,4<br />
2001 Jun 8,9 - 2,2 - 1,1<br />
2001 Mai 9,0 - 3,2 - 5,3<br />
2001 Apr 9,5 - 3,1 - 3,1<br />
2001 Mrz 9,8 - 7,5 - 3,0<br />
2001 Feb 10,1 - 7,3 1,0<br />
2001 Jan 10,0 - 9,1 7,5<br />
2. Entstehung des BIP / Arbeitnehmer im Inland<br />
Werte<br />
(in Tausend)<br />
Veränderung<br />
zum<br />
Vorjahr in %<br />
Veränderung zur<br />
Vorperiode in %<br />
2001 4.Vj. 35 084 - 0,2 0,3<br />
2001 3.Vj. 34 976 0,1 0,7<br />
2001 2.Vj. 34 743 0,3 1,0<br />
2001 1.Vj. 34 413 0,7 - 2,1<br />
3. Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte<br />
(1995 = 100)<br />
Werte Veränderung<br />
zum<br />
Vorjahr in<br />
%<br />
Veränderung zur<br />
Vorperiode<br />
in %<br />
2001 Dez 109,6 1,7 0,1<br />
2001 Nov 109,5 1,7 - 0,2<br />
2001 Okt 109,7 2,0 - 0,3<br />
2001 Sep 110,0 2,1 0,0<br />
2001 Aug 110,0 2,6 - 0,2<br />
2001 Jul 110,2 2,6 0,0<br />
2001 Jun 110,2 3,1 0,2<br />
2001 Mai 110,0 3,5 0,5<br />
2001 Apr 109,5 2,9 0,4<br />
2001 Mrz 109,1 2,5 0,1<br />
2001 Feb 109,0 2,6 0,6<br />
2001 Jan 108,3 2,4 0,5<br />
Quelle: Auszüge aus Zeitreiheninformationen der Deutschen Bundesbank<br />
(www.bundesbank.de/index.html)
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 4<br />
Die letzten Zinsschritte der Notenbank<br />
Datum Haupt-<br />
Einlage- Spitzen-<br />
Refinanzierung Fazilität Fazilität<br />
08.11.01 3,25 % 2.25 % 4,25 %<br />
17.09.01 3,75 % 2,27 % 4,75 %<br />
30.08.01 4,25 % 3,25 % 5,25 %<br />
10.05.01 4,50 % 3,50 % 5,50 %<br />
Quelle: www.leitzinsen.com<br />
109
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 5<br />
Experten erwarten kein Zinssignal der EZB<br />
Wissenschaftler warnen vor Zinssenkung. Dieses Jahr bereits in vier<br />
Schritten um 150 Basispunkte gesenkt<br />
Von Anja Struve (Erschienen am 06.12.2001 in „Die Welt“)<br />
Frankfurt/Main - Über den heutigen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />
sind sich die Ökonomen weitgehend einig: Sie rechnen in der Mehrzahl nicht damit,<br />
dass die Notenbank auf ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr die Zinsen verändert.<br />
Die Bank von England enttäuschte bereits am Mittwoch die Erwartungen der<br />
Volkswirte nicht und ließ die Leitzinsen unverändert. Mit 4,00 Prozent liegt der<br />
Schlüsselzins in Großbritannien damit weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit 37<br />
Jahren. Zuvor hatte die Notenbank wegen des weltweiten Wirtschaftsabschwungs<br />
in diesem Jahr bereits sieben Mal ihre Geldpolitik gelockert.<br />
Die EZB hat ihren Schlüsselzins in diesem Jahr bislang in vier Schritten um insgesamt<br />
150 Basispunkte auf 3,25 Prozent reduziert. Führende EZB-Beobachter warnten<br />
die Währungshüter gestern aber sogar davor, schon bald eine weitere Zinssenkung<br />
vorzunehmen. „Mit einer Senkung der Leitzinsen in den kommenden Wochen<br />
läuft die EZB Gefahr, ihre Fehler aus dem Jahr 1999 zu wiederholen“, sagte<br />
Jürgen von Hagen vom Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) am<br />
Mittwoch in Frankfurt. Von Hagen gehört zusammen mit fünf weiteren Volkswirten<br />
der Wissenschaftlergruppe EMU Monitor an, die die EZB-Politik regelmäßig<br />
analysiert.<br />
Im Jahr 1999 hatte die EZB die Zinsen gesenkt, obwohl die Wirtschaft längst wieder<br />
auf Erholungskurs umgeschwenkt war. „Das hat schließlich zu dem Dilemma<br />
geführt, dass die EZB im Jahr 2000/2001 angesichts steigender Inflationsraten die<br />
Zinsen erhöhen musste, obwohl die Wirtschaft ihr Tempo längst wieder verlangsamt<br />
hatte“, sagte von Hagen. „Wir sehen deshalb weder den Bedarf noch den<br />
Spielraum für weitere Zinssenkungen in Euroland.“<br />
Die Mehrheit der Bankanalysten ist allerdings anderer Meinung. Sie rechnen damit,<br />
dass die EZB angesichts rückläufiger Konjunktur und sinkender Inflationsraten die<br />
Leitzinsen in den kommenden Monaten noch einmal um mindestens 25 Basispunkte<br />
senken wird. Unterdessen bezeichnete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) die Europäische Geldpolitik als zögerlich und forderte die EZB zu einer<br />
weiteren Leitzinssenkung auf. Dies Zinssenkung könnte die gesamtwirtschaftliche<br />
Nachfrage beleben und so die Produktion anregen, ohne die Preisstabilität zu<br />
gefährden, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten DIW-Wochenbericht.<br />
Ähnlich wie die Bankenvolkswirte erwarten auch die EMU-Monitor-Forscher, dass<br />
sich die Wirtschaft im zweiten Quartal des kommenden Jahres erholen wird. „Allerdings<br />
dürfte wie beim Abschwung in den Jahren 1998 und 1999 die Rezession<br />
in Deutschland länger und stärker ausfallen als im europäischen Vergleich“, sagte<br />
von Hagen. Eine zu enge Auslegung des Budgetdefizits sei daher kontraproduktiv:<br />
„Die Finanzpolitik wirkt dann noch prozyklischer, und die Belastung für die<br />
Geldpolitik steigt.“<br />
Hingegen mahnte EZB-Direktoriumsmitglied Eugenio Domingo Solans am Mittwoch<br />
in Frankfurt, dass der Stabilitätspakt strikt eingehalten werden müsse. „Keine<br />
neue Interpretation, keine zweite Lesart, keine Flexibilität sollte in dieser Frage erlaubt<br />
werden“, sagte Solans. Es herrschen insbesondere mit Blick auf Deutschland<br />
Zweifel daran, dass alle Länder der Euro-Zone den Stabilitätspakt einhalten können.<br />
Die EZB-Beobachter bestärkten die Zentralbank unterdessen darin, an ihrem wichtigsten<br />
Ziel festzuhalten und mittelfristig Preisstabilität zu garantieren. „Jedes Mal<br />
dann, wenn die EZB auch andere Ziele verfolgt hat, war sie dabei wenig erfolgreich“,<br />
sagte von Hagen.<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage 6<br />
Anlage 7<br />
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C:\WINDOWS\Desktop\epafgw.doc<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.3 Mündliche Prüfung<br />
Die Gestaltung einer mündlichen Prüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />
über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im Abendgymnasium<br />
und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />
geregelt.<br />
2.3.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />
Prüfungszeit<br />
In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />
Inhalte des Faches Volkswirtschaft sowie fächerübergreifende Kompetenzen<br />
zeigen können.<br />
Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene<br />
prüfungsmethodische Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />
Freier Vortrag<br />
Rollenspiel<br />
Zwiegespräch, Diskussion<br />
Pro - Kontra - Darstellung<br />
Die Prüflinge sollen<br />
Sachverhalte und Problemlagen fachlich angemessen darstellen und in übergeordnete<br />
Zusammenhänge einordnen<br />
Lösungen mit Hilfe von geeigneten Präsentationstechniken vortragen<br />
ein themengebundenes Fachgespräch führen.<br />
Als Ausgangspunkt für die mündliche Prüfung dient eine gegliederte Aufgabe<br />
zu einem bestimmten Themenschwerpunkt. Sie nimmt Bezug auf aktuelle<br />
volkswirtschaftliche Problemstellungen und Sachverhalte. Sie wird zu Beginn<br />
der Vorbereitungszeit dem Prüfling schriftlich vorgelegt.<br />
Die Aufgabe soll unter Vorgabe von geeignetem Arbeitsmaterial so gestellt werden,<br />
dass bei der Lösung alle drei Anforderungsbereiche erfasst werden können<br />
und verschiedenartige Qualifikationen (siehe Kapitel 2.3.1) angesprochen<br />
werden. Die Inhalte der mündlichen Prüfung dürfen sich nicht ausschließlich<br />
auf Lerngebiete eines Kurshalbjahres beschränken.<br />
Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorausgegangenen Unterrichts sowie<br />
in der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />
der mündlichen Prüfung sein.<br />
Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note<br />
erreichbar ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />
Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgespräches<br />
ergeben.<br />
Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen eine Orientierung<br />
für die Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />
Es wird erwartet, dass der Prüfling bzw. die Prüflinge in der selbstständig gestalteten<br />
Prüfungsphase zur Visualisierung geeignete Hilfsmittel einsetzen. Für<br />
das anschließende Prüfungsgespräch ist es sinnvoll, an die vorhandene Aufgabe<br />
anzuknüpfen; dabei ist insbesondere die Fähigkeit nachzuweisen, das vorhandene<br />
Wissen darzustellen und die eigene Meinung sachgerecht und sprachlich<br />
angemessen zu vertreten.
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Die<br />
mündliche Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern.<br />
Dem Prüfling bzw. den Prüflingen sind während der Prüfungsvorbereitung und<br />
der Prüfung selbst die notwendigen Hilfsmittel zur Präsentation zur Verfügung<br />
zu stellen. Auf dem Prüfungsvorschlag sind diese notwendigen Hilfsmittel für<br />
eine Präsentation zu vermerken.<br />
2.3.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />
mündlichen Prüfung<br />
Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sind die Fachkompetenz<br />
und Methodenkompetenz des Prüflings zu beurteilen. Dabei soll bei der Gewichtung<br />
von Fachkompetenz und Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70<br />
% zu 30 % zugrunde gelegt werden.<br />
Es wird empfohlen, zur Einschätzung der Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />
mit entsprechenden Beurteilungskriterien zu verwenden.<br />
Die folgende Darstellung gibt ein Beispiel für einen solchen Beurteilungsbogen<br />
wieder. Ein weiteres Beispiel findet sich im Kapitel 2.1.2.2 im Rahmen der fachspezifischen<br />
Ausführungen zum Unterrichtsfach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling.<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Beispiel für einen Beurteilungsbogen<br />
Mündliche Prüfung<br />
A) Fachkompetenz (70 %)<br />
(Sachliche Richtigkeit, Betonung des Wesentlichen, Schlüssigkeit in der Argumentation, Gliederung,<br />
Verständlichkeit, Eingehen auf Fragen)<br />
Aufgabe 1<br />
Aufgabe 2<br />
Aufgabe 3<br />
Aufgabe 4<br />
Prüfungsgespräch<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
114<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
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B) Methodenkompetenz (30 %)<br />
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
1. Visualisierung<br />
(Medieneinsatz, Übersichtlichkeit, Anschaulichkeit)<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
2. Verbales Verhalten<br />
(Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Betonung)<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
3. Nonverbales Verhalten<br />
(Blickkontakt, Körperhaltung, Mimik, Gestik)<br />
C) Berechnung des Gesamtergebnisses<br />
A) Fachkompetenz<br />
B) Methodenkompetenz<br />
Gesamtergebnis<br />
Anmerkungen Maximale<br />
Punktzahl<br />
116<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Erreichte<br />
Punktzahl<br />
Punkte in Prozent Faktor Ergebnis
EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
2.3.3.3 Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung<br />
Themenschwerpunkt: Arbeitsmarkt und Beschäftigungspolitik<br />
Aufgabenstellung<br />
1. Beschreiben Sie kurz die aktuelle Beschäftigungssituation auf dem Arbeitsmarkt<br />
der Bundesrepublik Deutschland. (10 Punkte)<br />
2. In der Anlage finden Sie eine Stellungnahme eines Gewerkschaftsvorsitzenden<br />
zu den Tarifverhandlungen und zur Beschäftigungssituation im Bankgewerbe.<br />
Erläutern Sie die im Text (Anlage) zum Ausdruck kommende Position<br />
zur Frage „Mehr Arbeitsplätze durch höhere Löhne?“.<br />
Entwickeln Sie eine Wirkungskette und ergänzen Sie die Darstellung<br />
um weitere Argumente. (insgesamt 20 Punkte)<br />
3. Entwickeln Sie eine Gegenposition aus der Sicht der Arbeitgeber. Stellen Sie<br />
auch diese Argumente in Form einer Wirkungskette dar. (20 Punkte)<br />
4. Erörtern Sie weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung von<br />
Arbeitslosigkeit, die zur Zeit diskutiert werden. Nehmen Sie jeweils eine<br />
kurze Bewertung vor. (20 Punkte)<br />
Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />
Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />
Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />
von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />
Weiterer Verlauf des Prüfungsgespräches<br />
(nicht Bestandteil der Aufgabenstellung für den Prüfling)<br />
Das weitere (gelenkte) Prüfungsgespräch kann an die Frage 4 anknüpfen.<br />
Eine Vertiefung könnte beispielsweise mit Schwerpunktsetzung auf das<br />
Lerngebiet 7 „Strukturpolitik“ oder das Lerngebiet 8 „Sozialpolitik“ erfolgen.<br />
Auf der Grundlage der im ersten Abschnitt der mündlichen Prüfung erörterten<br />
Pro- und Kontra - Argumente (Kaufkraft- und Kostenargument) wäre<br />
es auch denkbar, die Positionen und Konzepte der nachfrage- und angebotsorientierten<br />
Konjunkturpolitik aufzugreifen bzw. zu vertiefen.<br />
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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />
Anlage zum Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung<br />
118<br />
Tarifkonflikt<br />
Mehr Arbeitsplätze durch höhere Löhne?<br />
PRO: Hinrich Feddersen (Mitglied des Bundesvorstandes ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft)<br />
Klares Ja, angesichts der niedrigen Gehaltssteigerung in den letzten Jahren!<br />
Wenn die Beschäftigten mehr Geld ausgeben können, kann Handel und Industrie<br />
mehr verkaufen und produzieren – mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Volkswirtschaftlich<br />
betrachtet, sind Gehälter vor allem Nachfrage, die bei deutlicher<br />
Steigerung (mindestens Ausgleich von Inflation und erhöhter Produktivität) zu<br />
mehr Beschäftigung führen, insbesondere bei schwächelnder Exportnachfrage.<br />
Die Praxis beweist dies. Beispiel Deutschland: Seit Beginn der neunziger Jahre ist<br />
es den Arbeitgebern gelungen, auch auf Grund bescheidener Tarifabschlüsse,<br />
ihre Gewinne und Vermögen, die nicht in zusätzliche Arbeitsplätze investiert<br />
wurden, insgesamt massiv zu steigern, während die Lohnquote deutlich<br />
schrumpfte. Folge: Nur wenig zusätzliche Arbeitsplätze – abgesehen von 325<br />
Euro-Jobs – wurden geschaffen.<br />
Beispiel Frankreich: In den letzten vier Jahren stiegen dort die Stundenlöhne<br />
doppelt so stark wie in Deutschland. Die französische Wirtschaft wuchs durchschnittlich<br />
um 2,8 Prozent jährlich gegenüber Deutschland mit durchschnittlich<br />
1,8 Prozent. Die Anzahl der Arbeitsplätze stieg in Frankreich in diesem Zeitraum<br />
um 8 Prozent gegenüber Deutschland mit nur 4 Prozent. Die Arbeitslosenquote<br />
sank im Nachbarland – unterstützt durch staatliche Arbeitszeitverkürzungs-<br />
Politik – um 3,8 Prozent, während sie bei uns nur um 2 Prozent zurückging.<br />
Fazit: Die Lohnzurückhaltung in Deutschland diente einseitig der Stärkung der<br />
Exportposition. Versprochene zusätzliche Jobs wurden nicht geschaffen. Das<br />
zweite Standbein unserer Volkswirtschaft, die Binnennachfrage, hat schwer gelitten.<br />
Also: Höchste Zeit, dass im Jahr 2002 durch deutliche Gehaltssteigerungen<br />
volkswirtschaftlich notwendige Korrekturen eingeleitet werden. Für die Beschäftigten<br />
im Bankgewerbe fordert ver.di: Deutlich höhere Gehälter und Maßnahmen<br />
zur Beschäftigungssicherung angesichts des umfangreich geplanten<br />
Stellenabbaus. Das Gesamtforderungsvolumen beträgt 6,5 %.<br />
(Quelle: Die Bank, Heft 4/2002, S. 223)