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Niedersächsisches Kultusministerium Einheitliche ...

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<strong>Niedersächsisches</strong> <strong>Kultusministerium</strong><br />

<strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen<br />

in der Abiturprüfung<br />

im Lande Niedersachsen<br />

für die Unterrichtsfächer<br />

Betriebswirtschaft mit<br />

Rechnungswesen/Controlling<br />

Informationsverarbeitung<br />

Volkswirtschaft<br />

im<br />

Fachgymnasium – Wirtschaft –<br />

Stand: Juni 2003


Herausgeber: <strong>Niedersächsisches</strong> <strong>Kultusministerium</strong><br />

Schiffgraben 12, 30159 Hannover<br />

Postfach 1 61, 30001 Hannover<br />

Hannover, Juni 2003<br />

Nachdruck zulässig<br />

Bezugsadresse: http://www.bbs.nibis.de


An der Erarbeitung dieser <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen haben mitgewirkt:<br />

Beckermann, Stefan, StD, BBS Salzgitter (Berater)<br />

Bittner, Antje, OStR´n, BBS I Emden<br />

Boomgaarden, Hero Georg, OStD, BBS I Emden (Berater)<br />

Dembski, Dagmar, StD´n, BBS Uelzen<br />

Diegel-Barkela, Claudia, StD´n, BBS I Leer (Beraterin)<br />

Geers, Werner, OStR, BBS Papenburg<br />

Dr. Getsch, Ulrich, StD, Universität Göttingen (Berater)<br />

Korbes, Thomas, OStR, BBS II Celle (Berater)<br />

Roggenbrodt, Gerd, StD, BBS I Celle (Berater)<br />

Ronsdorf, Klaus, LRSD, Bez. Reg. Hannover (Berater)<br />

Samusch, Reinhard, StR, BBS Norden<br />

Seemann-Weymar, Heiko, StD, BBS I Göttingen (Kommissionsleiter)<br />

Wendeburg, Christoph, StD, BBS Soltau<br />

Redaktion:<br />

Rotraud Diestelhorst<br />

<strong>Niedersächsisches</strong> Landesinstitut für Schulentwicklung und Bildung (NLI)<br />

Keßlerstraße 52<br />

31134 Hildesheim<br />

Fachbereich 1, –Ständige Arbeitsgruppe für die Entwicklung und Erprobung beruflicher<br />

Curricula und Materialien (STAG für CUM)–


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Fächerübergreifende Aspekte 1<br />

1.1 Vorbemerkungen 1<br />

1.2 Kompetenzen 1<br />

1.3 Anforderungsbereiche 2<br />

1.3.1 Allgemeine Hinweise 2<br />

1.3.2 Fächerübergreifende Beschreibung der Anforderungsbereiche 2<br />

1.4 Schriftliche Prüfung 3<br />

1.4.1 Einzureichende Unterlagen im Rahmen der schriftlichen<br />

Prüfung 4<br />

1.4.2 Bewertung der schriftlichen Prüfungsleistungen 4<br />

2 <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in den Unterrichtsfächern 6<br />

2.1 Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling 6<br />

2.1.1 Kompetenzen 6<br />

2.1.2 Schriftliche Prüfung 6<br />

2.1.2.1 Grundsätze zur Aufgabenerstellung 6<br />

2.1.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 8<br />

2.1.3 Mündliche Prüfung 43<br />

2.1.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 43<br />

2.1.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />

Prüfung 43<br />

2.1.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung 46<br />

2.2 Informationsverarbeitung 59<br />

2.2.1 Kompetenzen 59<br />

2.2.2 Schriftliche Prüfung 59<br />

2.2.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung 59<br />

2.2.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 61<br />

2.2.3 Mündliche Prüfung 77<br />

2.2.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 77<br />

2.2.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />

Prüfung 78<br />

2.2.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung 79<br />

2.3 Volkswirtschaft 82<br />

2.3.1 Kompetenzen 82<br />

2.3.2 Schriftliche Prüfung 82<br />

2.3.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung 82<br />

2.3.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung 84<br />

2.3.3 Mündliche Prüfung 112<br />

2.3.3.1 Ziele, Aufgabenstellung, Vorbereitungs- und Prüfungszeit 112<br />

2.3.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der mündlichen<br />

Prüfung 113<br />

2.3.3.3 Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung 116


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1 Fächerübergreifende Aspekte 1<br />

1.1 Vorbemerkungen<br />

Die <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung im Lande Niedersachsen<br />

dienen dazu, die Vergleichbarkeit der Aufgaben, Anforderungen und Verfahren<br />

in der Abiturprüfung zu gewährleisten.<br />

Die <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung im Lande Niedersachsen<br />

für die Unterrichtsfächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/<br />

Controlling, Informationsverarbeitung und Volkswirtschaft folgen der Vereinbarung<br />

über <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz vom 01.06.1979 i. d. F. vom 01.12.1989) und den <strong>Einheitliche</strong>n<br />

Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Wirtschaft (Beschluss der<br />

Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989).<br />

Sie regeln in Verbindung mit den jeweils gültigen Niedersächsischen Rahmenrichtlinien<br />

und der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im<br />

Fachgymnasium, im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) die Anforderungen<br />

in der Abiturprüfung für die Fächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling,<br />

Informationsverarbeitung und Volkswirtschaft.<br />

Sie enthalten<br />

eine Beschreibung von Kompetenzen, die in diesen Unterrichtsfächern nachzuweisen<br />

sind sowie Hinweise auf mögliche Inhalte und Methoden<br />

eine Unterscheidung und Beschreibung der verschiedenen Anforderungsniveaus<br />

in den Prüfungsaufgaben<br />

Kriterien, mit deren Hilfe beurteilt werden kann, ob Prüfungsaufgaben das<br />

anzustrebende Anspruchsniveau erreichen<br />

Angaben über die Art der Aufgabenstellung und fächerübergreifenden Aspekte<br />

Hinweise zur Erstellung von schriftlichen und mündlichen Prüfungsaufgaben<br />

einschließlich formaler Anforderungen<br />

Hinweise zur Bewertung von Prüfungsleistungen<br />

Aufgabenbeispiele für die schriftlichen Prüfungen mit einer Beschreibung der<br />

Schwerpunktsetzungen, der unterrichtlichen Voraussetzungen, des Erwartungshorizontes<br />

und einer Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung.<br />

1.2 Kompetenzen<br />

Im Unterricht der Fächer Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling, Informationsverarbeitung<br />

und Volkswirtschaft wird neben der beruflichen auch eine<br />

umfassende Handlungskompetenz sowie die allgemeine Studierfähigkeit vermittelt.<br />

Diese Kompetenzen sollen in der Abiturprüfung festgestellt und bewertet werden.<br />

Zentrale Bezugspunkte der Abiturprüfung stellen die Zielsetzungen der Rahmenrichtlinien<br />

für den Unterricht in den fachrichtungsbezogenen Unterrichtsfächern<br />

des Fachgymnasiums – Wirtschaft – dar.<br />

1 Neben diesen für alle drei Fächer geltenden Bestimmungen werden im Kapitel 2 fachspezifische<br />

Prüfungsanforderungen und Hinweise formuliert.<br />

1


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1.3 Anforderungsbereiche<br />

1.3.1 Allgemeine Hinweise<br />

Die Anforderungen in der Abiturprüfung unterscheiden sich nach der Art, der<br />

Komplexität und dem Grad der Selbstständigkeit der geforderten Leistung. Durch<br />

Zusammenfassen ähnlicher Anforderungen werden drei Anforderungsbereiche gebildet.<br />

Sie dienen als Hilfsmittel für die Aufgabenstellung, die Beschreibung der<br />

erwarteten Leistungen und deren Bewertung. Sie sollen Einseitigkeit in der Aufgabenstellung<br />

vermeiden helfen, die Anforderungen transparenter machen und zu<br />

einer differenzierten Leistungsbewertung beitragen. Die drei Anforderungsbereiche<br />

sind in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu sehen und nicht klar zu trennen. Daher<br />

ergeben sich in der Praxis der Aufgabenstellung bei der Zuordnung der Teilaufgaben<br />

zu Anforderungsbereichen Überschneidungen. Teilaufgaben müssen und<br />

können nicht immer nur jeweils einem Anforderungsbereich zugeordnet werden;<br />

vielfach lässt sich die geforderte Leistung jedoch überwiegend einem Anforderungsbereich<br />

zuordnen.<br />

Die Reihenfolge der Anforderungsbereiche entspricht der zunehmenden Selbstständigkeit<br />

der geforderten Prüfungsleistung. Dabei ist der Grad der Selbstständigkeit<br />

der geforderten Prüfungsleistung abhängig von den jeweiligen Unterrichtsvoraussetzungen.<br />

Methodische Kompetenzen, wie z. B. Materialaufbereitung und -auswertung, Ergebnisdarstellung<br />

und -beurteilung müssen so einbezogen werden, dass unterschiedliche<br />

Anforderungsbereiche angesprochen werden.<br />

1.3.2 Fächerübergreifende Beschreibung der Anforderungsbereiche<br />

Jeder Aufgabenvorschlag für die schriftliche Abiturprüfung muss sich auf alle im<br />

Folgenden beschriebenen Anforderungsbereiche erstrecken. Das Schwergewicht<br />

der zu erbringenden Prüfungsleistungen liegt im Anforderungsbereich II. Daneben<br />

sind die Anforderungsbereiche I und III angemessen zu berücksichtigen, und zwar<br />

Anforderungsbereich I in höherem Maße als Anforderungsbereich III.<br />

Anforderungsbereich I<br />

Der Anforderungsbereich I umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten aus einem<br />

abgegrenzten Gebiet im gelernten Zusammenhang und die Beschreibung, Darstellung<br />

und Anwendung gelernter und geübter Arbeitstechniken in einem begrenzten<br />

Gebiet und in einem wiederholenden Zusammenhang.<br />

Anforderungsbereich II<br />

Der Anforderungsbereich II umfasst selbstständiges Erklären, Ordnen und Verarbeiten<br />

mehrerer bekannter Sachverhalte unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einer<br />

zusammenhängenden Darstellung, selbstständiges Übertragen des Gelernten auf<br />

vergleichbare neue Situationen. Dabei kann es entweder um veränderte Fragestellungen<br />

oder um veränderte Sachzusammenhänge oder um abgewandelte Verfahrensweisen<br />

gehen.<br />

Anforderungsbereich III<br />

Der Anforderungsbereich III umfasst planmäßiges Verarbeiten komplexer Gegebenheiten<br />

mit dem Ziel, zu selbstständigen Gestaltungen bzw. Deutungen, Folgerungen,<br />

Begründungen, Wertungen zu gelangen. Dabei werden aus den gelernten<br />

Denkmethoden bzw. Lösungsverfahren die zur Bewältigung der Aufgabe geeigneten<br />

selbstständig ausgewählt und einer neuen Problemstellung angepasst.<br />

2


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1.4 Schriftliche Prüfung<br />

Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen<br />

sind, ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im<br />

Fachgymnasium, im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils<br />

geltenden Fassung geregelt.<br />

Genauere Angaben zu den inhaltlichen Schwerpunktbildungen in den jeweiligen<br />

Aufgabenvorschlägen, den Rahmenrichtlinienbezügen und den Grundsätzen zur<br />

Aufgabenerstellung befinden sich bei fachspezifischen Ausführungen zu den einzelnen<br />

Unterrichtsfächern (siehe Kapitel 2).<br />

Für alle drei Fächer werden im Rahmen dieser <strong>Einheitliche</strong>n Prüfungsanforderungen<br />

folgende Grundsätze formuliert:<br />

Aufgabenstellungen, die im Unterricht bereits so eingehend behandelt worden<br />

sind oder die einer bearbeiteten Aufgabenstellung so nahe stehen, dass ihre<br />

Lösung keine selbstständige Leistung erfordert, dürfen nicht vorgeschlagen<br />

werden. Jedoch muss für alle Aufgabenstellungen der Bezug zum vorausgegangenen<br />

Unterricht vorhanden und erkennbar sein.<br />

Die Übernahme von Aufgabenstellungen aus allgemein zugänglichen Quellen<br />

ist unzulässig.<br />

Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen („Binnenpunkte“)<br />

eine Orientierung bei der Bearbeitung der schriftlichen Prüfungsaufgabe<br />

geboten werden.<br />

Der Umfang der Materialvorlage muss in einem angemessenen Verhältnis zur<br />

Bearbeitungszeit und zur Aufgabenstellung stehen. Erläuterungen können beigefügt<br />

werden, soweit sie zum Verständnis der Materialien und zur Lösung der<br />

Aufgabenstellung notwendig sind. Quellen sind grundsätzlich anzugeben;<br />

Textkürzungen sind kenntlich zu machen.<br />

Für die Bearbeitung der Aufgabenstellungen ist die Verwendung eines Wörterbuches<br />

der deutschen Rechtschreibung gestattet. Die Benutzung eines Taschenrechners<br />

und eines Arbeitsplatzcomputers ist gestattet, wenn alle Prüflinge<br />

der gleichen Gruppe gleichwertige Geräte bzw. Programme benutzen können.<br />

Weitere Hilfsmittel bedürfen der Genehmigung.<br />

Zur Erleichterung des Verfahrens der Auswahl und Genehmigung der Prüfungsaufgaben<br />

sind alle Aufgabenvorschläge mit Hilfe einer aktuell gebräuchlichen<br />

Software zu erstellen. Dabei ist die Geheimhaltung u. a. durch Sicherheitsmaßnahmen<br />

bei der Datenspeicherung und beim Datentransfer zu gewährleisten.<br />

Bei der Verwendung von Arbeitsplatzcomputern ist sicherzustellen, dass während<br />

der Prüfung Informationen und Ergebnisse nicht aufgrund technischer<br />

Möglichkeiten beschafft bzw. ausgetauscht werden können. Um bei technischen<br />

Problemen angemessen reagieren zu können, ist die Anwesenheit von<br />

zwei Aufsichtspersonen erforderlich. Die dauerhafte Sicherung und Archivierung<br />

der Prüfungsergebnisse ist zu gewährleisten.<br />

3


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1.4.1 Einzureichende Unterlagen im Rahmen der<br />

schriftlichen Prüfung<br />

Für jeden Aufgabenvorschlag sind einzureichen:<br />

1. das Thema einschließlich der Teilaufgaben,<br />

2. eine Materialvorlage mit Angabe der Fundstellen (evtl. mit Disketten, CD-<br />

ROM o. Ä.),<br />

3. eine kurze Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Thema bzw. Aufgaben<br />

und vorausgegangenem Unterricht (inklusive einer Angabe der<br />

Kursthemen und Lerngebiete),<br />

4. eine knappe Darstellung der erwarteten Prüfungsleistung zu allen Teilaufgaben,<br />

aus der die Anforderungen hinsichtlich Umfang und Komplexität<br />

erkennbar werden (eine Wiederholung der Aufgabenstellungen in anderer<br />

Form ist nicht zulässig),<br />

5. eine Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen sowie<br />

ein Ausweis der Anteile der Anforderungsbereiche im Rahmen der Gesamtpunktzahl,<br />

6. eine Angabe der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, die der Genehmigung<br />

durch die Schulbehörde bedürfen,<br />

7. die Versicherung der Geheimhaltung.<br />

1.4.2 Bewertung der schriftlichen Prüfungsleistungen<br />

Die Bewertung unterliegt der besonderen pädagogischen Verantwortung des Beurteilenden.<br />

Dabei ist die Prüfungsleistung grundsätzlich als Ganzes zu sehen.<br />

Grundlage für die Bewertung der Leistung sind die Anforderungen, die in der Aufgabenstellung<br />

und in der Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung enthalten<br />

sind. Von den Erwartungen abweichende Leistungen sind in die Bewertung<br />

einzubeziehen, sofern sie im Rahmen der Aufgabenstellung auch sinnvolle<br />

Lösungen darstellen. Berücksichtigt wird die Art der Bearbeitung in den<br />

verschiedenen Anforderungsbereichen unter den Aspekten der Qualität, der<br />

Quantität und der Darstellungsweise.<br />

Zum Aspekt der Qualität gehören u. a.<br />

Erfassung der Aufgabe<br />

Genauigkeit der Kenntnisse und Einsichten<br />

Stimmigkeit und Differenziertheit der Aussage<br />

Herausarbeitung des Wesentlichen<br />

Anspruchsniveau der Problemerfassung<br />

Sicherheit in der Beherrschung der Methoden und der Fachsprache.<br />

Zum Aspekt der Quantität gehören u. a.<br />

Umfang der Kenntnisse und Einsichten<br />

Breite der Argumentationsbasis<br />

Vielfalt der Aspekte und Bezüge.<br />

Zum Aspekt der Darstellungsweise gehören u. a.<br />

Klarheit und Eindeutigkeit der Aussage<br />

Angemessenheit der Darstellung<br />

Übersichtlichkeit der Stoffanordnung.<br />

4


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Die Note „ausreichend“ (05 Punkte) kann erteilt werden, wenn<br />

zentrale Aussagen und bestimmende Merkmale eines Textes (Materials) in<br />

Grundzügen erfasst sind<br />

die Aussagen auf die Aufgabenstellung bezogen sind<br />

dabei grundlegende fachspezifische Verfahren und Begriffe angewendet werden<br />

die Darstellung im Wesentlichen verständlich ausgeführt und erkennbar geordnet<br />

ist.<br />

Ein mit „gut“ oder „sehr gut“ beurteiltes Prüfungsergebnis setzt Leistungen im Anforderungsbereich<br />

III voraus.<br />

Bei der Bewertung der gesamten Prüfungsleistung werden die Teilaufgaben zunächst<br />

für sich bewertet; aus der Bewertung der Teilaufgaben wird entsprechend<br />

des vorgesehenen Anteils innerhalb der Gesamtpunktzahl eine Note und eine<br />

Punktzahl für die gesamte Prüfungsleistung ermittelt. Wesentliche Abweichungen<br />

von der vorgesehenen Gewichtung sind zu begründen.<br />

Sprachliche Richtigkeit und äußere Form sind bei der Korrektur und Beurteilung einer<br />

Arbeit zu beachten. Schwerwiegende und gehäufte Verstöße gegen die<br />

sprachliche Richtigkeit (Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) in der deutschen<br />

Sprache oder gegen die äußere Form führen zu einem Abzug von ein bis<br />

zwei Punkten der einfachen Wertung.<br />

Für die Umrechnung der „Binnenpunkte“ in KMK-Punkte ist folgende Tabelle anzuwenden:<br />

Binnenpunkte (in %) KMK-Punkte<br />

>=97 15<br />

>=93 14<br />

>=89 13<br />

>=84 12<br />

>=79 11<br />

>=74 10<br />

>=69 09<br />

>=64 08<br />

>=59 07<br />

>=54 06<br />

>=47 05<br />

>=40 04<br />

>=33 03<br />

>=26 02<br />

>=20 01<br />

>=00 00<br />

Auf der Grundlage der genannten Anforderungen wird die Prüfungsleistung in einem<br />

zusammenfassenden Gutachten beurteilt. Das Gutachten muss so abgefasst<br />

sein, dass die Bewertungskriterien erkennbar werden. Besondere Vorzüge oder<br />

Mängel einer Arbeit sind bei der Korrektur kenntlich zu machen, im Gutachten zu<br />

vermerken und bei der Bewertung zu berücksichtigen.<br />

5


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2 <strong>Einheitliche</strong> Prüfungsanforderungen in den<br />

Unterrichtsfächern<br />

2.1 Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling 2<br />

2.1.1 Kompetenzen<br />

Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />

erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />

Kompetenzen nachzuweisen sind:<br />

Wirtschaft wird als ein existenzieller Bereich gesellschaftlichen Lebens in seiner<br />

Notwendigkeit, seinen Verknüpfungen mit anderen Bereichen (z. B. Umwelt)<br />

und seiner Gestaltungsfähigkeit analysiert.<br />

Die Fähigkeit zu systemischer Betrachtungsweise vor allem einzel- aber auch<br />

gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge in modellhaften Darstellungen sowie<br />

Ansätzen ökonomischer Theoriebildung wird unter Beweis gestellt.<br />

Die ökonomische Realität wird nicht nur monokausal, sondern auch prozesshaft,<br />

vernetzt, funktional wandelbar, Ideologien ausgesetzt und interessenbestimmt<br />

begriffen.<br />

Die Entscheidungsträger wirtschaftlichen Geschehens mit ihren oftmals widerstreitenden<br />

Zielsetzungen werden dargestellt und beurteilt.<br />

Vorhandenes ökonomisches Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden<br />

Handlungskompetenz sowie einer Generalisierungs- und Transferfähigkeit<br />

angewandt.<br />

Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />

zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />

kommen zur Anwendung.<br />

Methoden werden plan- und zielgerichtet eingesetzt.<br />

Die Fähigkeiten zur Analyse, Aufbereitung und Präsentation von Informationen<br />

sind nachzuweisen.<br />

2.1.2 Schriftliche Prüfung<br />

2.1.2.1 Grundsätze zur Aufgabenerstellung<br />

Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen ist,<br />

ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />

im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />

Fassung geregelt.<br />

Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />

Rahmenrichtlinien und darf sich nicht nur auf einen Schuljahrgang beziehen.<br />

Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge müssen in ihrer Gesamtheit<br />

mindestens drei Lerngebiete der entsprechenden Niedersächsischen Rahmenrichtlinien<br />

berücksichtigen.<br />

Jeder Aufgabenvorschlag unterliegt ferner folgenden Grundsätzen:<br />

Komplexe und konkrete Ausgangssituation für die Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabenvorschläge sind in Teilaufgaben zu untergliedern; eine durchgängige<br />

Fallbezogenheit ist herzustellen.<br />

Komplexe Ausgangssituationen sind als Ausgangspunkt von Problemanalysen<br />

und von konkreten, begründeten Lösungsvorschlägen auszuwählen.<br />

2 Für das Unterrichtsfach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling gelten auch die fächerübergreifenden<br />

Ausführungen im Kapitel 1<br />

6


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Grundsätzlich dürfen die Teilaufgaben nicht ohne die Ausgangssituation und<br />

die beigefügten Materialien lösbar sein (z. B. Zeitungsmeldungen, -berichte,<br />

Statistiken, Datenkränze, Controllingberichte). Die jeweiligen Quellen sind anzugeben.<br />

Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />

und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />

vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler.<br />

Die einzelnen Teilaufgaben sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig<br />

voneinander bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht<br />

vorzeichnen.<br />

System- und prozessorientierte Betrachtung ökonomischer Sachverhalte<br />

Die Ausgangssituationen müssen sich auf die betriebliche Praxis beziehen.<br />

Die Aufgabenstellungen sind nicht auf eine rein funktionsorientierte, sondern<br />

auf eine prozessorientierte Unternehmensbetrachtung auszurichten.<br />

Die Ausgangssituation und die darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />

mehrperspektivisch anzulegen (Unternehmen - Mitarbeiter, Unternehmen 1 -<br />

Unternehmen 2, Zulieferer - Endfertiger, Unternehmen - Gesellschaft u. Ä.).<br />

In der Ausgangssituation und den darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />

Bezüge zu verschiedenen thematischen Schichten herzustellen (gesellschaftliche,<br />

ökologische, soziale, technische, rechtliche Bezüge).<br />

Die Aufgabenstellungen und Ausgangssituation müssen auf eine Integration<br />

fachwissenschaftlicher Inhalte in ganzheitliche Strukturen wirtschaftlichen<br />

Handelns abzielen (Nutzung von Fachwissen zur Lösung von betriebswirtschaftlichen<br />

Problemen, zur Begründung von Maßnahmen usw.).<br />

Rechnungswesen als Steuerungsinstrument für wirtschaftliche<br />

Entscheidungsprozesse<br />

Entweder sind konkrete Datenkonstellationen Ausgangspunkt betriebswirtschaftlicher<br />

Analysen und Lösungsabwägungen oder konkret vorgegebene betriebswirtschaftliche<br />

Problemstellungen werden mit Hilfe von vorgegebenen<br />

bzw. aufzubereitenden Zahlen des Rechnungswesens und Controllings analysiert<br />

und ein Lösungsvorschlag begründet.<br />

Analyseergebnisse und Lösungsvorschläge sind auf unternehmerische Zielsetzungen<br />

zu beziehen.<br />

In jedem Aufgabenvorschlag müssen betriebswirtschaftliche und rechnungswesenbezogene<br />

Aspekte behandelt werden – unbeschadet einer Schwerpunktbildung.<br />

Aufgabenvorschläge, in denen betriebswirtschaftliche Aspekte und Informationen<br />

aus dem Rechnungswesen/Controlling unabhängig voneinander behandelt<br />

werden, sind nicht zulässig.<br />

Fächerübergreifende Aspekte<br />

Inhalte aus dem Lerngebiet „Fächerübergreifendes Lernen“ sind in jedem Aufgabenvorschlag<br />

zu berücksichtigen; d. h. mindestens eine dort angesprochene<br />

Methode oder Arbeitstechnik ist pro Aufgabenvorschlag von den Prüflingen<br />

anzuwenden (als Strukturierungsmethode, z. B. Mind Map, Netzwerk und als<br />

Analysemethode, z. B. Stärken-Schwächen-Analyse, Kosten-Nutzen-Analyse).<br />

Im Sinne des fächerübergreifenden Ansatzes der hier relevanten Rahmenrichtlinien<br />

sollten neben einzelwirtschaftlichen auch gesamtwirtschaftliche Aspekte<br />

angesprochen werden.<br />

Gleiches gilt für Inhalte und Methoden aus dem Fach Informationsverarbeitung.<br />

Zum Beispiel können Anwendungssoftware zur Lösung, Strukturierung<br />

und Visualisierung ökonomischer Problemstellungen herangezogen werden.<br />

7


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.1.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />

In den nachfolgenden drei Prüfungsvorschlägen soll die Umsetzung der vorangestellten<br />

Anforderungen an die Erstellung von Abiturprüfungsaufgaben beispielhaft<br />

dargestellt werden, ohne den Anspruch zu erheben, das Spektrum der möglichen<br />

Inhalte und Methoden des Unterrichtsfaches Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />

erschöpfend darzustellen. Die Beispiele sind nicht als verbindliche<br />

Muster, sondern als Anregungen für eigene Aufgabenkonstruktionen zu verstehen.<br />

Eine einheitliche Norm für die schriftliche Prüfung soll hierdurch nicht festgelegt<br />

werden.<br />

Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />

den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />

Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />

können sich andere Einstufungen ergeben.<br />

Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />

B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />

C. Erwartungshorizont<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Das erste Abiturvorschlagsbeispiel ist im Fach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />

zusätzlich mit einer Musterlösung versehen.<br />

8


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabenbeispiel 1:<br />

Unternehmensstrategische Positionierung des Automobilzulieferers<br />

„AUTOLUX AG“<br />

A. Problem und Aufgabenstellung<br />

1. Problemstellung<br />

Die ökonomische Situation des Automobilzulieferers AUTOLUX AG lässt sich folgendermaßen<br />

beschreiben (unter Verwendung der Quellen „Handelsblatt“,<br />

15.01.2002 und „Die Zeit“, 06.12.2001):<br />

Knecht und König zugleich – die Rolle der Autozulieferer wächst.<br />

Die AUTOLUX AG sieht sich mit ihrem Industriebetrieb als „der Lichttechnikspezialist“ unter den Zulieferern<br />

der Automobilindustrie. Wichtigstes Unternehmensziel der nächsten Jahre ist – lt. Vorstandsmitglied<br />

Axel Burckhardt – die weitere Verbesserung der Ertragssituation. Seine Zuversicht basiert auf einer<br />

neuen Generation von Scheinwerfern, die künftig verstärkt an die Kunden aus der Automobilindustrie<br />

ausgeliefert werden. Die AUTOLUX AG konzentriert sich auf die Fertigung neuartiger Scheinwerfer, die<br />

etwa in Kurven die Bewegungen des Lenkrades mitmachen. Bei künftigen Automobilgenerationen werden<br />

diese Scheinwerfer zum Standard. Auf jeden Fall sieht Burckhardt die Autolux AG bzgl. des Marktanteiles<br />

in Europa auf der Überholspur (derzeit ca. 20 Prozent; nur ein gleichwertiger französischer<br />

Wettbewerber).<br />

Spektakulären Zukäufen steht die AUTOLUX AG allerdings grundsätzlich skeptisch gegenüber. Burckhardt<br />

sieht allerdings auch den Trend, „dass es immer größere Zulieferer geben wird“. Auslöser dafür ist<br />

die veränderte Politik der Automobilhersteller, die umfangreiche Fertigungsprozesse zu den Zulieferern<br />

verlagern. „Die mittelständischen Zulieferer stehen unter einem enormen Wachstumsdruck“, sagt Ferdinand<br />

Mittendorf, Professor an der Fachhochschule Gießen. Häufig können sie nicht allein das Kapital<br />

aufbringen, das sie für die von den Herstellern gestellten Aufgaben benötigen.<br />

Alle Direktlieferanten müssen sich in eine weltumspannende Kette eingliedern lassen. „Ob sie wollen<br />

oder nicht, die müssen“, befürchtet Professor Mittendorf. Dadurch geraten „vor allem die Mittelständler<br />

in die Abhängigkeit“.<br />

Wer sich diesem Supply Chain Management genannten Diktat beugt, hat andererseits gute Aussichten,<br />

im Verdrängungswettbewerb zu bestehen und noch kräftig zu wachsen. Das zeigt die Studie der Fachhochschule<br />

Gießen zu Chancen und Risiken der Automobilzulieferer. Dieser kann danach selbst stark<br />

genug werden und seinerseits kleinere Zulieferer gängeln und den Preisdruck an sie weitergeben. Doch<br />

dazwischen liegt ein gutes Stück Weg. Existentiell gefährdet sind vor allem die Mittelständler – sie müssen<br />

künftig den Automanagern ihre Wünsche von den Augen ablesen.<br />

Der fränkische Beleuchtungsspezialist AUTOLUX hat dies offenbar schon getan und rückt nun seine Fabriken<br />

näher an die seiner Auftraggeber heran. Zum Beispiel die Fertigung so genannter „Frontends“.<br />

Das ist der komplette vordere Fahrzeugteil mit Scheinwerfern, Motorkühlung, Geräteträger und Stoßfänger.<br />

Diese müssen im Umkreis von nur 30 bis 50 Kilometern zur Endmontage gefertigt werden. Die<br />

Großkunden wollen „das genau passende Frontend innerhalb von 180 Minuten am Band haben“, berichtet<br />

Autolux Vertriebschef Bernhard Warneke. Da diese Komponenten in tausend verschiedenen Varianten<br />

gewünscht und nur 360 Minuten vor der Montage abgerufen werden, „ist das eine logistische<br />

Meisterleistung“, freut sich Warneke.<br />

„Die Erwartung der Hersteller, dass die Lieferanten Innovationen in großem Umfang vorfinanzieren,<br />

übersteigt allerdings zunehmend die Finanzierungskraft der Zulieferer“, hält Axel Burckhardt fest. „Auch<br />

die Kapitalausstattung der Zulieferer spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle“.<br />

Die IKB Deutsche Industriebank AG hat die Konsequenzen für die Zulieferer in einer Branchenstudie untersucht.<br />

„Kooperationen und strategische Allianzen mit komplementären Technologieträgern im In-<br />

und Ausland bieten sich als sinnvolle Lösungen an“, schlägt die IKB-Expertin Cynthia Sarantilis den mittelständischen<br />

Unternehmen vor.<br />

AUTOLUX-Vorstandsmitglied Burckhardt sieht mit diesem strategischen Ansatz recht gute Chancen,<br />

trotz aller Fusionsbestrebungen in der Branche die Unabhängigkeit seines mittelständischen Unternehmens<br />

zu wahren. Er weiß sich dabei in guter Gesellschaft: 80 Prozent der rund tausend Kernlieferanten<br />

wollen selbstständig bleiben. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass sich zur Zeit die Aktien<br />

der AUTOLUX AG weitgehend im Streubesitz befinden; nur die Hausbank „Commerzbank AG“ besitzt<br />

ca. 30 Prozent des gezeichneten Kapitals. Diese Aussage muss allerdings für die Zukunft mit einem<br />

Fragezeichen versehen werden, da die Commerzbank AG bzgl. ihrer Marktposition auf Konsolidierungskurs<br />

läuft und derzeit in verstärktem Maße Aktienpakete abstößt. Die Selbstständigkeitsbestrebungen<br />

der AUTOLUX AG könnten dadurch einen entscheidenden Dämpfer erhalten.<br />

Überleben werden vor dem Hintergrund der geschilderten Fakten- und Entwicklungslage im Automobilzulieferbereich<br />

laut Professor Mittendorf bis 2010 nur rund 300 Spezialisten. Der Ausleseprozess ist<br />

knallhart. Wer in den nächsten 8 Jahren nicht um mindestens 60 Prozent wächst, muss weichen!<br />

9


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1 Geben Sie die wesentlichen Aussagen in dem Zeitungsartikel (s. Problemstellung)<br />

in einer von Ihnen selbst gewählten, übersichtlichen Darstellungsform<br />

wieder. Problematisieren Sie in diesem Zusammenhang die Unternehmenssituation<br />

und die marktstrategische Positionierung der AUTOLUX AG, wie sie<br />

in dem Zeitungsartikel beschrieben wird. Gehen Sie dabei insbesondere auf<br />

die Aspekte „Marktsituation, Tendenzen der Unternehmenskonzentration<br />

und Supply Chain Management“ ein. (7 Punkte)<br />

2.2 Die Unternehmenssituation der AUTOLUX AG wird ergänzend dargestellt<br />

durch die Bilanz und GuV-Rechnung in einer Excel-Tabelle.<br />

2.2.1 Ermitteln Sie die Kenngrößen L I, L II und EK-Rentabilität unter Angabe der<br />

entsprechenden Formeln/Rechenwege (wenn möglich auch im Jahresvergleich).<br />

Stellen Sie die Berechnungsweise des Cash flow tabellarisch in einer allgemeinen<br />

Form dar und ermitteln Sie den Cash flow der AUTOLUX AG anhand<br />

der konkreten Zahlen aus den vorgegebenen Excel-Tabellen.<br />

(6 Punkte)<br />

2.2.2 Erörtern Sie die Liquiditätslage der AUTOLUX AG vor dem Hintergrund der<br />

marktstrategischen Position. Belegen Sie Ihre Argumentationskette durch die<br />

Liquiditätskennzahlen L I und L II - auch vor dem Hintergrund der angegebenen<br />

Branchenkennzahlen (vgl. Anlage).<br />

Problematisieren Sie in diesem Zusammenhang die Kennzahlen in ihrer Aussagekraft<br />

und verdeutlichen Sie auf welche Informationen im Rahmen einer<br />

unternehmensinternen Liquiditätsbeurteilung zurückgegriffen würde.<br />

(7 Punkte)<br />

2.3 Zeigen Sie konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der tatsächlichen Liquiditätslage<br />

auf und beschreiben Sie die Auswirkungen auf die Liquiditätskennzahlen<br />

L I und L II. (7 Punkte)<br />

2.4 Beurteilen Sie die Aussagekraft der Kenngröße „Cash flow“ vor dem Hintergrund<br />

unternehmerischer Entscheidungen (u. a. auch Bewertungsentscheidungen)<br />

und der unter 2.2.1 berechneten Liquiditätskennziffern. Zeigen Sie<br />

aber auch mit Hilfe eines Beispiels, dass unterschiedliche Bewertungsentscheidungen<br />

im Rahmen des Jahresabschlusses auch beim Cash flow zu unterschiedlichen<br />

Ergebnissen führen können. (8 Punkte)<br />

2.5 Im zweitletzten Absatz des Zeitungsartikels heißt es: „Die Selbstständigkeitsbestrebungen<br />

der AUTOLUX AG könnten dadurch einen entscheidenden<br />

Dämpfer erhalten.“<br />

Begründen Sie unter Einbeziehung der ökonomischen Zahlen und der ökonomischen<br />

Gesamtsituation (s. Zeitungsartikel), dass die AUTOLUX AG ein<br />

interessanter Übernahmekandidat ist. (9 Punkte)<br />

2.6 Die Entscheidungsträger in der AUTOLUX AG befassen sich im Rahmen einer<br />

strategischen Unternehmenssitzung mit verschiedenen Vorschlägen zur Abwendung<br />

des Verlustes der Selbstständigkeit.<br />

2.6.1 Beschreiben Sie, wie die AUTOLUX AG durch das Eingehen strategischer Allianzen<br />

dem drohenden Selbstständigkeitsverlust entgegentreten könnte<br />

und welche Unternehmen/Branchen dabei einzubinden wären, um komplette<br />

Frontends an die Automobilindustrie zu liefern. (7 Punkte)<br />

2.6.2 Nennen Sie verschiedene Formen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

und unterbreiten Sie der AUTOLUX AG einen begründeten Vorschlag für eine<br />

Unternehmensverbindung. Gehen Sie dabei auch auf ausgewählte Ziele<br />

der Unternehmensverbindungen - insbesondere aus den Bereichen Beschaffung,<br />

Produktion, Absatz - ein. (8 Punkte)<br />

2.6.3 Diskutieren Sie Chancen und Risiken der von Ihnen in Aufgabe 2.6.2 gewählten<br />

Unternehmensverbindung. (7 Punkte)<br />

10


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.7 Es ist beschlossene Sache! Vier Zulieferer werden das Frontend (siehe Zeitungsartikel)<br />

zusammen für die Automobilindustrie fertigen, wobei die AU-<br />

TOLUX AG als letzter beteiligter Partner auch für den Zusammenbau des<br />

Frontends und für die Organisation der Anlieferung bei der Automobilindustrie<br />

zuständig ist. In einem Gespräch der Entscheidungsträger wird behauptet,<br />

dass zur Realisierung solcher strategischer Allianzen die Berücksichtigung<br />

des Supply Chain Management (SCM) notwendig wäre und eine<br />

E–Commerce–Lösung eine dafür notwendige Voraussetzung bilden könnte.<br />

2.7.1 Definieren Sie den Begriff E–Commerce und grenzen Sie die verschiedenen<br />

Varianten von E–Commerce–Lösungen gegeneinander ab. Beschreiben Sie,<br />

wie man sich eine Lösung unter der Annahme von mehreren beteiligten<br />

Partnern (von der Komponentenfertigung über die Auslieferung bis zum Autohersteller)<br />

im Rahmen des Supply Chain Management vorstellen müsste.<br />

(8 Punkte)<br />

2.7.2 Erläutern Sie, warum dieses Konzept für die AUTOLUX AG attraktiv bzw. erforderlich<br />

sein könnte. (9 Punkte)<br />

2.7.3 Beschreiben Sie, welche Effekte beim erfolgreichen Einsatz des Supply Chain<br />

Management für die AUTOLUX AG erzielt werden könnten und wie sich diese<br />

Fakten auf die Unternehmensdaten und auf die marktstrategische Position<br />

auswirken könnten. (9 Punkte)<br />

2.7.4 Erklären Sie den Aufbau und die Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen.<br />

Verdeutlichen Sie hierbei auch die Chancen und Risiken aus Hersteller–<br />

und Kundensicht. (8 Punkte)<br />

11


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage zu Aufgabenstellung 2.2<br />

Gewinn- und Verlustrechnung<br />

2001 2000<br />

€ Ct. T€<br />

Umsatzerlöse 15.970.200 00 16.498,8<br />

Bestandsveränd. fert. u. unfert. Erz. 351.000 00 0,0<br />

Betriebliche Gesamtleistung 16.321.200 00 16.498,8<br />

Materialaufwand 9.995.600 00 10.416,5<br />

Rohergebnis 6.325.600 00 6.082,3<br />

Personalaufwand 5.986.560 00 5.760,0<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 143.150 00 98,2<br />

195.890 00 224,1<br />

270 00 0,4<br />

Zinsaufwendungen 96.160 00 24,5<br />

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 100.000 00 200,0<br />

Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 25.000 00 50,0<br />

Jahresüberschuss 75.000 00 150,0<br />

Zuführung zu den Gewinnrücklagen 25.000 00 100,0<br />

Bilanzgewinn 50.000 00 50,0<br />

Aktiva 2001<br />

Passiva<br />

12<br />

2001 2000 2001 2000<br />

Anlagevermögen T Eigenkapital T<br />

Sachanlagen Gezeichnetes Kapital 600.000 600,0<br />

Grundstücke mit Bauten 2.364.405 632,2 Gewinnrücklage 125.000 100,0<br />

Technische Anlagen und Maschinen 383.680 296,0 Bilanzgewinn 50.000 50,0<br />

Betriebs- und Geschäftsausstattung 84.760 107,8 Rückstellungen<br />

Rückstellungen für Pensionen 400.000 300,0<br />

Umlaufvermögen Steuerrückstellungen 25.000 50,0<br />

Vorräte Verbindlichkeiten<br />

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 189.170 67,6 Langfristige Bankverbindlichkeiten 1.442.000 294,0<br />

Unfertige Erzeugnisse 169.728 36,1 Verbindlichk. aus Lieferungen und Leistungen 1.261.672 626,4<br />

Fertige Erzeugnisse und Handelswaren 358.875 117,0 Sonstige Verbindlichkeiten aus Steuern 208.464 0,0<br />

Forderungen u. sonst. Vermögensgegenstände<br />

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 551.201 668,7<br />

Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinst. 10.317 95,1<br />

Kennzahlen<br />

Insgesamt<br />

vergleichbarer<br />

Größe<br />

1998 1998<br />

Eigenkapitalrentabilität % %<br />

Gesamtkapitalrentabilität % %<br />

Umsatzrentabilität 1,0 % 4,8 %<br />

Liquidität 1. Grades % %<br />

Liquidität 2. Grades 135,5 % 85,8 %<br />

Liquidität 3. Grades 183,0 % 151,3 %<br />

Eigenkapitalquote 27,9 % 19,6 %<br />

Langfrist. Verbindlichk. 2,4 % 13,7 %<br />

Kurzfrist. Verbindlichk. 35,3 % 51,4 %<br />

Sachanlagenquote 11,1 % 16,5 %<br />

Vorratsquote 16,8 % 33,7 %<br />

Forderungsquote 31,8 % 36,0 %<br />

Eigenkapital in Sachanlagen 251,5 % 119,0 %<br />

Quelle: Deutsche<br />

Bundesbank<br />

AUTOLUX AG Bilanz zum 31. Deb<br />

4.112.136 2.020,4 4.112.136 2.020,4<br />

Kapitalgesellschaften in der<br />

Elektrotechnik


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterricht-<br />

liche Voraussetzungen<br />

Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />

Lerngebiet 4 „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Investition und Finanzierung“<br />

(Finanzcontrolling),<br />

Lerngebiet 5 „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“<br />

(Marktsituation und –entwicklung, Distributionspolitik),<br />

Lerngebiet 6 „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“<br />

(Ausgewählte Konzepte des Wandels und der Organisationsentwicklung,<br />

Aktuelle Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb) und<br />

Lerngebiet 7 „Controlling und Unternehmenssteuerung“<br />

der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit<br />

Rechnungswesen/Controlling“ behandelt.<br />

Fächerübergreifende Verknüpfungen ergeben sich hier über den Inhaltsbereich<br />

„E–Commerce“. Folgende Lerngebiete und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />

Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“, Lerngebiet<br />

6 (Lerninhalt: Aktuelle Unternehmensstrategien; E-Business) und<br />

Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“, Optionales Lerngebiet 8 (Lerninhalt:<br />

Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft; E–Commerce).<br />

Zur Lösung der Aufgabenstellungen werden neben den inhaltlichen Dimensionen<br />

der o. a. Lerngebiete methodische Elemente des fächerübergreifenden Lernens<br />

vorausgesetzt. Hier vor allem die Aufbereitung, Auswertung und Systematisierung<br />

von Informationen sowie in geringerem Maße Entscheidungstechniken.<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 2.1<br />

Die Prüflinge sollen die wesentlichen Aussagen des Zeitungsartikels in übersichtlicher<br />

Form darstellen. Weiterhin sind Zusammenhänge zwischen den verschiedenen<br />

Problemkonstellationen in der Automobil– und entsprechenden Zulieferindustrie<br />

aufzuzeigen (u. a. Innovations- und Wachstumsdruck in der Zulieferindustrie, Unternehmenszusammenschlüsse,<br />

strategische Allianzen, Supply Chain Management).<br />

Darüber hinaus sind von den Prüflingen die Chancen und Risiken der beschriebenen<br />

Entwicklungen und Marktkonstellationen herauszuarbeiten.<br />

Aufgabe 2.2<br />

Aufgabe 2.2.1<br />

Die Prüflinge müssen die geforderten Kennzahlen inkl. der Formeln bzw. Rechenwege<br />

ermitteln.<br />

Aufgabe 2.2.2<br />

Die schwierige Liquiditätslage muss erkannt und entsprechend problematisiert<br />

werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Aussagekraft der Kennziffern<br />

L I und L II zu diskutieren (Stichtagsbezug, fehlende Zahlungsterminierung bei<br />

Kreditoren und Debitoren, keine Zahlungsterminierung von Investitionen). Alternativen<br />

aufgrund von internen Informationen sind aufzuzeigen (Zahlungszeitpunkte<br />

im Rahmen der Debitoren- und Kreditorenrechnung sowie Investitionsplanung,<br />

Zahlen aus der kurzfristigen und langfristigen Liquiditätsplanung).<br />

Aufgabe 2.3<br />

Konkrete Möglichkeiten zur Verbesserung der Liquiditätslage und deren Auswirkungen<br />

auf die Kennzahlen L I und L II sind darzustellen. Zu erörtern wären hier<br />

z. B. einige der folgenden Punkte:<br />

Zahlungszieländerung bei den Kreditoren und Debitoren<br />

Anzahlung/Teilzahlung auf der Debitorenseite vereinbaren<br />

13


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Ausstehende Forderungen z. B. durch Factoring–Unternehmen hereinholen<br />

Forderungen an ein Kredit–/Finanzierungsinstitut abtreten<br />

Verkauf von nicht benötigtem Betriebsvermögen; ggf. mit „sale und lease<br />

back“<br />

Nichtausschüttung von Gewinnbilanzen (Bilanzgewinn als kurzfristige Verbindlichkeit)<br />

Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung).<br />

Aufgabe 2.4<br />

Die Prüflinge müssen den Cash flow als tatsächlichen Finanzmittelüberschuss eines<br />

Unternehmens erkennen und dessen Aussagekraft auch im Vergleich zu L I und L II<br />

bewerten. Eingegangen werden soll hier auf die Stichtagsproblematik und die fehlende<br />

Berücksichtigung von Ein– und Auszahlungsterminplänen. Ein entsprechendes<br />

Beispiel bezüglich der Bewertungsproblematik ist auszuführen. Dies kann z. B.<br />

anhand der Bewertung von fertigen/unfertigen Erzeugnissen sowie der Forderungen<br />

erfolgen.<br />

Aufgabe 2.5<br />

Über entsprechende Belege muss herausgearbeitet werden, dass die AUTOLUX AG<br />

ein interessanter Übernahmekandidat ist. Es wird erwartet, dass die Ertrags- und<br />

Liquiditätssituation, das Innovationspotenzial und der Investitionsdruck in der<br />

Branche angemessen diskutiert wird.<br />

Aufgabe 2.6<br />

Aufgabe 2.6.1<br />

Unter der Verwendung des Zeitungsartikels ist die Bildung von strategischen<br />

Partnerschaften und die Positionierung der AUTOLUX AG zu beschreiben. Es<br />

muss von den Prüflingen beschrieben werden, dass dieses Konzept für das<br />

Überleben des Unternehmens zwingend erforderlich ist. Weiterhin muss erkannt<br />

werden, dass für den Erhalt der Unternehmensselbstständigkeit die Liquiditätslage<br />

unbedingt zu verbessern ist.<br />

Aufgabe 2.6.2<br />

Alternative Formen von Unternehmenszusammenschlüssen sind zu nennen und<br />

daraus muss ein begründeter Vorschlag für die konkrete Situation der AUTO-<br />

LUX AG erfolgen. In diesem Zusammenhang sind auch die unterschiedlichen<br />

Ziele inklusive ihrer Hierarchisierung aus den betrieblichen Funktionsbereichen<br />

zu bearbeiten (Oberziel auf Unternehmensebene, Unterziele aus den betrieblichen<br />

Funktionsbereichen).<br />

Aufgabe 2.6.3<br />

Die Prüflinge müssen Chancen und Risiken einer Unternehmensverbindung im<br />

konkreten Fall ausführen. Erwartet werden dabei folgende Aspekte: starke Abhängigkeiten<br />

auf der Absatz- und Beschaffungsseite, Datensicherheit, Verlust<br />

von Produktions– und Vertriebsgeheimnissen, Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Aufgabe 2.7<br />

Aufgabe 2.7.1<br />

Von den Prüflingen wird eine allgemeingültige Definition von E–Commerce und<br />

die Nennung der vier Varianten (B to B, B to C, G to C, G to B) erwartet. Weiterhin<br />

sind die Voraussetzungen zur Realisierung der beteiligten Partner auszuführen.<br />

Folgende Aspekte müssen genannt werden: externe Vernetzung, Führerschaft<br />

innerhalb der Supply Chain, Einbeziehung der Logistikpartner mit justin-time-Anlieferung,<br />

Notwendigkeit des Abschlusses von Rahmenverträgen, automatische<br />

elektronische Rechnungserstellung und Zahlungsabwicklung, Datenstandards.<br />

Aufgabe 2.7.2<br />

Die Bedeutung von Supply Chain Management (SCM) und E–Commerce ist anhand<br />

der Prozesskettenverknüpfung logistisch hintereinanderliegender Unternehmen<br />

herauszuarbeiten (inklusive einer genauen Beschreibung). Aus den<br />

Darstellungen sollen die Prüflinge die besondere Attraktivität dieser Maßnahme<br />

14


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

vor dem Hintergrund des Zieles „Erhaltung der Selbstständigkeit“ und der angespannten<br />

Liquiditätslage der AUTOLUX AG herausarbeiten.<br />

Aufgabe 2.7.3<br />

Folgende Punkte müssen von den Prüflingen herausgearbeitet und Zusammenhänge<br />

aufgezeigt werden: Kosten- und Zeitersparnis, verbesserte Kundenzufriedenheit,<br />

Reaktionsfähigkeit.<br />

Aufgabe 2.7.4<br />

Funktions- und Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen sind kurz zu erläutern.<br />

Die verschiedenen Varianten (horizontale, vertikale und E–Procurement)<br />

sind kurz zu skizzieren. Chancen und Risiken elektronischer Marktplätze sind<br />

unter Absatz-, Kosten- und Preisgesichtspunkten auszuführen.<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

2.1 4 2 1 7<br />

2.2.1 4 2 0 6<br />

2.2.2 1 4 2 7<br />

2.3 3 3 1 7<br />

2.4 2 3 3 8<br />

2.5 0 4 5 9<br />

2.6.1 3 4 0 7<br />

2.6.2 3 3 2 8<br />

2.6.3 1 3 3 7<br />

2.7.1 3 3 2 8<br />

2.7.2 2 3 4 9<br />

2.7.3 3 4 2 9<br />

2.7.4 3 4 1 8<br />

Summe 32 43 25 100<br />

E. Musterlösung 3<br />

Aufgabe 2.1<br />

Gefordert wird eine übersichtliche, treffende Darstellung der wesentlichen Aussagen<br />

des Zeitungsartikels (Anforderungsbereich I). Als sinnvolle Darstellungsform ist<br />

z. B. eine Matrix, ein Thesenpapier, eine Netzwerkdarstellung denkbar.<br />

Inhaltlich müssen Zusammenhänge zwischen folgenden Punkten dargestellt werden:<br />

Innovations- und Wachstumsdruck in der Zulieferindustrie<br />

zunehmende Nachfrage der Automobilhersteller nach vorgefertigten Fremdbauteilmodulen<br />

mit entsprechenden Reaktionsnotwendigkeiten auf der Seite<br />

der Zulieferer (vgl.: „Knecht und König zugleich“)<br />

Notwendige Konsequenzen zur Sicherung des Unternehmensbestandes: Zum<br />

einen der Aufkauf von vertikal vor- oder nachgelagerten Lieferanten, was vor<br />

dem Hintergrund der Liquiditätslage der AUTOLUX AG und des benötigten Finanzbedarfs<br />

nur eine theoretische Variante darstellt. Zum anderen besteht die<br />

Möglichkeit strategischer Allianzen in verschiedenen Ausprägungsformen.<br />

Vor diesem Hintergrund erlangt das Supply Chain Management zunehmende<br />

Bedeutung.<br />

Chancen und Risiken dieser Entwicklungen und Marktkonstellationen sind herauszuarbeiten<br />

und zu gewichten.<br />

3 Vor dem Hintergrund der Aufgabenkomplexität und des neuen Rahmenrichtlinienansatzes wird im<br />

Fach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling bei dem ersten Abiturvorschlagsbeispiel zusätzlich<br />

zum Erwartungshorizont auch eine komplette Musterlösung dargestellt (Gesamtorientierung<br />

der Aufgabe aufzeigen, Aufgabenzusammenhänge darstellen). Grundsätzlich ist die Erstellung einer<br />

Musterlösung vor der Formulierung des Erwartungshorizontes sinnvoll, da die Schwerpunktsetzungen,<br />

Umfänge, Anforderungsniveaus usw. der gestellten Aufgabenkomplexe noch einmal konkret überprüft<br />

werden können.<br />

15


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.2<br />

Aufgabe 2.2.1<br />

Die in der Anlage befindlichen Exceltabellen (Bilanz und GuV-Rechnung) müssen<br />

über die Verwendung von Formeln genutzt werden, um die geforderten<br />

Kenngrößen zu ermitteln. Dabei wird folgende Lösung erwartet (vgl. Excel-<br />

Tabelle im Anhang).<br />

Aufgabe 2.2.2<br />

Sowohl die Kennzahlen von L I und von L II als auch der Branchenvergleich<br />

weisen auf eine angespannte bzw. bedrohliche Liquiditätslage hin; die Zahlungsfähigkeit<br />

ist als sehr schlecht einzuschätzen. Als zusätzliches Beurteilungskriterium<br />

können z. B. die Empfehlungen des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

herangezogen werden (L II größer als 100 %).<br />

Die Problematik der AUTOLUX AG besteht nun zusätzlich darin, dass es für das<br />

Verhindern einer Übernahme z. B. durch Konkurrenten notwendig wäre, in erheblichem<br />

Maße zu investieren. Hierdurch würde ein weiterer Liquiditätsbedarf<br />

in erheblichem Umfang entstehen. Wenn keine Eigenfinanzierungsmöglichkeiten<br />

bestehen sollten, würden sich durch die Aufnahme von zusätzlichem<br />

Fremdkapital die Kennzahlen L I und L II weiterhin verschlechtern; auch hervorgerufen<br />

durch zusätzlichen laufenden Liquiditätsbedarf für die Zinszahlungen.<br />

Bezüglich der Kennzahlenaussagekraft wären als Punkte zu nennen:<br />

- Stichtagsbezug<br />

- fehlende konkrete Zahlungsgrößen mit Terminangaben aus Kreditoren, Debitoren<br />

- fehlende konkrete Zahlungsgrößen bzgl. geplanter Auszahlungen für Investitionen.<br />

Im Rahmen einer aussagekräftigen unternehmensinternen Liquiditätsbeurteilung<br />

wäre auf folgende Punkte hinzuweisen:<br />

- Zahlungszeitpunkte im Rahmen der Debitoren- und Kreditorenrechnung<br />

- Zahlen aus der kurzfristigen und langfristigen Liquiditätsplanung (einschließlich<br />

geplanter Investitionen).<br />

Aufgabe 2.3<br />

Wichtig ist, dass die Prüflinge darlegen, dass die folgenden Maßnahmen zu einer<br />

Verbesserung der tatsächlichen Liquiditätslage führen, es aber gleichzeitig nicht in<br />

jedem Falle zu einer Verbesserung der Kennzahlen L I und L II kommt.<br />

Möglichkeiten zur Verbesserung der Liquiditätslage:<br />

Verlängerung von Zahlungszielen bei den Kreditoren<br />

Verkürzung der Zahlungsziele bei den Debitoren, z. B. durch Skontogewährung<br />

Anzahlung/Teilzahlung auf der Debitorenseite vereinbaren<br />

Ausstehende Forderungen, z. B. durch Factoring–Unternehmen hereinholen<br />

Forderungen an ein Kredit-/Finanzierungsinstitut abtreten<br />

Verkauf von nicht benötigtem Betriebsvermögen<br />

Verkauf von AV (z. B. Fuhrpark und Maschinen, ggf. Gebäude) unter gleichzeitiger<br />

Nutzung von Leasingverträgen („sale and lease back“)<br />

Nichtausschüttung von Bilanzgewinnen (Bilanzgewinn als kurzfristige Verbindlichkeit)<br />

Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung).<br />

Aufgabe 2.4<br />

Die Prüflinge müssen zunächst darlegen, dass es sich beim Cash flow um den tatsächlichen<br />

Finanzmittelüberschuss eines Unternehmens handelt, der die Zahlungswirksamkeit<br />

von Erträgen und Aufwendungen mit einbezieht. Dadurch ist er bzgl.<br />

der „Kapitaldienstfähigkeit“ aussagekräftiger als die Kennzahlen L I und L II. Bei der<br />

Berechnung wird das Jahresergebnis nämlich um die zahlungsunwirksamen Positionen<br />

bereinigt, so dass der Cash flow tatsächlich z. B. für Tilgungsleistungen, Investitionen<br />

und Gewinnausschüttungen verwendet werden kann.<br />

Wie bei den Kennzahlen L I und L II ist auch beim Cash flow die eingeschränkte<br />

Aussagekraft hinsichtlich der Stichtagsproblematik und des Problems der fehlen-<br />

16


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

den Ein- und Auszahlungsterminpläne (Kreditoren, Debitoren, Investitionen, Obligobuchungen)<br />

zu erläutern.<br />

Bzgl. der Bewertungsproblematik müssen die Prüflinge ausführen, dass bei der<br />

Cash flow–Berechnung über das Herausrechnen der Ab- und Zuschreibungen bei<br />

den Sachanlagen sowie der Rückstellungsbildung und -auflösung zwar bereits Bewertungsprobleme<br />

berücksichtigt werden (Höhe der Abschreibungen und Rückstellungen),<br />

es jedoch über die unterschiedlichen Ansätze bei der Bewertung der<br />

fertigen und unfertigen Erzeugnisse sowie der Forderungen (Abschreibungen auf<br />

Forderungen) zu unterschiedlichen Cash flow–Ergebnissen kommen kann. Eines<br />

dieser Beispiele ist näher auszuführen.<br />

Aufgabe 2.5<br />

Über entsprechende Belege (Zeitungsartikel, Unternehmenskennzahlen) muss herausgearbeitet<br />

werden, dass die AUTOLUX AG ein interessanter Übernahmekandidat<br />

ist:<br />

Ertragsstarkes Unternehmen (siehe oben: EK-Rentabilität auch im Unternehmensvergleich)<br />

Sehr schlechte Liquiditätslage; keine eigenen Aktionen auf dem „Übernahmemarkt“<br />

möglich (siehe oben: L I und L II)<br />

Hohes Innovationspotenzial bei der AUTOLUX AG<br />

Andere Unternehmen wollen Innovationen an sich binden (sowohl Konkurrenz<br />

als auch Unternehmen anderer Branchen, die in der Zuliefererkette stehen)<br />

Hoher Innovations- und damit Investitionsdruck in der Branche (Automobilindustrie<br />

verlangt umfangreiche und komplexe Fertigungsprozesse), dem die<br />

AUTOLUX AG und andere Mittelständler kaum alleine gerecht werden können.<br />

Durch den dadurch steigenden Fusionsdruck und die schlechte Aktionsposition<br />

der AUTOLUX AG (siehe oben: schlechte Liquidität) ist diese übernahmegefährdet.<br />

Die Hausbank „Commerzbank AG“ verfügt über 30 Prozent des gezeichneten<br />

Kapitals. Aufgrund eines eingeschlagenen Konsolidierungskurses will die<br />

Commerzbank AG einige Aktienpakete abstoßen. Sollte dies die AUTOLUX AG<br />

treffen, hätten sie aufgrund der schlechten Liquiditätslage kaum Chancen eigene<br />

Aktien zurückzuerwerben. Eine Übernahme wäre durch ein anderes Unternehmen<br />

leicht zu realisieren.<br />

Aufgabe 2.6<br />

Aufgabe 2.6.1<br />

Die Beantwortung dieser Frage bezieht sich auf den 5. Absatz im Zeitungsartikel.<br />

Durch das Bilden von strategischen Partnerschaften mit den Herstellern von<br />

Motorkühlungsaggregaten, Geräteträgern und Stoßfängern wurden offensichtlich<br />

Allianzen gebildet, wobei die AUTOLUX AG als Beleuchtungsspezialist<br />

für den Zusammenbau der Frontends und für die Anlieferung an die Automobilindustrie<br />

zuständig ist. Wenn es der AUTOLUX AG nicht gelungen wäre, solche<br />

Partnerschaften zu schließen, könnte sie als Zulieferer für die Automobilindustrie<br />

nicht mehr berücksichtigt werden. Mit dieser erfolgreichen Geschäftspolitik<br />

ist der drohende Selbstständigkeitsdruck aber noch keinesfalls abgewendet.<br />

Dazu wäre es notwendig, dass die AUTOLUX AG mittel- und langfristig<br />

die eigene Liquiditätslage verbessert.<br />

Aufgabe 2.6.2<br />

Die Bandbreite der verschiedenen Formen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

reicht von losen Absprachen bis zum vollständigen Erwerb eines Unternehmens,<br />

wobei die rechtliche und wirtschaftliche Selbstständigkeit verloren<br />

gehen würde.<br />

Als mögliche Formen wären zu nennen:<br />

- Horizontale Unternehmenszusammenschlüsse: Zusammenschluss auf gleicher<br />

Produktionsstufe<br />

- Vertikale Unternehmensverbindung: Schaffung von Konglomeraten, durch<br />

Zusammenfassung von Teilen, die keinerlei leistungswirtschaftlichen Zusammenhang<br />

besitzen<br />

17


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

- Kooperation: ziel-/zweckorientierte Zusammenarbeit, auch zeitlich befristet;<br />

rechtliche Selbstständigkeit bleibt erhalten, wirtschaftliche Selbstständigkeit<br />

wird teilweise eingeschränkt<br />

- Konzentration: Schaffung verbundener Unternehmen, Aufgabe der wirtschaftlichen<br />

Selbstständigkeit durch einheitliche Leitung (Beteiligungsübernahme,<br />

Konzernbildung)<br />

- Fusion: Aufgabe der rechtlichen Selbstständigkeit durch Verschmelzung<br />

- Nach der Bindungsintensität kann unterschieden werden: Kartell, Konsortium,<br />

Joint Venture, Strategische Allianz, Konzern, Fusion.<br />

Das Oberziel von Unternehmenszusammenschlüssen ist die Sicherung der Lebensfähigkeit<br />

der beteiligten Unternehmen durch Gewinnerhöhung oder Verlustvermeidung.<br />

Die Verfolgung dieser Ziele betrifft in Industrieunternehmen<br />

alle Organisationsbereiche: Beschaffung, Produktion, Absatz, Finanzierung,<br />

Personalwirtschaft. Aus diesem Oberziel ergeben sich alternative Unterziele; in<br />

diesem konkreten Fall u. a.: Kostensenkung und Sicherung des Absatzmarktes,<br />

gemeinsame Finanzierung größerer Investitionsprojekte, Verbesserung der<br />

wirtschaftlichen Position, Synergieeffekte, Risikoverteilung.<br />

Es wird erwartet, dass die Prüflinge einen begründeten Vorschlag für eine Unternehmensverbindung<br />

vorlegen. Dabei ist die Stringenz und Begründetheit<br />

der Argumentation zu beurteilen. Die im konkreten Fall naheliegendste Lösung<br />

wäre eine Unternehmensverbindung in Form einer Kooperation, bei der die<br />

rechtliche Selbstständigkeit der beteiligten Partner beibehalten und die wirtschaftliche<br />

Selbstständigkeit innerhalb gewisser Grenzen eingeschränkt wird.<br />

Aufgabe 2.6.3<br />

Bei den Chancen, die sich im Rahmen von Unternehmensverbindungen ergeben,<br />

sind die unter Punkt 2.6.2 genannten konkreten Ziele kurz aufzugreifen.<br />

Als mögliche Risiken können im konkreten Fall folgende Punkte aufgeführt<br />

werden:<br />

- Starke Abhängigkeit gegenüber dem Abnehmer (hier: Automobilindustrie)<br />

und Übernahme der Risiken in den Bereichen Lager- und Transportwesen,<br />

Mengensteuerung, Einhaltung der vorgegebenen Qualitätsstandards u. Ä.<br />

- Diese Risiken auf der Absatzseite verstärken sich durch die gleichzeitig vorhandene<br />

starke Abhängigkeit und Risikoübernahme im Rahmen der eigenen<br />

Beschaffungsaktivitäten mit den Kooperationspartnern.<br />

- Der im Zuge der Kooperation notwendige Datenaustausch macht Unternehmensabläufe<br />

und -daten für den Kreis der Kooperationspartner transparent.<br />

- Dadurch kann ggf. ein Verlust von Betriebs- und Produktgeheimnissen entstehen,<br />

der die Wettbewerbsfähigkeit der AUTOLUX AG gefährden könnte.<br />

Aufgabe 2.7<br />

Aufgabe 2.7.1<br />

Die Prüflinge sollen im Wesentlichen folgende Fragen beantworten:<br />

a) Was ist Electronic–Commerce?<br />

Im engeren Sinne ist E–Commerce „Handel“, d. h. die Abwicklung von Beschaffungs-<br />

bzw. Vertriebstransaktionen über Datenkommunikationsnetze, die<br />

einen einheitlichen Datenstandard, z. B. Electronic Data Interchange (EDI) voraussetzen.<br />

Im allgemeinen Sinne ist E–Commerce „Geschäftsverkehr“, d. h. alle Geschäftstätigkeiten<br />

von Unternehmen, die über ein Datenkommunikationsnetz abgewickelt<br />

werden. Beispiele hierfür sind der Austausch von technischen Produktspezifikationen<br />

oder das Bereitstellen eines elektronischen Katalogs.<br />

b) Welche Varianten unterscheidet man beim Electronic Commerce?<br />

- Business to consumer: an Endkunden gerichtet<br />

- Business to business: für zwischenbetriebliche Geschäftsprozesse<br />

- Government to consumer: Von Behörden und Verwaltungen zum Endkunden<br />

(consumer)<br />

- Business to government: Von Betrieben zu Behörden und Verwaltungen.<br />

18


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Definition (Prof. Thome):<br />

E–Commerce ermöglicht die umfassende, digitale Abwicklung der Geschäftsprozesse<br />

zwischen Unternehmen und deren Kunden über öffentliche und private<br />

Netze (Internet).<br />

c) Wie hat man sich eine Lösung der beteiligten Partner vorzustellen?<br />

Voraussetzung zur Realisierung ist eine externe Vernetzung der beteiligten<br />

Partner untereinander und eine Vernetzung zu dem Kunden der Automobilindustrie.<br />

In diese Vernetzung sollten auch die Speditionen eingebunden sein. Da<br />

die AUTOLUX AG als so genannter Endlieferer gilt, wird auch dieses Unternehmen<br />

die Führerschaft übernehmen, weil nur die AUTOLUX AG eine Rechtsbeziehung<br />

(Kaufvertrag) zu der Automobilindustrie unterhält. Eine fortschrittliche<br />

Lösung könnte so aussehen, dass die AUTOLUX AG einen Zugriff auf die<br />

Produktionspläne der Automobilindustrie erhält (z. B. Wochen- bzw. konkrete<br />

Tagesmengen), um eine Just-in-time-Anlieferung zu gewährleisten. Aufgrund<br />

dieser Produktionszahlen müssten wiederum die benötigten Mengen und Zeiten<br />

bei den anderen beteiligten Partnern vereinbart werden. Auch hierfür würde<br />

sich eine Vernetzung mit der AUTOLUX AG anbieten, damit die Partner die<br />

geplanten Mengen und Zeiten aus dem System der AUTOLUX AG abrufen<br />

können. Die Unternehmen könnten auch ihrerseits mit SCM solch eine Netzverbindung<br />

zu ihren eigenen Lieferanten aufbauen, um die Reaktionsgeschwindigkeit<br />

zu erhöhen.<br />

Grundlage für solche strategischen Allianzen bilden besondere Formen des<br />

Kaufvertrages, die als Rahmenverträge bezeichnet werden. Sie bilden die<br />

Grundlage für die Abrufmengen zu den vorgegebenen Zeiten.<br />

Die Vernetzung könnte auch auf die Rechnungsstellung und Zahlung ausgeweitet<br />

werden, um eine manuelle Datenerfassung über Rechnungspapierbelege<br />

auszuschließen.<br />

Voraussetzung für die beschriebenen Vorgänge zur Übertragung von Daten<br />

zwischen den vier Unternehmen bildet ein einheitlicher Datenstandard; das<br />

könnte z. B. EDI sein. Wichtig ist, dass diese Daten sich dann auch in bestehende<br />

EDV–Systeme integrieren bzw. weiterverarbeiten lassen. Aus diesem<br />

Grund bieten große Softwarehäuser, wie z. B. die SAP® AG besondere Produkte<br />

an, die das gesamte Verfahren der internen und externen Vernetzung vereinfachen<br />

(Lösung aus einer Hand).<br />

Aufgabe 2.7.2<br />

Eine bedeutende Ausprägung des E–Commerce im Rahmen von B to B Anwendungen<br />

bildet das Supply Chain Management (SCM). Das bedeutet die<br />

Verknüpfung von Prozessketten logistisch hintereinanderliegender Unternehmen.<br />

Alle Elemente eines Geschäftsprozesses können mit Hilfe des elektronischen<br />

Systems zu einer homogenen Logistikkette vom Rohstofflieferer über die<br />

Spediteure bis zum Endkunden verknüpft werden. Das SCM umfasst die Koordination<br />

der Auftragsaquisition, Bestellabwicklung und Produktauslieferung<br />

von Gütern, Dienstleistungen und Informationen.<br />

Attraktiv ist die angestrebte Lösung deshalb, weil der zu beschreibende Weg<br />

(2.7.3 - 2.7.4) die einzige Lösung darstellt, um einerseits weiterhin als Partner<br />

der Automobilindustrie am Markt bestehen zu können. Andererseits kann mit<br />

diesen strategischen Partnerschaften das Ziel „Erhaltung der Selbstständigkeit“<br />

realisiert werden, weil keine eigenen Unternehmensübernahmen, für die aufgrund<br />

der angespannten Liquiditätslage sowieso keine Realisierungsmöglichkeiten<br />

bestehen würden, notwendig wären.<br />

Aufgabe 2.7.3<br />

Folgende Effekte könnten erzielt werden und wären vom Prüfling auszuführen<br />

(Auf Überschneidungen z. B. Beziehung zwischen Zeitersparnis und möglicher<br />

Kostenersparnis wäre hinzuweisen):<br />

- Kosteneinsparung<br />

- Zeitersparnis<br />

- Verbesserte Kundenzufriedenheit<br />

- Schnelle Reaktionsfähigkeit.<br />

19


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.7.4<br />

Bezüglich des Aufbaus und der Arbeitsweise von elektronischen Marktplätzen<br />

sind folgende Aspekte zu nennen:<br />

- Elektronische Markplätze dienen allgemein dem Handel mit Waren und<br />

Dienstleistungen.<br />

- Angebot und Nachfrage werden über eine digitale Plattform zusammengebracht,<br />

um so die Geschäftsbeziehungen zu vereinfachen.<br />

Man unterscheidet:<br />

- Horizontale Marktplätze: Allgemeiner Handel mit Waren und Dienstleistungen<br />

ohne Fokussierung auf die Branche. Viele Anbieter stehen vielen Kunden<br />

gegenüber.<br />

- Vertikale Marktplätze: Der vertikale Marktplatz bringt Unternehmen einer<br />

Branche zusammen: auf der einen Seite Lieferanten und auf der anderen<br />

Seite weiterverarbeitende Betriebe.<br />

- E–Procurement: Marktplätze für E–Procurement bringen ausgewählte Zulieferer<br />

mit dem Marktplatzbetreiber zusammen. Das Ziel ist es, die Supply<br />

Chain zu optimieren und die Beschaffungskosten zu reduzieren.<br />

Die Chancen von elektronischen Marktplätzen bestehen auf der einen Seite in der<br />

Vermarktung von insbesondere komplementären Gütern/Produkten; sie bestehen<br />

weiterhin (vgl. oben) in der Reduzierung von Beschaffungskosten für den Kunden,<br />

was ggf. auch zu einer Preisermäßigung bei Produkten führen kann, die über den<br />

Marktplatz beschafft werden. Es würden auch die Kosten der Informationsbearbeitung<br />

(nur einmalige Dateneingabe des Kunden mit automatischer Weiterverarbeitung:<br />

Auftragsbestätigung, Disposition, Rechnungsschreibung, -übermittlung,<br />

-buchung etc.) gesenkt werden können.<br />

Als Risiken sind zu nennen die Unsicherheit für eine erfolgreiche Präsentation des<br />

Marktplatzes im Netz über eine relativ anonyme Kundengruppe in der Startphase.<br />

Weiterhin ist mit relativ hohen Kosten für eine gemeinsame Internetpräsentation in<br />

Form eines Marktplatzes zu rechnen. Von Bedeutung sind auch die Kosten, die mit<br />

dem „Hosting“ entstehen. Ein besonders hohes Risiko besteht in der Präsentation<br />

aller beteiligter Partner auf dem Marktplatz darin, dass man als Betrieb 1 auch automatisch<br />

mit den Produkten und der Präsentation des Betriebs 2 bis n in Verbindung<br />

gebracht wird.<br />

MYSAPdotcom als Software für elektronische Marktplätze schafft Lösungen für<br />

vertikale Marktplätze und für E–Procurement. Hier besteht nicht nur das Risiko,<br />

sondern es ist ausdrücklich gewünscht, dass auf den abzubildenden Marktplätzen<br />

möglichst viele Mitbewerber vertreten sind. Hier muss das Unternehmen, das sich<br />

für einen Marktplatz interessiert, darüber im Klaren sein, dass an Internetpräsentationen,<br />

Preisgestaltung, Zahlungs- und Lieferbedingungen erhöhte Anforderungen<br />

zu stellen sind, weil für interessierte Kunden auf schnellstem Wege Angebotsvergleiche<br />

bei homogenen Produkten möglich sind.<br />

20


Musterlösung<br />

Anlage zu 2.2.1<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

21


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabenbeispiel 2:<br />

MESCHALL GmbH Unternehmenspositionierung und Kostenrechnungsprobleme<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung<br />

1. Problemstellung<br />

1. Die MESCHALL Problemstellung<br />

GmbH in Hannover ist ein mittelständisches Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden<br />

Industrie mit insgesamt 86 Mitarbeitern im Jahr 2001 (davon 61 unmittelbar in der Produktion) und<br />

insgesamt 87 Mitarbeitern im Jahr 2002 (davon 57 unmittelbar in der Produktion). Das Unternehmen<br />

Die verfügt ökonomische über eine jahrzehntelange Situation Erfahrung der Meschall in der Entwicklung GmbH und in Hannover Herstellung hochwertiger wird wie Kunst- folgt<br />

beschrieben:<br />

stoffprodukte und hat sich mit folgenden Produktschwerpunkten erfolgreich auf den Märkten in Europa<br />

und den USA etabliert:<br />

Fixier- und Transportwalzen für Hochleistungsdrucker<br />

Dichtungen für die Automobilindustrie und den Maschinenbau (z. B. Zylinderkopfdichtungen,<br />

Gasrückführungen an Tankstellen)<br />

Schläuche für die chemische Industrie und die Medizintechnik (z. B. Dialysegeräte für Patienten mit<br />

eingeschränkter Nierenfunktion)<br />

Die Produkte der Meschall GmbH werden überwiegend aus dem Kunststoff PTFE gefertigt, obwohl<br />

seine Anschaffungskosten vergleichsweise hoch sind. Der Hauptgrund dafür liegt in seinem breiten<br />

Anwendungsspektrum – immer wenn es um schwierige Umgebungsbedingungen, hohe Temperaturbeständigkeit<br />

und hohe Hygieneanforderungen geht, ist PTFE als Rohstoff konkurrenzlos. Hinzu kommt,<br />

dass er in Verbindung mit anderen Stoffen ganz auf die jeweiligen Anforderungen des Kunden und den<br />

von ihm gewünschten Produkteigenschaften abgestimmt werden kann.<br />

1.2 Ausgangssituation<br />

Somit sieht sich die Meschall GmbH nicht nur als Hersteller, sondern als Problemlöser für ihre Kunden –<br />

sie bietet individuelle Lösungen an. Auch wenn sie nicht immer sofort eine fertige Lösung für den Kunden<br />

parat haben, helfen die im Unternehmen beschäftigten Spezialisten (Chemiker und Konstrukteure<br />

der Abteilung Forschung und Entwicklung), selbst komplexe Kundenwünsche zu realisieren. Das Ergebnis<br />

sind Produkte, die individuell an die jeweilige Anforderung angepasst sind. Die in diesem Zusammenhang<br />

entstehenden Kosten stehen hier neben den technischen Parametern im Vordergrund. Das<br />

Problem muss kostengünstig gelöst werden und dennoch den Qualitätsanforderungen der Kunden<br />

entsprechen.<br />

Die Fertigung erfolgt auf CNC Anlagen. Die Bewegungen der Werkzeuge werden vorher programmiert.<br />

Maschinen mit CNC-Steuerung müssen deshalb nicht mehr mit Handhebeln oder Handrädern eingestellt<br />

werden. In der Regel werden alle Funktionen über die Tastatur eines Computers mit Bildschirm<br />

oder Display aktiviert. CNC-Maschinen führen alle Arbeitsgänge ohne weitere Eingriffe des Maschinenbedieners<br />

aus. Sie haben eine hohe Fertigungsgenauigkeit und Fertigungsgeschwindigkeit. Die für den<br />

Fertigungsprozess notwendige CNC-Software wird von dem Unternehmen in der Abteilung DV von<br />

eigenen Informatikern entwickelt.<br />

Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1962 zu einem Marktführer mit hohem technischen<br />

Know-how und zum Trendsetter für innovative Produktideen und Produkte entwickelt.<br />

Die Hauptaufgabe wird auch in Zukunft in der Realisierung der individuellen Kundenwünsche gesehen.<br />

Dabei muss dem Kunden deutlich gemacht werden, dass die von der Meschall GmbH entwickelten<br />

Ideen häufig eine bessere Lösung gegenüber den anfänglichen Vorstellungen des Kunden darstellen.<br />

Eine Stärke des Unternehmens liegt also in der Entwicklung von Fertigungs- und Produktalternativen.<br />

Für den Werkstoff PTFE entwickelt man zur Zeit ein Vakuumziehverfahren, um den Kunststoff zu formen,<br />

weil sich bei diesem Verfahren die Bauteile noch besser auf den jeweiligen Einsatz abstimmen<br />

lassen.<br />

Dennoch beurteilt die Unternehmensleitung die langfristige Entwicklung eher kritisch. Die<br />

ausgeprägte Globalisierung und Neustrukturierung der Märkte hat zu einer enormen Erhöhung<br />

der Wettbewerbsintensität geführt.<br />

Herr Harms, Leiter der Abteilung Kostenrechnung/Controlling erläutert auf der letzten<br />

Abteilungsleitersitzung die Kostenentwicklung der vergangenen zwei Geschäftsjahre.<br />

Die Kostenrechnung wird auf der Basis der Vollkostenrechnung vorgenommen.<br />

Herr Harms legt die für die Sitzung aufbereiteten Betriebsabrechnungsbogen (Ist-<br />

Kosten) für die Geschäftsjahre 2001 und 2002 vor (siehe Anlagen 1 und 2).<br />

Er erläutert, dass die Kalkulation und somit die Ermittlung der Produktkosten zunehmend<br />

erschwert wird durch<br />

22


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

eine starke Differenzierung der Produkte, welche zu einer unterschiedlichen<br />

Belastung der Kostenstellen führt<br />

die Zunahme des Dienstleistungsanteils vor allem in den Abteilungen Forschung<br />

und Entwicklung (F & E) sowie DV.<br />

Ein Ausgleich von steigenden Kosten über höhere Verkaufspreise ist in der Branche,<br />

vor allem bei Produkten mit niedrigem Innovationsgrad, nicht möglich, denn die<br />

Kunden üben unablässig Druck auf die Preise aus. Einen etwas größeren Spielraum<br />

bieten die innovativen Spezialprodukte. Aber auch in diesem Marktsegment wird<br />

sich der Wettbewerb durch die zunehmende Globalisierung verstärken.<br />

Besonders Herr Kübler, Leiter der Abteilung F & E, und Frau Lange, Leiterin der Abteilung<br />

DV, müssen sich aufgrund der Kostenentwicklung dem Druck zur Überprüfung<br />

ihrer Wirtschaftlichkeit stellen. Umstrukturierungsmaßnahmen, die ihre Abteilungen<br />

betreffen, sind nicht auszuschließen.<br />

Mitarbeiter Abteilung DV Mitarbeiter Abteilung F & E<br />

2001<br />

2001<br />

3 Informatiker<br />

2 Netzwerktechniker<br />

1 Abteilungsleiterin: Frau Lange<br />

(Dipl. Informatikerin)<br />

2002<br />

5 Informatiker<br />

2 Netzwerktechniker<br />

1 Abteilungsleiterin: Frau Lange<br />

(Dipl. Informatikerin)<br />

23<br />

2 Dipl. Chemiker<br />

2 Ingenieure<br />

1 Abteilungsleiter: Herr Kübler<br />

(Dipl. Ingenieur)<br />

2002<br />

2 Dipl. Chemiker<br />

1 Chemielaborantin<br />

2 Ingenieure (Verfahrenstechnik)<br />

1 Ingenieur (Projektmanagement)<br />

1 Technische Assistentin<br />

1 Abteilungsleiter: Herr Kübler<br />

(Dipl. Ingenieur)<br />

Um langfristig den Unternehmenserfolg zu sichern, fordert die Unternehmensleitung<br />

eine detaillierte Analyse der Kostenstruktur.<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1 Skizzieren Sie die Ausgangslage mit Hilfe einer Mind-Map in übersichtlicher<br />

Form und formulieren Sie mindestens 5 Kernaussagen zur Unternehmenssituation!<br />

(7 Punkte)<br />

2.2 Übernehmen Sie die Rolle von Herrn Harms. Erklären Sie den Abteilungsleitern<br />

das Prinzip der Vollkostenrechnung und die Aufgaben der Kostenstellenrechnung<br />

anhand der vorgelegten aufbereiteten Betriebsabrechnungsbogen.<br />

Gehen Sie auch auf die Probleme der Vollkostenrechnung ein.<br />

(12 Punkte)<br />

2.3 Zur Weiterentwicklung der Kosten- und Leistungsrechnung in der Meschall<br />

GmbH schlägt Herr Harms den Abteilungsleitern die Einführung der Prozesskostenrechnung<br />

in der Fertigungshilfskostenstelle „Arbeitsvorbereitung“<br />

vor.<br />

2.3.1 Bereiten Sie die Ausführungen von Herrn Harms vor. Erläutern Sie dabei kurz<br />

die Aufgaben und Ziele der Prozesskostenrechnung in der Meschall GmbH.<br />

(4 Punkte)<br />

2.3.2 Beschreiben Sie die 5 Schritte, die bei der Einführung der Prozesskostenrechnung<br />

in dem Unternehmen notwendig sind. (5 Punkte)


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.3 Herr Harms hat für das Jahr 2002 eine Prozessanalyse durchgeführt. Daraus<br />

ergeben sich für die Fertigungshilfskostenstelle „Arbeitsvorbereitung“ folgende<br />

Ergebnisse:<br />

Teilprozess Std./Jahr Prozesstyp Kostentreiber Anzahl/Jahr<br />

Aufträge annehmen 500 Imi Anzahl<br />

Kundenaufträge<br />

2000<br />

Termine planen 2400 Imi Anzahl<br />

Werksaufträge<br />

1800<br />

Maschinenbelegung 2000 Imi Anzahl 1800<br />

planen<br />

Werksaufträge<br />

Ablaufstörungen 600 Imi Anzahl 1500<br />

regeln<br />

Störungen<br />

PPS-System pflegen 200 Imn<br />

Abteilung leiten 300 Imn<br />

2.3.3.1 Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem Prozesstyp „lmi“ und „lmn“<br />

anhand der vorliegenden Prozessanalyse für die Meschall GmbH.<br />

(4 Punkte)<br />

2.3.3.2 Berechnen Sie die Prozesskostensätze für die Teilprozesse und ermitteln Sie<br />

den Prozesskostensatz für den Hauptprozess (Darstellungen in Tabellen).<br />

(12 Punkte)<br />

2.3.4 Herr Harms plant, auch andere Kostenstellen auf die Prozesskostenrechnung<br />

umzustellen. Erläutern Sie die Vorteile der Prozesskostenrechnung<br />

gegenüber der traditionellen Vollkostenrechnung für die Meschall GmbH.<br />

Entscheiden Sie, ob dieser Ansatz auf alle Kostenstellen dieses Unternehmens<br />

angewendet werden kann. Erläutern und begründen Sie Ihre Entscheidung<br />

unter Verwendung der beschriebenen Ausgangssituation der<br />

Meschall GmbH! (5 Punkte)<br />

2.4 Aufgrund der Kostenentwicklung in den Abteilungen F & E und DV verweist<br />

Herr Harms auf die Notwendigkeit Kosten einzusparen.<br />

- Analysieren Sie die Kosten in den Kostenstellen F & E und DV.<br />

- Legen Sie dabei die beiden Betriebsabrechnungsbogen, die ökonomische<br />

Situation und die Ausgangssituation zu Grunde.<br />

- Unterbreiten Sie mindestens 3 Vorschläge zur Kosteneinsparung. Diskutieren<br />

Sie die Chancen und Risiken dieser Vorschläge für das Unternehmen.<br />

(9 Punkte)<br />

2.5 Aufgrund der Kostenentwicklung und eines daraus resultierenden Rückgangs<br />

des Betriebsergebnisses steht die Geschäftsleitung unter einem<br />

enormen Druck der Anspruchsgruppen des Unternehmens.<br />

Erläutern Sie, welche Anspruchsgruppen des Unternehmens Einfluss auf<br />

den Ziel- und Planungsprozess nehmen und analysieren Sie deren Interessen.<br />

(6 Punkte)<br />

2.6 Vor dem Hintergrund des hohen Technisierungs- und Spezialisierungsgrades<br />

und der Kostensituation der Meschall GmbH wird von Seiten der Geschäftsführung<br />

erwogen, die Abteilung DV entweder als „Profitcenter“ zu<br />

betreiben oder sogar auszugliedern (Outsourcing).<br />

24


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.6.1 Die Geschäftsleitung möchte den Abteilungsleitern die beiden Konzepte<br />

vorstellen. Bereiten Sie als Assistentin/Assistent der Geschäftsleitung die<br />

Sitzung vor, erläutern Sie kurz die Konzepte und führen Sie eine Stärken-<br />

Schwächen-Analyse für die Meschall GmbH durch. (10 Punkte)<br />

2.6.2 Ein Abteilungsleiter äußert während der Sitzung die Bitte zu prüfen, ob<br />

sich eines der beiden Konzepte auch für die Abteilung F & E der Meschall<br />

GmbH eignet! Treffen Sie eine begründete Entscheidung!<br />

(7 Punkte)<br />

2.6.3 Im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat legt<br />

die Geschäftsleitung die zur Disposition stehenden Umstrukturierungskonzepte<br />

vor. Formulieren Sie eine Stellungnahme des Betriebsrats.<br />

(4 Punkte)<br />

2.7 Frau Lange wird beauftragt, ihre Abteilung DV zu einem erfolgsorientierten<br />

Dienstleistungsanbieter zu wandeln. Sie sieht darin für sich eine neue<br />

berufliche Herausforderung, der sie sich gerne stellen möchte. Auf der<br />

nächsten Abteilungsleitersitzung soll die endgültige Entscheidung fallen.<br />

Sie hat nun folgende Grundsatzfragen zu klären:<br />

Welche Dienstleistungen sollen angeboten werden?<br />

Wo liegen die Kernkompetenzen?<br />

Welche Märkte sollen bedient werden?<br />

Welche Personalentscheidungen müssen getroffen werden?<br />

Welche Motivations- und Anreizsysteme sollen den Erfolg sichern?<br />

Bereiten Sie die Argumentation für Frau Lange in Form eines Thesenpapiers<br />

vor und machen Sie einen begründeten Entscheidungsvorschlag<br />

(Profitcenter oder Outsourcing). (15 Punkte)<br />

25


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und<br />

unterrichtliche Voraussetzungen<br />

Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />

Lerngebiet 3: „Erfassung, Verteilung, Analyse und Zurechnung von Kosten“<br />

(Aufgaben und Durchführung der Kostenstellenrechnung; Grenzen der Vollkostenrechnung;<br />

Prozesskostenrechnung),<br />

Lerngebiet 5: „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“<br />

(Marktsituation und –entwicklung),<br />

Lerngebiet 6: „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“<br />

(Gestaltung von Veränderungen in Organisationen; Ausgewählte<br />

Konzepte des Wandels und Organisationsentwicklung)<br />

der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit<br />

Rechnungswesen/Controlling“ behandelt.<br />

Zur Lösung der Aufgabenstellungen werden neben den inhaltlichen Dimensionen<br />

der o. a. Lerngebiete methodische Elemente des fächerübergreifenden Lernens<br />

vorausgesetzt. Hier vor allem die Systematisierung von Informationen sowie Entscheidungs-<br />

und Problemlösetechniken.<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 2.1<br />

Aus der Beschreibung der ökonomischen Situation der Meschall GmbH und der<br />

Ausgangssituation ist ein Zielkonflikt des Unternehmens herauszuarbeiten. Zu diesem<br />

Zweck soll ein Mind-map angefertigt werden, fünf Kernaussagen sollen formuliert<br />

werden. Diese könnten wie folgt lauten:<br />

Die Meschall GmbH ist ein Marktführer im Bereich der kunststoffverarbeitenden<br />

Industrie mit hohem technischen Know-how und Innovationsgrad im Bereich der<br />

verwendeten Werkstoffe und der Fertigungstechnologie.<br />

Die Hauptaufgabe wird jetzt und in Zukunft in der Realisierung von individuellen<br />

Kundenwünschen gesehen.<br />

Steigende Personalkosten in den „Kernbereichen“ des Unternehmens, Forschung<br />

und Entwicklung und DV durch Neueinstellungen von Fachpersonal, einerseits und<br />

eine sich verschärfende Wettbewerbssituation auf den globalen Märkten (Wandel<br />

vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt) andererseits zwingen zur Kosteneinsparung.<br />

Zielkonflikt: Verbesserung der Ertragslage durch Kosteneinsparung, vor allem im<br />

Bereich der Personalkosten F & E und DV – Personalabbau und weniger „Spezialisten“<br />

im Bereich F & E und DV führen zu einem geringeren Innovationsgrad und<br />

damit zum Verlust von Marktanteilen.<br />

Die starke Produktdifferenzierung und die Zunahme des Dienstleistungsanteils bei<br />

der Entwicklung und Fertigung der Produkte erschweren eine verursachungsgerechte<br />

Kostenzurechnung und damit die Kalkulation.<br />

Aufgabe 2.2<br />

Auf der Basis der Ausgangssituation und der aufbereiteten BAB soll das Prinzip der<br />

Vollkostenrechnung erläutert werden. Dabei soll der BAB als Werkzeug der innerbetrieblichen<br />

Leistungsverrechnung dargestellt werden, dessen Hauptzweck es ist,<br />

die Zuschlagssätze für die Kalkulation (Gemeinkosten zu den Einzelkosten) zu ermitteln<br />

und eine Kosten- bzw. Wirtschaftlichkeitskontrolle durchzuführen. Es sollen<br />

Hauptkostenstellen, Hilfskostenstellen sowie die Maschinenkostenstellen erläutert<br />

und unterschieden werden. Auf die Problematik der verursachungsgerechten Zurechnung<br />

der Kosten soll am Beispiel der Umrechnungsschlüssel für die Gemeinkosten<br />

und ihrer Proportionalisierung mit der wertmäßigen Bezugsgröße eingegangen<br />

werden.<br />

26


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.3<br />

Aufgabe 2.3.1<br />

Es sollen die Ziele und Aufgaben der Prozesskostenrechnung kurz und übersichtlich<br />

dargestellt werden. Bezugsgröße für die Kostenverrechnung sind Prozesse,<br />

d. h. vor allem repetitive Tätigkeiten, die in den verschiedenen Kostenstellen<br />

oder Abteilungen bei der Ausführung übertragener Aufgaben anfallen.<br />

Ziel ist es, eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung auf die Leistungen<br />

(Produkte und betriebliche Leistungen) vorzunehmen.<br />

Aufgaben der Prozesskostenrechnung sollen dargestellt werden:<br />

- Kalkulationsaufgaben<br />

(strategische Ausrichtung; Verursachungsgerechtigkeit der Gemein- und Fixkostenverteilung<br />

in der Selbstkostenermittlung; Vielfältigkeit der Kalkulationsobjekte;<br />

Kalkulation von Produkt- und Verfahrensänderungen; Optimierung<br />

des Produktions- und Absatzprogramms; Unterstützung in der Preispolitik).<br />

- Managementaufgaben<br />

(Wirtschaftlichkeitskontrolle im Hinblick auf Stellen, Prozesse und Verhaltensweisen;<br />

Aufdeckung von Rationalisierungspotenzialen; Gestaltung der Verrechnung<br />

für interne Dienstleistungen ‚Marktbezug’; Harmonisierung von<br />

Schnittstellen).<br />

Aufgabe 2.3.2<br />

Es sollen die 5 notwendigen Schritte zur Einführung der Prozesskostenrechnung<br />

anhand des Beispiels der Meschall GmbH beschrieben werden:<br />

1. Tätigkeitsanalyse und Aufstellung einer Prozesshierarchie<br />

2. Bestimmung der prozessbezogenen Kostentreiber<br />

3. Kostenzuordnung zu Prozessen<br />

4. Berechnung der Prozesskostensätze<br />

5. Aggregation von Teilprozessen zu Hauptprozessen.<br />

Aufgabe 2.3.3.1<br />

Es sollen die Prozesstypen lmi = leistungsmengenindiziert und lmn = leistungsmengenneutral<br />

anhand der vorliegenden Prozessanalyse der Meschall<br />

GmbH erläutert werden.<br />

Aufgabe 2.3.3.2<br />

Es sollen die notwendigen Rechnungen durchgeführt und in Tabellenform dargestellt<br />

werden.<br />

Aufgabe 2.3.4<br />

Es sollen der Allokationseffekt und der Komplexitätseffekt als Hauptvorteile der<br />

Prozesskostenrechnung gegenüber der traditionellen Vollkostenrechnung herausgearbeitet<br />

werden. Beide Effekte sollen anhand von Beispielen aus der Meschall<br />

GmbH erläutert werden.<br />

Des Weiteren gilt es zu untersuchen, in welchen Abteilungen der Meschall<br />

GmbH repetitive Tätigkeiten anfallen, die durch die Prozesskostenrechnung erfasst<br />

werden. Als geeignet erscheinen die Kostenstellen Material sowie Vertrieb,<br />

weniger geeignet die Kostenstellen F & E und DV.<br />

Aufgabe 2.4<br />

Die Kostenentwicklung in den Kostenstellen F & E und DV ist anhand der BAB zu<br />

analysieren. Hier soll vor allem die Steigerung der Kosten im Personalbereich herausgearbeitet<br />

werden, die auf Neueinstellungen von „Spezialisten“ im Jahr 2002<br />

zurückzuführen ist. Auf die Bedeutung der Zuschlagssätze für die Kalkulation soll<br />

verwiesen werden. Trotz Personalabbau im Fertigungsbereich, erkennbar an den<br />

sinkenden Fertigungseinzelkosten, ist durch die Umlage der Hilfskostenstellen F & E<br />

und DV der Gemeinkostenzuschlagssatz für die Restgemeinkosten in der Kostenstelle<br />

Fertigung angestiegen, was letztlich zu einer Erhöhung der Selbstkosten für<br />

die hergestellten Produkte führt. Es sollen 3 Vorschläge (z. B. Personalabbau, Beauftragung<br />

externer Labors für Rohstoffanalysen, Softwareerstellung durch externe<br />

Anbieter) zur Kosteneinsparung gemacht und durch die ökonomische Situation<br />

und die Ausgangslage begründet werden. Risiken und Chancen sind abzuwägen.<br />

27


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.5<br />

Es sollen die wesentlichen Anspruchsgruppen des Unternehmens (Sharehoder/Stakeholder)<br />

und ihre jeweiligen Interessen erläutert und analysiert werden.<br />

Aufgabe 2.6<br />

Aufgabe 2.6.1<br />

Die beiden Konzepte „Profitcenter“ und „Outsourcing“ sollen als alternative Lösungen<br />

für die geplante Umstrukturierung der DV-Abteilung in Form einer Kurzpräsentation<br />

erläutert werden. Dabei sind die grundlegenden Unterschiede herauszuarbeiten.<br />

Profitcenter sind organisatorische Einheiten innerhalb des Unternehmens, die<br />

mittels Kosten- und Leistungsvorgaben gesteuert werden. Sie sind Verantwortungs-<br />

und Abrechnungseinheiten, deren Beitrag zum Gesamtergebnis durch<br />

eine Kosten-Leistungs-Gegenüberstellung aufgezeigt wird. Grundvoraussetzung<br />

ist, dass sowohl die Kosten als auch die Leistungen von den Verantwortungsträgern<br />

der Profit-Center beeinflussbar sind. Nur so kann die Basis für unternehmerisches<br />

Handeln der Verantwortlichen und die Motivation zur Eigeninitiative<br />

gesichert werden. Die Centerausrichtung des Unternehmens bietet<br />

zum einen die Chance, sich selbst steuernde organisatorische Strukturen zu<br />

bilden, zum anderen die Formen der Zusammenarbeit zwischen den betrieblichen<br />

Teileinheiten neu anzulegen. Längerfristig stellt der Centeransatz die neuen<br />

Formen der Zusammenarbeit auf eine markt- und kundenbezogene sowie<br />

für die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter motivierende Erfolgsbasis. Außerdem wird<br />

das Kostenbewusstsein der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter verstärkt und die Unternehmensleitung<br />

entlastet von Koordinierungsaufgaben. Kritisch zu betrachten<br />

ist die sich in der Unternehmenspraxis oft einstellende Situation des „jeder<br />

gegen jeden“ aufgrund der Form des Erfolgsausweises.<br />

Weitere typische Widerstände und Handlungsbarrieren für die Umsetzung des<br />

Centerkonzeptes können gesehen werden in einem zu stark ausgeprägten<br />

Konkurrenzdenken der Bereiche, der Furcht vor Kompetenzverlust und Ablehnung<br />

der Verantwortung. Ob das Centerprinzip Gewähr für ein effizienteres<br />

Wirtschaften ist, ist auch eine Frage der individuellen Eignung des jeweiligen<br />

Center-Managements.<br />

Outsourcing: dauerhafte Auslagerung von bisher intern wahrgenommenen<br />

Unternehmenstätigkeiten und anschließender Bezug dieser Dienstleistungen<br />

von externen Zulieferern, die für die ausgelagerten Tätigkeiten eine Kernkompetenz<br />

besitzen; Leitidee: langfristig beiderseitiger Erfolg (Win-Win-Strategie);<br />

Beschränkung auf Unternehmensbereiche mit der höchsten Wertschöpfung<br />

(Kernkompetenzen); ausgelagerte Unternehmensbereiche (DV) werden rechtlich<br />

selbstständig und müssen sich am Markt behaupten; auslagerndes Unternehmen<br />

ist nicht automatisch Kunde.<br />

In der Stärken-Schwächen-Analyse ist z. B. darauf einzugehen, dass beim Outsourcing<br />

einerseits Kostensenkungen erwartet werden können, da externe<br />

Dienstleister in der Regel ein überlegenes Erfahrungs- und Prozesswissen haben,<br />

Kostenbelastungen für einen Ausgleich von Kapazitätsschwankungen<br />

übernehmen und schließlich nur die real erbrachten Leistungen in Rechnung<br />

stellen (Variabilisierung der Kosten). Andererseits gehen mit dem Outsourcing<br />

nicht automatisch Kostensenkungen einher; im Gegenteil, nicht wenige Unternehmen<br />

sehen sich nach einer Auslagerung sogar mit höheren Kosten konfrontiert.<br />

Zum einen lassen sich Kosten der Eigenerstellung selten exakt mit denen<br />

der Fremderstellung vergleichen, außerdem sind langfristige Kostenentwicklungen<br />

häufig schwer planbar, und die Kosten für das Outsourcing selbst<br />

werden unterschätzt.<br />

Weiterhin wird das Outsourcing als attraktiver Weg hin zu einer Konzentration<br />

auf Kernkompetenzen gesehen. Idealerweise bringt in einer solchen Konstellation<br />

jeder eine Leistung ein, die sonst kein anderer besser beherrscht. Die Meschall<br />

GmbH könnte sich auf die unternehmenseigenen Wissens- und Ressourcenpotenziale<br />

konzentrieren und trotzdem – über die Nutzung der externen<br />

Kernkompetenz – weiterhin ein breites Leistungsspektrum anbieten und die Innovationsbedürfnisse<br />

ihrer Kunden erfüllen. Gleichzeitig entstehen auf der an-<br />

28


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

deren Seite enorme Risiken durch eine mögliche Auslagerung der „falschen“<br />

Leistungen. Eine strategische Fehlerquelle besteht darin, dass Schlüsselaktivitäten<br />

oder Kernkompetenzen outgesourct werden und damit ein irreversibler<br />

Know-how-Verlust verbunden ist. Für die Meschall GmbH könnte dies unter<br />

Umständen eine große unfreiwillige Abhängigkeit von den outgesourcten Abteilungen<br />

bedeuten.<br />

Aufgabe 2.6.2<br />

Für die Abteilung Forschung und Entwicklung eignet sich nur das „Profitcenter“<br />

- Konzept mit klarer Kompetenzabgrenzung und Kosten- und Leistungsvorgabe.<br />

Der Beitrag zum Gesamtergebnis wird durch eine Kosten-Leistungs-<br />

Gegenüberstellung aufgezeigt. Grundvoraussetzung: Herr Kübler als Abteilungsleiter<br />

erhält Einfluss sowohl auf die Kosten als auch auf die Leistungen<br />

der Abteilung. (siehe 2.6.1)<br />

Ein Outsourcing der Abteilung Forschung und Entwicklung ist nicht ratsam, da<br />

dies ein klassischer strategischer Fehler wäre: bei den Aufgaben dieser Abteilung<br />

handelt es sich um ganz wesentliche Kernaktivitäten der Meschall GmbH.<br />

Die Existenz des gesamten Unternehmens hängt an der Leistungsfähigkeit dieser<br />

Abteilung (Realisierung der individuellen Kundenwünsche; Entwicklung von<br />

Fertigungs- und Produktalternativen speziell für jeden Kunden). Ein Outsourcing<br />

dieser Abteilung wäre mit einem irreversiblen Know-how-Verlust verbunden<br />

– die Meschall GmbH würde sich in eine große unfreiwillige Abhängigkeit<br />

begeben, was möglicherweise das Ende der Unternehmung bedeuten könnte.<br />

Aufgabe 2.6.3<br />

Der Betriebsrat kann sich mit dem Vorschlag, die Abteilung Forschung und<br />

Entwicklung in ein Profitcenter umzugestalten einverstanden erklären unter der<br />

Bedingung, dass es in einem Zeitraum von x Jahren nicht zu betriebsbedingten<br />

Kündigungen kommt, und die abgeschlossenen Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen<br />

für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung weiterhin<br />

Gültigkeit behalten.<br />

Bei einer Umwandlung der DV – Abteilung in ein selbstständiges Unternehmen<br />

könnten u. a. folgende Bedenken aufgeführt werden: Gültigkeit der Tarifverträge<br />

in dem neuen Unternehmen oder Lohndumping; Kündigungsschutz in<br />

Kleinbetrieben; erworbene Betriebszugehörigkeit und daraus sich ergebene<br />

Rechte könnten verloren gehen; Übernahme von sozialen Errungenschaften<br />

wie z. B. Kantine, Betriebsrente, Prämien durch das neue Unternehmen; Fragen<br />

der Existenzsicherheit eines kleinen Unternehmens in einem zur Zeit schwer<br />

umkämpften Markt.<br />

Bei einer Gegenüberstellung mit den von der Unternehmensleitung dargestellten<br />

Vorteilen des Outsourcing kommen die Schülerinnen und Schüler zu einer<br />

eigenen abschließenden Bewertung.<br />

Aufgabe 2.7<br />

Die Grundsatzfragen sollen auf der Basis der ökonomischen Situation und der<br />

Ausgangslage erörtert werden. Dabei reicht die Palette der DV-Dienstleistungen<br />

von den traditionellen Infrastrukturdiensten (z. B. Betrieb und Wartung von Anwendungssystem,<br />

Bereitstellung von Arbeitsplatzhardware- und Software) über<br />

auftragsgebundene Projektdienste (z. B. Entwicklung von Anwendungssystemen)<br />

bis zu aktuellen Dienstleistungsfeldern der Kundenberatung (z. B. spezifische Problemlösungen,<br />

Hotline- und Helpdeskdienste, Hardware- und Software-Vorführzentren<br />

und Schulungen).<br />

Für ein erfolgsorientiertes Eingrenzen der Dienstleistungspalette liefert die Frage<br />

nach den Kernkompetenzen eine Orientierung. Als solche gelten i. d. R. Kompetenzen,<br />

die für den Kunden erkennbar und wertvoll erscheinen und sich im Vergleich<br />

mit konkurrierenden Anbietern signifikant unterscheiden. Die Kernkompetenzen<br />

sind unternehmensspezifisch, d. h. bei der Beantwortung dieser Frage spielt<br />

die Einbeziehung der Ausgangslage und der Unternehmensbeschreibung der Meschall<br />

GmbH eine große Rolle.<br />

29


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Bei der Frage nach den zu bedienenden Märkten sind sowohl interne (Meschall<br />

GmbH) als auch externe Märkte zu unterscheiden, und es soll auf die spezifischen<br />

Anforderungen dieser Märkte eingegangen werden (Marktsegmentbildung).<br />

Die Personalentscheidungen sind auf der Basis des in der Abteilung DV vorhandenen<br />

Personals zu treffen. Personalveränderungen sind zu begründen.<br />

Bei der Frage nach den Motivations- und Anreizsystemen sollen neben monetären<br />

Größen auch Überlegungen in die Richtung „Verantwortung statt Hierarchie“ angestellt<br />

werden, denn in der betrieblichen Realität hat sich in den letzten Jahren<br />

gezeigt, dass Beschäftigte effizienter und kreativer arbeiten, wenn man ihnen Verantwortung<br />

überträgt. Konzepte der Organisationsentwicklung und Personalführung<br />

sollen begründet dargestellt werden.<br />

Die Entscheidung soll auf der Basis der dargestellten Ausführungen und unter Abwägung<br />

der Risiken und Chancen für die Meschall GmbH getroffen werden. Weiterhin<br />

wird die Form der Darstellung als Tischvorlage in die Bewertung mit einbezogen.<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

2.1 4 3 -- 7<br />

2.2 3 7 2 12<br />

2.3.1 2 2 -- 4<br />

2.3.2 5 -- -- 5<br />

2.3.3.1 2 2 -- 4<br />

2.3.3.2 4 6 2 12<br />

2.3.4 -- 3 2 5<br />

2.4 3 3 3 9<br />

2.5 2 2 2 6<br />

2.6.1 4 4 2 10<br />

2.6.2 1 2 4 7<br />

2.6.3 -- 2 2 4<br />

2.7 -- 8 7 15<br />

Summe 30 44 26 100<br />

30


ANLAGE 1<br />

Aufbereiteter Betriebsabrechnungsbogen der MESCHALL GmbH für das Jahr 2001 in TEUR<br />

Fertigungshauptkostenstellen Hauptkostenstelle<br />

Allg. Hilfskostenstellen Hauptkostenstelle Fertigungshilfskostenstelle <br />

Kostenstelle<br />

Restgemeinkosten Verwaltung und Vertrieb<br />

Maschinen<br />

Fertigung I<br />

(fix u. variabel)<br />

Maschinen Fertigung<br />

I<br />

(fix u. variabel)<br />

Kosten<br />

Arbeitsvorb.<br />

Material<br />

DV<br />

F & E<br />

Kosten-<br />

Arten<br />

Umlage primärer<br />

Gemeinkosten<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Personalkosten<br />

1500<br />

350<br />

380<br />

100<br />

200<br />

100<br />

370<br />

Zinsen<br />

800<br />

60<br />

80<br />

60<br />

20<br />

200<br />

220<br />

60<br />

100<br />

Abschreibungen<br />

1300<br />

100<br />

130<br />

200<br />

40<br />

300<br />

310<br />

100<br />

120<br />

Übriger Betriebsaufwand<br />

500<br />

38<br />

50<br />

20<br />

10<br />

90<br />

150<br />

42<br />

100<br />

SUMME 4100 548 640 380 270 590 680 302 690<br />

Umlage sekundäre<br />

Gemeinkosten<br />

Umlage F & E nach<br />

Arbeitsstunden<br />

- 548<br />

6<br />

186<br />

44<br />

82<br />

109<br />

110<br />

11<br />

SUMME 0 646 566 314 672 789 412 701<br />

Umlage DV<br />

nach Arbeitsstunden<br />

- 646<br />

84<br />

78<br />

194<br />

226<br />

52<br />

12<br />

SUMME 0 650 392 866 1015 464 713<br />

Umlage AV<br />

nach Arbeitsstunden<br />

-392<br />

196<br />

157<br />

39<br />

SUMME 0 1062 1172 503<br />

31<br />

713<br />

503<br />

1172<br />

1062<br />

650<br />

4100<br />

Summe Gemeinkosten<br />

Bezugsgrößen f. d.<br />

Materialeinzel-<br />

Maschinenstunden Fertigungslöhne Herstellkosten des<br />

GK-Zuschläge in<br />

kosten<br />

Umsatzes<br />

TEUR<br />

3700<br />

1960<br />

8647<br />

in Maschinenstd. 37400 54400<br />

IST-Zuschlagssätze 17,5 % 28,40 /Std. 21,54 /Std. 25,6 % 8,3 %


ANLAGE 2<br />

Aufbereiteter Betriebsabrechnungsbogen der MESCHALL GmbH für das Jahr 2002 in TEUR<br />

Fertigungshauptkostenstellen Hauptkostenstelle<br />

Allg. Hilfskostenstellen Hauptkostenstelle Fertigungshilfskostenstelle <br />

Kostenstelle<br />

Restgemeinkosten Verwaltung und Vertrieb<br />

Maschinen Fertigung<br />

II<br />

(fix u. variabel)<br />

Maschinen Fertigung<br />

I<br />

(fix u. variabel)<br />

Kosten<br />

Arbeitsvorb.<br />

Material<br />

DV<br />

F & E<br />

Kosten-<br />

Arten<br />

Umlage primärer<br />

Gemeinkosten<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Personalkosten<br />

1817<br />

490<br />

526<br />

104<br />

208<br />

104<br />

385<br />

Zinsen<br />

795<br />

70<br />

90<br />

50<br />

15<br />

210<br />

225<br />

40<br />

95<br />

Abschreibungen<br />

1290<br />

110<br />

142<br />

180<br />

38<br />

302<br />

315<br />

95<br />

108<br />

Übriger Betriebs-<br />

Aufwand<br />

508<br />

43<br />

58<br />

18<br />

12<br />

91<br />

147<br />

44<br />

95<br />

SUMME 4410 713 816 352 273 603 687 283 683<br />

Umlage sekundärer<br />

Gemeinkosten<br />

Umlage F & E<br />

nach Arbeitsstunden<br />

- 713<br />

7<br />

242<br />

57<br />

127<br />

142<br />

128<br />

10<br />

SUMME 0 823 594 330 730 829 411 693<br />

Umlage DV<br />

nach Arbeitsstunden<br />

- 823<br />

99<br />

123<br />

206<br />

247<br />

42<br />

106<br />

SUMME 0 693 453 936 1076 453 799<br />

Umlage AV<br />

nach Arbeitsstunden<br />

- 453<br />

182<br />

227<br />

44<br />

SUMME 693 0 1118 1303 497 799<br />

32<br />

799<br />

497<br />

1303<br />

1118<br />

693<br />

4410<br />

Summe Gemeinkosten<br />

Bezugsgrößen f. d.<br />

Materialeinzel-<br />

Maschinenstunden Fertigungslöhne Herstellkosten des<br />

GK-Zuschläge in<br />

kosten<br />

1800 Umsatzes<br />

TEUR<br />

3750<br />

9161<br />

in Maschinenstd. 38500 55100<br />

IST-Zuschlagssätze 18,5 % 29,00 /Std. 23,60 /Std. 27,6 % 8,7 %


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabenbeispiel 3:<br />

Opel Restrukturierungsprogramm „Olympia“<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung<br />

1. Problemstellung<br />

In den vergangenen Jahren ist der deutsche Ableger des GM-Konzerns die ADAM<br />

OPEL AG in Rüsselsheim vom einstigen „Geld-“ immer mehr zum „Verlustbringer“<br />

des Konzerns geworden. Diese Entwicklung wird der schlechten Führung der europäischen<br />

Tochter durch den amerikanischen Mutterkonzern angelastet, die auf europäische<br />

Besonderheiten keine Rücksicht genommen hat. So ist der Marktanteil<br />

von Opel in Deutschland auf rund 11 % gesunken, vor zehn Jahren waren es 17 %.<br />

Der neue OPEL-Chef Forster hat nun die Aufgabe übernommen, das Unternehmen<br />

und die Marke wieder nach vorn zu bringen.<br />

In den Anlagen 1 und 2 wird die Situation der ADAM OPEL AG umfassend beschrieben.<br />

Textgrundlagen:<br />

Anlage 1: „Financial Times Deutschland“ vom 07.08.2001: „Opel: Fit durch<br />

Olympia“ (spiegelstrichartige Zusammenfassung des Inhaltes),<br />

Anlage 2: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 11.01.2002: „Opel streicht Gehalt<br />

und zieht Personalabbau vor“,<br />

Anlage 3: „Pressemitteilung der ADAM OPEL AG“, Nr. 27 vom 21.06.2001.<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1 Arbeiten Sie die als Anlagen 1 und 2 beigefügten Texte durch, strukturieren<br />

Sie die allgemeine Unternehmenssituation der ADAM OPEL AG, wie sie sich<br />

gegenwärtig darstellt, mit Hilfe einer Mind Map und formulieren Sie mindestens<br />

sechs Kernthesen. (6 Punkte)<br />

2.2 Erläutern Sie die Marktsituation von OPEL und arbeiten Sie wesentliche<br />

Probleme in der Positionierung der Marke OPEL heraus. (7 Punkte)<br />

2.3 Beschreiben Sie die bisherige Produkt- und Programmpolitik der ADAM<br />

OPEL AG und erörtern Sie die Schwierigkeiten der geplanten Neuausrichtung<br />

unter den Bedingungen des enormen Wettbewerbsdrucks auf dem<br />

angesprochenen Markt. (7 Punkte)<br />

2.4 „Wir verbrennen in rasender Geschwindigkeit Deckungsbeitrag. Das müssen<br />

wir eindämmen, und zwar schnell“, heißt es im Text. Diese Problematik ist in<br />

den folgenden Aufgabenstellungen an fiktiven Zahlen für den Autohersteller<br />

zu untersuchen.<br />

Unterstellen Sie, das Unternehmen fertige vier Produkte: Modell A, Modell<br />

C, Modell O und Modell V, für die die folgenden Daten gelten:<br />

Modell A Modell C Modell O Modell V<br />

Stückerlös in € 15.000,00 10.5000,00 25.000,00 20.000,00<br />

Variable Kosten je<br />

Stück in €<br />

13.500,00 9.500,00 24.000,00 17.000,00<br />

Produzierte und<br />

abgesetzte Stückzahl<br />

14.000 15.000 4.000 13.000<br />

Erzeugnisfixkosten<br />

in €<br />

17.000.000,00 13.000.000,00 12.000.000,00 24.000.000,00<br />

Unternehmensfixkosten<br />

in €<br />

25.000.000,00<br />

33


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.4.1 Ermitteln Sie das Betriebsergebnis für den betrachteten Zeitraum.<br />

(5 Punkte)<br />

2.4.2 Erläutern Sie das von Ihnen in 2.4.1 errechnete Ergebnis, ziehen Sie geeignete<br />

Schlussfolgerungen für die ADAM OPEL AG und erläutern Sie diese.<br />

(6 Punkte)<br />

2.4.3 Es ist beabsichtigt, die Produktion des Modells O in der kommenden Abrechnungsperiode<br />

einzustellen. Auf den frei werdenden Produktionsanlagen,<br />

deren Fixkosten auf kurze Sicht nicht abgebaut werden können,<br />

könnten 10.000 Stück vom Modell V gefertigt werden, das am Markt gerade<br />

erst eingeführt wurde. Diese zusätzliche Stückzahl könnte ins Ausland<br />

verkauft werden. Dort ist aber nur ein Stückerlös von 18.000,00 zu<br />

erwirtschaften. Um diese Maßnahme umzusetzen, müssten aber zusätzlich<br />

20 Mio. für die Umrüstung der Anlagen investiert werden. Die Investition<br />

wird in fünf gleichen Jahresraten kalkulatorisch abgeschrieben.<br />

Prüfen Sie, ob diese Maßnahmen das Betriebsergebnis verbessern würden.<br />

(6 Punkte)<br />

2.4.4 Aus dem Marketing kommen Überlegungen, durch eine Preissenkung bei<br />

den Modellen A und C in Höhe von 5 % die Absatzmengen dauerhaft zu<br />

steigern.<br />

Prüfen Sie diesen Vorschlag, wenn bei Modell A eine Absatzsteigerung um<br />

2.000 Stück und bei Modell C eine Steigerung von 3.000 Stück prognostiziert<br />

wird. (6 Punkte)<br />

2.4.5 Machen Sie geeignete Vorschläge, wie die insgesamt unbefriedigende Situation<br />

des Unternehmens zu verbessern wäre. Gehen Sie in diesem Zusammenhang<br />

auch auf die Problematik des Deckungsbeitrags ein, wie sie<br />

im Text geschildert wird. (7 Punkte)<br />

2.5 Um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, plant OPEL<br />

neben der Umsetzung von Sparmaßnahmen in verschiedenen Geschäftsbereichen<br />

sogar die Stilllegung eines europäischen Werkes.<br />

2.5.1 Beurteilen Sie die Besonderheiten dieser Anpassungsmaßnahme an Beschäftigungsänderungen<br />

und zeigen Sie weitere Anpassungsmöglichkeiten<br />

begründet auf. (6 Punkte)<br />

2.5.2 Geben Sie eine Analyse zur Situation der ADAM OPEL AG ab, indem Sie<br />

die von Ihnen angesprochenen Problemstellungen grundlegend zusammenfassen.<br />

(7 Punkte)<br />

2.6 Bisher haben Sie sich mit der Krise der ADAM OPEL AG beschäftigt.<br />

In der Anlage 3 ist eine Pressemitteilung des Unternehmens beigefügt, die<br />

das Restrukturierungsprogramm „Olympia“ in den Grundzügen beschreibt<br />

und die Rückkehr der ADAM OPEL AG zu besseren Zeiten herbeiführen<br />

soll. Die im Text der Anlage 3 genannten fünf Kerninitiativen lassen sich<br />

unter der Überschrift „Konzept des Wandels“ für die ADAM OPEL AG betrachten.<br />

Die angesprochenen Initiativen sind sowohl auf das Unternehmen<br />

als auch auf die Produkte gerichtet.<br />

2.6.1 Erläutern Sie umfassend die Initiativen, die eher auf die Restrukturierung<br />

des Unternehmens wirken sollen und stellen Sie ein geeignetes Paket von<br />

Maßnahmen vor. (9 Punkte)<br />

2.6.2 Erläutern Sie geeignete Projekte, die auf eine Erneuerung der Marke und<br />

den Absatz der Produkte zielen. (9 Punkte)<br />

2.6.3 Beschreiben Sie das Konzept der Kundenorientierung und prüfen Sie, ob<br />

die Initiativen der ADAM OPEL AG diesem Ansatz entsprechen.<br />

(5 Punkte)<br />

34


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.6.4 Erörtern Sie, welche Personalführungskonzepte Forster einsetzen muss,<br />

um mit der Unterstützung der Mitarbeiter und ihrer Vertreter die Chancen<br />

des Projekts „Olympia“ für die Zukunft nutzen zu können.<br />

(6 Punkte)<br />

2.6.5 Schreiben Sie einen Artikel für die Mitarbeiterzeitung der ADAM OPEL AG.<br />

Definieren Sie zunächst Ihre Position, kommentieren Sie die Initiativen im<br />

Rahmen des Projekts „Olympia“ und beleuchten Sie die Probleme aus Sicht<br />

der von Ihnen bezogenen Position. (8 Punkte)<br />

35


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 1:<br />

Opel: Fit durch „Olympia“ 4<br />

Von Guido Reinking und Oliver Fischer, Hamburg<br />

In dem o. g. Artikel aus dem Jahre 2001 wird das Umstrukturierungsprogramm<br />

„Olympia“ bei OPEL in Rüsselsheim beschrieben, welches von Carl-Peter Forster,<br />

dem 49-jährigen Opel-Chef, vorangetrieben wird.<br />

Die Autoren berichten in ihrer Problemanalyse bzgl. OPEL Deutschland über folgende<br />

Aspekte:<br />

Der Verlust im Jahre 2000 liegt bei 982 Mio. DM.<br />

Im Jahre 2001 droht erneut ein Verlust in dreistelliger Millionenhöhe.<br />

Produktionskapazitäten in Europa: 2,1 Millionen Autos pro Jahr – tatsächliche<br />

Produktion und Verkauf jedoch nur 1,7 Millionen Autos.<br />

Seit 10 Jahren schwinden die Marktanteile.<br />

Um den Absatz kurzfristig anzukurbeln, muss Opel das Image verbessern.<br />

Die Marke leidet noch immer an den Qualitätsmängeln der vergangenen Jahre.<br />

Laut Analystenstudien ist die Qualität der Opel-Produkte nicht mehr schlechter<br />

als die vieler Konkurrenten – nur der Ruf ist es noch.<br />

Branchenbeobachter halten es für möglich, dass General Motors eines seiner<br />

europäischen Werke ganz schließt. Ford hat dies vorgemacht und trennte sich<br />

von 3 Standorten, um im Jahre 2001 in die Gewinnzone zurückzukehren.<br />

Neue erfolgreiche Produkte, die die Werke auslasten, sind nicht vorhanden<br />

und aufgrund der Produktzyklen in der Autoindustrie von rund fünf Jahren erst<br />

in drei bis vier Jahren zu erwarten.<br />

Die Kosten müssen schleunigst gesenkt werden, um Opel zurück in die Gewinnzone<br />

zu bringen. Forster: „Wir verbrennen zu viel Cash – das nimmt uns<br />

die Luft zum Atmen.“<br />

Der erfolgversprechendste Einsparbereich, der Einkauf, ist bei Opel kaum noch<br />

zu optimieren. Er liegt in den Händen eines Joint Ventures mit Fiat.<br />

Für die Lösung der beschriebenen Probleme gibt es, laut FTD-Artikel von Reinking/Fischer,<br />

bei Opel Deutschland folgende Bestrebungen:<br />

Das viel zu große Vertriebsnetz beschneiden.<br />

Die Bürokratie in der Rüsselsheimer Zentrale abbauen.<br />

Die Werbung neu ausrichten, um das biedere Marktimage aufzupolieren.<br />

Entwicklung, Einkauf und Produktion runderneuern.<br />

Notwendige Entlassungen tatsächlich vornehmen. 2003 läuft der Standortsicherungsvertrag<br />

aus, der betriebsbedingte Kündigungen bei Opel verbietet.<br />

Die Überkapazitäten durch intelligente Lösungen abbauen; z. B. durch die<br />

Globalisierung der Marke Opel. Modelle wie Astra oder Zafira könnten in die<br />

USA exportiert und unter dem Namen Opel vermarktet werden. Allerdings ist<br />

General Motors –Chef Wagoner von der Idee nicht begeistert, da GM in den<br />

USA eher zu viele Marken hat.<br />

4 Aus Kostengründen kann der Artikel nicht abgedruckt, sondern lediglich in einer Zusammenfassung<br />

wiedergegeben werden. Er ist unter der Internetadresse http://www.ftd.de/ubin1075945.htm zu beziehen.<br />

36


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

© 2001 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD<br />

URL des Artikels: http:://www.ftd.de/ub/in/1075945.html<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 2:<br />

Opel streicht Gehalt und zieht Personalabbau vor<br />

Gehaltsstreichungen und schnellerer Personalabbau / Verlust weitet sich<br />

rasend schnell aus<br />

hap. FRANKFURT, 10. Januar. Der Automobilhersteller Opel gerät in immer größere Schwierigkeiten.<br />

2001 hat sich ein Verlust aus dem Automobilgeschäft von rund 680 Millionen Euro angehäuft. Das ist<br />

deutlich mehr als geplant. Die abermalige Verschlechterung der Lage wird zu einer Reihe von zusätzlichen<br />

Einschnitten führen, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen. Wie aus Informationen, die<br />

dieser Zeitung vorliegen, hervorgeht, stehen die Mitarbeiter vor einer Gehalts-Nullrunde. Das dreizehnte<br />

Monatsgehalt wird gestrichen. Sonstige finanzielle Zuwendungen werden mit den - bei Opel im Industrievergleich<br />

hohen - übertariflichen Leistungen verrechnet, also auch gestrichen. Überstunden werden<br />

abgebaut und nicht mehr bezahlt. Die bis 2003 vorgesehene Streichung von 1600 der 36 000 Stellen in<br />

Deutschland wird auf dieses Jahr vorgezogen. Mindestens weitere 400 Stellen sollen jedes Jahr durch<br />

natürliche Fluktuation wegfallen. Alle Investitionen, die nicht unmittelbar mit Autos zu tun haben (wie<br />

Gebäude und Computer), werden drastisch gekürzt.<br />

Vorgesehen war, den Verlust 2001 unter das Vorjahresniveau von rund 500 Millionen Euro (982 Millionen<br />

DM) zu drücken. Dramatisch ist, dass sich der Verlust trotz eines in Europa etwa gleich gebliebenen<br />

Marktanteils rasch ausweitet. „Wir verbrennen in rasender Geschwindigkeit Deckungsbeitrag. Das müssen<br />

wir eindämmen, und zwar schnell“, heißt es aus dem Vorstand. Opel ist derzeit nicht in der Lage,<br />

trotz der eingeleiteten Sparmaßnahmen die Erosion der Erträge aufzufangen. ...<br />

„Unser Problem ist, dass viele Maßnahmen, die jetzt Geld kosten, erst 2003 oder später ihre Wirkung<br />

entfalten werden“, heißt es bei Opel. Man erwarte daher eine weitere Durststrecke von drei bis fünf<br />

Jahren. Das schlägt sich auch in der Beschäftigung nieder. Zählt man alle Einschnitte zusammen, baut<br />

die amerikanische Muttergesellschaft General Motors in Europa in den kommenden zwei Jahren bei seinen<br />

Marken Opel, Vauxhall und Saab von 70 000 rund 17 000 Stellen ab. Von General Motors ist keine<br />

zusätzliche Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil, GM hat angesichts der eigenen angespannten Lage das<br />

Jahresbudget für Opel von 1,4 auf 1,2 Milliarden Dollar gekürzt. Forster plant trotz aller Widrigkeiten,<br />

den Verlust aus dem Autogeschäft 2002 unter den des Vorjahres zu drücken und 2003 eine „schwarze<br />

Null“ zu erreichen. Dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass die schwache Konjunktur nicht noch<br />

stärker auf das Geschäft durchschlägt. ...<br />

Das Händlernetz wird radikal umgebaut, rund 500 der 900 Betriebe erhalten die Kündigung. Ein interner<br />

Untersuchungsbericht beurteilt die Verfassung des Händlernetzes als in weiten Teilen desaströs:<br />

„Der Marke nicht angemessenes Erscheinungsbild, unmotiviertes Verkaufspersonal, schwache Marge“<br />

heißt es da.<br />

Die ganze Kraft gilt nach Forsters Vorgabe nun der Auffrischung des Modellprogramms. Hier will der<br />

Vorstandsvorsitzende kräftig zulegen. Zwei Entscheidungen von Tragweite sind schon gefallen. Der<br />

Nachfolger des Astra ist im Design auf Wunsch von Forster komplett überarbeitet und trotzdem im Erscheinungsdatum<br />

auf 2003 vorgezogen worden. Außerdem wird Opel wieder mit einem Modell in der<br />

Oberklasse antreten. Weil dies von Forsters Vorgänger eingestellt wurde, fängt man fast bei Null an.<br />

Geplanter Marktstart ist dennoch spätestens 2004.<br />

(Kürzungen vom Aufgabensteller)<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2002, Nr. 9, Seite 11<br />

38


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 3:<br />

Restrukturierungsprogramm „Olympia“: Opel und GM-<br />

Europa planen Rückkehr zu Profitabilität und Wachstum<br />

Maßnahmenpaket soll Ende September vorgestellt werden<br />

Rüsselsheim. Unter dem Projektnamen „Olympia“ entwickeln die Adam Opel AG und GM-Europa derzeit<br />

mit hoher Intensität ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Dabei steht die Rückkehr des<br />

nach Zulassungsstatistik zweitgrößten deutschen Automobilunternehmens in die Profitabilität sowie die<br />

Dynamisierung der Marke im Mittelpunkt. Der Projektname macht historische Anleihen an das Erfolgsmodell<br />

Opel Olympia.<br />

Unter der Leitung seines neuen Vorstandsvorsitzenden Carl-Peter Forster mobilisiert das Projekt Olympia<br />

seit Mai vor allem die inneren Kräfte der Organisationen von Opel- und GM Europa. Verschiedene,<br />

hochqualifizierte Arbeitsgruppen, die sich aus Opel und GME Führungskräften aller bedeutenden Bereiche<br />

zusammensetzen, entwickeln offensive Pläne und Szenarien zur Erreichung der Ziele des Projekts.<br />

Innerhalb weniger Wochen sollen diese Arbeitsgruppen entsprechende Maßnahmenkataloge und Entscheidungsvorlagen<br />

präsentieren. Da das Projekt Olympia über den deutschen Markt hinaus auch europäische<br />

Bedeutung hat, erhält es die uneingeschränkte Unterstützung der europäischen Zentrale des<br />

weltgrößten Automobilkonzerns GM.<br />

Zudem wurde die international erfahrene Unternehmensberatung Booz-Allen & Hamilton in einer ersten<br />

Phase mit einer Bestandsanalyse beauftragt. Dazu führte das Berater-Team detaillierte Gespräche mit<br />

den Führungskräften der Adam Opel AG und GM-Europa, aber auch mit zahlreichen Händlern und Zulieferern.<br />

Ein speziell geschaffenes „Turnaround-Board“ unter der Leitung von Carl-Peter Forster und Pat Campbell,<br />

GM-Europe Vice Präsident für Finanzen, koordiniert die Aktivitäten. Weitere Mitglieder sind GM-<br />

Europa-Präsident Mike Burns, Vauxhall-Vorsitzender Nick Reilly, Saab-Chef Peter Augustsson sowie andere<br />

Entscheidungsträger von Opel und GME Führungsgremien. In einem ersten Schritt wurden fünf<br />

Kern-Initiativen definiert:<br />

Schaffung einer profitablen und soliden Geschäftssituation<br />

Stärkung und Optimierung der Vertriebsstruktur<br />

Revitalisierung und Dynamisierung der Marke Opel<br />

Erschließung von Wachstumspotenzialen<br />

Entwicklung dauerhafter Erneuerungsprozesse.<br />

Zur Erreichung dieser Ziele folgt das Projekt „Olympia“ einem straffen Zeitplan: Bis Ende September<br />

möchte das Unternehmen mit dem Aufsichtsrat konkrete Maßnahmen beschließen und notwendige,<br />

tiefgreifende Änderungen in den Strukturen und Prozessen einleiten, die anschließend systematisch<br />

umgesetzt werden sollen.<br />

Dazu Carl-Peter Forster: „Opel hat bereits entscheidende Schritte bei der Produkt-Qualität und seiner<br />

Modellpalette gemacht. Aber unser Unternehmen wie auch GM-Europa stehen vor massiven strukturellen<br />

wie finanziellen Herausforderungen, die wir zügig lösen müssen. Ich weiß, dass unsere Beschäftigten<br />

und ihre Vertreter die Notwendigkeit zur Veränderung für unser Unternehmen erkannt haben. Mit<br />

ihrer Unterstützung werden wir die Chancen, die uns das Projekt „Olympia“ in Zukunft eröffnet, nutzen<br />

können“.<br />

Nr. 27, Pressemitteilung der ADAM OPEL AG<br />

Kategorie Opel/GM<br />

39


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />

Voraussetzungen<br />

Der Aufgabenvorschlag hat seine Schwerpunkte in den drei folgenden Lerngebieten<br />

der niedersächsischen Rahmenrichtlinien für das Fach Betriebswirtschaft mit<br />

Rechnungswesen/Controlling:<br />

Lerngebiet 5: „Ziele, Aufgaben und Prozesse der Marktkommunikation“,<br />

Lerngebiet 6: „Konzepte der Unternehmensführung und Organisationsentwicklung“,<br />

Lerngebiet 7: „Controlling und Unternehmenssteuerung“.<br />

Zur Lösung der Aufgabenstellungen sind nicht nur die inhaltlichen Dimensionen<br />

der o. a. Lerngebiete Voraussetzung, sondern auch die methodischen Elemente<br />

des fächerübergreifenden Lernens. Hier vor allem die Aufbereitung und Auswertung<br />

von komplexen wirtschaftswissenschaftlichen Texten und Grafiken.<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 2.1<br />

Aus den beiden Texten ist die dramatische Situation bei der ADAM OPEL AG herauszuarbeiten.<br />

Zu diesem Zweck soll eine Mind Map angefertigt werden, sechs<br />

Kernthesen sind zu formulieren. Diese könnten etwa lauten:<br />

Dramatische Ergebnissituation wegen ungünstiger Kostenstruktur und schlechter<br />

Ertragslage;<br />

Hilfe der Muttergesellschaft ist nicht zu erwarten;<br />

Marktakzeptanz und Image der Produkte ist miserabel,<br />

Kapazitäten sind nicht ausgelastet, der Personalbestand ist zu hoch;<br />

Produktentwicklung dauert zu lange;<br />

Die allgemeine Marktschwäche führt zu Ertragseinbußen.<br />

Aufgabe 2.2<br />

Die miserable Marktposition von OPEL ist aus den Texten zu erkennen und entsprechend<br />

der Aufgabenstellung zu erläutern. In diesem Zusammenhang sind die Aussagen<br />

der Grafik heranzuziehen, die die dramatische Verschlechterung des Image<br />

von OPEL verdeutlicht. Die Erosion des Marktanteils bei zunehmendem Wettbewerb<br />

im unteren und mittleren Marktsegment ist zu problematisieren.<br />

Aufgabe 2.3<br />

Aus der Situationsanalyse unter 2.2 geht die kritische Situation der Modellpolitik<br />

und der Programmpolitik unmittelbar hervor. Dies ist unter den Bedingungen des<br />

Wettbewerbsdrucks zu erörtern. Dabei ist zu erkennen, dass die Konkurrenz attraktive<br />

Modelle bereits auf dem Markt positioniert hat und sich andere Anbieter in<br />

immer neue Segmente begeben haben. OPEL hat stattdessen die Oberklasse aufgegeben,<br />

obwohl gerade in diesem Segment entsprechende Deckungsbeiträge zu<br />

erwirtschaften sind. Auf die lange Zeit einer Produktneuentwicklung in diesem<br />

Markt ist einzugehen.<br />

Aufgabe 2.4<br />

Aufgabe 2.4.1<br />

Das Betriebsergebnis ist auf der Basis der stufenweisen Teilkostenrechnung in<br />

einer übersichtlichen Darstellung zu ermitteln.<br />

Aufgabe 2.4.2<br />

Das negative Betriebsergebnis ist zu erläutern, Schlussfolgerungen sind zu ziehen.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu erkennen, dass nur das Modell V die Erzeugnisfixkosten<br />

nachhaltig decken kann, um wesentliche Beiträge zur Deckung<br />

der Unternehmensfixkosten zu erbringen. Das Modell O deckt seine fixen<br />

Kosten nicht. Die Überlegungen sollten sich darauf konzentrieren, Fixkos-<br />

40


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

ten der Produkte zu reduzieren, die Stückdeckungsbeiträge zu steigern, die<br />

Produktionsmenge zu verbessern und das Modell O aus dem Programm zu<br />

nehmen, wenn Teile der Fixkosten abzubauen sind.<br />

Aufgabe 2.4.3<br />

Die veränderte Situation ist rechnerisch und inhaltlich zu prüfen. Das Betriebsergebnis<br />

verbessert sich in geringem Umfang, weil die Anlagen besser ausgelastet<br />

werden. Die hohen Fixkosten verhindern eine nachhaltige positive Entwicklung.<br />

Aufgabe 2.4.4<br />

Die Vorschläge des Marketings sind rechnerisch und inhaltlich zu prüfen. Die<br />

relativ hohen Preisnachlässe führen bei der geringen Ausweitung der Mengen<br />

dazu, dass ein wesentlich schlechteres Ergebnis entsteht. So verteilen sich die<br />

Fixkosten zwar auf eine höhere Stückzahl, der Stückdeckungsbeitrag geht aber<br />

für alle Produkte zurück. Die Vorschläge des Marketing sind deshalb begründet<br />

abzulehnen.<br />

Aufgabe 2.4.5<br />

Aus der Analyse der schlechten Ergebnissituation, die sich aus den vorliegenden<br />

Werten ergibt, sind geeignete Vorschläge auszuarbeiten. Besonders die<br />

niedrigen Stückdeckungsbeiträge sollten als wesentliche Schwachstellen herausgestellt<br />

werden. Für eine Verbesserung müssten die variablen und die fixen<br />

Kosten gesenkt bzw. die Erlöse verbessert werden. Da Letzteres nicht möglich<br />

ist, bleiben nur Kostensenkungen und die Ausweitung der Absatzzahlen der<br />

Modelle A und V. Das Modell O sollte eingestellt werden, wenn zumindest ein<br />

Teil der Fixkosten abgebaut werden könnte. Sinnvoll wäre auch ein Relaunch<br />

des Modells O, wenn anschließend bessere Erlöse und größere Stückzahlen<br />

möglich wären.<br />

Aufgabe 2.5<br />

Die in der Aufgabe angesprochene quantitative Anpassung ist umfassend mit ihren<br />

Wirkungen für die ADAM OPEL AG auszuarbeiten. In diesem Zusammenhang ist<br />

besonders auf die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter und die Abbaubarkeit von Fixkosten<br />

einzugehen. Die intensitätsmäßige, zeitliche und selektive Anpassung sind auf den<br />

Fall bezogen in ihren Wirkungen aufzuzeigen.<br />

Aufgabe 2.6<br />

In der zusammenfassenden Betrachtung sind die von den Prüflingen angesprochenen<br />

Problembereiche, z. B. ungünstige Kostenstruktur, geringe Marktakzeptanz,<br />

schlechtes Image der Produkte oder die geringe Kapazitätsauslastung zu analysieren.<br />

Die verschiedenen Dimensionen der Krise, z. B. innerbetriebliche Kosten- und<br />

Kapazitätssituation oder die Marktpositionierung der ADAM OPEL AG sind eindeutig<br />

darzustellen, die Notwendigkeit entsprechender Entscheidungen muss deutlich<br />

werden.<br />

Aufgabe 2.7<br />

Aufgabe 2.7.1<br />

Die Prüflinge sollen die drei Kern-Initiativen erkennen, die zunächst im Inneren<br />

des Unternehmens ansetzen und mit entsprechenden Maßnahmen verknüpfen.<br />

Dazu gehört vor allem die Durchforstung der Kostenstruktur des Unternehmens,<br />

die dazu führen muss, dass die variablen Kosten nachhaltig gesenkt<br />

werden. Entsprechend geeignete Überlegungen sind auszuführen, z. B. Auslagerung<br />

der Teileentwicklung und Teileproduktion, frühzeitige Beteiligung von<br />

Lieferanten, Vereinfachung von Produktionsprozessen, Verbesserung der Produktionsplanung,<br />

Kapazitätsoptimierung oder Verbesserung der Wertschöpfungsprozesse<br />

und Schaffung effizienterer Strukturen. Entsprechende Maßnahmen<br />

sind beispielhaft darzulegen. Die Verbesserung der Vertriebsstruktur<br />

muss zu besserer Abstimmung der Händler mit Produktion und Entwicklung<br />

führen. Erste Schritte wurden schon eingeleitet. Eine Implementierung von<br />

ständigen Erneuerungsprozessen dürfte wohl die schwierigste Maßnahme sein.<br />

41


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.7.2<br />

Die hier zu erläuternden Maßnahmen müssen auf eine verbesserte Absatzstruktur<br />

des Unternehmens hinwirken. Dazu gehören die Elemente eines verbesserten<br />

Marketing-Mix ebenso wie die Verbesserung oder Stabilisierung der<br />

Kundenposition. Zum ersten Punkt rechnen insbesondere Maßnahmen der<br />

Produktpolitik, die als ein besonderer Schwachpunkt erkannt worden sind. Dazu<br />

muss eine intensivere Kommunikation mit Händlern und Kunden erfolgen,<br />

um rechtzeitig Trends und Veränderungen in der Akzeptanz erkennen und in<br />

geeignete Produkte umsetzen zu können. Auch eine Stabilisierung der Ertragspotenziale<br />

ist anzusprechen. Nach einer nachhaltigen Erneuerung des Produktportfolios<br />

und einer Verbesserung des Image kann auch mit größerem<br />

Wachstumspotenzial gerechnet werden. Ziel muss eine umfassende Erneuerung<br />

der Marke OPEL sein, dann lässt sich auch eine profitablere Position des<br />

Unternehmens aufbauen.<br />

Aufgabe 2.7.3<br />

Das Konzept der Kundenorientierung ist von den Prüflingen zu beschreiben<br />

und mit den Maßnahmen der ADAM OPEL AG zu vergleichen. Dabei muss<br />

deutlich werden, dass viele der geplanten Prozesse grundsätzlich auf einer<br />

Verbesserung der Kundenbeziehung aufbauen und nur erfolgreich sind, wenn<br />

dies gelingt. Das gilt vor allem auch für die Erneuerung der Händlerstruktur,<br />

die eine Nahtstelle zwischen Kunden und Unternehmen darstellen.<br />

Aufgabe 2.8<br />

Durch die zum Teil einschneidenden Veränderungen bei OPEL durch das Konzept<br />

„Olympia“ sind die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter besonders gefordert. Nicht nur<br />

weil sie zum Teil große Opfer bringen müssen, sondern weil sie auch die Umsetzung<br />

des Konzepts bewerkstelligen müssen. Von ihnen hängt im Innenverhältnis<br />

der Erfolg der Strategie ab. Um die Ziele zu erreichen, müssen die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />

die Strategien mittragen, das bedeutet, es muss Offenheit, Kommunikation,<br />

Konsens, Teamorientierung und Partizipation nicht nur implementiert,<br />

sondern auch gelebt werden. Diese Maßnahmen müssen beschrieben und in ihrer<br />

Tragweite erkannt werden.<br />

Aufgabe 2.9<br />

Die Prüflinge müssen zunächst eine Rolle mit einer eindeutigen Haltung entwickeln<br />

und einen Kommentar für die Mitarbeiterzeitung schreiben, in dem sie diese Haltung<br />

konsequent darlegen und die Problematik aus der eigenen Position beleuchten.<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

2.1 4 2 -- 6<br />

2.2 2 3 2 7<br />

2.3 2 3 2 7<br />

2.4.1 3 2 -- 5<br />

2.4.2 1 3 2 6<br />

2.4.3 2 3 1 6<br />

2.4.4 2 3 1 6<br />

2.4.5 2 3 2 7<br />

2.5 2 4 -- 6<br />

2.6 1 3 3 7<br />

2.7.1 2 4 3 9<br />

2.7.2 2 4 3 9<br />

2.7.3 1 2 2 5<br />

2.8 2 2 2 6<br />

2.9 2 3 3 8<br />

Summe 30 44 26 100<br />

42


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.1.3 Mündliche Prüfung<br />

Die Gestaltung einer mündlichen Abiturprüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />

über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im<br />

Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />

geregelt.<br />

2.1.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />

Prüfungszeit<br />

In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />

Inhalte und Methoden des Faches Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />

sowie fächerübergreifende Kompetenzen zeigen.<br />

Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene prüfungsmethodische<br />

Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />

Freier Vortrag<br />

Rollenspiel<br />

Zwiegespräch, Diskussion<br />

Pro - Kontra - Darstellung<br />

Geeignete Medien sollen diese Prüfungsformen unterstützen. Nach der vom Prüfling<br />

bzw. von den Prüflingen selbstständig gestalteten Prüfungsphase werden in<br />

einem anschließenden Prüfungsgespräch die Ausgangsproblemstellungen vertieft;<br />

die Prüflinge müssen dabei zu betriebswirtschaftlich ausgerichteten Fragen begründet<br />

Stellung nehmen. Dabei müssen u. a. einzelne Sachverhalte oder Probleme<br />

fachsprachlich angemessen in übergeordnete Zusammenhänge eingeordnet<br />

sowie Lösungswege unter Rückgriff auf fachspezifische Denk- und Arbeitsweisen<br />

artikuliert werden.<br />

Grundlage für die mündliche Prüfung ist eine konkrete Problemstellung, die zu Beginn<br />

der Vorbereitungszeit mit Hinweisen auf eine zu verwendende Prüfungsmethode<br />

schriftlich vorgelegt wird. Das Problem soll unter Vorgabe von geeignetem<br />

Arbeitsmaterial so formuliert werden, dass bei der Lösung alle drei Anforderungsbereiche<br />

erreicht werden können. Sie soll verschiedenartige Kompetenzen (vgl.<br />

Kap. 2.1.1) ansprechen und sich nicht ausschließlich auf Lerngebiete eines Kurshalbjahres<br />

beschränken.<br />

Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorangegangenen Unterrichts sowie in<br />

der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />

der mündlichen Prüfung sein.<br />

Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />

ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />

Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgesprächs<br />

ergeben.<br />

Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen eine Orientierung<br />

für die Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />

Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Die mündliche<br />

Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern. Bei Gruppenprüfungen<br />

ist die Prüfungszeit in angemessenem Umfang zu verlängern.<br />

43


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.1.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />

mündlichen Prüfung<br />

Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sollen neben den beschriebenen<br />

Kompetenzen (vgl. Kap. 2.1.1) vor allem folgende Kriterien berücksichtigt werden:<br />

sachliche Richtigkeit und Umfang des beim Vortrag, Rollenspiels o. Ä. und<br />

beim anschließenden Prüfungsgespräch geforderten Fachwissens; dabei sind<br />

die Komplexität der Inhalte und der Grad an Selbstständigkeit der Prüfungsleistung<br />

zu beachten.<br />

Beherrschung der für die Lösung der gestellten Problemstellung angemessenen<br />

Methoden; dabei sind die Schwierigkeiten der angewandten Methode und das<br />

Maß der Selbstständigkeit zu beachten.<br />

Fähigkeit, einen betriebswirtschaftlichen Sachverhalt sprachlich verständlich<br />

darzulegen, über ihn in logischem Zusammenhang zu referieren und das Wesentliche<br />

herauszustellen.<br />

Fähigkeit, beim Prüfungsgespräch sachgerecht zu argumentieren, auf Fragen<br />

und Einwände einzugehen und gegebene Hilfen aufzugreifen.<br />

Inhalte des Lerngebietes „Fächerübergreifendes Lernen“ sind im Rahmen der<br />

mündlichen Prüfungen anzuwenden. Dabei soll bei der Gewichtung von Fach- und<br />

Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70 Prozent zu 30 Prozent zugrunde gelegt<br />

werden.<br />

Es wird empfohlen, zur Einschätzung der Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />

mit entsprechenden Kriterien zu verwenden.<br />

Ein Beispiel hierfür ist im Folgenden dargestellt. Ein weiterer Beurteilungsbogen<br />

findet sich im Kapitel 2.3.2.2 im Rahmen der fachspezifischen Ausführungen zum<br />

Unterrichtsfach Volkswirtschaft.<br />

44


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Mündliche Abiturprüfung<br />

Beispiel für einen Beurteilungsbogen<br />

A Fachkompetenz 70 %<br />

Kompetenzen Lösung der Aufga-<br />

Sachkenntnisse<br />

- Quantität<br />

- Qualität<br />

Problemstrukturierung<br />

- Gliederung<br />

- Darstellung der Sachzusammenhänge<br />

- ggf. angemessene Verwendung von<br />

Visualisierungs- und Strukturierungsmethoden<br />

Einordnen und Bewerten<br />

- Einschätzung fachlicher Zusammenhänge<br />

im Kontext<br />

- selbstständige Auswahl der Beurteilungskriterien;<br />

schlüssige Argumentation<br />

- Denken in fächerübergreifenden Zusammenhängen <br />

benstellung<br />

- vollständig<br />

- umfangreich<br />

- teilweise lückenhaft<br />

- oberflächlich<br />

- sehr lückenhaft<br />

- nicht vorhanden<br />

- vollständig<br />

- umfangreich<br />

- teilweise lückenhaft<br />

- oberflächlich<br />

- sehr lückenhaft<br />

- nicht vorhanden<br />

- vollständig<br />

- umfangreich<br />

- teilweise lückenhaft<br />

- oberflächlich<br />

- sehr lückenhaft<br />

- nicht vorhanden<br />

B Methodenkompetenz 30 %<br />

Qualifikation Lösung der Aufga-<br />

- Präsentationsfähigkeit<br />

- Veranschaulichung der fachlichen Zusammenhänge<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Zielgruppen<br />

- Ablauf und Strukturierung der Präsentation<br />

- Zeitmanagement<br />

- Kommunikationsfähigkeit<br />

- Wahl einer adressatenbezogenen<br />

Sprachebene<br />

- Darstellung eines Sachzusammenhangs<br />

auf fachsprachlicher und allgemein verständlicher<br />

Ebene<br />

- Verbales Verhalten (Rhetorik: Verständlichkeit,<br />

Wortwahl, Satzbau, Tempo,<br />

freies Sprechen)<br />

- Nonverbales Verhalten (Blickkontakt,<br />

Gestik, Mimik, Haltung)<br />

Gesamtpunktzahl<br />

benstellung<br />

- optimal<br />

- angemessen<br />

- gelegentlich unangemessen<br />

- häufig unangemessen<br />

- sehr stark eingeschränkt<br />

- optimal<br />

- angemessen<br />

- gelegentlich unangemessen<br />

- häufig unangemessen<br />

- sehr stark eingeschränkt<br />

45<br />

Maximale<br />

Punktzahl<br />

30<br />

20<br />

20<br />

Maximale<br />

Punktzahl<br />

15<br />

15<br />

100<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.1.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung<br />

Beispiel 1 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung (Einzelprüfung, freier Vortrag)<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Unternehmensberaterin/-berater und sollen der Designermöbel<br />

GmbH neuere Formen der Finanzierung vorschlagen. Sie sind zu einer Sitzung<br />

der Geschäftsführung mit den Abteilungsleiterinnen/-leitern eingeladen.<br />

Bereiten Sie einen Vortrag vor.<br />

46


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung<br />

1. Erläutern Sie kurz das schwierige Marktumfeld für die Designermöbel GmbH,<br />

vor dessen Hintergrund über alternative Finanzierungsinstrumente nachgedacht<br />

werden muss. (10 Punkte)<br />

2. Erläutern Sie die im Text (Anlage) angesprochenen neueren Finanzierungsalternativen<br />

in geeigneter Form. (10 Punkte)<br />

3. Arbeiten Sie die jeweiligen Chancen der Nutzung von Factoring und Leasing<br />

für die Designermöbel GmbH heraus und stellen Sie diese anschaulich gegenüber.<br />

(20 Punkte)<br />

4. Arbeiten Sie die bilanziellen Wirkungen für die Designermöbel GmbH bei der<br />

Nutzung von Factoring und Leasing heraus und stellen Sie diese vergleichend<br />

dar. (10 Punkte)<br />

5. Geben Sie eine begründete Empfehlung für den Einsatz einer der beiden Finanzierungsformen<br />

bei der Designermöbel GmbH ab, beschreiben Sie auch<br />

entsprechende Voraussetzungen. (20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

47


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel 2 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung<br />

(Gruppenprüfung, zwei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Expertengespräch)<br />

Prüfling 1<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Expertin/Experte bei einer Factoringgesellschaft und wollen der<br />

Geschäftsführung und den Abteilungsleiterinnen/-leitern der Designermöbel<br />

GmbH die von Ihrer Gesellschaft entwickelten Finanzierungslösungen<br />

vermitteln. Beachten Sie bei Ihrer Vorbereitung, dass zur gleichen<br />

Zeit eine Expertin/ein Experte einer Leasinggesellschaft bei der Designermöbel<br />

GmbH zu Gast ist.<br />

48


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung<br />

1. Stellen Sie auf einem Poster mit Hilfe von Kernaussagen der Geschäftsführung<br />

der Designermöbel GmbH das schwierige Marktumfeld aus der Sicht der von<br />

Ihnen vertretenen Factoringgesellschaft kurz dar. (15 Punkte)<br />

2. Stellen Sie in einer kurzen Präsentation die besonderen Leistungen der von Ihnen<br />

vertretenen Factoringgesellschaft für die Geschäftsführung der Designermöbel<br />

GmbH vor. (20 Punkte)<br />

3. Nehmen Sie zu den Argumenten des Vertreters/der Vertreterin der Leasinggesellschaft<br />

aus Ihrer Sicht begründet Stellung. (15 Punkte)<br />

4. Bereiten Sie eine Kompromissposition vor, bei der Sie argumentieren, dass die<br />

von Ihrer Unternehmung vertretene Finanzierungsalternative für die Designermöbel<br />

GmbH auch neben Leasing auf jeden Fall sinnvoll ist. Stellen Sie diese<br />

Position überzeugend dar. (20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

49


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel 2 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung<br />

(Gruppenprüfung, zwei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Expertengespräch)<br />

Prüfling 2<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Expertin/Experte bei einer Leasinggesellschaft und wollen der<br />

Geschäftsführung und den Abteilungsleiterinnen/-leitern der Designermöbel<br />

GmbH die von Ihrer Gesellschaft entwickelten Finanzierungslösungen<br />

vermitteln. Beachten Sie bei Ihrer Vorbereitung, dass zur gleichen<br />

Zeit eine Expertin/ein Experte einer Factoringgesellschaft bei der Designermöbel<br />

GmbH zu Gast ist.<br />

50


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung<br />

1. Stellen Sie auf einem Poster mit Hilfe von Kernaussagen der Geschäftsführung<br />

der Designermöbel GmbH das schwierige Marktumfeld aus der Sicht der von<br />

Ihnen vertretenen Leasinggesellschaft kurz dar. (15 Punkte)<br />

2. Stellen Sie in einer kurzen Präsentation die besonderen Leistungen der von Ihnen<br />

vertretenen Leasinggesellschaft für die Geschäftsführung der Designermöbel<br />

GmbH vor. (20 Punkte)<br />

3. Nehmen Sie zu den Argumenten des Vertreters/der Vertreterin der<br />

Factoringgesellschaft aus Ihrer Sicht begründet Stellung. (15 Punkte)<br />

4. Bereiten Sie eine Kompromissposition vor, bei der Sie argumentieren, dass die<br />

von Ihrer Unternehmung vertretene Finanzierungsalternative für die Designermöbel<br />

GmbH auch neben Factoring auf jeden Fall sinnvoll ist. Stellen Sie diese<br />

Position überzeugend dar. (20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

51


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung<br />

(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Herr Muhle senior, der Geschäftsführer der Designermöbel<br />

GmbH. Sie diskutieren mit Frau Keil, Prokuristin und Leiterin der kaufmännischen<br />

Abteilung und Herrn Muhle junior, Prokurist und verantwortlich<br />

für die Produktentwicklung und die Produktion, über moderne Finanzierungswege,<br />

insbesondere Leasing und Factoring.<br />

Frau Keil favorisiert die Finanzierungsalternative des Leasing, Herr Muhle<br />

junior die des Factoring. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung zu kommen.<br />

52


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung 5<br />

1. Sie beginnen das Gespräch. Erläutern Sie kurz die ökonomische Situation der<br />

Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />

GmbH.<br />

Sie bitten zunächst Frau Keil, das Konzept des Leasing und Herrn Muhle junior<br />

das Konzept des Factoring und insbesondere die Vorteile gegenüber den bisher<br />

gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen zu erläutern.<br />

(10 Punkte)<br />

2. Sie sind neuen Finanzierungswegen gegenüber offen. Sie sind jedoch an einer<br />

Fortführung des Unternehmensleitbildes interessiert. Sie stehen für das Leitbild<br />

des Unternehmens, nämlich Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit.<br />

a) Erläutern Sie vor diesem Hintergrund begründet Ihre Bedenken zunächst<br />

gegenüber dem Leasing. (10 Punkte)<br />

(Geben Sie anschließend Frau Keil Gelegenheit, Ihre Bedenken zu entkräften.)<br />

b) Frau Keil ist an einer langfristigen Kostensenkung für das Unternehmen<br />

interessiert und ist für das Leasingkonzept. Nehmen Sie zu den Gegenargumenten<br />

von Frau Keil aus Ihrer Sicht begründet Stellung.<br />

(10 Punkte)<br />

3. Setzen Sie sich mit der Argumentation von Herrn Muhle junior auseinander.<br />

a) Erläutern Sie nun (vor dem Hintergrund der oben geschilderten Fortführung<br />

des Unternehmensleitbildes) begründet Ihre Bedenken gegenüber<br />

dem Factoring. (10 Punkte)<br />

(Geben Sie anschließend Herrn Muhle junior Gelegenheit, Ihre Bedenken<br />

zu entkräften.)<br />

b) Herr Muhle junior sieht die Zukunftschancen für das Unternehmen in der<br />

Ausweitung des Marktsegments „Mitnahmemöbel zur Selbstmontage“<br />

und einer Erhöhung der Lagerhaltung. Er möchte deshalb das Factoringkonzept<br />

nutzen.<br />

Nehmen Sie zu den Gegenargumenten von Herrn Muhle junior aus Ihrer<br />

Sicht begründet Stellung. (10 Punkte)<br />

4. Bereiten Sie eine Kompromisslösung vor. Stellen Sie dar, in welchem Fall für Sie<br />

Leasing und in welchem Fall für Sie Factoring eine Finanzierungsalternative<br />

darstellt. (20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

5 Bei der Planung derartiger Prüfungsgespräche muss bei der Zuweisung der Rollen an die Prüflinge deren<br />

individuelle Leistungsfähigkeit beachtet werden. Im diesem Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag<br />

für die mündliche Prüfung ist die Aufgabenstellung für Herrn Muhle senior im Vergleich zu den<br />

beiden anderen Rollen sehr komplex und eher für leistungsstärkere Prüflinge zu empfehlen. Der<br />

Grundsatz, dass die Prüfungsaufgabe so angelegt sein muss, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />

ist, muss allerdings unberührt bleiben.<br />

53


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung<br />

(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher: „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Frau Keil, Prokuristin und Leiterin der kaufmännischen Abteilung<br />

der Designermöbel GmbH. Sie diskutieren mit Herrn Muhle senior, Geschäftsführer<br />

und Herrn Muhle junior, Prokurist und verantwortlich für<br />

die Produktentwicklung und die Produktion, über moderne Finanzierungswege,<br />

insbesondere Leasing und Factoring.<br />

Sie favorisieren die Finanzierungsalternative des Leasing, Herr Muhle junior<br />

die des Factoring. Herr Muhle senior ist zwar offen für Finanzierungsalternativen,<br />

er äußert jedoch Bedenken. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung<br />

zu kommen.<br />

54


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung<br />

1. Herr Muhle senior beginnt das Gespräch. Er wird dabei auf die ökonomische<br />

Situation der Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />

GmbH eingehen. Kommen Sie der Aufforderung von Herrn Muhle<br />

senior nach,<br />

a) das Konzept des Leasing und insbesondere<br />

b) die Vorteile gegenüber den bisher gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen<br />

zu erläutern.<br />

Beziehen Sie in Ihre Erläuterungen die ökonomische Situation der Möbelbranche<br />

und der Designermöbel GmbH mit ein. (30 Punkte)<br />

(Herr Muhle junior wird nach Ihnen aufgefordert werden, das Konzept des<br />

Factoring zu erläutern.)<br />

2. Herr Muhle äußert Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit des von Ihnen vorgestellten<br />

Konzepts des Leasing mit dem Unternehmensleitbild, nämlich<br />

Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit. Bereiten Sie eine begründete<br />

Gegenargumentation vor. Gehen Sie dabei insbesondere darauf ein, dass Sie<br />

als Leiterin der kaufmännischen Abteilung an einer langfristigen Kostensenkung<br />

für das Unternehmen interessiert sind. (20 Punkte)<br />

3. Herr Muhle senior wird eine Kompromisslösung vorschlagen. Akzeptieren,<br />

modifizieren oder lehnen Sie diese ab. Begründen Sie Ihre Argumentation!<br />

(20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

55


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel 3 für einen Aufgabenvorschlag zur mündlichen<br />

Prüfung<br />

(Gruppenprüfung, drei Teilnehmerinnen/Teilnehmer, Rollenspiel)<br />

A. Problemstellung<br />

Auf der letzten Abteilungsleitersitzung erläutert Herr Muhle, der Geschäftsführer<br />

der Designermöbel GmbH, die gegenwärtige ökonomische Situation der Möbelbranche:<br />

„In Deutschland ist die Zahl der fertig gestellten Wohnungen im Jahr 2001 um<br />

23 % zurückgegangen - nach wie vor gilt der Zusammenhang: weniger neue<br />

Wohnungen, weniger neue Möbel. Hinzu kommt, dass die Mehrheit der Verbraucher<br />

meint, dass Möbel „Teuro – bedingt“ mehr kosten als früher und deshalb<br />

werden größere Anschaffungen zurückgestellt. Der Möbelhandel gerät somit zunehmend<br />

in Liquiditätsprobleme und greift zu Notverkäufen aus seinen eigenen<br />

Lager- und Ausstellungsbeständen, anstatt die wenigen Kundenaufträge an die<br />

Möbelindustrie durchzureichen. Im ersten Vierteljahr 2002 verlor die deutsche<br />

Möbelindustrie im Inland 11 % Umsatz, auch der Export ging zurück.“<br />

Die gegenwärtige ökonomische Situation der Designermöbel GmbH wird von<br />

Herrn Muhle wie folgt geschildert:<br />

„Mit der umfassenden Restrukturierung und der frühzeitig eingeleiteten Markenoffensive<br />

befindet sich die Designermöbel GmbH noch in einer vergleichbar aussichtsreichen<br />

Position. Das Unternehmen soll durch die konsequente Umsetzung<br />

eines Bündels von Maßnahmen in die Lage gebracht werden, nachhaltig positive<br />

Margen zu erzielen. Dabei ist als ein wesentliches Element der Restrukturierung der<br />

Ausbau des Marktsegments „Mitnahmemöbel“ anzusehen. Bei aller derzeitigen<br />

Konsumverweigerung ist der Trend der Verbraucher: „weg von No-Name und hin<br />

zu Markenmöbeln“ ungebrochen. Das gilt auch für Mitnahmemöbel. Die Mitnahmemöbelkollektion<br />

der Designermöbel GmbH erscheint heute aus einem Guss und<br />

hat mit dem „Baumarktcharakter“ früherer Mitnahmemöbel nichts mehr gemein.<br />

Deshalb sind in diesem Bereich Erweiterungsinvestitionen geplant. Dabei handelt<br />

es sich um eine neue Produktionshalle mit Spezialverpackungsanlagen für Mitnahmemöbel<br />

zur Selbstmontage und um den Neubau eines modernen Hochregallagers,<br />

das der Verbesserung der kurzfristigen Lieferbereitschaft dient und somit<br />

einen positiven Beitrag zur Stärkung der Kundenorientierung leisten soll.“<br />

Vor diesem Hintergrund sind auch die eingeschlagenen Finanzierungswege der Designermöbel<br />

GmbH einer sorgfältigen Analyse zu unterziehen, neuere Formen<br />

können nicht mehr ignoriert werden, um im Markt bestehen zu können (siehe Anlage).<br />

Anlage: „Strategie für die Zukunft“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 210,<br />

vom 10. Sep. 2002, S. B 6 (Text vom Aufgabensteller gekürzt).<br />

Sie sind Herr Muhle junior, Prokurist und verantwortlich für die Produktentwicklung<br />

und die Produktion bei der Designermöbel GmbH. Sie diskutieren<br />

mit Herrn Muhle senior, Geschäftsführer und Frau Keil, Prokuristin<br />

und Leiterin der kaufmännischen Abteilung der Designermöbel GmbH,<br />

über moderne Finanzierungswege, insbesondere Leasing und Factoring.<br />

Sie favorisieren die Finanzierungsalternative des Factoring, Frau Keil die<br />

des Leasing. Herr Muhle senior ist zwar offen für Finanzierungsalternativen,<br />

er äußert jedoch Bedenken. Ziel ist es, zu einer Kompromisslösung<br />

zu kommen.<br />

56


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Aufgabenstellung<br />

1. Herr Muhle senior beginnt das Gespräch. Er wird dabei auf die ökonomische<br />

Situation der Möbelbranche und die derzeitige ökonomische Situation der Designermöbel<br />

GmbH eingehen. Kommen Sie der Aufforderung von Herrn Muhle<br />

senior nach,<br />

a) das Konzept des Factoring und insbesondere<br />

b) die Vorteile gegenüber den bisher gewählten „klassischen“ Finanzierungsformen<br />

zu erläutern.<br />

Beziehen Sie in Ihre Erläuterungen die ökonomische Situation der Möbelbranche<br />

und der Designermöbel GmbH mit ein. (30 Punkte)<br />

(Frau Keil wird vor Ihnen aufgefordert werden, das Konzept des Leasing zu erläutern.)<br />

2. Herr Muhle äußert Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit des von Ihnen<br />

vorgestellten Konzepts des Factoring mit dem Unternehmensleitbild, nämlich<br />

Qualität, Service, Solidität und Zuverlässigkeit. Bereiten Sie eine begründete<br />

Gegenargumentation vor. Gehen Sie dabei insbesondere darauf ein, dass Sie<br />

die Zukunftschancen für das Unternehmen in der Ausweitung des Marktsegments<br />

„Mitnahmemöbel zur Selbstmontage“ und einer Erhöhung der Lagerhaltung<br />

sehen. (20 Punkte)<br />

3. Herr Muhle senior wird eine Kompromisslösung vorschlagen. Akzeptieren,<br />

modifizieren oder lehnen Sie diese ab. Begründen Sie Ihre Argumentation!<br />

(20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

57


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

ANLAGE<br />

Strategie für die Zukunft: Factoring könnte für Unternehmen zur lohnenden<br />

Finanzierungsvariante werden Von Katja Gollnick<br />

Um langfristigen Erfolg zu sichern, müssen Unternehmer bei der Unternehmensfinanzierung<br />

umdenken. Innovative Finanzstrategien sind gefragt. Denn Basel II,<br />

die Internationalisierung der europäischen Finanzmärkte sowie neue Bilanzierungsvorschriften<br />

und Ratings stellen mittelständische Unternehmen vor neue,<br />

große Herausforderungen. Zudem erschwert mangelnde Liquidität das Unternehmenswachstum<br />

- schlechte Zahlungsmoral der Abnehmer oder Ausfälle von<br />

Forderungen gefährden gar den Bestand des eigenen Unternehmens. Die steigende<br />

Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in einem weiter schwachen konjunkturellen<br />

Umfeld führt zu einer zunehmend restriktiven Kreditpolitik der Banken.<br />

Eine Eigenfinanzierung ist meist aufgrund der schwachen Eigenkapitalausstattung,<br />

die im Durchschnitt unter 20 Prozent liegt, nicht möglich.<br />

Ergänzung zum Bankkredit<br />

Alternative Finanzierungsformen wie Factoring und Leasing gewinnen daher bei<br />

der Unternehmensfinanzierung stark an Bedeutung. Während sich Leasing als Finanzierungsinstrument<br />

längst durchgesetzt hat, ist Factoring mit seinen Möglichkeiten<br />

bisher wenig bekannt oder hat häufig noch das Image einer Finanzierungsvariante<br />

für bonitätsmäßig schwache Unternehmen. Dabei ist das Gegenteil<br />

der Fall: Factoring stärkt die Bonität und Stabilität von Unternehmen ...<br />

Jeder Unternehmer ist mit der permanenten Neuorientierung auf potenzielle<br />

Kunden im In- und Ausland konfrontiert. Das Ziel ist es, möglichst zahlungskräftige<br />

Kunden zu gewinnen und damit langfristige Geschäftsverbindungen aufzubauen,<br />

die kein Risiko für das eigene Unternehmen bedeuten. Banken, die als<br />

Factor arbeiten, helfen den Unternehmen dabei. Durch regelmäßige, präzise Informationen<br />

über die Abnehmer wird der Unternehmer in die Lage versetzt, sein<br />

Kundenportfolio aktiv zu steuern und den Geschäftserfolg auf sichere Vertriebsstrukturen<br />

zu stützen. Im Unterschied zu einer Warenkreditversicherung sind die<br />

durch den Factor angekauften Forderungen zu 100 Prozent vor Ausfällen geschützt.<br />

Das Unternehmen muss keinen Nachweis über den Ausfall der Forderung<br />

führen und keinen Selbstbehalt wie bei einer Kreditversicherung bezahlen.<br />

Kunde ist König<br />

Ein weiterer Vorteil liegt auf der Hand: Das Forderungsmanagement ist ein Bereich,<br />

der bei vielen mittelständischen Unternehmen erhebliche Kapazitäten bindet.<br />

Factoring bietet eine Entlastung von diesen administrativen Aufgaben an,<br />

die Firmen können sich mehr um ihre Kernkompetenzen kümmern. Je nach Unternehmensstruktur<br />

und Wunsch des Unternehmers wird die optimal passende<br />

Form von Factoring angeboten. Neben der Bonitätsüberwachung der Abnehmer<br />

kann dabei das komplette Debitorenmanagement auf den Factor ausgelagert<br />

werden ...<br />

Natürlich hat der Leistungsumfang seinen Preis. Zwei Komponenten gilt es beim<br />

Factoring zu beachten: einmal den Zins für die Inanspruchnahme, der vergleichbar<br />

ist mit den Kreditzinsen, die der Unternehmer bei seiner Hausbank bezahlt; zweitens<br />

die Factoringgebühr für Handling und Delkredere (Gewährleistung für den<br />

Eingang einer Forderung), die sich auf das Factoringvolumen bezieht und unter<br />

anderem abhängig von der Nutzung der angebotenen Leistungen ist.<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

Nr. 210, vom 10. Sep. 2002, S. B 6<br />

(Kürzungen vom Aufgabensteller)<br />

58


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.2 Informationsverarbeitung 6<br />

2.2.1 Kompetenzen<br />

Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />

erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />

Kompetenzen nachzuweisen sind:<br />

Die Verarbeitung von Informationen wird als wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Lebens begriffen.<br />

Bei der Lösung wirtschaftlicher Aufgabenstellungen werden Instrumente der<br />

Informationsverarbeitung genutzt und gezielt eingesetzt.<br />

Komplexe wirtschaftliche Aufgabenstellungen werden analysiert und mit Hilfe<br />

einer geeigneten Methode wird ein Konzept für die Lösung der Aufgabe entwickelt.<br />

Für die Aufgabenstellung wird eine Problemlösung mit Hilfe der dafür zur Verfügung<br />

stehenden Instrumente (Anwendungssoftware, Tools usw.) entwickelt<br />

und getestet.<br />

Die Ergebnisse werden mit den Möglichkeiten der Datenverarbeitung zielgerichtet<br />

dokumentiert und präsentiert.<br />

Systemnutzung, aber auch Systemgestaltung werden als wesentliche Elemente<br />

begriffen, um komplexe wirtschaftliche Problemstellungen zu bearbeiten.<br />

Chancen und Risiken der Informationstechnologien werden aus unterschiedlicher<br />

Sicht kritisch beurteilt.<br />

Vorhandenes Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden Handlungskompetenz<br />

sowie einer Generalisierungs- und Transferfähigkeit angewandt.<br />

Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />

zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />

kommen zur Anwendung.<br />

2.2.2 Schriftliche Prüfung<br />

2.2.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung<br />

Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für eine Prüfungsgruppe einzureichen ist,<br />

ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />

im Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />

Fassung geregelt.<br />

Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />

Rahmenrichtlinien. Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge<br />

müssen in ihrer Gesamtheit mindestens drei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />

Rahmenrichtlinien berücksichtigen.<br />

Der Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags muss die Bearbeitung einer komplexen<br />

kaufmännischen Problemstellung am Computer sein. Teilaufgaben, deren Lösungen<br />

handschriftlich möglich sind, können auch unter Einsatz eines Textverarbeitungsprogramms<br />

bearbeitet werden.<br />

In den Aufgabenstellungen ist darauf hinzuweisen, dass eine permanente Abspeicherung<br />

von Ergebnissen erfolgen muss. Dies sollte in Form einer konkreten Aufforderung<br />

(z. B. „Speichern Sie das Ergebnis der Aufgabe 1.1 unter dem Namen<br />

XY ab“) geschehen.<br />

6 Für das Unterrichtsfach Informationsverarbeitung gelten auch die fächerübergreifenden Ausführungen<br />

im Kapitel 1.<br />

59


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Jeder Aufgabenvorschlag unterliegt ferner folgenden Grundsätzen:<br />

Komplexe und konkrete Ausgangssituation für die Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabenvorschläge sind in Teilaufgaben zu untergliedern; eine durchgängige<br />

Fallbezogenheit ist herzustellen.<br />

Komplexe Ausgangssituationen sind als Ausgangspunkt von Problemanalysen<br />

und von konkreten, begründeten Lösungsvorschlägen auszuwählen.<br />

Grundsätzlich dürfen die Teilaufgaben nicht ohne die Ausgangssituation und<br />

die beigefügten Materialien lösbar sein (z. B. Zeitungsmeldungen, -berichte,<br />

Statistiken, Datenkränze, Controllingberichte). Die jeweiligen Quellen sind anzugeben.<br />

Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />

und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />

vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler.<br />

Die einzelnen Teilaufgaben sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig<br />

voneinander bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht<br />

vorzeichnen.<br />

System- und prozessorientierte Betrachtung ökonomischer Sachverhalte<br />

Die Ausgangssituationen müssen sich auf die betriebliche Praxis beziehen.<br />

Die Aufgabenstellungen sind nicht auf eine rein funktionsorientierte, sondern<br />

auf eine prozessorientierte Unternehmensbetrachtung auszurichten.<br />

In der Ausgangssituation und den darauf bezogenen Aufgabenstellungen sind<br />

Bezüge zu verschiedenen thematischen Schichten herzustellen (gesellschaftliche,<br />

ökologische, soziale, technische, rechtliche Bezüge).<br />

Die Aufgabenstellungen und Ausgangssituation müssen auf eine Integration<br />

fachwissenschaftlicher Inhalte in ganzheitliche Strukturen wirtschaftlichen<br />

Handelns abzielen (Nutzung von Fachwissen zur Lösung von betriebswirtschaftlichen<br />

Problemen, zur Begründung von Maßnahmen usw.).<br />

60


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.2.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />

In den nachfolgenden zwei Prüfungsvorschlägen soll die Umsetzung der vorangestellten<br />

Anforderungen an die Erstellung von Abiturprüfungsaufgaben beispielhaft<br />

dargestellt werden, ohne den Anspruch zu erheben, das Spektrum der möglichen<br />

Inhalte und Methoden des Unterrichtsfaches Informationsverarbeitung erschöpfend<br />

darzustellen. Die Beispiele sind nicht als verbindliche Muster, sondern als Anregungen<br />

für eigene Aufgabenkonstruktionen zu verstehen. Eine einheitliche Norm<br />

für die schriftliche Prüfung soll hierdurch nicht festgelegt werden.<br />

Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />

den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />

Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />

- insbesondere in Abhängigkeit von der verwendeten Software oder Software-<br />

version - können sich andere Einstufungen ergeben.<br />

Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />

B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />

C. Erwartungshorizont<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Aufgabenbeispiel 1<br />

Multimedia-Anwendungen und E-Commerce in der Designermöbel<br />

GmbH<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung<br />

1. Problemstellung<br />

Die Designermöbel GmbH mit Firmensitz in Wildeshausen produziert Büromöbel.<br />

Das Sortiment (Stühle, Tische, Regale) richtet sich unter der Bezeichnung „Professional“<br />

an Firmenkunden, mit der Gruppe „Home“ sollen vor allem Kunden, die einen<br />

Heimarbeitsplatz einrichten wollen, angesprochen werden. Dieses Sortiment<br />

wird unter dem Slogan/Motto: „Working: Leben und Arbeiten sind keine Gegensätze<br />

mehr“ vermarktet.<br />

Auf der „Buero-Aktuell“-Messe in Köln präsentiert die Designermöbel GmbH ihr<br />

Sortiment. Der Prokurist Herr Muhle, der für die Produktentwicklung und Produktion<br />

zuständig ist, protokolliert die Kundengespräche auf der Messe in Form von<br />

Messenotizen auf seinem Laptop.<br />

Zurück von der Messe überprüft Herr Muhle diese Messenotizen und stellt fest,<br />

dass mehrere Notizen im Kern den gleichen Inhalt haben. Als Beispiel ist die angefügte<br />

Notiz anzusehen.<br />

Messenotiz „Buero-Aktuell“ 2002 - Köln<br />

Datum: Uhrzeit:<br />

Gesprächspartner: Firma:<br />

Inhalt:<br />

Kritik/Anregungen:<br />

Internetseite zu „altbacken“<br />

Spricht die jüngeren Käuferinnen/Käufer der Gruppe „Home“ nicht an<br />

Keine Information für Allergiker<br />

Keine Möglichkeit Möbel online zu ordern<br />

61


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

In der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung bringt er die Probleme zur Sprache.<br />

Es stellt sich heraus, dass die Homepage tatsächlich seit drei Jahren fast unverändert<br />

ist. Herr Michalski, Frau Keil und Herr Muhle beschließen, die Homepage der<br />

Designermöbel GmbH vollständig neu gestalten zu lassen.<br />

Die Geschäftsleitung überlegt auch, die Internetseiten der Designermöbel GmbH<br />

dahingehend zu erweitern, dass sich Kunden nicht nur über die Produkte auf der<br />

Homepage informieren sondern auch Produkte direkt bestellen können. Die Möglichkeit<br />

der Einbindung eines Online-Shops auf den Internetseiten wird in dieser<br />

Gruppe sehr kontrovers diskutiert. Vor allem Herr Michalski ist sehr skeptisch. „Wie<br />

wollen wir denn beweisen, dass Firma XY geordert hat? Wir haben dann ja keinen<br />

unterschriebenen Auftrag mehr?“ Frau Keil und Herr Muhle sehen in dem Online-<br />

Shop-Angebot auch Vorteile für die Designermöbel GmbH, haben sich aber noch<br />

keine abschließende Meinung gebildet.<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1 Entwickeln Sie eine neue Konzeption für den Webauftritt der Designermöbel<br />

GmbH. Erstellen Sie dazu zunächst ein Storyboard mit zugehöriger Verlinkung<br />

für einen 6-seitigen Webauftritt (ohne Online-Shop!).<br />

Es müssen neben drei frei wählbaren Seiten die Startseite, eine Produktseite<br />

und eine Seite mit der Anfahrtsskizze enthalten sein. Die im Unternehmen<br />

dafür zur Verfügung stehenden Text- und Bilddaten befinden sich auf dem<br />

beigefügten Datenträger. Begründen Sie Ihre Auswahl und Konzeption!<br />

verwenden Sie für das Storyboard das im Anhang beigefügte Formular.<br />

(16 Punkte)<br />

2.2 Erstellen Sie die Startseite Ihrer geplanten Webpräsenz und begründen Sie<br />

die Gestaltung. Berücksichtigen Sie dabei folgende Punkte:<br />

Farbe/Design,<br />

Typografie (z. B. Schriftwahl, Raumaufteilung, Lesbarkeit),<br />

Bilder (z. B. Auswahlkriterien, Anordnung, Bildausschnitt, Dateityp, Dateigröße<br />

(24 Punkte)<br />

2.3 Die Designermöbel GmbH verfügt über einen Ausstellungsraum, in dem sich<br />

Kunden über die Produktpalette informieren können. Gestalten Sie eine Anfahrtsbeschreibung<br />

für Besucher, die mit PKW oder Bahn (Der Bahnhof befindet<br />

sich an der Bahnhofstraße, Ecke Westerstraße) anreisen wollen.<br />

(20 Punkte)<br />

Folgende Dateien stehen Ihnen zur Bearbeitung der Aufgabenstellungen 2.1 bis<br />

2.3 auf dem beigefügten Datenträger im Zipformat zur Verfügung:<br />

Unternehmensdaten (Unternehmensdaten.doc)<br />

Unternehmensphilosophie (Unternehmensphilosophie.doc)<br />

Fotos: Produkte (Stuhl1.* – Stuhl13.*), Betrieb (Fabrik1.* – Fabrik4.*)<br />

Straßenkarte Wildeshausen (Wildeshausen1.* – Wildeshausen8.*)<br />

2.4 Herr Michalski tritt an Sie heran und erklärt Ihnen, welche rechtliche Bedenken<br />

er bei dem Abschluss eines Kaufvertrages über das Internet hat. Dabei<br />

sieht er besondere Schwierigkeiten in den Bereichen Zustandekommen eines<br />

Vertrages (zeitlicher Ablauf), Abschluss eines Kaufvertrags mit Unterschriften<br />

der Vertragspartner sowie die möglichen rechtlichen Einschränkungen/Erweiterungen<br />

beim Verkauf von Produkten in das Ausland.<br />

2.4.1 Verdeutlichen Sie den zeitlichen Ablauf beim Internetkauf anhand einer<br />

graphischen Darstellung. (7 Punkte)<br />

2.4.2 Erklären Sie der Geschäftsleitung, wie im Online-Handel ein Vertrag zwischen<br />

zwei Vertragspartnern rechtsgültig abgeschlossen wird. Beschreiben<br />

Sie dabei insbesondere das Vorgehen zur rechtsgültigen Authentifizierung<br />

der Vertragspartner mittels digitaler Signatur. (10 Punkte)<br />

62


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.4.3 Erstellen Sie für Herrn Michalski eine Tischvorlage für die nächste Sitzung<br />

der Geschäftsleitung, aus der hervorgeht, welche rechtlichen Regelungen<br />

beim Verkauf von Waren ins Ausland gelten. Ergänzen Sie diese Tischvorlage<br />

um ihre eigene Stellungnahme, hinsichtlich der Einschätzung der Gefahren<br />

bzw. der Chancen beim Verkauf ins Ausland. (11 Punkte)<br />

2.5 Durch eine hausinterne Mitteilung werden Sie aufgefordert, als Experte für<br />

E-Commerce an der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung teilzunehmen.<br />

Auf dieser Sitzung sollen Sie gegenüber der Geschäftsleitung zu folgenden<br />

Fragestellungen (Originalwortlaut der hausinternen Mitteilung) Stellung<br />

nehmen:<br />

2.5.1 „Welche technische Infrastruktur ist notwendig, um einen Online-Shop in<br />

unsere bestehende Homepage zu integrieren?“ (6 Punkte)<br />

2.5.2 „Auf welche Sicherheitsprobleme müssen wir uns beim Online-Handel einstellen?<br />

Gibt es für diese Fälle Sicherungsmaßnahmen?“ (6 Punkte)<br />

63


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage zu Aufgabe 2.1<br />

Vordruck: Storyboard<br />

Seite: Text:<br />

64<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt<br />

Seite: Text:<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Vordruck: Storyboard<br />

Seite: Text:<br />

65<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt<br />

Seite: Text:<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Vordruck: Storyboard<br />

Seite: Text:<br />

66<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt<br />

Seite: Text:<br />

Grafik/Grafikformat/Bearbeitung<br />

Verzweigungen: Video/Dateiart/Bearbeitung<br />

Funktionen:<br />

Effekte/Animationen:<br />

Übergänge:<br />

Hinweise:<br />

entfällt<br />

Sound/Dateiart/Bearbeitung<br />

entfällt


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />

Voraussetzungen<br />

Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />

Lerngebiet 6 „Multimedia-Anwendungen“ und<br />

Optionalen Lerngebiet 8 „Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft<br />

– E-Commerce“<br />

der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“<br />

behandelt.<br />

Fächerübergreifende Verknüpfungen ergeben sich hier über den Inhaltsbereich<br />

„Produktwerbung“. Folgende Lerngebiete und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />

Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“: Lerngebiet 6 (Lerninhalt: Multimediadesign,<br />

Medienwirkung – Zielgruppenwirkung)<br />

Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“: Lerngebiet<br />

5 (Lerninhalt: Kommunikationspolitik: Produktwerbung, Sales Promotion,<br />

Marketing im Internet und E-Commerce, Entwicklungstendenzen im Marketing).<br />

Ferner ergeben sich auch fächerübergreifende Verknüpfungen über den Inhaltsbereich<br />

„Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb“. Folgende Lerngebiete<br />

und Fächer werden hierbei angesprochen:<br />

Unterrichtsfach „Informationsverarbeitung“: Optionales Lerngebiet 8 (Lerninhalt:<br />

Aktuelle Entwicklungen in der Informationsgesellschaft – E-Commerce)<br />

Unterrichtsfach „Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling“: Lerngebiet<br />

6 (Lerninhalt: Aktuelle Unternehmensstrategien im globalen Wettbewerb;<br />

E-Business)<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 2.1<br />

Die Prüflinge sollen in Form eines Storyboards den Internetauftritt der Designermöbel<br />

GmbH bzgl. der Verlinkungen, ausgewählten Texten und Grafiken ggf.<br />

Effekte und Animationen strukturiert darstellen und begründen. Entscheidend bei<br />

der Lösung der Aufgabe ist dabei der Begründungszusammenhang zwischen ausgewählten<br />

Elementen der Gestaltung und der Unternehmensphilosophie. Das einheitliche<br />

Erscheinungsbild im Sinne von Corporate Identity muss auf allen Seiten<br />

erkennbar sein und entsprechend begründet werden.<br />

Aufgabe 2.2<br />

Die Prüflinge erstellen die Startseite des Internetauftritts. Die Startseite muss dabei<br />

folgende Kriterien erfüllen:<br />

Sinnvolle Benutzerführung<br />

Technisch einwandfreie Ausführung (z. B. Verlinkung, Lesbarkeit, Browsertauglichkeit)<br />

Sachliche Richtigkeit der Darstellung<br />

Grafische Originalität und Werbewirksamkeit<br />

Berücksichtigung von Grundsätzen der Farbauswahl und Typographie<br />

Sinnvolle Anordnung von Text-, Graphik- und Bildelementen.<br />

Die Prüflinge müssen die von ihnen vorgenommene Gestaltung begründen.<br />

Aufgabe 2.3<br />

Die Prüflinge gestalten auf der Basis der vorgegebenen Dateien eine Anfahrtsbeschreibung.<br />

Hierbei können sie die vorgegebenen Grafikdateien auswählen bzw.<br />

67


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

kombinieren. Eine gute bzw. sehr gute Beurteilung der Anfahrtsbeschreibung setzt<br />

eine sinnvolle Bearbeitung der Grafikdateien voraus. Eine rein verbale Beschreibung<br />

der Anfahrt widerspricht den Grundsätzen der Visualisierung und führt zu erheblichem<br />

Punktabzug.<br />

Aufgabe 2.4<br />

Aufgabe 2.4.1<br />

Die Prüflinge stellen mit Hilfe einer Ablaufskizze den Internetkauf grafisch dar. Dabei<br />

sind die folgenden Elemente des Ablaufs in richtiger zeitlicher Reihenfolge zu<br />

verdeutlichen:<br />

Warenpräsentation im Internet<br />

Auswahl per E-Mail (Bestellung vom Kunden) = Angebot<br />

Bestätigung des Verkäufers, z. B. per E-Mail = Annahme<br />

Warenzusendung vom Verkäufer<br />

Bezahlung der Ware vom Kunden (z. B. Überweisung).<br />

Die Prüflinge sollen dabei auch auf Besonderheiten beim Internetkauf eingehen.<br />

Hierbei ist insbesondere herauszustellen, dass die Bestätigungsanzeige als Annahme<br />

des Antrags auch per Fax, per Telefon bzw. durch direkte Warenzusendung<br />

(konkludentes Handeln) erfolgen kann. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die<br />

Warenzusendung und die Bezahlung der Ware je nach interner Verkaufsorganisation<br />

in der umgekehrten Reihenfolge ablaufen kann.<br />

Aufgabe 2.4.2<br />

Die Prüflinge beschreiben den Abschluss eines Kaufvertrages im Internet. Dazu<br />

müssen sie die entsprechenden Rechtsgrundlagen nennen. Ferner erläutern die<br />

Prüflinge, dass auch im Online-Handel eine eindeutige Zuordnung des Dokuments<br />

und des Inhalts auf eine Person mit Hilfe der digitalen Signatur (Signaturgesetz<br />

vom 22. Mai 2001) erreicht werden kann. Bei der Erklärung muss eine Unterscheidung<br />

in eine fortgeschrittene elektronische Signatur und die qualifizierte elektronische<br />

Signatur vorgenommen werden. Bei der Beschreibung der Vorgehensweise<br />

zur Authentifizierung eines Dokuments mittels digitaler Signatur müssen die Begriffe<br />

private key, public key und Hashcode erklärt werden.<br />

Aufgabe 2.4.3<br />

Die Prüflinge stellen die Rechtsgrundlagen, die für den Internetverkauf ins Ausland<br />

gelten, dar. Hierbei sind das Teledienstegesetz (TDG) sowie die Regelungen des Internationalen<br />

Privatrechts (IPR, sog. Kollisionsrecht) zu erwähnen. Weiterhin weisen<br />

die Prüflinge auf die Übereinstimmung beider Rechtsnormen, dass bei Verbraucherverträge<br />

dem Käufer durch keine Regelung der Verbraucherschutz des Staates<br />

entzogen werden kann, in dem er seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, hin.<br />

In der Formulierung ihrer eigenen Meinung stellen die Prüflinge ihre Haltung zum<br />

Internetverkauf ins Ausland dar.<br />

Aufgabe 2.5<br />

Aufgabe 2.5.1<br />

Die Prüflinge erstellen eine kurze Übersicht mit wesentlichen technischen Bestandteilen,<br />

die für die Integration eines Online-Shops in eine bestehende Internetpräsenz<br />

notwendig sind. Hierbei sind u. a. die Shop-Software, die Anbindungsmöglichkeit<br />

(Kompatibilität) der am Verkauf beteiligten Bereiche innerhalb und außerhalb<br />

der eigenen Unternehmung (Supply Chain) sowie die Entscheidung für unterschiedliche<br />

Zahlungsweisen zu nennen.<br />

Aufgabe 2.5.2<br />

Die Prüflinge stellen Sicherheitsprobleme und deren Sicherungsmaßnahmen im<br />

Online-Handel dar. Hierbei müssen von den Prüflingen neben rein technischen Sicherheitsproblemen,<br />

die mit entsprechenden Hardwareausstattungen gelöst werden<br />

können, auch die Sicherheitsprobleme bei der Datenübertragung mit den entsprechenden<br />

Möglichkeiten der Sicherung (z. B. Secure Electronic Transaction TM ,<br />

Secure Socket Layer) genannt werden.<br />

68


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

2.1 3 8 5 16<br />

2.2 6 12 6 24<br />

2.3 6 8 6 20<br />

2.4.1 3 3 1 7<br />

2.4.2 4 4 2 10<br />

2.4.3 2 5 4 11<br />

2.5.1 2 3 1 6<br />

2.5.2 3 2 1 6<br />

Summe 29 45 26 100<br />

69


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabenbeispiel 2: Datenbanken<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung<br />

1. Problemstellung<br />

Die Maschinenfabrik Metallwaren AG, Heintzestr. 12, 30519 Hannover, möchte ihren<br />

Datenbestand nach verschiedenen Kriterien ordnen, analysieren und auswerten.<br />

Ein Projektteam soll die Aufgabe übernehmen und Vorschläge unterbreiten,<br />

wie die Arbeit mit dem Datenbestand vereinfacht und verbessert werden kann.<br />

Sie gehören zu den Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern, die Lösungen zu den einzelnen<br />

Problembereichen entwickeln sollen. Die sinnvollsten Lösungen sollen dann im Betrieb<br />

umgesetzt werden.<br />

Nach der ersten Analyse ergeben sich drei Aufgabenbereiche. Daten über<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen müssen über entsprechende Abfragen<br />

ausgewertet werden. Artikel- und Kundendaten sind nicht vernünftig geordnet<br />

und müssen daher neu strukturiert werden. Außerdem sollen einzelne Ergebnisse,<br />

Berichte usw. in Zukunft von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über eine<br />

Benutzeroberfläche abgerufen werden können.<br />

Die erarbeiteten Lösungen sollen es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen,<br />

bei ähnlichen Aufgabenstellungen die entsprechenden Auswertungen<br />

selbstständig vorzunehmen und benötigte Dokumente selbst zu erstellen.<br />

Hinweise:<br />

Die zur Lösung der Aufgaben benötigten Daten befinden sich auf dem beiliegenden<br />

Datenträger (Datenbank Metallwaren AG).<br />

Die einzelnen Aufgabenbereiche (Aufgabe 2.1 Auswertungen der Mitarbeiterinnen-<br />

und Mitarbeiterdaten, Aufgabe 1.2 Strukturierung der Artikel- und<br />

Kundendaten, Aufgabe 1.3 Auswertungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterdaten)<br />

können vollständig unabhängig voneinander gelöst werden. Daher<br />

ist die Reihenfolge der Lösung der einzelnen Aufgabenbereiche beliebig.<br />

Speichern Sie die Arbeitsergebnisse in regelmäßigen Abständen ab. Damit<br />

kann es nicht zu größeren Datenverlusten kommen.<br />

70


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2. Aufgabenstellung<br />

2.1 Auswertung der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterdaten<br />

Die Daten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Metallwaren AG wurden in der<br />

Tabelle Mitarbeiter erfasst. Der Ausdruck der Tabelle gibt die einzelnen Datensätze<br />

wieder.<br />

Außerdem sind Daten über die einzelnen Krankenkassen in einer anderen Tabelle<br />

gespeichert.<br />

2.1.1 Stellen Sie durch eine Abfrage fest, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in Celle wohnen. Speichern Sie die Abfrage unter dem Namen Celle.<br />

(4 Punkte)<br />

2.1.2 Ermitteln Sie durch eine Abfrage, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in einem Ort wohnen, der mit dem Buchstaben H beginnt. Speichern Sie<br />

die Abfrage unter dem Namen Orte mit H. (4 Punkte)<br />

2.1.3 Geben Sie durch eine Abfrage aus, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

bei der Vereinigten Krankenkasse versichert sind. Geben Sie den Namen<br />

der Krankenkasse und die Arbeitnehmer mit PersonalNr, Name, Vorname<br />

und Ort aus. Stellen Sie zuvor die entsprechenden Beziehungen zwischen<br />

den Tabellen her. Speichern Sie die Abfrage unter dem Namen Vereinigte<br />

Krankenkasse. (6 Punkte)<br />

2.1.4 Ermitteln Sie die Gesamtsumme des Gehalts aller Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />

und speichern Sie das Ergebnis unter dem Namen Gesamtsumme<br />

des Gehalts. (4 Punkte)<br />

2.1.5 Ermitteln Sie die Gesamtsumme des Gehalts aller Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />

in einer Abteilung und speichern Sie das Ergebnis unter<br />

dem Namen Gesamtsumme des Gehalts (Abteilung). (4 Punkte)<br />

71


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.1.6 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Abteilungen Verkauf, Einkauf<br />

und Buchhaltung erhalten eine Gehaltserhöhung um 4 %, die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter<br />

in der Abteilung Lager 5 %. Ermitteln Sie das jeweilige<br />

neue Gehalt durch zwei Abfragen. Das Ergebnis soll in der Tabelle in ein<br />

neues Datenfeld mit dem Namen Neues_Gehalt gespeichert werden. Speichern<br />

Sie die Abfragen unter dem Namen Gehaltserhöhung_Lager und<br />

Gehaltserhöhung_Abteilungen. (6 Punkte)<br />

2.1.7 Berechnen Sie durch eine Abfrage die entsprechenden Krankenkassenbeiträge<br />

(Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) nach dem alten Gehalt! Beachten<br />

Sie die Beitragsbemessungsgrenzen (siehe Anlage). Ergänzen Sie<br />

die entsprechende Tabelle um die benötigten Datenfelder. Speichern Sie<br />

die benötigte Abfrage unter dem Namen Krankenkassenbeitrag1 ab.<br />

Wenn Sie die Aufgabe durch mehrere Abfragen lösen, speichern Sie die<br />

Abfragen unter den Namen Krankenkassenbeitrag1a und<br />

Krankenkassenbeitrag1b ab. (6 Punkte)<br />

2.1.8 Stellen Sie die Beitragssätze der einzelnen Krankenkassen in einem Säulendiagramm<br />

dar. Nutzen Sie dafür die Möglichkeit des Datenaustauschs und<br />

das Tabellenkalkulationsprogramm. Speichern Sie die Tabelle unter dem<br />

Namen Beitragssätze. (4 Punkte)<br />

2.1.9 Teilen Sie durch einen kurzen Serienbrief allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

das neue Gehalt mit. Entwerfen Sie einen entsprechenden Serienbrief<br />

und fügen Sie die benötigten Serienbrieffelder ein. Speichern Sie<br />

den Serienbrief unter dem Namen Mitteilung_Serienbrief1 ab. Erstellen Sie<br />

einen Seriendruck in ein neues Dokument. Speichern Sie diese Datei unter<br />

dem Namen Mitteilung_Serienbrief2. (6 Punkte)<br />

2.2 Strukturierung der Artikel- und Kundendaten<br />

Verschiedene Mitarbeiter des Betriebes bemängeln, dass die Dateneingabe durch<br />

die mehrfache Erfassung desselben Sachverhalts erschwert wird und es dadurch<br />

vermehrt zu Fehlern kommt. Außerdem werden eventuelle Änderungen, wie z. B.<br />

die Änderung einer Firmenbezeichnung, nicht konsequent in allen Datensätzen berichtigt.<br />

Verschiedene ausgedruckte Bildschirmmasken bestätigen diese These:<br />

72


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Die Datenstruktur der zugrunde liegenden Tabelle Artikel sieht folgendermaßen<br />

aus:<br />

2.2.1 Führen Sie eine Normalisierung der Daten durch. Erstellen Sie die Tabellen<br />

mit der entsprechenden Datenstruktur. Dabei ist zu beachten, dass nach<br />

Abschluss der Normalisierung eine M:N-Beziehung zwischen den erstellten<br />

Tabellen aufgebaut werden soll. Bauen Sie die entsprechenden Beziehungen<br />

zwischen den Tabellen in der Datenbank auf. (8 Punkte)<br />

Hinweis:<br />

Die benötigten Daten der abgebildeten Datensätze sind in Tabellen zu übertragen.<br />

Die Angaben zu den Kunden stimmen im ersten Datensatz.<br />

2.2.2 Erklären Sie die erste bis dritte Normalform. Dabei können Sie sich auf die<br />

erstellten Tabellen beziehen. Begründen Sie, weswegen Sie die Tabellen in<br />

der von Ihnen erarbeiteten Form normalisiert haben. Die Erklärungen können<br />

handschriftlich oder mit Hilfe einer Textverarbeitung erfolgen. Speichern<br />

Sie den Text bei Benutzung einer Textverarbeitung unter dem Namen<br />

Erklärungen. (8 Punkte)<br />

2.2.3 Erklären Sie die Begriffe Datenredundanz, Dateninkonsistenz und Datenintegrität.<br />

Verbinden Sie Ihre Erklärungen mit dem konkreten Fall. Speichern<br />

Sie den Text bei Benutzung einer Textverarbeitung in dem Dokument Erklärungen.<br />

(6 Punkte)<br />

2.2.4 Erklären Sie die möglichen Beziehungstypen in einer relationalen Datenbank.<br />

Geben Sie an, welche Möglichkeiten sich durch die jeweiligen Beziehungen<br />

ergeben. Verbinden Sie Ihre Erklärungen mit dem konkreten Beispiel<br />

und begründen Sie, weswegen Sie die Beziehungen in der von Ihnen<br />

vorgenommen Form erstellt haben. Speichern Sie den Text bei Benutzung<br />

einer Textverarbeitung in dem Dokument Erklärungen. (6 Punkte)<br />

2.3 Auswertungen der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterdaten<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Metallwaren AG geben benötigte<br />

Daten bisher direkt in die einzelnen Tabellen ein. Eine gute Datenbank<br />

wird jedoch über eine Benutzeroberfläche gesteuert. Die Daten sollen in<br />

Zukunft über Formulare, die über eine Benutzeroberfläche aufgerufen<br />

werden, eingegeben werden. Auswertungen, wie beispielsweise Abfragen,<br />

sollen ebenfalls von der Benutzeroberfläche gestartet werden. Die einzelnen<br />

Tabellen sollen über die Benutzeroberfläche nicht aufgerufen, jedoch<br />

die Daten in Form von Berichten ausgegeben werden.<br />

Sie werden beauftragt, eine erste einfache Benutzeroberfläche mit den<br />

entsprechenden Schaltflächen zu entwerfen. Über Makros sollen Formulare,<br />

Abfragen und Berichte aufgerufen werden.<br />

73


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.1 Erstellen Sie die benötigten Formulare für die Dateneingabe, eine Parameterabfrage<br />

für die Ausgabe von Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern und einen<br />

Bericht, der eine Mitarbeiterinnen-/Mitarbeiterliste ausgibt.(10 Punkte)<br />

2.3.2 Erarbeiten Sie das vorstehend abgebildete Formular. Über Makros und<br />

Schaltflächen sollen die entsprechen Formulare usw. aufgerufen werden.<br />

(12 Punkte)<br />

2.3.3 Erstellen Sie ein Makro, welches automatisch alle Mitarbeiterinnen/<br />

Mitarbeiter in Form eines Berichts ausgibt, die vor dem Jahr 1977 geboren<br />

sind und weniger als 2000,00 verdienen. Beschreiben Sie kurz Ihre Vorgehensweise.<br />

Bei Benutzung einer Textverarbeitung schreiben Sie den Text<br />

bitte in die Datei Erklärungen. (6 Punkte)<br />

Anlage zu Aufgabe 2.1.7<br />

Beitragsbemessungsgrenzen 2002<br />

Wert lt. Bundesministerium für Arbeit<br />

Beitragsbemessungsgrenzen<br />

Krankenversicherung jährlich<br />

alte Bundesländer<br />

40.500<br />

74<br />

monatlich 3.375<br />

Renten- und Arbeitslosenversicherung jährlich 54.000<br />

monatlich 4.500<br />

Geringverdienergrenze monatlich 325<br />

Beitragssätze<br />

Rentenversicherung 19,1 %<br />

Arbeitslosenversicherung 6,5 %<br />

Pflegeversicherung 1,7 %<br />

Krankenversicherung durchschn.<br />

http://www.concept96.de/lexikon/beitragsbemessungsgrenzen.htm<br />

13,5 %


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />

Voraussetzungen<br />

Die über den Aufgabenvorschlag angesprochenen Inhaltsbereiche werden im<br />

Lerngebiet 5: „Datenbanken I – Betriebliche Praxis“<br />

Lerngebiet 9 (optional): „Datenbanken II – Programmierung“<br />

der gültigen Rahmenrichtlinien für das Unterrichtsfach "Informationsverarbeitung"<br />

behandelt.<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 2.1<br />

Aufgabe 2.1.1<br />

Die Prüflinge selektieren in einer Tabelle Daten nach vorgegebenen Kriterien<br />

unter Anwendung einer Auswahlabfrage.<br />

Aufgabe 2.1.2<br />

Die Prüflinge selektieren in einer Tabelle Daten mit Hilfe einer Auswahlabfrage<br />

unter Verwendung von Platzhaltern.<br />

Aufgabe 2.1.3<br />

Die Prüflinge erstellen eine 1:N-Beziehung zwischen zwei Tabellen. Sie selektieren<br />

außerdem durch eine Auswahlabfrage Daten aus verschiedenen Tabellen.<br />

Aufgabe 2.1.4<br />

Die Prüflinge nehmen durch eine Abfrage unter Verwendung der Summenfunktion<br />

Berechnungen von Gesamtsummen vor.<br />

Aufgabe 2.1.5<br />

Die Prüflinge berechnen durch eine Abfrage unter Verwendung einer Gruppierung<br />

und der Summenfunktion Teilsummen.<br />

Aufgabe 2.1.6<br />

Die Prüflinge verändern die Struktur einer Tabelle, in dem sie in einer Tabelle<br />

ein neues Datenfeld anlegen. Sie führen mit Hilfe von Aktualisierungsabfragen<br />

unter Nutzung von Kriterien Berechnungen durch und erkennen, dass das Ergebnis<br />

der Aktualisierungsabfragen in einer Tabelle gespeichert wird.<br />

Aufgabe 2.1.7<br />

Die Prüflinge entwickeln eine Methode, um Alternativrechnungen mit oder ohne<br />

Nutzung einer vom Programm zur Verfügung gestellten Funktion durchzuführen.<br />

Sie nehmen mit Hilfe einer oder mehrerer Aktualisierungsabfragen die<br />

entsprechenden Berechnungen vor.<br />

Aufgabe 2.1.8<br />

Die Prüflinge übertragen Daten in eine Tabellenkalkulation und werten sie danach<br />

grafisch aus.<br />

Aufgabe 2.1.9<br />

Die Prüflinge nutzen Daten aus einer Datenbank zur Erstellung von Serienbriefen<br />

mit einer Textverarbeitung. Sie fügen die Datenfelder entsprechend den Erfordernissen<br />

in das Textverarbeitungsdokument ein.<br />

Aufgabe 2.2<br />

Aufgabe 2.2.1<br />

Die Prüflinge erstellen aus der unnormalisierten Tabelle Artikel drei normalisierte<br />

Tabellen und bauen zwischen diesen Tabellen Beziehungen auf. Sie entwickeln<br />

eine Datenstruktur, die die mehrfache Erfassung von Daten ausschließt<br />

und damit Datenredundanzen und Dateninkonsistenzen vermeidet.<br />

75


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2.2.2<br />

Die Prüflinge erklären die einzelnen Schritte der Normalisierung theoretisch<br />

und begründen, weswegen Sie die Normalisierung der Tabelle in der von Ihnen<br />

gewählten Weise vorgenommen haben.<br />

Aufgabe 2.2.3<br />

Die Prüflinge erklären die Begriffe Datenredundanzen, Dateninkonsistenzen<br />

und Datenintegrität. Sie erläutern anhand eines konkreten Falls, wie Datenredundanzen<br />

und Dateninkonsistenzen vermieden werden und die Datenintegrität<br />

gewährleistet wird.<br />

Aufgabe 2.2.4<br />

Die Prüflinge erklären die einzelnen Beziehungstypen (1:1-Beziehung, 1:N-<br />

Beziehung, M:N-Beziehung). Außerdem erläutern sie die sich aus dem Beziehungen<br />

ergebenen Möglichkeiten der Auswertung von Daten aus verschiedenen<br />

Tabellen (z. B. über Abfragen, über Formulare mit Unterformularen oder<br />

über Berichte). Sie stellen den Sachverhalt anhand des konkreten Beispiels dar.<br />

Aufgabe 2.3<br />

Aufgabe 2.3.1<br />

Die Prüflinge erstellen Formulare für die Dateneingabe, eine Abfrage zur Ausgabe<br />

der Daten einer bestimmten Mitarbeiterin oder eines bestimmten Mitarbeiters<br />

und verschiedene Berichte mit und ohne Hilfe von entsprechenden Assistenten.<br />

Aufgabe 2.3.2<br />

Die Prüflinge erstellen einfache Makros. Sie entwerfen außerdem Formulare in<br />

der Entwurfsansicht und Schaltflächen, die in die Formulare einfügt werden.<br />

Sie rufen über einfache Makros ohne Verzweigungen Abfragen, Berichte usw.<br />

über das erstellte Formular auf.<br />

Aufgabe 2.3.3<br />

Die Prüflinge planen mehrere Arbeitsschritte (Erstellung einer entsprechenden<br />

Abfrage, Erstellen eines entsprechenden Berichts, Aufrufen der Abfrage über<br />

ein Makro) und geben das Ergebnis über ein zu erstellendes Makro aus.<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

2.1.1 4 -- -- 4<br />

2.1.2 4 -- -- 4<br />

2.1.3 2 4 -- 6<br />

2.1.4 6 -- -- 6<br />

2.1.5 4 -- -- 4<br />

2.1.6 -- 6 -- 6<br />

2.1.7 -- 6 -- 6<br />

2.1.8 -- 4 -- 4<br />

2.1.9 -- 6 -- 6<br />

2.2.1 -- -- 8 8<br />

2.2.2 -- -- 8 8<br />

2.2.3 -- 6 -- 6<br />

2.3.4 -- 6 -- 6<br />

2.3.1 8 -- -- 8<br />

2.3.2 -- 8 4 12<br />

2.3.3 -- -- 6 6<br />

Summe 28 46 26 100<br />

76


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.2.3 Mündliche Prüfung<br />

Die Gestaltung einer mündlichen Abiturprüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />

über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im<br />

Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />

geregelt.<br />

2.2.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />

Prüfungszeit<br />

In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />

Inhalte des Faches Informationsverarbeitung sowie fächerübergreifende Kompetenzen<br />

zeigen können.<br />

Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene prüfungsmethodische<br />

Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />

Freier Vortrag<br />

Zwiegespräch, Diskussion<br />

Pro–Kontra–Darstellung.<br />

Dem Prüfling bzw. den Prüflingen sollte während der Vorbereitungszeit ein Computer<br />

und während der Prüfung ein Computer mit Beamer zur Verfügung stehen,<br />

um die Lösung der Aufgabenstellung veranschaulichen zu können.<br />

Aufgabenstellung und Prüfungsgestaltung müssen den besonderen Zielen und Bedingungen<br />

einer mündlichen Prüfung gerecht werden.<br />

Als Ausgangspunkt für die mündliche Prüfung dient eine gegliederte Aufgabe, die<br />

zu Beginn der Vorbereitungszeit schriftlich vorgelegt wird. Das erforderliche Arbeitsmaterial<br />

in Form von Dateien u. Ä. kann auf einem Computer zur Verfügung<br />

gestellt werden. Die Aufgabe soll so gestellt werden, dass bei der Lösung alle drei<br />

Anforderungsbereiche erfasst werden können. Sie soll verschiedenartige Kompetenzen<br />

(siehe oben) ansprechen und sich nicht ausschließlich auf Lerngebiete eines<br />

Kurshalbjahres beschränken.<br />

Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorausgegangenen Unterrichts sowie in<br />

der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />

der mündlichen Prüfung sein.<br />

Den Prüflingen muss anhand von Aufgabengewichtungen eine Orientierung für die<br />

Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />

Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note erreichbar<br />

ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />

Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgesprächs<br />

ergeben.<br />

Nach der vom Prüfling bzw. von den Prüflingen selbst gestalteten Prüfungsphase<br />

ist ein Anknüpfen bzw. eine Vertiefung der Ausgangsaufgabenstellung sinnvoll.<br />

Dabei ist die Fähigkeit nachzuweisen, das vorhandene Wissen in einem Fachgespräch<br />

darzustellen und die eigene Meinung sachgerecht und sprachlich angemessen<br />

zu vertreten.<br />

Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Sollte die<br />

Prüfungsaufgabe nur mithilfe eines Computers gelöst werden können, ist die Vorbereitungszeit<br />

für die mündliche Prüfung auf eine Dauer von bis zu 60 Minuten zu<br />

verlängern.<br />

Die mündliche Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern. Bei<br />

Gruppenprüfungen ist die Prüfungszeit in angemessenem Umfang zu verlängern.<br />

77


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.2.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />

mündlichen Prüfung<br />

Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sollen neben den beschriebenen<br />

Kompetenzen (vgl. Kap. 2.2.1) vor allem folgende Kriterien berücksichtigt werden:<br />

sachliche Richtigkeit und Umfang des beim Vortrag o. Ä. und beim anschließenden<br />

Prüfungsgespräch geforderten Fachwissens; dabei sind die Komplexität<br />

der Inhalte und der Grad an Selbstständigkeit der Prüfungsleistung zu beachten<br />

Beherrschung der für die Lösung der gestellten Problemstellung zur Verfügung<br />

gestellten Medien (Computer, Beamer, Software)<br />

Fähigkeit, einen Sachverhalt sprachlich verständlich darzulegen, über ihn in logischem<br />

Zusammenhang zu referieren und das Wesentliche herauszustellen<br />

Fähigkeit, beim Prüfungsgespräch sachgerecht zu argumentieren, auf Fragen<br />

und Einwände einzugehen und gegebene Hilfen aufzugreifen.<br />

Inhalte des Lerngebietes „Fächerübergreifendes Lernen“ sind im Rahmen der<br />

mündlichen Prüfungen anzuwenden. Dabei soll bei der Gewichtung von Fach- und<br />

Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70 Prozent zu 30 Prozent zugrunde gelegt<br />

werden.<br />

Es wird empfohlen, zur Einschätzung der mündlichen Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />

mit entsprechenden Beurteilungskriterien zu verwenden.<br />

Beispiele hierfür sind in den Kapiteln 2.1.2.2 und 2.3.2.2 im Rahmen der fachspezifischen<br />

Ausführungen zu den Unterrichtsfächern Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling<br />

und Volkswirtschaft dargestellt.<br />

78


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.2.3.3 Aufgabenbeispiele für die mündliche Prüfung<br />

1. Beispiel: Thema „E-Commerce“<br />

A. Problemstellung<br />

Als Experte für den Bereich E-Commerce in der Designermöbel GmbH erhalten Sie<br />

von der Geschäftsleitung folgende hausinterne Mitteilung:<br />

Hausinterne Mitteilung<br />

Auf der letzten Sitzung der Geschäftsleitung wurde entschieden, dass wir in naher<br />

Zukunft unsere bereits bestehende Internetpräsenz um einen Online-Shop<br />

erweitern wollen.<br />

Wir bitten Sie, uns während der nächsten Sitzung der Geschäftsleitung über die<br />

möglichen Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten des Online-Shops zu informieren.<br />

Keil<br />

Geschäftsleitung<br />

B. Aufgabenstellung<br />

Zur Vorbereitung der nächsten Sitzung der Geschäftleitung entschließen Sie sich,<br />

mögliche Inhalte und Gestaltungsmöglichkeiten anhand der vorhandenen Shop-<br />

Software zu veranschaulichen. Sie setzen dabei die folgenden drei Schwerpunkte:<br />

1. Inhaltliche Komponenten des Online-Shops<br />

Inhalt der Startseite des Online-Shops<br />

Herstellung des Kundenkontakts im Online-Shop<br />

Angebotene Produkte im Online-Shop<br />

Zahlungsmöglichkeiten im Online-Shop (40 Punkte)<br />

2. Gestaltungsmöglichkeiten des Online-Shops (20 Punkte)<br />

3. Chancen und Risiken der Einbindung des Online-Shops<br />

in das hausinterne EDV-System. (10 Punkte)<br />

Demonstrieren Sie anhand der Shop-Software grundsätzliche Überlegungen zu<br />

den unter 1. bis 3. genannten Punkten der Aufgabenstellung, die bei der Einrichtung<br />

eines Online-Shops beachtet werden müssen. Stellen Sie auch begründete<br />

Vorschläge zur Einrichtung eines Online-Shops für die Designer-Möbel GmbH dar.<br />

Arbeitsmaterial auf dem Computer: Internetpräsenz der Designermöbel<br />

GmbH<br />

Shop-Software<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

79


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2. Beispiel: Thema „Datenbanken“<br />

A. Problemstellung<br />

Als Mitarbeiter in der Abteilung Datenverarbeitung in der Metallwaren AG erhalten<br />

Sie von der Geschäftsleitung folgende Mitteilung:<br />

Mitteilung<br />

Die bisherige Erfassung der Leistungen unserer Außendienstmitarbeiter ist unbefriedigend,<br />

die dafür zuständige Abteilung beklagt sich über einen zu hohen Erfassungsaufwand.<br />

Teilweise sind die Daten fehlerhaft.<br />

Wir bitten Sie um Überprüfung der bisherigen Lösung und erwarten Ihren Verbesserungsvorschlag.<br />

Kaiser<br />

Geschäftsleitung<br />

Sie stellen fest, dass die Daten der Vertreter bisher in einer Tabelle mit folgenden<br />

Datenfeldern und Datenfeldtypen erfasst worden sind:<br />

Es bietet sich an, Tabellen nach sachlogischen Kriterien aufzubauen und benötigte<br />

Beziehungen (auch über Schlüssel) herzustellen. Außerdem sollten die<br />

Datenfeldtypen kritisch überprüft werden.<br />

B. Aufgabenstellung<br />

Entwickeln Sie einen begründeten Verbesserungsvorschlag, den Sie der Geschäftsleitung<br />

in seinen Grundzügen über PC und Beamer präsentieren!<br />

1. Erstellen Sie mithilfe eines Datenbankprogramms die Struktur der erforderlichen<br />

Tabellen. Stellen Sie die benötigten Beziehungen her! Stellen Sie dabei<br />

die Vorzüge Ihres Modells gegenüber dem ursprünglichen Datenmodell dar.<br />

(30 Punkte)<br />

2. In Tabellen werden Primärschlüssel und Fremdschlüssel benutzt. Erklären Sie<br />

die Bedeutung der einzelnen Schlüssel und begründen Sie, warum Sie bestimmte<br />

Schlüssel in den von Ihnen erstellten Tabellen benutzt haben. Gehen<br />

Sie außerdem kurz auf einzelne Unterarten von Schlüsseln ein.<br />

(15 Punkte)<br />

3. Erläutern Sie Möglichkeiten, die Dateneingabe zu erleichtern, sie komfortabler<br />

zu gestalten und unlogische Eingaben zu vermeiden. Demonstrieren Sie diese<br />

Möglichkeiten an je einem Beispiel. (10 Punkte)<br />

80


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

4. 4.Erläutern Sie den Begriff “Referentielle Integrität”. Stellen Sie den Aufbau,<br />

die Wirkungen und eventuellen Gefahren dar. Veranschaulichen Sie, indem<br />

Sie geeignete Datensätze löschen bzw. ergänzen. (15 Punkte)<br />

Arbeitsmaterial auf dem Computer: Datenbankprogramm, Tabelle „Vertreter_alt“<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

81


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3 Unterrichtsfach: Volkswirtschaft 7<br />

2.3.1 Kompetenzen<br />

Für das Bearbeiten der Abituraufgaben sind im Wesentlichen folgende Kompetenzen<br />

erforderlich, wobei in der einzelnen Abiturprüfung nicht alle hier aufgeführten<br />

Kompetenzen nachzuweisen sind.<br />

Wirtschaft wird als existenzieller Bereich gesellschaftlichen Lebens in seiner<br />

Notwendigkeit, seinen Verknüpfungen mit anderen Bereichen (z. B. Umwelt)<br />

und in seiner Gestaltungsfähigkeit analysiert.<br />

Die Fähigkeit zu systematischer Betrachtungsweise wirtschaftlicher Zusammenhänge<br />

in modellhaften Darstellungen sowie Ansätzen ökonomischer Theoriebildungen<br />

wird unter Beweis gestellt.<br />

Die ökonomische Realität wird nicht monokausal, sondern prozesshaft, vernetzt,<br />

funktional wandelbar, Ideologien ausgesetzt und interessenbestimmt<br />

begriffen.<br />

Vorhandenes ökonomisches Wissen wird unter der Zielsetzung einer umfassenden<br />

Handlungskompetenz sowie einer Generalisierungs- und Transferkompetenz<br />

angewandt.<br />

Das Denken in Zusammenhängen, schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeit,<br />

zielorientiertes Planen, Bewertungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />

kommen zur Anwendung.<br />

Methoden werden plan- und zielgerichtet eingesetzt.<br />

Die Analyse von Informationen einschließlich Dokumentation und Präsentation<br />

sind nachzuweisen.<br />

2.3.2 Schriftliche Prüfung<br />

2.3.2.1 Grundsätze der Aufgabenerstellung<br />

Die Anzahl der Aufgabenvorschläge, die für die Prüfungsgruppe einzureichen sind,<br />

ist in der Verordnung über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium,<br />

in Abendgymnasium und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden<br />

Fassung geregelt.<br />

Jeder Aufgabenvorschlag umfasst mindestens zwei Lerngebiete der Niedersächsischen<br />

Rahmenrichtlinien und darf sich nicht nur auf ein Schulhalbjahr<br />

beziehen. Die pro Prüfungsgruppe einzureichenden Vorschläge müssen in ihrer<br />

Gesamtheit mindestens drei Lerngebiete der Rahmenrichtlinien berücksichtigen.<br />

Die Aufgabenstellungen sind so zu gestalten, dass sie aufeinander aufbauen<br />

und Zwischenergebnisse ermöglichen. Geeignete Vorgaben in der Aufgabenstellung<br />

vermeiden das Problem durchgängiger Folgefehler. Die einzelnen Teilaufgaben<br />

sind so zu formulieren, dass sie weitgehend unabhängig voneinander<br />

bearbeitet werden können und den Lösungsweg nicht vorzeichnen.<br />

Die Aufgabenstellung besteht aus einem in sich geschlossenen komplexen<br />

Thema, das in Teilaufgaben zu gliedern ist. Der Aufgabenvorschlag ist materialbezogen<br />

zu konzipieren. Die Materialien müssen eine deutlich erkennbare<br />

Funktion für die Bearbeitung der entsprechenden Aufgabenstellung haben.<br />

Die Prüfungsgegenstände orientieren sich an den Kompetenzen und Lerninhalten<br />

der Rahmenrichtlinien. In den Aufgaben ist theoretisches Grundlagenwis-<br />

7 Für das Unterrichtsfach Volkswirtschaft gelten auch die fächerübergreifenden Ausführungen im<br />

Kapitel 1.<br />

82


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

sen mit konkreten, aktuellen Sachverhalten bzw. Problemstellungen zu verknüpfen.<br />

Ein Praxis- und Realitätsbezug muss auf jeden Fall gegeben sein.<br />

Bei den Aufgabenstellungen sind Bezüge zu mehreren verschiedenen thematischen<br />

Dimensionen herzustellen (z. B. gesellschaftliche, ökologische, soziale,<br />

technische, rechtliche Bezüge).<br />

Mit der Bearbeitung der Aufgabenstellungen sind insbesondere folgende Qualifikationen<br />

nachzuweisen:<br />

- Analysefähigkeit,<br />

- vernetztes Denken in komplexen Zusammenhängen,<br />

- Argumentationsfähigkeit sowie<br />

- ökonomische Urteilsfähigkeit.<br />

Die Prüflinge sollen zudem in der Lage sein, fächerübergreifende und fachspezifische<br />

Methoden für die Lösung ökonomischer Frage- und Problemstellungen<br />

anzuwenden. In den Aufgabenvorschlägen ist deshalb immer sicherzustellen,<br />

dass die Schülerinnen und Schüler auch methodische Kompetenzen nachweisen<br />

müssen.<br />

Der PC kann als Hilfsmittel zur Bearbeitung der Aufgabenstellung vorgesehen<br />

werden.<br />

83


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.2.2 Aufgabenbeispiele für die schriftliche Prüfung<br />

In den nachfolgenden beiden Prüfungsvorschlägen wird die Umsetzung der vorangestellten<br />

Anforderungen beispielhaft dargestellt. Dabei wird nicht der Anspruch<br />

erhoben, das Spektrum der möglichen Inhalte und Methoden des Faches Volkswirtschaft<br />

erschöpfend darzustellen.<br />

Die Beispiele sind nicht als verbindliche Muster, sondern als Anregungen für eigene<br />

Aufgabenkonstruktionen zu verstehen. Sie beschreiben jedoch exemplarisch das<br />

erwartete Anspruchsniveau, für das sie einen Orientierungsrahmen darstellen.<br />

Die Darstellung der erwarteten Leistungen und der Bezug der Aufgabenteile zu<br />

den drei Anforderungsbereichen sind vor dem Hintergrund bestimmter unterrichtlicher<br />

Voraussetzungen vorgenommen worden. Bei anderen Voraussetzungen<br />

können sich andere Einstufungen ergeben.<br />

Jedes Aufgabenbeispiel ist in folgender Weise gegliedert:<br />

A. Problem- und Aufgabenstellung (mit Materialvorlagen und Quellenangaben)<br />

B. Schwerpunkt des Aufgabenvorschlages und unterrichtliche Voraussetzungen<br />

C. Erwartungshorizont<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Aufgabenbeispiel 1:<br />

Analyse der Geldpolitik der EZB im Jahre 2001/Ausblick auf<br />

das Jahr 2002<br />

Aufgabenstellung<br />

Aufgabe 1<br />

1.1 Nennen Sie wichtige historische Etappen bzw. Meilensteine in der Entwicklung<br />

des Handels und der Globalisierung der Märkte seit dem Ende des II.<br />

Weltkrieges bis heute! (10 Punkte)<br />

1.2 Zeigen Sie zentrale Merkmale der Globalisierung anhand der Materialien in<br />

der Anlage 1 auf! (10 Punkte)<br />

1.3 (s. 1.3.1 – 1.3.2) (15 Punkte)<br />

1.3.1 Strukturieren Sie die von Ihnen in 1.2 genannten sowie weitere relevante<br />

(auch nicht-ökonomische) Aspekte der Globalisierung in Form eines Mind-<br />

Map! Gliedern Sie Ihr Mind-Map bitte nur bis zur 2. Ebene!<br />

1.3.2 In Aufgabe 1.3.1 sollen Sie ein Mind-Map erstellen.<br />

Reflektieren Sie die Eignung dieser Arbeitstechnik zur Darstellung volkswirtschaftlicher<br />

Wirkungszusammenhänge!<br />

Aufgabe 2<br />

2.1 Geben Sie anhand des Spiegel-Artikels (vgl. Anlage 2) wichtige Kritikpunkte<br />

am Prozess der Globalisierung wieder! (10 Punkte)<br />

2.2 Viele Befürworter des Globalisierungsprozesses orientieren sich an der ordnungspolitischen<br />

Konzeption des Neo-Liberalismus.<br />

Erläutern Sie wesentliche Argumentationslinien dieses Konzepts!<br />

(10 Punkte)<br />

Aufgabe 3<br />

Ein Vorschlag zur Regulierung der Finanzmärkte stellt die nach dem amerikanischen<br />

Nobelpreisträger genannte „Tobin-Steuer“ dar. Lesen Sie hierzu die<br />

Anlage 3.<br />

84


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1.1 Erläutern Sie auf der Grundlage der Anlage 3 den ursprünglichen Vorschlag<br />

Tobins einer Devisenumsatzsteuer!<br />

Prüfen Sie, inwiefern eine derartige Steuer marktkonform ist!<br />

(15 Punkte)<br />

1.2 Der Vorschlag Tobins zur Besteuerung von Devisentransaktionen wird heute<br />

– vor dem Hintergrund der Diskussion über die Gestaltung des Globalisierungsprozesses<br />

– verstärkt unter dem Aspekt der Verwendung der Steuereinnahmen<br />

erörtert.<br />

Stellen Sie alternative Verwendungsmöglichkeiten einer solchen Devisenumsatzsteuer<br />

aus Sicht verschiedener Interessengruppen/Akteure gegenüber!<br />

(10 Punkte)<br />

1.3 Erörtern Sie das Für und Wider der Einführung der „Tobin-Steuer“ und nehmen<br />

Sie abschließend zur Einführung einer solchen Transaktionssteuer<br />

Stellung! (15 Punkte)<br />

Aufgabe 4<br />

Der Globalisierungsprozess hat u. a. Auswirkungen auf unterschiedliche gesellschaftliche<br />

Bereiche (vgl. hierzu die Anlagen 4 und 5!).<br />

4.1 Arbeiten Sie die Hauptthese aus der Anlage 5 heraus, und setzen Sie diese<br />

in Beziehung zu der Aussage der Karikatur. (10 Punkte)<br />

4.2 Nehmen Sie begründet zu der Hauptthese der Anlage 4 Stellung!<br />

(10 Punkte)<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />

Voraussetzungen<br />

Den Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags bilden die Lern- und Handlungsziele<br />

des 13. Jahrgangs, insbesondere die des Lerngebietes „Einfluss der Globalisierung<br />

auf Märkte und nationale Wirtschaftspolitik“.<br />

Der Aufgabenvorschlag bezieht sich auf folgende Lerngebiete:<br />

Lerngebiet 3: „Arbeitsmarkt – Strukturen und Entwicklung“<br />

Lerngebiet 5: „Finanzpolitik“<br />

Lerngebiet 10: „Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Währungspolitik“<br />

Lerngebiet 11: „Einfluss der Globalisierung auf Märkte und nationale Wirtschaftspolitik“<br />

Folgende Inhalte werden vorausgesetzt:<br />

Kenntnis über den Begriff Globalisierung sowie Ursachen und Erscheinungsformen<br />

des Globalisierungsprozesses<br />

Grundkenntnis über die geschichtliche Entwicklung der internationalen<br />

Arbeitsteilung seit dem II. Weltkrieg bis heute<br />

Fähigkeit, die Rolle, Bedeutung und Politik der internationalen Organisationen/Akteure<br />

zu beurteilen<br />

Fähigkeit, die Positionen und Argumentationslinien der Globalisierungskritiker<br />

zu beurteilen<br />

Kenntnis über Grundkonzeptionen der (internationalen) Wirtschaftspolitik<br />

Fähigkeit, Ziele und Instrumente der Wirtschaftspolitik, insbesondere fiskalischer<br />

Maßnahmen im Rahmen der Globalisierungsdiskussion zu beurteilen<br />

Fähigkeit, Entwicklungstendenzen des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung<br />

diverser nationaler und globaler Einflussfaktoren begründet aufzuzeigen<br />

Folgende Methoden und Arbeitstechniken werden vorausgesetzt:<br />

Fertigkeit, Mind-Maps regelgerecht zu erstellen<br />

Fertigkeit, aus Textvorlagen die wichtigsten Aussagen mit eigenen Worten<br />

wiederzugeben<br />

85


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Fähigkeit und Fertigkeit, Wirkungszusammenhänge zwischen verschiedenen<br />

Parametern in einem Vernetzungsdiagramm abzubilden und zu erläutern<br />

Fertigkeit, Karikaturen zu analysieren und zu interpretieren<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 1<br />

Aufgabe 1.1<br />

Es sollen Hauptentwicklungslinien der Entwicklung dargestellt werden:<br />

Das System von Bretton Woods, Gründung nach dem zweiten Weltkrieg, System<br />

gebundener Wechselkurse, Leitwährung, Ende in der ersten Hälfte der<br />

70er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

Das GATT als Instrument zunehmender Liberalisierung des Welthandels, Uruguay-Runde,<br />

Ablösung durch WTO<br />

weltweite Dominanz des marktwirtschaftlichen Systems, Ende des „Sozialismus“,<br />

Mauerfall<br />

Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft (EWG, EG, EU-Binnenmarkt, Euro)<br />

Aufgabe 1.2<br />

Aus den Materialien sollen Trends erarbeitet werden, wie<br />

wachsende Bedeutung des internationalen Warenhandels<br />

relativ geringe Beteilung der „Entwicklungsländer“ und der osteuropäischen<br />

Reformländer am Welthandel<br />

Lösung des Kapitalverkehrs von realwirtschaftlichen Vorgängen (Bedeutung<br />

der Finanzmärkte)<br />

Beschleunigung, Auflösung von Zeit-Raumbeziehungen<br />

Zunahme der Fusionen<br />

hohe Beweglichkeit des Kapitals (Direktinvestitionen)<br />

Unternehmen als „internationale Netzwerke“, Synergieeffekte, Strategie des<br />

Shareholder-Value<br />

Aufgabe 1.3.1<br />

Muster für ein mögliches Mind-Map<br />

Internationale Arbeitsteilung<br />

Weltbinnenmarkt<br />

Mobilität des Kapitals<br />

Sinkende Transportkosten<br />

Kurze Produktzyklen<br />

Megafusionen<br />

Direktinvestitionen<br />

Transnationale Konzerne: Weltweite Vernetzung<br />

Weltweites Angebot<br />

Migration<br />

Erhöhte Qualifikationsanforderungen<br />

Mobilität - Green Card<br />

Standortkonkurrenz<br />

Globale Umweltprobleme<br />

Ressourcenknappheiten<br />

Klimawandel<br />

86<br />

Unternehmen<br />

Arbeit<br />

Umwelt<br />

Globalisierung<br />

Kommunikation<br />

Gesellschaft<br />

Inform.technologische Vernetzung<br />

Internet<br />

Logisitik<br />

Souveränitätsverlust des Nationalstaates<br />

Annäherung des Lebensstandards<br />

Verlust räumlicher/zeitlicher Distanz<br />

Demographische Probleme<br />

Wissensgesellschaft<br />

Verunsicherung<br />

Wertewandel<br />

Aufgabe 1.3.2<br />

Eignung des Mind-Mapping zur Darstellung von Strukturen, Gliederungen<br />

Wirkungszusammenhänge lassen sich z. B. im Vernetzungsdiagramm besser<br />

darstellen<br />

Mischformen sind denkbar, wie ein Mind-Map, dessen (Haupt)äste durch Linien<br />

verbunden sind


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 2<br />

Aufgabe 2.1<br />

Kritik an internationalen (Finanz)-Institutionen wie IWF, Weltbank, WTO und<br />

G 7/8<br />

Undemokratische Entscheidungen ohne Mitwirkung der Dritte-Welt-Länder<br />

Diktat des Kapitals, der transnationalen Konzerne und der USA (z. B. Veto im<br />

IWF aufgrund der Stimmenanteile)<br />

Auflagenpolitik des IWF und der Weltbank mit unsozialen Folgen für die Bevölkerung<br />

und zugunsten von transnationalen Konzernen<br />

Fehlende internationale soziale und arbeitsrechtliche Standards<br />

Ausbeutung von z. B. Kindern in Fabriken der Dritte-Welt-Staaten<br />

Globalisierungsverlierer sind die ärmeren Bevölkerungsschichten<br />

Rolle der transnationalen Konzerne<br />

Drohung mit Standortverlagerungen<br />

Ausnutzen von Steuerschlupflöchern<br />

Fehlende internationale gewerkschaftliche Gegenmacht<br />

Ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung zwischen reichen und ärmeren<br />

Ländern mit wachsender Tendenz; unfaire Verteilung der Wohlstandsgewinne<br />

Aufgabe 2.2<br />

Grundlegende Elemente des Neo-Liberalismus sollen dargestellt werden, wie<br />

Prinzipien/Ideen des Liberalismus<br />

Vertrauen auf den Marktmechanismus, freie Allokation durch ungehinderte<br />

Marktkräfte<br />

Prinzip des Freihandels, Freiheit des ungehinderten Waren-, Dienstleistungs-<br />

und Kapitalverkehrs, Marktöffnung<br />

Entfaltung der Marktkräfte durch weitere Liberalisierung und Deregulierung<br />

der Märkte (z. B. Abbau von tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen,<br />

Arbeitsmarkt usw.)<br />

Umbau der sozialen Sicherungssysteme zu stärkerer Eigenverantwortung und<br />

Selbstvorsorge, Rückführung des Sozialstaats auf eine Grundsicherung<br />

Freie Wechselkurse<br />

Internationale Wettbewerbskontrolle<br />

Aufgabe 3<br />

Aufgabe 3.1<br />

Die ursprüngliche Intention Tobins soll erläutert werden:<br />

Besteuerung von Devisentransaktionen<br />

Eindämmung der kurzfristigen spekulativen Geldanlage ohne güterwirtschaftliche<br />

Grundlage<br />

Stabilisierung der Finanzmärkte, Milderung der Kursschwankungen<br />

Eine Devisenumsatzsteuer entspricht eher den Kriterien der Marktkonformität als<br />

Eingriffe durch gesetzliche Ver- und Gebote oder Zwangsmaßnahmen wie Devisenbewirtschaftung<br />

u. Ä. Der Marktmechanismus wird nicht aufgehoben, aber in<br />

wirtschaftspolitisch erwünschter Weise korrigiert. Als Keynesianer ist Tobin kein<br />

Gegner des marktwirtschaftlichen Systems.<br />

Aufgabe 3.2<br />

Denkbare Varianten der Verwendung sind:<br />

Variante 1:<br />

Die (reichen) Industrieländer (G 7/8) behalten die Einnahmen überwiegend für<br />

sich mit der Begründung, dass ihre Finanzplätze finanziell geschädigt werden<br />

(durch die Einführung der Tobin-Steuer). Die Mittel werden für Industrieförderung<br />

und Subventionierung gebraucht; die Handelsvorteile der G 7/8-Gruppe<br />

erhöhen sich weiter.<br />

Variante 2:<br />

Die Mittel der Tobin-Steuer werden für Entwicklungsprojekte, Umweltschutz,<br />

Entwicklung regenerativer Energien usw. vor allem in den sog. Entwicklungs-<br />

87


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

ländern verwandt, idealerweise durch Institutionen der UN, um ein „Versickern“<br />

oder eine Zweckentfremdung der Mittel zu verhindern. Die Welt wird in<br />

diesem Szenario als globales Dorf gesehen, das auch ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

vermittelt.<br />

Variante 3:<br />

Aufgrund des Zwangs zur Einigung und zur Überwindung der politischen Widerstände<br />

gegenüber Tobin-Steuer wird es zu einem Kompromiss kommen,<br />

der sowohl den Nationalstaaten als auch internationalen Institutionen Mittel<br />

aus der Tobin-Steuer zukommen lässt.<br />

88


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 3.3<br />

Pro Contra<br />

sinnvolles Instrument zur Eindämmung<br />

von Wechselkursschwankungen<br />

Vergrößerung des geldpolitischen<br />

Handlungsspielraums von Staaten<br />

Stabilisierung der nationalen Finanzmärkte<br />

Vergrößerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Technische Realisierbarkeit ist gegeben<br />

Fiskalische Lenkungswirkung möglich,<br />

wenn Einführung an den wichtigsten<br />

Finanzplätzen der Welt gelingen<br />

würde<br />

89<br />

Steuer führt zu Verzerrungen auf<br />

dem Devisenmarkt<br />

Behinderung des internationalen<br />

Finanzverkehrs<br />

Fehlleitung von Kapital<br />

Ursachen vorheriger Krisen (z. B.<br />

Asienkrise) waren nicht Devisenspekulationen,<br />

sondern wirtschaftliche<br />

Fehlentwicklungen<br />

Kurzfristige Kapitalbewegungen<br />

erfüllen auch wichtige nichtspekulative<br />

Funktionen, z. B. Finanzierung<br />

von Handelsgeschäften<br />

Ausgleich von Preisunterschieden<br />

Spekulationen werden bei einem<br />

marginalen Steuersatz von ca.<br />

1 % nicht ernsthaft behindert<br />

Einführung weltweit illusorisch,<br />

da politisch nicht durchsetzbar,<br />

isolierte Einführung führt aber zu<br />

Verlagerung des Devisenhandels<br />

Aufgabe 4<br />

Aufgabe 4.1<br />

Die Karikatur zeigt den Zusammenhang zwischen Wachstum der (großen)<br />

Unternehmen auf der einen Seite und gleichzeitiger Reduktion der Beschäftigung<br />

durch Entlassungen auf der anderen Seite. Dieser nur scheinbare Widerspruch in<br />

Zeiten der Globalisierung ist deutlich herauszuarbeiten.<br />

Die Kostensenkungsprogramme der Konzerne, die enorm gestiegene Produktivität,<br />

das Unternehmenskonzept des Shareholder-Value, die Synergieeffekte durch Fusionen,<br />

der verschärfte Wettbewerb könnten – neben anderen - als mögliche Faktoren<br />

dargelegt werden, die zu der in der Karikatur beschriebenen Entwicklung beigetragen<br />

hat.<br />

Aufgabe 4.2<br />

Die These mag auf den ersten Blick durch ihre Schlichtheit bestechen, in der<br />

zugleich aber auch ihre Schwäche liegt. Es sollte herausgearbeitet werden, dass in<br />

der Hauptthese zwar möglicherweise richtige Tendenzen für die entwickelten Staaten<br />

zum Ausdruck kommen, indem im Zuge der Entwicklung zur Wissensgesellschaft<br />

ein immer größerer Teil vor allem der ungelernten und gering qualifizierten<br />

Personen aus Beschäftigungssektor herausgedrängt werden. Insgesamt sollte aber<br />

betont werden, dass die These zu einfach, unbegründet und undifferenziert ist.<br />

Mögliche gegenläufige Tendenzen zu der beschriebenen Entwicklung werden von<br />

den Verfassern nicht diskutiert und könnten kurz erwähnt werden, z. B. demographische<br />

Entwicklung, Ausbau einfacher Beschäftigungsverhältnisse im tertiären<br />

Sektor, Segmentierung des Arbeitsmarktes, Ausbau der Teilzeitbeschäftigung usw.


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

1.1 10 -- -- 10<br />

1.2 7 3 -- 10<br />

1.3 -- 10 5 15<br />

2.1 7 3 -- 10<br />

2.2 -- 10 -- 10<br />

3.1 5 10 -- 15<br />

3.2 -- 10 -- 10<br />

3.3 -- -- 15 15<br />

4.1 5 5 -- 10<br />

4.2 -- -- 10 10<br />

Summe 34 51 30 115<br />

90


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlagen zum Aufgabenvorschlag „Globalisierung der Märkte“<br />

Anlage 1<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

92


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 2<br />

Quelle: Der Spiegel, Nr. 30/2001<br />

„Der Massenprotest gegen den Globalkapitalismus scheint die Regierenden so zu<br />

verblüffen wie weiland der Aufstand der DDR-Bürger die SED-Größen. Die Bewegung<br />

habe „nichts Demokratisches an sich“, beklagte der britische Premier Tony<br />

Blair und hielt den Demonstranten entgegen, dass „die Globalisierung doch keine<br />

Bedrohung“ sei. Vielmehr mehre der internationale Handel den Wohlstand und<br />

trage zur Lösung vieler Probleme bei. Er verstehe nicht, so Blair, „warum diese<br />

Ideen von der Straße angegriffen würden“.<br />

Die Erklärung ist einfach: Die Demonstranten glauben Blair und seinen Kollegen<br />

nicht mehr. Denn seit Jahren kommen die Regenten der führenden Industrieländer<br />

in zentralen Zukunftsfragen der Menschheit nicht voran:<br />

Beispiel Finanzmärkte: Nach „der schlimmsten Finanzkrise seit Ende des zweiten<br />

Weltkrieges“ (Bill Clinton), die 1997/98 in den betroffenen Staaten Asiens<br />

und Südamerikas viele Millionen Menschen zurück in die absolute Armut stieß,<br />

versprachen die politischen Führer der Industrieländer beinahe unisono eine<br />

grundlegende Reform zur Stabilisierung der Kapitalflüsse und Devisenkurse.<br />

Doch alle wirksamen Vorschläge scheiterten an der Furcht der Regierungen vor<br />

dem gut organisierten Widerstand der Finanzindustrie.<br />

Beispiel Steuerflucht: Steueroasen wie die britischen Cayman-Inseln, die Niederländischen<br />

Antillen oder Liechtenstein geraten zusehends zu einem schwarzen<br />

Loch der Weltwirtschaft, in dem nach Schätzungen des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) private Vermögen im Umfang von über fünf Billionen<br />

Dollar gebucht sind, um die Erträge steuerfrei kassieren zu können. Allein dem<br />

deutschen Fiskus entgehen so mindestens zwölf Milliarden Mark jährlich. Doch<br />

alle Initiativen, die so genannten Off-Shore-Finanzplätze stillzulegen, scheiterten,<br />

weil die Regierungen nicht die Kraft aufbringen, dieses Privileg der Reichen<br />

anzutasten.<br />

Beispiel Armutsbekämpfung: Seit Jahrzehnten steht die Minderung der Armut<br />

in Entwicklungsländern ganz oben auf der Agenda der G-7-Staaten und der<br />

von ihnen gelenkten Finanzinstitutionen Weltbank und IWF. Aber bis heute<br />

verfehlt die Mehrzahl aller Weltbank- und IWF-Programme dieses Ziel, weil sie<br />

auf die Interessen der Exporteure und der Finanzindustrie in den Industrieländern<br />

zugeschnitten sind und vielfach undemokratische Regime stützen.<br />

Folgerichtig entzündet sich der Widerstand primär an internationalen Institutionen<br />

wie Welthandelsorganisation (WTO), IWF oder dem Weltwirtschaftsforum in Davos,<br />

wo Konzernchefs und Politiker hinter verschlossenen Türen Entscheidungen<br />

von globaler Reichweite treffen.<br />

Das Urmotiv des Protests, der daraus erwächst, brachte vergangenen September<br />

die tschechische Studentin Katerina Liksova zum Ausdruck, als Präsident Václav Havel<br />

sie und andere Mitstreiter bei der Konferenz von Währungsfonds und Weltbank<br />

zum Dialog in die Prager Burg lud. „Ihr entscheidet über uns und ohne uns“,<br />

schleuderte sie dem anwesenden Weltbank-Chef James Wolfensohn entgegen.<br />

Genau dieser demokratische Impuls ist es, der die sonst gänzlich heterogene Bewegung<br />

antreibt. Dabei führt die Charakterisierung der Gipfel-Demonstranten als<br />

„Globalisierungsgegner“ jedoch in die Irre. Die meisten nutzen nicht nur die globale<br />

elektronische Vernetzung und die Warenwelt, die es ohne die weltweite Arbeitsteilung<br />

gar nicht gäbe. Sie planen und denken auch in globalen Kategorien: Ohne<br />

weltweit geltende Abkommen und Organisationen zu deren Überwachung wäre es<br />

unmöglich, die globalisierte Ökonomie in geregelte Bahnen zu lenken. Darum plädiert<br />

die Mehrzahl der beteiligten Organisationen nicht für die Abschaffung der<br />

globalen Institutionen, sondern für deren grundlegende demokratische Reform.<br />

Dafür allerdings gibt es gute Gründe. Vor allem der IWF und die Weltbank stehen<br />

nicht im Dienst der Menschheit, sondern der USA und ihrer Alliierten. Weil sich die<br />

Stimmen in den Vorständen seit Gründung der Institute vor 57 Jahren nach den<br />

Kräfteverhältnissen bemessen, verfügt die US-Regierung bis heute über die entscheidende<br />

Veto-Macht.<br />

Diese Vorherrschaft haben Amerikas Regenten vielfach skrupellos missbraucht. So<br />

setzte etwa der damalige US-Finanzminister Bob Rubin während der Asienkrise<br />

durch, dass ein Überbrückungskredit für Südkorea mit einem Programm verknüpft<br />

wurde, das die Gläubiger aus den G-7-Staaten aus jeder Mitverantwortung entließ.<br />

93


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Obwohl das Land keineswegs überschuldet war, sondern lediglich zu viele kurzfristige<br />

und in der Krise kündbare Darlehen aufgenommen hatte, erzwang der IWF ein<br />

Sparprogramm, das die Rezession drastisch verschärfte. In deren Verlauf konnten<br />

sich transnationale Konzerne aus den USA, Japan und Europa zu Ausverkaufspreisen<br />

in Südkorea einkaufen.<br />

Diese Kritik teilt mittlerweile sogar der frühere Chefökonom der Weltbank, Joseph<br />

Stiglitz. Die globalen Finanzinstitute, so schrieb Stiglitz in der Zeitschrift „The New<br />

Republic“, hätten die Asienkrise auf Kosten der Bevölkerung verschärft. Zugleich<br />

bestätigte er den Vorwurf, das Finanzregime untergrabe demokratische Prinzipien.<br />

„Wir sind nicht Gegner, sondern Kritiker der Globalisierung“, stellt Barbara Unmüßig<br />

klar, Aktivistin der ersten Stunde in der Organisation „Weltwirtschaft, Ökologie<br />

und Entwicklung“ (Weed). Unmüßig und viele ihrer Mitstreiter können präzise benennen,<br />

wo die globale Integration schief läuft.<br />

So sind etwa gewerkschaftliche Rechte bis heute keineswegs globalisiert. Anders<br />

als die Handelsregeln der WTO werden Verstöße gegen die geltenden UNO-<br />

Konventionen zur Gewerkschaftsfreiheit oder zum Verbot von Kinderarbeit nicht<br />

mit Sanktionen geahndet. Darum beteiligen sich in den USA viele tausend Aktivisten<br />

an Kampagnen gegen die schrankenlose Ausbeutung in den Textilfabriken Mexikos,<br />

Nicaraguas und Indonesiens, wo Näherinnen für ein paar Cent pro Stunde<br />

teure Markenjeans produzieren, aber jeder Versuch der Selbstorganisation mit Gewalt<br />

unterdrückt wird.<br />

Nicht die globale Verschmelzung ruft den Protest hervor, sondern deren einseitige<br />

Gestaltung zu Gunsten der Stärkeren. Nicht die globale Freiheit des Kapitals, sondern<br />

die globale Unfreiheit der Opfer dieses Prozesses erzürnt die neuen Protestler.<br />

Darum verfängt auch die stete Beschwörung von Marktgläubigen wie Tony Blair<br />

nicht, der wachsende Welthandel mehre aber doch insgesamt den Wohlstand.<br />

Denn unbestreitbar ist eben auch, dass diese Zuwächse immer ungleicher verteilt<br />

werden, weil die Erwerbsarbeit immer weniger als Medium zur Verteilung dient.<br />

Im harten globalen Standortwettbewerb schrumpft die Macht der Gewerkschaften,<br />

auf Löhne und Gehälter entfällt ein immer kleinerer Anteil am Ertrag. Selbst in der<br />

Bundesrepublik mit ihren egalitären Traditionen sank ihr Anteil am gesamten<br />

Volkseinkommen binnen sieben Jahren von 52 auf knapp 42 Prozent.<br />

Zugleich können die nationalen Regierungen die Steuerpolitik nicht mehr nutzen<br />

um dagegenzuhalten. Längst sind sie in einen weltweiten Steuersenkungswettbewerb<br />

für Unternehmen und Kapitalbesitzer verstrickt. Schon 1995 zahlten Kapitalgesellschaften<br />

in der EU 40 Prozent weniger Steuern als ein Jahrzehnt zuvor.<br />

Wirklich bedrohlich ist jedoch der Abgrund, der sich zwischen den Wohlstandsländern<br />

und dem Rest der Welt auftut. Im Jahr 1960 erzielte das reiche Wohlstandsfünftel<br />

der Weltbevölkerung ein Pro-Kopf-Einkommen, das 30-mal höher lag als<br />

die Wirtschaftskraft der ärmsten 20 Prozent; 1999 erreichte die Differenz das<br />

78fache.<br />

Längst kann sich die Protestbewegung auch auf Kronzeugen aus genau jener Elite<br />

berufen, die sie bekämpft. So bekannte jüngst der deutsche IWF-Chef Horst Köhler,<br />

„die extremen Ungleichgewichte in der Verteilung der Wohlfahrtsgewinne werden<br />

mehr und mehr zu einer Bedrohung der politischen und sozialen Stabilität“. Ein<br />

weiterer prominenter Sympathisant der Globalisierungskritiker ist ausgerechnet<br />

George Soros, der wohl berühmteste aller Spekulanten. Er macht sich für eine<br />

strenge Regulierung der Finanzmärkte stark.<br />

Dieser wachsende Reigen der Dissidenten aus der internationalen Politik- und Finanzelite<br />

illustriert jedoch zugleich, wie ratlos auch viele derjenigen sind, die den<br />

Demonstranten als die Lenker der Globalisierung erscheinen. Selbst die scheinbar<br />

übermächtigen Konzernbosse beklagen, sie seien mit den Anliegen ihrer Kritiker<br />

überfordert. „Wo Menschen früher die Lösung politischer und ökologischer Probleme<br />

von der Regierung erwarteten, fordern sie jetzt Unternehmen direkt dazu auf,<br />

die Rolle zu übernehmen“, beobachtete der Präsident des Ölgiganten Royal<br />

Dutch/Shell, Cornelius Herkströter. Doch „wir haben gar nicht die Befugnis, diese<br />

Aufgaben zu übernehmen“, weist er die Verantwortung von sich, „wir haben kein<br />

Mandat“.<br />

Gleichzeitig machen die Mandatsträger jedoch die Erfahrung, dass sie sich besser<br />

den Forderungen der Multis beugen, weil sie sonst mit Kapitalflucht und Investitionsstopp<br />

bestraft werden. Der milliardenschwere Subventionssegen für Chip- und<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Autofabriken in Ostdeutschland steht darum politisch gar nicht mehr zur Debatte.<br />

So erweist sich bei näherem Hinsehen der massenhafte Widerstand gegen die ungleiche<br />

Globalisierung keineswegs als Sturm auf vermeintliche Machtzentralen. Viel<br />

eher handelt es sich um einen Protest gegen die Ohnmacht der scheinbar Mächtigen.<br />

Blockiert durch die jeweils im Heimatland dominierenden Lobbys der Konzerne,<br />

gelingt es ihnen im Wettbewerb um das freie Investitionskapital nicht, das global<br />

entfesselte Marktsystem wieder einer demokratischen Kontrolle zu unterwerfen.<br />

(Carolin Emcke, Harald Schumann)<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 3 Spiegel-Interview mit Tobin<br />

...<br />

SPIEGEL: Herr Tobin, Sie sitzen hier in Wisconsin seelenruhig am See, während<br />

Globalisierungskritiker in Europa unter Ihrem Namen die Revolte proben. Reißt Sie<br />

das nicht von der Gartenbank?<br />

Tobin: Ganz bestimmt nicht. Ich habe nicht das Geringste gemein mit diesen Anti-<br />

Globalisierungs-Revoluzzern.<br />

SPIEGEL: Die Protestorganisation Attac hat sich ursprünglich nach Ihnen benannt,<br />

Demonstranten fordern lautstark die Tobin-Tax. Freut es Sie gar nicht, dass Ihre vor<br />

30 Jahren vorgestellte Idee einer Spekulationssteuer auf Devisengeschäfte endlich<br />

Anhänger findet?<br />

Tobin: Natürlich freut mich das, aber der meiste Applaus kommt von der falschen<br />

Seite. Sehen Sie, ich bin Ökonom und wie die meisten Ökonomen ein Anhänger<br />

des Freihandels. Ich befürworte außerdem den Internationalen Währungsfonds,<br />

die Weltbank, die Welthandelsorganisation - all das, wogegen diese Bewegung anrennt.<br />

Die missbrauchen meinen Namen.<br />

SPIEGEL: Diese Bewegung will die Einführung einer Steuer auf Devisengeschäfte.<br />

Damit sollen die Kapitalmärkte gebändigt und mit den zusätzlichen Einnahmen die<br />

Entwicklungshilfe verstärkt werden. Klingt das nicht wie Ihr Vorschlag?<br />

Tobin: Ich hatte vorgeschlagen, die Einnahmen der Weltbank zur Verfügung zu<br />

stellen. Aber darum ging es mir gar nicht. Die Devisenumsatzsteuer war dafür gedacht,<br />

Wechselkursschwankungen einzudämmen. Die Idee ist ganz simpel: Bei jedem<br />

Umtausch von einer Währung in die andere würde eine kleine Steuer fällig,<br />

sagen wir von einem halben Prozent des Umsatzes. So schreckt man Spekulanten<br />

ab. Denn viele Investoren legen ihr Geld sehr kurzfristig in Währungen an. Wird<br />

dieses Geld plötzlich zurückgezogen, müssen die Länder die Zinsen drastisch anheben,<br />

damit die Währung attraktiv bleibt. Hohe Zinsen aber sind oft desaströs für<br />

die heimische Wirtschaft, wie die Krisen in Mexiko, Südostasien und Russland während<br />

der neunziger Jahre gezeigt haben. Meine Steuer würde Notenbanken kleiner<br />

Länder Handlungsspielraum zurückgeben und dem Diktat der Finanzmärkte etwas<br />

entgegensetzen.<br />

SPIEGEL: Spekulanten abschrecken, Diktat der Finanzmärkte - ist das nicht die<br />

Sprache der Globalisierungskritiker?<br />

Tobin: Denen geht es, glaube ich, hauptsächlich um die Einnahmen aus der Steuer,<br />

mit denen sie ihre Projekte zur Weltverbesserung finanzieren wollen. Für mich aber<br />

ist das Geldeintreiben gerade nicht der Schwerpunkt. Ich wollte den Devisenhandel<br />

bremsen, Steuereinnahmen sind für mich nur ein Nebenprodukt.<br />

SPIEGEL: Was spricht denn dagegen, dieses Nebenprodukt für gute Zwecke zu nutzen?<br />

Tobin: Nichts, ich wäre froh, wenn die Einnahmen den Armen der Welt zukämen.<br />

Darüber allerdings hätten die teilnehmenden Regierungen zu bestimmen.<br />

SPIEGEL: Was hat Sie 1972 getrieben, die Tobin-Tax zu entwickeln?<br />

Tobin: Ich bin ein Jünger von Keynes, und der schlug schon im berühmten Kapitel<br />

12 seiner "Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes" eine<br />

solche Umsatzsteuer vor, um Investoren dauerhafter an ihre Aktien zu binden. Diese<br />

Idee übertrug ich 1971 auf Devisenmärkte. Damals verabschiedeten sich die<br />

USA vom Bretton-Woods-System fester Wechselkurse, gleichzeitig versprachen die<br />

ersten elektronischen Geldtransaktionen an Computern eine enorme Steigerung<br />

der Zahl von Transaktionen. Ich wollte diesen Prozess verlangsamen, damit weniger<br />

spekuliert wird und die Umtauschkurse nicht so schwanken. Heute, wo jeder<br />

Mensch zu jeder Zeit per Heim-PC an der Börse handeln kann, ist dieses Problem<br />

um ein Vielfaches größer geworden.<br />

SPIEGEL: Müsste die Einführung dieser Spekulationsteuer nicht überall zeitgleich<br />

erfolgen, um Schlupflöcher und Steueroasen zu vermeiden? Wer soll das steuern?<br />

Eine internationale Tobin-Steuer-Behörde?<br />

Tobin: Das könnte doch der Internationale Währungsfonds (IWF) machen. Der hat<br />

Erfahrung mit dem weltweiten Währungssystem. Fast alle Länder sind dort Mitglied.<br />

(...)<br />

SPIEGEL: Herr Tobin, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Das Gespräch führten die Redakteure Christian Reiermann und Michaela Schießl.<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 4<br />

Quelle: Informationen zur politischen Bildung Nr. 263/1999; Seite 31<br />

Anlage 5<br />

Eine Konferenz von Topmanagern und Wissenschaftlern kam 1995 zu folgendem<br />

Ergebnis:<br />

„Im 21. Jahrhundert werden weltweit 20 % der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen,<br />

um die Weltwirtschaft In Schwung zu halten. 80 % der Arbeitswilligen bleiben<br />

ohne Job. Es wird eine 20 : 80-Gesellschaft entstehen. Ein wohlhabendes<br />

Fünftel wird aktiv am Leben, am Verdienen und Konsumieren teilnehmen - egal, in<br />

welchen Land. Der Rest ist zum Müßiggang verdammt. Die Frage ist künftig, „to<br />

have lunch or be lunch“, zu essen haben oder gefressen werden. Im Zusammenhang<br />

mit der Frage, wie das wohlhabende Fünftel den überflüssigen Rest beschäftigen<br />

und bei Laune halten könne, wird der Begriff „tittytainment“ geprägt. Das ist<br />

eine Kombination von „entertainment“ und „tits“, dem englischen Slang für Busen.<br />

Dabei Ist aber weniger an Sex als an die Milch, die aus der Brust einer stillenden<br />

Mutter strömt, gedacht. Mit einer Mischung aus betäubender Unterhaltung<br />

und ausreichender Ernährung könne die frustrierende Bevölkerung der Welt bei<br />

Laune gehalten werden.“<br />

Quelle: Vgl. Martin, H. P., Schumann, H., Die Globalisierungsfalle, Hamburg 1996,<br />

S. 12 f.<br />

97


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabenbeispiel 2:<br />

Analyse der Geldpolitik der EZB im Jahre 2001/Ausblick auf<br />

das Jahr 2002<br />

Aufgabenstellung<br />

Aufgabe 1<br />

In seiner letzten Sitzung des Jahres 2001 traf der EZB-Rat geldpolitische Beschlüsse,<br />

die als Pressemitteilung (Anlage 1) veröffentlicht wurden und auf einer Pressekonferenz<br />

(Anlage 2) vom Präsidenten der EZB, Wim Duisenberg, näher erläutert<br />

wurden.<br />

1.1 Erklären Sie die drei in der Anlage 1 genannten geldpolitischen Instrumente.<br />

(6 Punkte)<br />

1.2 Geben Sie die Bestimmungsfaktoren an, die die EZB der Ermittlung des Referenzwertes<br />

für das Geldmengenwachstum zugrunde legt.<br />

(6 Punkte)<br />

1.3 Fassen Sie die Begründung für die zinspolitischen Beschlüsse vom 6. Dezember<br />

2001 zusammen und stellen Sie dabei die grundsätzliche geldpolitische<br />

Strategie der EZB, die diesen Beschlüssen zugrunde liegt, dar.<br />

(10 Punkte)<br />

Aufgabe 2<br />

Zwischen der Zinspolitik der EZB und der konjunkturellen Situation in Deutschland<br />

bestehen wechselseitige Zusammenhänge.<br />

2.1 Analysieren Sie die konjunkturelle Situation in der Bundesrepublik Deutschland<br />

im Jahr 2001 anhand der Daten aus der Anlage 3.<br />

(9 Punkte)<br />

2.2 Die Anlage 4 enthält Informationen zur Zinspolitik der EZB im Jahre 2001.<br />

Stellen Sie jeweils mit Hilfe einer Kausalkette die idealtypischen Wirkungen<br />

der vorgenommenen Leitzinsveränderungen<br />

- auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage der privaten Haushalte nach<br />

Konsumgütern sowie<br />

- auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage der Unternehmen nach Investitionsgütern<br />

dar. (9 Punkte)<br />

2.3 Zwischen der Nachfrage nach Gütern und dem Preisniveau besteht ein Beziehungszusammenhang,<br />

auf den auch weitere volkswirtschaftliche Größen<br />

Einfluss haben.<br />

2.3.1 Stellen Sie diese Zusammenhänge in einem Vernetzungsdiagramm dar. Ein<br />

Lösungsraster finden Sie in der Anlage zu dieser Klausur. Verwenden Sie die<br />

angegebenen Elemente und machen Sie die Konsumgüternachfrage der privaten<br />

Haushalte zum Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen.<br />

(5 Punkte)<br />

2.3.2 Beschreiben Sie die im Vernetzungsdiagramm dargestellten Wirkungszusammenhänge<br />

einschließlich möglicher Rückkoppelungskreisläufe.<br />

(10 Punkte)<br />

Bearbeitungshinweis:<br />

Auch wenn Sie das Vernetzungsdiagramm nicht erstellt haben, ist es möglich, die<br />

Wirkungszusammenhänge zwischen den aufgeführten Elementen verbal darzustellen.<br />

98


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.4 „Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selbst.“<br />

(Schiller, Karl, *1911, †1994, dt. Nationalökonom und Politiker (SPD). 1966-<br />

71 Bundesminister für Wirtschaft, 1971-72 Bundesminister für Wirtschaft<br />

und Finanzen)<br />

Skizzieren Sie das in diesem Zitat angesprochene Problem praktischer Wirtschaftspolitik.<br />

Stellen Sie dabei einen Zusammenhang zu den in den vorangegangenen<br />

Aufgabenteilen 2.1 bis 2.3 angesprochenen Sachverhalten her.<br />

(7 Punkte)<br />

Aufgabe 3<br />

Am Ende des Jahres 2001 äußern Wirtschaftsexperten ihre Erwartungen zur zukünftigen<br />

Geldpolitik der EZB (Anlage 5).<br />

Stellen Sie die verschiedenen Expertenmeinungen gegenüber. (10 Punkte)<br />

Aufgabe 4<br />

Die Anlage 6 beinhaltet einen Vergleich der Leitzinsen in den USA und der<br />

„Eurozone“.<br />

4.1 Leiten Sie aus dem Vergleich dieser Daten Auswirkungen auf den Außenwert<br />

des Euro zu Beginn des Jahres 2002 ab. (4 Punkte)<br />

4.2 Beschreiben Sie, wie sich grundsätzlich eine Veränderung des Außenwertes<br />

des Euro im Vergleich zum US-Dollar auf den Außenhandel von Ländern der<br />

„Eurozone“ mit den USA auswirken kann. (4 Punkte)<br />

Aufgabe 5<br />

Interpretieren Sie die Aussage von Herrn Duisenberg auf der Pressekonferenz vom<br />

6. Dezember 2001 zu den Lohnabschlüssen des folgenden Jahres (Anlage 2), indem<br />

Sie den Zusammenhang zwischen der Lohnpolitik der Tarifparteien und der<br />

Geldpolitik der EZB aufzeigen.<br />

Stellen Sie in Ihrer Antwort auch eine Verbindung zu der Karikatur in der Anlage 7<br />

her. (10 Punkte)<br />

Aufgabe 6<br />

Auf der Pressekonferenz vom 6. Dezember 2001 fordert der Präsident der EZB<br />

bzw. der EZB-Rat strukturelle Reformen auf den Arbeits- und Gütermärkten sowie<br />

in der staatlichen Finanzpolitik (Anlage 2).<br />

Erörtern Sie exemplarisch ein Reformprojekt, das Ihnen aus der wirtschaftspolitischen<br />

Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland bekannt ist. Beschreiben Sie<br />

die bei einer Umsetzung zu erwartenden Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft.<br />

(10 Punkte)<br />

99


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage zur Aufgabe 2.3.1 (Vernetzungsdiagramm)<br />

Auslastung der<br />

Kapazitäten<br />

Beschäftigungsstand<br />

(Arbeitsmarkt)<br />

Preisniveau<br />

B. Schwerpunkte des Aufgabenvorschlags und unterrichtliche<br />

Voraussetzungen<br />

Den Schwerpunkt des Aufgabenvorschlags bilden die Lern- und Handlungsziele<br />

des 12. Jahrganges, insbesondere die des Lerngebietes „Geldpolitik“.<br />

Der Aufgabenvorschlag bezieht sich auf folgende Lerngebiete:<br />

Lerngebiet 3: „Arbeitsmarkt – Strukturen und Entwicklungen“<br />

Lerngebiet 4: „Grundlagen der Wirtschafspolitik“<br />

Lerngebiet 5: „Geldpolitik“<br />

Lerngebiet 10: „Internationale Wirtschaftsbeziehungen und<br />

Währungspolitik“.<br />

Folgende Inhalte werden vorausgesetzt:<br />

Geldpolitische Konzeptionen<br />

Aufgaben der EZB<br />

Ziele, Instrumente und Wirkungen der Geldpolitik<br />

Inflation und Deflation<br />

Instrumente der Außenhandelspolitik<br />

Träger und Ziele der Wirtschaftspolitik<br />

Einflussnahme von Interessengruppen auf wirtschaftspolitische<br />

Entscheidungsprozesse<br />

Wirtschaftswachstum und Konjunkturpolitik Lohnfindung<br />

Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.<br />

Folgende Methoden und Arbeitstechniken werden vorausgesetzt:<br />

Textanalyse<br />

Anwendung eines Vernetzungsdiagramms<br />

Analyse von Karikaturen<br />

grafische Darstellung von Kausalketten.<br />

100<br />

Konsumgüternachfrage<br />

der privaten Haushalte<br />

Finanzlage des Staates<br />

(Einnahmen-/Aus<br />

gabensituation)<br />

Güternachfrage<br />

des Staates


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

C. Erwartungshorizont<br />

Aufgabe 1<br />

1.1 Die Prüflinge sollen die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Spitzenrefinanzierungsfazilität<br />

und die Einlagefazilität jeweils in ihrer Ausgestaltung<br />

beschreiben.<br />

1.2 Die Lösung muss folgende Bestimmungsfaktoren enthalten:<br />

Prognose zum realen Wirtschaftswachstum (Wachstumsrate BIP)<br />

Prognose zur Umlaufgeschwindigkeit des Geldes<br />

Zielsetzung Preisniveaustabilität (Inflationsrate max. 2 %)<br />

1.3 In der Zusammenfassung müssen sich die Prüflinge auf die „2-Säulen-<br />

Strategie“ als geldpolitische Strategie der EZB beziehen.<br />

Dabei stellen die Analyse des Geldmengenwachstums und eine Analyse unterschiedlicher<br />

Konjunkturindikatoren die beiden Säulen dar, auf deren<br />

Grundlage die EZB geldpolitische Beschlüsse zur Erreichung ihrer Zielsetzung<br />

(Preisniveaustabilität) trifft.<br />

Begründung für die zinspolitischen Beschlüsse vom 6. Dezember 2001:<br />

Geldmengenwachstum: Wachstumsrate der Geldmenge M3 liegt über dem<br />

Referenzwert von 4,5 %; EZB sieht dennoch keinen Handlungsbedarf, da<br />

das Verhalten der Anleger (Umschichtung langfristiger Geldanlagen in kurzfristige<br />

Anlageformen, die in M3 enthalten sind) als vorübergehend angesehen<br />

wird und keine langfristigen Auswirkungen auf M3 erwartet werden.<br />

Konjunkturindikatoren: EZB sieht Konjunktur bzw. Wirtschaftswachstum am<br />

Ende des Jahres 2001 auf niedrigem Niveau; weder von der Auslands- noch<br />

der Inlandnachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern werden negative<br />

Auswirkungen auf die Preisniveaustabilität befürchtet, sodass auch an dieser<br />

Stelle kein Handlungsbedarf gesehen wird.<br />

Aufgabe 2<br />

2.1 Kernaussagen einer Beschreibung der konjunkturellen Situation der Bundesrepublik<br />

im Jahre 2001 anhand der in der Anlage 4 genannten Konjunkturindikatoren<br />

sind:<br />

Die Arbeitslosenquote verharrt auf hohem Niveau; sie schwankt saisonbedingt,<br />

nahm während der ersten 8 Monate des Jahres (im Vergleich<br />

zum Vorjahr) zunehmend schwächer ab, um dann im letzten Quartal<br />

des Jahres 2001 im Vergleich zum Vorjahr zu steigen.<br />

Die Steigerung des BIP (im Vergleich zum Vorjahr) ging in den ersten<br />

drei Quartalen des Jahres 2001 kontinuierlich zurück, während das BIP<br />

im 4. Quartal 2001 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht sank.<br />

Die Inflationsrate bewegte sich im Jahre 2001 zwischen 1,7 und 3,5 %,<br />

mit zunächst bis Mai zunehmender und zum Jahresende hin abnehmender<br />

Tendenz.<br />

Die Indikatoren weisen in der Tendenz auf den Beginn einer Rezession mit<br />

sinkenden Inflationsraten bei anhaltend hoher bis steigender Arbeitslosigkeit<br />

hin.<br />

2.2 Die Prüflinge müssen in der Lage sein, eine Kausalkette als lineare Abfolge<br />

von Wirkungszusammenhängen zu entwickeln. Aus der Darstellung muss<br />

eine Erhöhung der Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern als Folge<br />

von Leitzinssenkungen im Jahr 2001 hervorgehen. Denkbar wäre z. B.<br />

folgende Darstellung:<br />

101


-<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Leitzinsen <br />

<br />

Refinanzierungskosten der KI <br />

<br />

Zinssätze im Einlagen- und<br />

Kreditgeschäft der KI <br />

Haushalte Unternehmen<br />

Kredite / Sparen Belastung mit<br />

Fremdkapitalzinsen <br />

<br />

Verfügbares Einkommen Aufwendungen <br />

<br />

Nachfrage nach Finanzmittel für<br />

Konsumgütern Investitionen <br />

<br />

Nachfrage nach<br />

Investitionsgütern <br />

Auslastung der<br />

Kapazitäten<br />

Beschäftigungs-<br />

stand<br />

(Arbeitsmarkt)<br />

Preisniveau<br />

2.3.1 Die Prüflinge müssen in der Lage sein, ein Vernetzungsdiagramm für die<br />

Darstellung komplexer Sachzusammenhänge zu entwickeln. Denkbar wäre z. B.<br />

folgende Lösung:<br />

+<br />

Legende<br />

+ gleichgerichteter Wirkungszusammenhang (z. B. je höher – desto höher)<br />

– entgegengesetzter Wirkungszusammenhang (z. B. je höher – desto niedriger)<br />

102<br />

Konsumgüternachfrage<br />

der<br />

privaten Haushalte<br />

+ +<br />

+<br />

+<br />

-<br />

+<br />

+<br />

Finanzlage Staat<br />

(Einnahmen-/Aus-<br />

gabensituation)<br />

+<br />

Güternachfrage<br />

des Staates<br />

+


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.2 Die Lösung muss folgende, als wesentlich anzusehende Wirkungszusammenhänge<br />

umfassen:<br />

Eine Erhöhung der Konsumgüternachfrage führt zu einer besseren Auslastung<br />

der Kapazitäten von Unternehmen. Als Folge kann sich die<br />

Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen. Die daraus resultierende Erhöhung<br />

der Einkommen von privaten Haushalten kann zu einer weiteren<br />

Erhöhung der Nachfrage nach Konsumgütern führen (Rückkoppelungseffekt).<br />

Sowohl durch eine erhöhte Konsumgüternachfrage als auch durch einen<br />

höheren Beschäftigungsstand entstehen für den Staat zusätzliche<br />

Einnahmen in Form von Umsatz- und Einkommensteuer. Die verbesserte<br />

Situation auf dem Arbeitsmarkt führt zudem zu einem Rückgang der<br />

staatlichen Ausgaben in Form von Arbeitslosengeld und -hilfe. Die beschriebenen<br />

positiven Effekte auf den Staatshaushalt können dazu führen,<br />

dass der Staat verstärkt als Nachfrager am Markt auftritt. Eine daraus<br />

resultierende verbesserte Auslastung der Kapazitäten von Unternehmen<br />

kann den oben beschriebenen Kreislauf verstärken und damit<br />

auch Rückkoppelungseffekte auf den Staatshaushalt bewirken.<br />

Im Marktpreismodell führt eine Erhöhung der Güternachfrage (hier:<br />

durch Staat und private Haushalte) zu einer Erhöhung des Preisniveaus.<br />

Eine Erhöhung des Preisniveaus führt wiederum zu einer Steigerung der<br />

Güternachfrage.<br />

(Weitere plausible Lösungsansätze sind in die Bewertung einzubeziehen.)<br />

2.4 Die Prüflinge müssen aus dem Zitat ableiten, dass wirtschaftspolitische<br />

Maßnahmen nur dann zum angestrebten Ziel führen, wenn die Wirtschaftssubjekte<br />

in der gewünschten (idealtypischen) Weise reagieren. Staat und<br />

EZB können wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern bzw. verbessern<br />

(„zur Tränke führen“), aber die Banken, Unternehmen und privaten Haushalte<br />

nicht zum gewünschten Handeln („zum Saufen“) zwingen.<br />

In der für das Jahr 2001 beschriebenen konjunkturellen Situation wird eine<br />

Zinssatzsenkung beispielsweise nicht zu einer Konjunkturbelebung führen,<br />

wenn die Haushalte und Unternehmen aufgrund pessimistischer Zukunftserwartungen<br />

(z. B. Terroranschlag in den USA) die niedrigen Zinssätze nicht<br />

als Anreiz für eine Erhöhung ihrer Nachfrage nach Gütern ansehen.<br />

Aufgabe 3<br />

Durch eine Textanalyse müssen die Prüflinge Pro und Contra Argumente für Leitzinssenkungen<br />

der EZB im Jahr 2002 erarbeiten.<br />

Pro: Belebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, ohne dass die Preisniveaustabilität<br />

gefährdet ist.<br />

Contra: time-lag-Problematik (Experten erwarten Aufschwung im 2. Quartal<br />

des Jahres 2002).<br />

Aufgabe 4<br />

4.1 Die Prüflinge müssen der Anlage entnehmen, dass das Zinsniveau in der<br />

„Eurozone“ höher ist als in den USA. Daraus kann gefolgert werden, dass<br />

vergleichsweise attraktivere Kapitalanlagen in Euro zu einer erhöhten<br />

Nachfrage nach Euro und damit zu einem steigenden Außenwert der<br />

Währung führen.<br />

4.2 Der Antwort der Prüflinge muss zu entnehmen sein, dass ein sinkender Außenwert<br />

des Euro Exporte verbilligt und Importe verteuert (bzw. gegenläufiger<br />

Effekt bei steigendem Außenwert).<br />

103


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Aufgabe 5<br />

Die Prüflinge müssen der Anlage entnehmen, dass der EZB-Präsident maßvolle<br />

Lohnabschlüsse fordert, um sowohl Beschäftigungswachstum als auch Preisniveaustabilität<br />

zu erzielen. Der Zusammenhang zwischen der Lohnpolitik der Tarifparteien<br />

und der Geldpolitik der EZB lässt sich mit einem Rückgriff auf die Ursachen von<br />

inflatorischen Entwicklungen (nachfrageinduzierte Inflation; angebotsinduzierte Inflation/Kosteninflation)<br />

herstellen. Als Kernaussage der Karikatur ist die Lohn-Preis-<br />

Spirale bzw. die Preis-Lohn-Spirale herauszuarbeiten.<br />

Aufgabe 6<br />

Von den Prüflingen können beispielsweise folgende Reformprojekte erörtert werden:<br />

Reform der Unternehmensbesteuerung<br />

Flexibilisierung der arbeitsmarktrechtlichen Regelungen<br />

Reform der Sozialversicherungssysteme<br />

(Weitere plausible Lösungsansätze sind in die Bewertung einzubeziehen. Die Lösung<br />

ist im hohen Maß abhängig von den unterrichtlichen Voraussetzungen, d. h.<br />

insbesondere von im Jahrgang 12 fakultativ behandelten Lerngebieten.)<br />

D. Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen<br />

Teilaufgaben Bewertung in den Anforderungsbereichen Gesamtpunkte<br />

I II III<br />

1.1 6 -- -- 6<br />

1.2 6 -- -- 6<br />

1.3 6 4 -- 10<br />

2.1 -- 9 -- 9<br />

2.2 3 6 -- 9<br />

2.3.1 -- 5 -- 5<br />

2.3.2 -- 5 5 10<br />

2.4 -- 3 4 7<br />

3 3 7 -- 10<br />

4.1 2 2 -- 4<br />

4.2 4 -- -- 4<br />

5 -- 3 7 10<br />

6 -- -- 10 10<br />

Summe 30 44 26 100<br />

104


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlagen zum Aufgabenvorschlag „Analyse der Geldpolitik der EZB im<br />

Jahr 2001/Ausblick auf das Jahr 2002“<br />

Anlage 1<br />

EZB PRESSEMITTEILUNG (6. Dezember 2001)<br />

Geldpolitische Beschlüsse<br />

Auf der heutigen Sitzung hat der EZB-Rat die folgenden geldpolitischen Beschlüsse<br />

gefasst:<br />

1. Der Mindestbietungssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die<br />

Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden<br />

unverändert bei 3,25 %, 4,25 % bzw. 2,25 % belassen.<br />

2. Der Referenzwert für die Jahreswachstumsrate des weit gefassten Geldmengenaggregats<br />

M3 wird bei 4 ½ % belassen.<br />

Der Präsident der EZB wird die Überlegungen, die diesen Beschlüssen zugrunde<br />

liegen, heute um 14:30 Uhr auf einer Pressekonferenz erläutern.<br />

105<br />

***<br />

Europäische Zentralbank:<br />

Presseabteilung<br />

Kaiserstraße 29, D-60311 Frankfurt am Main<br />

Tel.: +49 69 1344 7455, Fax: +49 69 1344 7404<br />

Internet: http://www.ecb.int<br />

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 2<br />

Einleitende Bemerkungen von Dr. Willem Duisenberg, Präsident der Europäischen<br />

Zentralbank, anlässlich der Pressekonferenz der EZB in Frankfurt<br />

am Main, am 6. Dezember 2001<br />

Der EZB-Rat hat eine umfassende Beurteilung der jüngsten monetären und wirtschaftlichen<br />

Entwicklungen vorgenommen, um die Aussichten für die Gewährleistung<br />

der Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet auf mittlere Sicht zu analysieren.<br />

Er kam zu dem Ergebnis, dass die Informationen, die seit der letzten Sitzung des<br />

EZB-Rats am 8. November verfügbar geworden sind, unsere Erwartungen und damit<br />

auch die zukunftsorientierten Beschlüsse des EZB-Rats der vergangenen Monate<br />

bestätigen. Vor diesem Hintergrund hat der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen<br />

der europäischen Zentralbank unverändert zu belassen. Der EZB-Rat erachtet das<br />

aktuelle Niveau der EZB-Leitzinsen weiterhin als angemessen.<br />

Was die Analyse im Rahmen der ersten Säule der geldpolitischen Strategie der EZB<br />

betrifft, so stieg der Dreimonatsdurchschnitt der Jahreswachstumsraten von M3 im<br />

Zeitraum August bis Oktober 2002 auf 6,8 % an. Dieser Wert lag deutlich über<br />

dem mittelfristigen Referenzwert für das jährliche M3-Wachstum in Höhe von<br />

4,5 %.<br />

Wir haben diesen Wert von 4,5 % heute in unserer jährlichen Überprüfung des<br />

Referenzwerts bestätigt. Der Beschluss beruht auf der Tatsache, dass die<br />

verfügbaren Angaben die der Ableitung des Referenzwerts zugrunde liegenden<br />

mittelfristigen Annahmen auch weiterhin stützen. Dies sind zum einen das<br />

trendmäßige Potenzialwachstum von 2 – 2,5 % pro Jahr und zum anderen der<br />

trendmäßige Rückgang der Einkommensumlaufgeschwindigkeit von M3 im Euro-<br />

Währungsgebiet von 0,5 – 1 % jährlich. Wir werden heute eine gesonderte<br />

Pressemitteilung veröffentlichen, die weitere Informationen zur Beibehaltung des<br />

Referenzwerts liefert.<br />

Bei einem Vergleich der derzeitigen Trends mit dem Referenzwert ist zu berücksichtigen,<br />

dass der Referenzwert auf die mittelfristige Entwicklung abstellt. Kurzfristige<br />

Schwankungen von M3 können auf einige temporäre Faktoren zurückzuführen<br />

sein und müssen sich nicht zwangsläufig auf die künftige Preisentwicklung auswirken.<br />

Daher hob der EZB-Rat bereits im Jahr 1998 hervor, dass mit der Einführung<br />

des Referenzwerts keine Verpflichtung der EZB einhergehe, Abweichungen des<br />

Geldmengenwachstums vom Referenzwert mechanistisch zu korrigieren. Vielmehr<br />

führt die EZB eine eingehende Analyse des M3-Wachstums unter Berücksichtigung<br />

anderer monetärer Indikatoren und Angaben im Rahmen der zweiten Säule durch,<br />

um dessen Bedeutung für die Risiken für die mittelfristige Preisstabilität zu beurteilen.<br />

Das zuletzt kräftige M3-Wachstum bestätigt unsere zuvor geäußerte Einschätzung,<br />

dass die Anleger unter dem Eindruck der nach den Terroranschlägen in den Vereinigten<br />

Staaten relativ hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten Portfolioumschichtungen<br />

zugunsten liquider und relativ sicherer kurzfristiger Anlageformen,<br />

die in M3 enthalten sind, vorgenommen haben. Diese Umschichtungen dürften<br />

vorübergehender Natur sein und sollten nicht als Anzeichen für einen künftigen<br />

Preisdruck gewertet werden. Diese Beurteilung der derzeitigen monetären Entwicklung<br />

wird auch von der Tatsache untermauert, dass die Kreditvergabe an den privaten<br />

Sektor in den letzten Monaten kontinuierlich zurückgegangen ist. Wir müssen<br />

das Wachstum der Geldmenge M3 jedoch weiterhin genau im Auge behalten.<br />

Wenn die momentane Unsicherheit in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten<br />

nachlässt, sollte ein fortbestehender gesamtwirtschaftlicher Liquiditätsüberschuss<br />

erneut sorgfältig daraufhin geprüft werden, ob er Risiken für die Preisstabilität signalisiert.<br />

(...)<br />

Was die zweite Säule angeht, so haben die jüngsten Informationen unsere frühere<br />

Einschätzung bestätigt, das die Wirtschaftsaktivität im Eurogebiet in der zweiten<br />

Hälfte dieses Jahres schwach ausgefallen ist und wahrscheinlich bis Anfang nächs-<br />

106


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

ten Jahres auf niedrigem Niveau bleiben wird. Dies spiegelt die geringere Exportnachfrage<br />

infolge der gegenwärtigen weltweiten Konjunkturabschwächung und<br />

die Tatsache wider, dass sowohl der private Verbrauch als auch Investitionsentscheidungen<br />

vom derzeit vorherrschenden Klima der wirtschaftlichen Unsicherheit<br />

in Mitleidenschaft gezogen werden. Allerdings sind die Bedingungen dafür vorhanden,<br />

dass sich das Wirtschaftswachstum im Laufe des nächsten Jahres wieder<br />

verstärken könnte. Im Euro-Währungsgebiet gibt es keine größeren Ungleichgewichte,<br />

die einen langwierigen Korrekturprozess erforderlich machen würden.<br />

Gleichzeitig sind die Finanzierungsbedingungen im Eurogebiet sehr günstig. Darüber<br />

hinaus wird der jüngste Ölpreisrückgang und – ganz allgemein – der erwartete<br />

weitere Rückgang der Verbraucherpreisinflation einen größeren Zuwachs des<br />

verfügbaren realen Einkommens mit sich bringen, und dies dürfte sich stützend<br />

auf die Binnennachfrage auswirken. Die Entwicklung an den Finanzmärkten in den<br />

vergangenen Wochen signalisiert, dass die Marktteilnehmer zu einer optimistischeren<br />

Einschätzung der wirtschaftlichen Wachstumsperspektiven für das Eurogebiet<br />

gelangt sind. Alle verfügbaren Prognosen sprechen dafür, dass sich die Wirtschaft<br />

des Eurogebiets im Laufe des nächsten Jahres erholen wird.<br />

Angesichts des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfelds dürfte nicht mit einem<br />

mittelfristigen Aufwärtsdruck auf die Preise zu rechnen sein. Die Notwendigkeit,<br />

das Beschäftigungswachstum in einem Umfeld der Preisstabilität dauerhaft zu gewährleisten,<br />

verlangt es, dass der Prozess maßvoller Lohnabschlüsse fortgesetzt<br />

wird.<br />

In den kommenden Monaten ist wohl damit zu rechnen, dass die Jahresinflationsraten<br />

aufgrund der Basiseffekte im Zusammenhang mit dem vergleichsweise volatilen<br />

Verlauf der Preissteigerungen Ende 2000 und Anfang 2001 größere Schwankungen<br />

aufweisen werden. Allerdings tendieren die jährlichen Inflationsraten eindeutig<br />

nach unten, und schließt man unvorhersehbare Schwankungen der HVPI-<br />

Komponenten aus, dürften sie im kommenden Jahr deutlich unter die Marke von<br />

2 % fallen.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es wichtig, dass die Finanzpolitiken mittelfristig<br />

ausgerichtet bleiben, um die Glaubwürdigkeit des Stabilitäts- und Wachstumspakts<br />

zu untermauern und somit das Vertrauen der Verbraucher und Anleger zu stärken.<br />

(...)<br />

Eine dringende Herausforderung, die das Euro-Währungsgebiet noch zu bewältigen<br />

hat, ist die Stärkung der Produktivkräfte der Wirtschaft durch Schaffung angemessener<br />

Anreize für die Akteure. Der EZB-Rat ist der Ansicht, dass strukturelle<br />

Reformen und technologische Innovationen potenziell eine erhebliche Steigerung<br />

des Trendwachstums der Produktion herbeiführen können. Zwar sind bei den<br />

strukturellen Reformen einige Fortschritte erzielt worden, doch müssen noch weitere<br />

bedeutsame Maßnahmen – insbesondere an den Arbeits- und Gütermärkten –<br />

ergriffen werden, um eine dauerhafte und signifikante Erhöhung des Potenzialwachstums<br />

im Eurogebiet zu erreichen. Darüber hinaus sollten die Regierungen im<br />

Bereich der Finanzpolitik entschlossenere strukturelle Ausgabenreformen durchführen,<br />

um Raum für weitere Steuerreformen zu schaffen und die mit der Alterung<br />

der Bevölkerung verbundenen fiskalischen Belastungen auffangen zu können. Solche<br />

Reformen würden die Wirksamkeit der Finanzpolitik im Hinblick auf Beschäftigung,<br />

Investitionstätigkeit und Wirtschaftsdynamik erhöhen. (...)<br />

Deutsche Bundesbank, Auszüge aus Presseartikeln Nr. 54, Frankfurt, 12. Dezember<br />

2001, S. 17 f<br />

107


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 3<br />

1. Arbeitslosenquote gemessen an allen zivilen Erwerbspersonen<br />

Werte<br />

(in %)<br />

108<br />

Veränderung<br />

zum<br />

Vorjahr in %<br />

Veränderung<br />

zur<br />

Vorperiode in<br />

%<br />

2001 Dez 9,6 3,2 4,3<br />

2001 Nov 9,2 3,4 2,2<br />

2001 Okt 9,0 1,1 0,0<br />

2001 Sep 9,0 0,0 - 2,2<br />

2001 Aug 9,2 - 1,1 0,0<br />

2001 Jul 9,2 - 1,1 3,4<br />

2001 Jun 8,9 - 2,2 - 1,1<br />

2001 Mai 9,0 - 3,2 - 5,3<br />

2001 Apr 9,5 - 3,1 - 3,1<br />

2001 Mrz 9,8 - 7,5 - 3,0<br />

2001 Feb 10,1 - 7,3 1,0<br />

2001 Jan 10,0 - 9,1 7,5<br />

2. Entstehung des BIP / Arbeitnehmer im Inland<br />

Werte<br />

(in Tausend)<br />

Veränderung<br />

zum<br />

Vorjahr in %<br />

Veränderung zur<br />

Vorperiode in %<br />

2001 4.Vj. 35 084 - 0,2 0,3<br />

2001 3.Vj. 34 976 0,1 0,7<br />

2001 2.Vj. 34 743 0,3 1,0<br />

2001 1.Vj. 34 413 0,7 - 2,1<br />

3. Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte<br />

(1995 = 100)<br />

Werte Veränderung<br />

zum<br />

Vorjahr in<br />

%<br />

Veränderung zur<br />

Vorperiode<br />

in %<br />

2001 Dez 109,6 1,7 0,1<br />

2001 Nov 109,5 1,7 - 0,2<br />

2001 Okt 109,7 2,0 - 0,3<br />

2001 Sep 110,0 2,1 0,0<br />

2001 Aug 110,0 2,6 - 0,2<br />

2001 Jul 110,2 2,6 0,0<br />

2001 Jun 110,2 3,1 0,2<br />

2001 Mai 110,0 3,5 0,5<br />

2001 Apr 109,5 2,9 0,4<br />

2001 Mrz 109,1 2,5 0,1<br />

2001 Feb 109,0 2,6 0,6<br />

2001 Jan 108,3 2,4 0,5<br />

Quelle: Auszüge aus Zeitreiheninformationen der Deutschen Bundesbank<br />

(www.bundesbank.de/index.html)


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 4<br />

Die letzten Zinsschritte der Notenbank<br />

Datum Haupt-<br />

Einlage- Spitzen-<br />

Refinanzierung Fazilität Fazilität<br />

08.11.01 3,25 % 2.25 % 4,25 %<br />

17.09.01 3,75 % 2,27 % 4,75 %<br />

30.08.01 4,25 % 3,25 % 5,25 %<br />

10.05.01 4,50 % 3,50 % 5,50 %<br />

Quelle: www.leitzinsen.com<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 5<br />

Experten erwarten kein Zinssignal der EZB<br />

Wissenschaftler warnen vor Zinssenkung. Dieses Jahr bereits in vier<br />

Schritten um 150 Basispunkte gesenkt<br />

Von Anja Struve (Erschienen am 06.12.2001 in „Die Welt“)<br />

Frankfurt/Main - Über den heutigen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />

sind sich die Ökonomen weitgehend einig: Sie rechnen in der Mehrzahl nicht damit,<br />

dass die Notenbank auf ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr die Zinsen verändert.<br />

Die Bank von England enttäuschte bereits am Mittwoch die Erwartungen der<br />

Volkswirte nicht und ließ die Leitzinsen unverändert. Mit 4,00 Prozent liegt der<br />

Schlüsselzins in Großbritannien damit weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit 37<br />

Jahren. Zuvor hatte die Notenbank wegen des weltweiten Wirtschaftsabschwungs<br />

in diesem Jahr bereits sieben Mal ihre Geldpolitik gelockert.<br />

Die EZB hat ihren Schlüsselzins in diesem Jahr bislang in vier Schritten um insgesamt<br />

150 Basispunkte auf 3,25 Prozent reduziert. Führende EZB-Beobachter warnten<br />

die Währungshüter gestern aber sogar davor, schon bald eine weitere Zinssenkung<br />

vorzunehmen. „Mit einer Senkung der Leitzinsen in den kommenden Wochen<br />

läuft die EZB Gefahr, ihre Fehler aus dem Jahr 1999 zu wiederholen“, sagte<br />

Jürgen von Hagen vom Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) am<br />

Mittwoch in Frankfurt. Von Hagen gehört zusammen mit fünf weiteren Volkswirten<br />

der Wissenschaftlergruppe EMU Monitor an, die die EZB-Politik regelmäßig<br />

analysiert.<br />

Im Jahr 1999 hatte die EZB die Zinsen gesenkt, obwohl die Wirtschaft längst wieder<br />

auf Erholungskurs umgeschwenkt war. „Das hat schließlich zu dem Dilemma<br />

geführt, dass die EZB im Jahr 2000/2001 angesichts steigender Inflationsraten die<br />

Zinsen erhöhen musste, obwohl die Wirtschaft ihr Tempo längst wieder verlangsamt<br />

hatte“, sagte von Hagen. „Wir sehen deshalb weder den Bedarf noch den<br />

Spielraum für weitere Zinssenkungen in Euroland.“<br />

Die Mehrheit der Bankanalysten ist allerdings anderer Meinung. Sie rechnen damit,<br />

dass die EZB angesichts rückläufiger Konjunktur und sinkender Inflationsraten die<br />

Leitzinsen in den kommenden Monaten noch einmal um mindestens 25 Basispunkte<br />

senken wird. Unterdessen bezeichnete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW) die Europäische Geldpolitik als zögerlich und forderte die EZB zu einer<br />

weiteren Leitzinssenkung auf. Dies Zinssenkung könnte die gesamtwirtschaftliche<br />

Nachfrage beleben und so die Produktion anregen, ohne die Preisstabilität zu<br />

gefährden, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten DIW-Wochenbericht.<br />

Ähnlich wie die Bankenvolkswirte erwarten auch die EMU-Monitor-Forscher, dass<br />

sich die Wirtschaft im zweiten Quartal des kommenden Jahres erholen wird. „Allerdings<br />

dürfte wie beim Abschwung in den Jahren 1998 und 1999 die Rezession<br />

in Deutschland länger und stärker ausfallen als im europäischen Vergleich“, sagte<br />

von Hagen. Eine zu enge Auslegung des Budgetdefizits sei daher kontraproduktiv:<br />

„Die Finanzpolitik wirkt dann noch prozyklischer, und die Belastung für die<br />

Geldpolitik steigt.“<br />

Hingegen mahnte EZB-Direktoriumsmitglied Eugenio Domingo Solans am Mittwoch<br />

in Frankfurt, dass der Stabilitätspakt strikt eingehalten werden müsse. „Keine<br />

neue Interpretation, keine zweite Lesart, keine Flexibilität sollte in dieser Frage erlaubt<br />

werden“, sagte Solans. Es herrschen insbesondere mit Blick auf Deutschland<br />

Zweifel daran, dass alle Länder der Euro-Zone den Stabilitätspakt einhalten können.<br />

Die EZB-Beobachter bestärkten die Zentralbank unterdessen darin, an ihrem wichtigsten<br />

Ziel festzuhalten und mittelfristig Preisstabilität zu garantieren. „Jedes Mal<br />

dann, wenn die EZB auch andere Ziele verfolgt hat, war sie dabei wenig erfolgreich“,<br />

sagte von Hagen.<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage 6<br />

Anlage 7<br />

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C:\WINDOWS\Desktop\epafgw.doc<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.3 Mündliche Prüfung<br />

Die Gestaltung einer mündlichen Prüfung wird grundsätzlich in der Verordnung<br />

über die Abschlüsse in der gymnasialen Oberstufe, im Fachgymnasium, im Abendgymnasium<br />

und im Kolleg (AVO-GOFAK) in der jeweils geltenden Fassung<br />

geregelt.<br />

2.3.3.1 Ziele, Aufgabenstellungen, Vorbereitungs- und<br />

Prüfungszeit<br />

In der mündlichen Prüfung sollen die Prüflinge Kenntnisse und Fähigkeiten über<br />

Inhalte des Faches Volkswirtschaft sowie fächerübergreifende Kompetenzen<br />

zeigen können.<br />

Dies kann innerhalb von Einzel- bzw. Gruppenprüfungen über verschiedene<br />

prüfungsmethodische Verfahren geschehen, wie zum Beispiel:<br />

Freier Vortrag<br />

Rollenspiel<br />

Zwiegespräch, Diskussion<br />

Pro - Kontra - Darstellung<br />

Die Prüflinge sollen<br />

Sachverhalte und Problemlagen fachlich angemessen darstellen und in übergeordnete<br />

Zusammenhänge einordnen<br />

Lösungen mit Hilfe von geeigneten Präsentationstechniken vortragen<br />

ein themengebundenes Fachgespräch führen.<br />

Als Ausgangspunkt für die mündliche Prüfung dient eine gegliederte Aufgabe<br />

zu einem bestimmten Themenschwerpunkt. Sie nimmt Bezug auf aktuelle<br />

volkswirtschaftliche Problemstellungen und Sachverhalte. Sie wird zu Beginn<br />

der Vorbereitungszeit dem Prüfling schriftlich vorgelegt.<br />

Die Aufgabe soll unter Vorgabe von geeignetem Arbeitsmaterial so gestellt werden,<br />

dass bei der Lösung alle drei Anforderungsbereiche erfasst werden können<br />

und verschiedenartige Qualifikationen (siehe Kapitel 2.3.1) angesprochen<br />

werden. Die Inhalte der mündlichen Prüfung dürfen sich nicht ausschließlich<br />

auf Lerngebiete eines Kurshalbjahres beschränken.<br />

Aufgabenstellungen, die im Rahmen des vorausgegangenen Unterrichts sowie<br />

in der schriftlichen Abiturprüfung behandelt worden sind, dürfen nicht Gegenstand<br />

der mündlichen Prüfung sein.<br />

Die Prüfungsaufgabe muss so angelegt werden, dass grundsätzlich jede Note<br />

erreichbar ist; entsprechende Fragen können bereits in der schriftlich vorgelegten<br />

Aufgabe enthalten sein, sie können sich aber auch im Verlauf des Prüfungsgespräches<br />

ergeben.<br />

Den Prüflingen muss anhand von Angaben zu Aufgabengewichtungen eine Orientierung<br />

für die Bearbeitung der mündlichen Prüfungsaufgabe geboten werden.<br />

Es wird erwartet, dass der Prüfling bzw. die Prüflinge in der selbstständig gestalteten<br />

Prüfungsphase zur Visualisierung geeignete Hilfsmittel einsetzen. Für<br />

das anschließende Prüfungsgespräch ist es sinnvoll, an die vorhandene Aufgabe<br />

anzuknüpfen; dabei ist insbesondere die Fähigkeit nachzuweisen, das vorhandene<br />

Wissen darzustellen und die eigene Meinung sachgerecht und sprachlich<br />

angemessen zu vertreten.


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Die Prüfungsvorbereitungszeit soll grundsätzlich 30 Minuten betragen. Die<br />

mündliche Prüfung soll mindestens 20 und höchstens 30 Minuten dauern.<br />

Dem Prüfling bzw. den Prüflingen sind während der Prüfungsvorbereitung und<br />

der Prüfung selbst die notwendigen Hilfsmittel zur Präsentation zur Verfügung<br />

zu stellen. Auf dem Prüfungsvorschlag sind diese notwendigen Hilfsmittel für<br />

eine Präsentation zu vermerken.<br />

2.3.3.2 Kriterien für die Bewertung der Leistungen in der<br />

mündlichen Prüfung<br />

Bei der Bewertung der mündlichen Prüfungsleistung sind die Fachkompetenz<br />

und Methodenkompetenz des Prüflings zu beurteilen. Dabei soll bei der Gewichtung<br />

von Fachkompetenz und Methodenkompetenz ein Verhältnis von 70<br />

% zu 30 % zugrunde gelegt werden.<br />

Es wird empfohlen, zur Einschätzung der Prüfungsleistung einen Beurteilungsbogen<br />

mit entsprechenden Beurteilungskriterien zu verwenden.<br />

Die folgende Darstellung gibt ein Beispiel für einen solchen Beurteilungsbogen<br />

wieder. Ein weiteres Beispiel findet sich im Kapitel 2.1.2.2 im Rahmen der fachspezifischen<br />

Ausführungen zum Unterrichtsfach Betriebswirtschaft mit Rechnungswesen/Controlling.<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Beispiel für einen Beurteilungsbogen<br />

Mündliche Prüfung<br />

A) Fachkompetenz (70 %)<br />

(Sachliche Richtigkeit, Betonung des Wesentlichen, Schlüssigkeit in der Argumentation, Gliederung,<br />

Verständlichkeit, Eingehen auf Fragen)<br />

Aufgabe 1<br />

Aufgabe 2<br />

Aufgabe 3<br />

Aufgabe 4<br />

Prüfungsgespräch<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

114<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

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B) Methodenkompetenz (30 %)<br />

EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

1. Visualisierung<br />

(Medieneinsatz, Übersichtlichkeit, Anschaulichkeit)<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

2. Verbales Verhalten<br />

(Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Betonung)<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

3. Nonverbales Verhalten<br />

(Blickkontakt, Körperhaltung, Mimik, Gestik)<br />

C) Berechnung des Gesamtergebnisses<br />

A) Fachkompetenz<br />

B) Methodenkompetenz<br />

Gesamtergebnis<br />

Anmerkungen Maximale<br />

Punktzahl<br />

116<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Erreichte<br />

Punktzahl<br />

Punkte in Prozent Faktor Ergebnis


EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

2.3.3.3 Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung<br />

Themenschwerpunkt: Arbeitsmarkt und Beschäftigungspolitik<br />

Aufgabenstellung<br />

1. Beschreiben Sie kurz die aktuelle Beschäftigungssituation auf dem Arbeitsmarkt<br />

der Bundesrepublik Deutschland. (10 Punkte)<br />

2. In der Anlage finden Sie eine Stellungnahme eines Gewerkschaftsvorsitzenden<br />

zu den Tarifverhandlungen und zur Beschäftigungssituation im Bankgewerbe.<br />

Erläutern Sie die im Text (Anlage) zum Ausdruck kommende Position<br />

zur Frage „Mehr Arbeitsplätze durch höhere Löhne?“.<br />

Entwickeln Sie eine Wirkungskette und ergänzen Sie die Darstellung<br />

um weitere Argumente. (insgesamt 20 Punkte)<br />

3. Entwickeln Sie eine Gegenposition aus der Sicht der Arbeitgeber. Stellen Sie<br />

auch diese Argumente in Form einer Wirkungskette dar. (20 Punkte)<br />

4. Erörtern Sie weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung von<br />

Arbeitslosigkeit, die zur Zeit diskutiert werden. Nehmen Sie jeweils eine<br />

kurze Bewertung vor. (20 Punkte)<br />

Bitte nutzen Sie zur visuellen Unterstützung Ihres Vortrages in geeigneter<br />

Weise die bereitgestellten Moderationsmaterialien.<br />

Zusätzlich zu den o. g. Punkten können Sie maximal 30 Punkte für die<br />

von Ihnen gezeigten methodischen Kompetenzen erhalten.<br />

Weiterer Verlauf des Prüfungsgespräches<br />

(nicht Bestandteil der Aufgabenstellung für den Prüfling)<br />

Das weitere (gelenkte) Prüfungsgespräch kann an die Frage 4 anknüpfen.<br />

Eine Vertiefung könnte beispielsweise mit Schwerpunktsetzung auf das<br />

Lerngebiet 7 „Strukturpolitik“ oder das Lerngebiet 8 „Sozialpolitik“ erfolgen.<br />

Auf der Grundlage der im ersten Abschnitt der mündlichen Prüfung erörterten<br />

Pro- und Kontra - Argumente (Kaufkraft- und Kostenargument) wäre<br />

es auch denkbar, die Positionen und Konzepte der nachfrage- und angebotsorientierten<br />

Konjunkturpolitik aufzugreifen bzw. zu vertiefen.<br />

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EPA in der Abiturprüfung für die Unterrichtsfächer BW mit REW/C, IV, VW im FG – Wirtschaft –<br />

Anlage zum Aufgabenbeispiel für die mündliche Prüfung<br />

118<br />

Tarifkonflikt<br />

Mehr Arbeitsplätze durch höhere Löhne?<br />

PRO: Hinrich Feddersen (Mitglied des Bundesvorstandes ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft)<br />

Klares Ja, angesichts der niedrigen Gehaltssteigerung in den letzten Jahren!<br />

Wenn die Beschäftigten mehr Geld ausgeben können, kann Handel und Industrie<br />

mehr verkaufen und produzieren – mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Volkswirtschaftlich<br />

betrachtet, sind Gehälter vor allem Nachfrage, die bei deutlicher<br />

Steigerung (mindestens Ausgleich von Inflation und erhöhter Produktivität) zu<br />

mehr Beschäftigung führen, insbesondere bei schwächelnder Exportnachfrage.<br />

Die Praxis beweist dies. Beispiel Deutschland: Seit Beginn der neunziger Jahre ist<br />

es den Arbeitgebern gelungen, auch auf Grund bescheidener Tarifabschlüsse,<br />

ihre Gewinne und Vermögen, die nicht in zusätzliche Arbeitsplätze investiert<br />

wurden, insgesamt massiv zu steigern, während die Lohnquote deutlich<br />

schrumpfte. Folge: Nur wenig zusätzliche Arbeitsplätze – abgesehen von 325<br />

Euro-Jobs – wurden geschaffen.<br />

Beispiel Frankreich: In den letzten vier Jahren stiegen dort die Stundenlöhne<br />

doppelt so stark wie in Deutschland. Die französische Wirtschaft wuchs durchschnittlich<br />

um 2,8 Prozent jährlich gegenüber Deutschland mit durchschnittlich<br />

1,8 Prozent. Die Anzahl der Arbeitsplätze stieg in Frankreich in diesem Zeitraum<br />

um 8 Prozent gegenüber Deutschland mit nur 4 Prozent. Die Arbeitslosenquote<br />

sank im Nachbarland – unterstützt durch staatliche Arbeitszeitverkürzungs-<br />

Politik – um 3,8 Prozent, während sie bei uns nur um 2 Prozent zurückging.<br />

Fazit: Die Lohnzurückhaltung in Deutschland diente einseitig der Stärkung der<br />

Exportposition. Versprochene zusätzliche Jobs wurden nicht geschaffen. Das<br />

zweite Standbein unserer Volkswirtschaft, die Binnennachfrage, hat schwer gelitten.<br />

Also: Höchste Zeit, dass im Jahr 2002 durch deutliche Gehaltssteigerungen<br />

volkswirtschaftlich notwendige Korrekturen eingeleitet werden. Für die Beschäftigten<br />

im Bankgewerbe fordert ver.di: Deutlich höhere Gehälter und Maßnahmen<br />

zur Beschäftigungssicherung angesichts des umfangreich geplanten<br />

Stellenabbaus. Das Gesamtforderungsvolumen beträgt 6,5 %.<br />

(Quelle: Die Bank, Heft 4/2002, S. 223)

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