1923-Die Dauer geologischer Vorgänge - Burgenverein Untervaz
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nach den Ursachen, die zu so riesenhaften Ansammlungen von Geröllen,<br />
Schutt und Pflanzenmoder in der Karbonzeit führten, wenn er es auch<br />
wahrscheinlich machen kann, dass die Geröll- und Sandmassen durch<br />
stürmische Gewässer von den abwitternden Bergen herabgetragen und darauf,<br />
in der Permzeit, mit Aschen von Porphyrstaub zu Letten und Sanden<br />
zusammengeschwemmt wurden.<br />
Für den Geologen ist das Fossil, das er in der Hand hält, hochwichtig als<br />
Dokument einer Entwicklungsstufe im Organischen und des Zustandes der<br />
Zeitepoche und des Ortes, da sich das Gestein seiner Hülle absetzte. Aber er<br />
kann dem Fragenden keine Auskunft darüber geben, welcher Zeitraum die<br />
Lebenszeit des versteinerten Schaltieres von der unserigen trennte. <strong>Die</strong><br />
Neugier möchte namentlich auch erfahren, um welche Jahressumme es sich<br />
seit dem ersten Auftreten des Menschen in der Erdgeschichte handeln könnte.<br />
Ein Buch O. Hausers über den Menschen von Le Moustier trägt den Titel: Der<br />
Mensch vor 100'000 Jahren." Aber der Heidelbergerkiefer ist, wenn diese Zahl<br />
auch als völlig unsicher gelten muss, viel älter, und wenn der Mensch gar<br />
schon im Tertiär aufgetreten sein sollte, so müsste sein Alter wohl jenseits der<br />
Jahrmillion verlegt werden.<br />
Neuestens versucht man, die <strong>Dauer</strong> <strong>geologischer</strong> Perioden durch die<br />
Radioaktivität der Gesteine zu berechnen. Man benutzt für diesen Zweck den<br />
Betrag des jährlichen Zerfalls des Uranpecherzes über die Stufen Radium und<br />
Helium weg wahrscheinlich zu Blei, was unter den verschiedensten<br />
Strahlungen erfolgt. Ähnliches geschieht in der Thor- und Aktiniumreihe. So<br />
hat Hirschi gefunden, dass die Intrusion (das Eindringen in glut-flüssigem<br />
Zustand) des prae-granitischen Kalisyenits am Piz Giuf im Bündner Oberland<br />
ein Alter von 100 Millionen Jahren habe und seit dem Aufsteigen des tertiären<br />
Bergellergranits 1 Million Jahre verflossen seien. Nach solchen Verfahren sind<br />
die ältesten (archäischen) Gesteine Norwegens und Ceylons zu 1700-2200<br />
Millionen Jahren berechnet worden. <strong>Die</strong>se Zahlen erscheinen den Geologen<br />
jedoch zu klein, obwohl es nicht möglich ist, sie mit Grund zu widerlegen.<br />
<strong>Die</strong> geologischen Erscheinungen der Gegenwart führen uns aus der Enge<br />
unseres Zeitbegriffes hinaus und leiten, wie Walther sich ausdrückt, "in<br />
Kausalreihen, die sich nach der Vergangenheit und nach der Zukunft in<br />
unbegrenzte Fernen verlieren." Aber eine Einheit des Zeitmasses gibt es in der<br />
Geologie nicht. Wir wissen nicht, vor welcher Zeit die höchsten Strandlinien in<br />
Süditalien und die höchsten Muschelbänke der Küsten Norwegens, die eine