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Von "weiblichen Vollmenschen" und Klassenkämpferinnen - KOBRA ...

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EINLEITUNG<br />

Die Qualitätseinschätzung einer Interpretation, so Mayring, sei aus ihrer argumentativen<br />

Begründung ersichtlich. 75 Qualitatives Denken lasse explizit ein induktives Vorgehen zu <strong>und</strong> so<br />

setzten sich „[a]us einzelnen Beobachtungen […] die ersten Zusammenhangsvermutungen zusam-<br />

men, die dann durch systematische weitere Beobachtungen zu erhärten versucht werden“ 76 . Den<br />

Gr<strong>und</strong>gedanken hermeneutischer, d. h. interpretativer Ansätze skizziert Mayring schließlich so:<br />

„Texte, wie alles vom Menschen Hervorgebachte, sind immer mit subjektiven Bedeutungen,<br />

mit Sinn verb<strong>und</strong>en; eine Analyse der nur äußerlichen Charakteristika<br />

führt nicht weiter, wenn man nicht diesen subjektiven Sinn interpretativ herauskristallisieren<br />

kann.“ 77<br />

Diesbezüglich erscheint die Analyse einer Zeitschrift potenziell besonders ergiebig, da in ihr<br />

äußere Gestaltung <strong>und</strong> innerer Gehalt zusammenspielen <strong>und</strong> beides eine ausgesuchte Botschaft<br />

vermitteln soll. Interessanterweise stellt Mayring fest, dass als systematische Methode der Publi-<br />

zistik für die Analyse von Zeitungsartikeln bisher vor allem die quantitative Inhaltsanalyse heran-<br />

gezogen worden sei. 78 Mit dem Aufkommen der Massenmedien, dem Zweiten Weltkrieg (Analyse<br />

der Feindpropaganda), für Verfassungsschutzzwecke <strong>und</strong> kommerzielle Auftraggeber habe diese<br />

Methode zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts einen Aufschwung <strong>und</strong> wissenschaftliche Spezifizierung<br />

erlebt. Jedoch häuften sich auch die Kritiken, u. a. „‘daß es bisher noch nicht gelungen [sei], mit<br />

Hilfe der Inhaltsanalyse ein griffiges Instrument für die Beschreibung <strong>und</strong> Differenzierung von<br />

Zeitschriften zu entwickeln’.“ 79 Unter diesem Gesichtspunkt ist die Einschätzung des „Zeit-<br />

schriftenforschers“ Rollka sehr interessant, der noch 1985 eine „traditionelle Mißachtung der<br />

Zeitungen <strong>und</strong> des Tagesschrifttums als ernstzunehmende Quelle“ feststellte. Es dominiere ledig-<br />

lich das „‘illustrierende’ Zitieren“ 80 aus diesen wertvollen Quellen. Gerade die Unterhaltungs-<br />

literatur, zu der teilweise auch die biographischen „Gleichheit“-Artikel zu zählen sind, sei als For-<br />

schungsgegenstand viel zu gering geschätzt worden, bis angeregt durch sozialwissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> sozialhistorische Ansätze der „mediale[…] Charakter vieler literarischer Produkte“ 81 wieder-<br />

entdeckt werde. Auch die Zeitungswissenschaft stelle verstärkt Fragen sozialer Interaktion in den<br />

Mittelpunkt. 82<br />

75 Vgl. ebd.<br />

76 Mayring, Einführung in die qualitative Sozialforschung, S. 37.<br />

77 Ebd., S. 13f.<br />

78 Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Techniken. 8. Aufl., Weinheim, Basel: Beltz, 2003,<br />

S. 24.<br />

79 Koch, V. / Witte, H. / Witte, E. H.: Die Inhaltsanalyse als Meßinstrument. Methodenkritische Aspekte einiger<br />

Inhaltsanalysen von Publikumszeitschriften. In: Publizistik, 1974, Nr. 19, S. 177-184, S. 183. Zit. nach: Mayring,<br />

Qualitative Inhaltsanalyse, S. 25.<br />

80 Rollka, Die Belletristik in der Berliner Presse des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 1.<br />

81 Ebd., S. 6.<br />

82 Ebd., S. 6f.<br />

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