Publikation - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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dies als jemand sagst, <strong>der</strong> weiß, was er mit seiner Heimatstadt Danzig<br />
verloren hat. Du vertratest also damals die Meinung, dass <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
nach <strong>der</strong> Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrages<br />
die Verpflichtung zufalle, den geografischen Verlust durch kulturellen<br />
Gewinn wettzumachen. Schlesien, Ostpreußen und Pommern waren<br />
nicht nur geografische Begriffe. Es galt auch die kulturelle Substanz<br />
<strong>der</strong> verlorenen Provinzen zusammenzutragen.<br />
Politiker hatten damals den Mut, eine Nebelwand zu teilen, Wirklichkeit<br />
zu benennen und dem notwendigen Ausgleich zwischen dem<br />
deutschen und dem polnischen Volk einen Anfang zu setzen. Spät<br />
wurde erkannt, dass wir Provinzen verloren und Einsichten gewonnen<br />
hatten.<br />
Wie war Dein Weg, lieber Günter Grass, <strong>der</strong> Du ja 1958 das erste Mal<br />
wie<strong>der</strong> in Deine Heimatstadt zurückgekommen bist, diese doch auch<br />
schmerzliche Einsicht zu gewinnen und dann sehr aktiv diese Entspannungspolitik,<br />
die ja von an<strong>der</strong>en als Verzichtspolitik verstanden wurde,<br />
mitzutragen?<br />
Günter Grass<br />
Egon Bahr hat bis jetzt den politischen Werdegang geschil<strong>der</strong>t. Für<br />
mich waren es zuerst einmal unmittelbar nach Kriegsende, dann in<br />
den ersten Friedensjahren, private und ganz persönliche Erkenntnisse,<br />
die Folgen hatten. Ich besuchte meine Großeltern, die, wie meine<br />
Eltern, Ausgewiesene waren. Sie waren damals in Lüneburg untergebracht.<br />
Ich erlebte, wie mein Großvater, <strong>der</strong> Tischlermeister war, mit<br />
seiner Frau quasi auf dem Koffer saß, immer in <strong>der</strong> Meinung: „Wenn<br />
wir Adenauer wählen, dann kommen wir eines Tages in unsere Heimat<br />
zurück.“ Er glaubte fest an diese Versprechungen, die damals weit<br />
verbreitet waren. Nicht zuletzt die Wahlkämpfe wurden mit diesen<br />
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