Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau von Ernst Heinrich ... - bei LiTheS

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

1. Auftritt. KASPAR und der UNTEROFFIZIER. Ernst Heinrich Bethge: Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau http://lithes.uni-graz.at/texte.html UNTEROFFIZIER. So Kaspar, da sind wir nun an Ort und Stelle. Der blutige Ernst des Krieges tritt nun auch an dich heran. KASPAR. Man bloß nich zu dichte, Herr Unteroffizier, un nich uff de Hühneroogen. UNTEROFFIZIER. Ich denke, du wirst deinen Mann stehen. KASPAR. Stehen? Stehen? Nu nee! Totstechen werd’ ich ihn, wenn er mir zu nahe kommt. UNTEROFFIZIER. Also das hier ist der Schützengraben. KASPAR. O, der gefällt mir recht gut, Herr Unteroffizier, besser als die Schützengräben uff ’m Exerzierplatze. UNTEROFFIZIER. Nanu! Warum denn? KASPAR. Weil der hier schon fertig is, un die daheeme mußten wir immer erst ausheben. Und das is eene verdammt schwere Arbeit, Herr Unteroffizier. UNTEROFFIZIER. Nun, wenn die feindliche Artillerie den Graben zusammenschießt, dann müssen wir auch hier tüchtig mit dem Spaten schanzen. KASPAR. Das wird se nich machen, de feindliche Artillerie. Ich sehe ja überhaupt gar keene feindliche Artillerie. UNTEROFFIZIER. Die steht in Deckung. KASPAR. Na also, da hat es keene Gefahr. UNTEROFFIZIER. Aber erst recht! KASPER. Nanu, wieso? Wenn mir in Deckung sind, sind mir doch so gut wie Nummer sicher. UNTEROFFIZIER. Beim Feinde ist das aber umgekehrt. Da ist er Nummer sicher und wir sind in Gefahr. KASPAR. So eene Gemeenheet! Na, er wird uns schon nischt tun, Herr Unteroffizier Wir tun ihm ja ooch nischt UNTEROFFIZIER. Hier stellst du dich nun her, Kaspar, und guckst unverwandt durch die Schießscharte hinüber nach dem feindlichen Schützengraben. KASPAR. Wird gemacht, Herr Unteroffizier! UNTEROFFIZIER. Und wenn sich drüben irgend etwas regt, dann langst du hin mit der Flinte. KASPER. Da werde ich aber nich weit hinreichen, Herr Unteroffizier! UNTEROFFIZIER. Mit der Kugel. KASPAR. Mit der kleenen Kugel? Die is ja noch kürzer als das Gewehr. UNTEROFFIZIER. Schießen meine ich, Kaspar, schießen. Wenn drüben was zappelt, knallst du drauf los. KASPAR. Schnellfeier, haste was kannste. UNTEROFFIZIER. Aber auch was treffen, Kaspar. [19]
KASPAR. Wenn was zu treffen is, allemal. UNTEROFFIZIER. Und wenn sich drüben verdächtige Bewegungen zeigen. KASPAR. Verdächtige Bewegungen? Was is das uff französisch? UNTEROFFIZIER. Wenn du merkst, der Feind will den Schützengraben verlassen. KASPAR. Dann loofe ich hinüber und besetze den feindlichen Graben. UNTEROFFIZIER. Ich meine, um uns anzugreifen. Wenn du das merkst … KASPAR. Dann rufe ich meine Großmutter. UNTEROFFIZIER. Dann meldest du das sofort und schlägst Alarm. KASPAR. Na, vor mir können se sich in acht nehmen, die Franzmänner. Ernst Heinrich Bethge: Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau http://lithes.uni-graz.at/texte.html UNTEROFFIZIER. Du verläßt natürlich deinen Posten auf keinen Fall. Es kommt Verstärkung. KASPAR. So ’n kleener Wuttki. UNTEROFFIZIER. Und der Graben wird verteidigt. Hier liegen Handgranaten. KASPAR. Die nehmen Se man lieber weg, Herr Unteroffizier. Die sein mir zu gefährlich. UNTEROFFIZIER. I wo! Man muß nur damit umzugehen wissen. Er holt eine Handgranate herbei. KASPAR. Lassen Se de Hand davon, Herr Unteroffizier! Ich bitt’ Sie, lassen Sie die Hand davon! UNTEROFFIZIER. Nur kalt Blut, Kaspar! Solange du die Zündschnur nicht entfernst, kann gar nichts passieren. Du legst dir einen hübschen Berg zurecht, und wenn die Feinde kommen, schleuderst du die Handgranaten auf sie. Du sollst mal sehn, wie sie da ausreißen. Also mach’ deine Sache! Und schlaf’ nicht ein. Es hängt alles davon ab, daß du auf dem Posten bist. Ab. KASPAR. Gott sei Dank, daß er weg is. Ich werd’ meine Sache schon machen. Er guckt durch die Schießscharte. Nischt Verdächtiges zu sehn. Der Feind is in scheenster Ordnung. Der weeß gewiß, daß Kaspar hier uff Posten steht. Wenn bloß die verdammten Handgranaten nicht wären! Das sind nämlich ganz hinterlistige Insekten. Mir is nämlich mal so een Dingerichs beinahe ins Gesicht geplustert. Das war Se nämlich so. Ich kriege so ’n Dingerichs in die Hand un sehe den Bindfaden da rausgucken. Ich denke, das is ja een recht liederliches Dingerichs, un reiße de Strippe ab. Da brüllt mich der eene Unteroffizier an: Wegschmeißen! Schnell! Ich denke, er will mich veralbern un halte das Dingerichs fest in der Hand. Da springt er uff mich zu un will mir das Dingerichs wegnehmen. Ich denke: Na wart, Brüderchen, wer wohl die meiste Kraft hat. Schließlich reißt er mir’s doch weg un schmeißt es übern Zaun. Un da ging es dann Krach! Bum! – Ich rühre so ’n Dingerichs nich wieder an. Sowas müßte überhaupt verboten sein, so ’ne Alberei. Er guckt durch die Schießscharte. Es kommt immer noch keener. Wer weeß überhaupt, ob da drüben een Feind is. Die Herren Vorgesetzten bilden sich gar manches ein. Er guckt über die Schutzwehr. Ein Schuß fällt. Sst! Himmelkreuz! So eene Gemeenheet! Dicht am Ohr vorbei. Na warte, Bürschchen, nu gucke ich überhaupt nich wieder nach euch raus. Er holt ein Feldpostpaket hervor. Diese Beschäftigung sagt mir mehr zu. Er öffnet das Paket. Hm, hm, das riecht aber mal fein appetitlich! Da hat doch meine Großmutter wieder ihr letztes Bißchen hergegeben und hat mir eenen kleenen Kuchen eingerührt. Wahrhaftig! Nee die gute liebe Seele! Schade, daß sie nich 50 Jahre jünger is. [20] [21]
Seite 1 und 2: Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau
Seite 3 und 4: Ernst Heinrich Bethge: Seid ihr all
Seite 9 und 10: KASPAR singt hinter der Szene. So l
Seite 11 und 12: GROßMUTTER. Na, du weißt doch, Ka
Seite 13: UNTEROFFIZIER. Schafskopf! KASPAR.
Seite 17 und 18: KASPAR. Een hibscher Name, Herr Unt
Seite 23 und 24: KASPAR. Nur keene Angst! Alles Ia m
Seite 29 und 30: GROßMUTTER. Hab’ ich auch nich.
Seite 31 und 32: KASPAR. GROßMUTTER. KASPAR. MUNGO.
Seite 35: 2. Auftritt. Die GROßMUTTER kommt.

Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau von Ernst Heinrich ... - bei LiTheS

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?