Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau von Ernst Heinrich ... - bei LiTheS

UNTEROFFIZIER. Aber später werdet Ihr doch heiraten?
KASPAR. Heiraten? Nee! Nie!
UNTEROFFIZIER. Aber warum denn, Kaspar?
KASPAR. So eene wildfremde Person? Nee! Nie!
Ernst Heinrich Bethge: Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
UNTEROFFIZIER. Aber du lernst sie doch vorher kennen, und sie ist dir doch dann lieb und vertraut.
KASPAR. Fällt mir nich ein! Nachher will die immer die Hälfte von allem abhaben. So dumm!
UNTEROFFIZIER. Und was wirst du nun beginnen?
KASPAR. Erst schlafe ich mal ordentlich aus.
UNTEROFFIZIER. Und dann?
KASPAR. Dann esse ich mich erst mal ordentlich satt.
UNTEROFFIZIER. Und dann?
KASPAR. Dann schlafe ich mich erst noch mal ordentlich aus.
UNTEROFFIZIER. Und dann?
KASPAR. Dann esse ich mich erst nochmal ordentlich tüchtig satt.
UNTEROFFIZIER. Und dann?
KASPAR. Dann geht’s abwechselnd: Schlafen, essen, schlafen, essen.
UNTEROFFIZIER. Aber das geht doch nicht, Kaspar. So ein Leben wäre ja ein Luderleben. Ihr müßt doch
arbeiten und Geld verdienen.
KASPAR. Ach du liebes Herrgottele! Is das denn unbedingt notwendig?
UNTEROFFIZIER. Na, wovon willst du denn leben?
KASPAR. Von Wurst und Brot, Herr Unteroffizier. Wissen
Se, Herr Unteroffizier, ich werde wieder, was ich früher war: ein Künstler.
UNTEROFFIZIER. So, so, ein Künstler.
KASPAR. Ich bin früher von einem Jahrmarkt zum andern gezogen un habe Dummheeten gemacht. Un
diese Dummheeten haben den Leuten so viel Spaß gemacht, daß se mir Geld dafür geschenkt haben.
Passen Se mal uff, Herr Unteroffizier! Ich werde Ihnen mal eene Probe geben von meiner Kunst. Zum
Publikum: Seid ihr alle da?
PUBLIKUM. Ja!
KASPAR. Dann schreit mal laut Hurra!
PUBLIKUM. Hurra!
KASPAR. Sehn Se, Herr Unteroffizier, die alte Schnurre. Sie zieht immer noch.
UNTEROFFIZIER. Und Eure Großmutter?
KASPAR. Die dreht den Leierkasten un sammelt die Sechser ein.
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