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Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau von Ernst Heinrich ... - bei LiTheS

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<strong>Ernst</strong> <strong>Heinrich</strong> Bethge: <strong>Seid</strong> <strong>ihr</strong> <strong>alle</strong> <strong>da</strong>? <strong>Kasperle</strong> <strong>feldgrau</strong><br />

http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />

KASPAR. So, und nun will ich euch och sag’n, weshalb ich hierhergekommen bin. Nich etwa euretwegen,<br />

Gott bewahre, <strong>da</strong> wäre ich schon lieber hübsch <strong>da</strong>heeme geblieben in meinem Unterstand. Nee, nee, es<br />

handelt sich um eene ganze wichtige Angelegenheit! – Aber <strong>ihr</strong> därft’s keenen weiter sagen, wärklich<br />

nich! – Ich setze mich sonst ganz gehörig uff’n<br />

Stacheldraht! Das is Se nämlich een <strong>alle</strong>rgeheimstes Dienstgeheimnis. Jawoll, <strong>da</strong> brauch’n Se gar nicht zu<br />

lachen! – Ich bin Se nämlich uff Patrullje! Jawoll: uff Patrullje! Nich wahr, <strong>da</strong> staunt <strong>ihr</strong> euch – ich kann<br />

woll ruhig euch zu euch sagen. Mir sind ja doch jetzt <strong>alle</strong>s eens. – Also, <strong>da</strong> staunt <strong>ihr</strong> euch de Beene in<br />

den Leib. Und <strong>da</strong> gibt’s nämlich gar nischt drüber zu lachen! Das war euch nämlich so gekommen. Unser<br />

Hauptmann wollte gerne wissen, wer <strong>da</strong> drüben in den englischen Schützengräben so kreizdämlich<br />

zu uns rüberknallt, nich etwa aus bloßer Neigierde, Gott bewahre, sowas gibt’s <strong>bei</strong>m Militär überhaupt<br />

nicht, sondern aus wohlbe<strong>da</strong>chten taktischen Gründen. – Versteht <strong>ihr</strong>’n überhaupt, wenn ich militärisch<br />

mit euch rede? – Also gut: Es sollte festgestellt werden, ob geraderüber <strong>von</strong> uns, – schau’n se mal hin,<br />

<strong>da</strong> drüben, links um de Ecke rum – ob <strong>da</strong> gelbe, schwarze, grüne, violette, blaue, weiße, bomwollne oder<br />

waschechte Engländer liegen. Er hat Se nämlich für jede Sorte seine Taktik. Er sagte also: Freiwillige<br />

vor! Macht euch auf was gefaßt und so weiter nich noch mal. Da drüben is der Deibel los. – Ich stand<br />

natürlich mit am vornsten vorne. – Kaspar, meente unser Hauptmann, <strong>da</strong>s is nischt für dich. Du machst<br />

mir wieder viel zu viel Unsinn und verdirbst mir den ganzen Salat. – Wie werd’ ich denn, Herr Hauptmann,<br />

sage ich stramm, ich kenne doch Salat. Meine Großmutter hatt’ ihn immer so recht hübsch mit<br />

Zucker gemacht oder mit Speckgriefen. O wie lecker, lecker, lecker! Lassen Se mich nur mitgehn, Herr<br />

Hauptmann. Wenn keener rankommt an den feindlichen Schützengraben, Kaspar kommt <strong>alle</strong>mal ran.<br />

Und <strong>da</strong>nn, Herr Hauptmann, möcht’ ich mir doch och die Knöppe verdienen. – ’s Eiserne könn’n se<br />

mir nämlich nich gut geb’n, weil <strong>da</strong>s ’n Bißchen dämlich aussehen möchte, wenn ich <strong>da</strong>mit uff’n Jahrmarkte<br />

zu stehn käme. Ich bin Se nämlich in meinen Zivilverhältnissen Jahrmarktskünstler. – Schließlich<br />

hat er gemeent: Meinetwegen, hol’ dich der Deibel! – Gott, <strong>da</strong>chte ich, der tut dir nischt! Der hat jetzt<br />

drüben <strong>alle</strong> Hände voll zu tun, die edlen Tommyseelen in den Wurschtkessel zu schaffen. – So, nun wißt<br />

<strong>ihr</strong> <strong>alle</strong>s. Ich habe mir eenen<br />

Kriegsplan ausgear<strong>bei</strong>tet und werde <strong>da</strong>nach vorgehen. Zunächst heißt es in Deckung gehen; denn so’n<br />

hübscher molliger Schützengraben is der Vater der Vorsicht. Ich werde mir künftig überhaupt keene<br />

Wohnung mehr mieten, sondern mich <strong>alle</strong>mal an Ort und Stelle <strong>bei</strong> Mutter Erde einquartieren. Schippt.<br />

Gott, is <strong>da</strong>s een Erdreich! Die höchste Zeit, <strong>da</strong>ß hier mal ordentlich gebuddelt wird. Er wirft die Erde vorn<br />

auf die Zuschauerseite. Ist denn keen Schipper unter euch? Feixen könnt <strong>ihr</strong> <strong>alle</strong> miteinander. Aber eenen<br />

ollen ehrlichen Landsturmsol<strong>da</strong>ten <strong>bei</strong>m Buddeln helfen, <strong>da</strong>s steht euch nich an. Sie, Kamerad! – Sie <strong>da</strong><br />

hinten mit der Brille, Sie Einjähriger, Sie sind doch gewiß een Studierter. Komm’n Se, helfen Se mir’n<br />

bißchen. Ich pfeife Ihnen ooch was. – Der Kerl rührt sich nich. Na warte, wenn ich erst de Knöppe habe,<br />

<strong>da</strong>nn werde ich dir Beene machen, du fauler. – So, <strong>da</strong>s wird genügen für den ersten Angriff. Nimmt<br />

einen Strick. Nun lege ich eine feine Schlinge, rooche mir meinen Stummel an und sehe den Ereignissen<br />

mit Ruhe entgegen wie Kollege Aas-quitt-quitt-quitt in London.<br />

2. Auftritt.<br />

KASPAR hat sich in die Grube gesetzt, so <strong>da</strong>ß nur der Kopf herausguckt. Das Ende <strong>von</strong> der Leine hat er in den<br />

Händen. Von links kommt ein GURKHA, mit einem Messer in den Zähnen.<br />

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