Forschungsagenda Logistik 1/2013
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Lebenslanges Lernen wird angesichts von Fachkräftemangel<br />
und demografischem Wandel für Unternehmen<br />
immer wichtiger. Verschulte Seminare und<br />
Lehrgänge mit Standardinhalten haben ausgedient,<br />
die Arbeitswelt verlangt nach Lösungen für neue<br />
flexible Lernsituationen.<br />
Viele Fortbildungen, guter Mitarbeiter. Eine<br />
Formel, die in Personalabteilungen immer weniger<br />
punktet, denn Lehrgänge runden das Wissen von<br />
Mitarbeitern viel zu selten gezielt ab, sondern erweitern<br />
es planlos. »Zertifikate-Sammler machen sich<br />
eher attraktiv für den Wettbewerb und verlieren viel<br />
Zeit, da sie einen Teil des vermittelten Wissens schon<br />
kennen oder für ihre aktuelle Position nicht benötigen«,<br />
weiß auch Christian Schwede , Verbundprojektmanager<br />
Supply Chain School beim Fraunhofer<br />
IML. Die Supply Chain School ist mit einem Volumen<br />
von 6,8 Millionen Euro eines der größten Forschungsprojekte<br />
zur Bildung überhaupt. Fortbildung<br />
in deutschen Unternehmen laufe häufig noch nach<br />
dem Wünsch-Dir-was-Prinzip, der Bedarf jedoch<br />
gehe vom Lernen auf Vorrat hin zum situationsbezogenen<br />
Lernen. Zudem reichen reines Faktenwissen<br />
und Methodenkompetenzen allein nicht mehr aus,<br />
ist der Wissenschaftler überzeugt.<br />
<strong>Logistik</strong> ist interdisziplinär, eine hochkomplexe<br />
Branche und der Aktions-, Verantwortungs- und Wirkungsradius<br />
der Beschäftigten in dem Bereich erweitert<br />
sich ständig. Zugleich wächst die Geschwindigkeit,<br />
mit der Technologien auf die <strong>Logistik</strong> und die<br />
Gesellschaft zukommen. Neue Managementmethoden<br />
und eine breitere Technologiekompetenz sind<br />
immer gefragter. Das dazu benötigte neue Wissen<br />
holen sich die Fach- und Führungskräfte parallel<br />
zum Job über verschiedene Weiterbildungsangebote,<br />
beispielsweise Fachliteratur, zertifizierte Lehrgänge<br />
und Programme oder Tagungen und Kongresse.<br />
28 Milliarden Euro werden am deutschen Weiterbildungsmarkt<br />
jährlich umgesetzt, nur 7 Milliarden<br />
davon entfallen auf offene Programme wie den<br />
Bachelor oder Master. Der große Batzen von etwas<br />
über 20 Millionen wird mit unternehmensinterner<br />
Weiterbildung umgesetzt.<br />
E-LEARNING UND PRÄSENZTRAINING<br />
KOMBINIEREN<br />
Aber nicht nur die Inhalte, auch die Art der<br />
Wissensvermittlung für die berufliche Weiterbildung<br />
in der <strong>Logistik</strong> wird den Bedürfnissen von Fach- und<br />
Führungskräften bislang nicht gerecht. Denn die<br />
heutige Arbeitswelt verlangt im Sinne der Work-Life-<br />
Balance nach Lösungen für neue flexible Lernsituationen,<br />
bei denen die Teilnehmer auch unproduktive<br />
(Arbeits-)Zeiten für die Weiterbildung nutzen, an<br />
verschiedenen internationalen Standorten lernen<br />
oder ihre Aufgaben zuhause erledigen können.<br />
Deshalb hat sich das Projekt Supply Chain School<br />
im EffizienzCluster <strong>Logistik</strong>Ruhr vorgenommen,<br />
das derzeitige Bildungsangebot in der <strong>Logistik</strong> zu<br />
erweitern. Dabei haben die Forscher ein unerwartetes<br />
Phänomen entdeckt.Es hat sich nämlich gezeigt,<br />
dass bei reinen E-Learning-Formaten die Motivation<br />
der Teilnehmer nach einer Anfangseuphorie abnimmt.<br />
Reine Präsenztrainings haben wiederum den<br />
Nachteil, dass sie auf einen vorgegebenen Termin<br />
festgelegt sind und Inhalt, Ort und Thema in einem<br />
fixen Rahmen vorgeben.<br />
AUS SUPPLY CHAIN SCHOOL ENTSTEHT<br />
GLOBALGATE<br />
Daher setzt das Konzept der Supply Chain<br />
School auf eine Mischung aus Präsenztrainings und<br />
E-Learning-Modulen. »Nur so können die Vorteile<br />
beider Bildungsformate genutzt und Nachteile einer<br />
singulären Betrachtung ausgeschlossen werden«,<br />
ist Schwede überzeugt. In diesem Sinne hat das<br />
Forschungsprojekt gemeinsam mit Weiterbildungsdienstleistern,<br />
Forschungseinrichtungen, Hochschulen<br />
und Technologieanbietern entsprechende<br />
Konzepte erarbeitet. Ein Ergebnis des Forschungsprojekts<br />
ist eine virtuelle, Cloud-basierte Lern- und<br />
Trainingsplattform, die relevantes <strong>Logistik</strong>wissen<br />
enthält und neuesten didaktischen Konzepten folgt.<br />
Die in einem ersten Schritt bereitgestellten Inhalte<br />
stammen aus dem Fraunhofer IML – insgesamt<br />
umfasst der Bildungskatalog über 270 Module mit<br />
strategischen als auch operativen Themenstellungen.<br />
Die Module liegen in verschiedenen Medien vor –<br />
vom klassischen Script bis hin zum Podcast.<br />
Bei der Entwicklung der digitalen Lernplattform<br />
standen die Lernbedürfnisse der Beschäftigten im<br />
Mittelpunkt. Denn im Rahmen einer neuen Lernkultur<br />
müssen auch unterschiedliche Lerntypen<br />
berücksichtigt werden: So kann der auditive Typ auf<br />
Hörbücher zugreifen, der visuelle Typ Planspiele<br />
(»Serious Gaming«) lösen und der kommunikative<br />
Typ in Web-based Trainings mit Tutoren diskutieren.<br />
Jeder Einzelne kann so die für ihn beste Lernmethode<br />
nutzen und für eine Lerneinheit auf das Medium<br />
BILDUNG II<br />
NAME:<br />
Supply Chain School<br />
FORSCHUNGSPARTNER:<br />
Fraunhofer IML, Materna<br />
TMT GmbH<br />
PROJEKTSTART:<br />
1.6.2011<br />
PROJEKTLAUFZEIT:<br />
36 Monate<br />
PROJEKTVOLUMEN:<br />
6,8 Milllionen Euro<br />
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