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DER GLAUBE DER HELLENEN

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Vorhellenische Götter<br />

andere Form des Kultus der Erdmutter, den wir ganz unzureichend<br />

kennen, beschränkt auf den Osten des Peloponnes.<br />

Ganz sicher vorgriechisch ist Ino, deren Name offenbar mit<br />

Inachos und Inopos gleichen Stammes ist. Hesych Ίνάχεια εορτή<br />

Λευκοθέας εν Κρήτηι από Ίνάχον zeigt die Verwandtschaft und<br />

den Kultus, der noch einer Ίνάχη galt. Sie hat nur an der<br />

lakonischen Küste bis Korone in Messenien Kulte, die Pausanias<br />

verzeichnet 1 ). Nur Alkman der Lakone spricht von 'Ινώ ϋαλασσομεδοισα.<br />

Schon die Odyssee setzt sie als Kadmostochter mit<br />

der Göttin Leukothea gleich, und als solche erscheint sie in vielen<br />

Geschichten, mit Athamas aber auch mit Dionysos verbunden,<br />

ganz menschlich. Das ist böotisch, und wir würden nicht durchkommen,<br />

wenn wir nicht an der Kopais eine weiße Göttin fänden.<br />

Die Seegöttin Leukothea ist mit dieser gleich, hat aber ihre starke<br />

Verehrung, wenn auch nur in alter Zeit, in Ionien. Sie ist also<br />

von den Hellenen der ersten Schicht mit der fremden Ino gleichgesetzt<br />

und nach Asien hinübergenommen, dieselbe Göttin, welche<br />

unter dem Namen Ino in Böotien in die Sippe des Kadmos aufgenommen<br />

ward, ein Geschick, das die phrygische Semele geteilt<br />

hat.<br />

Auf Delos ist es den französischen Ausgrabungen und dem<br />

Scharfsinne der Entdecker gelungen, aus dem zuerst befremdenden<br />

Tatbestande festzustellen, daß in dem heiligen Bezirke vor und<br />

hinter dem Artemision je zwei Gräber aus frühminoischer Zeit sorgfältig<br />

erhalten waren, hier also sicher karisch. Gräber auf Delos<br />

befremden, da ja Apollon im Jahre 423 jede Bestattung verbot und<br />

die Zerstörung der vorhandenen Gräber durchsetzte. Nur besondere<br />

Heiligung konnte zu einer Ausnahme führen, gewiß schon damals,<br />

als der Kultplatz von der Höhe an den Strand verlegt ward.<br />

Herodot, IV 33—35, unterrichtet uns über die verehrten Inhaber<br />

und die Kultgebräuche. Es waren die Mädchen, welche zuerst<br />

von den Hyperboreern etwas Heiliges in Weizenbüschel gebunden<br />

nach Delos gebracht hatten, wie es noch immer geschah 2 ).<br />

1 ) In Thalamai hat Pausanias III 26 das Orakel der Pasiphae auf Ino<br />

übertragen; in Brasiai, III 24, 4 ist Dionysos herangezogen, natürlich<br />

späterer Zusatz.<br />

2 ) Daß wirklich eine solche Sendung von Dodona nach Delos ging,<br />

muß man für Herodots Zeit noch glauben; später ist davon keine Spur.<br />

Weizenähren kamen nach seiner Angabe im Kulte der thrakischen Άρτεμις<br />

http://rcin.org.pl

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