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DER GLAUBE DER HELLENEN

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162 Vorhellenische Götter<br />

uns hier ja in den tieferen Volksschichten, aber Dionysos hat noch<br />

das Ithyphallische in sich aufgenommen und den Phales in sein<br />

Gefolge gezogen. Einmal nahm man keinen Anstand, auch den<br />

Hermes so zu bilden, und unsere Aufgabe ist zu verstehen, daß<br />

die Athener die Hermen auf ihren Straßen in der alten Form ertrugen,<br />

während die Malerei den Gott in vornehmer Menschengestalt<br />

darstellte. Die Ungebühr der Hermokopiden hat die Phallen<br />

abgeschlagen, und wenn das auch als Gottesfrevel empfunden ward,<br />

wird man sie schwerlich erneuert haben. Unter dem Kopfe des<br />

προπύλαιος, den Alkamenes verfertigte, kann man sich den Ithyphallos<br />

nicht mehr denken; übrigens ist es ein ganz seelenloser<br />

Kopf; da ist der Hermes aus dem Perserschutt (Schräder, Antike<br />

Plastik Taf. 18) ein anderer Kerl. Mag die Form den Archäologen<br />

interessieren, als Götterbild ist jener Hermes gleichgültig und<br />

beweist nur, was sich überall bewährt, daß Alkamenes hübsche<br />

Sachen machte, aber zu sagen hatte er nichts 1 ). Daher muß jede<br />

Zuweisung von bedeutenden Werken an diesen Namen verfehlt sein.<br />

In den Steinhaufen am Wege und den Hermen Athens haben<br />

wir den Gott vor uns. Daß er im städtischen Frieden beibehalten<br />

war, erklärt sich daraus, daß die Sitte von dem Einzelhofe her<br />

auch in der Stadt sich gehalten hatte, in der damals noch<br />

manche solche hofartigen Anwesen bestanden 2 ). Wenn ein τρικέφαλος<br />

3 ) oder τετρακέφαλος Έρμης an einer Straßenkreuzung stand,<br />

so war er Wegweiser, und so hat er auch an den Landstraßen<br />

gestanden. Hipparchos durfte ihn, als er solche Hermen aufstellte,<br />

sein eigenes μνήμα nennen, weil er Geleitsprüche hinzufügte.<br />

Auch an den Landesgrenzen stand er 4 ), also dem Terminus<br />

vergleichbar. Das muß man nur recht innerlich auffassen: die<br />

Bilder stehen da, weil der Gott gegenwärtig ist und den Wanderer<br />

geleitet und beschützt, jetzt durch friedliches Land, aber einst<br />

war es Urwald oder wenigstens fremd und daher voller Gefahren.<br />

Um so mehr bedurfte man seiner Hilfe, und so sehen wir ihn bei<br />

x ) Wer anders urteilen will, sehe sich die Prokne an: das soll eine<br />

Mutter sein, die ihren Itys töten und dann ewig beklagen wird.<br />

2 ) Eine sicherlich aus älterer sokratischer Quelle genommene Geschichte<br />

bei Plutarch gen. Socr. 580 e führt eine Schweineherde in den<br />

Straßen Athens ein.<br />

3 ) Harpokration s. v., als Beiname aufgegriffen von Lykophron 680.<br />

4 ) Ζ. B. zwischen Argolis und Arkadien, Pausan. II 38, 7.<br />

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