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DER GLAUBE DER HELLENEN

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308 Vorhellenische Götter<br />

zu erwarten, in demselben Sinne wie die der Pferde und Hunde.<br />

Die Ägypter des Alten Reiches, die Germanen und die Slaven<br />

sind in der Schlachtung eines Gefolges für den Toten sehr viel<br />

weiter gegangen. Sehr glaublich, daß es eine Zeit gegeben hatte,<br />

in der die Hellenen es ebenso trieben, aber das lag eben zurück;<br />

später ist es ganz vergessen. Da soll man sich davor hüten, aus<br />

dem Befunde von Midea, wo Gatte und Gattin zugleich bestattet<br />

zu sein scheinen, auf die Opferung der Witwe zu schließen.<br />

Daß eine Sklavin, vielleicht eine seiner Kebsen, dem Toten mitgegeben<br />

ward, wird häufig geschehen sein. Darauf deuten die<br />

kleinen steinernen oder tönernen nackten Weiber schon in vorgriechischen<br />

Gräbern, die man früher für Göttinnen hielt, denn<br />

sie ersetzen das Weib, das der Tote auch in dem neuen Leben<br />

nicht entbehren soll. Aber für das Opfer einer freien Frau, gar<br />

der Ehefrau fehlt auch die leiseste Andeutung in aller Überlieferung<br />

1 ).<br />

Nach der Verbrennung veranstaltet Achilleus Leichenspiele, für<br />

die er reiche Preise aussetzt. Die Einführung der Spiele stammt<br />

von einem anderen Dichter, der sie also bei einer so vornehmen<br />

Feier vermißte, doch wohl, weil sie zu seiner Zeit erwartet wurden.<br />

Es hat viel für sich, daß ihm die in der Malerei beliebteren Leichen-<br />

Es ist arge Mißdeutung, wenn in der Sage Belege gefunden werden.<br />

Laodameia ist nicht in Thessalien für ihren Gatten gestorben, der vor<br />

Ilion fiel, sondern hat ihn durch ihre Trauer aus dem Hades für eine<br />

Nacht heraufgezwungen; danach mußte sie freilich sterben. Euadne<br />

hat ihren Namen (Εύάγνη) dafür erhalten, daß sie dem Kapaneus freiwillig<br />

in den Tod folgte, obwohl er vom Blitze getroffen kein ehrliches<br />

Begräbnis erhalten konnte. So hören wir es bei Euripides in den Hiketiden;<br />

es wird zwar älter sein, aber doch sekundär, denn die Thebais ließ<br />

seinen Leib vom Donnerkeil zerfetzt und die Stücke in alle Winde zerstreut<br />

werden (Eurip. Phoen. 1183, trotz dem Relief von Trysa, Benndorf S. 193,<br />

noch immer athetiert). Nach der Eroberung von Ilion erhalten die vornehmsten<br />

Helden Hauptstücke der Beute, Odysseus die Hekabe, Agamemnon<br />

die Kassandra, Neoptolemos die Andromache. Da steigt Achill<br />

aus seinem Grabe und fordert auch einen Siegespreis ; Polyxene kann dem<br />

Toten nur durch die Schlachtung auf dem Grabe zuteil werden. So hat<br />

wohl schon die Persis erzählt. Keine dieser Geschichten läßt sich mit der<br />

Witwenverbrennung auch nur von fern vergleichen. — Penelope gilt als<br />

Witwe, und alle sind einig, daß ihre Verwandten sie wieder verheiraten<br />

werden. Später sind zweite Ehen häufig, und wo Scheidung besteht,<br />

muß der Tod die Ehe immer gelöst haben.<br />

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