Münsters Schülerzeitung - re*flex

versprechen: „Dieses Jahr schenken wir uns
nichts !“
Aber in der Heiligen Nacht kommt das böse
Erwachen: Alle holen aus verborgenen Schubladen
mit einem entschuldigenden Lächeln auf
den Lippen ein nettes Geschenk hervor. Wer
kein Präsent überreicht, wird trotz des Versprechens
als herzlos und unromantisch beschimpft.
Nach dem „Fest der Liebe“ tritt eine überraschende
Wendung ein: Die Weihnachtsbäume
wandern auf den Sperrmüll; Adventskränze und
Keksdosen verschwinden wieder im Keller.
Die Menschen sind geheilt. Bis zum nächsten
Jahr, wenn es wieder heißt: WEIHNACHTEN -
DAS FEST DER LIEBE.
Aber noch ist es nicht geschafft:
Die Weihnachtsbäume stehen in unseren
Wohnzimmern, wollen nicht in ihre Ständer passen
und rieseln den Teppich voll. Die Advents-
kerzen werden zwar schon kleiner, haben aber
immer noch genug Wachs, um häßliche, rote
Wachsflecken auf Omas bester Tischdecke zu
hinterlassen.
Wen das noch nicht überzeugt, den bekehrt
ein kurzer Ausflug in die Innenstadt: Alle Kaufhäuser,
Firmen und Unternehmen wünschen
ihrer Kundschaft frohe Weihnachten, überall
wimmeln Weihnachtsmänner (gesponsort
von...) herum, Super-Sonder-Weihnachtsaktionen
werben um Aufmerksamkeit, die Stadt
ist zum Brechen voll.
Kurzum, die Werbestrategen haben voll zugeschlagen.
Seit Ende November bleuen sie
uns ein, wie wichtig Weihnachten für die Familie
sei, und daß die teuersten Geschenke (wenn
auch nutzlos) immer noch die besten seien.
Gezielt wurden erste Schokoladen-Weihnachtsmänner
in die Schaufenster gesetzt. Diese
signalisieren dem Werbeopfer unbewußt: Es
Husemeyer