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GRUNDZÜGE UND ENTWICKLUNG DER SOZIALEN ARBEIT

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Joël Orizet / Christa Kappler: Grundzüge und Entwicklung der Sozialen Arbeit http.//socio.ch/arbeit/t_orikap.pdf<br />

werden, denn sowohl „Hilfebedürftigkeit“ wie auch „Hilfe“ sind immer auch subjektiv<br />

bestimmt. Trotzdem ist die soziologische Perspektive nachvollziehbar, dass Helfen nur dann<br />

zustande kommt, wenn und soweit es erwartet werden kann (vgl. Mühlum et al. 1997: 30). Die<br />

Entwicklung fürsorglichen Handelns lässt sich in der folgenden Stufentheorie nachvollziehen:<br />

Abbildung 1: Stufen der Entwicklung fürsorglichen Handelns<br />

Orte fürsorglichen Handelns Motivation und Sozialform des Helfens<br />

In Sippe und Clan verwandtschaftlich<br />

Im sozialen Nahraum nachbarschaftlich<br />

In Gruppen Gleichbetroffener auf Gegenseitigkeit<br />

In Kirche und Gemeinde religiös<br />

Durch den Staat sozialstaatlich<br />

Quelle: Mühlum et al. 1997 : 31<br />

Spätestens mit der rationalen Organisation von sozialer Hilfe und von formellen<br />

Unterstützungssystemen werden am Ende der Stufenfolge auch geschulte Arbeitskräfte mit<br />

vollem Zeitbudget notwendig, und die Verberuflichung setzt ein. Die Betrachtung von<br />

Motivation (personales System), Moral (kulturelles System) und Ressourcen (ökonomisches<br />

System) ermöglicht eine abstrakte Standortbestimmung von Sozialer Arbeit, wobei besonders<br />

die zentralen Systemzusammenhänge reflektiert werden. Sie müssen nun nach und nach<br />

disaggregiert und konkretisiert, also auf Alltag und Beruf heruntergebrochen werden (vgl. ebd.:<br />

31f.).<br />

Der Antrieb der herkömmlichen Fürsorge, in welcher die Wurzeln heutiger Sozialarbeit<br />

anzusiedeln sind, besteht im sogenannten „Helfen“. Nach Luhmann (1973: 21) bedeutet Helfen<br />

in der allgemeinen Form einen Beitrag zur Bedürfnisbefriedigung einer Bevölkerung<br />

(Population), die aus verschiedenen Gründen dazu nicht in der Lage ist. Nach diesem<br />

Verständnis setzt Hilfe eine soziale Interaktion voraus, welche gleichzeitig eine<br />

Erwartungshaltung einschliesst: der Bedürftige erwarten von Dritten bzw. von<br />

gesellschaftlichen Institutionen einen Beitrag zur existentiellen Bedürfnisbefriedigung. Dieses<br />

Verständnis von Hilfe wird also durch die Strukturen wechselseitiger Erwartungen gesteuert<br />

und festgelegt. Es muss vor einem jeweils spezifischen kulturellen Horizont betrachtet werden,<br />

der wiederum vom Entwicklungsstand und Komplexitätsgrad der Gesellschaft abhängig ist. So<br />

versucht auch Luhmann (1973), den Funktionswandel des Helfens in Abhängigkeit<br />

gesellschaftlicher Entwicklungsstufen zu behandeln (vgl. Luhmann 1979: 24ff.).<br />

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