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GRUNDZÜGE UND ENTWICKLUNG DER SOZIALEN ARBEIT

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Joël Orizet / Christa Kappler: Grundzüge und Entwicklung der Sozialen Arbeit http.//socio.ch/arbeit/t_orikap.pdf<br />

dieser wechselseitigen Mediatisierung zu konstatieren (vgl. Jäger 2005: 515). Letzteres kann<br />

dazu führen, dass die Motivation, einen Konsens herbeizuführen, unter Umständen nicht um des<br />

Konsenses willen geschieht, sondern vielmehr wegen der Produktivität, wegen des<br />

wirtschaftlichen Erfolgs (ebd.).<br />

Die vom Autor mit Nachdruck betonte „ganzheitliche“ Identitätserwartung von<br />

Dienstleistungen ist insbesondere für das Berufsfeld der Sozialen Arbeit eine unabdingbare<br />

Motivationsgrundlage. Das Streben nach einer „Einheit des Lebenszusammenhanges“, in der<br />

Arbeit nicht als etwas Zwanghaftes und Fremdes empfunden wird, sondern als Beweisstellung<br />

von gesellschaftlicher Nützlichkeit der eigenen Person gedacht werden kann, gilt nach wie vor<br />

grundlegend für die Berufswahl (vgl. Baron / Landwehr 1990: 140f.).<br />

Unter direktem Rückgriff auf die Kolonialisierungsthese ist diesbezüglich ein Verfall von wertund<br />

normbildender Tradition, bzw. dessen Substituierung durch administrative Regeln zu<br />

vermuten (vgl. ebd.: 154f.). Autoren, die eine Affinität zum Diskurs der Postmoderne<br />

aufweisen, sprechen hingegen oftmals von „radikaler Pluralität“ (Welsch 1987: 4, in Kleve<br />

1999: 33). In Bezug auf die Soziale Arbeit wird von der ihr innewohnenden ambivalenten<br />

Struktur darauf geschlossen, dass sie seit jeher eine postmoderne Profession sei, die als „Einheit<br />

ihrer heterogenen Vielheit“ beschrieben werden kann (vgl. Kleve 1999: 31f.).<br />

9. Ausblick<br />

Die unterschiedlichen Auffassungen zur Frage nach der Professionalisierbarkeit der Sozialen<br />

Arbeit spiegeln die Unsicherheit wider, mit der das Berufsfeld in Zukunft wohl konfrontiert sein<br />

wird. Von unterschiedlichen Befürchtungen bis hin zu Heilserwartungen streckt sich die<br />

Debatte über verschiedene Interpretationen der Gesellschaft hinweg. Ein wichtiger Kritikpunkt<br />

ist die berufliche Autonomie, welche je nach dem, ob die organisationale Eingebundenheit eine<br />

Professionalisierung verunmöglicht, als charakteristisches Hindernis der Entwicklung eines<br />

professionellen Selbstverständnisses problematisiert wird. „Die berufliche Autonomie der<br />

Sozialen Arbeit als Profession und ihre Kompetenzdomäne ist in der Kooperation mit<br />

höherrangigen Professionen dann nicht gefährdet, wenn die Fachkräfte ihre spezifische<br />

Expertise in einer ganzheitlichen, umfeldbezogenen Beratungs-, Betreuungs-, Vermittlungs- und<br />

Vernetzungsarbeit sehen, anstatt mit höherrangigen Professionen in deren Arbeitsfeld (z.B. in<br />

der Therapie) zu konkurrieren.“ (Heiner 2004: 153)<br />

Selbstbeschreibungen der Sozialen Arbeit, welche mit dem Terminus der Postmoderne<br />

konnotiert sind, stellen einen Versuch dar, das Dilemma der Professionalisierung zu<br />

überwinden, indem die Dissonanzen der konkurrierenden Wertvorstellungen zum Normalfall<br />

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