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GRUNDZÜGE UND ENTWICKLUNG DER SOZIALEN ARBEIT

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Joël Orizet / Christa Kappler: Grundzüge und Entwicklung der Sozialen Arbeit http.//socio.ch/arbeit/t_orikap.pdf<br />

Mandat“ (Böhnisch/Lösch 1979: 27), auf das in Kapitel 7 nochmals eingegangen wird, wirkt<br />

sich auf das Verhältnis zwischen Sozialarbeiter, Klient und Institution unter Umständen negativ<br />

aus, da das ursprüngliche Berufsverständnis des Sozialarbeiters der realen<br />

Umsetzungsmöglichkeit entgegensteht (vgl. ebd.).<br />

6.3 Faktoren der Konvergenzentwicklung<br />

Soziale Arbeit verdankt ihre Existenz aus gesellschaftstheoretischer Sicht den verdeckten, den<br />

eher ausgeblendeten, den eher nicht gewollten Seiten gesellschaftlicher Entwicklung. Soziale<br />

Arbeit wurde aus gesellschaftstheoretischer Sicht notwendig und differenzierte sich als<br />

eigenständige Profession heraus, weil die gesellschaftliche Modernisierung ihr Ziel einer<br />

vollends aufgeklärten und durchrationalisierten Welt nicht erreichte. Denn zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts zeigt sich, dass mit dem Siegeszug der Rationalität genau so Irrationalität<br />

einhergeht, dass mit Reichtum auch die Armut kommt, dass Lösungen zugleich Probleme<br />

schaffen. Soziale Arbeit ist somit die Profession, die sich den anderen Seiten der Rationalität,<br />

des Reichtums oder der Lösungen widmet (vgl. Kleve 2004). Dies lässt sich anhand von drei<br />

Faktoren aufzeigen:<br />

Erstens: Mit der Modernisierung der Gesellschaft zerbrachen die klassischen Familienverbände<br />

und es entstand die moderne Kleinfamilie. Diese lebensweltliche Form ist aufgrund ihrer<br />

knappen zeitlichen Ressourcen nur noch begrenzt in der Lage, Probleme, die sich ihr stellen, in<br />

Eigenregie zu lösen: z.B. die Erziehung der Kinder, die Betreuung, Versorgung, Beratung und<br />

Pflege von hilfsbedürftigen Menschen. Für diese Problemlagen wurden mehr und mehr die<br />

Institutionen der Sozialen Arbeit zuständig. Die Zeit in Familien ist knapp, weil diese verwendet<br />

werden muss, um die nötige Grundlage zu besorgen, die das physische, psychische und soziale<br />

Überleben der Angehörigen sichert, nämlich Geld.<br />

Zweitens: Die moderne Gesellschaft ist eine funktional differenzierte, in Funktionssysteme<br />

gegliederte Gesellschaft. Die Gesellschaft zersplittert sich in unterschiedliche<br />

Funktionssysteme, z.B. in Wirtschaft, Politik, Recht, Erziehung und Bildung, Wissenschaft,<br />

Kunst, Religion etc. Alle diese Systeme erfüllen spezialisierte Aufgaben, für die sie kompetent<br />

und zuständig sind, alles andere fällt aus dem Fokus ihrer Möglichkeiten, z.B. auch die<br />

Probleme, die sie aufgrund ihres Funktionierens erzeugen. Beispielsweise müssen Menschen,<br />

wenn sie in der modernen Gesellschaft ihr physisches, psychisches und soziales Leben sichern<br />

wollen, permanent versuchen, an diesen Systemen teilzunehmen. Denn von diesen Systemen<br />

wird die Verteilung der Güter vorgenommen, die das Überleben sichern. Sobald die Teilnahme<br />

etwa am Wirtschaftssystem kritisch ist und beispielsweise aufgrund von Arbeitslosigkeit kein<br />

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