newsletter - Portal Militärgeschichte - Arbeitskreis Militärgeschichte ...
newsletter - Portal Militärgeschichte - Arbeitskreis Militärgeschichte ...
newsletter - Portal Militärgeschichte - Arbeitskreis Militärgeschichte ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
and others― in der feuilletonistischen Debatte<br />
stets in einem Atemzug genannt wurden und<br />
dabei wie selbstverständlich behauptet wurde,<br />
beide würden die auf der Triebstruktur von<br />
Militärapparaten bedingten<br />
Ausschlussmechanismen eindrucksvoll<br />
analysieren und sie ihrer ebenso verlogenen<br />
wie erstickenden Sexualfeindlichkeit<br />
überführen. Letzteres thematisiert Fox<br />
durchaus, aber er analysiert es in keiner Weise.<br />
Anders als Kaplan oder auch Filmemacher wie<br />
Nagisa Oshima und Claire Denis (vgl. hierzu<br />
NLAKM 26, S. 13-17) interessieren weder Fox<br />
noch seine beiden Protagonisten die Gründe,<br />
weshalb in dieser Umgebung homosexuelle<br />
Liebe keine Chance hat, sich offen zu zeigen.<br />
Fox’ Hauptfiguren wissen es einfach und<br />
handeln danach. – D’accord. Damit beraubt<br />
sich der Film, auch wenn die konkrete<br />
Situation, was im Falle eines freiwilligen oder<br />
unfreiwilligen Outings passiert, nicht<br />
vorgeführt wird, freilich noch nicht eines<br />
kritischen Potentials. Allzu leicht verdaulich<br />
wirkt der Film erst durch den Versuch, das<br />
homosexuelle Tabu in ein allgemeines im<br />
Militär vorzufindendes sexuelles Tabu<br />
einzufassen und alle Protagonisten danach<br />
handeln zu lassen. Im Fokus steht zwar die<br />
heimliche Liebe Yossi und Jaggers, aber<br />
drumherum lässt Fox ein ganzes Ensemble<br />
antreten, das die Omnipräsenz grundsätzlich<br />
camouflierter Sexualität im militärischen<br />
Milieu demonstrieren soll. Hierfür stehen Pate:<br />
WISSENSCHAFTLICHE PROJEKTE<br />
Impressum<br />
ein heimliches sexuelles Verhältnis zwischen<br />
einer Mannschaftssoldatin und dem<br />
Bataillonskommandeur; ein sich<br />
Onaniephantasien beschaffender Offizier, der<br />
hierfür heimlich an Unterkünften von<br />
Soldatinnen lauscht; eine in Jagger verliebten<br />
Soldatin, die es am Ende schafft, sich in ein<br />
Verhältnis mit diesem hineinzuphantasieren<br />
usw. Der einzige, an dem in dem von Fox<br />
angeworfenen Personenkarussell die Präsenz<br />
heimlicher und camouflierter sexueller<br />
Sehnsüchte nicht exemplizifiert wird, ist der<br />
Koch der Einheit. „Don’t fuck with the cook―,<br />
steht denn auch in dicken schwarzen Lettern<br />
auf seiner Schürze. Dass das homosexuelle<br />
Tabu als solches infolgedessen unterbelichtet<br />
blieb, mochte auch deshalb überraschen, da<br />
Fox bereits zuvor seinem Kurzfilm „Time Off―<br />
(1990) eine allen vorhandenen Parallelen zum<br />
heterosexuellen soldatischen<br />
Camouflagezwang zum Trotz signifikante<br />
Differenz herausgearbeitet hat. An ihm kann –<br />
und soll in NL 29 - aufgezeigt werden,<br />
weshalb die von Fox konzipierte Einbettung<br />
der Yossi & Jagger-Geschichte in allgemeine<br />
soldatische Sexualverbote am Ende nicht<br />
überzeugend aufging.<br />
WIE GEHT’S WEITER?<br />
r.kuehl@akmilitaergeschichte.de<br />
FILM AUF DVD?<br />
Amerikanische Rüstungspolitik in den Siebziger Jahren. Die militärische Macht der USA in der<br />
Nixon- und Carter-Ära. (Dissertation).<br />
Von Rüdiger von Dehn<br />
„Ich halte die Bewahrung der militärischen<br />
Stärke für eine der bedeutendsten Leistungen<br />
Nixons in seiner ersten Amtsperiode. Ohne sie<br />
wären alle Bemühungen um Entspannungen<br />
fehlgeschlagen― 1 - diese von Kissinger<br />
gemachte Aussage trifft sehr genau den Kern<br />
des Zweifels, der sich offenbart, wenn es um<br />
die Diskussion der Wirksamkeit und<br />
Tragfähigkeit der globalen Abrüstung in den<br />
Jahren 1970 bis 1980 geht. Der in seiner<br />
Position als Sicherheitsberater des Präsidenten<br />
1 H.A. Kissinger: Memoiren 1968-1973. München<br />
1979, 244.<br />
vorgebrachte Gedanke weist gerade der<br />
konventionellen Rüstung eine enorme<br />
Bedeutung zu, die in den späteren Abkommen<br />
in den Siebziger Jahren kaum eine Erwähnung<br />
findet. Wenngleich der gebürtige Fürther es<br />
nicht explizit formuliert, liegt die enge<br />
Bindung und politische Kombination von<br />
nuklearen Abrüstungsfragen und<br />
konventioneller Aufrüstung auf der Hand und<br />
hat offenbar in der Historiographie kaum<br />
ihren Niederschlag gefunden.<br />
Obwohl die Jahre 1970 bis 1980 insgesamt<br />
als Epoche der internationalen Abrüstung<br />
bekannt geworden sind, wurde der<br />
konventionellen Ausstattung von Heer,<br />
11