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nur dürftigen Informationsgehalt als wenig<br />
attraktiv. Die erhaltenen Akten repräsentieren<br />
nur etwa 20% der vor 1945 angelegten<br />
Personalunterlagen, so dass statistisch<br />
einwandfreie Stichprobe nicht gebildet werden<br />
können. Gleichzeitig erlaubt die alphabetische<br />
Ordnung der Akten keinen einfachen Zugriff<br />
auf das Personal einzelner Verbände oder auf<br />
Soldaten aus bestimmten<br />
Rekrutierungsgebieten.<br />
Erst neuere Untersuchungen konnten<br />
zeigen, dass die personenbezogenen<br />
Massendaten in den Beständen der ehemaligen<br />
BA ZNS durchaus auch für eine quantitativ<br />
arbeitende Sozialgeschichte erschließbar sind.<br />
Der in der Zwischenzeit durch die kombinierte<br />
Auswertung verschiedener Quellen mögliche<br />
gezielte Zugriff auf einzelne Segmente des<br />
Aktenbestandes nach regionalen oder<br />
institutionellen Kriterien lässt nun<br />
Untersuchungen zu, bei denen an die Stelle<br />
der Betrachtung einzelner Biographien die<br />
komparative Analyse tausender Lebensläufe<br />
von Soldaten einer genau definierten Gruppe<br />
tritt. Die Langzeitbeobachtung der sozialen<br />
Zusammensetzung und des sozialen Wandels<br />
in den bewaffneten Formationen des NS-<br />
Regimes kann durch diese neu erschlossene<br />
Quellenbasis auf eine verbesserte empirische<br />
Basis gestellt werden, die neue<br />
Fragestellungen in diesem noch von<br />
zahlreichen Desideraten gekennzeichneten<br />
Forschungsfeld erlaubt.<br />
Das Bundesarchiv ist jedoch nicht die<br />
einzige Institution, die personenbezogene<br />
Quellen zum Mannschafts- und<br />
Unteroffizierspersonal von Wehrmacht und<br />
Waffen-SS bewahrt. Bei der Deutschen<br />
Dienststelle (WASt) in Berlin befinden sich<br />
außerdem die<br />
Erkennungsmarkenverzeichnisse (EKV) und<br />
die Verlustunterlagen der Wehrmacht sowie -<br />
allerdings nur fragmentarisch - vergleichbare<br />
Unterlagen der Waffen-SS. Der Suchdienst des<br />
Deutschen Roten Kreuzes hat nach dem Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges im Rahmen seiner<br />
Arbeit die Vermisstenbildliste und die<br />
Heimkehrerkartei erstellt, die beide ebenfalls<br />
biographische Angaben zu Millionen von<br />
Soldaten enthalten.<br />
Bereits isoliert bilden diese Bestände eine<br />
unverzichtbare Grundlage für<br />
Untersuchungen sozialer und institutioneller<br />
Strukturen. Es liegt jedoch auf der Hand, dass<br />
aus ihrer ganzheitlichen und die<br />
Einzelbestände zusammenführenden<br />
Erschließung eine sozialhistorische Datenbasis<br />
Impressum<br />
zum Personal von Wehrmacht und Waffen-SS<br />
von bisher nicht erreichter Dichte entstehen<br />
kann.<br />
Dieser Aufgabe widmet sich seit März 2004<br />
eine von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft geförderte<br />
Projektgruppe unter Leitung von Christoph<br />
Rass, die am Lehr- und Forschungsgebiet<br />
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der RWTH<br />
Aachen angesiedelt ist. Ihr Ziel ist es, für eine<br />
umfangreiche Stichprobe von Soldaten alle<br />
verfügbaren Informationen aus den<br />
Wehrstammbüchern, den<br />
Erkennungsmarkenverzeichnissen, der<br />
Heimkehrerkartei und der Vermisstenbildliste<br />
in eine relationale Datenbank einzuspeisen.<br />
Damit wird einerseits die institutionelle und<br />
räumliche Trennung dieser Quellen<br />
überwunden und andererseits der für<br />
Einzelforscher in der Regel nicht erbringbare<br />
Erschließungsaufwand geleistet. Nach dem<br />
Abschluss der Projektarbeit können die<br />
entstandenen Datenbanken über die<br />
kooperierenden Institutionen der Forschung<br />
als elektronische Quellenedition zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Die Wehrstammbücher der BA ZNS bilden<br />
- als ausführlichste Personalunterlagen für<br />
Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere - den<br />
Kern des Erschließungsvorhabens. Insofern<br />
orientiert sich die Stichprobe an den<br />
Möglichkeiten einer sinnvollen Auswertung<br />
dieses Bestandes.<br />
In Anbetracht der trümmerhaften<br />
Überlieferung bieten sich Bezugspunkte durch<br />
den Zugriff auf die Angehörigen einzelner<br />
militärischer Einheiten oder auf Soldaten aus<br />
einer bestimmten Region. Die<br />
Erkennungsmarkenverzeichnisse der<br />
Deutschen Dienststelle erlaubten das Erstellen<br />
weitgehend vollständiger<br />
Personalverzeichnisse von Einheiten der<br />
Wehrmacht auf der Ebene einzelner<br />
Kompanien oder vergleichbarer Gliederungen.<br />
Mit Hilfe der so gewonnenen Personallisten<br />
werden in einem zweiten Arbeitsgang die<br />
erhaltenen Wehrstammbücher ermittelt und<br />
erfasst. Die Erkennungsmarkenverzeichnisse<br />
fungieren also gewissermaßen als Schlüssel zu<br />
den Personalunterlagen. Parallel zu diesen<br />
Arbeitsschritten werden aus der<br />
Heimkehrerkartei und der Vermisstenbildliste,<br />
die ebenso wie die<br />
Erkennungsmarkenverzeichnisse auf<br />
Kompanieebene vorliegen, die den<br />
ausgewählten Einheiten zugeordneten<br />
Segmente in die Datenbank eingearbeitet.