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Antwort (PDF) - Die Linke

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Wahlprüfstein DIE LINKE<br />

Deutsche Bahn AG<br />

Potsdamer Platz 2<br />

10785 Berlin<br />

<strong>Die</strong> DB-AG und die Rechte Schwerbehinderter<br />

Wir würden Sie bitten, auf unsere Wahlprüfsteine bis zum 30. April 2013 zu antworten,<br />

damit wir unseren schwerbehinderten und gleichgestellten Eisenbahnerinnen und<br />

Eisenbahnern aufzeigen können, wo unsere demokratischen und politischen Parteien<br />

sowie Fraktionen stehen, damit wir wissen, in welche Richtung der politische Zug fährt.<br />

Gern stehen wir auch zu persönlichen Gesprächen in Berlin und in den Wahlkreisen zur<br />

Verfügung.<br />

Wahlprüfsteine der Schwerbehindertenvertrauenspersonen im DB AG-Konzern<br />

1. Werden Sie sich nach der Bundestagswahl weiterhin für einen integrierten<br />

Bahnkonzern einsetzen?<br />

Ja, wir treten für ein integriertes Unternehmen Deutsche Bahn ein. Als Ziel formulieren wir die<br />

Umwandlung der Deutschen Bahn AG (DB) in eine allgemeinwohlorientierte Anstalt des<br />

öffentlichen Rechts, in der die derzeit vorherrschende Orientierung am maximalen Profit<br />

ersetzt wird durch den klaren Auftrag, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, also den<br />

Personen- und Güterverkehr umfassend auszubauen und qualitativ zu verbessern.<br />

Ein solches Unternehmen kann hinsichtlich Infrastruktur und Betrieb voll integriert sein, wie es<br />

weitgehend früher die Bundesbahn war und wie es weitgehend die SBB in der Schweiz weiter<br />

ist.<br />

Solange die aktuelle Situation so ist, wie sie seit Ende der 1990er Jahre ist, wonach es private<br />

und kommunal-private Betreiber in Konkurrenz zur DB AG gibt, treten wir für eine<br />

unzweideutige und allseitige Trennung zwischen DB Netz und DB Station&Service einerseits<br />

und dem Bahnbetrieb der DB, der in DB ML gebündelt ist, andererseits, ein. Das heißt unter<br />

anderem, die staatlichen Mittel, die in die Infrastruktur fließen, und die Gewinne, die hier<br />

erzielt werden, müssen in vollem Umfang in diesen Bereichen investiert werden; eine<br />

Gewinnabführung darf es nicht mehr geben. Auch unter solchen Bedingungen kann ein<br />

einheitlicher Arbeitsmarkt im Unternehmen Bahn erhalten bleiben.<br />

2. Sprechen Sie sich für eine Trennung von Netz und Betrieb aus?<br />

<strong>Die</strong> generelle Richtung der Eisenbahnregulierung, nämlich die stärkere Trennung von Netz und<br />

Betrieb bei der Bahn, lehnen wir ab. Stattdessen sollte man akzeptieren, dass es einen


„Wettbewerb im Schienenverkehr“ – ganz besonders im Infrastrukturbereich – nicht gibt,<br />

sondern dass der Bahnverkehr ein natürliches Monopol ist, da parallele Infrastrukturen keinen<br />

Sinn machen. Das Bahnnetz gehört daher aus unserer Sicht, wie erwähnt, in die Hand eines<br />

nicht gewinnorientierten staatlichen Unternehmens, und unter dem gleichen Dach sollte auch<br />

der Betrieb stattfinden. <strong>Die</strong>ses Unternehmen könnte die langfristige Netzentwicklung und -<br />

erhaltung im Auge haben.<br />

3. Stehen Sie uneingeschränkt zur DB JobService GmbH und damit für die<br />

zusätzliche Erhaltung von weiteren über 900 Arbeitsplätzen von<br />

schwerbehinderten Eisenbahnern?<br />

Ja, es spricht bei der gegenwärtigen Struktur der Bahn AG nichts gegen eine konzerninterne<br />

Arbeitsvermittlung. Im Gegenteil, das Wissen, die Fähigkeiten und Potentiale der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbleiben im Unternehmen, in der Regel bleiben die<br />

konzerninternen Vergünstigungen und die Betriebszugehörigkeit erhalten und die Bündelung<br />

der freien Stellen und deren Vermittlung durch eine Zentrale kann eher zu einer<br />

Wiederbesetzung einer Stelle mit geeigneten Fachleuten führen.<br />

4. Werden Sie sich konsequent dafür einsetzen, dass es in deutschen<br />

Unternehmen, wo es einen Europäischen Betriebsrat gibt auch in Zukunft eine<br />

Europäische Schwerbehindertenvertretung geben wird?<br />

Ja, denn in der europäischen Richtlinie über die europäischen Betriebsräte wird<br />

Schwerbehindertenvertretung als politische Aufgabe nicht aufgeführt<br />

5. Werden Sie sich dafür stark machen, dass es weiterhin gemäß SGB IX<br />

Schwerbehindertenvertretungen in Deutschland geben wird?<br />

Ja, da Schwerbehindertenvertretungen (SBV) als ein wichtiges Element zur Gewährleistung von<br />

Teilhabe für Menschen mit Behinderungen anzusehen sind. DIE LINKE setzt sich für die<br />

Ausweitung und Stärkung der Rechte von SBV ein, da Selbstvertretungs- und<br />

Mitbestimmungsrechte von Menschen mit Behinderung und ihren gewählten Vertretungen<br />

wie Betriebsräten, SBV und insbesondere von Werkstatträten hinter dem<br />

Menschenrechtsanspruch der UN-Behindertenrechts-konvention zurückbleiben und den<br />

gewachsenen Anforderungen nicht mehr gerecht werden können. (vgl. Antrag „Gute Arbeit für<br />

Menschen mit Behinderung – BT-Drs. 17/9758).<br />

6. Beabsichtigen Sie, nach der Wahl eine Novellierung des SGB IX? Wenn ja,<br />

erläutern Sie uns bitte ihre Vorstellungen und Absichten.<br />

DIE LINKE fordert in Ihrem Antrag für ein Teilhabesicherungsgesetz (BT-Drs. 17/7889) den<br />

Behinderungsbegriff im Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) sowie im<br />

Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) gemäß den Kriterien der Internationalen Klassifikation<br />

der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) und Artikel 1 Satz 2 der UN-Behindertenrechtskonvention neu zu fassen.<br />

<strong>Die</strong> zentrale Forderung in diesem Zusammenhang lautet, den Anspruch auf bedarfsdeckende,<br />

einkommens- und vermögensunabhängige persönliche Assistenz in jeder Lebenslage und -<br />

phase sowie in jedem gesellschaftlichen Bereich festzuschreiben. Teilhabeleistungen können


sich aus einer Pauschale und/oder Personal- und Sachkosten (z.B. Hilfsmittel)<br />

zusammensetzen.<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Verankerung der Regelungen des Teilhabesicherungsgesetzes sollte im SGB IX<br />

erfolgen. <strong>Die</strong> Normen zur Eingliederungshilfe sind dazu aus dem SGB XII herauszulösen, den<br />

modernen Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention anzupassen und ins SGB IX zu<br />

überführen.<br />

Das Teilhabesicherungsgesetz soll durch die Versorgungsämter oder neu zu schaffende<br />

Teilhabeämter ausgeführt werden. <strong>Die</strong>se sollen die Ansprüche und Bedarfe nach bundesweit<br />

einheitlichen Kriterien feststellen sowie die Leistungen aus einer Hand gewähren.<br />

Teilhabeleistungen müssen auch Assistenzkräften faire, gute und gesunde Arbeitsbedingungen<br />

sowie tarifliche Entlohnung und Eingruppierung garantieren. Um Lohndumping zu verhindern,<br />

ist ein Mindestlohn festzusetzen.<br />

Eine reibungslose und personenorientierte Leistungserbringung bedarf einer<br />

flächendeckenden, sozial und inklusiv ausgestalteten Infrastruktur. Bestehende Strukturen und<br />

Leistungen werden in diesem Sinne weiter ausgebaut. Mögliche Kontoverwaltung durch die<br />

Behörde wie auch eine unabhängige Beratung muss Teil des Anspruchs sein.<br />

DIE LINKE fordert die Verbesserung von Mitbestimmungsmöglichkeiten für Menschen mit<br />

Behinderungen. Entsprechend sind Informations-, Initiativ-, Beteiligungs- und<br />

Mitbestimmungsrechte von Betriebsräten und Schwerbehindertenvertretungen (SBV) zu<br />

erweitern sowie für Werkstatträte sofort einzuführen. Für SBV ist ein Stimmrecht in den<br />

Angelegenheiten, die besonders Menschen mit Behinderungen betreffen, im<br />

Betriebsverfassungsgesetz, Personalvertretungsgesetz und im SGB IX zu verankern. Auch<br />

fordert DIE LINKE die Festschreibung eines wirksamen Verbandsklagerechts im Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und im SGB IX (vgl. BT-Drs. 17/9758).<br />

7. Bleibt der §124 Mehrarbeit (SGB IX) für Sie unantastbar? Für uns ja!<br />

Ja, DIE LINKE spricht sich entschieden gegen eine Aufweichung oder sogar völlige Streichung<br />

dieser beiden Ansprüche für Menschen mit Behinderungen aus. <strong>Die</strong>s ergibt sich aus unserem<br />

Verständnis des behinderungsbedingten Nachteilsausgleichs.<br />

8. Wie stehen Sie zu den 5 Zusatzurlaubstagen gemäß § 125 SGB IX? Wir fordern<br />

die konsequente Beibehaltung!<br />

siehe Frage 7<br />

9. Wie stehen Sie zu unseren Auffassungen, die Rechte der<br />

Schwerbehindertenvertretungen gemäß § 95 SGB IX gesetzlich zu stärken?<br />

Da das Recht von Schwerbehindertenvertretungen auf unverzügliche Unterrichtung und<br />

Anhörung in den Angelegenheiten, die schwerbehinderte Menschen berühren, oft durch<br />

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nicht beachtet wird, fordert DIE LINKE eine Verschärfung<br />

und Erweiterung der entsprechenden Formulierungen im SGB IX und in anderen Gesetzen<br />

zugunsten von betrieblichen Interessenvertretungen.<br />

10. Wir fordern, die Beschäftigungsquote von schwerbehinderten<br />

Arbeitnehmern unverzüglich nach der Bundestagswahl von 5 auf 6 %


anzuheben. Haben wir damit eine Diskussionsgrundlage?<br />

Ja. <strong>Die</strong> Absenkung der Beschäftigungsquote ist sofort zurückzunehmen und in einem ersten<br />

Schritt wieder auf sechs Prozent anzuheben.<br />

11. Wir fordern die schrittweise Anhebung der Ausgleichsabgabe.<br />

Unsere Forderung:<br />

Bei einer Beschäftigungsquote von drei bis weniger als künftig 6 Prozent sollte<br />

dann die Ausgleichsabgabe pro fehlendem Arbeitsplatz/Monat von 115 Euro auf<br />

300 Euro bei einer Beschäftigungsquote von zwei bis weniger als drei Prozent<br />

von 200 Euro auf 750 Euro und bei einer Beschäftigungsquote von weniger als<br />

zwei Prozent von 290 Euro auf 800 Euro anzuheben.<br />

Wie stehen Sie zu unseren Vorschlägen bzw. Forderungen?<br />

DIE LINKE fordert, die Praktiken und gesetzlichen Möglichkeiten zu beseitigen, die es<br />

Unternehmen ermöglichen, die Zahlung der Ausgleichsabgabe zu reduzieren und so die<br />

Beschäftigungspflicht auszuhebeln. <strong>Die</strong> Ausgleichsabgabe ist so anzuheben, dass sich für<br />

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mehr Anreize für die Beschäftigung von Menschen mit<br />

Behinderungen ergeben, als sich von der Beschäftigungspflicht freizukaufen. Darüber hinaus<br />

beteiligen wir uns aktiv an der Debatte darüber, ob die Ausgleichsabgabe für Unternehmen,<br />

die gar keine Menschen mit Behinderungen beschäftigen oder die Beschäftigungsquote<br />

drastisch unterschreiten, besonders stark erhöht werden sollte.<br />

12. Werden Sie die Schwerbehindertenvertretungen nach der Bundestagswahl<br />

zu einer Behindertenvertretung gemäß SGB IX weiterentwickeln und sind Sie<br />

bereit dazu, zu diesem Thema mit uns zu sprechen.<br />

DIE LINKE fordert, den Behinderungsbegriff im SGB IX gemäß Artikel 1 Satz 2 UN-<br />

Behindertenrechtskonvention zu fassen. <strong>Die</strong>s führt selbstverständlich dazu, dass sich der zu<br />

vertretende Personenkreis erheblich vergrößert. Dabei benennt DIE LINKE keine konkreten<br />

Behinderungsgrade. Wir sind selbstverständlich an Gesprächen mit SBV zu dieser Frage<br />

interessiert.<br />

13. Wir fordern die Streichung des Abs. 3 im § 73 SGB IX! Nach der bisherigen<br />

Regelung werden Arbeitsplätze für den Umfang der Beschäftigungspflicht nicht<br />

gezählt, wenn darauf Arbeitnehmer mit weniger als 18 Stunden in der Woche<br />

beschäftigt werden. Wäre das für Sie verhandelbar?<br />

Ja, diese Forderung ist für uns verhandelbar. Mit der Streichung des Abs. 3 im §73 SGB IX<br />

würde sich die Anzahl zu schaffender Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen in<br />

Unternehmen erhöhen. Zugleich entfiele damit ein Anreiz für Unternehmen, Vollzeit- in<br />

Teilzeitarbeitsplätze umzuwandeln.<br />

14. Wir fordern nicht nur die Heranziehung des 1. Stellvertreters, sondern auch<br />

die Heranziehung des 2. Stellvertreters und das, wenn die Zahl der behinderten<br />

Menschen im Betrieb oder in der <strong>Die</strong>nststelle in der Regel 50 übersteigt (bisher<br />

100). Wie stehen Sie konkret dazu?


DIE LINKE fordert erleichterte Heranziehungsmöglichkeiten der Stellvertreterinnen und<br />

Stellvertreter der Schwerbehindertenvertretungen. <strong>Die</strong>s ist sinnvoll und dringend erforderlich,<br />

da sich der Personenkreis von Behinderung betroffener oder bedrohter Menschen gerade<br />

durch die Arbeitsbelastung in den Unternehmen ständig erweitert und der<br />

Verwaltungsaufwand für personenzentrierte Lösungen ständig steigt. Das Betriebliche<br />

Eingliederungsmanagement stellt ebenfalls neue und erweiterte Anforderungen an die SBV,<br />

die flexible Heranziehungsmöglichkeiten dringend erfordern.<br />

15. Wir fordern die Freistellung einer Schwerbehindertenvertrauensperson ab<br />

100 schwerbehinderten und gleichgestellten Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer im Betrieb. Wie stehen Sie zu unserer Freistellungsforcierung?<br />

DIE LINKE fordert praktikablere Freistellungsmöglichkeiten – dieser Vorschlag bildet eine gute<br />

Diskussionsgrundlage.<br />

16. Wir fordern die Novellierung des § 99 Betriebsverfassungsgesetz<br />

dahingehend nach der Wahl vorzunehmen, dass personelle Einzelmaßnahmen<br />

erst dann umgesetzt werden können, wenn die Zustimmung der<br />

Schwerbehindertenvertretung gegeben wurde. Wie stehen Sie zu dieser<br />

Forderung und wären Sie bereit dazu?<br />

DIE LINKE fordert, für die Schwerbehindertenvertretungen ein Stimmrecht in den<br />

Angelegenheiten, die besonders Menschen mit Behinderungen betreffen, im<br />

Betriebsverfassungsgesetz, Personalvertretungsgesetz und im SGB IX zu verankern. DIE LINKE<br />

ist an der weiteren Diskussion zu diesen Fragen interessiert.<br />

17. <strong>Die</strong> Altersgrenze der Lebensarbeitszeit für Schwerbehinderte wurde erhöht,<br />

die wir nach wie vor ablehnen. Wir fordern, dass diese wieder ab dem 60.<br />

Lebensjahr und dann ohne Abschläge gewährt wird! Wie stehen Sie zu unserer<br />

Auffassung?<br />

DIE LINKE lehnt die Rente erst ab 67 und alle anderen damit verbundenen Anhebungen von<br />

Altersgrenzen der gesetzlichen Rentenversicherung ab. Denn vor dem Hintergrund der nach<br />

wie vor schlechten Arbeitsmarktlage für Ältere und insbesondere für Ältere mit<br />

gesundheitlichen Einschränkungen ist die Anhebung der Altersgrenzen sozialpolitisch<br />

unverantwortlich und nichts anderes als eine Rentenkürzung. Wir wollen, dass alle spätestens<br />

mit 65 Jahren und Schwerbehinderte mit 60 Jahren abschlagsfrei in eine Altersrente gehen<br />

können.<br />

18. <strong>Die</strong> Altersrente mit 67 lehnen wir ebenfalls nach wie vor kategorisch ab.<br />

Werden Sie die Einführung der Altersrente mit 67 zurücknehmen bzw.<br />

aussetzen?<br />

siehe Frage 17<br />

19. Wie viel zusätzliche Ausbildungs- und Studienplätze wollen Sie für<br />

schwerbehinderte Jugendliche schaffen? Noch immer suchen über 5.000 junge<br />

Menschen zwischen 18 und 23 Jahren einen Ausbildungs- bzw. Studienplatz. In<br />

den letzten Jahren hat sich hier nicht viel getan. Im Konzern der DB AG haben


wir zurzeit 47 junge schwerbehinderte Menschen in einer Ausbildung.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen ist vorrangig zu fördern und eine<br />

Berufsbegleitende Fortbildung zu entwickeln. Verbindlichere Festlegungen für die betriebliche<br />

Ausbildung behinderter und schwerbehinderter Jugendlicher sind dringend erforderlich. DIE<br />

LINKE fordert die Prüfung einer verbindlichen Ausbildungsplatzquote und<br />

Ausbildungsplatzausgleichsabgabe.<br />

Besondere Förderungen für Integrationsunternehmen/-betriebe zur Berufsausbildung in<br />

anerkannten Ausbildungsberufen sind zu entwickeln.<br />

Einkommens- und vermögensunabhängige Assistenzleistungen, die aus Steuermitteln zu<br />

finanzieren sind, müssen auch – genau wie Hilfsmittel - während einer Ausbildung oder eines<br />

Praktikums und auch über den ersten berufsqualifizierenden Abschluss hinaus zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Fortbildungsprogramme in Unternehmen, Verwaltungen und Hochschulen zu<br />

Inklusionsanforderungen sind finanziell zu unterstützen.<br />

Darüber hinaus müssen barrierefreie Studienbedingungen geschaffen werden und es werden<br />

eine Qualitätsoffensive für inklusive Bildung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrenden in<br />

allen Bereichen benötigt.<br />

(vgl. BT-Drs. 17/9758 und BT-Drs. 17/11143)<br />

20. Welche Programme und Gesetze wollen Sie nach der Wahl auf den Weg<br />

bringen, um die Barrierefreiheit auf Bahnhöfen, in öffentlichen Gebäuden oder<br />

auch in Verkehrsmitteln voran zu bringen?<br />

DIE LINKE fordert als Sofortmaßnahme die Errichtung neuer Barrieren in der gesamten<br />

öffentlichen Infrastruktur, im öffentlichen Personenverkehr sowie im Wohnungsbau zu<br />

vermeiden und spürbare Sanktionen bei Zuwiderhandlungen zu verhängen. Parallel zur<br />

Barrierenvermeidung ist die Beseitigung bestehender Barrieren in all diesen Bereichen<br />

energisch voranzutreiben. Hierfür sind sowohl gesetzgeberische Maßnahmen als auch<br />

Investitionsprogramme, entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen, Fördermöglichkeiten und<br />

sonstige geeignete Aktivitäten erforderlich.<br />

Das „universelle Design“ (Art. 2 BRK) wird zum gestalterischen Grundprinzip in allen<br />

Lebensbereichen gemacht.<br />

In der Arbeitsstättenverordnung ist umfassende Barrierefreiheit als Prinzip der<br />

Arbeitsstättengestaltung grundsätzlich festzuschreiben, das heißt unabhängig davon, ob<br />

Menschen mit Behinderung beschäftigt werden.<br />

Ausschreibungen und Vergaben von öffentlichen Aufträgen sowie Förderungen dürfen nur in<br />

Übereinstimmung mit der BRK erfolgen, wozu die Schaffung beziehungsweise Gewährleistung<br />

von umfassender Barrierefreiheit als verbindliches Kriterium gehört.<br />

Weiterhin ist die Ausarbeitung eines umfassenden Gesetzes für Barrierefreiheit im öffentlichen<br />

Verkehr sinnvoll. In diesem sollte der Ist-Zustand festgehalten, auf die allgemeinen<br />

eingegangenen Verpflichtungen zu Barrierefreiheit rekurriert und konkrete Vorgaben für den<br />

gesamten öffentlichen Verkehr gemacht werden, in welchen Zeiträumen und mit welchen<br />

Zwischenschritten eine umfassende Barrierefreiheit herzustellen ist.


21. Würden Sie uns bitte kurz darlegen, welche Aktivitäten Sie in der<br />

zurückliegenden Legislaturperiode (2009 — 2013) auf dem Gebiet der<br />

Schwerbehindertenpolitik auf den Weg gebracht haben?<br />

Neben den bereits genannten Anträgen für ein Teilhabesicherungsgesetz (17/7889), „Gute<br />

Arbeit für Menschen mit Behinderung“ (17/9758) und „Gemeinsam lernen – Inklusion in der<br />

Bildung endlich umsetzen“ (17/11143) brachte DIE LINKE weitere behindertenpolitische<br />

Initiativen in den Deutschen Bundestag ein.<br />

Im Antrag „Behindern ist heilbar“ (17/7872) fordert DIE LINKE unter anderem die<br />

Überarbeitung des Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention in Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden sowie ein<br />

Gesetzesscreening aller Gesetze und Verordnungen auf Kompatibilität mit der UN-Konvention.<br />

In einem anderen Antrag (17/4911) fordert DIE LINKE die Streichung des Kostenvorbehalts in §<br />

13 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XII).<br />

Ebenso hat DIE LINKE einige Anfragen an die Bundesregierung gerichtet und eingebracht.<br />

Darunter beispielsweise Kleine Anfragen zum Thema „Praktische und rechtliche Situation der<br />

Schwerbehindertenvertretungen“ (BT-Drs. 17/9347) und „Zur Zukunft der Gleichbehandlung“<br />

(17/5681).<br />

Eine weitere Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE an die Bundesregierung beinhaltete die<br />

überdurchschnittlich hohe, insbesondere sexuelle, Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit<br />

Behinderungen.<br />

Da DIE LINKE Behindertenpolitik als Querschnittsaufgabe auffasst, sind in vielen weiteren<br />

Initiativen die Forderung nach Berücksichtigung und Umsetzung der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention zu finden. Im Dossier zur UN-Behindertenrechtskonvention<br />

(http://dokumente.linksfraktion.net/download/110906-dossier-internet.pdf) sind Hinweise auf<br />

einige dieser Initiativen zu finden.

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