Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV
Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV
Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
20 LEBEN MIT HIV LEBEN MIT HIV 21<br />
ausnahmslos als Irrtümer. Trotzdem wurde verlautbart,<br />
die Krankheit müsse in Afrika schon länger<br />
vorgelegen haben. Beweise? Fehlanzeige. Im<br />
Gegenteil: In afrikanischen Blutbeständen aus der<br />
Zeit vor 1979 lassen sich keine <strong>AIDS</strong>-Antikörper<br />
nachweisen. Dann hieß es, dass <strong>AIDS</strong> endemisch<br />
vorgelegen haben konnte. Nun setzt das aber voraus,<br />
dass die afrikanische Bevölkerung bei dem<br />
neuzeitlichen HIV-Vollausbruch eine Resistenz<br />
gegen den Erreger entwickelt haben musste. Was<br />
nicht zutraf. <strong>AIDS</strong> wirkte hier so fatal wie in den<br />
Vereinigten Staaten.<br />
Gibt es ernstzunehmende Wissenschaftler, die<br />
Ihrer Kritik folgen?<br />
Ja, es gibt eine Reihe von anerkannten Fachleuten.<br />
Bereits 1986 protestierte Prof. Jakob Segal, Leiter<br />
des Instituts für Allgemeine Biologie an der weltbekannten<br />
Berliner Humboldt-Universität, gegen die<br />
Afrikanisierung des Virus. Er war es auch, der die<br />
Erkenntnis namhafter US-Forscher in die Öffentlichkeit<br />
stellte, dass das <strong>AIDS</strong>-Virus eine frappante<br />
Ähnlichkeit mit einem normalerweise nur Schafe<br />
befallenden Erreger aufwies, dem Maedi-Visna. Ein<br />
solch erstaunlicher Krankheitsübertrag liess sich<br />
aber nur mit den modernen Möglichkeiten der<br />
Genmanipulation erklären. Prof. Segal machte daraufhin<br />
eine wissenschaftliche Indizienkette auf, auf<br />
welchem Wege der tödliche, den Menschen aber<br />
nicht angreifende Visna von skrupellosen Wissenschaftlern<br />
zu einem kompatiblen Designervirus<br />
gewandet worden sein konnte. Und zwar war das<br />
möglich, wenn man Visna mit einem kleinen Anteil<br />
des menschlichen HTLV-1 verschmolz, das dem<br />
Gesamtkonstrukt erlaubte, menschliche Immunzellen<br />
anzugreifen. Der Hauptverdacht musste sich<br />
gegen die militärische Genforschung der USA richten,<br />
die damals international am weitesten fortgeschritten<br />
war.<br />
Das hieße aber, dass das Pentagon eine tödliche<br />
Krankheit an der eigenen Bevölkerung ausprobiert<br />
hätte. Ist das nicht etwas weit hergeholt?<br />
Nicht unbedingt. In der Zeit des Kalten Krieges<br />
haben die Großmächte sehr häufig ihre neuesten<br />
Errungenschaften auf dem ABC-Waffen-Sektor in<br />
der eigenen Hemisphäre ausprobiert. Die „Los<br />
Angeles Times“ berichtete am 4. Dezember 1984<br />
über insgesamt 239 B-Waffen-Versuche der US-<br />
Armee, in denen unwissende Zivilisten und militärisches<br />
Personal als Versuchspersonen missbraucht<br />
worden waren.<br />
Man beschoss zum Beispiel in den 50er Jahren im<br />
Zuge eines militärischen Tests die Kalifornische<br />
Metropole San Francisco sechs Tage lang von See<br />
aus mit Bakteriengranaten, die serratia marcescens<br />
ausstreuten. Der nur für immunschwache Personen<br />
gefährliche Erreger führte zu Todesfällen unter<br />
Patienten, die sich gerade im Krankenhaus aufhielten.<br />
In den 60er Jahren setzte man Erreger im New<br />
Yorker U-Bahn-System aus. Häufig waren Minderheiten<br />
Ziel der amerikanischen Biokrieger. Indianer<br />
gab man Pockeninfizierte Wolldecken. An Puertoricanern<br />
wurden in den 30er Jahren Krebs-<br />
Experimente durchgeführt, die an die dunkelste<br />
deutsche Vergangenheit erinnern. Von 1932-1972<br />
missbrauchte man Hunderte Schwarze zu makaberen<br />
Syphilisversuchen. Man injizierte alten und<br />
dementen Menschen Radium. Man verstrahlte die<br />
Hoden von Gefängnisinsassen. Man verseuchte<br />
Krankenhausnahrung. Gewiss, erschreckende<br />
Einzelfälle. Aber es gab sie. Und da ist es schon<br />
interessant, dass sich die Geburt des <strong>AIDS</strong>-Virus in<br />
die dunkle schwulenfeindliche Stonewall-Epoche<br />
zurückführen lässt.<br />
Gibt es denn im konkreten Fall <strong>AIDS</strong> echte<br />
Beweise dafür, dass die zivile oder militärische<br />
Forschung daran interessiert war, ein solches<br />
Virus auf künstlichem Wege herzustellen?<br />
Oh ja. Jahrzehnte unter Verschluss gehaltene<br />
Protokolle des amerikanischen Kongresses belegen<br />
heute, dass am 9. Juni 1969 ein Hearing über<br />
die Bewilligung des Verteidigungsbudgets stattfand.<br />
Auf der einen Seite saßen als Geldgeber führende<br />
US-Politiker, die in den Kategorien des<br />
Kalten Krieges dachten. Auf der anderen Seite<br />
standen staatlich besoldete Militärwissenschaftler<br />
Rede und Antwort. Die umrissen ihre aktuellen<br />
Entwicklungen und Möglichkeiten. Man sprach<br />
auch über das seinerzeit neue Thema „Synthetische<br />
biologische Kampfstoffe“. Und dabei<br />
regte der stellvertretende Leiter der Forschungsabteilung<br />
beim US-Verteidigungsministerium Dr.<br />
Donald MacArthur wörtlich an, ein künstliches<br />
Virus zu entwickeln, einen neuen infektiösen<br />
Krankheitserreger, der in der Natur nicht existiert.<br />
Dieser sollte allen immunologischen und therapeutischen<br />
Einwirkungen widerstehen. Die Angelegenheit<br />
sei bereits mit dem Nationalen Forschungsrat<br />
diskutiert und Pläne für den Beginn des<br />
Programms versuchsweise entwickelt worden. Die<br />
beim Militär akkreditierten Molekularbiologen terminierten<br />
die Zeitspanne zur Entwicklung eines solchen<br />
Supervirus auf „bis zu 10 Jahre“. Verschiedene<br />
Autoren geben an, dass die veranschlagten<br />
Forschungsgelder für dieses Projekt damals in der<br />
Tat bereitgestellt wurden. Zehn Jahre später tauchte<br />
dann aus dem Nichts ein Virus auf, das sich mit<br />
der Projektbeschreibung frappierend in Deckung<br />
bringen lässt. Was für ein Zufall!<br />
Glauben Sie, dass man zur Zeit des Hearings<br />
bereits einschlägige Labor-Erfahrungen auf dem<br />
Gebiet der, sagen wir „Neuvirusforschung“<br />
gemacht hatte?<br />
Auf jeden Fall. Als Vor-Gentechnik-Terrain ist hier<br />
das von den Militärs sehr aufmerksam beobachtete<br />
Special-Virus-Cancer-Program der 60er Jahren<br />
zu nennen. Und da finden wir alle Leute, die uns<br />
heute weismachen wollen, <strong>AIDS</strong> stamme vom<br />
Grünen Affen oder sei gar nicht erst existent.<br />
Robert Gallo, Max Essex, Peter Duisberg. Worum<br />
ging es in dem Programm? Nun, man erklärte, dass<br />
Viren Krebs auslösen könnten und forschte daher<br />
„im Dienste der Menschheit“ an Krebszellen. Will<br />
sagen, man manipulierte diese, übertrug sie speziesübergreifend<br />
bei Versuchsaffen. Und wie von<br />
Zauberhand tauchten dann plötzlich in diesen<br />
Populationen neuartige Megaerreger auf. Nehmen<br />
wir das Marburg-Virus, das 1967 auf der Bildfläche<br />
erschien. Wie später im Fall <strong>AIDS</strong> unternahmen<br />
staatliche Forschungsstellen und Vertreter der<br />
Politik auch hier eine regelrechte Kampagne, in der<br />
afrikanische Affen verdächtigt wurden, das unbekannte<br />
Virus vom Schwarzen Kontinent eingeschleppt<br />
zu haben. Die Frage, wieso das Desaster<br />
dann nicht beim Zoll, beim Tierhändler, im Zoo oder<br />
in freier Wildbahn, sondern ausgerechnet und ausschließlich<br />
in einem Forschungslaboratorium des<br />
Chemiegiganten Boehringer aufgetreten war, blieb<br />
ausgeblendet. Ebenso die Tatsache, dass die<br />
Marburg-Symptome auffallend denen des kurz vor<br />
<strong>AIDS</strong> auftauchenden Ebola-Virus ähnelten. Und,<br />
dass das einzige Auftreten von Ebola in der „Ersten<br />
Welt“ wie im Marburg-Fall ausgerechnet in einem<br />
Versuchslaboratorium verzeichnet wurde. Wieder<br />
einmal wurden vorgeblich „frisch importierte“ Affen<br />
als Schuldige ausgemacht. Aber es lässt sich wie<br />
bei Marburg der Nachweis führen, dass sich die<br />
befallene Quarantänestation intensiv mit der<br />
Herstellung von Krebsviren befasste, die jenen<br />
Erregern ähnelten, an denen zur selben Zeit der<br />
spätere <strong>AIDS</strong>-„Entdecker“ Robert Gallo und das<br />
Biowaffenunternehmen Litton Bionetics arbeiteten.<br />
Und die zivile Forschung hat nicht dagegen<br />
gesteuert?<br />
Doch, doch. Schon damals äußerten Fachwissenschaftler<br />
den Verdacht, dass hier an einer neuen B-<br />
Waffen-Generation gearbeitet wurde, dem Designervirus.<br />
Es gab Mahnungen und Warnungen zur<br />
Genüge. Doch es gelang nicht, das nötige Quantum<br />
an Öffentlichkeit herzustellen. Das Problem<br />
bestand und besteht darin, dass das Gros der<br />
Wissenschaft immer auch Brotwissenschaft ist und<br />
von Staatsaufträgen lebt. Und mir fiele auf Anhieb<br />
kein Staat der Ersten Welt gleich welcher Couleur<br />
ein, der nicht Unsummen in die nationalen Rüstungsprogramme<br />
– inkl. B-Waffen-Forschung – stecken<br />
würde. Nach außen, zwischenstaatlich, gibt<br />
es zweifellos Konkurrenz. Aber letztlich besteht auf<br />
den Regierungsebenen Einigkeit darüber, keine<br />
schmutzige ABC-Waffen-Diskussion in Gang kommen<br />
zu lassen, die letztlich allen Beteiligten gleichermaßen<br />
schaden würde. So versteht man vielleicht<br />
besser, warum seitens der Hohen Politik und<br />
der von ihr auch über Geheimdienstkanäle beeinflussten<br />
Massenmedien nur sehr selten echte,<br />
nachhaltige Aufklärungsarbeit in Sachen Rüstung<br />
zu erwarten ist. Im Fall <strong>AIDS</strong> liegen die Dinge da<br />
nicht anders.<br />
Das Interview führte Alain Rappsilber<br />
(<strong>Teil</strong> 2 des BOX-Interviews folgt im nächsten RAINBOW)<br />
Als am 14. März 1999 Robert Gallo von der damaligen Grünen Gesundheitsministeriun Fischer der Paul-Ehrlich-Preis<br />
verliehen wurde, erhob sich bundesweiter Protest. Über 3000 Menschen forderten mit ihrer Unterschrift: Kein Preis<br />
für Biowaffenforscher Gallo. Bild: Protestaktion vor der Frankfurter Paulskirche.