Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV
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28 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />
die Pharmakonzerne immer noch so gut wie gar<br />
nicht engagieren.<br />
Die Notwendigkeit einer Orientierung der<br />
Forschung an Virustypen, die in Afrika und Asien<br />
dominieren, belegte Dr. Sonja Weinreich, DIFÄM,<br />
sehr anschaulich mit den weltweiten Infektionszahlen.<br />
Sie stellte die Maxime von Finanzierbarkeit<br />
bzw. kostenloser Verteilung eines (wenn vorhandenen)<br />
Impfstoffs vor allem für die armen Länder in<br />
den Vordergrund.<br />
Dr. Willi Mast<br />
Voneinander lernen, miteinander kooperieren<br />
In der anschließenden Diskussion war trotz<br />
Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen<br />
Ansätzen die Bereitschaft spürbar, bereichs- und<br />
tätigkeitsübergreifend voneinander zu lernen.<br />
Gegenseitige Akzeptanz von Positionen und<br />
Sichtweisen sollten die Arbeit am gemeinsamen<br />
Ziel ermöglichen. Auch für die beiden Forscher war<br />
es sichtlich bereichernd, einmal in einem solchen<br />
Kreis von beruflichen, ehrenamtlichen und über die<br />
eigene Betroffenheitskompetenz engagiertern<br />
Menschen Informationen, Fragen, und Kritik auszutauschen.<br />
Das Symposium verwirklichte den<br />
Gedanken sehr erfolgreich, dass sich die <strong>AIDS</strong>-<br />
Aktivisten in die Forschungspolitik einmischen,<br />
sich dazu selbst befähigen und hierfür das Bündnis<br />
zwischen medizinischen Laien und <strong>AIDS</strong>-<br />
Wissenschaftlern suchen und entwickeln müssen.<br />
Die meisten <strong>Teil</strong>nehmer waren sich einig: Da es<br />
erste erfolgreiche Ansätze nun auch in der (bisher<br />
vernachlässigten) deutschen Forschung gibt, müssen<br />
wir dringend auf die Intensivierung der<br />
Forschungsanstrengungen durch die Bundesregierung<br />
bzw. das Forschungsministerium hinwirken.<br />
Dazu müssen und wollen verschiedene<br />
<strong>Teil</strong>nehmer enger zusammenarbeiten, z. B. im<br />
Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>. Dieses besteht mittlerweile<br />
aus 65 großen kirchlichen und nichtkirchlichen<br />
<strong>AIDS</strong>- und (Entwicklungs-) Organisationen<br />
sowie aus über 200 Basisgruppen. Es hat in<br />
Anbetracht seiner vielen Mitträger einen öffentlichkeitswirksamen<br />
und fachlich kompetenten Hintergrund<br />
für derartige Forderungen an die deutsche<br />
Regierung.<br />
Rainer Seybold<br />
Aufgeschnappt: Auszüge aus Zeitungsmeldungen<br />
zum Thema therapeutische HIV-<br />
Impfstoffentwicklung<br />
<strong>AIDS</strong>-Forscher setzen auf therapeutische Impfung<br />
Die therapeutische Impfung gegen HIV nach einer<br />
Infektion habe in den letzten Jahren große<br />
Fortschritte erzielt, sagte der Erlanger Mediziner<br />
Thomas Harrer auf dem 9. Deutschen Aids-<br />
Kongress in Hamburg. Vor allem im frühen Stadium<br />
der Erkrankung sei die Impfung als Therapie wichtig.<br />
Tests mit verschiedenen Impfstoffen hätten<br />
gezeigt, dass Patienten dadurch ihre Immunabwehr<br />
gegen HIV steigern konnten. (...) Mit den<br />
neuen Impfstoffen solle das Immunsystem so stimuliert<br />
werden, dass es nach dem vorübergehenden<br />
Absetzen der Kombinationstherapie in der<br />
Lage ist, die <strong>AIDS</strong>-Viren in Schach zu halten, sagte<br />
der Professor aus Erlangen. Bisher hatten sich bei<br />
einer Unterbrechung der HAART-Therapie die Viren<br />
stets stark vermehrt, da das Immunsystem nicht<br />
mehr auf <strong>AIDS</strong>-Abwehr getrimmt war. Wegen der<br />
zahlreichen Mutationen des Virus im Verlauf der<br />
Krankheit sei eine Impftherapie umso vielversprechender,<br />
je eher sie eingesetzt werde. Der<br />
Hamburger Wissenschaftler Jan van Lunzen<br />
berichtete, es seien rund 100 derartige Impfstoffe<br />
„in der Pipeline“, aber erst einer in der klinischen<br />
Erprobung. Er wies auf die kommenden<br />
Möglichkeiten der Gentherapie hin.<br />
(20.05.03 FAZ.NET)<br />
Der Impfstoff stärkt das Immunsystem und hält<br />
das gefährliche Virus in Schach.<br />
In der Behandlung der Immunschwächekrankheit<br />
Aids sind französische Forscher einen großen<br />
Schritt vorangekommen. Ihnen ist es erstmals<br />
gelungen, mit der so genannten therapeutischen<br />
Impfung Erfolge zu erzielen. Bei HIV-infizierten<br />
Patienten wurde das Immunsystem durch die<br />
Impfung so stimuliert, dass das Virus unter<br />
Kontrolle gehalten werden konnte, berichtete<br />
Professorin Christine Katlama vom Pariser<br />
Krankenhaus La Pitie-Salpetriere gestern auf einer<br />
<strong>AIDS</strong>-Konferenz in Boston.<br />
Den Forschern zufolge wurden bei einem Viertel<br />
der 81 Testpersonen Abwehrstoffe gegen die<br />
Krankheit aufgebaut. (...) Das Virus vermehrt sich<br />
nicht mehr, und bei einigen Erkrankten verringerte<br />
es sich sogar. Die therapeutische Impfung soll HIVpositiven<br />
Patienten helfen, bei denen <strong>AIDS</strong> noch<br />
nicht ausgebrochen ist. Sie kann aber in keinem<br />
Fall Gesunde vor Ansteckung schützen.<br />
Die Forscher hoffen, dass innerhalb der nächsten<br />
drei bis fünf Jahre der Impfstoff verbessert wird,<br />
damit die Mehrheit der Kranken damit behandelt<br />
werden kann. Die Patienten, bei denen der<br />
Impfstoff erfolgreich war, sollen nicht mehr mit<br />
Medikamenten behandelt werden. „Sie werden<br />
über zwei Jahre beobachtet, um herauszufinden,<br />
ob die Erfolge des Impfstoffes anhalten“, erklärt<br />
Kazatchkine. (...).<br />
(02.06.2003, Ärzte Zeitung)<br />
Experten kritisieren: Nur sieben Millionen Euro<br />
Öffentliche Forschungsförderung<br />
RKI-Chef Kurth bedauerte den geringen Einsatz<br />
der Bundesregierung für die <strong>AIDS</strong>-Forschung. Die<br />
jährlichen Ausgaben würden hier zu Lande sieben<br />
Millionen Euro betragen, im Vergleich zu 2,8<br />
Milliarden Euro pro Jahr in den USA. Dort fließen<br />
immerhin noch mehr als 400 Millionen Dollar in die<br />
Impfstoffforschung. Ende der 80er Jahre sei die<br />
deutsche <strong>AIDS</strong>-Forschung noch mit etwa 50<br />
Millionen Mark jährlich gefördert worden, inzwischen<br />
würden Forschungsvorhaben bei der<br />
Beantragung öffentlicher Mittel ohne besondere<br />
Priorität behandelt. (...)<br />
Obwohl seit Jahrzehnten nach einer Impfung<br />
gegen die Immunschwächekrankheit <strong>AIDS</strong> gesucht<br />
wird, gibt es bis heute keinen funktionierenden<br />
Impfstoff. Die erste große Wirksamkeitsprüfung<br />
eines solchen Präparats, die in diesem Jahr mit<br />
mehreren Tausend Freiwilligen in Thailand abgeschlossen<br />
wurde, brachte nicht das erhoffte<br />
Ergebnis. Was im Tierversuch noch halbwegs<br />
klappte, schützte Menschen nicht vor einer<br />
Infektion. Andere hoffnungsvolle Impfstoffkandidaten,<br />
so Frans van den Boom, Europa-<br />
Direktor der Internationalen <strong>AIDS</strong>-Impfstoff-<br />
Initiative (IAVI), in Berlin, seien bislang allenfalls so<br />
weit entwickelt, um in Verträglichkeitsstudien getestet<br />
zu werden.<br />
Eine solche Impfstudie beim Menschen soll demnächst<br />
in Hamburg und Bonn anlaufen. (...) Bei<br />
dem Impfstoff handele es sich um gentechnisch<br />
veränderte Erkältungsviren, (...) denen mehrere<br />
Gene von <strong>AIDS</strong>-Viren eingebaut wurden. Dadurch<br />
sollen sie nach der Impfung im Körper einige – einzeln<br />
wirkungslose – Eiweiße des HI-Virus produzieren<br />
und damit eine komplexe Immunreaktion auslösen.<br />
Der in Thailand gescheiterte Impfstoff dagegen<br />
bestand lediglich aus einem Bestandteil der<br />
Virushülle und löste damit nur eine (...) Produktion<br />
so genannter Antikörper gegen genau diesen<br />
Baustein aus.<br />
Laut Frans van den Boom werden derzeit weltweit<br />
zwölf Impfstoff-Kandidaten erforscht. (...). Der Test<br />
in Deutschland ist <strong>Teil</strong> weltweiter Anstrengungen<br />
zur Entwicklung eines <strong>AIDS</strong>-Impfstoffs. (...).<br />
(22.10.03, S Schmidt , Neues Deutschland)