Martin Ott: Der Darbysmus - bruederbewegung.de
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MARTIN OTT: DER DARBYSMUS 12<br />
Es ist aber kaum möglich, ein einheitliches, geschlossenes Bild <strong>de</strong>r darbystischen Lehre<br />
von <strong>de</strong>n letzten Dingen zu entwerfen. Die Hauptzüge sind folgen<strong>de</strong>: <strong>Der</strong> Herr kommt<br />
bald. <strong>Der</strong> Untergang <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r Kirche und aller Sekten, mit Ausnahme <strong>de</strong>r darbystischen,<br />
ist nahe. Wenn <strong>de</strong>r Herr kommt, beginnt das tausendjährige Reich; während<br />
seiner Dauer wird <strong>de</strong>r Satan gebun<strong>de</strong>n. Die Gläubigen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Herrn in <strong>de</strong>r Luft<br />
entgegengerückt und halten mit ihm die Hochzeit <strong>de</strong>s Lammes, <strong>de</strong>sgleichen die Entschlafenen<br />
Gläubigen <strong>de</strong>s alten und neuen Bun<strong>de</strong>s. Zugleich herrscht aber <strong>de</strong>r Herr während<br />
dieser Zeit im irdischen Jerusalem, von <strong>de</strong>m ein Strom <strong>de</strong>s Segens über die Er<strong>de</strong> ausgehen<br />
wird. Dort wird <strong>de</strong>r Rest Israels sich sammeln und Christum als Messias anerkennen, <strong>de</strong>r<br />
als Hohepriester im irdischen Tempel fungiert. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r tausend Jahre wird <strong>de</strong>r Satan<br />
noch einmal losgelassen zu einem letzten verzweifelten Kampf, <strong>de</strong>m aber die Gläubigen<br />
entnommen sind; zum Schluß wird er in <strong>de</strong>n Feuerpfuhl geworfen zu ewiger Pein. Dann<br />
kommt <strong>de</strong>r neue Himmel und die neue Er<strong>de</strong>: »eine Hütte Gottes bei <strong>de</strong>n Menschen.« Wer<br />
sind nun die Gläubigen, die an all diesen Herrlichkeiten teilhaben? In erster Linie die Darbysten,<br />
<strong>de</strong>nen die volle Seligkeit zuteil wird; in zweiter Linie diejenigen aus <strong>de</strong>r übrigen<br />
Christenheit, welche sich aus <strong>de</strong>r allgemeinen Ver<strong>de</strong>rbnis gerettet haben, diese empfangen<br />
aber nur eine Seligkeit zweiter Abstufung.<br />
e) Kultus <strong>de</strong>r Darbysten. Ihr Gottesdienst ist <strong>de</strong>r einzig Gott wohlgefällige, <strong>de</strong>nn sie<br />
allein versammeln sich »nur im Namen Jesu«. Sie brauchen keinen Pfarrer, <strong>de</strong>nn die<br />
Hauptsache ist nicht die Predigt, son<strong>de</strong>rn die Anbetung. Die Anbetung, wie <strong>de</strong>r ganze<br />
Gottesdienst unserer Kirche ist nichtig, weil in ihr auch Unbekehrte sind; weil aus <strong>de</strong>r<br />
Kirche <strong>de</strong>r Geist geflohen ist, kann auch ihre Anbetung nicht eine Anbetung im Geist sein<br />
(Joh. 4).<br />
<strong>Der</strong> Verlauf eines darbystischen Gottesdienstes nach Elberfel<strong>de</strong>r Muster ist folgen<strong>de</strong>r:<br />
In einem selbst nach reformiertem Brauch mehr als einfachen, völlig schmucklosen Saal<br />
versammeln sich die Gläubigen. Alles Feierliche und irgendwie Künstlerische fehlt völlig.<br />
Die allzugroße Armut und Nüchternheit <strong>de</strong>r Feier wird einigermaßen gehoben durch häufige<br />
vierstimmige Gesänge, die in Text und Melodie ziemlich sentimental angehaucht sind.<br />
Vom Geist getriebene Brü<strong>de</strong>r sprechen freie Gebete, mit Ausschluß <strong>de</strong>s Vaterunsers. Dazwischen<br />
wird von irgend einem Anwesen<strong>de</strong>n ein Schriftabschnitt gelesen, woran sich<br />
praktische Auslegungen anschließen. Dies alles dauert sehr lange, da große Pausen gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n, die für <strong>de</strong>n Frem<strong>de</strong>n sehr peinlich sind, zur stillen Sammlung <strong>de</strong>r Seelen.<br />
<strong>Der</strong> Höhepunkt <strong>de</strong>r Feier ist das nach Ap. Gesch. 20, 7 allsonntäglich genossene Abendmahl,<br />
das Brotbrechen genannt wird. Die an einem Tische Sitzen<strong>de</strong>n nehmen unter tiefem<br />
Stillschweigen, im übrigen aber ziemlich formlos, Brot und Wein, [396] wobei die Ältesten,<br />
die aber nicht gewählt, son<strong>de</strong>rn vom hl. Geist in <strong>de</strong>r Versammlung ausgelesen wer<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>n Anfang machen.<br />
Die große »apostolische »Einfachheit« dieser Feier hat <strong>de</strong>m <strong>Darbysmus</strong> viele Anhänger<br />
geworben, beson<strong>de</strong>rs solche, welche an <strong>de</strong>r Weitherzigkeit unserer Kirche in <strong>de</strong>r Zulassung<br />
zum Abendmahl Anstoß nehmen. –<br />
Das Gesamturteil über <strong>de</strong>n <strong>Darbysmus</strong> muß unterschei<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>m Stifter und<br />
<strong>de</strong>m heutigen Stand <strong>de</strong>r nach ihm benannten Sekte. Darbys Persönlichkeit und Charakter<br />
muß, zumal <strong>de</strong>m nüchternen <strong>de</strong>utschen Protestanten, unsympathisch sein. Er ist <strong>de</strong>r Typus<br />
<strong>de</strong>s selbstbewußten Sektenhauptes mit <strong>de</strong>n Schattenseiten eines solchen im persönlichen<br />
Auftreten und in <strong>de</strong>r Lehrbildung. Auch die geschichtliche Entwicklung <strong>de</strong>r nach ihm<br />
benannten religiösen Bewegung ist bezeichnend. Das gemeinsame Merkmal ihrer zahlreichen<br />
Abzweigungen, die grundsätzliche Verwerfung <strong>de</strong>r Kirche und ihrer geschichtlich<br />
gewor<strong>de</strong>nen Organisation, ist naturgemäß vom kirchlichen Standpunkt aus abzulehnen.<br />
Ihre Heiligungslehre ist <strong>de</strong>r Schrift zuwi<strong>de</strong>r und nicht ungefährlich, <strong>de</strong>sgleichen ihre Lehre