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Martin Ott: Der Darbysmus - bruederbewegung.de

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MARTIN OTT: DER DARBYSMUS 4<br />

mahls dazu. Sie blieben aber ruhig in <strong>de</strong>r Staatskirche und nannten sich »Brü<strong>de</strong>r.« Viele<br />

unter ihnen waren gewiß einfache schlichte Christen und edle Menschen[.] Weil sie in<br />

Plymouth beson<strong>de</strong>rs stark vertreten waren, nannte man sie Plymouthbrü<strong>de</strong>r. Es war eine<br />

Gemeinschaft, keine Sekte.<br />

Die antistaatskirchlichen I<strong>de</strong>en dieser Kreise fan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n jungen Darby nicht unvorbereitet.<br />

Er hatte selbst schon Stellung genommen zur Staatskirche und davon auch öffentlich<br />

Zeugnis abgelegt. In <strong>de</strong>n damaligen Kämpfen um die Gleichberechtigung <strong>de</strong>r irischen<br />

Katholiken hatte Darby eine gegen die englische Staatskirche gerichtete Schrift veröffentlicht,<br />

nach <strong>de</strong>ren Lektüre ihm ein anglikanischer Geistlicher sagte: »Sie müssen Dissenter<br />

wer<strong>de</strong>n!« Darby glaubte dies damals noch nicht; doch hatten die I<strong>de</strong>en von einer »geistlichen<br />

Gemeinschaft« im Unterschied von <strong>de</strong>r ungeistlichen Staatskirche schon begonnen<br />

in ihm wach zu wer<strong>de</strong>n. Sie wur<strong>de</strong>n durch die Bekanntschaft mit einem »Bru<strong>de</strong>r« noch<br />

mehr geweckt. Es war dies A. M. Groves von Plymouth, <strong>de</strong>r 1825 nach Dublin kam, einer<br />

jener merkwürdigen Männer, <strong>de</strong>ren England im letzten Jahrhun<strong>de</strong>rt so manche hervorgebracht<br />

und beherbergt hat. Er war Zahnarzt gewesen und ein reicher Mann gewor<strong>de</strong>n,<br />

faßte aber in vorgerücktem Alter noch <strong>de</strong>n Entschluß, Theologie zu studieren. Dieser<br />

Mann war sehr unbefriedigt von <strong>de</strong>r Art, wie in <strong>de</strong>r Staatskirche das Abendmahl gefeiert<br />

wur<strong>de</strong>; er bewog die Teilnehmer an <strong>de</strong>n Erbauungsaben<strong>de</strong>n, die damals in <strong>de</strong>r Dubliner<br />

Gesellschaft Mo<strong>de</strong> waren, zu einer Separatfeier <strong>de</strong>s Abendmahls, das er Brotbrechen<br />

nannte. Eine Konsequenz dieser Praxis war die Verwerfung <strong>de</strong>s kirchlichen Amtes. Groves<br />

blieb nicht auf halbem Wege stehen, er fühlte sich nicht mehr als Glied <strong>de</strong>r Staatskirche<br />

und gab sein Studium auf. Er bil<strong>de</strong>te sich ein Tolstoiartiges Christentum <strong>de</strong>r Bergpredigt<br />

und zog mit seiner Familie 1829 als Missionar zu <strong>de</strong>n Muhammedanern. Nach<strong>de</strong>m<br />

er sein ganzes Vermögen verausgabt hatte, starb er 1853 im Hause seines Schwagers, <strong>de</strong>s<br />

bekannten Georg Müller zu Bristol.<br />

Darby hatte diese Gedanken Groves von Kirche und Abendmahl in sich aufgenommen,<br />

blieb aber zunächst noch in <strong>de</strong>r Staatskirche. Er wirkte als Vikar auf <strong>de</strong>r Pfarrei<br />

Calary in <strong>de</strong>r Grafschaft Wicklow. Dort lernte er auf <strong>de</strong>m benachbarten Landsitz <strong>de</strong>r<br />

Lady Powerscourt irvingianische Gedanken kennen, die für seine Dogmatik von beson<strong>de</strong>rer<br />

Be<strong>de</strong>utung wur<strong>de</strong>n; hier bekam sein Denken die eschatologische Richtung auf das<br />

Wie<strong>de</strong>rkommen <strong>de</strong>s Herrn. Seine Stellung zur Staatskirche war unter<strong>de</strong>ssen eine solche<br />

gewor<strong>de</strong>n, daß er an <strong>de</strong>r Lehre von <strong>de</strong>r Verfassung, <strong>de</strong>r Kirche und <strong>de</strong>r Sukzession ihrer<br />

Wür<strong>de</strong>nträger irre wur<strong>de</strong>. 1828 trat er aus, nach<strong>de</strong>m er die Ansicht gewonnen hatte, »daß<br />

es keine so unwissen<strong>de</strong> und übel eingerichtete Gemeinschaft gebe, wie die Kirche von<br />

England.« Er durchlebte nun eine Zeit innerer Unklarheit und Gärung. Er wohnte zwei<br />

Jahre lang in Calary- [386] bog, einem luftigen Hochsitz über <strong>de</strong>r See, in einer Bauernhütte,<br />

wo er <strong>de</strong>m hl. Antonius gleich sein Äußeres so vernachlässigte, daß er einem Bettler<br />

glich. Er war ein Erweckungsprediger gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Leute auf das nahe Wie<strong>de</strong>rkommen<br />

<strong>de</strong>s Herrn vorbereiten wollte. Eine Reise nach Oxford und Plymouth brachte ihm<br />

mehr Klarheit; er wur<strong>de</strong> dort entschie<strong>de</strong>ner Plymouthbru<strong>de</strong>r und wirkte als Wan<strong>de</strong>rprediger<br />

in Irland. Sein weiterer Entwicklungsgang entfernte ihn jedoch immer mehr auch von<br />

dieser Gemeinschaft, bis er eine neue grün<strong>de</strong>te, die »Versammlung«. Es zeigte sich gar<br />

bald, daß er eine tüchtige Portion Ehrgeiz, Rechthaberei und Prophetenbewußtsein besaß.<br />

Sein Freund Groves schrieb ihm 1836 einen Brief, worin er ihm in liebevoller Weise vorhielt,<br />

daß er Gefahr laufe, von <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r abzuweichen und auf die<br />

Bahn sektiererischer Son<strong>de</strong>rbestrebungen zu kommen. Groves hatte recht. Darby verbreitete<br />

seine Grundsätze so eifrig unter <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn, daß bald mehrere Spaltungen in <strong>de</strong>r<br />

bisher so einigen Gemeinschaft entstan<strong>de</strong>n. Als dies geschehen war, schloß er sich mit<br />

seinen Anhängern streng von allen an<strong>de</strong>rn Brü<strong>de</strong>rn ab. Auch <strong>de</strong>r edle Georg Müller von

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