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Die sectirerischen Bewegungen in Berg und Mark

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JOHANN GOTTLIEB HEINRICH: DIE SECTIRERISCHEN BEWEGUNGEN IN BERG UND MARK 16<br />

dertäuferei war das Vorspiel e<strong>in</strong>er, durch andere Geister unter mancherlei zusammenwirkenden,<br />

günstigen Umständen herbeigeführten umfassenderen baptischen [sic] Bewegung.<br />

Was vere<strong>in</strong>zelt <strong>und</strong> ohne Zusammenhang, weil aus e<strong>in</strong>er gewissen kirchlichen Eigenthümlichkeit<br />

resultirend, immer schon vorhanden gewesen war im Wupperthal, das<br />

kam nun zu entschiedenem Bewußtseyn se<strong>in</strong>er Zusammengehörigkeit, <strong>und</strong> fand bei der<br />

Freiheit der Association bald auch h<strong>in</strong>länglich Raum, Kraft <strong>und</strong> Anleitung zu selbstständiger<br />

Entwickelung <strong>und</strong> Organisation. –<br />

Hier müssen wir wieder auf den Brüdervere<strong>in</strong> zurückkommen, <strong>in</strong> dessen <strong>Die</strong>nsten der<br />

oben genannte Carl Brockhaus, <strong>und</strong> mit welchem <strong>in</strong>nig verb<strong>und</strong>en Cand. Ribbeck ganz<br />

besonders <strong>in</strong> sectirerischer Weise thätig waren. Wir er<strong>in</strong>nern uns u. a. noch lebhaft e<strong>in</strong>es<br />

Auftretens dieser beiden Stimmführer auf der Laien-Conferenz <strong>in</strong> der Wupperthaler Festwoche<br />

des J. 1852, wo dieselben, um das freie Gebet als das unbed<strong>in</strong>gt alle<strong>in</strong> richtige<br />

recht stark hervorzuheben, sich so weit erhitzten, daß R. gradezu verlangte, man möge<br />

alle Gebetbücher wegwerfen, <strong>und</strong> Br. eröffnete, bei se<strong>in</strong>en Hausbesuchen habe er gef<strong>und</strong>en,<br />

daß das Gebetbuch von Friedrich Starcke das größte H<strong>in</strong>derniß der Bekehrung sey<br />

&c. In ähnlicher radicaler Weise sprachen sie sich überhaupt aus. Brockhaus g<strong>in</strong>g aber<br />

bald noch weiter, als R.; ja er <strong>und</strong> mehrere andere Lehrbrüder des Brüdervere<strong>in</strong>s g<strong>in</strong>gen<br />

selbst diesem bald zu weit. Und während unter allen Umständen das E<strong>in</strong>e als »unwandelbarer<br />

Gr<strong>und</strong>satz« festgehalten werden sollte, daß »e<strong>in</strong> jeder wahrhaft Gläubige, zu welcher<br />

evangelischen Kirchengeme<strong>in</strong>schaft er auch gehöre, Mitglied des Brüdervere<strong>in</strong>s werden<br />

könne« fanden doch Brockhaus <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Ges<strong>in</strong>nungsgenossen selbst <strong>in</strong> diesem weitherzigen<br />

Vere<strong>in</strong> bald ke<strong>in</strong>en Raum mehr. Früher schon haben wir gesehen, wie dieser<br />

Vere<strong>in</strong> mit ganz <strong>und</strong>iscipl<strong>in</strong>irten wiedertäuferischen Bestrebungen zu kämpfen hatte, er<br />

erließ später auch e<strong>in</strong>e kräftige Verwahrung da- [454] gegen.*) »Am tiefsten aber wurde<br />

der Vere<strong>in</strong> gedemüthigt, als im December 1852 e<strong>in</strong>e Richtung zu Tage kam, welche sich<br />

schon lange <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schooße vorbereitet hatte, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Existenz e<strong>in</strong>en Augenblick <strong>in</strong><br />

Frage stellte.« So beg<strong>in</strong>nt der »Jahresbericht des ev. Br.-V.« <strong>in</strong> Nr. 27 des »Säemann« von<br />

1853 se<strong>in</strong>e Mittheilungen über die Brockhaus’sche Schwarmgeisterei. Lassen wir daher im<br />

Folgenden den Säemann selbst über das Wesen dieser Verirrung uns unterrichten. Er<br />

schreibt S. 214: »Im Gegensatz zu dieser dürren Orthodoxie gibt es e<strong>in</strong>e Glaubensstellung,<br />

welche Rechtfertigung <strong>und</strong> Heiligung vermischt, <strong>und</strong> so im Leben der Gläubigen großen<br />

Schaden anrichtet. Sie bricht der Sünde ihre Spitzen ab dadurch, daß sie dieselbe <strong>in</strong> der<br />

Theorie für todt erklärt <strong>und</strong> den Gläubigen als von aller Sünde gerechtfertigt, mith<strong>in</strong> – <strong>und</strong><br />

hier<strong>in</strong> liegt der furchtbare Trugschluß – als sündlos, zur Sünde, die unter die Füße getreten<br />

sey, nicht mehr fähig erklärt! <strong>Die</strong>se Lehre hat etwas sehr Anziehendes, weil sie den eben<br />

Erweckten über den dornigen Pfad e<strong>in</strong>er demüthigen Nachfolge des Herrn, im beständigen<br />

Kampfe gegen das Fleisch, h<strong>in</strong>weghebt <strong>und</strong> gradezu an das Ende der Laufbahn stellt, <strong>in</strong>dem<br />

sie ihm die christliche Vollkommenheit <strong>und</strong> Vollendung zuspricht. Wer jemals, an der<br />

Hand der Kirchengeschichte oder der eignen Erfahrung, diese Richtung <strong>in</strong> ihrer Entwickelung<br />

beobachtet hat, wird zugeben müssen, daß Nichts gedacht werden kann, wodurch das<br />

christliche Leben mit gewisserem Erfolge zerstört wird, als eben durch jene Lehre von der<br />

Sündlosigkeit der Gläubigen. Als sich daher die Mehrzahl unserer arbeitenden Brüder<br />

diesem nicht <strong>in</strong>nerhalb des Vere<strong>in</strong>s entstandenen, sondern von außen her<strong>in</strong>getragenen**)<br />

*) Nicht aber gegen »diejenigen Brüder aus den Taufges<strong>in</strong>nten, welche e<strong>in</strong>er wirklich organisirten Baptistengeme<strong>in</strong>de<br />

angehören.«<br />

**) Natürlich, denn diese wie alle ant<strong>in</strong>omistische Richtung ist älter, als der Brüdervere<strong>in</strong>. Auf andere<br />

Vertreter derselben, die nie mit diesem Vere<strong>in</strong> zusammeng<strong>in</strong>gen, kommen wir weiter unten zu sprechen.

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