Juli 2002 - Der Fels
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en Experten. Bildung und Erziehung<br />
seien die effektivste Art der<br />
Kapitalinvestition. Daran entscheide<br />
sich die Zukunftsfähigkeit eines<br />
Landes. <strong>Der</strong> sächsische Ministerpräsident<br />
Professor Georg Milbradt<br />
machte folgende rein ökonomische<br />
Rechnung auf: Die Kosten für ein<br />
Kind in einem Heim belaufen sich<br />
pro Tag auf 75 Euro. Das mache pro<br />
Jahr rund 30.000 Euro aus. Soviel<br />
gebe keine Familie für Versorgung<br />
und Erziehung eines Kindes aus. Wer<br />
in die Familie investiere, der spare<br />
schlicht Geld und könne in andere<br />
Projekte investieren.<br />
In diesem Sinn sprachen sich auch<br />
andere Wissenschaftler aus und wiesen<br />
außerdem auf eine weitere,<br />
hauptsächliche Ursache für die Verknappung<br />
des Humankapitals hin:<br />
Den demographischen Schwund.<br />
<strong>Der</strong> Direktor des Instituts für<br />
Grußwort des Papstes<br />
„Mit Freude hat Papst Johannes<br />
Paul II. vom Europäischen Kongress<br />
zum Thema „Demographie<br />
und Wohlstand – Neuer Stellenwert<br />
für Familie in Wirtschaft und<br />
Gesellschaft“ Kenntnis erlangt,<br />
der auf Initiative des Koordinationskreises<br />
Familien- und<br />
Gesellschaftspolitik und der Internationalen<br />
Stiftung Humanum<br />
am 12. und 13. Juni in Berlin<br />
stattfindet. Seine Heiligkeit hat<br />
mich beauftragt, Ihnen, den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern<br />
seine herzlichen Grüße und beste<br />
Segenswünsche für einen<br />
fruchtbaren Verlauf Ihrer Tagung<br />
zu übermitteln.<br />
Ausgehend von der besorgniserregenden<br />
demographischen<br />
Entwicklung in Europa und ihren<br />
absehbaren Folgen für Wirtschaft,<br />
Staat, Sozialversicherungen<br />
und schließlich für den allgemeinen<br />
Wohlstand der Menschen<br />
dieses Kontinents lenkt der<br />
Berliner Kongress die Aufmerksamkeit<br />
auf den Faktor Familie,<br />
die als „primäre Produktionsstätte<br />
für die Bildung von Humanvermögen“<br />
in den Blick genommen<br />
wird. Es ist zu hoffen, dass<br />
von den Erkenntnissen des Kongresses<br />
Impulse für eine erneuerte<br />
Familienpolitik ausgehen, die<br />
der Familie als Grundzelle der<br />
menschlichen Gesellschaft den<br />
richtigen Stellenwert beimisst und<br />
ihr die bestmögliche Förderung<br />
zukommen lässt.<br />
Eine gesunde Familienkultur<br />
kann der Gesellschaft in entscheidender<br />
Weise die notwendige geistig-moralische<br />
Kraft und innere Festigkeit<br />
verleihen. Denn „die soziale<br />
Dimension des Menschen findet<br />
ihren ersten und ursprünglichen<br />
Ausdruck in den Eheleuten und in<br />
der Familie: ‚Gott hat den Menschen<br />
nicht allein geschaffen: von Anfang<br />
an hat er ihn als Mann und Frau<br />
geschaffen‘ (Gen 1,27); ihre Verbindung<br />
schafft die erste Form personaler<br />
Gemeinschaft. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass Zivilisation und Festigkeit<br />
der Völker vor allem durch die<br />
menschliche Qualität ihrer Familien<br />
bestimmt werden. Die Kirche ist<br />
zutiefst davon überzeugt: Die Zukunft<br />
der Menschheit geht über die<br />
Familie“ (Christifideles laici, 40).<br />
Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik<br />
der Universität Bielefeld präsentierte<br />
anhand einer Fülle von<br />
Daten die verbliebenen Optionen<br />
einer Familien- und Migrationspolitik<br />
in Deutschland und Europa.<br />
<strong>Der</strong> Präsident des Ifo-Instituts für<br />
Wirtschaftsforschung in München,<br />
Professor Hans Werner Sinn, nannte<br />
weitere Gründe für das demographische<br />
Defizit in Deutschland und zog<br />
daraus sozialpolitische Folgerungen.<br />
Gerne begleitet Papst Johannes<br />
Paul II die Organisatoren, Referenten<br />
und Teilnehmer des Kongresses<br />
„Demographie und Wohlstand“<br />
mit seinem Gebet. Damit verbindet<br />
der Heilige Vater den Wunsch, dass<br />
die Bemühungen, die Notwendigkeit<br />
eines neuen Stellenwertes für<br />
die Familie herauszuarbeiten, welcher<br />
der Würde dieser von Gott gewollten<br />
Institution voll entspricht, in<br />
der Gesellschaft reiche Früchte tragen<br />
mögen. Dazu erteilt Seine Heiligkeit<br />
Ihnen allen sowie Ihren Familien<br />
und Freunden von Herzen<br />
den Apostolischen Segen.<br />
Mit besten persönlichen Wünschen<br />
Angelo Kardinal Sodano,<br />
Staatssekretär Seiner Heiligkeit<br />
DER FELS 7/<strong>2002</strong> 205