10.10.2013 Aufrufe

Juli 2002 - Der Fels

Juli 2002 - Der Fels

Juli 2002 - Der Fels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lange können wir uns solches noch leisten,<br />

ohne umgehend die Quittung hierfür<br />

zu erhalten?<br />

Man kann nur hoffen, dass den Worten<br />

unseres Bundeskanzlers nach strikteren<br />

Vorgaben des Gesetzgebers nun endlich<br />

Taten folgen. Ich bin jedoch eher skeptisch.<br />

Jeder gute Pädagoge weiß, dass es<br />

nicht in erster Linie darum geht, das<br />

Schlechte einzudämmen, sondern das Gute<br />

zu verstärken. Einschränkende Gesetze<br />

allein bewirken noch keinen Gesinnungswandel.<br />

Es wird wesentlich darauf ankommen,<br />

die Grundwerte, auf denen unsere<br />

freiheitlichrechtliche Ordnung basiert, zu<br />

stärken – und die sind christlich geprägt.<br />

Deshalb appelliere ich an die Verantwortlichen,<br />

bei der Vergabe von Frequenzen<br />

nicht nur wirtschaftliche Rücksichten walten<br />

zu lassen, sondern es zu einem wesentlichen<br />

Vergabekriterium zu machen, in<br />

wieweit ein Sender einen Beitrag leistet<br />

zur Stärkung der Grundwerte in unserer<br />

Gesellschaft. In diesem Zusammenhang<br />

erinnere ich an den skandalösen Zustand,<br />

dass in Deutschland im Unterschied zu<br />

allen anderen Staaten Europas<br />

Verkündigungssender immer noch keine<br />

Sendelizenzen erhalten. Die Rede vom<br />

Stärken ethischer Werte klingt vor diesem<br />

Hintergrund in meinen Ohren etwas hohl.<br />

Ursachen der Gewaltbereitschaft<br />

Im Monatsbrief der „Militae Sanctae<br />

Mariae“ (13.5.<strong>2002</strong>) wies Johannes Bischof<br />

auf Ursachen der wachsenden<br />

„Gewaltbereitschaft“ bei Jugendlichen<br />

hin, die in der öffentlichen Diskussion<br />

kaum genannt werden:<br />

Obwohl es schlicht heißt: „Du sollst<br />

nicht töten“, bedarf es eines umfangreichen<br />

Waffengesetzes, während das tägliche<br />

Töten in der Generationskette der<br />

Menschheit verboten, aber unter Bedingungen<br />

nicht straffällig ist. 6% der abtreibenden<br />

Frauen von in Deutschland<br />

„registrierten“ 135 000 Abtreibungen des<br />

letzten Jahres waren minderjährig. Wo<br />

liegt demnach die Ursache für die so genannte<br />

Gewaltbereitschaft?<br />

Sind es nur das Waffengesetz und die<br />

Gewalt verherrlichenden Computerspiele?<br />

Oder ist es die gesetzadäquate<br />

Verfügbarkeit über menschliche Leben,<br />

die zur Menschenverachtung führt? ...<br />

Ja, es ist die „Kultur des Todes“, die<br />

Nährboden für die Menschenverachtung<br />

ist und die in der Gottesleugnung<br />

letztlich ihre Ursache hat.<br />

Den beschönigenden Wortnebel<br />

durchstoßen<br />

„Wahlprüfsteine, die dem Schutz des ungeborenen<br />

Lebens dienen“, zeigte<br />

Manfred Spieker, Professor für christli-<br />

che Sozialwissenschaften an der Universität<br />

Osnabrück, in der Zeitung „Die<br />

Tagespost“ (15.5.<strong>2002</strong>; <strong>Juli</strong>uspromenade<br />

64, D-97070 Würzburg). An erster Stelle<br />

nannte er den folgenden „Prüfstein“ für<br />

Bundestagskandidaten:<br />

Wenn Parlamente den Lebensschutz<br />

aushöhlen, sind sie um verschleiernde<br />

Begriffe und Gesetzesbezeichnungen selten<br />

verlegen. Einschränkungen sozialstaatlicher<br />

Leistungen kommen immer<br />

unter so schönen Etiketten wie Gesetz zur<br />

Sicherung und Strukturverbesserung der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung oder<br />

Haushaltskonsolidierung daher. Gesetze,<br />

die das Leben ungeborener Kinder zur<br />

Disposition der Schwangeren stellen, heißen<br />

Schwangeren- und Familienhilfegesetz.<br />

Das Gesetz schließlich, das der<br />

embryonalen Stammzellenforschung in<br />

Deutschland den Weg ebnet, segelt unter<br />

der Fahne eines strikten Embryonenschutzes<br />

und des Verbots des Imports<br />

embryonaler Stammzellen. Mogelpackungen,<br />

wohin man blickt. Abgeordnete,<br />

die menschliches Leben zur Disposition<br />

stellen, werden nicht müde, auf die<br />

strengen Auflagen hinzuweisen, die erfüllt<br />

sein müssen, um mit embryonalen<br />

Stammzellen forschen zu können. Dies<br />

zeigt ihr schlechtes Gewissen. Wenn der<br />

Embryo vor der Nidation, der Entwicklung<br />

der Empfindungsfähigkeit oder gar<br />

der Geburt noch kein Mensch ist, warum<br />

dann strenge Auflagen? Einschränkungen<br />

entbehren dann jeder Logik.<br />

Ein erster Wahlprüfstein für den<br />

Lebensschutz muss deshalb die Frage<br />

sein, ob der Bundestagskandidat<br />

überhaupt in der Lage ist, die Probleme,<br />

die gesetzlich zu regeln sind, beim Namen<br />

zu nennen, oder ob er den Trend fördert,<br />

den Lebensschutz mit Nebelkerzen<br />

einzuhüllen. Die Kandidaten müssen sich<br />

aber auch die von den „Christdemokraten<br />

für das Leben“ entwickelten Wahlprüfsteine<br />

vorlegen lassen, die geeignet<br />

sind, dem am Lebensschutz interessierten<br />

Bürger ein scharfes Profil seiner Kandidaten<br />

– für oder gegen den Lebensschutz<br />

– zu vermitteln.<br />

Wohin die Spaßgesellschaft treibt<br />

„Andersartig, aber nicht gleichwertig“<br />

– unter diesem Titel des neuen Heftes der<br />

Reihe „Kirche und Gesellschaft“ zeigt<br />

Johann Braun, Professor für Zivilprozessrecht,<br />

Bürgerliches Recht und Rechtsphilosophie<br />

an der Universität Passau,<br />

warum der Ehe der Vorrang gegenüber<br />

der „gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft“<br />

zukommt und nur Ehe und<br />

Familie „der besondere Schutz der staatlichen<br />

Ordnung“ (GG, Artikel 6) – (Heft<br />

Nr. 290; bei Kath. Sozialwissensch.<br />

Zentralstelle, Brandenberger Str. 33, D-<br />

46015 Mönchengladbach). Am Schluss<br />

des Heftes weist Braun auf „die weiteren<br />

Perspektiven“ hin:<br />

Von Ehe und Familie, die in Art 6 I GG<br />

unter den „besonderen Schutz der staatlichen<br />

Ordnung“ gestellt werden, ist<br />

außerhalb von Wahlkampfzeiten kaum<br />

die Rede. „Vater, Mutter, Kind – diese<br />

Lebensform ist bald passé“, war kürzlich<br />

in der Presse zu lesen. „Statt sie zu subventionieren,<br />

sollte der Staat neue Projekte<br />

des Zusammenlebens fördern.“ (Belegstellen<br />

im Heft, Anm. der. Red.) Um zu<br />

sehen, was unter „Familienförderung“ in<br />

manchen Kreisen bereits heute verstanden<br />

wird, braucht man nur ein wenig hinter<br />

die Kulissen zu schauen: Eine Broschüre<br />

der ILGA (International Lesbian<br />

and Gay Association), in der zur europäischen<br />

Lobbypolitik angeleitet wird, wurde<br />

mit Unterstützung der Europäischen<br />

Kommission gedruckt. Erzieher und Lehrer<br />

werden auf europäischer Ebene in von<br />

der EU mitfinanzierten Seminaren dazu<br />

ausgebildet, Kindern die Gleichwertigkeit<br />

heterosexueller und homosexueller<br />

Lebensweisen zu vermitteln. <strong>Der</strong> Rechtsratgeber“<br />

des LSVD (Lesben- und<br />

Schwulenverband in Deutschland) in Sachen<br />

gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaft<br />

wird ebenso wie das „Familienbuch“<br />

des LSVD für lesbische und<br />

schwule Eltern vom Bundesministerium<br />

für Familie gefördert. Das Ministerium für<br />

Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen<br />

wiederum unterstützte<br />

ein Projekt zur Vernetzung lesbenpolitischer<br />

Initiativen im Internet. Wie<br />

man auf unterster Ebene an öffentliche<br />

Gelder herankommt, erläutert eine Broschüre<br />

mit dem Titel „Homogeld“, In<br />

Zukunft, so steht zu erwarten, werden die<br />

für die Förderung der Ehe zur Verfügung<br />

stehenden Mittel zur Förderung gleichgeschlechtlicher<br />

Partnerschaften mitverwendet<br />

werden.<br />

Für die Ehe gibt es keinerlei vergleichbare<br />

Aktivitäten. ... Parallel zu dem Niedergang<br />

der Ehe als Leitbild verharren<br />

die Geburtenzahlen auf einem dramatischen<br />

Tiefstand. Die entstandene Lücke<br />

soll duch Einwanderung gefüllt werden.<br />

Viele, die in unser Land kommen, sind<br />

jedoch in anderen Kulturen verwurzelt<br />

und finden sich durch die Auswüchse der<br />

westlichen Gesellschaft, die sie hier vorfinden,<br />

in ihren innersten Überzeugungen<br />

verletzt. Die Hoffnung, dass sie im<br />

Laufe der Zeit die gleiche Indolenz<br />

(Unempfindlichket) entwickeln, wie sie<br />

in der deutschen Spaßgesellschaft verbreitet<br />

ist, könnte sich als Trugbild erweisen.<br />

Es könnte sein, dass diese Gesellschaft<br />

einer Integration derjenigen, die<br />

sie zur Behebung hausgemachter Mängel<br />

ins Land holt, gleichzeitig nachhaltige<br />

Hindernisse in den Weg legt.<br />

Zur Bewältigung all dieser Probleme<br />

wird über kurz oder lang eine neue Politik<br />

gefragt sein.<br />

220 DER FELS 7/<strong>2002</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!