Juli 2002 - Der Fels
Juli 2002 - Der Fels
Juli 2002 - Der Fels
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lange können wir uns solches noch leisten,<br />
ohne umgehend die Quittung hierfür<br />
zu erhalten?<br />
Man kann nur hoffen, dass den Worten<br />
unseres Bundeskanzlers nach strikteren<br />
Vorgaben des Gesetzgebers nun endlich<br />
Taten folgen. Ich bin jedoch eher skeptisch.<br />
Jeder gute Pädagoge weiß, dass es<br />
nicht in erster Linie darum geht, das<br />
Schlechte einzudämmen, sondern das Gute<br />
zu verstärken. Einschränkende Gesetze<br />
allein bewirken noch keinen Gesinnungswandel.<br />
Es wird wesentlich darauf ankommen,<br />
die Grundwerte, auf denen unsere<br />
freiheitlichrechtliche Ordnung basiert, zu<br />
stärken – und die sind christlich geprägt.<br />
Deshalb appelliere ich an die Verantwortlichen,<br />
bei der Vergabe von Frequenzen<br />
nicht nur wirtschaftliche Rücksichten walten<br />
zu lassen, sondern es zu einem wesentlichen<br />
Vergabekriterium zu machen, in<br />
wieweit ein Sender einen Beitrag leistet<br />
zur Stärkung der Grundwerte in unserer<br />
Gesellschaft. In diesem Zusammenhang<br />
erinnere ich an den skandalösen Zustand,<br />
dass in Deutschland im Unterschied zu<br />
allen anderen Staaten Europas<br />
Verkündigungssender immer noch keine<br />
Sendelizenzen erhalten. Die Rede vom<br />
Stärken ethischer Werte klingt vor diesem<br />
Hintergrund in meinen Ohren etwas hohl.<br />
Ursachen der Gewaltbereitschaft<br />
Im Monatsbrief der „Militae Sanctae<br />
Mariae“ (13.5.<strong>2002</strong>) wies Johannes Bischof<br />
auf Ursachen der wachsenden<br />
„Gewaltbereitschaft“ bei Jugendlichen<br />
hin, die in der öffentlichen Diskussion<br />
kaum genannt werden:<br />
Obwohl es schlicht heißt: „Du sollst<br />
nicht töten“, bedarf es eines umfangreichen<br />
Waffengesetzes, während das tägliche<br />
Töten in der Generationskette der<br />
Menschheit verboten, aber unter Bedingungen<br />
nicht straffällig ist. 6% der abtreibenden<br />
Frauen von in Deutschland<br />
„registrierten“ 135 000 Abtreibungen des<br />
letzten Jahres waren minderjährig. Wo<br />
liegt demnach die Ursache für die so genannte<br />
Gewaltbereitschaft?<br />
Sind es nur das Waffengesetz und die<br />
Gewalt verherrlichenden Computerspiele?<br />
Oder ist es die gesetzadäquate<br />
Verfügbarkeit über menschliche Leben,<br />
die zur Menschenverachtung führt? ...<br />
Ja, es ist die „Kultur des Todes“, die<br />
Nährboden für die Menschenverachtung<br />
ist und die in der Gottesleugnung<br />
letztlich ihre Ursache hat.<br />
Den beschönigenden Wortnebel<br />
durchstoßen<br />
„Wahlprüfsteine, die dem Schutz des ungeborenen<br />
Lebens dienen“, zeigte<br />
Manfred Spieker, Professor für christli-<br />
che Sozialwissenschaften an der Universität<br />
Osnabrück, in der Zeitung „Die<br />
Tagespost“ (15.5.<strong>2002</strong>; <strong>Juli</strong>uspromenade<br />
64, D-97070 Würzburg). An erster Stelle<br />
nannte er den folgenden „Prüfstein“ für<br />
Bundestagskandidaten:<br />
Wenn Parlamente den Lebensschutz<br />
aushöhlen, sind sie um verschleiernde<br />
Begriffe und Gesetzesbezeichnungen selten<br />
verlegen. Einschränkungen sozialstaatlicher<br />
Leistungen kommen immer<br />
unter so schönen Etiketten wie Gesetz zur<br />
Sicherung und Strukturverbesserung der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung oder<br />
Haushaltskonsolidierung daher. Gesetze,<br />
die das Leben ungeborener Kinder zur<br />
Disposition der Schwangeren stellen, heißen<br />
Schwangeren- und Familienhilfegesetz.<br />
Das Gesetz schließlich, das der<br />
embryonalen Stammzellenforschung in<br />
Deutschland den Weg ebnet, segelt unter<br />
der Fahne eines strikten Embryonenschutzes<br />
und des Verbots des Imports<br />
embryonaler Stammzellen. Mogelpackungen,<br />
wohin man blickt. Abgeordnete,<br />
die menschliches Leben zur Disposition<br />
stellen, werden nicht müde, auf die<br />
strengen Auflagen hinzuweisen, die erfüllt<br />
sein müssen, um mit embryonalen<br />
Stammzellen forschen zu können. Dies<br />
zeigt ihr schlechtes Gewissen. Wenn der<br />
Embryo vor der Nidation, der Entwicklung<br />
der Empfindungsfähigkeit oder gar<br />
der Geburt noch kein Mensch ist, warum<br />
dann strenge Auflagen? Einschränkungen<br />
entbehren dann jeder Logik.<br />
Ein erster Wahlprüfstein für den<br />
Lebensschutz muss deshalb die Frage<br />
sein, ob der Bundestagskandidat<br />
überhaupt in der Lage ist, die Probleme,<br />
die gesetzlich zu regeln sind, beim Namen<br />
zu nennen, oder ob er den Trend fördert,<br />
den Lebensschutz mit Nebelkerzen<br />
einzuhüllen. Die Kandidaten müssen sich<br />
aber auch die von den „Christdemokraten<br />
für das Leben“ entwickelten Wahlprüfsteine<br />
vorlegen lassen, die geeignet<br />
sind, dem am Lebensschutz interessierten<br />
Bürger ein scharfes Profil seiner Kandidaten<br />
– für oder gegen den Lebensschutz<br />
– zu vermitteln.<br />
Wohin die Spaßgesellschaft treibt<br />
„Andersartig, aber nicht gleichwertig“<br />
– unter diesem Titel des neuen Heftes der<br />
Reihe „Kirche und Gesellschaft“ zeigt<br />
Johann Braun, Professor für Zivilprozessrecht,<br />
Bürgerliches Recht und Rechtsphilosophie<br />
an der Universität Passau,<br />
warum der Ehe der Vorrang gegenüber<br />
der „gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft“<br />
zukommt und nur Ehe und<br />
Familie „der besondere Schutz der staatlichen<br />
Ordnung“ (GG, Artikel 6) – (Heft<br />
Nr. 290; bei Kath. Sozialwissensch.<br />
Zentralstelle, Brandenberger Str. 33, D-<br />
46015 Mönchengladbach). Am Schluss<br />
des Heftes weist Braun auf „die weiteren<br />
Perspektiven“ hin:<br />
Von Ehe und Familie, die in Art 6 I GG<br />
unter den „besonderen Schutz der staatlichen<br />
Ordnung“ gestellt werden, ist<br />
außerhalb von Wahlkampfzeiten kaum<br />
die Rede. „Vater, Mutter, Kind – diese<br />
Lebensform ist bald passé“, war kürzlich<br />
in der Presse zu lesen. „Statt sie zu subventionieren,<br />
sollte der Staat neue Projekte<br />
des Zusammenlebens fördern.“ (Belegstellen<br />
im Heft, Anm. der. Red.) Um zu<br />
sehen, was unter „Familienförderung“ in<br />
manchen Kreisen bereits heute verstanden<br />
wird, braucht man nur ein wenig hinter<br />
die Kulissen zu schauen: Eine Broschüre<br />
der ILGA (International Lesbian<br />
and Gay Association), in der zur europäischen<br />
Lobbypolitik angeleitet wird, wurde<br />
mit Unterstützung der Europäischen<br />
Kommission gedruckt. Erzieher und Lehrer<br />
werden auf europäischer Ebene in von<br />
der EU mitfinanzierten Seminaren dazu<br />
ausgebildet, Kindern die Gleichwertigkeit<br />
heterosexueller und homosexueller<br />
Lebensweisen zu vermitteln. <strong>Der</strong> Rechtsratgeber“<br />
des LSVD (Lesben- und<br />
Schwulenverband in Deutschland) in Sachen<br />
gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaft<br />
wird ebenso wie das „Familienbuch“<br />
des LSVD für lesbische und<br />
schwule Eltern vom Bundesministerium<br />
für Familie gefördert. Das Ministerium für<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen<br />
wiederum unterstützte<br />
ein Projekt zur Vernetzung lesbenpolitischer<br />
Initiativen im Internet. Wie<br />
man auf unterster Ebene an öffentliche<br />
Gelder herankommt, erläutert eine Broschüre<br />
mit dem Titel „Homogeld“, In<br />
Zukunft, so steht zu erwarten, werden die<br />
für die Förderung der Ehe zur Verfügung<br />
stehenden Mittel zur Förderung gleichgeschlechtlicher<br />
Partnerschaften mitverwendet<br />
werden.<br />
Für die Ehe gibt es keinerlei vergleichbare<br />
Aktivitäten. ... Parallel zu dem Niedergang<br />
der Ehe als Leitbild verharren<br />
die Geburtenzahlen auf einem dramatischen<br />
Tiefstand. Die entstandene Lücke<br />
soll duch Einwanderung gefüllt werden.<br />
Viele, die in unser Land kommen, sind<br />
jedoch in anderen Kulturen verwurzelt<br />
und finden sich durch die Auswüchse der<br />
westlichen Gesellschaft, die sie hier vorfinden,<br />
in ihren innersten Überzeugungen<br />
verletzt. Die Hoffnung, dass sie im<br />
Laufe der Zeit die gleiche Indolenz<br />
(Unempfindlichket) entwickeln, wie sie<br />
in der deutschen Spaßgesellschaft verbreitet<br />
ist, könnte sich als Trugbild erweisen.<br />
Es könnte sein, dass diese Gesellschaft<br />
einer Integration derjenigen, die<br />
sie zur Behebung hausgemachter Mängel<br />
ins Land holt, gleichzeitig nachhaltige<br />
Hindernisse in den Weg legt.<br />
Zur Bewältigung all dieser Probleme<br />
wird über kurz oder lang eine neue Politik<br />
gefragt sein.<br />
220 DER FELS 7/<strong>2002</strong>