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Juli 2002 - Der Fels

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2. Die Ehe ist aus sich bereits<br />

sichtbares Symbol, die Ehelosigkeit<br />

erst, wenn man um sie weiß. Im<br />

Ordensstand wird der Zeichencharakter<br />

durch eine besondere<br />

Kleidung sichtbarer gemacht.<br />

3. <strong>Der</strong> Zölibat wurzelt in der Inkarnation<br />

Gottes in Christus, der als<br />

Auferstandener in seiner verklärten<br />

und verborgenen Leiblichkeit weiter<br />

unter uns lebt. <strong>Der</strong> Ehelose lebt<br />

in besonderer Verbundenheit mit<br />

der göttlichen Person, die das<br />

Menschsein für immer mit sich verbunden<br />

hat. In einer entfernten Analogie<br />

verweist der Ehelose auf die<br />

göttliche Natur Christi, der Verheiratete<br />

auf seine Menschheit.<br />

4. Während die Eheleute durch<br />

ihre „leib-geistige Einheit“ auf den<br />

Bund zwischen Christus und der<br />

Kirche verweisen, tun es die Ehelosen<br />

durch ihre geistige, aber totale<br />

Verbindung mit Christus, vermittelt<br />

durch dessen „verklärte Leiblichkeit“.<br />

Die Ehelosen sind so besondere<br />

Zeugen der leiblichen Auferstehung<br />

Christi. 26 Die Ehe ist eine<br />

Analogie auf die die Erkenntnis<br />

übersteigende Einheit der göttlichen<br />

und der menschlichen Natur in<br />

Christus, die Ehelosigkeit dagegen<br />

für die geheimnisvolle Einheit des<br />

einzelnen Menschen in einer Art<br />

geistlicher Vermählung mit dem<br />

Auferstandenen, der in seinem verklärten<br />

Leib überall in der Kirche<br />

gegenwärtig ist. Die leibliche Dimension<br />

der Ehe ist gerade Ausdruck<br />

einer geistlichen Einheit, wogegen<br />

die geistige Vermählung in<br />

der Ehelosigkeit die Leiblichkeit einschließt<br />

in der Weise der verklärten,<br />

ganz erlösten Leiblichkeit, dem<br />

Zustand also, der nach den Worten<br />

Christi dem der Engel nahe kommt.<br />

Fortsetzung folgt<br />

21 Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche<br />

Nr. 1997.<br />

22 Vgl. E. Ferasin, Matrimonio e celibato<br />

al Concilio di Trento, Rom 1970 (=<br />

Lateranus NS 36), S. 173.<br />

23 Nach Ferasin, ebd., S. 170, ist die Zuordnung<br />

auch schon im Tridentinum erkannt<br />

worden.<br />

24 Johannes Paul II., Ansprache an die Bischöfe<br />

von Papua-Neuguinea und der<br />

Salomon-Inseln beim Ad Limina Besuch,<br />

6.7.1993, zit. nach J. Stöhr, Zur Spiritualität<br />

von Ehe und Familie. Handbuch<br />

kirchlicher Texte, Bamberg 1994, Nr. 387.<br />

25 D. v. Hildebrand, Reinheit u. Jungfräulichkeit,<br />

4. Aufl., St. Ottilien 1981, S. 200f.<br />

26 I. F. Görres, Laiengedanken, S. 34.<br />

Gedanken zum Protest gegen<br />

das Kreuz in der Schule<br />

1995 erging ein Urteil des BVG, das<br />

dem Vater eines Schulkindes stattgegeben<br />

hat, nämlich die Entfernung<br />

des Kruzifixes aus dem Schulraum,<br />

in dem das Kind unterrichtet wurde.2001<br />

erhielt ein Lehrer, der nicht<br />

„unter dem Kreuz“ unterrichten<br />

wollte, die Erfüllung seines Wunsches<br />

vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof.<br />

<strong>Der</strong> Lehrer K. Riggenmann hat<br />

zur Erläuterung seiner Auffassung,<br />

auf Grund derer<br />

er gegen das<br />

Schulkreuz vor<br />

Gericht gezogen<br />

war, in seinem<br />

Buch „Kruzifix<br />

und Holocaust<br />

– Über die<br />

erfolgreichste<br />

Gewaltdarstellung<br />

der Weltgeschichte“,<br />

<strong>2002</strong>,<br />

als Motiv angeführt:<br />

Die Kreuzigung<br />

Jesu war<br />

„die wesentlichste<br />

Ursache“<br />

für die Ermordung<br />

von 13<br />

Millionen Menschen,insbesondere<br />

der Juden, in den NS-Konzentrationslagern.<br />

Solche Überlegungen ähneln der<br />

„Henkertheologie“, wie die zuerst<br />

vom Protestantismus, dann vom Katholizismus<br />

abgefallene ehemalige<br />

Theologieprofessorin, U. Ranke-<br />

Heinemann, die christliche Kreuzestheologie<br />

nennt. Am Ende ihres Buches<br />

„Nein und Amen. Anleitung<br />

zum Glaubenszweifel“, 1994, S.357,<br />

schreibt sie: „Es ist nicht sicher, ob<br />

nicht das Christentum durch seine<br />

unmenschliche Kreuzestheologie,<br />

statt die Menschen menschlicher zu<br />

Von Alexander Desecar<br />

machen, nur die Unmenschlichkeit<br />

der Menschen fördert.“ Woran Ranke-Heinemann<br />

noch zweifelt, ist für<br />

Riggenmann Gewissheit.<br />

Es ist historisch sicher, dass<br />

Christen im Laufe der Geschichte<br />

viele Untaten begangen haben.<br />

Genauso sicher ist es, dass Nichtchristen,<br />

vor und nach Christus, dieselben<br />

in noch größerem Umfang<br />

begangen haben. Es ist ebenfalls sicher,<br />

dass das Christentum viel zur<br />

Kinder vor einer Prozession. – Traumatisiert der Anblick<br />

des Kreuzes die Kinder?<br />

Besserung der Menschheit beigetragen<br />

hat. Die Geschichte des Christentums<br />

ist keineswegs identisch<br />

mit einer „Kriminalgeschichte“. Wer<br />

speziell die Ursache der Judenverfolgung<br />

im Christentum sucht,<br />

übersieht oder verschweigt, dass<br />

die NS-Ideologie zutiefst antichristlich<br />

war. Auf die Lehre Jesu<br />

kann sich niemand berufen, um<br />

Morde oder irgendwelche Verbrechen<br />

zu rechtfertigen. Auch dies<br />

steht unzweifelhaft fest.<br />

Was der heutige Kardinal K.<br />

Lehmann schon 1995 in seiner Stel-<br />

DER FELS 7/<strong>2002</strong> 213

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