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ERICH W O LFG A N G H A RTZSCH IN D ER G A LERIE LATERN E

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Abb. rechts: „Zwei Ebenen“ 30 x 37 cm; Abb.links<br />

oben: „Belasten“ 26 x 37 cm; Abb links unten:<br />

„Kontakt“ 21 x 37 cm, alle Arbeiten Holzdruck,<br />

Papierschnitt, Tuschegravur, 2010,<br />

6<br />

Red.: In deiner künstlerischen Arbeit spielt eine wichtige<br />

Rolle die musikalische, sagen wir mal Betätigung. Du,<br />

Klaus Hähner-Springmühl, Frank Raßbach, Gitte Springmühl,<br />

dein Bruder u.a. habt euch zu öffentlichen und<br />

nichtöffentlichen Settings getroffen und wie du beschreibst<br />

aufeinander musikalisch reagiert. Auf Tonfolgen,<br />

Rhythmen, Klänge, die ihr versucht habt vom jeweils<br />

anderen aufzunehmen und zu interpretieren. So weit ich<br />

weiß, anfangs fast täglich zelebriert und dabei in eine<br />

Art religiöse Trance hineingespielt. Kann man soweit gehen<br />

oder hat sich das weit rationaler abgespielt?<br />

E.W.H.: Die Musik spielte in meiner Kindheit schon eine große Rolle.<br />

Nicht so, dass ich Musik lernen musste, sondern ich habe mir die<br />

Musik gesucht. Das waren ganz sparsame Dinge, wir haben getrommelt<br />

auf Töpfen und dazu gesungen. Das war manchmal ziemlich laut,<br />

aber wir lebten in einem Hinterhaus, das mein Großvater nach dem<br />

Krieg ausgebaut hatte. Wir konnten niemand belästigen mit Lautstärke.<br />

Das war der Ausgangspunkt. Später durch die Freundschaft zu<br />

Klaus Hähner-Springmühl. Wir haben uns bei einer Geburtstagsfeier<br />

getroffen und uns über Musik und Kunst unterhalten. Das war der Auslöser,<br />

wir treffen uns und machen Musik. Wir haben das gemacht,<br />

der Klaus hatte immer Violinen und ich hatte ein Cello. Eines Tages<br />

haben wir uns Saxophone beschafft und Bläser. Das war für uns wie<br />

ein Sprachrohr - herauszuschreien, was wir fühlen. Das war auch der<br />

Ausgangspunk provokant sich vorne hinzustellen nicht mehr im Atelier<br />

sondern draußen und zu blasen, was das Zeug hält. Es war freie Musik,<br />

die uns frei gemacht hat. Wir können Dinge umsetzen ohne jemanden<br />

zu fragen und mit der Kultur das abzustimmen - das war ja immer<br />

die Begrenzung. Wir haben aber gesagt, das schert uns gar nicht, wir<br />

machen das. Das hat Freunde animiert und auch innerhalb der Stadt<br />

hat es dann in den 80er Jahren viele Gruppierungen gegebenen. Man<br />

hatte sich über Jahre viel zu wenig zugetraut.<br />

Red.: Könnte man sagen, dass Klaus Hähner-Springmühl,<br />

den du gut kennst und mit dem du jahrelang gearbeitet<br />

hast, damals Ende der 80er Jahre etwas Messiashaftes an<br />

sich hatte und mit einer instinktiven Sicherheit aus diesem<br />

Gefühl heraus ein gefürchteter Diskussionspartner<br />

war und nicht nur aufgrund seiner unbestrittenen intellektuellen<br />

Fähigkeiten. Ich kann mich noch erinnern, wie<br />

er in Leipzig zu einer Ausstellungseröffnung mit einem<br />

weißen Mercedes angerollt war. Heute denke ich, damit<br />

hat er symbolisch die Reinheit seiner Lehre und die<br />

Verbindung zur finanziellen Fülle dargestellt und beansprucht.<br />

Wie siehst du heute die Zeit mit Klaus Hähner-<br />

Springmühl?<br />

E.W.H.: Der Klaus war ein sehr friedfertiger, Mensch gewesen,<br />

sehr tolerant, sehr warmherzig und mitfühlend . Er war radikal, was<br />

die Kunst betraf – gnadenlos. Davon habe ich gelernt, Anpassung in<br />

der Kunst ist Gift. Wer sich anpasst, wer sich ausrichten lässt in Strömungen,<br />

das ist verkehrt. Das hat er auch gelebt. Sein Leben war exzessiv<br />

bis zuletzt, ist auch zeitig gestorben.<br />

Red.: Es gibt auch einige Unikatbücher von dir. Wie sind<br />

da deine Intensionen, ist es ähnlich wie beim Film, dass<br />

mehrere Bilder zu einer Geschichte zusammengefasst<br />

werden, oder ist es eine weniger zusammenhängende<br />

Abfolge von Ideen, die keinen direkten Bezug zueinander<br />

haben und mehr den Automatismen des Unbewussten<br />

folgen?

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