Habakuk 4/2012 - Franziskanergymnasium Bozen
Habakuk 4/2012 - Franziskanergymnasium Bozen
Habakuk 4/2012 - Franziskanergymnasium Bozen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zu gehören?<br />
Ich glaube, die meisten Extremsportler sind einfach<br />
nur auf der Suche nach dem größtmöglichen Kick, je<br />
gefährlicher, desto besser. Und ich glaube, es ist ziemlich<br />
unmöglich, solch eine Sucht zu verstehen. Es han-<br />
delt sich schließlich um Menschen, denen das eigene<br />
Leben mehr oder weniger egal ist, die auf der Suche<br />
nach dem Unberührten, dem Unerforschten sind,<br />
kurz: Es sind Abenteurer. Aber wenn es schon unmöglich<br />
ist, es zu verstehen, kann man mindestens versuchen,<br />
es nachzuvollziehen. Ich glaube, jeder von uns<br />
hat schon einmal den Reiz verspürt, etwas Außergewöhnliches<br />
zu wagen, etwas zu riskieren, sei es zu versuchen,<br />
noch durch<br />
die sich schließende<br />
Fahrstuhltür zu<br />
schlüpfen oder als<br />
kleines Kind von einer<br />
hohen Mauer zu<br />
springen. Jeder von<br />
uns hat einen kleinen<br />
Stein, den man,<br />
obwohl es sinnlos<br />
ist, herumrollt; einfach<br />
so.<br />
Ist es also nur der<br />
Auswuchs, oder<br />
besser gesagt Überwuchs,<br />
einer natürlichenVerant-<br />
Seite 14<br />
wortung? Steckt vielleicht mehr hinter Basejumpern,<br />
Extrembergsteigern, Downhillern und Konsorten?<br />
Schließlich besteht ja ein kleiner Unterschied zwischen<br />
dem Sprung von einer eineinhalb Meter hohen<br />
Mauer und einem Sprung aus 38 km Höhe. Der Unterschied,<br />
und darin liegt der springende<br />
Punkt, der einen Extremsportler von einem<br />
Ottonormalverbraucher unterscheidet,<br />
ist, dass jener das Unbekannte sucht. Ihn<br />
reizt ein noch jungfräuliches, unbefahrenes<br />
Schneefeld, eine Felswand, die noch nie<br />
bestiegen wurde, eine Leistung, die noch<br />
nie erbracht wurde. Beim Extremsportler<br />
geht es nicht darum, besser als jemand anderes<br />
zu sein, wie es beispielsweise in der<br />
Leichtathletik der Fall ist, sondern etwas<br />
Besonderes, Herausragendes als Erster zu<br />
machen. Wer weiß, wer den Rekord für die<br />
schnellste Weltumsegelung hält? Vermutlich<br />
niemand. Es ist Loick Peyron, ein französischer<br />
Skipper, der für die Strecke nur<br />
45 Tage und 13 Stunden benötigte. Ungemein länger,<br />
nämlich zwei Jahre, elf Monate und zwei Wochen, hat<br />
ein gewisser Ferdinand Magellan für diese Strecke gebraucht;<br />
dieser Name dürfte bekannt sein. Obwohl es<br />
Ersterer in einem Bruchteil der Zeit geschafft hat, ist<br />
sein Name, außer in Fachkreisen, kaum bekannt. Magellan<br />
hingegen ist der Extremsportler, er ist bekannt,<br />
weil er etwas nie da Gewesenes erreicht hat.