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Habakuk 4/2012 - Franziskanergymnasium Bozen

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zu gehören?<br />

Ich glaube, die meisten Extremsportler sind einfach<br />

nur auf der Suche nach dem größtmöglichen Kick, je<br />

gefährlicher, desto besser. Und ich glaube, es ist ziemlich<br />

unmöglich, solch eine Sucht zu verstehen. Es han-<br />

delt sich schließlich um Menschen, denen das eigene<br />

Leben mehr oder weniger egal ist, die auf der Suche<br />

nach dem Unberührten, dem Unerforschten sind,<br />

kurz: Es sind Abenteurer. Aber wenn es schon unmöglich<br />

ist, es zu verstehen, kann man mindestens versuchen,<br />

es nachzuvollziehen. Ich glaube, jeder von uns<br />

hat schon einmal den Reiz verspürt, etwas Außergewöhnliches<br />

zu wagen, etwas zu riskieren, sei es zu versuchen,<br />

noch durch<br />

die sich schließende<br />

Fahrstuhltür zu<br />

schlüpfen oder als<br />

kleines Kind von einer<br />

hohen Mauer zu<br />

springen. Jeder von<br />

uns hat einen kleinen<br />

Stein, den man,<br />

obwohl es sinnlos<br />

ist, herumrollt; einfach<br />

so.<br />

Ist es also nur der<br />

Auswuchs, oder<br />

besser gesagt Überwuchs,<br />

einer natürlichenVerant-<br />

Seite 14<br />

wortung? Steckt vielleicht mehr hinter Basejumpern,<br />

Extrembergsteigern, Downhillern und Konsorten?<br />

Schließlich besteht ja ein kleiner Unterschied zwischen<br />

dem Sprung von einer eineinhalb Meter hohen<br />

Mauer und einem Sprung aus 38 km Höhe. Der Unterschied,<br />

und darin liegt der springende<br />

Punkt, der einen Extremsportler von einem<br />

Ottonormalverbraucher unterscheidet,<br />

ist, dass jener das Unbekannte sucht. Ihn<br />

reizt ein noch jungfräuliches, unbefahrenes<br />

Schneefeld, eine Felswand, die noch nie<br />

bestiegen wurde, eine Leistung, die noch<br />

nie erbracht wurde. Beim Extremsportler<br />

geht es nicht darum, besser als jemand anderes<br />

zu sein, wie es beispielsweise in der<br />

Leichtathletik der Fall ist, sondern etwas<br />

Besonderes, Herausragendes als Erster zu<br />

machen. Wer weiß, wer den Rekord für die<br />

schnellste Weltumsegelung hält? Vermutlich<br />

niemand. Es ist Loick Peyron, ein französischer<br />

Skipper, der für die Strecke nur<br />

45 Tage und 13 Stunden benötigte. Ungemein länger,<br />

nämlich zwei Jahre, elf Monate und zwei Wochen, hat<br />

ein gewisser Ferdinand Magellan für diese Strecke gebraucht;<br />

dieser Name dürfte bekannt sein. Obwohl es<br />

Ersterer in einem Bruchteil der Zeit geschafft hat, ist<br />

sein Name, außer in Fachkreisen, kaum bekannt. Magellan<br />

hingegen ist der Extremsportler, er ist bekannt,<br />

weil er etwas nie da Gewesenes erreicht hat.

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