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Forderungs Praktiker

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24<br />

beitrag<br />

01 / 2011 <strong>Forderungs</strong><strong>Praktiker</strong><br />

Vorstand risikomanagement sanierung sicherheitenverwertung<br />

<strong>Forderungs</strong>beitreibung investor revision<br />

Bankentgelte: Massemehrung<br />

durch die Hintertüre?<br />

risiko für banken durch rückforderung von unzulässigen und/oder überhöhten<br />

bankentgelten durch den insolvenzverwalter.<br />

Autoren:<br />

Dr. Christoph Bode,<br />

Rechtsanwalt, Bankrecht sowie<br />

Sanierungs­ und Insolvenzberatung,<br />

Treuhand Oldenburg GmbH.<br />

» Unzulässig ist es,<br />

wenn die Banken<br />

Entgelte für Tätigkeiten<br />

berechnen,<br />

welche keine Dienstleistung<br />

für den<br />

Kunden sind oder<br />

in Erfüllung vertraglich<br />

geschuldeter<br />

Nebenleistungen<br />

oder gesetzlicher<br />

Verpflichtungen<br />

erbracht werden. «<br />

1 bgH, Xi Zr 236/07 und iX Zr 37/09; dargestellt in<br />

beck­online Fd­insr 2010, 306119.<br />

2 Vgl. dazu Sämisch/Adam, Zinso 2010 s. 934­939.<br />

3 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 185­194.<br />

4 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 186.<br />

5 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 187.<br />

6 Vgl. bgH, urt. v. 18.05.1999 – Xi Zr 219/98 – in:<br />

ZiP 1999 s. 1.090­1.093; zu recht kritisiert von<br />

Bitter, ZiP 2008 s. 2.155, 2.156.<br />

7 siehe dazu Krüger, nZi 2010 s. 1, 2.<br />

I. Einleitung<br />

w nachdem der bgH mit seinen entscheidungen<br />

vom 20.07.2010 1 die Möglichkeiten<br />

der insolvenzverwalter, eine Massemehrung<br />

durch den Widerruf von Lastschriftbelastungsbuchungen<br />

zu erreichen, deutlich eingeschränkt<br />

hat, ist zu erwarten, dass sich die insolvenzverwalter<br />

verstärkt anderen ansatzpunkten<br />

für eine anreicherung der insolvenzmasse<br />

zuwenden. dabei stehen banken als regelmäßig<br />

an insolvenzverfahren beteiligte und als<br />

zahlungskräftige anspruchsgegner naturgemäß<br />

im Mittelpunkt der betrachtung – zumal<br />

der Massemehrungsbeitrag der Finanzverwaltung<br />

in absehbarer Zeit durch die Wiedereinführung<br />

des Fiskusprivilegs entfallen könnte 2 .<br />

II. AGB­rechtliche Zulässigkeit<br />

oder Unzulässigkeit von Bankentgelten<br />

Zur Zulässigkeit oder unzulässigkeit von bankentgelten<br />

liegt inzwischen eine Vielzahl von<br />

– auch höchstrichterlichen – entscheidungen<br />

vor 3 . diese entscheidungen befassen sich<br />

– soweit ersichtlich – ausschließlich mit bankentgelten,<br />

denen als Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />

eingestufte regelungen<br />

zugrunde lagen und deren Zulässigkeit oder<br />

unzulässigkeit dementsprechend unter agbrechtlichen<br />

gesichtspunkten bewertet wurde.<br />

dabei hat sich folgendes Prüfungsschema<br />

herausgebildet: Zunächst wird untersucht, ob<br />

die jeweilige Entgeltregelung überhaupt der<br />

AGB-rechtlichen Inhaltskontrolle unterliegt.<br />

dies ist nach dem Wortlaut des gesetzes (§ 307<br />

abs. 3 s. 1 bgb) nur dann der Fall, sofern es um<br />

bestimmungen geht, „durch die von rechtsvorschriften<br />

abweichende oder diese ergänzende<br />

regelungen vereinbart werden“. der<br />

bgH weitet den anwendungsbereich der agbrechtlichen<br />

inhaltskontrolle allerdings dadurch<br />

erheblich aus, dass er unter rechtsvorschriften<br />

i. s. d. § 307 abs. 3 s. 1 bgb auch ungeschriebene,<br />

allgemein anerkannte rechtsgrundsätze,<br />

richterrecht und bei gesetzlich nicht geregelten<br />

Verträgen rechte und Pfl ichten, die sich<br />

durch ergänzende auslegung aus der natur<br />

des schuldverhältnisses ergeben, versteht 4 .<br />

ist die jeweilige regelung danach der agbrechtlichen<br />

inhaltskontrolle unterworfen, so<br />

hebt der bundesgerichtshof u. a. hervor, dass<br />

es unzulässig ist, wenn die banken Entgelte<br />

für Tätigkeiten berechnen, welche keine<br />

Dienstleistung für den Kunden sind oder<br />

in erfüllung vertraglich geschuldeter nebenleistungen<br />

oder gesetzlicher Verpfl ichtungen<br />

erbracht werden 5 . insbesondere in anwendung<br />

der zuletzt genannten Fallgruppe (erfüllung<br />

einer gesetzlichen Verpfl ichtung) hat der bgH<br />

entscheidungen zu Lasten der banken getroffen,<br />

welche schwer nachvollziehbar sind, da sie<br />

den einzelnen kunden der Verantwortlichkeit<br />

für ausschließlich in seine sphäre fallende und<br />

von ihm verursachte ereignisse entheben und<br />

die dadurch entstehenden kosten der gemeinschaft<br />

der bankkunden auferlegen. als beispiel<br />

ist hier zu nennen das vom bgH ausgesprochene<br />

Verbot, die kosten für die bearbeitung<br />

und Überwachung einer kontopfändung dem<br />

kontoinhaber zu belasten 6 .<br />

ungeachtet der Voraussetzungen des § 307<br />

abs. 3 s. 1 bgb ist eine transparenzkontrolle<br />

gem. § 307 abs. 1 s. 2 bgb und eine billigkeitsprüfung<br />

des § 315 abs. 3 bgb möglich. diese<br />

Vorschriften haben in der Praxis bislang jedoch<br />

keine nennenswerte bedeutung erlangt 7 .<br />

III. Sittenwidrigkeit von<br />

Bankentgelten<br />

soweit die abg­rechtliche inhaltskontrolle von<br />

regelungen zur erhebung von bankentgelten<br />

greift, kommt einer Sittenwidrigkeit der rege­

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