Forderungs Praktiker
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beitrag<br />
01 / 2011 <strong>Forderungs</strong><strong>Praktiker</strong><br />
Vorstand risikomanagement sanierung sicherheitenverwertung<br />
<strong>Forderungs</strong>beitreibung investor revision<br />
Bankentgelte: Massemehrung<br />
durch die Hintertüre?<br />
risiko für banken durch rückforderung von unzulässigen und/oder überhöhten<br />
bankentgelten durch den insolvenzverwalter.<br />
Autoren:<br />
Dr. Christoph Bode,<br />
Rechtsanwalt, Bankrecht sowie<br />
Sanierungs und Insolvenzberatung,<br />
Treuhand Oldenburg GmbH.<br />
» Unzulässig ist es,<br />
wenn die Banken<br />
Entgelte für Tätigkeiten<br />
berechnen,<br />
welche keine Dienstleistung<br />
für den<br />
Kunden sind oder<br />
in Erfüllung vertraglich<br />
geschuldeter<br />
Nebenleistungen<br />
oder gesetzlicher<br />
Verpflichtungen<br />
erbracht werden. «<br />
1 bgH, Xi Zr 236/07 und iX Zr 37/09; dargestellt in<br />
beckonline Fdinsr 2010, 306119.<br />
2 Vgl. dazu Sämisch/Adam, Zinso 2010 s. 934939.<br />
3 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 185194.<br />
4 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 186.<br />
5 Vgl. Nobbe, WM 2008 s. 187.<br />
6 Vgl. bgH, urt. v. 18.05.1999 – Xi Zr 219/98 – in:<br />
ZiP 1999 s. 1.0901.093; zu recht kritisiert von<br />
Bitter, ZiP 2008 s. 2.155, 2.156.<br />
7 siehe dazu Krüger, nZi 2010 s. 1, 2.<br />
I. Einleitung<br />
w nachdem der bgH mit seinen entscheidungen<br />
vom 20.07.2010 1 die Möglichkeiten<br />
der insolvenzverwalter, eine Massemehrung<br />
durch den Widerruf von Lastschriftbelastungsbuchungen<br />
zu erreichen, deutlich eingeschränkt<br />
hat, ist zu erwarten, dass sich die insolvenzverwalter<br />
verstärkt anderen ansatzpunkten<br />
für eine anreicherung der insolvenzmasse<br />
zuwenden. dabei stehen banken als regelmäßig<br />
an insolvenzverfahren beteiligte und als<br />
zahlungskräftige anspruchsgegner naturgemäß<br />
im Mittelpunkt der betrachtung – zumal<br />
der Massemehrungsbeitrag der Finanzverwaltung<br />
in absehbarer Zeit durch die Wiedereinführung<br />
des Fiskusprivilegs entfallen könnte 2 .<br />
II. AGBrechtliche Zulässigkeit<br />
oder Unzulässigkeit von Bankentgelten<br />
Zur Zulässigkeit oder unzulässigkeit von bankentgelten<br />
liegt inzwischen eine Vielzahl von<br />
– auch höchstrichterlichen – entscheidungen<br />
vor 3 . diese entscheidungen befassen sich<br />
– soweit ersichtlich – ausschließlich mit bankentgelten,<br />
denen als Allgemeine Geschäftsbedingungen<br />
eingestufte regelungen<br />
zugrunde lagen und deren Zulässigkeit oder<br />
unzulässigkeit dementsprechend unter agbrechtlichen<br />
gesichtspunkten bewertet wurde.<br />
dabei hat sich folgendes Prüfungsschema<br />
herausgebildet: Zunächst wird untersucht, ob<br />
die jeweilige Entgeltregelung überhaupt der<br />
AGB-rechtlichen Inhaltskontrolle unterliegt.<br />
dies ist nach dem Wortlaut des gesetzes (§ 307<br />
abs. 3 s. 1 bgb) nur dann der Fall, sofern es um<br />
bestimmungen geht, „durch die von rechtsvorschriften<br />
abweichende oder diese ergänzende<br />
regelungen vereinbart werden“. der<br />
bgH weitet den anwendungsbereich der agbrechtlichen<br />
inhaltskontrolle allerdings dadurch<br />
erheblich aus, dass er unter rechtsvorschriften<br />
i. s. d. § 307 abs. 3 s. 1 bgb auch ungeschriebene,<br />
allgemein anerkannte rechtsgrundsätze,<br />
richterrecht und bei gesetzlich nicht geregelten<br />
Verträgen rechte und Pfl ichten, die sich<br />
durch ergänzende auslegung aus der natur<br />
des schuldverhältnisses ergeben, versteht 4 .<br />
ist die jeweilige regelung danach der agbrechtlichen<br />
inhaltskontrolle unterworfen, so<br />
hebt der bundesgerichtshof u. a. hervor, dass<br />
es unzulässig ist, wenn die banken Entgelte<br />
für Tätigkeiten berechnen, welche keine<br />
Dienstleistung für den Kunden sind oder<br />
in erfüllung vertraglich geschuldeter nebenleistungen<br />
oder gesetzlicher Verpfl ichtungen<br />
erbracht werden 5 . insbesondere in anwendung<br />
der zuletzt genannten Fallgruppe (erfüllung<br />
einer gesetzlichen Verpfl ichtung) hat der bgH<br />
entscheidungen zu Lasten der banken getroffen,<br />
welche schwer nachvollziehbar sind, da sie<br />
den einzelnen kunden der Verantwortlichkeit<br />
für ausschließlich in seine sphäre fallende und<br />
von ihm verursachte ereignisse entheben und<br />
die dadurch entstehenden kosten der gemeinschaft<br />
der bankkunden auferlegen. als beispiel<br />
ist hier zu nennen das vom bgH ausgesprochene<br />
Verbot, die kosten für die bearbeitung<br />
und Überwachung einer kontopfändung dem<br />
kontoinhaber zu belasten 6 .<br />
ungeachtet der Voraussetzungen des § 307<br />
abs. 3 s. 1 bgb ist eine transparenzkontrolle<br />
gem. § 307 abs. 1 s. 2 bgb und eine billigkeitsprüfung<br />
des § 315 abs. 3 bgb möglich. diese<br />
Vorschriften haben in der Praxis bislang jedoch<br />
keine nennenswerte bedeutung erlangt 7 .<br />
III. Sittenwidrigkeit von<br />
Bankentgelten<br />
soweit die abgrechtliche inhaltskontrolle von<br />
regelungen zur erhebung von bankentgelten<br />
greift, kommt einer Sittenwidrigkeit der rege