Arbeitnehmerdatenschutz - I-connection
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Kritik an<br />
Workfl ow s<br />
umorganisiert haben, vergleichbar einem Call-Center. Statt einer<br />
Ansprechperson in der Personalabteilung hat man als Beschäftigter<br />
nun einen SPOC, einen „Single Point of Contact“, und der besteht<br />
aus einer Mailadresse und einer Telefonsammelnummer. Da kann<br />
man anrufen, und es wird einem geholfen oder auch nicht. Zitat eines<br />
Managers, der die Durchführung von Massenkündigungen abwickeln<br />
musste: „Es war außerordentlich hilfreich für uns, dass wir die betroffenen<br />
Personen nicht sehen mussten“.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen müssen jetzt ihre Reisekosten- oder<br />
sonstigen Unterlagen ins Shared Service Center nach Ungarn oder<br />
Rumänien schicken, und wenn sie eine Auskunft über ihren Gehaltstarif<br />
haben wollen, dürfen sie sich an das Service Center in Schottland<br />
oder in den Niederlanden wenden. Alle beklagen die ins schier<br />
Bodenlose gesunkene Qualität der angeblichen Dienstleistung, doch<br />
der Trend geht munter weiter.<br />
In fi naler Konsequenz haben einige Unternehmen auch noch den letzten<br />
Schritt gewagt und die Personalarbeit per Funktionsübertragung<br />
an eine Drittfi rma komplett „outgesourcet“. Der Linienvorgesetzte ruft<br />
dann beim Service-Provider an und sagt, er hätte gerne eine Abmahnung,<br />
nennt Name der betroffenen Person und ein paar Gründe für<br />
die Maßnahme und erhält postwendend einen aus der Textbausteine-<br />
Bibliothek gezupften „gerichtsfesten“ Text – so die Aussage eines<br />
Managers, der nicht genannt werden will.<br />
Mit elektronischen Workfl ow s konnte man lange Zeit keinen Hund<br />
hinter dem Ofen hervorlocken, doch die letzten Jahre waren wie ein<br />
Dammbruch. Schuld daran sind die Self Service s und die – irrige – Meinung<br />
der Unternehmen, durch Abwälzen der Arbeit auf die unmittelbar<br />
betroffenen Personen administrative Kosten in großen Dimensionen<br />
einsparen zu können. Hält man ihnen entgegen, dass eine erfahrene<br />
Sekretärin auch eine kompliziertere Dienstreise in wenigen Minuten<br />
gebucht hätte und ein im Vergleich dazu hoch bezahlter Ingenieur jetzt<br />
eine Dreiviertelstunde damit vertut, so erhält man als Antwort, das<br />
seien noch Kinderkrankheiten des neuen Systems, und die Zeit werde<br />
es schon richten. Warten wir es ab.<br />
Neben den betriebswirtschaftlichen Fragwürdigkeiten ist die ins schier<br />
Unermessliche gesteigerte Abhängigkeit vom Computersystem zu<br />
beklagen. Fällt das Netzwerk einmal aus, geht nichts mehr. Voraussetzung<br />
der Computerisierung ist aber, dass alle noch erlaubten Vorgänge<br />
vorher vorgezeichnet und festgelegt worden sind. Die Standardisierung<br />
feiert nie gehabte fröhliche Urstände. Der Raum für Individualität wird<br />
systematisch eingeengt. Ein Einkäufer kann dann nur noch Material<br />
bestellen, das die Konzernzentrale (meist im fernen Ausland) festgelegt<br />
hat.