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Ausgabe 9 - IPOS

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„Begnadigte Sünder“ in besonderer Verantwortung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

zuletzt vor allem von Kolleginnen und Kollegen<br />

auch neidisch betrachtet wird. Dieser<br />

Neid kann dann durchaus auch zu klarer<br />

Konkurrenz und einerseits um ein Buhlen um<br />

Zustimmung, Beachtung, Würdigung, andererseits<br />

zu kritischen Äußerungen bis hin zu<br />

übler Nachrede führen. Die aufzubauenden<br />

Leuchtfeuer haben es schwer in unserer Kirche,<br />

in der der alte Adam zwar durchaus beachtliche<br />

Bedeutung erlangen kann, Themen<br />

wie “Neid” und “Missgunst” aber nie offen<br />

thematisiert werden. Wäre es denn vorstellbar,<br />

dass man in einem Pfarrkonvent auch<br />

einmal zugeben könnte, dass “Erfolge” anderer<br />

zu eigenem Neid führt? Und wäre dieses<br />

Bekennen nicht eine notwendige Voraussetzung<br />

dafür, dass gerade der Neid nicht obsiegt?<br />

b.) Veränderungsprozesse führen zu Konfliktsituationen<br />

und stehen mitunter quer zu der<br />

Aussage, wonach der möglichst breite Konsens<br />

eine zentrale Richtschnur kirchlichen<br />

Handelns ist. Dies führt dann oft entweder zu<br />

einem Stillstand (alles bleibt so wie es ist)<br />

oder zu einer auch öffentlichen Beschädigung<br />

von Personen, die nicht selten auch im Auftrag<br />

von Kirchenleitung vor Ort solche<br />

Veränderungsprozesse umzusetzen und zu<br />

gestalten haben 31 . Es wäre wünschenswert,<br />

wenn bei einer Besinnung auf die Theologie<br />

von Barmen deutlicher zwischen einem<br />

Sachinteresse an einer wirklich guten Fortentwicklung<br />

kirchlicher Strukturen und z.B.<br />

Machtfragen unterschieden werden würde,<br />

denn jede Veränderung bringt auch eine Veränderung<br />

von Machtbalancen mit sich. Aber<br />

ebenso wie “Neid” und “Missgunst” wird auch<br />

das Thema “Macht” tabuisiert, obwohl es<br />

doch sehr viele Energien freisetzt. Auch hier<br />

wäre ein Hineinholen des Themas auch aus<br />

geistlichen Gesichtspunkten der eigentlich<br />

richtige Weg.<br />

c.) Die vor allem aufgrund der Erfahrungen aus<br />

der Bekenntniszeit im Dritten Reich aufgestellten<br />

kirchlichen Ordnungen im Nachkriegsdeutschland<br />

konnten eine Situation von<br />

Kirche wie in unserer Zeit nicht im Blick haben:<br />

Kirche muss sich auf veränderte, zumal<br />

auch sinkende finanzielle Möglichkeiten einstellen.<br />

An der grundsätzlichen Richtigkeit<br />

dieser Aussage ändern auch kurzfristige und<br />

erfreuliche “Zwischenhochs” auf der Einnahmenseite<br />

nichts. Die vorhandenen kirchlichen<br />

Strukturen mit einer Vielzahl an Zuständigkeiten<br />

und Gremien und großen Machtbefugnissen<br />

direkt vor Ort verlangsamen, lähmen, ja<br />

verunmöglichen mitunter Veränderungsprozesse<br />

und führen zu lang anhaltenden<br />

Phasen der Verunsicherung und der Unklarheit.<br />

Hier wird nicht einer Entmündigung der<br />

Gemeinde vor Ort das Wort geredet. Wohl<br />

aber muss man sich kritisch die Frage stellen,<br />

ob es sich Kirche leisten kann, Strukturen,<br />

die erst in den sechziger und siebziger<br />

Jahren aufgrund großer finanzieller Möglichkeiten<br />

aufgebaut worden sind, heute quasi<br />

als unveränderbar richtig und notwendig zum<br />

Fortbestehen von Kirche zu erklären. Auch<br />

hier muss immer wieder mit der Möglichkeit<br />

gerechnet werden, dass man selbst (!)<br />

Sachinteressen angibt und ganz anderes<br />

eigentlich zu retten versucht (auch und gerade<br />

der eigene gewohnte Einflussbereich<br />

könnte doch durch einen<br />

Veränderungsprozess sehr wohl als gefährdet<br />

angesehen sein)<br />

d.) Auf allen Ebenen von Kirche kann man erleben,<br />

dass hoch motivierte und gute Kolleginnen<br />

und Kollegen arbeitsmäßig z.B. durch<br />

eine Zunahme an Kasualanfragen oder eine<br />

Vergrößerung der Konfirmandengruppe immer<br />

stärker belastet werden und mit ansehen<br />

müssen, dass z.T. in der direkten Nachbarschaft<br />

weniger Kasualien und weniger Konfirmanden<br />

angemeldet werden. Dieses Ungleichgewicht<br />

wird mitunter zwar von Kirchenleitung<br />

wahrgenommen, aber zu Konsequenzen<br />

führt dies in der Regel nicht. Was dies<br />

auf Dauer für die eigene Motivation aber auch<br />

für die des Kollegen bedeutet, braucht kaum<br />

weiter angedeutet zu werden. Es ist erstaunlich<br />

wie sehr zwar auf der einen Seite auf<br />

bestimmte Fehlentwicklungen in Werken,

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