Ausgabe 9 - IPOS
Ausgabe 9 - IPOS
Ausgabe 9 - IPOS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10<br />
„Begnadigte Sünder“ in besonderer Verantwortung<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
zuletzt vor allem von Kolleginnen und Kollegen<br />
auch neidisch betrachtet wird. Dieser<br />
Neid kann dann durchaus auch zu klarer<br />
Konkurrenz und einerseits um ein Buhlen um<br />
Zustimmung, Beachtung, Würdigung, andererseits<br />
zu kritischen Äußerungen bis hin zu<br />
übler Nachrede führen. Die aufzubauenden<br />
Leuchtfeuer haben es schwer in unserer Kirche,<br />
in der der alte Adam zwar durchaus beachtliche<br />
Bedeutung erlangen kann, Themen<br />
wie “Neid” und “Missgunst” aber nie offen<br />
thematisiert werden. Wäre es denn vorstellbar,<br />
dass man in einem Pfarrkonvent auch<br />
einmal zugeben könnte, dass “Erfolge” anderer<br />
zu eigenem Neid führt? Und wäre dieses<br />
Bekennen nicht eine notwendige Voraussetzung<br />
dafür, dass gerade der Neid nicht obsiegt?<br />
b.) Veränderungsprozesse führen zu Konfliktsituationen<br />
und stehen mitunter quer zu der<br />
Aussage, wonach der möglichst breite Konsens<br />
eine zentrale Richtschnur kirchlichen<br />
Handelns ist. Dies führt dann oft entweder zu<br />
einem Stillstand (alles bleibt so wie es ist)<br />
oder zu einer auch öffentlichen Beschädigung<br />
von Personen, die nicht selten auch im Auftrag<br />
von Kirchenleitung vor Ort solche<br />
Veränderungsprozesse umzusetzen und zu<br />
gestalten haben 31 . Es wäre wünschenswert,<br />
wenn bei einer Besinnung auf die Theologie<br />
von Barmen deutlicher zwischen einem<br />
Sachinteresse an einer wirklich guten Fortentwicklung<br />
kirchlicher Strukturen und z.B.<br />
Machtfragen unterschieden werden würde,<br />
denn jede Veränderung bringt auch eine Veränderung<br />
von Machtbalancen mit sich. Aber<br />
ebenso wie “Neid” und “Missgunst” wird auch<br />
das Thema “Macht” tabuisiert, obwohl es<br />
doch sehr viele Energien freisetzt. Auch hier<br />
wäre ein Hineinholen des Themas auch aus<br />
geistlichen Gesichtspunkten der eigentlich<br />
richtige Weg.<br />
c.) Die vor allem aufgrund der Erfahrungen aus<br />
der Bekenntniszeit im Dritten Reich aufgestellten<br />
kirchlichen Ordnungen im Nachkriegsdeutschland<br />
konnten eine Situation von<br />
Kirche wie in unserer Zeit nicht im Blick haben:<br />
Kirche muss sich auf veränderte, zumal<br />
auch sinkende finanzielle Möglichkeiten einstellen.<br />
An der grundsätzlichen Richtigkeit<br />
dieser Aussage ändern auch kurzfristige und<br />
erfreuliche “Zwischenhochs” auf der Einnahmenseite<br />
nichts. Die vorhandenen kirchlichen<br />
Strukturen mit einer Vielzahl an Zuständigkeiten<br />
und Gremien und großen Machtbefugnissen<br />
direkt vor Ort verlangsamen, lähmen, ja<br />
verunmöglichen mitunter Veränderungsprozesse<br />
und führen zu lang anhaltenden<br />
Phasen der Verunsicherung und der Unklarheit.<br />
Hier wird nicht einer Entmündigung der<br />
Gemeinde vor Ort das Wort geredet. Wohl<br />
aber muss man sich kritisch die Frage stellen,<br />
ob es sich Kirche leisten kann, Strukturen,<br />
die erst in den sechziger und siebziger<br />
Jahren aufgrund großer finanzieller Möglichkeiten<br />
aufgebaut worden sind, heute quasi<br />
als unveränderbar richtig und notwendig zum<br />
Fortbestehen von Kirche zu erklären. Auch<br />
hier muss immer wieder mit der Möglichkeit<br />
gerechnet werden, dass man selbst (!)<br />
Sachinteressen angibt und ganz anderes<br />
eigentlich zu retten versucht (auch und gerade<br />
der eigene gewohnte Einflussbereich<br />
könnte doch durch einen<br />
Veränderungsprozess sehr wohl als gefährdet<br />
angesehen sein)<br />
d.) Auf allen Ebenen von Kirche kann man erleben,<br />
dass hoch motivierte und gute Kolleginnen<br />
und Kollegen arbeitsmäßig z.B. durch<br />
eine Zunahme an Kasualanfragen oder eine<br />
Vergrößerung der Konfirmandengruppe immer<br />
stärker belastet werden und mit ansehen<br />
müssen, dass z.T. in der direkten Nachbarschaft<br />
weniger Kasualien und weniger Konfirmanden<br />
angemeldet werden. Dieses Ungleichgewicht<br />
wird mitunter zwar von Kirchenleitung<br />
wahrgenommen, aber zu Konsequenzen<br />
führt dies in der Regel nicht. Was dies<br />
auf Dauer für die eigene Motivation aber auch<br />
für die des Kollegen bedeutet, braucht kaum<br />
weiter angedeutet zu werden. Es ist erstaunlich<br />
wie sehr zwar auf der einen Seite auf<br />
bestimmte Fehlentwicklungen in Werken,