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FACHBEREICH SOZIALWISSENSCHAFTEN<br />
Projektgruppe POK III, AG 2<br />
Wintersemester 2002 / 2003<br />
FORSCHUNGSBERICHT ZUR BEFRAGUNG ÜBER<br />
PRÄFERENZEN BEI DER PARTNERWAHL<br />
Von <strong>Barbara</strong> <strong>Kriesten</strong> und <strong>Verena</strong> <strong>Pries</strong><br />
(Social Sciences, 3. Semester)<br />
Betreut von<br />
Prof. Dr. Reiner Niketta
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Theoretischer Hintergrund, Fragestellung, Hypothesen ..... 3<br />
2. Metho<strong>de</strong> ................................................................................ 5<br />
(hauptsächlich bearbeitet von <strong>Barbara</strong> <strong>Kriesten</strong>)<br />
2.1 Konstruktion <strong>de</strong>s Fragebogens ............................. 5<br />
2.2 Durchführung <strong>de</strong>r Analyse ................................................. 6<br />
3. Ergebnisse ..................................................................... 7<br />
3.1 Univariate Analyse ............................................................ 7<br />
(hauptsächlich erarbeitet von <strong>Verena</strong> <strong>Pries</strong>)<br />
3.2 Überprüfung <strong>de</strong>r Hypothesen ....................................... 17<br />
3.2.1 Hypothese I……………………………………………..17<br />
3.2.2 Hypothese II …………………………………….... 18<br />
3.2.3 Hypothese III (I-III <strong>Barbara</strong> <strong>Kriesten</strong>) …………….. 19<br />
3.2.4 Hypothese IV ……………………………………... 20<br />
3.2.5 Hypothese V (IV&V <strong>Verena</strong> <strong>Pries</strong>) ............................. 22<br />
4. Diskussion ..................................................................... 26<br />
Literaturverzeichnis ........................................................... 31<br />
2
1. Theoretischer Hintergrund, Fragestellung, Hypothesen<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s projektorientierten Kompaktkurses beschäftigten wir uns im Sommersemester<br />
2002 und Wintersemester 2002 / 2003 mit <strong>de</strong>m Thema „Interpersonale Attraktion“.<br />
Der Kurs sieht vor, dass wir das theoretisch vermittelte Wissen anhand einer Studie<br />
in die Praxis umsetzen. Unsere Arbeitsgemeinschaft entschied sich, Präferenzen bei<br />
<strong>de</strong>r Partnerwahl zu untersuchen, wobei wir uns auf <strong>de</strong>n Mann als „Objekt <strong>de</strong>r Begier<strong>de</strong>“<br />
beschränken. Wir befragten homosexuelle Männer und heterosexuelle Frauen, um geschlechtsspezifische<br />
Vorlieben zu vergleichen. Unser Forschungs<strong>de</strong>sign stützt sich <strong>de</strong>shalb<br />
auf eine Primäranalyse von Individualdaten.<br />
In <strong>de</strong>m populärwissenschaftlichen Buch „Warum wir aufeinan<strong>de</strong>r fliegen“ von Hassebrauck<br />
und Küpper (2002) wird <strong>de</strong>utlich, dass verschie<strong>de</strong>ne Erhebungsmetho<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>n Präferenzen von heterosexuellen Männern und Frauen zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen führen. Empirische Studien, die sich auf Beobachtungen stützen,<br />
zeigen, dass <strong>de</strong>r wichtigste Faktor, <strong>de</strong>r Menschen bei <strong>de</strong>r Partnerwahl beeinflusst,<br />
das Aussehen ist. Laut Hassebrauck und Küpper (2002) bezeichnet die Forschung das<br />
Phänomen, dass attraktiven Personen positivere soziale Fähigkeiten und bessere Leistungen<br />
zugeschrieben wer<strong>de</strong>n, als „Stereotyp <strong>de</strong>r physischen Attraktivität“ (S. 25).<br />
Eine Studie von Borkenau (1993) mit <strong>de</strong>m Titel „Reicher Mann und schöne Frau?“ ergibt<br />
hingegen bei direkter Befragung, dass innere Werte höher geschätzt wer<strong>de</strong>n als das<br />
Aussehen und <strong>de</strong>r Status. Eine Inhaltsanalyse von Kontaktanzeigen, die <strong>de</strong>r Autor unter<br />
<strong>de</strong>mselben Titel veröffentlichte, fokussiert geschlechtspezifische Unterschie<strong>de</strong> und stellt<br />
heraus, dass Frauen häufiger <strong>de</strong>n Wunsch nach einem gesicherten finanziellen Status<br />
<strong>de</strong>s Partners äußern, wohingegen Männer ihr Augenmerk eher auf das Aussehen <strong>de</strong>r<br />
Partnerin legen.<br />
Unserer speziellen Fragestellung liegen keine direkt vergleichbaren Untersuchungen<br />
zugrun<strong>de</strong>, da zum Vergleich von heterosexuellen Frauen und homosexuellen Männern<br />
bisher wenig Forschung betrieben wor<strong>de</strong>n ist. Die oben genannten Studien können uns<br />
trotz<strong>de</strong>m als Orientierungspunkte dienen. Für uns leitet sich daraus die grundsätzliche<br />
Fragestellung ab, ob wir durch eine direkte Befragung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zielgruppen unterschiedliche<br />
Präferenzen feststellen können.<br />
Die erste Hypothese, die wir mithilfe <strong>de</strong>r Daten aus Frage 1 (s. Anlage) überprüfen<br />
wer<strong>de</strong>n, lautet: Homosexuelle Männer schätzen das Aussehen <strong>de</strong>s potentiellen Partners<br />
wichtiger ein als heterosexuelle Frauen. Das Alltags-Klischee über homosexuelle Männer<br />
legt diese Vermutung nahe.<br />
Unsere zweite Hypothese ist, dass heterosexuelle Frauen <strong>de</strong>n materiellen Status eines<br />
potenziellen Partners wichtiger einschätzen als homosexuelle Männer. Wir begrün<strong>de</strong>n<br />
unsere Annahme mit <strong>de</strong>r soziokulturellen und <strong>de</strong>r evolutionspsychologischen These,<br />
wie sie bei Hassebrauck und Küpper (2002, S. 113 ff.) Erwähnung fin<strong>de</strong>n. Die soziokulturelle<br />
These behauptet, dass die ungleiche Verteilung von Lebenschancen und die<br />
selbst in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Demokratien noch nicht vollends realisierte Gleichberechtigung<br />
<strong>de</strong>r Geschlechter dazu führen, dass sich Frauen noch immer durch einen gut situierten<br />
Partner einen höheren ökonomischen und gesellschaftlichen Status sichern. Das evolutionspsychologische<br />
Argument betont, dass Frauen stärker auf Versorgerqualitäten für<br />
sich und ihre Nachkommenschaft achten müssen.<br />
3
Auf Homosexuelle dürften diese Aspekte nicht zutreffen, weil zum einen keine geschlechtsbedingte<br />
Benachteiligung besteht, und zum an<strong>de</strong>ren in einer gleichgeschlechtlichen<br />
Beziehung kein Nachwuchs zu erwarten ist.<br />
Dieselben Argumente dienen als Grundlage für unsere dritte Hypothese, die behauptet,<br />
heterosexuelle Frauen beurteilten <strong>de</strong>n sozialen Status eines Partners als wichtiger.<br />
Die nächste Hypothese lautet: „Heterosexuelle Frauen legen mehr Wert auf <strong>de</strong>n Charakter<br />
eines möglichen Partners als homosexuelle Männer.“ Wir begrün<strong>de</strong>n auch diese<br />
Behauptung mit <strong>de</strong>m evolutionstheoretischen Argument.<br />
Bei <strong>de</strong>r zweiten Frage in unserer Untersuchung geht es darum, die geschlechtsspezifischen<br />
Vorlieben bezüglich <strong>de</strong>s Körperbaus eines Partners herauszufin<strong>de</strong>n. Wir verwen<strong>de</strong>ten<br />
ein Figurenschema wie es in einer Studie mit <strong>de</strong>m Titel „Female Judgment of<br />
Male Attractiveness and Desirability for Relationships: Role of Waist-to-Hip Ratio and<br />
Financial Status“ von Singh (1995, S. 1091) vorkommt.<br />
Die Wissenschaftlerin stützt sich auf Wallace`s Hypothese <strong>de</strong>r guten Gene, die behauptet,<br />
dass physische Attraktivität ein Indikator für Gesundheit und eine ungestörte Entwicklung<br />
sei. Untersuchungen haben ergeben, dass beson<strong>de</strong>rs Gesichtssymmetrie ausschlaggebend<br />
für das weibliche Attraktivitätsurteil ist. Auch das Taille-zu-Hüfte-<br />
Verhältnis gilt als wichtiger Faktor bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r physischen Attraktivität:<br />
„WHR [waist-to-hip ratio] is an unambiguous phenotype which reliably differentiates reproductive<br />
age men and women. It is linked with current sex hormone profile and is also an indicator of<br />
susceptibility to various major diseases” (S.1091).<br />
Wie Singh erklärt, wird die geschlechtsspezifische Verteilung <strong>de</strong>s Fettanteils auf <strong>de</strong>n<br />
Körper von Sexualhormonen reguliert. Einfach gesagt sorgt Testosteron dafür, dass sich<br />
Fett in <strong>de</strong>r Bauchregion ablagert und nicht am Gesäß, <strong>de</strong>n Oberschenkeln und <strong>de</strong>n sogenannten<br />
weiblichen Problemzonen. Der Grad <strong>de</strong>r typisch männlichen bzw. weiblichen<br />
Fettverteilung kann durch die WHR bestimmt wer<strong>de</strong>n. Die spezifisch weibliche WHR<br />
liegt zwischen 0,67 und 0,8; wohingegen Männer meist eine WHR von 0,8 bis 0,95<br />
aufweisen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei Männern mit einer WHR von über<br />
0,95 und einem <strong>de</strong>mentsprechend hohen Testosteronspiegel ein höheres Risiko für kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen festgestellt wur<strong>de</strong>.<br />
Mithilfe <strong>de</strong>r dritten Frage wollen wir die geschlechtsspezifischen Prioritäten in einer<br />
längerfristigen Beziehung erfassen. Die im Fragebogen verwen<strong>de</strong>ten Items stützen sich<br />
auf vier von Hassebrauck und Küpper (2002) empirisch ermittelte Hauptaspekte einer<br />
guten Beziehung. Die Autoren fassen eine Vielzahl von Items zu <strong>de</strong>n vier wichtigen<br />
Bereichen Intimität, Übereinstimmung, Unabhängigkeit und Sexualität zusammen. Der<br />
relative Stellenwert einer je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r „vier Säulen einer guten Beziehung“ (S. 151) wur<strong>de</strong><br />
von ihnen erforscht. Für uns ergab sich daraus die Fragestellung, ob wir diesbezüglich<br />
Unterschie<strong>de</strong> zwischen homosexuellen Männern und heterosexuellen Frauen feststellen<br />
können.<br />
Mit <strong>de</strong>r vierten Frage untersuchen wir die Beziehungsstile <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen. Das<br />
Vier-Kategorien-Schema mit <strong>de</strong>n Stilen „sicher“, „ängstlich-ambivalent“, „ängstlichvermei<strong>de</strong>nd“<br />
und „gleichgültig-vermei<strong>de</strong>nd“ haben wir von Hassebrauck und Küpper<br />
(2002, S.141 ff.) übernommen. „Sicher-gebun<strong>de</strong>ne“ sind zufrie<strong>de</strong>n in ihren Beziehungen<br />
und führen stabile, vertrauensvolle Partnerschaften. „Ängstlich-ambivalente“ Personen<br />
wünschen sich große emotionale Nähe, die nach eigener Einschätzung von an<strong>de</strong>-<br />
4
en nicht in entsprechen<strong>de</strong>m Maße erwi<strong>de</strong>rt wird. Personen mit „ängstlichvermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>m“<br />
Bindungsstil sind misstrauischer, unsicherer und verletzlicher und haben<br />
Beziehungsschwierigkeiten, obwohl sie sich gefühlsmäßig enge Beziehungen wünschen.<br />
Personen, die einen „gleichgültig-vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n“ Bindungsstil angeben, fühlen<br />
sich ohne enge emotionale Beziehungen wohl und legen Wert auf Unabhängigkeit. Im<br />
fünften Hypothesentest prüfen wir, ob es bezüglich <strong>de</strong>s Bindungsstils geschlechtsspezifische<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten gibt.<br />
2. Metho<strong>de</strong><br />
2.1 Konstruktion <strong>de</strong>s Fragebogens<br />
Der Fragebogen wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r AG 2 gemeinsam erstellt und von<br />
Herrn Niketta korrigiert. Mithilfe <strong>de</strong>r ersten Frage wollten wir feststellen, für wie wichtig<br />
bestimmte Eigenschaften eines möglichen Partners gehalten wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>n 21<br />
Items haben wir zwölf von Hassebrauck und Küpper (2002, S. 98/99) übernommen und<br />
neun selbst <strong>de</strong>finiert, um <strong>de</strong>n Itemkatalog an die von uns entwickelten vier Kategorien<br />
anzupassen. Es ging darum, die relative Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kategorien „Aussehen“, „Charakter“,<br />
„sozialer Status“ und „materieller Status“ zu ermitteln. Um diese Kategorien für<br />
die Befragten nicht zu offensichtlich zu machen, wur<strong>de</strong>n die Items unsortiert in <strong>de</strong>n<br />
Fragebogen eingebracht.<br />
Gemessen wur<strong>de</strong> mit einer metrischen Sechserskala, obwohl es bei <strong>de</strong>r Konstruktion<br />
<strong>de</strong>s Fragebogens und <strong>de</strong>r abschließen<strong>de</strong>n Korrektur durch Herrn Niketta ein Missverständnis<br />
gab: Im Einleitungstext zur ersten Frage wer<strong>de</strong>n die befragten Personen versehentlich<br />
dazu aufgefor<strong>de</strong>rt, auf <strong>de</strong>r Skala die Wichtigkeit <strong>de</strong>r Items mit Werten zwischen<br />
1 (unwichtig) und 7 (sehr wichtig) anzugeben, wobei tatsächlich nur eine Sechserskala<br />
abgedruckt ist. Bei <strong>de</strong>r Intervallskala han<strong>de</strong>lt es sich um eine eindimensionale<br />
Likert-Skala (Gehring und Weins, 2000, S.40 ff.).<br />
Das Körperschema von Frage 2 wur<strong>de</strong> von Singh (1995, S.1091) übernommen. Dargestellt<br />
sind zwölf männliche Figurschemata, <strong>de</strong>ren Körperbau sich in zwei Dimensionen<br />
voneinan<strong>de</strong>r unterschei<strong>de</strong>t. Die bei<strong>de</strong>n Variablen sind das Gewicht, das die drei Ausprägungen<br />
Unter-, Normal- und Übergewicht annimmt, und das Taille-zu-Hüfte-<br />
Verhältnis (WHR), das in vier Abstufungen vorliegt. Von links nach rechts wird <strong>de</strong>r<br />
Körperbau zunehmend maskuliner – die WHR-Werte reichen von 0,7 über 0,8; 0,9 bis<br />
1,0. Zu Auswertungszwecken haben wir die Figuren durchnummeriert. Auf <strong>de</strong>m Fragebogen<br />
tauchen jedoch keine Zahlen (WHR o<strong>de</strong>r Nummerierung) o<strong>de</strong>r Angaben über das<br />
Gewicht auf. An<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n Befragungen von Singh entschied sich die AG gegen<br />
die Erstellung einer Rangfolge aller dargestellten Figuren; statt<strong>de</strong>ssen sollten die Befragten<br />
nur <strong>de</strong>n für sie attraktivsten und unattraktivsten Körperbau kennzeichnen.<br />
Die Items zu Frage 3, in <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>n Aspekten gefragt wird, die für die Qualität einer<br />
längerfristigen Beziehung von Be<strong>de</strong>utung sein könnten, sollten auf einer Siebenerskala<br />
beurteilt wer<strong>de</strong>n. Das metrische Skalenniveau haben wir von Hassebrauck und Küpper<br />
(2002, S. 153 ff.) übernommen und wählten von <strong>de</strong>n vorgegebenen vierzig Items fünfzehn<br />
aus, um die Geduld <strong>de</strong>r Befragten nicht überzustrapazieren. Ursprünglich sollte<br />
eine Sechserskala verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, um mittlere Antwortten<strong>de</strong>nzen zu vermei<strong>de</strong>n. Mit<br />
<strong>de</strong>m Ziel, eine bessere Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse zu erreichen, entschie<strong>de</strong>n wir<br />
uns letztlich für die Siebenerskala.<br />
5
Ebenfalls Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vergleichbarkeit veranlassten uns, in Frage 4 das nominale Skalenniveau,<br />
das vier mögliche Beziehungsstile vorgibt, von Hassebrauck und Küpper<br />
(2002, S. 140ff.) zu verwen<strong>de</strong>n.<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fragebogens wer<strong>de</strong>n einige persönliche Daten <strong>de</strong>r Befragten erfasst, vorrangig<br />
um die bei<strong>de</strong>n Gruppen relativ homogen bezüglich <strong>de</strong>s Alters, <strong>de</strong>s Bildungsabschlusses<br />
und <strong>de</strong>r Berufsrichtungen zu halten. Die Fragen nach <strong>de</strong>m eigenen Geschlecht<br />
und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s gewünschten Partners dienten <strong>de</strong>r Kontrolle, damit wirklich nur Befragungen<br />
in <strong>de</strong>n tatsächlichen Zielgruppen in die Auswertung einfließen.<br />
Außer<strong>de</strong>m sagt die Auswertung <strong>de</strong>r Abschlussfragen etwas über <strong>de</strong>n sozio<strong>de</strong>mographischen<br />
Hintergrund unserer Stichprobe aus. Der Fragebogen wur<strong>de</strong> – um<br />
ehrlichere Antworten zu erhalten – so konstruiert, dass die Befragten ihn selber lesen<br />
und alleine ausfüllen konnten. Die Antworten in einem Interview wären vielleicht etwas<br />
an<strong>de</strong>rs und durch reaktive Effekte sozialer Erwünschtheit verzerrt ausgefallen.<br />
Den Einleitungstext <strong>de</strong>s Fragebogens haben wir unseren Zielgruppen angepasst. In <strong>de</strong>r<br />
kurzen Erklärung über <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand wur<strong>de</strong> die Formulierung bewusst<br />
so gewählt, dass die homosexuellen Männer darüber informiert wur<strong>de</strong>n, dass ihre Präferenzen<br />
mit <strong>de</strong>nen von Frauen verglichen wer<strong>de</strong>n. Den Frauen hingegen wur<strong>de</strong> diese<br />
Information vorenthalten (s. Anlage).<br />
2.2 Durchführung <strong>de</strong>r Untersuchung<br />
Die Befragung fand im J<strong>uni</strong> / Juli 2002 statt. Die Projektgruppe teilte sich dafür in kleine<br />
Gruppen von zwei bis drei Personen auf. Ursprünglich haben wir 70 Fragebögen an<br />
Homosexuelle und 100 an Frauen verteilt, weil wir als Datenbasis für unsere Studie ein<br />
Verhältnis von 50:50 erhalten wollten.<br />
Die Stichprobenauswahl erfolgte nicht zufallsgesteuert, son<strong>de</strong>rn bewusst (Gehring und<br />
Weins 2000, S. 179). Im ersten Teil <strong>de</strong>r Befragung suchten wir gezielt homosexuelle<br />
Männer. Es wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Gruppen in Osnabrück kontaktiert, wie beispielsweise<br />
die „Osnaboys“. Dort wur<strong>de</strong>n die Fragebögen mittels Schneeballverfahren verteilt. Diese<br />
Metho<strong>de</strong> stellte sich allerdings als nachteilig heraus, weil viele Fragebögen gar nicht<br />
o<strong>de</strong>r unausgefüllt zurückkamen. Weitere Befragungen fan<strong>de</strong>n in verschie<strong>de</strong>nen Szene-<br />
Kneipen statt, wie z.B. im „Bivalent“. Dort sprachen wir Männer an und baten darum,<br />
<strong>de</strong>n Fragebogen auszufüllen. Insgesamt zeigten sich die Homosexuellen sehr kooperativ<br />
und erfreut darüber, als „Forschungsobjekt“ dienen zu können. Sie äußerten auch starkes<br />
Interesse an <strong>de</strong>n Ergebnissen unserer beschei<strong>de</strong>nen Studie.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Befragung <strong>de</strong>r homosexuellen Männer been<strong>de</strong>t war, führten wir die Befragung<br />
<strong>de</strong>r Frauen durch, wobei wir darauf achteten, in etwa die gleiche Altersverteilung<br />
wie bei <strong>de</strong>r bereits befragten Zielgruppe zu erreichen. Außer<strong>de</strong>m legten wir unser<br />
Augenmerk darauf, dass die Verteilung <strong>de</strong>r Merkmale Bildungsabschluss und Beruf in<br />
bei<strong>de</strong>n Gruppen möglichst vergleichbar ausfallen wür<strong>de</strong>. Die Frauen wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />
Kleingruppen in Kneipen und Cafés befragt. Die leichtere I<strong>de</strong>ntifizierbarkeit <strong>de</strong>r zweiten<br />
Zielgruppe führte dazu, dass dieser Teil <strong>de</strong>r Befragung einfacher durchzuführen war.<br />
6
Uns ist bewusst, dass aufgrund <strong>de</strong>r nicht zufallsgesteuerten Stichprobenauswahl und<br />
insbeson<strong>de</strong>re wegen <strong>de</strong>r geringen Auswahlgesamtheit die Ergebnisse <strong>de</strong>r Erhebung<br />
nicht als repräsentativ zu bezeichnen sind. Jedoch gaben wir uns unter <strong>de</strong>n gegebenen<br />
Umstän<strong>de</strong>n Mühe, unsere Stichprobe wie oben beschrieben zu optimieren.<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Univariate Auswertungen<br />
Zuerst fassen wir die Ergebnisse <strong>de</strong>r Abschlussfragen zusammen und geben einen teilweise<br />
graphischen Überblick über die Zusammensetzung unserer Stichprobe. Die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r tatsächlich ausgefüllten und auswertbaren Fragebögen beträgt 128, wobei zu<br />
berücksichtigen ist, dass nicht alle Fragen bzw. Aufgabenstellungen richtig verstan<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>n, sodass die Datenbasis bei je<strong>de</strong>r Frage variiert.<br />
Das Alter <strong>de</strong>r Befragten liegt zwischen 17 und 51 Jahren, wobei <strong>de</strong>r Mittelwert 26,16<br />
und <strong>de</strong>r Median 24 ist. Der Modalwert, also das am häufigsten angegebene Alter, beträgt<br />
25 Jahre. Der Interquartilsabstand zeigt, dass 75 % <strong>de</strong>r Befragten zwischen 17 und<br />
28 Jahre alt sind.<br />
weiblich<br />
67,2%<br />
männlich<br />
32,8%<br />
Abbildung 1: Geschlecht <strong>de</strong>r Befragten (in %)<br />
Die Datenbasis beruht auf <strong>de</strong>n Angaben von 86 heterosexuellen Frauen und 42 homosexuellen<br />
Männern (128 Personen insgesamt).<br />
7
Prozent<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildung 2: Angabe über Beziehungssituation differenziert<br />
nach <strong>de</strong>n Geschlechtern<br />
Von <strong>de</strong>n 128 Personen gaben 67 an, sich zur Zeit in einer festen Beziehung zu befin<strong>de</strong>n,<br />
wohingegen 61 Personen diese Frage verneinten. Das Säulendiagramm zeigt, dass 43 %<br />
<strong>de</strong>r homosexuellen Männer und 57 % <strong>de</strong>r heterosexuellen Frauen zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Befragung ein partnerschaftliches Verhältnis pflegten, während <strong>de</strong>r geschlechtsspezifisch<br />
komplementäre Anteil keine Beziehung führte.<br />
48,8%<br />
ja<br />
nein<br />
7,3%<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
20,3%<br />
Abbildung 3: Bildungsabschlüsse <strong>de</strong>r Befragten<br />
Im Fragebogen war diese Frage, <strong>de</strong>ren Antworten wir bei <strong>de</strong>r Auswertung in fünf Kategorien<br />
einteilten, zunächst offen gestellt.<br />
Auch die Frage nach <strong>de</strong>m Beruf war offen formuliert. Die Antworten dienten uns hauptsächlich<br />
dazu, die Stichprobenauswahl <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n befragten Populationen aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abzustimmen. Eine Kategorisierung erschien uns bei eingehen<strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r<br />
Angaben unter an<strong>de</strong>rem auch aufgrund <strong>de</strong>r geringen Auswahlgesamtheit nicht sinnvoll.<br />
8<br />
14,6%<br />
8,9%<br />
keine Angaben<br />
ungenaue Angaben<br />
Sekundarstufe 1<br />
Sekundarstufe 2<br />
(Fach-) Abitur
Folgen<strong>de</strong> Ausführungen beziehen sich auf die Auswertung <strong>de</strong>r ersten Frage nach <strong>de</strong>m<br />
Stellenwert bestimmter Merkmale bei <strong>de</strong>r Partnerwahl für eine längerfristige Beziehung.<br />
Die gültige, auswertbare Anzahl <strong>de</strong>r einzelnen Items liegt zwischen 125 bis 128.<br />
Wie im Metho<strong>de</strong>nteil erläutert, lag <strong>de</strong>n Befragten eine Sechserskala vor, jedoch die<br />
Auffor<strong>de</strong>rung, einen Wert von 1 (unwichtig) bis 7 (sehr wichtig) anzugeben. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n Werte zwischen 1 und 7 angegeben.<br />
Ein Blick in die SPSS-Tabelle (Vgl. Datenanalyseausdrucke im Anhang) zeigt, dass bei<br />
fast allen Items zumin<strong>de</strong>st ein Befragter eine 1 vergab, wobei die bei<strong>de</strong>n Items „aufrichtig“<br />
und „ausgeglichen“ eine Ausnahme darstellen, weil sie immer min<strong>de</strong>stens mit<br />
einer 2 bewertet wur<strong>de</strong>n. Die maximalen Werte liegen zwischen 6 und 7, - außer bei<br />
<strong>de</strong>m Item „Tragen von Markenkleidung“, das höchstens mit 5 bewertet wur<strong>de</strong>. Die<br />
Mittelwerte streuen zwischen 1,41 („Besitz eines teuren Autos“) bis 5,59 („aufrichtig“).<br />
Einen Überblick verschafft folgen<strong>de</strong>s Diagramm.<br />
aufrichtig<br />
verständnisvoll<br />
humorvoll<br />
gepflegtes Äußeres<br />
intelligent<br />
ausgeglichen<br />
gut aussehend<br />
temperamentvoll<br />
kreativ<br />
kult. Interesse<br />
fin. Absicherung<br />
sportlich aktiv<br />
pol.-ges. Interesse<br />
pol.-soz. Engagement<br />
hohes Ansehen<br />
exklusives Reisen<br />
Wohneigentum<br />
Uni-Ausbildung<br />
Markenkleidung<br />
religiös/gläubig<br />
teures Auto<br />
0<br />
Abbildung 4: Bewertung <strong>de</strong>r Merkmale<br />
1<br />
Mittelwert<br />
2<br />
Die Standardabweichung bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r einzelnen Items variiert zwischen 0,82<br />
(„aufrichtig“) und 1,59 („politisch-gesellschaftliches Interesse“). Einen Modalwert von<br />
1 weisen die Items „Universitätsausbildung“, „religiös / gläubig“, „Tragen von Markenkleidung“,<br />
„hohes Ansehen“, „Besitz eines teuren Autos“, „Wohneigentum“ und „exklusives<br />
Reisen“ auf. Bei <strong>de</strong>n Items „verständnisvoll“, „gepflegtes Äußeres“, „aufrichtig“<br />
und „humorvoll“ wur<strong>de</strong> hingegen am häufigsten <strong>de</strong>r Wert 6 angekreuzt.<br />
9<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6
Mittelwert<br />
Abbildung 5: Säulendiagramm mit Mittelwerten <strong>de</strong>r Kategorie „Aussehen“<br />
Mittelwert<br />
5,4<br />
5,2<br />
5,0<br />
4,8<br />
4,6<br />
4,4<br />
4,2<br />
4,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
männlich<br />
männlich<br />
weiblich<br />
weiblich<br />
Abbildung 6: Säulendiagramm mit Mittelwerten <strong>de</strong>r Kategorie<br />
„materieller Status“<br />
10<br />
gepflegtes Äußeres<br />
gut aussehend<br />
finanzielle<br />
Absicherung<br />
exklusives Reisen<br />
Wohneigentum<br />
Tragen von<br />
Markenkleidung<br />
Besitz eines<br />
teuren Autos
Mittelwert<br />
Abbildung 7: Säulendiagramm mit Mittelwerten <strong>de</strong>r Kategorie „sozialer Status“<br />
Mittelwert<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
männlich<br />
männlich<br />
weiblich<br />
weiblich<br />
Abbildung 8: Säulendiagramm mit Mittelwerten <strong>de</strong>r Kategorie „Charakter“<br />
11<br />
kulturelles<br />
Interesse<br />
polit.-gesellsch.<br />
Interesse<br />
politisch-soziales<br />
Engagement<br />
hohes Ansehen<br />
Universitäts-<br />
ausbildung<br />
aufrichtig<br />
verständnisvoll<br />
humorvoll<br />
intelligent<br />
ausgeglichen<br />
temperamentvoll<br />
kreativ<br />
religiös/gläubig
Geschlechtsspezifische Unterschie<strong>de</strong>, die durch <strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>r Mittelwerte in <strong>de</strong>n<br />
graphischen Darstellungen <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, überprüfen wir im nächsten Teil <strong>de</strong>r Untersuchung.<br />
Inferenzstatistische Testverfahren geben Aufschluss darüber, ob die Unterschie<strong>de</strong><br />
in unserer Stichprobe auf <strong>de</strong>n Zufall zurückzuführen, o<strong>de</strong>r ob sie statistisch signifikant<br />
sind.<br />
Mittelwert<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Abbildung 9: Stellenwerte <strong>de</strong>r Kategorien unterschie<strong>de</strong>n nach Geschlecht<br />
Durch eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r Items zu <strong>de</strong>n vier oben genannten Kategorien (genauere<br />
Angaben in <strong>de</strong>n Syntax-Dateien im Anhang) lassen sich geschlechtsspezifische<br />
Rangfolgen erstellen. Der direkte Vergleich zeigt eine i<strong>de</strong>ntische Rangfolge, jedoch<br />
geringfügige Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Mittelwerten. Wie aus Abbildung 9 hervorgeht, wird<br />
die Kategorie „Aussehen“ als wichtigste beurteilt - gefolgt vom „Charakter“, <strong>de</strong>m sozialen<br />
Status und an letzter Stelle <strong>de</strong>m materiellen Status.<br />
12<br />
Aussehen<br />
Charakter<br />
sozialer Status<br />
materieller Status
In Frage 2 ging es – wie bereits erläutert – um die Bewertung <strong>de</strong>s Körperbaus.<br />
WHR GEWICHT<br />
0,7 0,8 0,9 1,0<br />
1 2 3 4 UG<br />
5 6 7 8 NG<br />
9 10 11 12 ÜG<br />
Abbildung 10: Vorgegebenes Figurenschema mit Nummerierung und Angabe über<br />
spezifische Kennwerte<br />
Die Originalvariablen trugen die Bezeichnungen „attraktiv“ / „unattraktiv“, wur<strong>de</strong>n zu<br />
Auswertungszwecken jedoch, wie oben beschrieben, in zwei Dimensionen gesplittet.<br />
Die bei<strong>de</strong>n neuen Variablen sind das Körpergewicht und das Taille-zu-Hüfte-Verhältnis<br />
(WHR) <strong>de</strong>r Figuren. Die Aufgabenstellung dieser Frage wur<strong>de</strong> von vielen missverstan<strong>de</strong>n,<br />
so dass für unsere Analyse nur 106 gültige Urteile für die erste Variable und 100<br />
für die zweite vorliegen.<br />
13
Figur 7 wur<strong>de</strong> am häufigsten, genau gesagt von 56 befragten Personen (entspricht 52,8<br />
% aller gültigen Angaben), als die attraktivste bewertet. Demgegenüber beurteilten sogar<br />
77 Personen (entspricht 77 % <strong>de</strong>r gültigen Antworten) Figur Nummer 9 als die unattraktivste.<br />
Den zweiten Rang beim Attraktivitätsurteil teilen sich Figur 3 und Figur 8, die von jeweils<br />
16 % <strong>de</strong>r Befragten als attraktivste bewertet wur<strong>de</strong>n. Die mit <strong>de</strong>n Zahlen 5, 9 und<br />
10 gekennzeichneten Körperschemata wur<strong>de</strong>n nie als attraktivste beurteilt, wohingegen<br />
die Nennungen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Figuren verschwin<strong>de</strong>nd gering ausfiel.<br />
Das Urteil über <strong>de</strong>n unattraktivsten Körperbau fällt in unserer Stichprobe noch homogener<br />
aus, so dass die genaue Verteilung auf an<strong>de</strong>re Antworten fast nicht erwähnenswert<br />
ist. Auf <strong>de</strong>m zweiten Rang lan<strong>de</strong>n die Figuren 5 und 10, die von jeweils 6 Personen<br />
angekreuzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass bezüglich <strong>de</strong>r Gewichtsdimension scheinbar Untergewichtige<br />
positiver als Übergewichtige, und die Normalgewichtigen am attraktivsten<br />
gesehen wer<strong>de</strong>n. Als unattraktiv wird bei Männern im Allgemeinen eine typisch<br />
weibliche waist-to-hip-ratio empfun<strong>de</strong>n.<br />
Frage 3 zielte darauf ab, bestimmte Beziehungsaspekte zu erfassen. Die Datenbasis entspricht<br />
wie in Frage 1 annähernd unserer Stichprobengesamtheit, weil die Fragestellung<br />
ein<strong>de</strong>utig war. Die minimal angegebenen Werte bei <strong>de</strong>n einzelnen Items schwanken<br />
zwischen 1 (bei 7 Items) und 5 bei <strong>de</strong>m Item „akzeptieren <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren“. Bei je<strong>de</strong>m Item<br />
wur<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st einmal <strong>de</strong>r maximale Wert von 7 vergeben (Vgl. Datenanalyseausdrucke<br />
im Anhang).<br />
Die Mittelwerte streuen zwischen 4,70 („gemeinsame Freun<strong>de</strong>“) und 6,69 („akzeptieren<br />
<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren“) – also nicht so breit wie in Frage 1. Interessant ist die Tatsache, dass auch<br />
in Frage 3 die Standardabweichung vom Mittelwert mit 0,59 bei <strong>de</strong>m Item, das allgemein<br />
als wichtigster Aspekt gesehen wur<strong>de</strong>, am geringsten ausfällt. Die höchste Standardabweichung<br />
von 1,63 zeigt sich bei <strong>de</strong>m Item „wenig Streitereien“, das im Mittelwertevergleich<br />
an zweitletzter Stelle lan<strong>de</strong>t.<br />
Ein Blick auf die Verteilung <strong>de</strong>r Modalwerte zeigt, dass bei 11 <strong>de</strong>r 15 Items am häufigsten<br />
die 7 vergeben wur<strong>de</strong>, wohingegen <strong>de</strong>r niedrigste Modalwert bei 4 liegt und nur<br />
für die bei<strong>de</strong>n Items „wenig Streitereien“ und „gemeinsame Freun<strong>de</strong>“ gilt.<br />
14
Mittelwert<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5<br />
6,5<br />
6,3<br />
6,0<br />
männlich<br />
4,8<br />
weiblich<br />
Abbildung 11: Beurteilung <strong>de</strong>r Beziehungsaspekte<br />
6,6<br />
6,2<br />
6,1<br />
5,0<br />
Das Säulendiagramm zeigt einen Mittelwertevergleich zwischen <strong>de</strong>n Beziehungsaspekten,<br />
die als übergeordnete Kategorien für die Items konstruiert wur<strong>de</strong>n (Hassebrauck<br />
und Küpper, 2002, S. 151). Außer<strong>de</strong>m haben wir die Gruppe <strong>de</strong>r heterosexuellen Frauen<br />
von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r homosexuellen Männer unterschie<strong>de</strong>n. Die Rangfolge <strong>de</strong>r Aspekte scheint<br />
für bei<strong>de</strong> Gruppen i<strong>de</strong>ntisch zu sein: Als wichtigstes Beziehungsmerkmal wird im Allgemeinen<br />
„Intimität“ beurteilt, gefolgt von „Sexualität“, „Unabhängigkeit“ und „Übereinstimmung“.<br />
Interessant wer<strong>de</strong>n diese Ergebnisse, wenn man sie mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Studie<br />
„Dimensions of Relationship Quality“ von Hassebrauck und Fehr (2002) vergleicht<br />
(siehe Diskussionsteil).<br />
Die Graphik legt nahe, dass die befragten Frauen die Aspekte „Intimität“, „Übereinstimmung“<br />
und „Unabhängigkeit“ wichtiger fin<strong>de</strong>n als die homosexuellen Männer, wohingegen<br />
diese <strong>de</strong>r „Sexualität“ einen höheren Stellenwert einräumen. Es ist allerdings<br />
zu berücksichtigen, dass die Mittelwerte nicht sehr breit streuen und die erkennbaren<br />
Unterschie<strong>de</strong> nur geringfügig sind.<br />
15<br />
Intimität<br />
Sexualität<br />
Unabhängigkeit<br />
Übereinstimmung
In Frage 4 wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Bindungsstil gefragt. Wir erhielten 125 gültige Urteile.<br />
44,8%<br />
Abbildung 12: Bindungsstil<br />
7,2%<br />
18,4%<br />
Am häufigsten wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sichere Bindungsstil angegeben. Für diese Antwort entschie<strong>de</strong>n<br />
sich 48,8 % <strong>de</strong>r Frauen und 35,9 % <strong>de</strong>r Männer. Den „ängstlich-ambivalenten“<br />
Bindungsstil gaben 9,3 % <strong>de</strong>r Frauen an, aber 38,5 % <strong>de</strong>r Männer. Als „ängstlichvermei<strong>de</strong>nd“<br />
<strong>de</strong>finierten sich hingegen 34,9 % <strong>de</strong>r Frauen und 17,9 % <strong>de</strong>r Männer. Den<br />
„gleichgültig-vermei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n“ Bindungsstil kreuzten 7 % <strong>de</strong>r Frauen und 7,7 % <strong>de</strong>r<br />
Männer an, wobei zur Interpretation <strong>de</strong>r Prozentzahlen die Berücksichtigung <strong>de</strong>r geringen<br />
Auswahlgesamtheit notwendig erscheint, weil 7 % bei <strong>de</strong>n Frauen <strong>de</strong>r absoluten<br />
Häufigkeit von 6 entspricht, wohingegen eine relative Häufigkeit von 7,7 % bei <strong>de</strong>n<br />
befragten Homosexuellen eine Anzahl von nur drei Personen be<strong>de</strong>utet. Die geschlechtsspezifischen<br />
Differenzen wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r Arbeit einer inferenzstatistischen<br />
Prüfung unterzogen.<br />
16<br />
29,6%<br />
gleichgültig-vermei<strong>de</strong>nd<br />
ängstlich-vermei<strong>de</strong>nd<br />
ängstlich-ambivalent<br />
sicher
3.2 Überprüfung <strong>de</strong>r Hypothesen<br />
3.2.1 Hypothese I:<br />
Homosexuelle Männer schätzen das Aussehen eines potentiellen Partners<br />
wichtiger ein als heterosexuelle Frauen.<br />
Es folgt die inferenzstatistische Prüfung <strong>de</strong>r Hypothese unter bestimmten Annahmen:<br />
Die unabhängige Variable, das Geschlecht, ist kategorial. Das Skalenniveau <strong>de</strong>r abhängigen<br />
Variablen, <strong>de</strong>r Items zur Überprüfung <strong>de</strong>r Präferenzen bezüglich <strong>de</strong>s Aussehens,<br />
ist metrisch. Es wird das Mo<strong>de</strong>ll einer unabhängigen Zufallsstichprobe zugrun<strong>de</strong> gelegt<br />
und davon ausgegangen, dass die befragten Männer und Frauen aus zwei unterschiedlichen<br />
Stichproben stammen. Für diese Populationen wird eine Normalverteilung angenommen.<br />
Es wird ein Test auf Varianzhomogenität vorgenommen.<br />
Die Nullhypothese lautet: Es gibt keine statistisch signifikanten Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n<br />
Präferenzen in Bezug auf das Aussehen.<br />
Das Signifikanzniveau wird auf 5 % festgelegt. Als Stichprobenkennwerteverteilung<br />
wird eine t-Verteilung angenommen, da die Varianzen unbekannt sind und <strong>de</strong>r Stichprobenumfang<br />
gering ist.<br />
Tabelle 1:<br />
F01_05<br />
gepflegtes Äußeres<br />
F01_15<br />
gut aussehend<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Levene-Test <strong>de</strong>r<br />
Varianzgleichheit<br />
F<br />
Signifikanz<br />
,305 ,582 ,269 126 ,788<br />
17<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
T df<br />
Sig.<br />
(2-seitig)<br />
,282 92,19 ,778<br />
1,72 ,193 -,362 126 ,718<br />
-,331 65,63 ,742<br />
Der F-Test prüft die Varianzhomogenität. An <strong>de</strong>n p-Werten ist zu erkennen, dass die<br />
Varianzen gleich sind. Ein Blick auf die T-Tabelle (s.Anhang) zeigt <strong>de</strong>n theoretisch<br />
kritischen Wert. Dieser liegt bei einem einseitigen Test mit einem Signifikanzniveau<br />
von 5 % und 120 Freiheitsgra<strong>de</strong>n bei 1,658.<br />
Die empirischen T-Werte liegen bei <strong>de</strong>n Items „gepflegtes Äußeres“ und „gut aussehend“<br />
bei 0,269 bzw. –0,362. Damit liegen sie unter <strong>de</strong>m theoretisch kritischen Wert.<br />
Das Signifikanzniveau überschreitet mit 78,8 und 71,8 % die 5 %-Grenze. Die Nullhypothese<br />
muss beibehalten wer<strong>de</strong>n.
3.2.2 Hypothese II:<br />
Heterosexuelle Frauen schätzen <strong>de</strong>n materiellen Status eines möglichen<br />
Partners wichtiger ein als homosexuelle Männer.<br />
Für die zweite Hypothese gelten die gleichen Bedingungen wie für die erste. Die Nullhypothese<br />
lautet: Es gibt keinen signifikanten Unterschied bei <strong>de</strong>n Präferenzen in Bezug<br />
auf <strong>de</strong>n materiellen Status.<br />
Tabelle 2:<br />
Abhängige Variablen<br />
F01_04<br />
finanzielle<br />
Absicherung<br />
F01_08<br />
Tragen von<br />
Markenkleidung<br />
F01_16<br />
Besitz eines teuren<br />
Autos<br />
F01_19<br />
Wohneigentum<br />
F01_21<br />
exklusives Reisen<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Levene-Test <strong>de</strong>r<br />
Varianzgleichheit<br />
F<br />
3,04 ,084 -1,75 125 ,082<br />
18<br />
Signifikanz<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
T df<br />
Sig.<br />
(2-seitig)<br />
-1,65 70,35 ,103<br />
,385 ,536 ,523 125 ,602<br />
,522 81,34 ,603<br />
,244 ,622 ,549 126 ,584<br />
,569 89,32 ,571<br />
,048 ,826 -1,11 125 ,267<br />
-1,13 84,56 ,262<br />
1,11 ,295 ,288 126 ,774<br />
,279 75,43 ,781<br />
Die Varianzen sind bei allen relevanten Items gleich, wie <strong>de</strong>r F-Test zeigt. Der theoretisch<br />
kritische Wert liegt wie<strong>de</strong>rum bei 1,658; somit liegen alle empirischen T-Werte<br />
( -1.75, 0.52, 0.55, -1.11, 0.29 ) unter <strong>de</strong>m kritischen Wert. Die Signifikanzniveaus<br />
überschreiten die 5 %-Grenze. Deshalb wird die Nullhypothese beibehalten. Bei <strong>de</strong>m<br />
Item „finanzielle Absicherung“ liegt <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r weiblichen Befragten bei 3,93<br />
und <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gruppe bei 3,45. Der p-Wert liegt bei 8,2 %, so dass von <strong>de</strong>r<br />
Ten<strong>de</strong>nz gesprochen wer<strong>de</strong>n kann, dass Frauen auf diesen Aspekt etwas mehr Wert legen<br />
als homosexuelle Männer.
3.2.3 Hypothese III:<br />
Tabelle 3:<br />
F01_02<br />
Uni-<br />
Ausbildung<br />
F01_09<br />
pol.-soz.<br />
Engage-<br />
ment<br />
F01_11<br />
hohes<br />
Ansehen<br />
F01_18<br />
kulturelles<br />
Interesse<br />
F01_20<br />
pol.-ges.<br />
Interesse<br />
Heterosexuelle Frauen legen mehr Wert auf <strong>de</strong>n sozialen Status als homosexuelle<br />
Männer.<br />
F05_02 Geschlecht<br />
1 männlich<br />
2 weiblich<br />
Insgesamt<br />
1 männlich<br />
2 weiblich<br />
Insgesamt<br />
1 männlich<br />
2 weiblich<br />
Insgesamt<br />
1 männlich<br />
2 weiblich<br />
Insgesamt<br />
1 männlich<br />
2 weiblich<br />
Insgesamt<br />
Bericht<br />
Mittelwert N<br />
1,8333 42<br />
2,2093 86<br />
2,0859 128<br />
19<br />
3,0976 41<br />
2,8140 86<br />
2,9055 127<br />
2,3095 42<br />
2,5465 86<br />
2,4688 128<br />
3,9524 42<br />
3,7412 85<br />
3,8110 127<br />
3,5714 42<br />
3,5930 86<br />
3,5859 128<br />
Bei <strong>de</strong>n Mittelwerten zum sozialen Status zeigen sich beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>m Item „Universitätsausbildung“<br />
Unterschie<strong>de</strong> ( weiblich: 2,21, männlich: 1,83 ). Die statistische Prüfung<br />
soll zeigen, ob hier ein signifikanter Unterschied vorliegt. Die Bedingungen sind<br />
wie bei <strong>de</strong>n Hypothesen eins und zwei.<br />
Die Nullhypothese lautet: Es gibt keinen signifikanten Unterschied bei <strong>de</strong>n Präferenzen<br />
zum sozialen Status.
Tabelle 4:<br />
F01_02<br />
Universitätsausbildung<br />
F01_09<br />
politisch-soziales<br />
Engagement<br />
F01_11<br />
hohes Ansehen<br />
F01_18<br />
kulturelles Interesse<br />
F01_20<br />
pol.-gesellsch.<br />
Interesse<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Varianzen sind<br />
gleich<br />
Varianzen sind<br />
nicht gleich<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Levene-Test <strong>de</strong>r<br />
Varianzgleichheit<br />
F<br />
,005 ,945 -1,690 126 ,094<br />
20<br />
Signifikanz<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
T df<br />
Sig.<br />
(2-seitig)<br />
-1,671 79,119 ,099<br />
,001 ,980 1,039 125 ,301<br />
1,030 77,044 ,306<br />
1,417 ,236 -1,030 126 ,305<br />
-1,006 76,716 ,318<br />
,085 ,772 ,808 125 ,421<br />
,805 81,017 ,423<br />
,108 ,743 -,072 126 ,943<br />
-,072 82,263 ,942<br />
Der theoretisch kritische Wert liegt wie in <strong>de</strong>n Beispielen zuvor bei 1,658. Die Tabelle<br />
zeigt nur empirische T-Werte, die unterhalb dieser Grenze liegen. Die Signifikanzniveaus<br />
überschreiten ( mit 9,4 %, 30,1 %, 30,5 %, 42,1 %, 94,3 % ) die 5 %-Marke. Die<br />
Nullhypothese muss beibehalten wer<strong>de</strong>n, signifikante Unterschie<strong>de</strong> liegen nicht vor.<br />
Weil bei <strong>de</strong>m Item „Universitätsausbildung“ <strong>de</strong>r p-Wert unter 10 % liegt, kann von <strong>de</strong>r<br />
Ten<strong>de</strong>nz gesprochen wer<strong>de</strong>n, dass Frauen auf diesen Aspekt bei <strong>de</strong>r Partnerwahl etwas<br />
mehr Wert legen als homosexuelle Männer.<br />
3.2.4 Hypothese IV:<br />
Heterosexuelle Frauen legen mehr Wert auf <strong>de</strong>n Charakter eines potentiellen<br />
Partners als homosexuelle Männer.<br />
Die Mittelwerte im Säulendiagramm zu <strong>de</strong>n Charaktermerkmalen (Abbildung 8) <strong>de</strong>uten<br />
zumin<strong>de</strong>st bezüglich <strong>de</strong>r Items „temperamentvoll“ (männl. Gruppe: 3,76 / weibl. Gruppe:<br />
4,01), „intelligent“ (männl. Gruppe: 4,37 / weibl. Gruppe: 5,03) und „humorvoll“<br />
(männl. Gruppe: 5,12 / weibl. Gruppe: 5,48) auf <strong>de</strong>rartige geschlechtsspezifische Präferenzen<br />
hin. Die befragten Männer betonen dagegen sehr <strong>de</strong>n Stellenwert von Kreativität<br />
(männl. Gruppe: 4,20 / weibl. Gruppe: 3,71). Können diese Unterschie<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n<br />
Zufall abgesichert wer<strong>de</strong>n?
Es folgt die inferenzstatistische Prüfung <strong>de</strong>r Hypothese unter bestimmten Annahmen:<br />
Die unabhängige Variable „Geschlecht“ ist kategorial, und das Skalenniveau <strong>de</strong>r abhängigen<br />
Variablen – <strong>de</strong>r Items, welche die Präferenzen bezüglich <strong>de</strong>s Charakters messen<br />
sollen - ist metrisch. Ich lege das Mo<strong>de</strong>ll einer unabhängigen Zufallsstichprobe zugrun<strong>de</strong><br />
und gehe davon aus, dass die befragten Männer und Frauen aus zwei unterschiedlichen<br />
Stichproben stammen. Für diese Populationen wird eine Normalverteilung angenommen.<br />
Ein Test auf Varianzhomogenität wird durchgeführt.<br />
Die Nullhypothese lautet: Die Mittelwerte <strong>de</strong>r Populationen sind gleich, das heißt es<br />
gibt keine statistisch signifikanten Unterschie<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Präferenzen von heterosexuellen<br />
Frauen und homosexuellen Männern bei <strong>de</strong>n fokussierten Items.<br />
Ich lege ein Signifikanzniveau von 5 % fest und teste beidseitig, obwohl die Alternativhypothese<br />
gerichtet ist. Im oben genannten Säulendiagramm sind Abweichungen in<br />
bei<strong>de</strong> Richtungen erkennbar und ich habe mich entschlossen, auch das Item „kreativ“ in<br />
die Prüfung mit einzubeziehen.<br />
Als Stichprobenkennwerteverteilung wird eine t-Verteilung angenommen, da die Varianzen<br />
unbekannt sind und <strong>de</strong>r Stichprobenumfang gering ist.<br />
Die Berechnung <strong>de</strong>r Teststatistik setzt zunächst eine Prüfung auf Varianzhomogenität,<br />
<strong>de</strong>n sogenannten F-Test, voraus.<br />
Tabelle 5:<br />
F01_03 kreativ<br />
F01_06 temperamentvoll<br />
F01_10 intelligent<br />
F01_17 humorvoll<br />
Test bei unabhängigen Stichproben<br />
Varianzen sind gleich<br />
Varianzen sind nicht<br />
gleich<br />
Varianzen sind gleich<br />
Varianzen sind nicht<br />
gleich<br />
Varianzen sind gleich<br />
Varianzen sind nicht<br />
gleich<br />
Varianzen sind gleich<br />
Varianzen sind nicht<br />
gleich<br />
21<br />
Levene-Test <strong>de</strong>r<br />
Varianz- gleichheit<br />
F<br />
Signifikanz<br />
T<br />
T-Test für die<br />
Mittelwertgleichheit<br />
df<br />
Sig.<br />
(2-seitig)<br />
,500 ,481 2,011 123 ,047*<br />
1,915 67,987 ,060<br />
8,498 ,004* -1,046 126 ,298<br />
-,949 64,241 ,346<br />
10,275 ,002* -3,112 125 ,002<br />
-2,679 56,242 ,010*<br />
,417 ,520 -2,051 125 ,042<br />
-1,972 71,528 ,052
An <strong>de</strong>n p-Werten erkenne ich, dass die Varianzen bei <strong>de</strong>n Items „kreativ“ und „humorvoll“<br />
für bei<strong>de</strong> Populationen gleich sind, während die Varianzen bei <strong>de</strong>n Items “temperamentvoll“<br />
und „intelligent“ in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Grundgesamtheiten nicht gleich sind. Dieser<br />
Faktor ist bei <strong>de</strong>r Interpretation <strong>de</strong>r T-Werte zu berücksichtigen.<br />
Die Tabelle enthält die zur Entscheidung über die Nullhypothese erfor<strong>de</strong>rlichen Informationen.<br />
Bei einem zweiseitigem Test, einem Signifikanzniveau von 5 % und 120<br />
Freiheitsgra<strong>de</strong>n (die von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r befragten Personen abhängen), ergibt sich als<br />
theoretisch kritischer Wert an <strong>de</strong>r unteren Grenze –1,980 und an <strong>de</strong>r oberen Grenze<br />
1,980. Diese Werte entnehme ich <strong>de</strong>r Tabelle <strong>de</strong>r t-Verteilung im Anhang. Die komplementären<br />
Zahlen beruhen auf <strong>de</strong>r Symmetrie <strong>de</strong>r t-Verteilung. Bei einer hohen Anzahl<br />
von Freiheitsgra<strong>de</strong>n geht die t-Verteilung zu<strong>de</strong>m in eine z-Verteilung über.<br />
Der empirische T-Wert <strong>de</strong>s Items „kreativ“ liegt mit 2,011 knapp über <strong>de</strong>m theoretisch<br />
kritischen Wert. Die Irrtumswahrscheinlichkeit von 4,7 % unterschreitet das festgelegte<br />
Signifikanzniveau, so dass die Nullhypothese verworfen wer<strong>de</strong>n muss. Der Unterschied<br />
bei <strong>de</strong>n Präferenzen von homosexuellen Männern und heterosexuellen Frauen bezüglich<br />
<strong>de</strong>s Items „kreativ“ ist statistisch signifikant. Die Männer präferieren diesen Charakterzug<br />
stärker als die Frauen.<br />
Der empirische Wert bei <strong>de</strong>m Item „temperamentvoll“ liegt innerhalb <strong>de</strong>s Bereichs, für<br />
<strong>de</strong>n die Nullhypothese gilt.<br />
Bei „intelligent“ und „humorvoll“ liegen die empirischen T-Werte mit –3,112 bzw.<br />
–2,051 unter <strong>de</strong>m theoretisch kritischen Wert. Die Irrtumswahrscheinlichkeiten erreichen<br />
auch hier nicht das 5 %-Niveau; beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r p-Wert von 0,01 bei <strong>de</strong>m Item „intelligent“<br />
ist auffällig. Die Nullhypothese muss also verworfen wer<strong>de</strong>n, das heißt, dass<br />
ein statistisch signifikanter Unterschied besteht und dass heterosexuelle Frauen scheinbar<br />
mehr Wert auf Intelligenz und Humor eines potentiellen Partners legen als homosexuelle<br />
Männer.<br />
Der PRE-Koeffizient Eta-Quadrat gibt Aufschluss darüber, wie sehr man bei Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r unabhängigen Variable – in diesem Falle <strong>de</strong>s Geschlechts – <strong>de</strong>n Fehler bei <strong>de</strong>r Vorhersage<br />
<strong>de</strong>r Ausprägung <strong>de</strong>r abhängigen Variable reduzieren kann. Da das unabhängige<br />
Merkmal nominalskaliert ist, kann man die Richtung <strong>de</strong>s Zusammenhangs angeben. Als<br />
Maß für die Stärke <strong>de</strong>s Zusammenhangs dient die Quadratwurzel Eta.<br />
Die Eta-Werte für die überprüften Zusammenhänge betragen 0,178 („kreativ“), 0,268<br />
(„intelligent“) und 0,180 („humorvoll“) und sind somit relativ schwach ausgeprägt.<br />
3.2.5 Hypothese V:<br />
Es gibt Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Bindungsstilen von heterosexuellen Frauen und<br />
homosexuellen Männern.<br />
Diese Hypothese baut auf <strong>de</strong>n Ergebnissen von Frage 4 (Vgl. Abbildung 12) auf, die<br />
schon im <strong>uni</strong>variaten Teil ange<strong>de</strong>utet wur<strong>de</strong>n. Zur inferenzstatistischen Prüfung <strong>de</strong>r<br />
Unterschie<strong>de</strong> müssen auch hier bestimmte Annahmen <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n: Die Skalen sind<br />
bei<strong>de</strong> nominal ausgerichtet, das heißt, dass sowohl die unabhängige (Geschlecht) als<br />
22
auch die abhängige Variable (Bindungsstil) kategoriale Variablen sind. Es gilt das Mo<strong>de</strong>ll<br />
unabhängiger Zufallsstichproben.<br />
Die Nullhypothese lautet: Die Bindungsstile von heterosexuellen Frauen und homosexuellen<br />
Männern unterschei<strong>de</strong>n sich nicht.<br />
Ich lege ein Signifikanzniveau von 5 % fest und teste beidseitig, weil die Alternativhypothese<br />
ungerichtet ist. Als Prüfgröße dient die Chi-Quadrat-Verteilung.<br />
Tabelle 6:<br />
F04<br />
Bindungsstil<br />
Gesamt<br />
1<br />
sicher<br />
2<br />
ängstlich-<br />
ambivalent<br />
3<br />
ängstlich-<br />
vermei<strong>de</strong>nd<br />
4<br />
gleichgültig-<br />
vermei<strong>de</strong>nd<br />
F04 Bindungsstil * F05_02 Geschlecht Kreuztabelle<br />
Anzahl<br />
% von F05_02 Geschlecht<br />
Standardisierte Residuen<br />
Anzahl<br />
% von F05_02 Geschlecht<br />
Standardisierte Residuen<br />
Anzahl<br />
% von F05_02 Geschlecht<br />
Standardisierte Residuen<br />
Anzahl<br />
% von F05_02 Geschlecht<br />
Standardisierte Residuen<br />
Anzahl<br />
% von F05_02 Geschlecht<br />
23<br />
F05_02 Geschlecht<br />
1 2<br />
männlich weiblich Gesamt<br />
14 42 56<br />
35,9% 48,8% 44,8%<br />
-,8 ,6<br />
15 8 23<br />
38,5% 9,3% 18,4%<br />
2,9 -2,0<br />
7 30 37<br />
17,9% 34,9% 29,6%<br />
-1,3 ,9<br />
3 6 9<br />
7,7% 7,0% 7,2%<br />
,1 -,1<br />
39 86 125<br />
100,0% 100,0% 100,0%<br />
Sind diese Unterschie<strong>de</strong> zufällig? Im Folgen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>finiere ich <strong>de</strong>n Ablehnungsbereich<br />
<strong>de</strong>r Nullhypothese. Die Zahl <strong>de</strong>r Freiheitsgra<strong>de</strong> hängt von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r möglichen<br />
Ausprägungen <strong>de</strong>r abhängigen Variablen ab, in diesem Beispiel von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Bindungsstile. Allgemein gilt die Formel: df = (Spalten – 1) * (Zellen – 1). Im vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Fall muss also von drei Freiheitsgra<strong>de</strong>n ausgegangen wer<strong>de</strong>n. Der kritische<br />
Wert liegt bei drei Freiheitsgra<strong>de</strong>n und einer 5 %-igen Irrtumswahrscheinlichkeit bei<br />
7,81. Gilt in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit die Nullhypothese, dann sind Chi-Quadrat-Werte<br />
größer als 7,81 unwahrscheinlicher als 5 %. Die Nullhypothese lehnen wir also unter<br />
<strong>de</strong>n gegebenen Umstän<strong>de</strong>n ab, wenn in <strong>de</strong>r Stichprobe ein Chi-Quadrat-Wert ermittelt<br />
wird, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n theoretisch kritischen Wert überschreitet.<br />
Es folgt die Berechnung <strong>de</strong>r Teststatistik und die Entscheidung über die Nullhypothese.
Tabelle 7:<br />
Chi-Quadrat nach<br />
Pearson<br />
Likelihood-Quotient<br />
Zusammenhang<br />
linear-mit-linear<br />
Anzahl <strong>de</strong>r gültigen Fälle<br />
Chi-Quadrat-Tests<br />
Wert df<br />
16,021 a<br />
24<br />
3 ,001*<br />
15,121 3 ,002<br />
,017 1 ,896<br />
125<br />
Asymptotisch<br />
e Signifikanz<br />
(2-seitig)<br />
a. 1 Zellen (12,5%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5.<br />
Die minimale erwartete Häufigkeit ist 2,81.<br />
Der empirische Chi-Quadrat-Wert liegt bei 16,021 und somit <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m kritischen<br />
Wert. Die SPSS-Tabelle zeigt die genaue Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,001,<br />
während ich ein Signifikanzniveau von 0,05 festgelegt habe. Ist <strong>de</strong>r p-Wert kleiner als<br />
das gewählte Signifikanzniveau, wird die Nullhypothese verworfen.<br />
Mithilfe <strong>de</strong>s Chi-Quadrat-Tests habe ich festgestellt, dass es einen statistisch sehr signifikanten<br />
Zusammenhang zwischen Geschlecht und Bindungsstil gibt. Über die Stärke<br />
dieser Korrelation gibt das Zusammenhangsmaß Cramers V Aufschluss.<br />
Tabelle 8:<br />
Nominal- bzgl.<br />
Nominalmaß<br />
Anzahl <strong>de</strong>r gültigen Fälle<br />
Symmetrische Maße<br />
Phi<br />
Cramer-V<br />
a. Die Null-Hyphothese wird nicht angenommen.<br />
Näherung<br />
sweise<br />
Wert Signifikanz<br />
,358 ,001*<br />
,358 ,001*<br />
125<br />
b. Unter Annahme <strong>de</strong>r Null-Hyphothese wird <strong>de</strong>r asymptotische<br />
Standardfehler verwen<strong>de</strong>t.<br />
Ein Wert von 0,358 weist in <strong>de</strong>n Sozialwissenschaften auf einen starken Zusammenhang<br />
hin (Gehring und Weins, 2002, S. 123).
Das PRE-Maß lamda misst die Stärke <strong>de</strong>r Korrelation von zwei Variablen daran, wie<br />
gut <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r abhängigen Variable durch die Kenntnis <strong>de</strong>r Ausprägung <strong>de</strong>r unabhängigen<br />
Variable – in unserer Studie <strong>de</strong>s Geschlechts – vorhergesagt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Tabelle 9:<br />
Nominal- bzgl.<br />
Nominalmaß<br />
Lambda<br />
Goodman-und<br />
-Kruskal-Tau<br />
Richtungsmaße<br />
Symmetrisch<br />
F04 Bindungsstil<br />
abhängig<br />
F05_02 Geschlecht<br />
abhängig<br />
F04 Bindungsstil<br />
abhängig<br />
F05_02 Geschlecht<br />
abhängig<br />
a. Die Null-Hyphothese wird nicht angenommen.<br />
25<br />
Wert<br />
Asymptotischer<br />
Standardfehler a<br />
Näherungsweises<br />
T b<br />
Näherungsweise<br />
Signifikanz<br />
,074 ,081 ,886 ,375<br />
,014 ,077 ,186 ,853<br />
,179 ,111 1,472 ,141<br />
,042 ,023 ,001 c<br />
,128 ,063 ,001 c<br />
b. Unter Annahme <strong>de</strong>r Null-Hyphothese wird <strong>de</strong>r asymptotische Standardfehler<br />
verwen<strong>de</strong>t.<br />
c. Basierend auf Chi-Quadrat-Näherung<br />
In diesem Fall wird <strong>de</strong>r Fehler bei <strong>de</strong>r Prognose <strong>de</strong>s Bindungsstils nur um 1,4 % verringert.<br />
Die standardisierten Residuen in <strong>de</strong>r Kreuztabelle (Tabelle 6) zeigen, wo die geschlechtsspezifischen<br />
Unterschie<strong>de</strong> genau liegen: Nehmen die standardisierten Residuen<br />
Werte von unter –2 bzw. über +2 an, so kann man von einem statistisch signifikanten<br />
Unterschied sprechen. So ist <strong>de</strong>r Tabelle zu entnehmen, dass nur 9,3 % <strong>de</strong>r Frauen, jedoch<br />
38,5 % <strong>de</strong>r Männer einen ängstlich-ambivalenten Bindungsstil angaben.
4. Diskussion<br />
Zuerst nehmen wir Stellung zur Durchführung <strong>de</strong>r Befragung und <strong>de</strong>m Rücklauf <strong>de</strong>r<br />
Fragebögen; – das heißt zur Zusammensetzung <strong>de</strong>r Stichprobengesamtheit. Das angestrebte<br />
Verhältnis von 50 zu 50 konnten wir trotz intensiver Bemühungen gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r<br />
Befragung <strong>de</strong>r homosexuellen Männer nicht erreichen. Wie bereits im Metho<strong>de</strong>nteil<br />
ange<strong>de</strong>utet wird, war <strong>de</strong>r Rücklauf hier beson<strong>de</strong>rs schlecht, obwohl diejenigen, die wir<br />
direkt befragten, sehr bereitwillig kooperierten. Außer<strong>de</strong>m war die Zielgruppe schwer<br />
zu erreichen. Aufgrund <strong>de</strong>ssen mussten wir auch beim Alter <strong>de</strong>r Befragten Kompromisse<br />
machen: Ursprünglich wollten wir nur Personen im Alter von 20 bis 40 befragen.<br />
Die Tatsache, dass <strong>de</strong>utlich mehr Frauen als homosexuelle Männer zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Befragung eine feste Beziehung führten, begrün<strong>de</strong>n wir damit, dass es für Homosexuelle<br />
noch immer schwieriger ist, einen geeigneten Partner zu fin<strong>de</strong>n, weil eine homosexuelle<br />
Orientierung nun einmal die Grundvoraussetzung dafür ist und es wesentlich<br />
mehr heterosexuelle Männer gibt.<br />
Es folgt die Diskussion <strong>de</strong>r Ergebnisse von Frage 1. Wir kommen zu einer ähnlichen<br />
Rangfolge wie Borkenau in seiner Studie „Reicher Mann und schöne Frau? Zwei Studien<br />
zu Geschlechtsunterschie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Partnerpräferenz“ (1993). Wie im Einleitungstext<br />
beschrieben, nehmen wir nur Bezug auf die zweite Studie dieser Veröffentlichung.<br />
Um <strong>de</strong>n direkten Vergleich herstellen zu können, haben wir ausschließlich die zu Borkenaus<br />
Studie parallelen Items ausgewählt. Bei <strong>de</strong>r Interpretation <strong>de</strong>r Zahlen ist zu berücksichtigen,<br />
dass <strong>de</strong>r Wissenschaftler in seiner Untersuchung die Befragten eine<br />
Rangreihe von 16 Merkmalen erstellen ließ. Die sieben von Borkenau verwen<strong>de</strong>ten<br />
Items „verständnisvoll“, „religiös“, „kreativ“, „intelligent“, „ausgeglichen“, „humorvoll“<br />
und „aufrichtig“ fassen wir analog zu unserer Kategorie „Charakter“ zusammen.<br />
Die Mittelwerte betragen bei Borkenau für die Gruppe <strong>de</strong>r heterosexuellen Frauen 6,31<br />
und für die Gruppe <strong>de</strong>r heterosexuellen Männer 6,37.<br />
Das Item „gut aussehend“ dient als Indikator für <strong>de</strong>n Stellenwert <strong>de</strong>r Kategorie „Aussehen“.<br />
Hier liegen die Mittelwerte bei 9,4 (Urteil <strong>de</strong>r Frauen) bzw. 6,4 (Urteil <strong>de</strong>r Männer).<br />
Der Stellenwert <strong>de</strong>r Kategorie „sozialer Status“ wird mithilfe <strong>de</strong>r drei Items „Universitätsausbildung“,<br />
„kulturelles Interesse“ und „hohes Ansehen“ ermittelt. Die Mittelwerte<br />
sind mit 11,3 bei <strong>de</strong>n Frauen und 11,9 bei <strong>de</strong>n Männern für bei<strong>de</strong> Gruppen nahezu<br />
i<strong>de</strong>ntisch. Die Kategorie „materieller Status“ wird mit <strong>de</strong>m Item „finanzielle Absicherung“<br />
erfasst, wobei die Frauen diesen Aspekt durchschnittlich mit 12,3 und die<br />
Männer mit 12,9 bewerteten.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Tatsache, dass Borkenau von <strong>de</strong>n befragten Studieren<strong>de</strong>n eine Rangfolge<br />
erstellen ließ, drücken geringe Werte einen hohen Stellenwert aus. Folgen<strong>de</strong> Rangreihe<br />
lässt sich aus <strong>de</strong>n Ergebnissen ableiten:<br />
1. „Charakter“<br />
2. „Aussehen“<br />
3. „sozialer Status“<br />
4. „materieller Status“.<br />
Für unsere Stichprobe ergibt sich eine an<strong>de</strong>re Reihenfolge.<br />
26
Mittelwert<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Abbildung 13: Neu <strong>de</strong>finierte Kategorien mit Persönlichkeitsmerkmalen<br />
Wie aus <strong>de</strong>r Graphik ersichtlich, sind die Rangfolgen für bei<strong>de</strong> Geschlechter gleich; hier<br />
besteht also kein Unterschied zu <strong>de</strong>n Ergebnissen Borkenaus. Allerdings fällt auf, dass<br />
die letzten bei<strong>de</strong>n Ränge vertauscht sind. Unerwartet ist das Ergebnis, dass sowohl<br />
Männer als auch Frauen in unserer Studie materielle Sicherheiten eines Partners höher<br />
schätzen als soziale Statusaspekte wie Bildung und hohes Ansehen.<br />
Beim direkten Vergleich <strong>de</strong>r Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass Borkenau ausschließlich<br />
heterosexuelle Proban<strong>de</strong>n befragte, wohingegen die Männer unserer Untersuchung<br />
homosexuell sind.<br />
Während Borkenau seine Hypothese bestätigen konnte, Männer legten mehr Wert auf<br />
die physische Attraktivität ihrer Partnerin als Frauen auf diejenige ihres Partners, gehen<br />
aus unseren Ergebnissen diesbezüglich keine geschlechtsspezifischen Präferenzen hervor.<br />
Wie wir auch in unserem Hypothesentest (Kapitel 3.2, 1.Hypothese) herausgefun<strong>de</strong>n<br />
haben, beurteilen homosexuelle Männer das Aussehen eines potentiellen Partners<br />
als genauso wichtig wie heterosexuelle Frauen.<br />
Die Graphik zeigt geringfügig höhere Mittelwerte bei <strong>de</strong>n Frauen in allen Kategorien.<br />
Der zweite Hypothesentest zeigt, dass die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Beurteilung<br />
<strong>de</strong>s materiellen Status statistisch nicht signifikant ist. Zum selben Resultat führt<br />
<strong>de</strong>r dritte inferenzstatistische Test, <strong>de</strong>r sich auf <strong>de</strong>n sozialen Status bezieht.<br />
Das Ergebnis <strong>de</strong>s vierten Hypothesentests zeigt statistisch signifikante Differenzen nur<br />
für drei <strong>de</strong>r Items, die in diesem Vergleich unter <strong>de</strong>r Kategorie „Charakter“ subsumiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Dass Homosexuelle die Kreativität eines potentiellen Partners durchschnittlich<br />
wesentlich höher bewerten als heterosexuelle Frauen, assoziieren wir mit <strong>de</strong>m häufig<br />
außergewöhnlichen Lebensstil dieser Gruppe. Die Tatsache, dass die Frauen unserer<br />
Stichprobe Intelligenz und Humor eines potentiellen Partners relativ wichtig fin<strong>de</strong>n,<br />
27<br />
Aussehen<br />
Charakter<br />
sozialer Status<br />
materieller Status
lässt sich gut mit <strong>de</strong>r evolutionspsychologischen Theorie, die wir im ersten Teil <strong>de</strong>s<br />
Berichts erläutert haben, vereinbaren. Im Falle einer Familiengründung könnten diese<br />
Persönlichkeitsmerkmale wünschenswerte Eigenschaften eines Vaters sein.<br />
Die folgen<strong>de</strong> Graphik veranschaulicht nochmals die Rangfolge <strong>de</strong>r Persönlichkeitsmerkmale,<br />
wie sie aus <strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Originalkategorien zusammengefügten Items <strong>de</strong>s<br />
Fragebogens hervorgeht. Interessant ist die Tatsache, dass hier das Aussehen als wichtigster<br />
Aspekt bei <strong>de</strong>r Partnerwahl beurteilt wird, gefolgt von <strong>de</strong>n Kategorien „Charakter“,<br />
„sozialer Status“ und erst an letzter Stelle <strong>de</strong>r materielle Status. Diese grundlegend<br />
an<strong>de</strong>re Reihenfolge als bei Borkenau und bei unseren neu <strong>de</strong>finierten Kategorien ist<br />
sicherlich darauf zurückzuführen, dass in <strong>de</strong>n Originalkategorien eine höhere Itemanzahl<br />
vorliegt. Wir vermuten, dass bei <strong>de</strong>r Kategorie „Aussehen“ <strong>de</strong>r Unterschied durch<br />
das Item „gepflegtes Äußeres“ bedingt ist, weil <strong>de</strong>r Mittelwert hier bei 5,20 und bei <strong>de</strong>m<br />
Item „gut aussehend“ nur bei 4,27 liegt.<br />
Mittelwert<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Abbildung 14: Originalkategorien mit Persönlichkeitsmerkmalen<br />
In <strong>de</strong>r Originalkategorie „sozialer Status“ sind fünf Items zusammengefasst, wohingegen<br />
es für <strong>de</strong>n Borkenau-Vergleich nur drei sind. Als noch problematischer beurteilen<br />
wir aber <strong>de</strong>n Sachverhalt, dass im Borkenau-Vergleich das Item „finanzielle Absicherung“<br />
bzw. „gutes Einkommen“ als einziger Indikator für <strong>de</strong>n materiellen Status dient.<br />
In Abbildung 6 (s.S.10) fällt auf, dass nur dieses Item von insgesamt fünf bei bei<strong>de</strong>n<br />
Geschlechtern einen relativ hohen Mittelwert (in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Männer 3,45 und in<br />
<strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Frauen 3,93) erreicht. Alle an<strong>de</strong>ren Items dieser Kategorie wer<strong>de</strong>n eher<br />
mit Statussymbolen und Luxus assoziiert.<br />
Wir gehen davon aus, dass ein ausgewogenes Verhältnis und eine ausreichend hohe<br />
Itemanzahl pro Kategorie die Aussagekraft eines Vergleichs zwischen <strong>de</strong>n Kategorien<br />
verstärkt; natürlich vorausgesetzt, dass die Items messen, was zu messen beabsichtigt<br />
ist. Aufgrund <strong>de</strong>ssen räumen wir <strong>de</strong>n Ergebnissen unserer Originalkategorien einen hö-<br />
28<br />
Aussehen<br />
Charakter<br />
sozialer Status<br />
materieller Status
heren Stellenwert ein und sehen eine Parallele zu Beobachtungsstudien (Vgl. Kapitel 1),<br />
in <strong>de</strong>nen herausgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>, dass das Aussehen bei <strong>de</strong>r Partnerwahl <strong>de</strong>r ausschlaggeben<strong>de</strong><br />
Faktor ist.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n diskutieren wir die Ergebnisse bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Körperschemata<br />
(Frage 2) durch die Befragten. Beim direkten Vergleich mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Singh-<br />
Studie sind zwei Aspekte beson<strong>de</strong>rs zu berücksichtigen: Zum einen befragte die Wissenschaftlerin<br />
nur heterosexuelle Frauen, zum an<strong>de</strong>ren ließ sie - wie im Metho<strong>de</strong>nteil<br />
beschrieben – eine Rangfolge aller Figuren erstellen. Im Gesamtbild weichen die Urteile<br />
unserer Befragten nicht beson<strong>de</strong>rs stark von <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r Vergleichsstudie ab.<br />
In bei<strong>de</strong>n Studien wur<strong>de</strong> Figur Nummer 7 als die attraktivste beurteilt. Sie wur<strong>de</strong> bei<br />
Singh von 75 % (1995, S. 1092) und bei uns von nur 52,8 % <strong>de</strong>r Teilnehmen<strong>de</strong>n als<br />
solche gesehen. In unserer Untersuchung fielen mit jeweils 16 % relativ viele Attraktivitätsurteile<br />
auf die Figuren 3 und 8, während diese bei Singh wesentlich seltener auf<br />
Rang 1 gewählt wur<strong>de</strong>n.<br />
Figur Nummer 9 wur<strong>de</strong> in bei<strong>de</strong>n Studien als am unattraktivsten bewertet. Die Proban<strong>de</strong>n<br />
in unserer Studie urteilten diesbezüglich homogener: 77 % <strong>de</strong>r Urteile unter <strong>de</strong>n<br />
Bedingungen unserer Erhebung stehen 44 % <strong>de</strong>r Befragten in <strong>de</strong>r Singh-Studie gegenüber,<br />
die dieses Figurschema auf <strong>de</strong>n letzten Rang verwiesen. Bei<strong>de</strong> Studien haben gemeinsam,<br />
dass die am negativsten bewerteten Figuren einen typisch weiblichen WHR<br />
aufweisen.<br />
Bezüglich <strong>de</strong>r Gewichtsdimension kann man festhalten, dass in <strong>de</strong>r Singh-Studie die<br />
Normalgewichtigen als Gruppe insgesamt als attraktiver wahrgenommen wur<strong>de</strong>n als<br />
Übergewichtige, und die Untergewichtigen als am wenigsten attraktiv eingestuft wur<strong>de</strong>n.<br />
Unsere Befragten beurteilten hingegen im Vergleich zu <strong>de</strong>n Übergewichtigen die<br />
Untergewichtigen als attraktiver.<br />
Kommen wir zur Diskussion <strong>de</strong>r 3. Frage, bei <strong>de</strong>r es um die Be<strong>de</strong>utung von Beziehungsaspekten<br />
geht. Wie schon in <strong>de</strong>r <strong>uni</strong>variaten Analyse <strong>de</strong>utlich wur<strong>de</strong>, fielen die<br />
Mittelwerte bei allen Items relativ hoch aus, was auf eine Zustimmungsten<strong>de</strong>nz hinweist.<br />
Erstaunlicherweise fällt die Rangfolge <strong>de</strong>r Aspekte in unserer Befragung drastisch an<strong>de</strong>rs<br />
aus als in <strong>de</strong>r Studie „Dimensions of Relationship Quality“ (2002) von Hassebrauck<br />
und Fehr. Deren Resultate zeigen, dass die Befragten <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r „Intimität“<br />
<strong>de</strong>n höchsten Stellenwert einräumten, gefolgt von „Übereinstimmung“ und auf<br />
<strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Rängen mit nahezu gleichen Anteilen „Unabhängigkeit“ und „Sexualität“.<br />
Gemäß unserer Daten ergibt sich diese Reihenfolge:<br />
1. „Intimität<br />
2. „Sexualität“<br />
3. „Unabhängigkeit“<br />
4. „Übereinstimmung“.<br />
29
Mittelwert<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5<br />
6,5<br />
6,3<br />
6,0<br />
männlich<br />
4,8<br />
weiblich<br />
Abbildung 15: Beurteilung <strong>de</strong>r Beziehungsaspekte<br />
6,6<br />
6,2<br />
6,1<br />
5,0<br />
Die Graphik dient zur Veranschaulichung <strong>de</strong>r Tatsache, dass <strong>de</strong>r hohe Stellenwert von<br />
Sexualität nicht auf die Urteile <strong>de</strong>r befragten homosexuellen Männer zurückzuführen<br />
ist, obwohl das Alltagsklischee diese Vermutung zunächst nahe legte. Bemerkenswert<br />
fin<strong>de</strong>n wir, dass die Frauen auf diesen Aspekt fast genauso viel Wert legen und dass im<br />
Gesamtbild <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r Übereinstimmung einen relativ geringen Mittelswert erreicht.<br />
Diese Ergebnisse weisen auf ein soli<strong>de</strong>s Selbstbewusstsein unserer Befragten<br />
hin.<br />
Mithilfe <strong>de</strong>s 5. Hypothesentests haben wir signifikante geschlechtsspezifische Unterschie<strong>de</strong><br />
bei <strong>de</strong>n Bindungsstilen gefun<strong>de</strong>n. Homosexuelle Männer gaben überdurchschnittlich<br />
häufig einen ängstlich-ambivalenten Bindungsstil an. Eine mögliche Begründung<br />
dafür ist, dass sie stets Gefahr laufen, sich in sexuell an<strong>de</strong>rs orientierte Männer<br />
zu verlieben. Durch die Erfahrung o<strong>de</strong>r auch nur die Befürchtung, abgewiesen zu<br />
wer<strong>de</strong>n, neigen sie wahrscheinlich eher als heterosexuelle Frauen dazu, einen ängstlichambivalenten<br />
Bindungsstil zu entwickeln.<br />
Zuletzt wollen wir noch einmal darauf hinweisen, dass aufgrund <strong>de</strong>r geringen Auswahlgesamtheit<br />
und <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stichprobenauswahl die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie nicht<br />
repräsentativ und einige inferenzstatistische Verfahren eigentlich nicht anwendbar sind.<br />
Deshalb wäre es interessant, weitere Untersuchungen dieser Art durchzuführen, um zu<br />
prüfen, ob die teilweise überraschen<strong>de</strong>n Ergebnisse replizierbar sind.<br />
30<br />
Intimität<br />
Sexualität<br />
Unabhängigkeit<br />
Übereinstimmung
Literaturverzeichnis<br />
Borkenau, P. (1993). Reicher Mann und schöne Frau? Zeitschrift für Sozialpsychologie,<br />
24, 289-297.<br />
Gehring, U.W. & Weins, C. (2002). Grundkurs Statistik für Politologen<br />
(3. Aufl.). Opla<strong>de</strong>n: West<strong>de</strong>utscher Verlag.<br />
Hassebrauck, M. (1990). Wer sucht wen? Eine inhaltsanalytische Untersuchung<br />
von Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen. Zeitschrift für Sozialpsychologie,<br />
21, 101-112.<br />
Hassebrauck, M. & Küpper, B. (2002). Warum wir aufeinan<strong>de</strong>r fliegen.<br />
Die Gesetze <strong>de</strong>r Partnerwahl. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag.<br />
Hassebrauck, M. & Fehr, B. (2002). Dimensions of relationship qualitity.<br />
Personal Relationships. Online-Dokument.<br />
Singh, D. (1995). Female judgment of male attractiveness and <strong>de</strong>sirability<br />
for relationships: Role of waist-to-hip ratio and financial status. Journal of<br />
Personality and Social Psychology, 69, 1089-1101.<br />
31