Blutige Mode - Schule für Sozialbegleitung
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<strong>Schule</strong> <strong>für</strong> <strong>Sozialbegleitung</strong><br />
behaupten, dass Selbstverletzung nicht ungedingt von anderen abgeschaut werden muss,<br />
sondern durchaus auch selbst ‚erfunden’ werden kann.<br />
4.4 Psychoanalytische Theorien<br />
Die meisten psychoanalytischen Theorien gehen davon aus, dass das selbstverletzende<br />
Verhalten durch negative Erfahrungen in der Kindheit, durch Missbrauch oder dergleichen<br />
entsteht. Viele Betroffene waren der ‚emotionalen Deprivation 10 ’ und Vernachlässigung<br />
ausgesetzt. Das bedeutet, dass die Eltern emotional nicht genügend <strong>für</strong> das Kind da waren (vgl.<br />
Eckhardt 1994, S. 104).<br />
Sachsse (vgl. 1998, S.98) berichtet, dass Deprivationserfahrungen und Kindesmisshandlungen<br />
zu einem ‚kumulativen Trauma’ führen, das folgende Konsequenz nach sich zieht:<br />
„Teile des Ich erfahren eine seelische Frühreifung, verbunden mit einer Flucht aus der<br />
Symbiose in die Autarkie. Andere Ich-Anteile bleiben in einer archaischen Abhängigkeit fixiert,<br />
suchen Einheit mit einem symbiotischen Mutterobjekt und erfahren so keine Entwicklung. Da<br />
durch die Traumatisierung der kindliche Reizschutz wiederholt durchbrochen wurde, ist das<br />
Körper-Ich in seiner Ausbildung besonders gestört. Entscheidend <strong>für</strong> die spätere Symptomatik<br />
ist, dass der Körper von Anfang an nicht ins Selbst integriert werden kann, dem er eigentlich<br />
zuzurechnen ist“ (Sachsse 1998, S. 98).<br />
Das Zitat von Sachsse ist so zu verstehen, dass sich der selbstverletzende Mensch einerseits<br />
aus der Abhängigkeit von der allmächtigen Mutter befreien will, andererseits aber die<br />
Zusammengehörigkeit mit der Mutter aufrechterhält und sich nicht optimal entwickeln kann.<br />
Durch wiederholte Missbrauchserfahrungen konnte der eigene Körper nicht ins Selbst integriert<br />
werden. Somit kann mit dem Körper alles gemacht werden, denn er stellt nur eine Hülle dar, die<br />
erst wieder durch Schmerzen gespürt werden kann.<br />
10 Deprivation (von lateinisch de-„privare” = berauben) bezeichnet allgemein den Zustand der<br />
Entbehrung, eines Entzuges oder der Isolation von etwas Vertrautem, eines Verlustes, eines Mangels<br />
oder das Gefühl einer (sozialen) Benachteiligung. (http://de.wikipedia.org/wiki/Deprivation 12.01.09 )<br />
Abschlussarbeit, Edith Rosenberg, 2006/A<br />
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