Klassenführung an HASCH und HAK - Institut für Unterrichts- und ...
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• Szene 2: Zwei <strong>an</strong>dere Lehrer schlendern während dessen den G<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g, offensichtlich<br />
gut gelaunt, holen <strong>Unterrichts</strong>material aus dem Lehrmittelzimmer, verabreden sich noch<br />
<strong>für</strong> den Nachmittag <strong>und</strong> betreten d<strong>an</strong>n ihre Klassen. Bei einem von ihnen scheint das die<br />
Schüler nicht sonderlich zu beeindrucken: Ihre Unterhaltung wird kaum leiser <strong>und</strong> der<br />
Lehrer hat Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Sein Kollege ist in der Zwischenzeit schon<br />
wieder auf dem Weg zurück ins Lehrerzimmer: Angesichts des leeren Klassenraums hat er<br />
sich erinnert, dass seine Schüler heute mit einer Kollegin auf Exkursion sind. Unterwegs<br />
begegnet er einer Schülerin, die ebenfalls auf den Exkursionstermin vergessen hat <strong>und</strong> nun<br />
ratlos ist, was sie tun soll.<br />
• Szene 3: Im Weitergehen stößt m<strong>an</strong> auf einige Schüler, die unterwegs in die Bibliothek<br />
sind, wo sie sich mit Büchern eindecken, um <strong>an</strong> ihrem Projekt weiter zu arbeiten. In einer<br />
Nische am G<strong>an</strong>g vor der Klasse sitzt eine Gruppe bereits bei der Arbeit, während m<strong>an</strong><br />
durch die offene Klassenzimmertür mitbekommt, wie die Lehrerin mit zwei Schülern die<br />
nächsten Arbeitsschritte berät. Die Lehrerin muss wohl schon beim ersten Läuten in der<br />
Klasse gewesen sein, sonst wäre es nicht möglich, dass zu dieser Zeit der Unterricht bereits<br />
läuft. Oder haben die Schüler auch ohne Anwesenheit der Lehrerin <strong>an</strong> ihrem Projekt<br />
weitergearbeitet?<br />
2 Betrachtungsweisen<br />
2.1 Die Suche nach den Ursachen<br />
Die vorhin geschilderten Verhaltensweisen der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler (<strong>und</strong> auch die ihrer<br />
Lehrpersonen) erlauben unterschiedliche Betrachtungsweisen, einfachere <strong>und</strong> komplexere:<br />
• Eine einfache Sichtweise ist es, jede der h<strong>an</strong>delnden Personen zunächst einmal <strong>für</strong> sich zu<br />
betrachten: den Schüler, der seine Hausaufgabe nicht vorweisen k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> die Lehrerin, die<br />
ihm Vorhaltungen macht; die Schülerin, die auf die Exkursion vergessen hat <strong>und</strong> ihren<br />
Lehrer, dem das selbe passiert ist; die Schüler die zielgerichtet am Projekt arbeiten <strong>und</strong> ihre<br />
unterstützend tätige Lehrerin. Die Ursachen <strong>für</strong> die konstruktiven Verhaltensweisen ebenso<br />
wie <strong>für</strong> die problematischen werden bei dieser individuumsorientierten Betrachtungsweise in<br />
den einzelnen Personen lokalisiert: in ihrer Leistungsmotivation, in ihrem<br />
Aggressionspotenzial oder in ihrer Psychodynamik, die sie z.B. zwänge, belastende<br />
Kindheitserlebnisse in der Schule „abzuarbeiten“. Die Wurzeln <strong>für</strong> diese Dispositionen wären<br />
in der individuellen Sozialisationsgeschichte, vielleicht auch in org<strong>an</strong>ischen Faktoren zu<br />
finden. Abhilfe könnte – dieser Sichtweise folgend – eventuell eine psychologische oder<br />
ärztliche Beh<strong>an</strong>dlung der „Problemfälle“ schaffen.<br />
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