Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020
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Abschied vom "Aufholprozess Ost" - ein kritischer Diskussionsbeitrag<br />
Wesentliche Impulse können von der Erhöhung des überregionalen Absatzes, insbesondere<br />
der Exporte, an der regionalen Wertschöpfung ausgehen. Dies gilt insbesondere<br />
für die Vergrößerung des Anteils innovativer Produkte und Dienstleistungen<br />
an der Wirtschaftsleistung, die Träger einer dynamischen Exportentwicklung sein<br />
können. Zunehmende Bedeutung gewinnt die grenzübergreifende Kooperation mit<br />
Partnern aus den EU-Beitrittsländern.<br />
2.6 Verteilungsseitige Aspekte der Lohn- und Einkommensentwicklung<br />
Kann die Lohn- und Einkommensentwicklung in Ostdeutschland die regionalen faktischen<br />
Wachstumsraten direkt beeinflussen? Folgt man den offiziellen Wirtschaftsforschern,<br />
hat insbesondere die dringend empfohlene ”Lohnzurückhaltung” positive Effekte<br />
für die Beschleunigung des Wachstums: resultierende Mehrgewinne sollen zu<br />
erhöhten Nettoinvestitionen führen. Dieser Effekt ist aber keineswegs zwangsläufig,<br />
solange reine Geldanlagen über ihre hohen Renditen auf dem Kapitalmarkt mit den<br />
Realinvestitionen erfolgreich konkurrieren. 22 Andrerseits kann auch bei einer Erhöhung<br />
der konsumtiven Verwendung aller Einkommensarten, z. B. einschließlich der<br />
Gewinne und der Sozialeinkommen, infolge der Kaufkraftzunahme für den Binnenmarkt<br />
ein messbarer Wachstumseffekt erwartet werden.<br />
Dies führt zur Rolle der Verteilungspolitik des Volkseinkommens, insbesondere<br />
zur Lohn- und Gewinnquote, sowie zur staatlichen Abgabenquote. Diese Quoten sind<br />
stets auch Teil der effektiven Gesamtnachfrage, aber in unterschiedlicher Verfügung<br />
und damit auch Endverwendung. Verschiebungen in der Quotierung spiegeln sich in<br />
den Veränderungen der volkswirtschaftlichen Relationen zwischen Netto-Investitionen<br />
und Konsumtion wider, wodurch die Wachstumsrate letztlich direkt beeinflussbar<br />
wird.<br />
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