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Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020

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Abschied vom "Aufholprozess Ost" - ein kritischer Diskussionsbeitrag<br />

vestitionen in neue Ausrüstungen und sonstige Anlagen gingen im Jahre 2000 auf<br />

87,2 % des westdeutschen Standes je Einwohner zurück (Investitionen ohne Bauinvestitionen).<br />

4<br />

Gleichzeitig sank die Zahl der Beschäftigten (ohne Berlin) zwischen 1995 und<br />

2000 von 6.048 Mio. auf 5.874 Mio. (um 3 %).<br />

Das nominelle Einkommensniveau der ostdeutschen Bevölkerung liegt um ca. 30<br />

% unter dem der westdeutschen. Die Arbeitslosen- und ebenso die Unterbeschäftigungsquoten<br />

sind mehr als doppelt so hoch wie in den alten Bundesländern. Das Problem<br />

liegt jedoch nicht nur in der Höhe dieser Rückstände oder darin, dass deren<br />

Aufholen offensichtlich länger ausbleibt als zuvor vorausgesagt wurde: Faktisch stagniert<br />

der innerdeutsche Aufholprozess seit 1996 und die Schere zwischen Ost und<br />

West öffnet sich wieder. Es sind auch keine Anzeichen sichtbar, dass sich hieran in<br />

den nächsten Jahren grundlegend etwas verändern wird.<br />

Nach der strukturellen Verfestigung der Rückstände schlägt die gegenwärtige Rezessions-<br />

bzw. Abschwungphase der Konjunktur auf die ostdeutsche Ökonomie ebenfalls<br />

durch. Das West-Ost-Gefälle im BIP-Wachstum und beim Rückgang der Investitionen<br />

hat sich 2001 zu Ungunsten Ostdeutschlands noch weiter erhöht. 2001 ist<br />

die gesamtwirtschaftliche Leistung Ost sogar zum ersten Mal seit dem tiefen Produktionseinbruch<br />

1990/91 wieder absolut geschrumpft. Die im Vergleich zu Westdeutschland<br />

geringere Wachstumsrate des ostdeutschen BIP wird sich nach Forscher-<br />

Prognose (IWH) voraussichtlich nicht vor 2005 wieder in eine etwas höhere wandeln<br />

können. 5<br />

Die längerfristigen weltwirtschaftlichen Aussichten für Wachstum und Investitionen<br />

sind in den wichtigsten Industrieländern nicht günstig, was sich hemmend auf die<br />

Expansion auch der ostdeutschen Wirtschaft über den Exportsektor auswirken wird.<br />

Vorliegende Analysen des bisherigen Transformations- und Vereinigungsprozesses<br />

in Ostdeutschland sowie der Bedingungen für eine Perspektive der ökonomischen<br />

Ost-West-Angleichung führen schließlich zu der desillusionierenden Einsicht:<br />

Im Ergebnis der Transformationspolitik seit der innerdeutschen Währungsunion<br />

und der Vereinigung Deutschlands entstanden in Ostdeutschland eine defizitäre Wirtschaftsstruktur<br />

und ein Dependenz-Wirtschaftstyp, die auf einer immer noch viel zu<br />

schmalen industriellen Basis beruhen. Sie verfügen nicht über die komplexen Voraussetzungen<br />

um - bei weiterem Bestehen der bisherigen Rahmenbedingungen und bei<br />

Fortführung der bisherigen Politik einschließlich der jetzt beschlossenen Transfer-<br />

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