29.10.2013 Aufrufe

Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020

Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020

Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abschied vom "Aufholprozess Ost" - ein kritischer Diskussionsbeitrag<br />

”Wertschöpfungsfaktor” ableitet. Die fehlende Lohnangleichung an West wird hier zu<br />

einem Hauptfaktor für die niedrigere ”Produktivität Ost”. Dies wirkt sich nicht nur<br />

direkt auf die ausgewiesene Produktivität dieser Bereiche, sondern auch indirekt auf<br />

die rechnerische gesamtwirtschaftliche Produktivität Ostdeutschlands aus. Auch in<br />

den anderen Bereichen gibt es Faktoren der Produktivitätsberechnung, die zu beträchtlichen<br />

Verzerrungen der ausgewiesenen Ergebnisse führen. Die ausgewiesenen<br />

Produktivitätsrückstände werden oft politisch instrumentalisiert, um Forderungen<br />

nach Verzicht auf Lohnerhöhungen in Ostdeutschland und damit auch auf nur geringe<br />

Schritte zur Lohnangleichung zu begründen.<br />

Als Folge einer überzogenen Erweiterung des Baugewerbes in der ersten Hälfte<br />

der neunziger Jahre, u.a. auch als Ergebnis einer falschen und einseitigen Wirtschaftsförderung,<br />

insbesondere zur Steuersenkung durch Abschreibungsmodelle für westdeutsche<br />

Vermögensbesitzer, sowie der jetzigen ”Haushaltskonsolidierung” auf Kosten<br />

öffentlicher Investitionen, gibt es seit einigen Jahren eine anhaltende Strukturkrise<br />

der ostdeutschen Bauwirtschaft mit stark rückläufigen Leistungen. Der hohe Anteil<br />

der Bauwirtschaft Ost an der Leistung des Produzierenden Gewerbes sowie die relativ<br />

günstige Produktivitätsrelation Ost-West im Bausektor bewirken, dass sich diese<br />

Strukturkrise deutlich mindernd auf die ostregionale Gesamtproduktivität auswirken<br />

kann.<br />

Die noch zu geringe Innovationskraft der Unternehmen, darunter besonders der<br />

ostdeutschen KMU, die sich in zu niedrigen Anteilen grundlegender Innovationen<br />

und produktivitätswirksamen Prozessinnovationen zeigt, und eine effizienzmindernde<br />

(oft von den westdeutschen Mutterunternehmen bestimmte) Sortimentsstruktur - Zulieferungen<br />

mit relativ niedrigen Wertschöpfungsanteilen oder reine Montagebetriebe<br />

wie im Automobilbau – wirken sich hemmend auf Wertschöpfung und die in Wertkennziffern<br />

gemessene Produktivität aus.<br />

Die strukturellen Ost-West Unterschiede, vor allem die Größenstrukturen der Betriebe<br />

sowie die Branchen- und Erzeugnisstrukturen der Produktion, beeinflussen<br />

nicht nur die Höhe des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsgefälles, sondern wirken<br />

auch verfestigend.<br />

In den neuen Bundesländern konzentrieren sich die Beschäftigten und der Umsatz<br />

auf KMU (Kleinbetriebe und Mittelbetriebe unter 500 Beschäftigte). Besonders auffällig<br />

ist die Häufung von Beschäftigung und Umsatz in der Größengruppe bis 99<br />

Mitarbeiter je Betrieb. Sie ist fast doppelt so groß wie in Westdeutschland (2000).<br />

Beim Umsatz betragen die Strukturanteile in den Betrieben bis 99 Beschäftigte 31,2<br />

% (Ost) bzw. 15,2 % (West) und bei den Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten<br />

29,2 %(Ost) bzw. 56,1 % (West). Auf die Größengruppe der Betriebe mit 1000 und<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!