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Karl Mai/Klaus Steinitz - Denkwerkstatt 2020

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Abschied vom "Aufholprozess Ost" - ein kritischer Diskussionsbeitrag<br />

nungszeichen als vielmehr ein Ausdruck ihrer innerwirtschaftlichen oder strukturellen<br />

Verfestigung. 6<br />

Die Gesamtinvestitionen gingen von 1995 (207,5 Mrd. DM) bis 1999 (186,1 Mrd.<br />

DM) um 21,4 Mrd. DM zurück, darunter die Investitionen ins Produzierende Gewerbe<br />

um 9,1 Mrd. DM. Damit zeigt auch die Entwicklung im Produktionspotenzial eine<br />

Abschwächung.<br />

Die permanente ”Minderleistung Ost” besteht komplementär zur Dominanz<br />

(Marktmacht) westdeutscher bzw. ausländischer Konzerne und Unternehmen auf dem<br />

ostdeutschen Binnenmarkt. Sie sind flächendeckend imstande und bestrebt, den kaufkräftigen<br />

Ostbedarf an überregional handelbaren Gütern und Dienstleistungen weitgehend<br />

zu decken, ohne hierfür auf Grund in Westdeutschland bzw. in den anderen<br />

Ländern vorhandener Kapazitäten in den ostdeutschen Bundesländern neue aufbauen<br />

zu müssen. Dies zeigt sich in der zurückhaltenden oder zu geringen Investitionsneigung<br />

westdeutscher Kapitaleigentümerin den meisten Branchen der Verarbeitenden<br />

Industrie Ost.<br />

Daraus folgt, dass die Produktionslücke nicht zügig gegen den Widerstand der<br />

westdeutschen Lieferseite auf dem Binnenmarkt reduziert werden kann. Dagegen<br />

bietet die ostdeutsche Exportwirtschaft bei noch deutlicher Erhöhung des positiven<br />

Bilanzsaldos auf dem überregionalen bzw. Außenmarkt bessere Chancen, zur Verringerung<br />

der Produktionslücke noch beizutragen.<br />

Die Produktionslücke kann nur verringert werden, wenn den produzierenden Unternehmen<br />

in Ostdeutschland ein überdurchschnittliches Wachstum der Wertschöpfung<br />

und eine Erweiterung der Marktanteile gelingt. Die notwendige Vergrößerung<br />

der Marktanteile in Ostdeutschland produzierender Unternehmen ist eine Schlüsselfrage<br />

für die ökonomische Entwicklung. Dies gilt für den ostdeutschen Binnenmarkt,<br />

den überregionalen westdeutschen Markt und insbesondere für den Export. Der Exportanteil<br />

im Verarbeitenden Gewerbe Ost liegt durchschnittlich im Jahre 2000 immer<br />

noch um 16,1 %-Punkte unter dem westdeutschen, der 37,7 % beträgt. 7<br />

Der öffentliche West-Ost-Finanztransfer wird zum überwiegenden Teil als zusätzliche<br />

Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in Westdeutschland mit allen davon<br />

abgeleiteten Effekten wirksam: zusätzliche Gewinne, Steuereinnahmen und auch<br />

Arbeitsplätze entstehen dort. Deren Finanzierung belastet zugleich die öffentlichen<br />

Haushalte (Bundeshaushalt, Haushalte der westdeutschen Länder und Gemeinden und<br />

Sozialversicherungen) und damit auch die Nettoeinkommen der abhängig Beschäftigten<br />

Westdeutschlands. Es liegt im gesamtdeutschen Interesse, die permanente defi-<br />

6

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