Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs
Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs
Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
17<br />
1. Einleitung<br />
Im vorliegenden zweiten Teil der Studie<br />
„Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien<br />
<strong>im</strong> 21. Jahrhundert (SFT 21 2040) – Umweltd<strong>im</strong>ensionen<br />
von Sicherheit“ befasst sich das<br />
Dezernat Zukunftsanalyse der Bundeswehr mit<br />
den möglichen Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels <strong>für</strong><br />
die Stabilität <strong>im</strong> Nahen Osten und Nordafrika<br />
(MENA). 1 Der MENA-Raum umfasst in der<br />
vorliegenden <strong>Teilstudie</strong> die Staaten Marokko,<br />
Algerien, Tunesien, und Libyen (Maghreb) sowie<br />
Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien<br />
(Maschrek). 2<br />
Der Kl<strong>im</strong>awandel könnte, wie der Wissenschaftliche<br />
Beirat der Bundesregierung<br />
<strong>für</strong> Globale Umweltveränderungen (WBGU)<br />
2007 feststellte, künftig zu einer „Zunahme<br />
von Zerfalls- und Destabilisierungsprozessen<br />
mit diffusen Konfliktstrukturen und Sicherheitsbedrohungen<br />
in politisch und ökonomisch<br />
überforderten Staaten und Gesellschaften“<br />
führen. 3 Auch die Verteidigungspolitischen<br />
Richtlinien (VPR) vom Mai 2011 messen dem<br />
Kl<strong>im</strong>awandel eine hohe Bedeutung zu. Die<br />
VPR betonen die existenzbedrohende Qualität<br />
von <strong>Kl<strong>im</strong>afolgen</strong> <strong>für</strong> viele Menschen. Indirekt<br />
könne der Kl<strong>im</strong>awandel somit laut VPR „künftig<br />
vermehrt Konsequenzen <strong>für</strong> die Stabilität<br />
staatlicher und regionaler Strukturen und damit<br />
auch <strong>für</strong> unsere Sicherheit haben.“ 4<br />
Dem MENA-Raum kommt <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit den Umweltd<strong>im</strong>ensionen von Sicherheit<br />
eine besondere Rolle zu. Die <strong>für</strong> Deutschland<br />
in vielerlei Hinsicht relevante Region (vgl.<br />
Kapitel 2) wird laut kl<strong>im</strong>awissenschaftlicher<br />
Vorhersagen überdurchschnittlich stark unter<br />
den Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels zu leiden haben.<br />
Auch in der Debatte um die sicherheitspolitischen<br />
Folgen des Kl<strong>im</strong>awandels wird die<br />
besondere Gefährdung der MENA-Länder<br />
<strong>im</strong>mer wieder hervorgehoben. 5<br />
1<br />
MENA ist die Abkürzung der <strong>im</strong> englischen Sprachgebrauch üblichen Bezeichnung Middle East and North Africa. Die<br />
Abkürzung ist auch <strong>im</strong> deutschen Sprachgebrauch weit verbreitet und wird daher in dieser Studie vereinfachend <strong>für</strong> die<br />
Bezeichnung der Untersuchungsregionen genutzt.<br />
2<br />
Definitionen des MENA-Raumes variieren, da hinsichtlich der Bezeichnung des Mittleren und Nahen Ostens sowie des<br />
Middle und Near East definitorische Unterschiede bestehen. So gibt es in der vorliegenden Definition gewisse Besonderheiten<br />
zu beachten: Mauretanien, obwohl Teil des Maghreb, wird nicht mit in die Untersuchungen einbezogen. Die<br />
angewendete Definition des Nahen Ostens umfasst nicht die Staaten des Persischen Golfes. Einen weiteren Sonderfall<br />
stellen Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete dar. Aufgrund der mangelnden anerkannten Staatlichkeit der<br />
palästinensischen Autonomiegebiete, der Komplexität der Konfliktlage, der in dieser Studie nicht erschöpfend Rechnung<br />
getragen werden kann, und der teilweise problematischen Datenlage in Bezug auf die Schlüsselfaktoren der Studie<br />
werden diese gesondert betrachtet, wo dies vor dem Hintergrund der gewählten Fragestellung angemessen scheint.<br />
3<br />
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), Welt <strong>im</strong> Wandel: Sicherheitsrisiko<br />
Kl<strong>im</strong>awandel, Berlin 2007, S. 6.<br />
4<br />
Bundesministerium der Verteidigung (BMVg), Verteidigungspolitische Richtlinien. Nationale Interessen wahren – Internationale<br />
Verantwortung übernehmen – Sicherheit gemeinsam gestalten, Berlin 2011, S. 3.<br />
5<br />
Vgl. Joshua Busby et al., Mapping Cl<strong>im</strong>ate Change and Security in North Africa, The German Marshall Fund of the<br />
United States (GMF) (Hrsg.), Washington, D.C. 2010; Jeannie Sowers und Erika Weinthal, Cl<strong>im</strong>ate Change Adaptation<br />
in the Middle East and North Africa: Challenges and Opportunities, The Dubai Initiative, Working Paper No. 2, 2010;<br />
Oli Brown und Alec Crawford, Rising Temperatures, Rising Tensions. Cl<strong>im</strong>ate Change and the Risk of Violent Conflict in<br />
the Middle East, International Institute for Sustainable Development, Winnipeg 2009; Hans Günter Brauch, Regionalexpertise<br />
– Destabilisierungs- und Konfliktpotential prognostizierter Umweltveränderungen in der Region Südeuropa und<br />
Nordafrika bis 2020/2050, Externe Expertise <strong>für</strong> das WBGU-Hauptgutachten, Berlin 2007; Peter Haldén, The Geopolitics<br />
of Cl<strong>im</strong>ate Change: Challenges to the International System, FOI Swedish Defence Research Agency, Stockholm<br />
2007, S. 72-83; Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2009. Eine Welt <strong>im</strong> Wandel:<br />
Frauen, Bevölkerung und Kl<strong>im</strong>a, Kurzbericht, Hannover 2009; Steffen Angenendt und Wenke Apt, Die demographische<br />
Dreiteilung der Welt: Trends und sicherheitspolitische Herausforderungen, SWP-Studie 28, Berlin 2010.