Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs
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2.3 Regionale Konflikte, Terrorismus und Demokratisierung<br />
33<br />
2.3 Regionale Konflikte,<br />
Terrorismus und<br />
Demokratisierung<br />
Deutschland hat ein generelles Interesse<br />
an einer stabilen internationalen Ordnung. 45<br />
Im MENA-Raum bestehen in dieser Hinsicht<br />
zwei grundlegende Probleme: Regionale<br />
Spannungen und Konflikte haben den<br />
Raum traditionell belastet und auch über<br />
die Region hinaus ausgestrahlt. Hierzu zählt<br />
vor allem der israelisch-palästinensische<br />
Konflikt, aber auch der bis heute ungelöste<br />
Westsaharakonflikt zwischen Marroko und<br />
der Gruppe „Frente Polisario“, die die Unabhängigkeit<br />
Westsaharas fordert. Nach dem<br />
11. September 2001 ist besonders die Terrorismusbekämpfung<br />
in den Fokus gerückt.<br />
Beide Probleme verstärken sich gegenseitig.<br />
Regionale Konflikte werden vielfach als wichtiger<br />
Faktor bei der Motivierung und Mobilisierung<br />
terroristischer Aktivitäten gesehen. 46<br />
Der Terrorismus selbst wiederum ist nicht nur<br />
<strong>für</strong> Europa eine Gefahr. Er hat auch eine destabilisierende<br />
Wirkung in den Staaten der<br />
Region und einen negativen Einfluss auf die<br />
Lösung regionaler Konflikte. 47<br />
Generell haben <strong>für</strong> die USA und viele europäische<br />
Staaten seit 2001 die politischen<br />
Ziele Sicherheit und Stabilität gegenüber anderen<br />
Zielsetzungen wie Demokratisierung<br />
und dem Schutz der Menschenrechte an Bedeutung<br />
gewonnen. 48 Besonders das Interesse<br />
an der Zusammenarbeit mit den Maghreb-Staaten<br />
bei der Terrorismusbekämpfung<br />
ist stark gestiegen. 49 Der Anteil von Maghrebinern<br />
in internationalen jihadistischen<br />
Netzwerken ist besonders hoch, und der lange<br />
auf das Innere von Staaten beschränkte<br />
Terrorismus (besonders in Algerien) hat sich<br />
mit dem Auftauchen der „Al-Qaida <strong>im</strong> Maghreb“<br />
transnationalisiert. 50<br />
Hier zeigt sich ein Zielkonflikt zwischen<br />
langfristiger Demokratisierung und kurzfristiger<br />
Stabilität, der zumindest bisher auch<br />
den Interessen westlicher Staaten inhärent zu<br />
sein schien. Die Kooperation mit autoritären<br />
Herrschern <strong>im</strong> MENA-Raum bei der Terrorismusbekämpfung,<br />
aber zum Beispiel auch bei<br />
der Vermeidung von Migration über das Mittelmeer<br />
(s.u.), wurde lange praktiziert und als<br />
stabilitätsfördernd wahrgenommen. Langfristig<br />
kann sie jedoch genau zum Gegenteil<br />
führen: Die Gesellschaften <strong>im</strong> MENA-Raum<br />
sind gekennzeichnet durch junge Bevölkerungen<br />
und ein hohes Maß an Jugendarbeitslosigkeit.<br />
Die Repression der Menschen<br />
durch die eigenen Regierungen stellt einen<br />
wichtigen Faktor <strong>für</strong> die Radikalisierung der<br />
Jugend dar. 51 Dies macht die betroffenen<br />
45<br />
Vgl. Volker Rittberger, Friedensmissionen auf dem Prüfstand. Eine Einführung, in: Die Friedens-Warte,<br />
Journal of International Peace and Organization, Band 82, Heft 1, 2007, S. 9-22, hier: S. 17.<br />
46<br />
Vgl. Muriel Asseburg, Der israelisch-arabische Konflikt, in: Guido Steinberg (Hrsg.), Deutsche Nah-,<br />
Mittelost- und Nordafrikapolitik, SWP-Studie 15, Berlin 2009, S. 24-32, hier: S. 25.<br />
47<br />
Vgl. Guido Steinberg, Terrorismusbekämpfung, in: Guido Steinberg (Hrsg.), Deutsche Nah-, Mittelostund<br />
Nordafrikapolitik, SWP-Studie 15, Berlin 2009, S. 16-23, hier: S. 17.<br />
48<br />
Vgl. Daniela Schwarzer und Isabelle Werenfels, Formelkompromiss ums Mittelmeer, SWP-Aktuell 24,<br />
Berlin 2008, S. 7.<br />
49<br />
Vgl. Martin Beck et al., Herausforderungen deutscher Außenpolitik <strong>im</strong> Nahen Osten, GIGA Focus, Nr.<br />
6, 2008, S. 6; Isabelle Werenfels, Maghreb, in: Guido Steinberg (Hrsg.), Deutsche Nah-, Mittelost- und<br />
Nordafrikapolitik, a.a.O.<br />
50<br />
Vgl. Isabelle Werenfels, Maghreb, in: Guido Steinberg (Hrsg.), Deutsche Nah-, Mittelost- und Nordafrikapolitik,<br />
a.a.O., S. 8<br />
51<br />
Vgl. ebd., S. 11.