Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs

44 3. Auswirkungen des Klimawandels im MENA-Raum
rem aufgrund von Winden und Strömungen
kann es zu regional teilweise bedeutenden
Unterschieden kommen. Während der Meeresspiegel
im globalen Durchschnitt in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zu 1,8
Millimetern pro Jahr gestiegen ist, stieg der
Meeresspiegel im Mittelmeer lediglich um 0,5
bis 1 Millimeter. 84 Lokale Differenzen im Meeresspiegelanstieg
sind jedoch erst seit kurzem
in den Fokus der Wissenschaft gerückt und
entsprechende Prognosen daher nur bedingt
zuverlässig. 85 In Zukunft könnte der Meeresspiegel
des Mittelmeeres sich durchaus den
globalen Entwicklungen angleichen. 86
Im globalen Durchschnitt stieg der Meeresspiegel
im letzten Jahrhundert um etwa
17 Zentimeter. 87 Der IPCC sagte 2007 für
das A1B-Szenario einen weiteren Anstieg
von 21 bis 48 Zentimetern bis zum Ende des
Jahrhunderts voraus. Unter Berücksichtigung
aller Standardszenarien verweist der Bericht
auf eine größere Spannbreite von 18 bis 59
Zentimetern. Die Prognosen zum Meeresspiegelanstieg
wurden und werden jedoch
kontrovers diskutiert. 88 Neuere Forschungen
haben ergeben, dass das Meer tatsächlich
um 80 Prozent schneller steigt als vom IPCC
erwartet. 89
Das Spektrum gegenwärtiger Schätzungen
reicht von 0,5 bis hin zu 6 Metern Meeresspiegelanstieg
im Jahr 2100. 90 Eine entscheidende
Quelle der vorherrschenden Ungewissheit
ist die Entwicklung kontinentaler Eismassen,
besonders des Grönländischen sowie des
Westantarktischen Eisschildes. Bleiben diese
Eisschilde weitgehend stabil, so würde sich
der Meeresspiegelanstieg auf 0,5 bis 2 Meter
belaufen. Kollabiert aber zum Beispiel der
Westantarktische Eisschild, so könnte dies
durchaus einen Meeresspiegelanstieg von
fünf bis sechs Metern zur Folge haben.
Große Eisschilde stellen somit Kippelemente
im Klimasystem dar, das heißt Elemente,
die sich abrupt verändern könnten und so das
Potenzial haben, zu verheerenden Schäden zu
führen. Während vermutet wird, dass ein Abschmelzen
des Grönlandeisschildes mehrere
Jahrhunderte in Anspruch nehmen würde, ist
die Lage hinsichtlich des Westantarktischen
Eisschildes unklarer. Zwar wird momentan
davon ausgegangen, dass der Westantarktische
Eisschild weiter von einem Tipping Point
entfernt ist als der Grönländische. Dennoch
sind diese Aussagen mit mehr Ungewissheit
belegt und die Gefahren eines unerwarteten
Wandels daher größer. 91
84
Daten dafür sind vor allem für das Mittelmeer schwer zu beschaffen. Vgl. National Intelligence Council
(NIC), North Africa: The Impact of Climate Change to 2030, a.a.O., S. 18 ff.; Marta Marcos und Michael
N. Tsimplis, Geophysical Research Letters, Vol. 34, L18604, 2007.
85
Vgl. Gerald Traufetter, Beulen im Weltmeer, Spiegel Online, Erscheinungsdatum: 29.11.2010.
86
Vgl. National Intelligence Council (NIC), North Africa: The Impact of Climate Change to 2030, a.a.O.,
S. 20.
87
Vgl. Laury Miller und Bruce C. Douglas, Mass and Volume Contributions to Twentieth-Century Global
Sea Level Rise, in: Nature, Vol. 428, 2004, S. 406-409.
88
Vgl. Alex Bojanowski, Uno-Report. Klimarat feilscht um Daten zum Meeresspiegelanstieg, Spiegel Online,
Erscheinungsdatum 14.07.2011.
89
Vgl. Ian Allison et al., The Copenhagen Diagnosis: Updating the World on the Latest Climate Science,
a.a.O., S. 38.
90
Vgl. Mostafa K. Tolba und Najib W. Saab (Hrsg.), Arab Environment: Climate Change, a.a.O., S. 34; Ian
Allison et al., The Copenhagen Diagnosis: Updating the World on the Latest Climate Science, a.a.O., S. 7.
91
Vgl. Ian Allison et al., The Copenhagen Diagnosis: Updating the World on the Latest Climate Science,
a.a.O., S. 41.