Teilstudie 2: Klimafolgen im Kontext - Implikationen für ... - SciLogs
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46 3. Auswirkungen des Kl<strong>im</strong>awandels <strong>im</strong> MENA-Raum<br />
den führen. Die Entwicklung von Extremwetterereignisse<br />
ist bisher <strong>für</strong> den MENA-<br />
Raum weder in Prognosemodellen noch in<br />
Beobachtungen in ausreichendem Maße<br />
erforscht. 97<br />
Aktuell gehen Kl<strong>im</strong>aforscher davon aus,<br />
dass in Nordafrika keine tropischen Wirbelstürme<br />
oder Auswirkungen des El Niño-Phänomens<br />
auftreten werden. Die extremsten Ereignisse<br />
sind Fluten und Trockenheiten, die in der<br />
Vergangenheit schon zugenommen haben. So<br />
gab es einige katastrophale Flutereignisse in<br />
der Region (zum Beispiel in Algerien und Marokko<br />
in den Jahren 2001 und 2002). Verfügbare<br />
Daten zeigen zudem, dass sich die Zahl<br />
der Flutereignisse in Ländern wie Marokko,<br />
Algerien und Tunesien von einem Ereignis auf<br />
fünf bis sechs Ereignisse pro Dekade erhöht<br />
hat, ihre Frequenz also steigt. 98 Weiterhin wird,<br />
obwohl insgesamt weniger Regen fällt, generell<br />
von häufigeren und extremeren Starkregenereignissen<br />
ausgegangen, die unter anderem<br />
Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge<br />
haben können. Dies schließt Überflutungen in<br />
Küstenregionen ein, die auch durch den Meeresspiegelanstieg<br />
befördert werden.<br />
Auch das Risiko von Trockenheiten und<br />
Dürren wird voraussichtlich steigen. 99 Einigen<br />
Prognosen zufolge könnten diese in den<br />
nächsten 100 Jahren in der Untersuchungsregion<br />
um bis zu zehnmal häufiger vorkommen.<br />
100 Regional differenziert könnten<br />
Marokko, Tunesien und Libyen mehr und Algerien<br />
vergleichsweise weniger Trockenheiten<br />
und Hitzewellen erleben. 101 In Gebirgsregionen<br />
wie dem Atlasgebirge dürften durch<br />
die Trockenheiten auch Waldbrände zunehmen.<br />
Zusätzlich dürfte hier die Frequenz und<br />
Intensität von Gewitterstürmen steigen. Weiterhin<br />
wird von einem Anstieg der Häufigkeit<br />
und Intensität von Sand- und Staubstürmen<br />
<strong>im</strong> MENA-Raum ausgegangen. 102<br />
Ausgelöst durch höhere Temperaturen,<br />
weniger und unregelmäßigere Niederschläge,<br />
wiederkehrende Dürreperioden und starke<br />
Winde wird <strong>für</strong> die Untersuchungsregion<br />
von einer Ausbreitung und Beschleunigung<br />
der Desertifikation ausgegangen – vor allem<br />
in den Grenzgebieten zu bereits vorhandenen<br />
Wüstenregionen. 103 Schon heute sind viele<br />
der fragilen Ökosysteme der Region durch<br />
Desertifikation bedroht. In den arabischen<br />
97<br />
Vgl. National Intelligence Council (NIC), North Africa: The Impact of Cl<strong>im</strong>ate Change to 2030, a.a.O., S. 21 f.;<br />
Intergovernmental Panel on Cl<strong>im</strong>ate Change (IPCC), Cl<strong>im</strong>ate Change 2007: the Physical Science Basis, a.a.O.,<br />
S. 871; Jeannie Sowers und Erika Weinthal, Cl<strong>im</strong>ate Change Adaptation in the Middle East and North Africa,<br />
a.a.O., S. 13.<br />
98<br />
Vgl. Mostafa K. Tolba und Najib W. Saab, Arab Environment: Cl<strong>im</strong>ate Change, a.a.O., S. 59 f.<br />
99<br />
Vgl. Jeannie Sowers und Erika Weinthal, Cl<strong>im</strong>ate Change Adaptation in the Middle East and North Africa,<br />
a.a.O., S. 12 f.<br />
100<br />
Vgl. Jon Martin Trondalen, Cl<strong>im</strong>ate Changes, Water Security and Possible Remedies for the Middle East, a.a.O.,<br />
S. 14; Mediterranean Security (Medsec) (Hrsg.), Environment and Security Issues in the Southern Mediterranean<br />
Region, a.a.O., S. 11.<br />
101<br />
Vgl. Joshua Busby et al., Mapping Cl<strong>im</strong>ate Change and Security in North Africa, a.a.O., S. 23.<br />
102<br />
S<strong>im</strong>ulationen konnten bisher aber keine Änderungen in Windmustern finden. Vgl. Intergovernmental Panel on<br />
Cl<strong>im</strong>ate Change (IPCC), Cl<strong>im</strong>ate Change 2007: the Physical Science Basis, a.a.O., S. 878. Staubstürme beeinflussen<br />
aber über die Luftverschmutzung die Wolkenbildung. Aufgrund der geringen Niederschläge können die<br />
trockeneren Böden mehr Staub abgeben, und weitere Staubstürme entstehen. In Teilen Westafrikas haben sich<br />
Staub- und Sandstürme in den letzten 50 Jahren verzehnfacht.<br />
103<br />
Bei der Desertifikation werden zwei Grade unterschieden: (a) Ehemals landwirtschaftliche genutztes oder mit natürlicher<br />
Vegetation bestandenes Land wird komplett unfruchtbar oder (b) landwirtschaftlich genutztes oder mit natürlicher<br />
Vegetation bestandenes Land wird bei ausbleibenden Schutzmaßnahmen unfruchtbar. Vgl. Imed Drine, Cl<strong>im</strong>ate<br />
Change Compounding Risks in North Africa, UNU-WIDER, Working Paper No. 2011/32, Helsinki 2011, S. 4.