münchen - Münchner Stadtmuseum
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Dieter Wieland<br />
Der Dokumentarfilmer Dieter Wieland<br />
28<br />
Dieter Wieland (rechts) bei Dreharbeiten<br />
Prophetischer Zorn und trockener Witz<br />
Eine »flurbereinigte« Landschaft: keine Hecken, keine<br />
Flussbiegung, keine Bäume. Vom Hubschrauber aus<br />
gesehen. Dazu der Kommentar, wie in allen seinen Filmen<br />
von Dieter Wieland selbst gesprochen: »Ein Kahlschlag<br />
geht durchs Land. Begradigung. Bereinigung.<br />
Erschließung. Beschleunigung. Kanalisierung. Neuordnung.<br />
Verordnung. Verödung. Das Land wird hergerichtet,<br />
abgerichtet, hingerichtet. Am Ende bleibt nur das<br />
Korsett des öden Rasters … Serienlandschaft … eine<br />
ausgeräumte nackte Maschinensteppe!«.<br />
Dann die Suche nach Gegenbildern: »Man muss weite<br />
Strecken reisen, um eine Landschaft zu finden, die<br />
noch so aussieht, wie ich es aus meiner Kindheit<br />
kenne. Und das ist noch nicht so lange her. Im Innviertel,<br />
in Oberösterreich, gibt es noch solche baumbestandenen<br />
Felder mit Laubwaldhainen, dazwischen Wild<br />
und Vögel, voller Fruchtbarkeit und Geborgenheit. So<br />
hat Niederbayern einmal ausgesehen.« Eine Passage<br />
aus GRÜN KAPUTT (1983). Unbeschreiblich die elektrisierende<br />
Wirkung, die dieser Film auf uns hatte – und<br />
er hat sie heute noch. Wir waren Studenten, hatten von<br />
Dieter Wieland noch nichts gesehen oder gehört, sahen<br />
GRÜN KAPUTT im Beiprogramm der gleichnamigen<br />
Ausstellung des <strong>Münchner</strong> <strong>Stadtmuseum</strong>s, waren hell<br />
begeistert. Schon diese Stimme: eine sonore, melodiös<br />
schwingende Stimme, in der untergründig eine Erregung<br />
vibriert. Erregung des Zorns, aber auch der Bewunderung,<br />
wenn von den Schönheiten erzählt wird.<br />
Dieser typische Wieland-Tonfall: ein unnachahmlicher<br />
Mix aus prophetischem Zorn und trockenem Witz, aus<br />
Wahrnehmungspräzision und Poesie.<br />
Augenöffnender Zauber. GRÜN KAPUTT traf auch den<br />
Nerv des damals aufkeimenden Bewusstseins, dass es<br />
nicht mehr so weitergehen darf mit Plünderung und<br />
Verhunzung von Natur und Umwelt. Wir fragten sogleich<br />
nach, wer dieser Dieter Wieland sei, lasen die<br />
biographischen Stichpunkte: 1937 in Berlin-Dahlem<br />
geboren, aufgewachsen in Landshut. Studium der Geschichte<br />
und Kunstgeschichte in München. Von 1964<br />
an freier Autor, Regisseur und Dokumentarfilmer beim<br />
Bayerischen Rundfunk (BR). Wir erfuhren, dass Wieland<br />
zehn Jahre zuvor, 1973, einen Film über die Altstadtzerstörung<br />
in Landshut gedreht hatte, der mäch-