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münchen - Münchner Stadtmuseum

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Italienischer Neorealismus<br />

58<br />

diese Caterina, von ihr selbst gespielt, an einem schönen<br />

Sommertag mit ihrem kleinen Jungen zu dem öffentlichen<br />

Park geht, wo sie das Kind aussetzen wird,<br />

umfaßt die ganze tragische Weite ihres von Kälte und<br />

Demütigung heimgesuchten Daseins.<br />

Ich denke zurück an andere Zavattini-Filme: an UM-<br />

BERTO D., SCIUSCIA, LADRI DI BICICLETTE, MIRACOLO<br />

A MILANO, bei denen De Sica Regie führte. Beide hatten<br />

sie etwas, Zavattini und er, das sie weit aus ihrer<br />

Zeit herausstellte. In unvergleichlicher Weise, ohne auf<br />

die Tränendrüse zu drücken, pochten sie an unser Gefühl.<br />

Noch in Ermanno Olmis IL POSTO (1961) fühle ich<br />

mich auf ähnliche Weise angesprochen, wenn die<br />

Handlung verlangsamt wird, wenn die Blicke des 15jährigen<br />

Laiendarstellers das Entscheidende sagen und<br />

eine Stille eintritt, die spürbar macht, wie die Zeit verrinnt.<br />

Der Neorealismus – Teil einer sozialen Bewegung, die<br />

noch keine politisch-ideologische Verfestigung aufwies<br />

– war ein Anfang. Er hatte den großen Atem. Das Leben<br />

selbst begann wieder, sich auf die Leinwände zu ergießen,<br />

das Leben einer Straße, eines Hauses. In ROMA,<br />

CITTA APERTA wirkt die Stimmung eines Tages, einer<br />

Umgebung unmittelbar auf die Zuschauer. Obwohl der<br />

Film eine Geschichte erzählt, steht jede Einstellung<br />

auch für sich. Alles ist so hart, bestimmt und abgesetzt<br />

wie möglich. Das, was man sieht und hört, und dessen<br />

Bedeutung für die Handlung ist nicht verschmolzen,<br />

sondern klafft auseinander, und aus dem Abgrund dazwischen<br />

blendet der grelle Strahl der Faszination.<br />

Peter Nau<br />

4 PASSI FRA LE NUVOLE (LÜGE EINER SOMMER-<br />

NACHT) – Italien 1942 – R: Alessandro Blasetti – B:<br />

Giuseppe Amato, Aldo De Benedetti, Cesare Zavattini,<br />

Piero Tellini – K: Václav Vich – M: Alessandro Cigognini<br />

– D: Adriana Benetti, Gino Cervi, Aldo Silvani, Giacinto<br />

Molteni, Carlo Romano – 95 min, OmeU – In realistischer<br />

Manier erzählt Blasetti eine recht gewöhnliche,<br />

jedoch anrührende Geschichte aus der Gegenwart, in<br />

deren Mittelpunkt Paolo steht, ein verheirateter, unauffälliger<br />

Handlungsreisender, der durch seine Hilfsbereitschaft<br />

gegenüber einem verlassenen Mädchen in ein<br />

moralisches Dilemma gerät. Da sie ein Kind erwartet<br />

und sich nicht mehr nach Hause traut, stellt er sich vorübergehend<br />

als Ehemann zur Verfügung. Paolos Umfeld<br />

und sein gleichförmiger Alltag werden präzise geschildert.<br />

Der Film folgt zunächst noch konventionellen<br />

Erzählstrukturen, nähert sich dann in der zweiten Hälfte<br />

dem Tonfall des Neorealismus an.<br />

▶ Freitag, 27. April 2012, 18.30 Uhr<br />

I BAMBINI CI GUARDANO (DIE KINDER SEHEN UNS<br />

AN) – Italien 1944 – R: Vittorio De Sica – B: Vittorio De<br />

Sica, Cesare Zavattini, Cesare Giulio Viola, nach seinem<br />

Roman – K: Giuseppe Caracciolo, Romolo Garonni – M:<br />

Renzo Rossellini – D: Emilio Cigoli, Luciano De Ambrosis,<br />

Isa Pola, Adriano Rimoldi, Giovanna Cigoli – 84 min,<br />

OmeU – »DIE KINDER SEHEN UNS AN gehörte zu jenen<br />

Filmen, die, noch vor 1945 produziert, den Neorealismus<br />

der Nachkriegszeit vorwegnahmen und einen<br />

neuen Ton in das damals vorherrschende Evasionskino<br />

der »Weißen Telephone« und des Kalligraphismus<br />

brachten: die mit emotionaler Anteilnahme erzählte Geschichte<br />

eines kleinen Jungen, der das Opfer einer<br />

scheiternden Ehe wird und den seine Eltern schließlich<br />

in ein alptraumhaft wirkendes Waisenhaus abschieben.«<br />

(Ulrich Gregor). Regisseur De Sica ist in der Rolle<br />

eines Arztes auch als Schauspieler zu sehen.<br />

▶ Samstag, 28. April 2012, 18.30 Uhr<br />

ROMA, CITTA APERTA (ROM, OFFENE STADT) – Italien<br />

1945 – R: Roberto Rossellini – B: Federico Fellini,<br />

Sergio Amidei, nach seiner Erzählung – K: Ubaldo Arata<br />

– M: Renzo Rossellini – D: Anna Magnani, Aldo Fabrizi,<br />

Marcello Pagliero, Maria Michi, Francesco Grandjacquet<br />

– 100 min, OmeU – ROM, OFFENE STADT<br />

schildert die Aktivitäten, die Verfolgung und das grausame<br />

Ende einer italienischen Widerstandsgruppe zur<br />

Zeit der deutschen Besatzung Roms (1944). Im Mittelpunkt<br />

stehen die Schicksale eines in einer illegalen Druckerei<br />

beschäftigten Arbeiters und eines Priesters, der<br />

ihm und anderen Verfolgten Schutz gewährt. Rossellinis<br />

Inszenierung wirkt dokumentarisch und fast frei von<br />

dramaturgischer Gestaltung. ROM, OFFENE STADT<br />

wurde zu einem Zeugnis der Zeitgeschichte und einem<br />

Meilenstein der Filmgeschichte, der den italienischen<br />

Neorealismus weltweit berühmt machte.<br />

▶ Mittwoch, 2. Mai 2012, 21.00 Uhr ▶▶ Freitag,<br />

11. Mai 2012, 18.30 Uhr<br />

SCIUSCIA (SCHUHPUTZER) – Italien 1946 – R: Vittorio<br />

De Sica – B: Sergio Amidei, Adolfo Franci, Cesare Zavattini,<br />

Cesare Giulio Viola – K: Anchise Brizzi, Elio Paccara<br />

– M: Alessandro Cicognini – D: Franco Interlenghi,<br />

Rinaldo Smordoni, Emilio Cigoli, Aniello Mele, Anna Pedoni<br />

– 93 min, OmeU – Zwei Schuhputzerjungen versuchen,<br />

sich mit kleinen Gaunereien und Geschäften<br />

auf dem Schwarzmarkt über Wasser zu halten und ihre<br />

Träume zu verwirklichen. »Ein Schlüsselwerk des italienischen<br />

Neorealismus, das seine zornige Anklage<br />

gegen Eifersucht und Brutalität der Erwachsenenwelt<br />

mit einem Plädoyer für Menschlichkeit und Hoffnung

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