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Mittelalterliche und frühneuzeitliche Siedlungsentwicklung in Moor

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10 2 G . J . Borger<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> e<strong>in</strong> stetiges Verbessern des Abflusses müssen die <strong>Moor</strong>gebiete<br />

weitgehend verändert haben . T . Edelman n hat <strong>in</strong> den Niederlanden als<br />

erster versucht klar zu machen, <strong>in</strong> welchem S<strong>in</strong>ne diese neuen Ergebnisse e<strong>in</strong>e<br />

Berichtigung des Bildes der Altlandschaft, der Landschaftsgeschichte <strong>und</strong> des<br />

Siedlungsvorganges erforderten . Edelman me<strong>in</strong>te, große Teile der Niederlande<br />

hätten damals e<strong>in</strong>e mächtige <strong>Moor</strong>decke gehabt ; allmählich sei diese durch Oxydation<br />

verschw<strong>und</strong>en, ohne irgendwelche <strong>Moor</strong>reste <strong>in</strong> der Landschaft zurückzulassen<br />

. Verlust an Hum<strong>in</strong>stoffen durch oxydative Umsetzungen, wie Humifizierung<br />

<strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralisierung des Torfes, ist ke<strong>in</strong> unbekanntes Phänomen' . Die<br />

vielen Umsetzungsprozesse s<strong>in</strong>d aber so eng mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en, daß man <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Landschaft meistens nur das Abs<strong>in</strong>ken der Bodenoberfläche feststellen<br />

kann, ohne den Anteil der verschiedenen Teilprozesse <strong>in</strong> dem Gesamtverfahren<br />

bestimmen zu können' . Das vollständige Verschw<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er <strong>Moor</strong>decke, ohne<br />

Spuren <strong>in</strong> der Landschaft zu h<strong>in</strong>terlassen, galt deshalb lange als e<strong>in</strong>e allzu kühne<br />

Annahme . Die Gedanken Edelmans boten dennoch e<strong>in</strong>e gute Erklärung für<br />

e<strong>in</strong>ige damals schwerverständliche Phänomene, besonders die 'woudgronden'<br />

(Woldböden) <strong>und</strong> die 'resthemen' .<br />

'woudgronden' s<strong>in</strong>d Tonböden mit e<strong>in</strong>er mehr als vierzig Zentimeter mächtigen,<br />

schwarz-humosen Oberschicht' . Man f<strong>in</strong>det sie im Westen <strong>und</strong> Norden der<br />

Niederlande' . Heutzutage ist man mit T . Edelman der Ansicht, daß diese merkwürdig<br />

mächtige humose Oberschicht durch Mischung des Tonunterbodens mit<br />

Resten e<strong>in</strong>er ehemaligen <strong>Moor</strong>decke entstanden ist, Folge e<strong>in</strong>es jahrh<strong>und</strong>ertelangen<br />

Prozesses von Bodenbearbeitung <strong>und</strong> Bodenverbesserung 1 ' .<br />

E<strong>in</strong> 'restheem' ist e<strong>in</strong> Wohnhügel, der neben dem vom Menschen herangeschafften<br />

Material auch e<strong>in</strong>e ungestörte <strong>Moor</strong>schicht aufweist" . Diese ist immer<br />

sehr stark zusammengepreßt, kann aber trotzdem e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von mehreren<br />

Dezimetern haben" . Andernorts f<strong>in</strong>det man nur e<strong>in</strong>en wenig ausgeprägten hubis<br />

jetzt <strong>und</strong>eutlich . Die Häufigkeit der 'daliegaten' (Dekker 1974, 1981) <strong>in</strong> (ehemaligen) <strong>Moor</strong>gebieten<br />

zeigt, daß man damals die <strong>Moor</strong>böden mit Ton aus dem Untergr<strong>und</strong> verbessert hat. Die<br />

großen Mengen von Stickstoff, die bei Luftzutritt <strong>in</strong> Torfschichten frei werden (Schothorst 1982, S .<br />

148-150), bieten e<strong>in</strong>e gute Erklärung für den Getreidebau <strong>in</strong> den entwässerten <strong>Moor</strong>gebieten .<br />

5 T. Edelman 1958, 1974 .<br />

6 Göttlich 1980, S . 132 .<br />

Eggelsmann (1960) fand über e<strong>in</strong>e Periode von 30 Jahren e<strong>in</strong>en Mittelwert für den Höhenverlust<br />

von 0,84-1,10 Zentimeter pro Jahr (vgl . Göttlich 1980, S . 243) . Gestützt auf Erfahrungswerte hat<br />

man im <strong>Moor</strong>gebiet der Prov<strong>in</strong>zen Utrecht <strong>und</strong> Südholland e<strong>in</strong>ige genaue Werte für den Verlust an<br />

Hum<strong>in</strong>stoffen <strong>und</strong> die Senkung der Bodenoberfläche <strong>in</strong>folge der Herabsetzung des Wasserspiegels<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Tiefen bestimmt (Schothorst 1982, S . 153-161) .<br />

In den Niederlanden ist die Herabsetzung des Polderwasserstandes <strong>in</strong> den <strong>Moor</strong>gebieten e<strong>in</strong> Indiz<br />

für die Senkung des Landes. Für altkultiviertes Grünland auf <strong>Moor</strong>boden ist <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z<br />

Nordholland e<strong>in</strong> Mittelwert bekannt von 0,6 cm/Jahr (Borgen 1975, S . 74 : Beetskoog 1864-1975)<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Utrecht von 0,4-0,5 cm/Jahr (Bonger 1982, S . 55-57 : V<strong>in</strong>keveen/Waverveen<br />

1880-1977) . Ähnliche Daten s<strong>in</strong>d bekannt für The Fens, England (Ravensdale 1974, S . 6-19 ;<br />

Godw<strong>in</strong> 1978, S . 124-133) .<br />

s C . H. Edelman 1954, S . 212-214 ; Cl<strong>in</strong>geborg 1981, S . 191 f.<br />

9 C . H . Edelman u . Van Liere 1949 .<br />

'°<br />

Cl<strong>in</strong>geborg 1981, S . 201 .<br />

" Wiese 1956, S . 36.<br />

'z Ligtendag u . Hofland 1984 . Mächtigkeit der <strong>Moor</strong>schicht <strong>in</strong> heutiger Lage : 1,55 m .

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