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Mittelalterliche und frühneuzeitliche Siedlungsentwicklung in Moor

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Landesausbau <strong>und</strong> Deichbau <strong>in</strong> Butjad<strong>in</strong>gen 159<br />

Bezeichnenderweise trägt heute noch e<strong>in</strong> etwa 1,5 km langer grüner Weg nördlich<br />

von Sillens den Namen »Diekstallen« . Bei der Dorfwurt Niens ist der Name<br />

»Nienser Deichstrich« sowohl als Siedlungs- wie auch als Straßenbezeichnung<br />

überliefert . Entlang dieser Straße s<strong>in</strong>d heute noch deutliche Geländeerhöhungen<br />

zu erkennen . Die Endung »-strich« deutet im Küstengebiet vielfach auf das Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Deichreihensiedlung h<strong>in</strong>" . Zur Zeit stehen auf der alten<br />

'Deichstallung' noch zwei Höfe . Im beg<strong>in</strong>nenden 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert lagen hier,<br />

nach Aussage der schriftlichen Quellen, noch zusätzlich m<strong>in</strong>destens drei kle<strong>in</strong>bäuerliche<br />

Betriebe, außerdem zwei wüste Hausgr<strong>und</strong>stücke29 . Die kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />

Betriebe wurden Opfer der Auswirkungen der Flut von 1717 . Ihre Ländereien<br />

wurden von den benachbarten, kapitalkräftigeren Hofstellen aufgekauft.<br />

Man muß sich also für die Zeit um 1700 hier e<strong>in</strong>e ähnliche Deichreihensiedlung<br />

vorstellen, wie sie uns heute auf funktionslos gewordenen Küstendeichen noch<br />

begegnen (z.B . dem 'Schulstrich' zwischen Langwarden <strong>und</strong> Ruhwarden) . Fragt<br />

man danach, wann der Nienser Deichstrich besiedelt wurde, so fällt der Blick auf<br />

die nahe gelegene Dorfwurt Niens, welche jetzt nur noch mit e<strong>in</strong>em Hof bebaut<br />

ist. 1845 standen hier noch zwei Höfe . Nach den siedlungsarchäologischen Untersuchungen<br />

von K . Brandt" waren auf Niens bereits im 8 ./9 . Jahrh<strong>und</strong>ert 10<br />

bis 15 Häuser vorhanden . Wann e<strong>in</strong>e Entsiedlung von Niens stattfand, konnte<br />

zum<strong>in</strong>dest bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e Besitzerrückschreibung der <strong>in</strong> der Bauerschaft<br />

Niens vorhandenen Stellen geklärt werden : Um 1600 standen auf Niens auch<br />

nur zwei Höfe, so daß der Entsiedlungsvorgang sich zwischen dem 13 . <strong>und</strong> 16 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert ereignet haben muß . Es ist gut vorstellbar, daß es u .a . ehemalige<br />

Wurtenbewohner waren, die sich auf der 'Deichstallung' niederließen, nachdem<br />

diese außer Funktion geraten war .<br />

Fragt man nach der Funktion der 'Deichstallung', so hilft e<strong>in</strong> Blick auf das<br />

nördlich anschließende Gebiet weiter . Es handelt sich um das Niederungsgebiet<br />

der 'Mirre' <strong>und</strong> 'Burmeide' sowie des von Landverlusten verschont gebliebenen<br />

Restes e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> den schriftlichen Quellen des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts ebenfalls als<br />

'Wisch' bezeichneten Gebietes . Die 'Deichstallung' wurde offensichtlich als<br />

Schutz für die Ländereien im Bereich der südlichen Wurtenkette gegen Überflutungen<br />

aus Norden errichtet . Die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es derartigen Schutzes ist<br />

nur verständlich, wenn zum Zeitpunkt ihrer Bebauung noch ke<strong>in</strong> unmittelbar an<br />

der Küste verlaufender Seedeich vorhanden war . Zahlreiche Priele, von denen<br />

e<strong>in</strong>ige als Vorgänger späterer Sieltiefe (wie zum Beispiel des Langwarder Sieltiefs)<br />

gewiß beträchtliche Breiten <strong>und</strong> Tiefen erreichten, standen den täglichen Fluten<br />

offen . Das Meereswasser konnte ungeh<strong>in</strong>dert <strong>in</strong> die Niederungen des Landes<strong>in</strong>neren<br />

e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, wo es möglicherweise nach größeren Überflutungen auch stehen<br />

blieb . Es muß also angenommen werden, daß die 'Deichstallung' älter ist als<br />

die erste geschlossene Küstendeichl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Butjad<strong>in</strong>gen . Daß die nördliche Wurtenkette<br />

mit den darauf angelegten Dorfwurten <strong>und</strong> Ländereien noch ke<strong>in</strong>es Deich-<br />

" Vgl . z . B. Swart, F., Zur friesischen Agrargeschichte . = Staats- <strong>und</strong> sozialwissenschaftliche Forschungen,<br />

Bd. 145, Leipzig 1910, S . 170 f.<br />

29 Niedersächsisches Staatsarchiv Oldenburg Best. 75 - 13 Ab Nr . 12, 15, 16 <strong>und</strong> 22 .<br />

3' Brandt, K., Beitrag <strong>in</strong> diesem Band .

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