Mittelalterliche und frühneuzeitliche Siedlungsentwicklung in Moor

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134 K. Brandt Der Siedlungsausbau in der tief gelegenen Marsch Zur selben Zeit, als die Wurt Sievertsborch errichtet wurde, begann man auch die niedrig gelegenen Marschgebiete und die Übergangszone von der Marsch zum Moor für die Besiedlung zu erschließen . Im Gebiet zwischen unterer Weser und Elbe ist diese Kolonisation des 12./13 . Jahrhunderts aus den Quellen verhältnismäßig gut zu fassen . In einer Reihe von Arbeiten konnte sie intensiv untersucht werden (z . B . Hofmeister 1979/81 ; Fliedner 1970 ; Deike 1959) . Charakteristisch für die meisten dieser Kolonisationssiedlungen ist die Siedlungsform der gereihten Höfe und streifenförmige Aufteilung der Flur, oft bei geschlossenem Besitz mit Hofanschluß . Siedlungen dieser typischen Form kommen links der unteren Weser nur in Stedingen, und in dem nördlich angrenzenden Gebiet etwa bis zur Höhe von Rodenkirchen vor . Die niedrig gelegenen Marschgebiete von Butjadingen zeigen zwar auch regelmäßige Strukturen, aber von anderer Art. Die Fluren südlich der hohen Marsch von Butjadingen werden durch nord-süd verlaufende Gräben und Wege in breite Streifen gegliedert, die ihrerseits in Blöcke aufgeteilt sind . Die Höfe liegen locker in Reihen angeordnet, dicht nebeneinander oder in Abständen bis zu 400 m und mehr, also längst nicht so regelmäßig wie in den oben genannten Kolonisationssiedlungen (Abb . 5) . Außerdem verlaufen die Wurtenreihen nicht nur in Nord-Süd-Richtung ; sondern auch von Ost nach West . Die Nord-Süd verlaufenden Gräben und Wege setzen unmittelbar an den Kernfluren der Wurtendörfer Butjadingens an, während die Einzelhofwurten nur südlich des Mitteldeichs vorkommen . Seit dem Mittelalter markiert dieser Deich die Südgrenze der Kirchspiele in der hohen Marsch von Butjadingen . Der Deich wurde errichtet, um die Südseite der Butjadinger Marsch gegen Überflutungen zu schützen, die durch den Einbruch des Jadebusens verursacht wurden (Tenge 1912, S . 13f .) . Weniger der alte Wasserlauf der Ahne als vielmehr die im 14 . Jahrhundert einbrechenden Rinnen von Heete und Hayenschloot dürften den Anlaß zum Bau des Mitteldeiches gegeben haben (Finckenstein 1975, S . 21 ; Krämer 1984, S . 83 ; Brandt 1984a, S . blf.) . Der Mitteldeich wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 14 . Jahrhunderts gebaut . Es stellt sich die Frage, zu welcher Zeit die Gehöftwurten im Gebiet südlich des Mitteldeiches errichtet wurden, ob sie erst infolge der Überflutungen des 14 ./15 . Jahrhunderts entstanden oder ob sie älter sind . Um diesen Fragen nachzugehen, hat das Niedersächsische Landesinstitut für Marschen- und Wurtenforschung in den Jahren 1982/83 Untersuchungen begonnen, und zwar wurden auf insgesamt 21 Wurten Bohrungen durchgeführt (Abb . 5) . Dabei ergab sich, daß bis auf eine Ausnahme an der Basis der Wurten keine Flachsiedlungen lagen . Gleich zu Beginn der Besiedlung wurden also Wurten errichtet . Die Gesamthöhe der Wurten beträgt heute, von der Basis aus gemessen, 1,30 m bis 2,00 m . Jedoch ist davon auszugehen, daß die meisten Wurten ehemals höher waren, vor allem die heute wüstliegenden (zehn von 21) . Das Mindestalter der Wurten ließ sich durch die abgesammelte Keramik bestimmen . Es handelte sich um hart gebrannte Kugeltopfkeramik des hohen und späten Mittelalters . Genauere Datierungen erbrachten Testgrabungen auf zwei Wurten . Die eine Wurt liegt ca. 1,4 km nordwestlich von Stollhamm in einer nord-süd verlaufenden Wurten-
Mittelalterliche Siedlungsentwicklung in der Marsch von Butjadingen 135 heutiger Deich-ehemaliger Deich ep Dorfwurt . Gehöftwurt Kirche --- Kirchspielsgrenze Wurt mit Bohruntersuchung Abb . 5 : Wurten, alte Deiche und ehemalige Wasserläufe im Gebiet zwischen Jadebusen und Weser (Kr. Wesermarsch) .
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