ISSN 0473-1425 Jahrgang 53 21. Februar 2002 - Heft 6 H 5701 661 ...
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Zunachst gehe ich aber auf die Kultur von Gymbidium<br />
goeringii ein, die ich ausfUhrlich in "Gartenpraxis"<br />
erlauterte (PERNER, 2001). Gym. goeringii<br />
(RCHB.F.) RCHB. F. wurde 1852 in der Botanischen<br />
Zeitung 3:334 beschrieben, basierend auf dem Synonym<br />
Maxi/laria goeringii RCHB. F. (1845). Schon<br />
1838 hatte LINDLEY die Art als Gymbidium virescens<br />
beschrieben, wobei er aber ubersah, dass bereits<br />
1805 eine Pflanze gleichen Namens von WILL<br />
DENOW aus Sudamerika veroffentlicht worden war.<br />
Du PUY und CRIBB (1988) erkennen fur Gym. goeringii<br />
drei Varietaten an : Gym. goeringii var. goeringii<br />
(Japan, Korea, Ryukyu Inseln, Taiwan, Sudchina,<br />
Nordwestindien), var. tortisepalum (FUKUYAMA) Y.S.<br />
Wu et S.C. CHEN (China: Sichuan und Taiwan) sowie<br />
var. serra tum (SCHLTR.) Y.S. Wu et S.C. CHEN (China:<br />
Guizhou und Taiwan; Japan). Die Art wachst terrestrisch<br />
in offenen Waldern, oft an leicht beschatteten<br />
Klippen und Hangen in Hohen zwischen 500 und<br />
3000 m. Am Naturstandort sah ich Gym. goeringii in<br />
ca. 1500 m Hohe relativ schattig in einem Bambuswald<br />
am Mt. Emei, Sichuan. Der Boden bestand aus<br />
einem rotlichen Lehm, welcher alierdings relativ<br />
locker war und einen pH-Wert von 4,5 aufwies. Die<br />
dort vorkornmende einblutige Form ware nach Du<br />
PUY und CRIBB Gym. goeringii var. goeringii, auch<br />
wenn die Sepalen zur Spitze hin nicht verbreitert<br />
sind und spitz auslaufen.<br />
CHEN, TSI und LUQ (1999) halt en weiterhin die Varietat<br />
Gym. goeringii var. longibracteatum (Y.S. Wu<br />
et S.C. CHEN) Y.S. Wu et S.C. CHEN aufrecht, die von<br />
Du PUY und CRIBB zum Synonym der var. tortisepalum<br />
erklart wurde, obwohl von Ihnen als bestimmendes<br />
Merkmal fur letztere die im Verh3ltnis zum<br />
Fruchtknoten kurzere Braktee festgelegt wurde. WU<br />
und CHEN hatten fUr die Varietat longibracteatum<br />
aber gerade die langen Brakteen angegeben, die<br />
den Fruchtknoten uberragen. Nachdem ich eine<br />
Fulle verschiedener Gym. goeringii gesehen habe,<br />
von denen viele oft Wildaufsammlungen waren, wie<br />
ihre Ausstelier stolz erklarten, und diese Pflanzen aile<br />
moglichen Ubergange zwischen den von den<br />
oben genannten Autoren aufgestellten Varietaten<br />
zeigen, habe ich meine Zweifel an der vorliegenden<br />
Varietatenumgrenzung. Am besten lasst sich noch<br />
die Varietat goeringii identifizieren, wenn sie aus Japan<br />
oder Ostchina stammt. Dann hat sie meist kurze<br />
Blatter, einblutige Infloreszenzen und charakte<br />
32 und 33: Besonders begehrt bei ostasiatischen Sammlern<br />
sind panaschierte Cymbidien, wie dieses Cym. goeringii<br />
var. goeringii. Die schlechte Blutenhaltung spielt dabei<br />
keine Rolle fUr die hohe Wertschiitzung.<br />
34: Sehr ungewohnliche paarige Sepalen zeigt dieses Cym.<br />
goeringii. Sie zeigen im unteren Bereich Ankliinge an die<br />
Lippe.<br />
35: Hier sind die Petalen lippenartig ausgebildet.<br />
36: Obwohl diese Pflanze nach westlichem Empfinden keine<br />
besonders gute Haltung und Form der Sepalen zeigt,<br />
wurde die Pflanze von den chinesischen Juroren hoch bewertet.<br />
Ausschlag dafUr gaben die schon gezeichneten,<br />
lippenartigen Petal en, die mit der Lippe eine harmonische<br />
Einheit bilden.<br />
ristische Sepalen, die zur Spitze hin breiter werden<br />
und rundlich auslaufen.<br />
Hohe und schmale Topfe sind die StandardgefaBe<br />
fUr Jensoa-Cymbidien in China. 1m Boden gibt es<br />
ein groBes Wasserabzugsloch, das oft mit einem mit<br />
Schlitzen versehenen Tonkegel bedeckt wird. Dann<br />
wird ein grobes Substrat eingefulit, welches das<br />
Wasser leicht abflieBen lasst und eine mehr oder<br />
weniger saure Reaktion zeigt (ich habe die Pflanzen<br />
aber in Deutschland erfolgreich in relativ neutralem<br />
Substrat gepflegt). Die GefaBe werden mit ihren<br />
breiten, nach auBen gebogenen Randern in Lattenroste<br />
gehangt, was hauptsachlich gegen das Umkippen<br />
der vasenartigen GefaBe hilft, aber auch Ungeziefer<br />
abh3lt und fUr freien Wasserabzug sorgt.<br />
Entsprechend der von mir gemachten Beobachtungen<br />
in der Natur sowie bei den chinesischen Kultivateuren<br />
topfte ich seinerzeit meine Pflanzen in<br />
Deutschland um. Ich hatte sie in typischem RindenfTorf-Substrat<br />
auf einer D.O.G.-Aussteliung in<br />
Stuttgart erworben und zunachst in eine sehr grobe<br />
Mischung aus Kies, Blahton und Rinde gepflanzt,<br />
was ich japanischen Illustrationen aus Artikeln zur<br />
Gymbidium-Kultur entnommen hatte. In dieser wenig<br />
wasserhaltenden Mischung entwickelten. sich<br />
die Pflanzen bei mir schlecht. Nachdem ich in China<br />
gesehen hatte, dass die Pflanzen richtig terrestrisch<br />
wachsen, pflanzte ich sie in ein recht ahnliches Substrat,<br />
wie ich es fur meine Cypripedien verwendete:<br />
1 Teil Seramis, ein Teil lockere mineralische Walderde,<br />
ein Teil Bimskies und ein Teil Rinde. Der Erfolg<br />
lieB nicht lange auf sich warten und schon nach drei<br />
Jahren mussten die einst schwachelnden Pflanzen<br />
dringend umgetopft werden. weil sie so viele Triebe<br />
und Wurzeln entwickelt hatten, dass sie aus den<br />
Topfen zu quelien begannen . Die dicht stehenden<br />
Triebe hatten auBerdem den Nachteil,. dass die nUr<br />
an sehr kurzen Infloreszenzen stehen~en BIUten<br />
sich zwischen den Blattern n icht richtig ' ausbreiten<br />
konnten.<br />
Bis ich alierdings reichlich Bluten im <strong>Februar</strong> bewundern<br />
konnte, brauchte ich mehrere Bluhperioden,<br />
um Erfahrungen zu sammeln. Die Blutenknospen<br />
faulen .1m Winter unweigerlich ab, wenn<br />
der Pflanzstoff zu feucht gehalten wird. Leider vertrocknen<br />
sie eben so zuverlassig, wenn das Substrat<br />
zu trocken wird. Das richtige MaB Feuchtigkeit zwischen<br />
Herbst und Fruhling fUr den gegebenen<br />
Pflanzstoff im jeweiligen Pflegeraum zu finden, ist<br />
leider nicht der Literatur zu entnehmen sondern<br />
muss von jedem Pfleger seiber erarbeitet werden.<br />
1m Sommer ist das notwendige reichliche GieBen<br />
bei genugend durchlassigem Substrat einfach. RegelmaBige<br />
Zugabe von Dunger in dieser Zeit forder!<br />
ein uppiges Wachstum und den Ansatz vieler Blutenknospen.<br />
Das von mir verwendete abgestandene<br />
Leitungswasser war mittel hart (12 °dH) und neutral.<br />
Die Pflegetemperaturen sollten im Winter zwischen<br />
10° und 4 °C pendeln (fag/Nacht) und im<br />
Sommer zwischen 25° und 15 °C (fag/Nacht) wobei<br />
eine Sommerfrische von Juni bis September sicher-<br />
Vie o.duU. <strong>53</strong>(6): 731 , <strong>2002</strong> www.orchidee.de [071]